Einzelbild herunterladen
 

Drte stationiert hatten, jeder Arbeiterwähler persönlich besucht und| Zuverlässigkeit des Zentrums und die Energie der christlichen I mächtig sein. Der Vorwurf, daß der Reichstag fchwach, arbeits eingeladen worden. Mit Tränen in den Augen flehten die Besuchten Gewerkschaftsbewegung in Fragen des Koalitionsrechts glaubt. unlustig und volksfeindlich sei, richtet sich dann aber nicht gegen und besonders deren Frauen unseren Genossen an, er möge doch so Eifrig wird demgegenüber beteuert: die in den meisten Fällen isolierte Sozialdemokratie, sondern schnell wie möglich ihre Wohnung verlassen erfahre der Fabrikant, daß ein Sozialdemokrat sie besucht habe, so müßten sie mit der Gefahr der Maßregelung und der Wohnungskündigung rechnen.( Es besteht auch in dieser Gegend nämlich das fluchwürdige Wohlfahrts" system der Fabrik wohnungen, das die Proletarier zu Sklaven erniedrigt). Wie be= rechtigt diese Angst war, sollte sich sehr bald zeigen. In die Ver­sammlung, so erklärten die armen Leute übereinstimmend, fönnten sie unter feinen Umständen kommen.

Н

Gerade die christlich- nationalen Arbeiter waren es, welche gegen die stärker als je sich fühlende Zentrums­durch eine eindrucksvolle, in ganz Deutschland   beachtete Kund- partei. Wie Herr Marr feststellt, beruht die Stärke des Zen­gebung den Kampf gegen die neuzeitlichen Gegner des Koalitions- trums darin, daß es mit der Sozialdemokratie, die nach seinen rechtes auf ihrem Kongreß in Berlin   zuerst aufgenommen haben, früheren Versicherungen zu nichts nuke ist, eine Mehrheit zur Ab­und der Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften hat erst wehr von Dingen bildet, die beide verhütet wissen wollen. Warum fürzlich in einem wirkungsvollen Aufruf zu einem Abwehrkampfe fich das Zentrum dieser Mehrheit nur zur Abwehr schädlicher und aufgefordert und zur Sammlung von Materialien aus der nicht auch zur Durchsehung nüßlicher und dring­Gewerkschaftspresse über willkürliche Koalitionsbeschränkungen ficher Forderungen bedient, darüber sagt Herr Marr

angeregt.

-

Gut so weit. Aber richtig ist auch, daß auf dem christlich nichts. Man wird annehmen dürfen, daß das um seine eigenen mehrere hundert Wähler) von knapp dreißig Personen besucht. Konservative, d. h. geschworene Feinde des In der Tat war die Versammlung denn auch( ber Drt zählt nationalen Arbeiterfongres, ber die große Stundgebung erließ. Worte zu gebrauchen-" seinen tiefen Grund" hat. Die Rede des Herrn Marr fand nach dem Bericht des Mül­Darunter anscheinend auch etliche Fabritipizel. Denn am folgenden Koalitionsrechts, als gefeierte Ehrengäste Versammlung dankte dem Redner für den interessanten und lehr­heimer Zentrumsblattes starken Beifall, und der Vorsitzende der Morgen um 10 Uhr wurde zwei Arbeitern, die es gewagt hatten, faßen. Die scheinen also den Brotest nicht gar so ernft ge- reichen Vortrag. Die Rede verdient diese Anerkennung, sie ist in meinen Ausführungen zuzustimmen, in der Tat auf knall und nommen zu haben. Fall die Wohnung gekündigt! Ohne jede Angabe von der Tat interessant und lehrreich. Sie zeigt ,, was man den durch Und die Zuverlässigkeit des Zentrums? In welcher die Bentrumsschule gegangenen Massen bieten darf, daß ein Redner Gründen. Da die Arbeiter, wenn sie im Orte teine Bohnung mehr haben, doch natürlich auch nicht mehr arbeiten können, daß sie Frage des Voltsrechts hat es bisher standgehalten? Ist es in diesen Kreisen auch dann noch auf starken Beifall rechnen kann, nicht Tatsache, daß neben den christlichen Arbeiterabgeordneten also wirtschaftlich aufs schwerste geschädigt werden, versteht sich von in derselben Fraktion Feinde des Koalitionsrechtes igen? wenn jeder Satz eine Widerlegung des vorhergehenden und das Ich bin nun natürlich davon überzeugt, daß( genau wie in Das alles mahnt zur Vorsicht. Die freien Gewerkschaften Ganze nichts anderes ist als eine fortlaufende Nebung des Redners, fönnen jedenfalls nur auf sich und die Sozialdemokratie sich selber zu ohrfeigen. anderen Fällen ähnlicher Art in diesen letzten Wochen 1) die bauen. Stellen sich die christlichen Gewerkschaften mit ins Fabrikanten jeben Zusammenhang zwischen Bersammlungsbesuch und Maßregelung mit dem Brustton der Ueberzeugung bestreiten Treffen, werden wir sie nicht daran hindern.

