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r. 205.

31. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 30. Juli 1914.

Gewerkschaftliches.

Lohnbewegung der Kraftdroschkenführer.

Die Organisation der Unternehmer ist durch die Bewegung in die Brüche gegangen. Der Verband der Kraftdroschtenbesitzervereine egiſtiert nur noch dem Namen nach. Sowie ein großer Teil der Mitglieder des Vereins der Kraftdroschkenbefizer mit der Leitung des Vorstandes nicht zufrieden ist und abtrünnig geworden ist, haben auch die Vereine dem Verbande Valet gesagt. Trotz alledem bringt die B. Z. am Mittag eine Notiz, wonach 1700 Führer zu den neuen Bedingungen des Vereins der Straftdroichtenbefizer( 75 Bfg. Tage John und 25 Proz.) arbeiten sollen. Dieser Unsinn ist von dem sozusagen nicht mehr existierenden Verband der Kraftdroschtenbefizer­vereine in die Zeitung rein lanciert.

Wahr ist, daß außer der Handvoll Arbeitswilliden nicht ein ein­ziger zu diesen Bedingungen fährt, vielmehr 1600 Droschten Chauffeure zu den vom Schiedsgericht des Gewerbegerichts fest­gesezten Tarif arbeiten.

Ein Teil der Unternehmer ist an die streifenden Kraftdroschten­führer herangetreten und haben gerade das Gegenteil von dem be­hauptet, was die Verhandlungen ergeben haben. Die paar Arbeitswilligen haben durch Unfälle und Zusammen­stöße ihre Schuldigkeit getan. So wurde gestern wieder ein Fall gemeldet, wo ein Arbeits­williger in der Lindenstraße eine Frau totgefahren hat. Die Unter nehmer mußten dies voraussehen, da sie ganz genau wissen, daß die eben erſt mangelhaft ausgebildeten Arbeitswilligen nicht in der Lage sind, den Anforderungen eines Chauffeurs zu entsprechen.

Organisation versuchte die Differenz in Frieden zu regeln, aber Arbeitern nicht nur die durchgehende Arbeitszeit entschieden ab­Herr Koch läßt sich zu feiner Einigung herbei. Ja noch nicht ein- gelehnt wird, sondern daß auch noch die neunstündige Arbeitszeit mal Antwort gibt Herr Koch auf ein Schreiben von der Organi - jeden Tag um 2-3 Ueberstunden verlängert wird. jation betreffs Beilegung der Differenz.

Für organisierte Fleischergesellen ist über den Betrieb der Firma Koch die Sperre verhängt! Die Tariffommission.

Deutsches Reich .

Ueberstundenarbeit auf der kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven .

Das Reichsmarineamt will anscheinend nicht dem Zuge der Zeit folgen und eine Arbeitszeitverkürzung auch in den Staatsbetrieben einführen, noch nicht einmal ernstlich die Ueberstundenarbeit be­seitigen! Wollen die Arbeiter auf den Marinewerften, daß auch ihre Wünsche eine größere Beachtung finden, so müssen sie sie noch mehr ihren freigewerkschaftlichen Organisationen anschließen, denn nur dadurch werden sie in der Lage sein, ihren Forderungen die ihnen gebührende Achtung zu verschaffen. Ausland.

Die Friedensdemonstration der Berliner Arbeiterschaft.

