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L a n Le s kundzugeben und sie zugleich über ihre Absichten wegen Einberufung der Kammern zu befragen. In einem Artikel schreibt ferner Jaur�s: Deutschland kann den Vorwurf nicht zurückweisen, Oesterreich auf schlech- tem Wege ermutigt zu haben. Auch die Arbeiterföderation erließ ein Manifest mit der Aufforderung, im ganzen Lande Friedenskuud- gedungen zu veranstalten. Heute abend findet ein Gewerk- schastsmeeting statt.__ Der Srüsseler Gememöerat gegen Krieg. Brüssel , 27. Juli. (Eigenbericht.) In seiner gestrigen Sitzung nahm der Brüsseler Gemeinderat eine von C a m i l l e Huysmans eingebrachte Tagesordnung an, in der der Gemeinderat der Hoffnung Ausdruck gibt, daß es doch noch zur friedlichen Vermittelung kommen möge und die inter - cssierten Regierungen alles tun werden, um einen Austrag durch Waffengewalt zu vermeiden. In seiner Rede betonte Huysmans die Gefahren, die eine allgemeine Komplikation auch für die kleinen Nationen Europas mit sich führen könne.Darum und weil wir alle den Krieg verabscheuen, wenden wir uns an die Oeffentlichkeit, an die Tausende von Familien- müttern, die die Kriegsschlächterei verurteilen, deren Stimmen sich einmal� Gehör verschaffen werden. Tann wird das Schiedsgericht allen Völkern den Frieden ver- vürgen." Ter Bürgermeister erklärte, daß er sich der Auf- fafsung des Antragstellers anschließe. Da das Parla- m e n t n i ch t t a g e, sei es am Platze, daß der G e m e i n d e- rat in dieser ernsten und kritischen Stunde im Namen der Oeffentlichkeit seine Stimme erhebe.Der Ge- danke nur", sagte der Bürgermeister,daß ein europäischer Krieg ausbrechen und ein Anlaß für neue Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden kann, muß das öffent- liche Gewissen entrüsten und empören. Ich kann mich daher mit dem Antrag des Gemeinderates Huys- maus nur in jedem Sinne einverstanden erklären." Protestkundgebungen gegen den Krieg. Breslau . In zwei Massenversammlungen demonstrierte die Breslauer Arbeiterschaft am Dienstag abend gegen die Hineinziehung der Ar- beiter und Bürger Deutschlands in einen Weltkrieg. Der Polizei- Präsident sandte dem Einberufcr schon vorher die Mitteilung, daß er jede Straßendemonstrcrtion für den Frieden mit Waffengewalt verhindern werde. Gegen oie Stimmen von wenigen Kriegsfana- tikern wurde die Resolution gegen den Krieg mit stürmischem Bei- fall angenommen. Dresden . Die Dresdener Arbeiter veranstalteten am Dienstag eine wuchtige Kundgebung gegen die Kriegshetze und für den Frieden in den zehn größten Sälen von Dresden und der Umgebung. Die Säle waren alle lange vor Beginn der Versammlungen überfüllt, viele Tausende standen noch auf den Straßen, der Strahenbahnver- kehr war stellenweise und zeitweilig unterbunden. Insgesamt mögen mindestens 35000 Personen auf den Beinen gewesen sein. Die Referenten fanden stürmischen und begeisterten Beifall. Die Versammlungen schlössen mit Hochrufen auf die inter - nationale Sozialdemokratie und den Völkerfrieden. Die Gen- darmerie war in großer Zahl aufgeboten, aber die Demonstration verlief ohne Zwischenfall. Auf dem Altmarkte gröhlte nachts wieder eine Kolonne unreifer Burschen. Die Eisenbahnbrücke soll militärisch bewacht gewesen sein. Leipzig . Aus Leipzig meldet«in Privattelegramm vom 29. Juli dem ..Vorwärts": Zu einer überwältigenden Kundgebung gegen die Kriegshetze und für den Völkcrfrieden gestalteten sich beute abend die von der Leipziger Sozialdemokratie einberufenen Versammlungen. Die Lokale waren überfüllt. Auf den Straßen staute sich die Menge. In den Gärten der Lokale wurden Neben- Versammlungen abgehalten. Die Resolution, die sich scharf gegen die Kriegshetzer richtet, wurde überall einstimmig angenommen. Nach den Versammlungen zogen die Teilnehmer nach dem Stadtinner n. Die Straßen waren von den Temon- stranten buchstäblich schwarz. Die Polizei verhielt sich ruhig und lieh die