selbst.

werden. Aber solche Heuchelei macht die Sache nur um so wider­licher.

Die wackeren Burschenschafter, die mit Ernst und Stolz einst in den Tagen des Vormärz   ihr ehrliches Schwarz- Rot- Gold trugen, würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie erführen, was der

Kapitalismus bei ihren Nachfahren aus dem alten schwarz- rot­goldenen Freiheitsbegriff gemacht hat! Die Freiheit, die sie meinen, ist die Freiheit der Ausbeutung, die Freiheit schamlosester Unterdrückung und Knechtung....

*

Politische Uebersicht.

Der Gemeindewahlrechtsraub in Anhalt ist am Montag vom Landtag sanktioniert worden. Gegen bier Stimmen wurde die neue Gemeindeordnung, die der Arbeiterklasse in Anhalt jeden Einfluß in den Gemeindeparlamenten nimmt, in dritter Lesung angenommen. Das neue anhaltische Gemeindewahl­recht, das von den foalierten Konservativen und Nationalliberalen gemacht wurde, hat bei der Bevölkerung Anhalts große Empörung Vor dem Schöffengericht Tuttlingen   wurden im Auguſt ausgelöst. Bei den nächsten Landtagswahlen, die im Herbst statt­1909 drei Schüler des Gymnasiums Lörrach   mit Geldstrafen finden, werden voraussichtlich die Sozialdemokraten, Demokraten und bedacht, und zwar erhielt Karl v. Offe, 19 Jahre alt, ge- liberalen lämpfen, denn nur durch ein geschlossenes Borgehen der Fortschrittler geschlossen gegen die Konservativen und National­bürtig in Straßburg  , 200 M., Albert Berenbach, 16 Jahre Linten ist es möglich, der Reaktion die Mandate in den untersten alt, von Bad Rheinfelden, und Walter Kurschmann in Lörrach  , Abteilungen au entreißen.

Ein Gegenstück zum Denkmalsprozeß.

verhandlungen.

Nimmt man alles in allem, so darf man sagen, daß der Wahl- 19. Mai 1909, an welchem Lage die Unterfefunda des Gym- Der Ausschluß der Oeffentlichkeit bei Kriegsgerichts­ausfall, so wenig er uns befriedigen kann, doch teinerlei An­laß zur Entmutigung gibt. Während den Nationalliberalen nafiums auf einem Ausflug die Ruine und die Wirtschaft Hohentwiel" besucht hatte, das Bildnis und nament- Vor dem Kriegsgericht der 1. Marineinspektion in Riel hatte ich ihre Wähler in hellen Scharen davonliefen( ſie verloren reichlich lich 1200 Stimmen!) sind von den sozialdemokratischen Wählern nur ich den Kopf des dort angebrachten Raiser- türzlich der Hauptmann v. Nettberg, Kompagniechef der 2. Kompagnie 1200 Stimmen!) sind von den sozialdemokratischen Wählern nur bildes durch Schüffe verlegt, auch dasselbe des 1. Seebataillons, zu verantworten, und zwar wegen mangelnder eima 300( nicht, wie es nach den ersten, unvollständigen Meldungen schien, 600) auf den Niederfüllbacher Leim getrochen und auf den mit roten und blauen Strichen befudelt. Beaufsichtigung Untergebener und außerdem wegen Mißhandlung Hausindustrieschwindel hereingefallen. Die Stadt Koburg   selbst hat nachdem zuerst die Gymnasiasten sämtlich geleugnet hatten, und Beleidigung eines Untergebenen. Während der Verhandlung sich ehrenvoll gehalten und in nicht weniger als dreiunddreißig diese Beschädigungen berübt zu haben, wurden durch die Er- über den Teil der Anklage, der von der Mißhandlung und Beleidi­Ortschaften vermochten wir unsere Anhängerschar trotz alledem und mittelungen, die das Amtsgericht auf dem Hohentwiel" vor- gung handelt, wurde die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. allebem sogar noch zu steigern. Trotz Niederfüllbach   rangiert nahm, die jetzt verurteilten Gymnasiasten als Täter fest- Der Vorsitzende gab dafür folgende, ganz neuartige Be­gestellt.