Die Arbeiter der Kaiserlichen Werften haben für die Ver­fürzung der Arbeitszeit wiederholt in nicht mißauberstehender Weise demonstriert. Es sei nur an die großen Werftarbeiterver- Sieg der streikenden Chauffeure in Zürich . sammlungen, die im Frühjahr 1906 in Kiel und Wilhelmshaven Nach mehrwöchigem Streit fand nun endlich eine vollständige stattfanden, erinnert. Der Erfolg dieser Bewegung war dann auch Einigung zwischen den Chauffeuren und den Unternehmern statt. die Einführung der 9stündigen Arbeitszeit auf den Marinewerften Sie erfolgte in Form zweier Verträge, von denen einer für vier vom Juli 1906 ab. Firmen und der andere für eine Vereinigung von 7 Firmen gilt. Bald aber wurde die Arbeitszeitverkürzung für eine erhebliche Die beiden Verträge bedeuten für die Chauffenre einen ganzen Er­Anzahl von Werftarbeitern wieder beseitigt durch die Einführung folg. Es ist ihnen das Koalitionsrecht garantiert, die Organisation und die Steigerung der Ueberstundenarbeit. In welcher Weise anerkannt und in materieller Beziehung konnten die geplanten Ver diese Weberarbeit auf der Werft in Wilhelmshaven in den letzten schlechterungen zurückgewiesen werden. Zum Teil wurden sogar ver Jahren geleistet worden ist, sei hier nur an einigen Zahlen er- schiedene Verbesserungen erreicht. läutert. Im Jahre 1912 sind rund 14 Million, im Jahre 1913 rund Millionen Ueberstunden, Sonn- und Festtagsstunden ( außerhalb der normalen Arbeitszeit) geleistet worden! Im Jahre Korbmacher- Aussperrung in der Schweiz . 1914 ist es nicht besser, sondern eher noch schlechter geworden. Es Die Kinderwagenfabrik von Widmer, Sandmeier u. Sender in vergeht kein Monat, in dem nicht 120-130 000 Ueberstunden ge- Lenzburg ( Stanton Aargau) hat ihre Korbmacher aufs Pflaster ge­leistet werden. In einzelnen Betrieben ist gewissermaßen die elf- worfen. Die Firma sucht überall, auch in Deutschland , Rausreißer. und zwölfstündige Arbeitszeit zur Regel geworden. Was es heißt, Eventuell wird über die Firma der Boykott verhängt. 11-12 Stunden täglich die schwere, zum Teil höchst ungesunde und Tariffündigung in der Militäreffektenbranche. schmutzige Arbeit( Bordarbeit) zu verrichten, vermag nur derjenige Die Arbeiter dieser Branche, die im Deutschen Metallarbeiter zu beurteilen, der selbst im Betriebe tätig ist. verbande und zum Teil auch im Gewerkverein der Hirsch- Dunder- achtet zu werden verdient, ist noch wichtig, zu erwähnen, nämlich Ein Umstand, der von den Werftarbeitern ganz besonders be­schen organisiert sind, hatten zu dem am 1. September d. J. ab­laufenden Tarife noch nicht endgültig Stellung genommen. Nun- daß durch diese kolossale Ueberarbeit ein Einkommen erzielt wird, mehr ist die Kündigung durch die Unternehmer erfolgt. In dem hinwegzutäuschen. Die Lohnhöhe der Hilfsarbeiter und Hilfs das geeignet ist, den Arbeiter über seinen regulären Stundenlohn Schreiben wird u. a. gesagt: Die bürgerliche Presse, die über die nationalen Mundgebungen Da sämtliche Mitglieder des Verbandes Deutscher Militär- handwerker und auch die Anfangslöhne der Handwerker erreichen unreifer lärmender Studenten, Handlungsgehilfen und Jungdeutsch­effetten- Fabrikanten inzwischen Mitglieder des Verbandes Berliner noch nicht einmal den in Wilhelmshaven - Rüftringen ortsüblichen landbündler so wohlwollend und ausführlich berichtete, hat ohne Tageslohn von 4 M. Sie betragen 3,24-3,87 m. Der durch das Metallindustrieller geworden, so find wir nicht in der Lage, weitere Ueberstundenwesen bedingte Mehrverdienst läßt den Arbeitern die Ausnahme an der Friedensdemonstration der Berliner Arbeiter­Tarifvereinbarungen zu treffen." Mit der dadurch geschaffenen Lage beschäftigte sich eine Ber- Erkenntnis der niedrigen Löhne schwer zum Bewußtsein fommen. fchaft etwas auszusehen. Einzelne Blätter, die die Kundgebung sammlung der in Frage kommenden Arbeiter, in der sowohl ihre Vertreter im Reichstage gegen das Ueberstundenwesen pro- Berliner Tageblatt" zugeben, daß die gewaltige" Des Die Arbeiter haben wiederholt in Versammlungen und durch ohne allzu große Voreingenommenheit betrachten, müssen, wie das Behrend vom Deutschen Metallarbeiter- Verband als auch testiert. Doch ohne jeden Erfolg. Auf die Beschwerden im Reichs- monstration durch ihre enorme" Beteiligung einen starken