Zu waS unsere Polizei keine Zeit hat. Uns wird geschrieben: Es konnte gegen%10 Uhr gewesen sein, nls wir, nuS der Versammlung in der Koppenstrah« kommend, am Königstor anlangten, wo die Masse sich staute, als ein Mann, schweißtriefend, in atemloser Hast die Menge durchbrach. Bei näherem Zusehen erkannte ich in demselben einen Freund, der mich kurz aufforderte, ihm zu folgen. Im schnellen Laufe eilte er weiter, so daß ich ihm kaum zu folgen vermochte. In kurzen Ab- rissen erzählte er mir nun, daß er mit seiner Frau ein Stück in den Friedrichshain hineinging, um den Schluß der Versammlung abzuwarten, als er plötzlich gewahr wurde, wie kurz vor ihm eine Greisin zusammenbrach. Er und seine Frau bemühten sich zunächst, die Kranke auf die Beine zu bringen; da ihm dies nicht glückte, die Kranke sich vielmehr des öfteren übergab und Blut spie, auch nicht imstande war, Namen und Wohnung anzugeben, eilte er zunächst nach dem Versammlungslokal, einen Arbeitersamariter zu holen. Dieser gab ihm darauf seine Legitimation, um mit deren Hilfe einen Beamten zu holen, der das Weitere veranlassen sollte. Nachdem er, an der Schutzmannskette am Königs tor angelangt, von einem Beamten zum anderen geschickt worden,«he es ihm gelang, durchzukommen, erhielt er auf der Polizeiwache in der Neuen Königstrahe den Bescheid, daß dort kein Beamter übrig sei, er möge sich nach der Wache de» 51. Bezirkes, Fricdenstraßc, bemühen. Derweil kann ein Mensch sterben, ehe Hilfe kommt. Nun wollte er im schnellen Lauf zurückeilen, als er mich traf. Auf meinen Vorschlag, die Kranke in das Krankenhaus einzuliefern, eilt« ich dann voraus, um einen Wärter nebst Trag- bahr« zu fordern, was uns auch bereitwilligst gewährt wurde. Vielleicht tragen diese Zeilen auch dazu bei, etwaige Ander- wandte, die eine alte Frau in den sechziger Iahren vernnssen, darauf hinzuweisen. Dieselbe hat weiße Haare, eine stark gebogene Nase und trägt ein« Brille; außerdem hatte sie eine schwarze offene Markttasche bei sich. Die Kranke ist um%10 Uhr abends eingeliefert worden, aufgefunden wurde sie um Uhr. Zwei Bauunfälle ereigneten sich am Montag dieser Woche, von denen der eine tödlich verlief. In der Bornstrahe zu Steglitz führt der Unternehmer Haustein einen Neubau aus, an dem gegenwärtig die Putzarbciten ausgeführt werden. Dort stürzte am Montagnachmittag der 65jährige Putzer Julius Thiel«, Koloniestratze wohnhaft, vermutlich infolge eines Fehltrittes aus der Höhe der vierten Etage auf das Etraßenpflaster. Der Tod trat auf der Stelle ein. An demselben Tage fiel bei einem Umbau in der Rankestraße zu Charlottenburg der 26jährige Maurer Otto Metzle, Pappel allee 50, aus der ersten Etage herab. Er wurde mittels Kranken� wagenS nach dem Krankenhaus Moabit geschafft. Die Verletzungen sind anscheinend nicht lebensgefährlich. Dessen Führer versuchte daS Unglück durch Herumreißen des Wagens nach links zu verhüten, doch gelang es ihm durch die kurze Eni- fernung nicht mehr. DaS Mädchen geriet unter ein Vorderrad und wurde so schwer verletzt, daß eS bald darauf im Krankenhause Moabit seinen Verletzungen erlag. Ertrunken. Ertrunken ist gestern nachmittag in der Nähe des Freibades Wannsee der ISjährige Schüler Paul Michaelis aus der Culin Straße 7, der an einein Schülerausflug teilgenommen hatte. Der Schüler war zu weit hinausgeschwommen und ging, da seine Kräfte nachließen, plötzlich unter. Sofort vorgenommene Rettungs- versuche blieben erfolglos. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden._ Die Radium -Glühkörperfavrik G. m. b. H. ersucht uns mitzuteilen, daß bei dem Brande, der gestern in ihrem Etablissement ausbrach, nur das Hülsenlager abgebrannt ist. Das Glübkörper- lager und die Fabrikräume selbst find unbeschädigt. Der Betrieb ist ungestört. Ter Andrang zu den Sparkassen von Gross-Berlin hielt auch gestern ungeschwächt an. So erschienen trotz des heftigen Regens in aller Frühe eine große Anzahl Sparer vor der städtischen Sparkasse am Mühlendamm, um aus Furcht vor einem Kriege ihre Sparguthaben abzuheben. Die Sparkasse zahlte di« Beträge anstandslos aus. Nach amtlichen Mitteilungen über den Verkehr in der Berliner Sparkasse in den letzten Tagen sind am 27. Juli von etwa 7000 Sparern insgesamt 935 000 M. und am 28. Juli insgesamt von etwa 6800 Sparern 865 000 M. abgehoben worden. Da di« Berliner Sparkasse nahezu über vierhundert Millionen Mark Einlagen ver fügt, kommen diese Abhebungen- kaum in Betracht. Die Abheber sind ausnahmslos kleine Sparer, di« nur wenig über hundert Mark auf der Sparkasse eingezahlt haben. Sparer mit größeren Einlagen haben ihre Gelder in keinem einzigen Falle zurückverlangt. Cha- rakteristisch ist, daß am 27. Juli 48 000 M. eingezahlt wurden; am 28. Juli wurden bereits über 65 000 M.«ingezahlt, zum Teil von Frauen, die am Tage vorher ihr Guthaben aus unberechtigter Furcht abgehoben hatten. Die Einzahlungen wären an diesen Tagen sicherlich höhere gewesen, wenn nicht eine groß« Anzahl Sparer wegen des starken Andranges an den Kassen hätte umkehren müssen. Die Sparkasse hat deshalb von gestern ab eigene Schalter für Einzahlungen eingerichtet, damit die Sparer schneller abge- fertigt werden können. Es kann nur wiederholt werden, daß die Gelder auf den städtischen Sparkassen absolut sicher sind, da die Gemeinden mit ihrem Vermögen haften. Ein Doppelselbstinsrd wurde gestern mittag in Moabit entdeckt. In der Turmstraße 48, an der Ecke der Emdener Straße, wurde der 54 Jahre alte Kauf- mann Ernst Riecke mit seiner Wirtschafterin, der 45 Jahre alten Frau Berta Ebert, tot aufgefunden. Beide lagen in der Küche ihrer gemeinsamen Wohnung auf dem Fußboden. Der Hahn des Gaskochers war geöffnet und der ganze Raum mit Gas angefüllt. Als eine Schwester der Wirtschafterin in der zwölften Stunde diese besuchen wollte, merkte sie den Gasgeruch und ließ die verschlossene Wohnung öffnen. Es wurde jetzt sofort ein Arzt hinzugerufen, der aber bei beiden nur noch den Tod feststellen konnte. Die Leichen wurden daraufhin beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Der Grund zu der Verzweiflungstat des Paares soll in Nahrungssorgen zu suchen sein, mit denen es schon längere Zeit zu kämpfen hatte. «Baron von der Affeburg" als Heiratsschwindler. Unter dem Namen eines Baron von der Asseburg meldete sich der frühere Bühnenkünstler Adolf Hedermann, der seit anderthalb Jahren wegen verschiedener Betrügereien steckbrieflich gesucht wurde, auf die Heiratsanzeige einer Berliner Dame. In dem sich ent- spinnenden Briefwechsel betonte er. daß er freidenkend sei und keinem Adelsstolze huldige, auch mache er keinerlei Ansprüche betreffs Ver- gangenheit oder körperlicher Schönheit; eine Witwe sei ihm so an- genehm wie ein junges Mädchen, nur müsse sie etwas Vermögen haben. Die betreffende Dame trat mit ihm in persönlichen