die Sozialdemokratie immer noch an erster Stelle unter ben fonfurrierenden Parteien! Nur in Neustadt, dem Wohnsitz des Niederfüllbachers, und in den umliegenden kleinen Hausindustrie­Niederfüllbachers, und in den umliegenden kleinen Hausindustrie­Dörfern verloren wir trotz der denkbar intensivsten schriftlichen und mündlichen Aufflärungsarbeit Hunderte von Wählern.

gründung: Die Oeffentlichkeit soll ausgeschlossen werden, um vor­zubeugen, daß die Tatsachen in der Presse anders dar­gestellt werden, als sie vor Gericht fich ergeben. Erfahrungsgemäß werden die Tatsachen in der Presse anders dargestellt, als sie fich vor Gericht abspielen.

So berichteten damals die" Singener Nachrichten". Unsere Parteipreffe warf nun die Preisfrage auf: Wieviel Geldstrafe der wieviel Jahre Gefängnis hätten Arbeiter, fagen wir einmal Sozialdemokraten erhalten, wenn sie das Doch die Ernüchterung wird auch hier nicht ausbleiben. Herr" geheiligte Antlitz" der Majestät als Zielscheibe für ihre Arnold, der Fabritbefizer a. D., wird, sollte er wirklich in den Schießübungen sich ausgesucht hätten? Und welches Indianer­Reichstag einziehen, eben unseren Heimarbeitern nicht helfen und geheul hätte in diesem Falle die bürgerliche Presse von Konstanz  die Niederfüßbacher Millionen werden nicht ins Land tommen. bis Stönigsberg angestimmt! Und nun war es nicht einmal das Antlig eines Und auch Kleinbahnen wird Herr Arnold im Reichstage nicht monarchen, das beschädigt wurde; und nicht einmal waren bauen! Inzwischen aber gehen wir mit ungefchwächten Kräften und un es schüsse, die darauf abgegeben wurden. Aber dennoch Der Hauptmann wurde von der Anklage der mangelnden Be­un- es gebrochenem Mut erst einmal in den Stich wah Ilampf. Noch gab es 5½½ Jahre Gefängnis, und dennoch gab es ein Indianer find viele Hunderte von Arbeiterwählern, die im ersten Wahlgange geheul nicht bloß von Konstanz   bis Königsberg  , sondern sogar der Urne fernblieben, zu gewinnen. Und vielleicht gehen schon bis von der Rechten bis zur äußersten bürgerlichen Linken. zum Freitag, den 17., dem Stichwahltage, doch auch noch manchem Arnold- Wähler die Augen darüber auf, welchem grotesten Schwindel er am Tage der Hauptwahl zum Opfer gefallen ist. Die Fortschrittler und ihr Berliner Tageblatt" sollten den Tag nicht vor dem Abend loben und noch hat Herr Arnold sein Mandat nicht in der Tasche!

11901

"

-

Infame Heuchler!