Eindruck Jordan vom Hirsch- Dunderschen Gewerkverein die Sachlage vom felben Standpunkte aus behandelten. Die Versammlung war mit tage erwiderte der Geh. Admiralitätsrat Harms: Die Marine auf alle objektiv Urteilenden habe machen müssen. Auch die Ber­einer vorgelegten Resolution einverstanden, nur daß unter allen werften seien im gewiſſen Sinne Saisonbetriebe. Träten plöbliche liner Morgenpost" gesteht ohne weiteres zu, daß die Versamm­Anforderungen an sie heran, fo müßten dazu alle Arbeiter an die Umständen der jetzige Lohn von 65 Pf. pro Stunde um 5 Pf. erhöht Arbeit; dabei sind leberstunden nicht ganz vermeidbar. Entweder lungen einen Massenzuspruch zu verzeichnen hatten, wie er selbst werde, desgleichen, daß die bisherigen Akkordpreise von Zeit zu Zeit man stellt für alle Arbeiten Arbeiter ein( dies dürfte schon deshalb zur Zeit der ersten Demonstrationen gegen das Dreiklassenwahlrecht aufgebessert werden sollen. schwer möglich sein, weil für einzelne Berufsgruppen, wie z. B. nicht beobachtet wurde. Die rechtsstehenden Blätter leugnen daz. Es unterliegt feinem Zweifel, daß die Fabrikanten mit für Mechaniker oder Kesselschmiede wegen der niedrigen Anfangs- Aber da es schwer ist, ohne vorherige Verabredung übereinstimmend ihrer Taktik nur die Absicht haben, sich freie Hand zu schaffen, um löhne nicht genug Arbeiter zu haben wären. D. B.) und läßt nicht zu lügen, stehen die Berichte dieser Presse in schreiende m die Löhne und Arbeitsbedingungen wieder auf den früheren Tief mehr als 9 Stunden arbeiten, oder man nivelliert und sucht den Widerspruch zueinander und beweisen schon dadurch ihre Un­stand zu bringen. Es wurde eine Kommission gewählt, die mit Arbeiterstand auf einer gewissen Höhe zu halten; in dem einen Behrend und Jordan zusammen die Verhandlungen aufnehmen Falle hat man einen dauernd fluttuierenden Arbeiterstand, in dem aufrichtigkeit. sollen. andern Falle macht man leberstunden. Hier ist es nicht leicht, Der Lokal- Anzeiger", die Berliner Neuesten Db Tarif oder Vereinbarung ist den Arbeitern gleich, nur eine das richtige Maß zu finden. Nach dieser Aeußerung ist der Ueber- Nachrichten"," Kreuzzeitung "," Tägliche Rund. Verschlechterung der Verhältnisse werden fie fich nicht aufzwingen stundenarbeit teine Schranke gefeßt. Trotz der wiederholten Anschau" und" Deutsche Tageszeitung" suchen es so hin Lassen. weifung des Reichsmarineamts an die Werften, daß Ueberstunden zustellen, als ob der Gesang der Arbeitermarseillaise und die Rufe Achtung, Dachdecker! In Coswig ( Anhalt ) sind die Dach- eine Ausnahme bilden sollen, werden aber Anforderungen an die Nieder mit dem Strieg!" von den Hurraschreiern Unter den Linden beder seit Anfang Juni ausgesperrt. Seitens des Dachdecker. Werften gestellt, die die Ueberstundenarbeit geradezu verlangen. übertönt wurden. Daneben sprechen die gleichen Blätter dann aber Bei ernstem Willen des Reichsmarineamts, dem Ueberstunden­meisters stöbel werden alle Hebel in Bewegung gefegt, um at wesen auf den Marinewerften Einhalt zu gebieten, ließen sich sehr von Belästigungen der indifferenten Baſſanten und des Verkehrs beitswillige Dachbeder nach Coswig zu bekommen. Hauptsächlich wohl Mittel und Wege dazu finden. Es werden z. B. an einer durch die verschwindend geringe Zahl der Friedens Angahl Dreh-, Revolver- und Automatenbänke für den laufenden demonstranten! Die Volkszeitung" stellt dagegen ausdrücklich fest, Bedarf nahezu das ganze Jahr hindurch Ueberstunden gemacht. daß die vielen Fremden und Unbeteiligten weniger geniert wurden Hier ließen sich Ueberstunden durch Betriebserweiterung sofort be- als durch die jungen Thauvinisten, die an den vorher­feitigen. eingeführt, ebenso hat die französische Regierung für die Staats- Arbeiterbemonstration. Niemanden wurde der Hut eingetrieben, Eine Anzahl Privatbetriebe hat schon längst den Achtstundentag gehenden Abenden dort ihr Wesen getrieben hatten". Würdiger als das Ziel der Radauhelden war auch die Art der betriebe die sog. englische( durchgehende) Arbeitszeit zur Einführung gebracht. Auf den deutschen Marinewerften dagegen, besonders auf niemand zum Hoch auf den Völkerfrieden gezwungen. Und der Wilhelmshavener, muß man dagegen konstatieren, daß den dennoch wurde, wie die Boltszeitung" richtig bemerkt, der Versuch