Berkehr, mußte jedoch mit der Zeit einige Sonderlichkeiten an ihm entdecken. So borgte er sich bei ihr ganz geringe Beträge, von 50 Pf. an auf- wärtS, und dann trat die übliche, in Aussicht stehende Erbschaft in Aktion und wurde durch Vorzeigen eines gefälschten Schriftstückes glaubhaft gemacht. Einige Bedenken erregte es bei der HeiratS- ianditation aber doch, daß ihr Bräutigam lediglich in„Hackepetern" und Bouillonkellern verkehrte und dort mit Personen zweifelhaften GenreS freundschaftliche Händedrücke wechselte. Als er schließlich den Versuch machte, die Dame zu überreden, ihr Vermögen in Höhe von 10 000 M flüssig zu machen und ihm zur Verfügung zu stellen, er- kundigte sie sich bei der Polizei, und hier entdeckle man an der Hand einer Photographie, daß der Herr Baron von der Asseburg niemand anders als der Schwindler Hedermann sei, der daraufhin festgenommen wurde._ So« einer Kraftdroschke überfahren und getötet wurde gestern wieder ein kleines Kind. Das vierjährige Töchterchen Elisabeth des FeuermannS Prochow aus der Perleberger Str. 57 spielte nach- mittags vor dem elterlichen Hause mit ihrer neunjährigen Schwester. Im Verlaufe des Spiels lief die Kleine auf den Fahrdamm und direkt gegen eine neben dem Bürgersteig fahrende Kraftdroschke. vorortnachrichten. Im Kriegszuftanö gegenüber öen Irieüens- üemonstranten fühlte sich am Dienstagabend die Neuköllner Polizei. Nack Schluß der Versammlungen bewegte sich ein Zug von Versammlungs- besuchern von der Hermann- und Bergstraße durch die Zielhenstraße. Als der Zug am unteren Teile des Straßenzuges angelangt war, kamen plötzlick aus der Post eine größere Anzahl Schutzleute heraus und trieben unter Püffen und Stößen die Demonstranten den Berg hinauf. Eine Frau, die ihr fünf Jahre alteS Kind bei sich halte, wurde zu Boden gestoßen und das Kind beiseite gesckleudert. Bei dieser Gelegenheit verlor die Frau ihre schwarze Hand- tasche, in welcher sich 20 M. Bargeld, ein goldener Niiig, zwei Bücher und ein Lohnzettel befand. An der Absicht, ihr Eigentum zu suchen, wurde sie mit Gewalt gehindert, sodaß die Frau völlig mittellos das Feld der polizeilichen Wirksamkeit verlassen mußte; Personen, die über den Verbleib der Tasche Auskunst geben können, werden gebeten, dies in der VorwärtsauSgabestelle, Neckarstr. 2, zu melden. Dort liegt ein Strohhut sowie ein Kneifer zum Abholen bereit. Bei dieser polizeilichen Attacke wurden einer Anzahl Personen von Polizeifäusten Hüte und Mützen vom Kopf geschlagen. Passanten, die gegen diese Behandlung ftiedlicher Bürger in entrüsteten Zurufen protestierten, brachten»ach Beendigung der polizeilichen Heldentat 3 Mützen, 2 steife Filzhüte, 1 Strohhut und 1 Paar braune Segeltuchschuhe nach dem Lokal von Lehmann, Böhmischestr. 43, Ecke Schudomastraße, woselbst die Sachen von den Eigentümern in Empfang genommen werden können. In Reinickendorf demonstierten im dortigen Schützenhaus weit über 2000 Personen für den Frieden. Viele Hunderte harrten vergeblich Einlaß begehrend auf der Straße. In Britz brachte eine von über 1000 Personen besuchte Ver sammlung ihren Abscheu gegen einen drohenden Weltkrieg zum Ausdruck. Eharlottenbnrg. Tot« Huude und Katzen, wie überhaupt alle nicht zu Schlacht zwecken getöteten Tiere dürfen nach einer sür den Stadtkreis Char lottenburg erlassenen Polizeiverordnung nur in der Berliner städti« schen Anstalt in Rüdnitz vernichtet werden. Jede