Demonstration gewähren, die denn auch ungestört verlief. Für morgen ist von nationaler Seite eine große Gegenkundgebung für den Krieg geplant, zu dpr auch die Kriegervereine aufgeboten sind. Riesa . Aus Riesa meldet ein Privattelegramm desVorwärts": Durch Anschlag und Extrablätter erklärt die Dresdener Polizei- direktion, daß sie geaen nicht genehmigte Umzüge, wie sie in den letzten Abenden stattfanden, u nd gegen Ruhe- störungcn einschreiten werde. Die ganze Erklärung nimmt nach Form und Inhalt zarte Rücksicht auf die patrio. tischen Empfindungen der nationalen Radau- jünglinge und appelliert an den bcwäbrten Ordnungssinn der Dresdener Bevölkerung. ES scheint, als ob man den befürch- teten Demonstrationen der Arbeiterschaft vorbeugen wolle. Jena . Im VolkShause zu Jena protestierten am Dienstagabend 2S00 Männer und Frauen gegen die Kriegstreibereien und den Völker­mord. In der beschlossenen Resolution wurde die sofortige Ein- berufung des Reichstag? gefordert. Hamburg . In 19 überaus stark besuchten Versammlungen protestierte daS Proletariat von Hamburg-Altona Dienstag abend gegen daS provokatorische Vorgehen der Regierung Oesterreichs und gegen die Kriegstreibereien der deutschen Nationalisten. Besonder« eindrucks- voll verliefen die Versammlungen im Gewerkschaftshaus und im Englischen Garten zu Altona . Auch alle übrigen Versammlungen nahmen einen würdigen Verlauf. Nur vor Sagebiels großem Saal kam es durch nationalistische Handlungsgehilfen zu störenden Auf- tritten. Lübeck . In Lübeck protestierte am Dienstag eine von über 3000 Per- sonen besucht« VolksversamnAung gegen den Krieg. In seinem Referat kritisierte der Redner Genosse Stelling scharf auch das Verhalten der Lübecker bürgerlichen Presse, die sich wie toll im Kriegshetzen gebärdet. In der Diskussion gab ReichStagSabgcard- neter Genosse Schwartz ein interessantes Bild von den Bor- gängen während des Krieges von 1870/71. Eine Protestresolution fand einstimmige Annahme. Bremen . In Bremen demonstrierten die Arbeiter am Dienstag in sieben überfüllten Versammlungen, an denen etwa 10 000 Männer und Frauen teilnahmen. Nach der Versammlung strömten aus einigen Lokalen die Massen geschlossen nach der inneren Stadt, wo sie von einem starken Polizeiaufgebot empfangen wurden, das in der rücksichtslosesten Weise auf sie einschlug. Dieselbe Polizei hatte die provokatorischen Demonstrationen chauvinistischer Elemente ungehindert vor sich gehen lassen. Bremerhaven . In einer imposanten Versammlung, die von etwa 3500 Per- sonen besucht war, protestierte am Dienstag abend die Arbeiter» schaft der Unterweserorte gegen den Krieg. Der große Saal war polizeilich abgesperrt; Tausende mußten umkehren. Ziürnberg. Im größten Saale der Stadt hielt, nach einem Privattelc- grainui desVorwärts", die Nürnberger Arbeiterschaft am Mitt- wach abend ihre Protestversammlung ab. Mehr denn 2000 Per- sonen füllten in dichten Reihen den Saal. Eine zweite Parallel- Versammlung in einem weiteren großen Saal mußte veranstaltet werden. Trotzdem harrten noch gewaltige Scharen vor den Ver- sammlungslokalen. In kurzen, packenden, dafür aber um so wir- kungsbolleren Reden behandelten die Genossen Dr. S ü ß h e i m und Simon die gegenwärtige kriegsschwangere Lage. Nach den Referaten wurde einstimmig eine Resolution angenommen, in der die Versammelien mit den Sozialdemokraten aller Länder, beson« der? Oesterreich-Ungarns, ihre Friedensliebe bekunden. Die Ver- sammelten fordern dann von den Verbündeten Regierungen, daß sie ihren Einfluß für den Frieden geltend machen. Wenn das nicht gelingen sollte, sei der Reichstag sofort zu berufen, um den Willen des Volkes zum klarsten Ausdruck bringen zu können und um die Familien der einberufenen Soldaten vor Not und die Hinter- bliebenen der Gefallenen und andere Opfer des Krieges vor weiteren Schädigungen zu bewahren. Gleichzeitig protestierten beide Versammlungen gegen den jüngsten