Hat der Herr sein Augenmerk auf Berlin gerichtet. Soweit wir erfahren, soll von einer uns sehr gut bekannten Stelle aus die Vermittelung geschehen. Wir ersuchen deshalb dringend, Coswig zu meiden und Arbeit nach dort nicht anzunehmen. Zentralverband der Dachdecker. Gan Often.

Aus dem Fleischergewerbe. Der Fleischermeister Roch, Rummelsburg , Mozartstraße 4, der mit der Fleischerorganisation in tariflichem Verhältnis stand, hat den Tarifvertrag gebrochen. Die

Kleines Feuilleton.

In der Strafsache gegen den Redakteur Alfred Wielepp in Neukölln, Weisestraße 17, geboren am 20. März 1878 zu Berlin , fonfessionslos, wegen Beleidigung durch die Presse hat die 11. Straf. kammer des Königlichen Landgerichts I in Berlin in der Sizung vom 10. Juni 1914, an welcher teilgenommen haben: Landgerichts­rat Esche als Vorsitzender; Landgerichtsrat Mende, Landrichter Woeld, Landrichter Dr. Nadler, Gerichtsassessor Dr. Abendroth als beisitzende Richter; Staatsanwalt Dr. Fald als Beamter der Staats­anwaltschaft; teferendar Golinid als Gerichtsschreiber, für Recht

erkannt:

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angeblich

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Humor und Satire.

Heimkehr des Helden von der Demonstration.

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Immer rin. Gehört hab ich Dich doch schon. Ist ja man erst elfen.