Der Vorsitzende hat sich nicht bemüht, den Beweis für die von ihm ausgesprochene Berdächtigung der Presse zu erbringen. Seine Begründung fassen wir deshalb so auf: Er will nicht, daß ein Offizier durch Bekanntgabe aller der vor Gericht zur Verhandlung tommenden Einzelheiten bloßgestellt wird. Das schädigt das Ansehen des Offizierkorps, daß uns kein Staat der Welt nachmacht. aufsichtigung freigesprochen; wegen der Mißhandlung wurde das Verfahren eingestellt. Aus der öffentlichen Begründung des Urteils ging hervor, daß der Angeklagte einen Seefoldaten mit dem Säbel­griff einen Stoß in den Rüden gegeben und ihm beim Griffeüben das Gewehr zurechtgesetzt und dabei gestoßen hatte. Der Soldat hat beidemal Schmerzen verspürt. Das salomonische Urteil lautete: Es sei dem Angeklagten zu glauben, daß er in Erregung gehandelt habe und die Haltung des Soldaten nur korrigieren wollte. Objektiv liege eine Schmerzverursachung vor, es sei jedoch nicht festgestellt, daß der Angeklagte das Bewußtsein gehabt habe, daß er dem Sol­daten Schmerzen zufügen würde. Immerhin hätte er es vermeiden tönnen; es liege deshalb eine fahrlässige Handlung vor, die als vorschriftswidrige Behandlung anzusehen sei. Dafür sei jedoch schon eine Bestrafung im Disziplinarwege erfolgt.

Ein Zentrumsabgeordneter, der sich selber ohrfeigt. Vor kurzem erstattete der Reichstagsabgeordnete für Mülheim­Gummersbach- Wipperfürth vor seinen Wählern in einer Versamm­lung zu Mülheim   Bericht über die Tätigkeit des Reichstages. Herr Oberlandesgerichtsrat Marg ist im Rheinlande bekannt wegen der Bedenkenlosigkeit in der Wahl seiner Mittel und Behauptungen. Er legte davon auch diesmal Zeugnis ab. Als Beweis für den Tief­stand, auf dem der Reichstag durch die Wahl von 1912 gebracht sei, führte er an, daß ein Mann wie Trimborn ersetzt worden sei durch einen Mann, der sich Hofrichter nennt", und daß in Düsseldorf   an Stelle des im Handel und in der Industrie verdienten Zentrums­kandidaten der Sozialdemokrat Haberland, ein Mann von chro­nischer Heiserkeit, gewählt worden sei. Herr Marr ist bekanntlich der Führer im Kampfe für christliche, d. h. ultramontane Erziehung. 1. Westpreußischen Es scheint, daß er durch solche Unanständigkeiten den Ausweis der Befähigung für diese Aufgabe zu bringen versucht.

Wie hoch diese Bestrafung war, erfuhr man vor Gericht nicht.

Landesverratsprozek Pohl.

Doch gehe die Stichwahl aus wie immer sie ausgehen mag: die Reaktion, die in den letzten Wochen und Monaten jene bei spiellose Justiz- und Breßhezze gegen die Sozialdemokratie inszenierte, hat am allerwenigsten Anlaß, im Trüben zu fischen und wie sie es hier und dort schon zu tun versucht für ihre sonderbaren Pläne aus der Koburger Wahl Kapital zu schlagen! Während die Sozialdemokratie sich wenigstens leidlich zu halten vermochte ist ihr Kandidat, der rechtsnationalliberale Herr Dr. Stoll, für den Der Prozeß gegen den Vizefeldwebel Walter Bohl bom Pionier- Bataillon der Bund der Landwirte geschlossen ins Feld rückte und der Nr. 17 wegen Verrats die begeisterte Unterstützung von Blättern vom Schlage der Kreuz­militärischer Geheimnisse an Rußland   begann am Dienstag vor dem Kriegsgericht der Berliner   Sommandantur. Bohl wurde zeitung" und der Deutschen Tageszeitung" fand, elend Jahres als Schreiber der 1. Ingenieur­aus dem Felde geschlagen wurden; Herr Stoll hat von allen Parteien Wie Herr Marg bersichert, haben die Sozialdemokraten außer Anfang dieses e weitaus wenigsten Stimmen erhalten und nicht einmal langen Reden im Reichstag   nichts geleistet. Kein Reichstag war Inspektion nach Berlin   kommandiert. In dieser seiner Eigen­die Stichwa bi gelangt die hier nationalliberal firmierende fo boltsfeindlich, so schwach wie der Reichstag   mit den 111 Roten  " fchaft waren ihm auch Feftunspläne, Stizzen und andere sehr wich Steaktion, die bisher das Mandat inne hatte! Und wenn man aus sagte Herr Marg nach dem gewiß genauen Bericht des Mül- tige Dokumente zugänglich. Bohl hatte nicht unerhebliche Schulden; diesem grotesken und ganz und gar unpolitischen Wahlkampfe nun beimer Zentrumsblattes. Die Sozialdemokratie hat nicht einmal auch wollte er heiraten. Um sich Geld zu verschaffen, setzte er fich mit dem Militärattaché der russischen Botschaft in Verbindung und einmal überhaupt irgendwelche politischen Schlüsse ziehen will, so Vorschläge gemacht, um die Militärlasten zu mildern und der brachte diefem Stizzen von den ostpreußischen Festungen Billau und Er hat hierfür 500 M. erhalten. Inzwischen hatte Sprechen diese Schlüsse ganz gewiß nicht zugunsten der Fleischteuerung entgegenzuwirken meint Herr Marg, der, nach Boyen. Reaktion und der Scharfmacher beze, die in Koburg diesen Ausführungen zu urteilen, entweder im Reichstage ge- fich Pohl verdächtig gemacht und so gelang es ihm infolge bielmehr ein schmähliches Fiasto erlebte! schlafen oder dauernd die Sizungen geschwänzt hat. Aber es feiner Verhaftung nicht mehr, die Festungspläne von Borkum   und kommt noch besser. Man höre: Helgoland auszuliefern. Kopien von den Plänen hatte Bohl bereits angefertigt. Die Ermittelungen ergaben auch, daß Pohl mit dem Berliner   Kaufmann Kurt Kaul  , der sich als Dr. Blumenthal in Dresden   aufbielt und ebenfalls für Rußland Spionage trieb, in Dresden   aufhielt und ebenfalls für Rußland Spionage trieb, in Berbindung stand. Kaul war, um unverdächtiger zu sein, von Nuß­land mit dem Doktortitel versehen worden.