andere Beseitigung eines Tierkadavers wirb bestraft. Die Tierbesitzer haben die Pflicht, spätesten» am Tag« nach dem Verenden eines Tieres der Haupt- sammelstelle auf dem Zentralviehhof in Berlin , Paul-Heqse-Straße selbst oder durch da» nächste Polizeirevier Anzeige zu erstatten. Von dort aus erfolgt dann die Abholung des Kadavers. Marienfelde -Lichtenrade . Am Sonntag, de» 2. August, findet bei Stritzke, Marienfelde Großbeerenftraße , ein Kinderfest statt, bestehend aus Kasperletheater, Kinderspiele und Fackelzug. Jedes Kind erhält eine Stocklaterne gratis. Ausschießen und Auswürfeln nützlicher Gegenstände. Massen Pyramiden bei bengalischer Beleuchtung. Reigenfahren des Arbeiter- Radfahrervereins Mariendorf . Eintritt 20 Pf. Kinder frei. Anfang 3'/- Uhr. Ober-Schöneweide . Bei dem am Sonnabend, den 25. Juli, im Blumengarten statt- gefundenen Sommerfest des Deutschen Metallarbeiter-Verbandes , Bezirk Ober-Schöneweide. sind zwei Damenschirme gefunden worden. Verloren wurde ein Armband, eine Herrenuhr und eine Damenuhr. Die Gegenstände sind abzuholen resp. abzugeben bei E. Gierth, Ober- Schöneweide, Wilhelminenhofstr. 54, im Laden. Wittenau -Borfigwalde. Zu einer dringlichen Sitzung war die Gemeindevertretung am Montag zusammenberufen, um eine förmliche Beschlußfassung über die Aufnahme eines Darlehns von 600 000 M. zum Ausgleich der Kosten für die Ortskanalisation herbeizuführen. Die Anlage der Schmutz- und Regenwasserkanalisation war schon im Etat für 1913 vorgesehen. Wie der Bürgermeister Witte aber aus- führte, war die Erlangung der Mittel dazu nicht früher möglich. Jetzt hat sich die Potsdamer Sparkasse, natürlich durch einen unver- meidlichen Vermittler, bereitgesunden, die 600 000 M. zu einem Zinssätze von 4t/z Proz. herzugeben bei einer Amortisation von regel« mäßig 2 Proz. pro Jahr; unkündbar von beiden Seiten. Für die Ver- Mittelung find 3000 M. gleich'/« 3" zahlen. Wie der Bürger- meister betonte, sei dieses Angebot das günstigste, was unter den jetzigen Umständen zu erlangen möglich war. Auch wäre vom Kurator der Potsdamer Sparkasse in Aussicht gestellt, daß sich der Zinssatz ver- ringern würde, wenn die Sparkasse selbst ihren eigenen Sparern einen niedrigeren als den jetzigen Zinssatz gewähren sollte. Vor- behaltlich der Zustimmung der. zuständigen Körperschaften ist das Geld der Gemeinde Wittenau bereit» bei der Preußcnkasse, die eS als Ultimogeld verzinst, zur Verfügung gestellt worden und die Ge- nehmigung beim KreiSausschuß beantragt. Nach kurzer Debatte, in der u. a. auch erwähnt wurde, daß ein Teil der erforderlichen Summen bereits au» anderen vorhandenen Mitteln und ElatStiteln entnommen und verwendet sei, wurde der Ausnahme des Darlehns zugestimmt mit dem Wunsche, nur bei absoluter Notwendigkeit und unter Berücksichtigung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation derartig hohe Aufwendungen zu machen.