fahren bereits die ersten aktiven Mannschaften, welche Ernteurlaub"| wurden." Immer erfolgte neuer Zustrom von Badegästen. Es wurde hatten, nach Reichenberg! Ein Zugführer, der in wenigen Wochen lebensgefährlich. Immer höher gingen die Wogen der Begeisterung. entlassen werden sollte, steht am Bahnhof in Begleitungeines Mädchens, Man stürmte förmlich die Ulstein- filiale. Der Nachrichtenhunger die ein etwa vierjähriges Kind auf dem Arm trägt; das Kind freut hatte alle Dämme der Geduld und Ruhe niedergerissen. Sie waren fich über die blanken Knöpfe, die im Sonnenschein glißern, es weiß nicht wieder zu erkennen, die vornehmen Leut. Da! Endlich! Eine ja nicht, daß sein Vater in der nächsten Minute bielleicht in den Nachricht. Die österreichisch- ungarische Mobilisierungsorder. Hurra! Nachbarn suchen sie zu beruhigen, doch was für Troft können sie es lebe UIIstein! Hurra! Strieg zieht. Die junge Mutter weint herzzerbrechend; teilnehmende Krieg! Endlich Krieg. Nieder mit den Serben! Es lebe der Kaiser! spenden. Bei Arlt Sephen müssen ihrer zwee fort 1" fagt der eine. und bei Hubs alle dreie, und der Schwiegersohn ooch! Und die junge Frau tommt au' n Liegen!" berichtet ein anderer. Ein dritter: Queissers Marie wollte morgen heiraten! Nu muß er fort!" Bei Buchmann Stephan sein beede Pfarde assentiert! Jezt, vur der Ernte!" Der Angeklagte wird wegen Beleidigung durch die Presse zu zweihundert einer Geldstrafe von 200 So schwirren die Reden herüber und hinüber, und wo im Dorfe Mark, an deren Stelle im Richtbeitreibungsfalle für je 10- zehn Mart 1 einer den anderen trifft, heißt es: Mußt Du ooch mit?" Ich Tag Gefängnis tritt, und zu den Kosten des Verfahrens verurteilt. nee, aber Seph oder Anton!" erfolgt die Antwort. Eine gedrückte Gleichzeitig wird dem Preußischen Minister des Innern die Stimmung lagert über dem Dörfchen; einige Burschen aus dem Befugnis zugesprochen, die Verurteilung auf Kosten des Angeklagten Störenfriede betrachtet, ihre gefünftelte Lustigkeit findet keine Re­Nachbardorfe, welche sich Mut" getrunken haben, werden als innerhalb 4- vier Wochen nach Zustellung des rechtskräftigen Urteils durch einmalige Einrückung des verfügenden Teile des sonanz, in den Gesang stimmt niemand ein. Die Sommerfrischler Urteils in der ersten Beilage der Zeitung" Vorwärts", und zwar muß morgen auch einrücken; er war sonst der luftigsten einer und berlassen fluchtartig das Dorf; der Gastwirt und Fleischer des Dorfes unter dem Strich an erster Stelle, öffentlich bekannt zu machen. Ferner wird angeordnet, daß der Artikel mit der Ueberschrift ist durch sein Handwerk an den Anblid von Blut gewöhnt, aber Jagow, wo bist Du?" auf der ersten Seite der ersten Beilage der heute Der alte Vater, die Frau, die Kinder, alles weint! Nr. 19 des Vorwärts" vom 20. Januar 1914 in allen vorfind­lichen Exemplaren und derjenige Teil der Platten und Formen, auf welchem sich dieser Artikel befindet, unbrauchbar zu machen sind.

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Vor einem halben Jahre brachten wir an dieser Stelle einige Bemerkungen über den neuen Berein abstinenter Polizeibeamter. Unsere Frage:" Jagow, wo bist Du!" verhallte nicht unerhört, wie das vorstehende Dokument zeigt.

Momentbilder von der Mobilisierung

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Die Leute

Bonwegen. Zwölf ist die Uhr. Durch sogar. Ausjeschlossen.

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Komm her und fiek sie Dir mal an, oller' rumtreiber.

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Schrei man bloß nicht so. Schlafen ja alle schon im Haus. Sag' bloß een Mensch, wo Du so lange gestedt haft. Demonstriert hab' ich.

Du?

Na ja doch. Für den Krieg. Mang die Linden. Du?

Und vor eener Botschaft auch. Immer feste mitjesungen. Du kannt doch gar nicht singen.

Mit enmal nich.

wat für een Krieg hast Du demonstriert? Komm schon rin und mach' die Tür zu,' s zieht. Dalli.

Na weeßte, wenn Rußland sich rinmischt, so müssen wir doch

Wer? Na Du doch nicht?

Nee. Aber die andern alle.

Die halbe Nacht sich rumtreiben. Von wegen demonstrieren

It bin so mitjerissen worden von die patriotische Stimmung. Du hast Dir absolute man gar nicht mitreißen zu lassen. Bastehste. Zu Hause hast Du zu sein zur Zeit, sonst schlag ich Ist ja schon jut.