Um das Koalitionsrecht.

Die immer dreisteren Angriffe auf das Koalitionsrecht find offensichtlich auf die christlichen Gewerkschaften nicht ohne Eindruck geblieben. In der nicht unberechtigten Sorge, daß es auch ihnen an den Kragen gehen könnte, bekommen sie ein gewisses Anlehnungsbedürfnis an die großen freien Gewerk­schaften. Diese Stimmung offenbart auch ein Leitartikel, den sich die Kölnische Volkszeitung"( Nr. 625) von einem christ­lichen Arbeiterparlamentarier schreiben läßt. Es heißt da:

-

Ueberhaupt hat nie eine solche Verworrenheit und eine der artige Arbeitsunluft geherrscht wie in diesem Reichstag  . Ganze Kommissionen wußten nicht, was die Regierung eigentlich wollte. Die Sozialdemokraten hatten die and im Spiele, und es gehört ein sehr großer Teil Opfermut dazu,

Bohl war sofort geständig. Zur Verhandlung waren fünf Zeugen geladen. Bei der Feststellung der Personalien wurde bekannt, daß Pohl einmal wegen Mißhandlung zu 15 Tagen Mittelarrest berurteilt und später wegen Schuldenmachens verwarnt worden ist. Trozdem lautet sein Zeugnis: dienstlich und moralisch vor­

um mit den Leuten überhaupt noch im Parlament zu verhandeln. Im Reichstag saß die Sozialdemokratie strammer Disziplin. Dort dürfen sie keine Zwischen­rufe, teinen Radau machen, um ja nicht den vielgeliebten Präs sidenten in Verlegenheit zu bringen. Stundenlang wurden die roten Abgeordneten fast täglich in Fraktionssikun- züglich. gen gedrillt und nur einige bekannte führer traten im Plenum auf. Das hatte alles seinen tiefen Die Regierung ließ den Reichstag und seine Kommissionen im schuld daran ift die Sozialdemo­

Grind.