— Als weiterer Punkt der kurzen VerHand- lungen erfolgte sodann noch die Zustimmung zur Aufhebung der ver- alteten örtlichen Polizeiverordnungen über das Halten von Hunden, die durch die jetzige Hundesteuerordnung überflüssig geworden, sowie die Beleuchtung von Fuhrwerken betreffend, die durch eine allge- meine Verordnung der Polizeiverordnung des Regierungsbezirks er- setzt worden ist. Spanda«. Neder einen Unfall bei einer Bootsfahrt wurde dieser Tage verschiedentlich in bürgerlichen Blättern berichtet. Der Meldung liegt, wie man uns nachträglich mitteilt, folgender Sachverhalt zu- gründe: Ein Spandauer Verein unternahm in der Sonnabendnacht auf dem dem Eigentümer Kurt gehörigen Dampfer einen Ausflug nach Alt-Tornow. Das Vergnügen während der Nacht i» einem d«r dortigen Lokale verlief auch in fröhlicher Stimmung. Am Morgen gegen 7 Uhr sollte die Heimreise nach Spandau beginnen, der Dampfer war bereits voll besetzt; als der Lokalinhaber vor Freude über den guten Verlauf des Vergnügens vom Lande einen Schuß abfeuerte, wurde unglücklicherweise der 19 Jahre alte Bootsmann Alb. Borrmann, Adamstraße, getroffen. Der Getroffene fiel sofort ins Wasser; es gelang jedoch, ihn zu bergen und sofort ins nächste Krankenhaus zu schaffen. Leider ist B. bereits seinen Ver- letzungen erlegen, die Neberführung der Leiche ist am Dienstag nach Spandau erfolgt. Mus aller Welt. Grubenkatastrophen ohne Gnüe. Nachdem erst am Montag auf der Zeche Hansemann in Mengede 13 Bergleute im Dienste des Grubenkapitals ihr Leben lassen mußten, kommt schon wieder eine Meldung von einem neuen gleich schweren Grubenunglück. Auf dem im Abteufen begriffenen KalibergwerkKraja II im Be- zirk Erfurt ereignete sich in der Nacht zürn Mittwoch eine schwere T y n a m i t- E x P l o s i o n, bei der elf Berg- leute und ein Steiger tödlich verunglückten. Die Explosion erfolgte gegen 1 Uhr früh in einem engenHöh- I e n r a u m. In der Höhle befanden sich zwölf Mann, die durch die explodierenden 80 Pfund Dynamit inFetzenge- rissen wurden. Nur ein Bergmann gab noch schwache Lebenszeichen von sich, er wurde in das Bleichröder Kranken- haus geschafft. Da die Zeugen des Unglücks sämtlich der Er- plosion zum Opfer gefallen sind, ist über die Entstehungs- Ursache nichts zu ermitteln. lieber das Unglück auf der Zeche Adolf von Hanse- mann wird uns noch geschrieben: Diese neueste Katastrophe macht bei dem tobenden Kriegslärm einen sehr eigenartigen Eindruck. Der Besucher der Unglücksstätte sah am Dienstagmorgen das üb- lichc Bild, aufgeregte Menschenmassen und weinende Frauen aus den Straßen. Während hier auf dem Schlachtfelde des Bergbaues wieder eine grausige Schlacht geschlagen war, schickten sich viele Kameraden der Verunglückten, die Oesterreich ihre Heimat nennen, an, zu den andern Schlachtfeldern im Osten zu eilen. In der Totenhalle der Zeche lagen die Opfer der Reihe nach aufgebahrt, zum Teil erbeblich verbrannt und entstellt. Kaum dreihundert Schritte von dieser Stätte eine Kneipe, gefüllt von Oesterreichcrn, in Alkoholbegcisterung Kriegsliedcr gröhlend, die Koffer gepackt, um mit dem nächsten Zuge abzureisen. Ein un- sagbar trauriges Bild, das zeigt, wie verrohend der Kriegslärm wirkt. Das Unglücksflöz, das die Opfer gefordert, befindet sich schon seit 2 Jahren in Brand. Es ist damals abgedämmt worden und dann wurde weiter gearbeitet. Am Montagabend zwischen 8 und 9 Uhr ist bemerkt worden, daß Gase entwichen, der Damm also brüchig sei. In der Nacht ist an dem brüchigen Damm gearbeitet worden, das Feuer ist dann aber völlig zum Ausbruch gelangt. Wann das geschehen, steht nicht fest, denn die Beteiligten sind sämt- lich tot. Die Getöteten sind Reparatur-Hauer der Abteilung 4 auf der 440-Meter-Sohle. Es war den Verunglückten unmöglich, dem Tode zu entrinnen; aufwärts ging es nicht, weil der Teil ob- gebaut ist, vorwärts waren die Strecken bis zum Schacht— das ist ein Weg