Erlaß des Kultusministers, der den freireligiösen Unter- richt verbietet. Stuttgart . Nach den bereits gemeldeten Versammlungen kam es in Stutt- gart zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Versamm- lungsbesuchern. Es wurde Militär requiriert und die Schutzleute zogen blank. Rüstringen . Dienstag abend fand in Rüstringen eine von 3000 Personen besuckste Protestversammlung gegen den drohenden Weltkrieg statt. Die Versammlung nahm einstimmig eine entsprechende Reso- lution an. Ludwigshafen a. Rh. Zu einer gewaltigen eindrucksvollen Friedensdemonstration ge- staltete sich die auf Dienstag abend einberufene Volksversammlung in Ludwigshafen a. Rh. Der größte Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Nach dem Referat fand eine Resolution einstimmige begeisterte Annahme. Der Vorsitzende der Versammlung rechnete noch scharf mit dem hetzerischen Treiben der Zentrumspresse ab. Entschieden wandte er sich gegen die von derBayerischen Staats- zeitung" aufgestellte Behauptung, daß die sozialdemokratische Presse ihre Sympathien für die anarchistischen Elemente, die für die Tat von Sarajewo verantwortlich zu machen sind, bekundet habe. In Ludwigshafen sowohl wie in Frankenthal , wo am Montag abend eine von annähernd 1000 Personen besuchte Friedensdcmon- strationsversammlung stattfand, war auch vas Bürgertum stark vertreten. Frciburg i. Br. In einer überfüllten öffentlichen Protestversammlung refe- rierte am Dienstag Genosse E m m e l. Die Resolution gegen den Krieg wurde gegen wenige Stimmen angenommen; in ihr wird auch die Einberufung des Reichstages verlangt. Braunschweig . Auch in Braunschweig fand, einem Privattelegramm zufolge, eine Massenversammlung statt. Ueber 8000 Personen füllten die Säle und den Garten des KonzerthauseS. In großartiger Weise protestierte die Bevölkerung BraunschweigS gegen die Kriegs- anzettelung. Eine scharfe Protestresolution fand einstimmige An» nähme. Köln . Aus Köln wird gemeldet: Noch nie hat Köln eine so er- hebende Volkskundgebung gesehen wie die gestrige! Der Friedens- ruf der Sozialdemokratie:Wir wollen keinen Krieg!" führte Kölner Arbeiter und Bürger in so gewaltiger Zahl zum VolkShause, daß bereits um 7 Uhr der große Saal, aus dem Tische und Stühle entfernt waren, vollständig gefüllt war und Parallelversammlungen in den kleineren Sälen angeordnet werden mußten; viele Hunderte standen noch auf der Straße vor dem Versammlungslokal. Nicht zuletzt hatte die Aufregung der Kölner Polizei der Kundgebung eine so ungeheure Teilnahme gesichert: waren doch am Morgen, als im Handumdrehen hunderttausend Exemplare derRheinischen Zeitung " verteilt und allenthalben freudig aufgenommen wurden, nicht weniger als vierzig unserer Genossen sistiert worden. Erst nach wiederholten Einsprüchen wurden die beschlag- nahmten Zeitungöexemplare herausgegeben. Zahlreiche Schutz- mannSposten belagerten lange vor Beginn der Versammlung die umliegenden Straßen. Einstimmig nahmen die Versammlungen eine angemessene Entschließung an. Nach den Protestversammlungen kam es zu ernsten Zu- s a m-m c n st ö h e n mit der Polizei. Als die ungeheuren Massen, etwa 10 000, in ruhigen Gruppen nach der Stadt abziehen wollten, trat ihnen ein ganzes Bataillon Schutzleute zu Fuß und zu Pferde entgegen, das die Straßen absperrte. ES kam zu ungeheuren Menschenstauungen. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenom- mcn. Ueber das Vorgehen der Polizei herrscbt allgemeine Em- pörung, besonders da die Polizei zur selben Stunde einen Trupp von etwa 1000 Hurcaschrciern, die lärmend die Hauptstraßen durch. zogen, ruhig duldete. Elberfeld -Barmcn. Am Dienstagabend fand im größten Barmer Lokal eine ge- waltige Demonstration gegen den Krieg statt. Mindestens 6000 Teilnehmer waren zugegen. Die Lokalitäten wurden polizeilich gesperrt. Große Massen Demonstranten waren auf den Straßen. Bei der Rückkehr der Elberfeldcr Demonstranten kam es zu einem Zusammenstoß mit der Polizei. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Bielefeld . Hier protestierten am Dienstagabend im Garten der Zentral- halle zirka 7000 Personen gegen den Krieg und die Kriegshetzer. In Minden hatten sich 500 Personen zu einer gleichen Kund- gcbung eingefunden.___ Regierung imü Berliner polizeimaHnahmen. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Wie bekannt werden vom Berliner Polizeipräsidium die öffentlichen Umzüge, die während der letzten Tage Unter den Linden und in anderen Straßen stattgefunden hatten, nicht mehr zugelassen. Die Not- wendigkeit und Zweckmäßigkeit dieser Maßregel hat sich gestern abend erwiesen, wo die beabsichtigten sozialdemokratischen straßendemonftrationen durch rechtzeitige Abspcrrungsmaßregeln im wesentlichen verhindert wurden. Es ist selbstverständlich, daß s:ch das durch Vcrkehrsrücksichten veranlaßt« polizeiliche Verbot auch auf die patriotischen Umzüge der letzten Tage erstrecken mußte, so er s r e u l i ch diese Acußerungen von Vaterlandsliebe an sich auch sind. Ueber die Zweckmäßigkeit des polizeilichen DreinhauenS vom Dienstag und über dieErfreulichkest" der hurrapatriotischen Kriegshctzereien wird man sehr verschiedener Meinung sein können. DieKreuzzeitung " verlangt öelagerungszujlanü. In der Mittwochabend-Ausgabe schreibt das Blatt der Preußischen Junker im Anschluß an eine Betrachtung über die sozialdemokratischen Kundgebungen vom Dienstag: Unseres Trachtens stehen wir hier vor einem nationalen Notstand: Es ist ein in seinen Zielen landeSver- r ä t e r i s ch e r, revolutionärer W i l le, der sich da Gel- tung und Anerkennung zu verschaffen sucht. Es ist nicht n.ur natürlich, daß die staatstreue, vaterländisch gesinnte Bevölke- rung dem aus eigenen Antriebe entgegentritt. Aber es ist ein Gebot staatlicher Selberhaltung, daß auch die B e h ö r de n gegen solche Verletzung vitaler Staatsinteressen einschreiten. Und wenn der normale Rechtszustand dazu keine Handhabe bietet, so sollte man vor der Erklärung des Kriegs- und Bclagerungs- zuftandcS nicht zurückschrecken. Eine außerordentliche Lage verlangt auch außerordentliche Mittel. Die Willenskundgebungen des Bolkes mit Ausnahme­gesetzen beantworten, das ist ganz der Jdeengang jener Reaktionäre und Kriegshetzer, die sich um die Kreuzzeitung scharen! Derartige Drohungen werden aber das Prole- tariatnichthindern können, einmütigund stark für seinen Wunsch und Willen weiter zu wir- ken, daß der internationale Friede nicht ge- stört werde. politische Ledersicht. Der Tvehrbeitrag als Kriegsfonds. Die freikonservativePost" vom Mittwochabend' macht folgenden Vorschlag:Als seinerzeit der Wehrbeitrag ange» regt und beschlossen wurde, hat wohl keiner, der dabei mit- wirkte, geahnt, daß die Milliarde, die auf diesem Wege zu- sammengebracht werden soll, unmittelbar zur Abwehr feind- licher Angriffe gebraucht werden könnte. Man hatte sie be- stimmt, für die Ausrüstung bestehender bzw. den Bau neuer Festungen, die uns vor einem feindlichen Einfall sichern sollten. Heute aber erscheint es nicht unmöglich, daß sie ganz un- mittelbar zum Kriege verwandt werden. In diesen Tagen ist nun die erste Rate des Wehrbeitrags fällig. In Anbetracht der kritischen Lage würde es einen be- deutenden Eindruck nach außenhin machen, wenn sich recht viele Steuerzahler entschließen könnten, ihren Wehrbeitrag sofort vollständig zu zahlen. Es würde damit dem Auslande gezeigt, wie groß die Opferwilligkeit Deutschlands ist und wie fest auch seine geldliche Kriegsrüstung dasteht." Die Patrioten, die seinerzeit so begeistert dem Wehr- beitrag zustimmten, werden von dieser Verwendung der Gelder nicht sonderlich erbaut sein. Doch die Hauptsache für sie wird schließlich sein, daß der Moloch Militarismus Geld hat; später wird sich wieder Rat finden. Kronprinzen-Beleidigung.. Vor der Strafkammenr in Waldenburg in Schlesien spielte sich am Dienstag ein Prozeß