-

Die Verhandlung wurde wegen Gefährdung der Staatssicherheit unter Ausschluß der Deffentlichkeit geführt. Nach mehrstündiger Dauer wurde in öffentlicher Sigung folgendes Urteil verkündet: Der Angeklagte Die Frage des Koalitionsrechtes der Arbeiter wird, wenn nicht alle Zeichen trügen, in den nächsten Jahren Gegenstand lebhafter wird wegen Verbrechens gegen das Spionagesetz vom 3. Juli 1893 politischer Kämpfe werden. Im preußischen Herrenhaus ist noch unklaren über ihre Absichten und wegen Bestechung zu einer Gesamtstrafe von 15 Jahren Zucht­haus, 10 Jahren Ehrverlust, Ausstoßung aus dem Heere und Zu­furz vor Schluß ein heftiger Borstoß gemacht worden, um die Regierung au schärferen Maßnahmen gegen die gewerkschaftlichen tratie, sie hatte ihre Hand im Spiele"- wie Herr Marx geheim- laffung der Polizeiaufsicht verurteilt. Die beim Angeklagten vor­Organisationen zu drängen, insbesondere zu einem Berbot des Streit nisvoll versichert. Die Sozialdemokratie benimmt sich, wie Herr gefundenen 500 M. wurden für die Staatskasse beschlagnahmt. Die poftenstehens und gleicher geit zu weitgehender Unterstützung der gelben Marg ausdrücklich feststellt. tadellos im Reichstage dennoch ist Begründung des Urteils wurde aber in nichtöffentlicher Sigung ge Werkvereine zu veranlassen. Die Haltung der preußischen Regierung es unmöglich, mit den Leuten zu verhandeln". Ihre ganze Ar- geben. bewegt sich zwar im allgemeinen in den Richtlinien, welche der beitsleistung, so hörten wir von Herrn Mary, bestand im Reden Reichskanzler im Reichstag vorgezeichnet hatte, aber mit einer und gleich darauf läßt er uns wissen, daß im Plenum nur einige sehr starten üble gegen die Gewerkschaften ihrer bekannten Führer auftraten. Kein Reichstag war so schwach,

-

Amtliches Ergebnis

der Reichstagserfahwahl in Koburg  . Koburg- Gotha 1 wurden bei 17 123 Wahlberechtigten 14 866 gültige

und warmen Sympathie für die Gelbenie fich so verworren, so arbeitsunluftig, so volksfeindlich wie dieser- und Bei der Reichstagserfazwahl am 10. d. Mts. im Wahlkreise

immerhin jemand zu Einzelfragen des Koalitionsrechtes stellen mag, der Bolitiker muß sich darüber flar fein, daß mit der neuer- bald darauf verkündet Herr Marg: dings entfachten Bewegung gegen das Koalitionsrecht ein Sampf entfesselt wird, der alle Arbeiter, ohne Unter­schied der Partei, soweit sie auf eine selb ständige Gewerkschaftsbewegung und Ver tretung der Arbeiterinteresien Wert legen, in geschlossener Abwehr findet. Das Buchthausgeset vom Jahre 1899 ist durch die gewaltige Abwehrbewegung der Arbeiter im Lande geworfen worden.

In diesem Reichstag ist die Stellung bes 8en- Stimmen abgegeben. Davon erhielten Rechtsanwalt Hofmann- Sof trums, das man doch 1912 schwächen wollte, eigentlich eine in Bayern  ( Soz.) 5751, Fabrikant Arnold- Neustadt bei Koburg  noch viel stärkere als früher. Das Zentrum ist in der( Fortschr. Vp.) 5627 und Amtsgerichtsrat Dr. Stoll- Koburg( nakl.) Lage, mit der Sozialdemokratie eine Mehrheit 3486 Stimmen. Bersplittert waren zwei Stimmen. Es ist engere zu bilden, um das abzulehnen, was Sozial- Wahl zwischen Hofmann und Arnold erforderlich, die am 17. d. Mts. demokratie und Zentrum nicht gefällt." stattfinden wird.

Man weiß, daß in der Zeit von Mitte der neunziger Jahre bis Ende 1906 das Zentrum im Reichstage ausschlaggebende,

Todesopfer des Militarismus.

Dieser Kern des Artikels ist in eine lange Bolemit gegen regierende Partei war. Damals war sie mächtig. Jit sie jest, mie Wie zu erwarten war, antwortet das Wolfffche Telegraphen­die Sozialdemokratie eingewickelt, weil diese nicht recht an die Herr Marg versichert, noch viel stärker, dann muß sie geradezu all- Bureau" auf unsere Mitteilung, daß beim Grenadier- Regiment