von einer halben Stunde— mit den dichtesten Brand- gasen gefüllt. Es heißt übrigens, daß schon am 81. Januar 19 1.4 bei der Bergbehörde Anzeige erstattet worden ist, daß in der Nähe der jetzigen UnglückSstätte Brandgase bemerkt wor- den seien. Auch jetzt soll eS in der Grube der Zeche � Adolf von Hansemann noch mehrere, allerdings abgedämmte Brandherde geben. Die vielen Unglücksfälle, die infolge Flözbrand, die in den letzten Jahren zu verzeichnen waren, legen die Frage nahe, ob die abgedämmten, brennenden Flöze auch mit der nötigen Sorgfalt beobachtet werden. Die vielen Artikel, die in der„Dortmunder Arbeiterzeitung" über die Mißstände auf der genannten Zeche erschienen sind, be- weisen zur Genüge, daß die Möglichkeit eines größeren Unglücks durchaus nicht von der Hand zu weisen war. Betriebspunkte mußten wegen Schlagwetter stillgelegt werden. Als der Sicher- heitsmann die Gefährlichkeit des Betriebes in das Fahrbuch ein- tragen wollte, suchte ihn ein Steiger davon abzuhalten. Der Be- triebspunkt wurde wieder belegt, obwohl die Schlagwetter nicht beseitigt waren. Schließlich ist die Sache zur Anzeige gekommen und ein Beamter ist auch gerichtlich bestraft worden. Trotz des Unglücks in der Nacht ging am Dienstagmorgen die Förderung ruhig weiter. So bekundet das Kapital feine Achtung vor der Majestät des TodeS. Nur die Reviere, die direkt von dem Unfall betroffen worden find, sind Dienstag nicht an- gefahren. �- Folgenschwere Explosion während eines Volksfestes. Einen entsetzlichen Abschluß fand ein Volksfest, daS am Dieus- tag in der spanischen Ortschaft T u d e l a vor sich ging. Den Höhe- Punkt des Festes sollte ein Feuerwerk bilden. Durch einen un- glücklichen Zufall kam das Feuerwerk vorzeitig zur Ex- plosion. Die Wirkung der Explosion war eine furchtbare. 75 Menschen deckten den Boden. 25 davon waren tot und etwa 50 mehr oder weniger schwer ver- w u n d e t. Von letzteren liegen mehrere im Sterben. Die Mehr- � zahl der Leichen ist auf schreckliche Weise geköpft worden. Die Köpfe wurden weit fortgeschleudert. Zrauen-llefeabenüe. Niederschön ewetde. Heute Donnerstag, den 30. Juli, abends 8>;, tllir, bei Bengfch, Britzer Straße 17: Vortrag der Biiiojfm Demmnwg über„Die Frau im wirtschastlichen und politischen Kampfe'. kSitternngSüberticht vom LS. Juli 1314. Slatwnen E_ ~ e IsE A 5 Setter öS *11 a mS> Stationen = 2 »— HaparandS Petersburg Seilitz Aberdeen Pari» 750 760 760 759 ll SS w s NNO 4Reg«n Still NNW Still Setter wollig bedeiv heiter fi K« 11 14 11 15 Swinemde. 750 SO I 1 Regen � 14 Hamburg 747019?® 1 bedeckt 15 Berlin 749®. Mcgen, 12 Franks. a.M 756/«W 8 Dunst; 12 München 758® 5 halb bd. 14 Wien 1757 SSS! 3:halb bd.! 16 Wetterprognose für Tonnerstag, de» ZV. Juli 1914. Noch ziemlich kühl und vorherrschend wolkig mit weiteren Regcnsällen und mäßigen südlichen Winden.. Berliner Wetterbureau. Wetteraussichten für das mittlere Norddeutschland bi» Freitagniittag: Anfangs noch kühl, größtenteils bewölkt und besonder» im Süden an den meisten Orten öster etwas Regen. Später von 9!ord- Westen nach Südosten fortschreitende Ausheiterung und langsame Erwärmung. Ltrantwortlicher Redakteuri Albert Wach». Aerftn. Für de? Jnferatenteil vercmtw.: Th. Glocke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdcuckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer sc Co, Berlin LW,
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