befizer oder-Bächter von Drüben; Bollblutagrarier und militär- For Abends 8 Uhr kommt neuer Besuch ins Dorf; ein Ritterguts­fromm! Er ist extra herübergekommen aus der Dresdener Gegend, um an der Begeisterung" teilzunehmen.( Er selbst darf leider nicht alle mit. Weeßte? mit.) Diese Begeisterung in Dresden hätten Sie sehen sollen", los? Zieht man so in den Krieg? Da sind wir Deutschen doch erzählt er dem Oberlehrer, aber hier bei Ihnen, was ist denn da andere Kerle! Gleich hinter der Grenze ging es los, in Grottau für een Strieg. Jd werd' Dir gleich eene feuern. am Bahnhof nischt wie heulende Weiber und Kinder! sollen nicht so zeitig heiraten, wenn sie nicht als Ghemänner in den Krieg ziehen wollen!" Was Krieg!" antwortet der Herr Ober­lehrer. Den Pasitsch nehmen wir her, stechen ihm die Augen aus Ein Parteigenosse, der bei Verwandten in einem von der dann lassen wir ihn laufen und und reißen ihm die Zunge raus Gleich kommst Du vor unters Bette. Krieg! Mobilifierung betroffenen Gebiete seinen Urlaub verbringt, schildert die Sache ist aus 1" ' s Jeld verpulvern und in der Frih nicht aufsteh'n woll'n. It werd' seine Eindrücke wie folgt: Heute, Montag vormittag, find die meisten Einberufenen und Dir schon, Du... Zur Stunde, Montag, den 27. Juli, nachmittags 3 Uhr, haben der friegsbegeisterte Rittergutspächter aus Sachsen abgefahren; er wir in unserem abgeschiedenen Gebirgsdörfchen hart an der sächsisch weinenden Frauen, Kinder, Männer und Reservisten sah; denn aus hat noch mehr geschimpft wie gestern, als er heute morgen die böhmischen Grenze, soeben den Vorwärts" vom- Sonnabend, den der Bahn wollte und wollte der sehnlichst erwartete Kriegsgefang 25. Juli, erhalten, und das auch nur durch promptes Ineinander nicht erschallen, trobem ber Rittergutspächter behauptet hatte: ach greifen der Zivilbehörden, denn die Postboten des im dritt­nächsten Dorf gelegenen Postamts sind bereits heute früh abgefahren. Quatsch, wenn nur erst mal der Abschied vorbei ist, dann wird die Wohin?. In den Krieg? zu einem militärischen Spaziergang? Stimmung schon tommen!" niemand weiß es! Von den zurückbleibenden Einwohnern sind

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Notizen.

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Die Beerdigungsanstalt Pietät", Mohren traße 45, fürchtet, mit dem Beerdigungs institut" Pictät ber­wechselt zu werden, von dem in dem Feuilleton Sarghandel" in Nummer 202 des Vorwärts" die Rede war. Natürlich haben beide nichts miteinander zu tun. Ein Amtsblatt ist das Dranienburger Tageblatt", das nur einige wenige, die das Maul gewaltig weit aufreißen, allen Stratege Ulstein überall in der Front. Hat sich was getan am die folgende Anzeige enthielt: Schüßenhaus Dranienburg. Während voran der Herr Oberlehrer, dessen Söhne nämlich nicht mit"- Sonntag am Ostseestrand, der sonst so idyllisch- ruhig ist. Die des Boltsfestes: Zum ersten Male auf dem Son: inent! Neu! brauchen; bei allen anderen, den davonziehenden und den zurück- Strandtörbe und Strandhütten waren mit Kriegsflaggen bewimpelt, Deutschlands Stolz. Neu! Das Wunder des Erdballs. Erna, das bleibenden, ist von Begeisterung nichts zu spüren. und es wütete der Hunger nach sensationellen Neuigkeiten. Einen hübsche Soloffalmädchen, arbeitet trog ihrer Störperfe mit Zentner­Sonntag mittag 1 Uhr wurde die Mobilisierung in der orts- andern kennen die Snobs ja nicht. Von überall her fluteten" gewichten und balanciert auf ihrem folossalen üblichen Weise mit Trommelwirbel bekanntgegeben, wobei der Dorf die Badegäste an die unstein- Filiale von Arendsee heran. Umlagerten Person aus dem Publikum. Die Direktion."- worauf polizist ausruft: Kundmachung der Mobilisierung!" Darauf werden das Schaufenster, darin die neuesten Nachrichten aus Berlin ausgehängt das patriotische Deutschland stolz ist, find nun einmal von besonderem an einige Scheunentore große, gelbe Platate genagelt! Um Uhr und mit größter Spannung und ebensolcher Begeisterung aufgenommen Saliber.

tu gammal to do stud Joh mi

jete lebende