ab, der deutlich zeigt, wohin bei uns der neueste Kurs geht. Genosse O st e r r o t h, früher Gewerkschaftssekretär in Waldenburg, jetzt in Hamm i. W., hatte im Frühjahr dieses JahreS in Bad Salzbrunn eine VolkSver- sammlung abgehalten, in der er über die Zaberner Vorgänge sprach. Im Verlaufe der Versammlung kam der Redner auch auf die Kronprinzentelegramme zu sprechen und soll hierbei geäußert haben, daß der Kronprinz mit seinen Telegrammen die Verfassung mit Füßen getreten habe. Während zwei der geladenen Polizeibeamten bezeugten, daß die unter Anklage gestellte Aeuße- rung so gelautet habe, bestritten drei andere Zeugen, die als Ver- sammlungSbesucher den Vortrag gleichfalls mit angehört hatten, diese Redewendung. Der Redner habe zwar vom Kronprinzen und seinen bekannten Telegrammen gesprochen, habe aber nicht den Thronfolger gemeint, als er davon sprach, daß die Verfassung mit Füßen getreten werde. Die Versicherung des Angeklagten, wie die Aussagen der Zivilzeugen machten auf daS Gericht keinen Ein- druck, eS hielt sich an die Aussagen der Polizeibeamten. Der Staatsanwalt beantragte neun Monate Gefängnis. DaS Gericht erkannte auf sechs Monate Gefängnis. Scharfmacherei. Durch die bürgerliche Presse gebt die folgende Notiz:Die Berliner Staatsanwaltschaft hol auf Grund de? am Sonnabend in den Straßen von Berlin ausgeteilten sozialdemokratischen Flug- blattes, daS die Aufforderung an die Arbeiterschaft enthielt, den Kriegstreibern in den Arm zu fallen, in welcher Aufforderung an- gcsichis der politischen Lage eine strafbare Handlung»ach ß 112 des Strafgesetzbuchs erblickt wird, ei» neues Strasverfahren gegen den.Vorwärts" als Herausgeber des Flugblattes ein» geleiret." Es handelt sich dabei um eine, Scharfmacherei, die anscheinend von derDeutschen TogcSztg." ausgegangen ist. Dieses Blatt brachte die Meldung zuerst. Den verantwortlichen Ncdalteur dcS.Vorwäris" hat der Staatsanwalt in dieser Sache noch nicht gefunden, und er wird den Weg zu dem Verantwortlichen auch nicht sinden, da in dem ganzen Blatte nichts enthalten ist, auf das er eine Anklage gründen könnte._ Die Hätz gegen die Arbeiterturnfache geht weiter! Auch der Gemeindevorsteher der Gemeinde Ncumühlen-DietrichS- dorf bei Kiel bat von der Regierung in Schleswig die Aufforderung erhalten, der Neumühlen-Dieirichödorfcr Abteilung de? Kieler Turn- und Wanderklubs die Erlaubnis zur Benutzung der Gemeindeiurn- balle zu entziehen, weil die Leiter des Klubs nicht im Besitze eines UnlerrichlserlaubniSscheineS für den Unterricht an Schulpflichtige sind, wie e» die alten Verordnnngen von 183t und 1839 fordern. Durch die Ausweisung des Turn- und Wanderklubs aus der Turnhalle wird die Gemeinde Neumühlen-DielrichSdorf, der die Turnhalle gehört, auch eine jährliche MictScinbuße von 128 M. erleiden, die ihr die Regierung sicherlich nicht ersetzen wird. Neue Kämpfe in Marokko . Aus Rabat wird gemeldet, daß am 25. Juli im Jnuaunentale ein neuer Kampf zwischen französischen Truppen und den Riata-Leuten stattgefunden habe. Die Eingeborenen seien mit großen Verlusten zurückgeschlagen worden. Die Franzosen hatten sechs Tote. Mexiko . Zustimmung zum Friedensabkommen. Washington, 29. Juli. Nach einer von dem persönlichen Vertreter Carbajals, Jose Castellot, eingegangenen Botschaft haben Carranza und Carbajal der Basis des Friedens- abkommens zugestimmt.( Mika. Vom italienischen Kolonialkrieg in Tripolis . Benghasi, 29. Juli. Zwei unter dem Befehl des Genera:« Mainbretti und des Obersten Martinelli stehende italienische Ko- lonnen schlugen durch gemeinsames Vorgehen am 27. d. Mts. etwa tausend Rebellen, die in ausgezeichneter Stellung in der Zone von Kaulan sich verschanzt batten, in die Flucht. Die Rebellen ver. loren 145 Tote und ließen außerdem eine große Menge Waffen und Munition im Stich. Auf Seiten der Italiener wurden ein Weißer und sieben Askaris getötet, ein Offizier und 27 Soldaten verwundet.