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Es versteht sich von selbst, daß das Zcntralnechrvcisebureau, so bald es Nachrichten hat, mit unbedingter Offenheit Auskunft erteUt und nichts verheimlicht. Vorsicht bei Sammlungen für öas Rote Kreuz Berlin, 13. August.  (W. T. B.) Die Sammlungen fi r das Rote Kreuz, die in diesen Tagen ihren Anfang genommen haben, werden von Schwindlern benutzt, um sich zu bereichern Tic Kriminalpolizei hat bereits mehrere dieser Burschen dingfest gemacht und weist wiederholt das Publikum darau hin, daß zu diesen Sammlungen nur Personen berechtigt sind welche im Besitz der amtlichen Sammelbüchsen und von Le gitimationskarten sind, die vom Polizeipräsidium Berlin oder einem der Vorortpräsidien abgestempelt sind. Kriegserklärung Cnglanös an(desierreich Wien  , 13. August.<W.?. B.) Heute mittag um lL 1 Uhr erschien der englische   Botschafter im Ministerium des Aensteren und erklärte, daß sich England von gestern iMittwoch) 12 Uhr mitternachts au, als mit Oester reich- N na arn im Kriegszustand befindlich betrachte. Gleichzeitig forderte der Botschafter seine Pässe. Sesieuerung öer Extraausgaben in Wien Wien  , IS. August.(W. T. B.s Die amtlicheWiener Zeitung  veröffentlicht eine kaiserliche Verordnung, durch welche die Regierung ermächtigt wird, den Stratzenverkauf von Gonderaus gaben der Zeitungen an besondere Bedingungen zu knüpfen Um für Zwecke der Kriegsfürsorge neue Mittel zu beschaffen, wird von jedem Exemplar einer solchen Sonderausgabe eine Abgab von zwei Hellern erhoben werden. Ein Morü in öer deutschen   Sotschast in Petersburg  . Bereits vor einigen Tagen wurde gemeldet, der Mob habe das HauS der deutschen   Botschaft in Petersburg   demoliert. Jetzt bringt derVerl  . Lokal-Anz." die Meldung, daß Hofrat Alfred Kattn er der seit über 3V Jahren im deutschen   konsularischen und diplo- matischen Dienst in Ruhland tätig ist, und der bei der kürzlich er. folgten Abreise des Grafen PourtalöS und des übrigen Personals unserer Botschaft in Petersburg   zurückgelassen worden war, ein Opfer de« der- hetzten BolkeS geworden ist. Die VolkSmaffe fei ungehindert in daS im Zentrum Petersburgs gelegene Botschaftsgebäude eingedrungen, habe zuerst den greisen deutschen   Beamten niedergemacht, die Räume geplündert und sodann daS Palais in Brand gesteckt. Als Polizei und Feuerwehr heranrückten, sei das Entsetzliche bereit« geschehen gewesen. Ein neuer italienischer Marineminisier. Nach einer Meldung aus Rom   hat der Marineminister Millo wegen Erkrankung sein Amt niedergelegt. AlS sein Nachfolger wurde Vizeadmiral Leone Viale emannt. vepeschenwechsel zwischen öem Zaren unö dem König von Englanö. DasAmsterdamer Handelsblatt" gibt nach derTimes" den Text zweier Telegramme wieder, die zwischen dem König von England und dem Zaren vor dem Kriegsausbruch gewechselt worden sind. Das Telegramm des KönigS Georg  . Am 1. August übergab der englische   Gesandte in Peters bürg dem Zaren einen persönlichen Brief König GeorgS V mit folgendem Inhalt: Meine Regierung hat von der deutschen   Regierung folgende Mitteilung empfangen: Am. Juli bat der Zar telegraphisch   den deutschen   Kaiser, zwischen Oesterreich-Ungarn   und Rußland   zu vermitteln. Der Kaiser folgte dem sofort und tat Schritte in Wien  . Ohne die Ergdjniff« hiervon abzuwarten, mobilisierte Ruhland gegen Oesterreich  . Der Kaiser benachrichtigte den Zaren tele- graphisch, daß diese Haltung seine Anstrengungen zunichte mache. Der Kaiser bat ihn außerdem, jedes militärische Vor- gehen gegen Oesterreich-Ungarn   zu unterlassen. Der Zar er- füllte»ie Bitte nicht. Trotzdem setzte der Kaiser sein« Unter- Handlungen in Wien   fort, wobei er so weit ging, al» ihm möglich war, gegenüber seinem Verbündeten zu gehen, und sich auf der Linie hielt, die von England angezeigt war. Währeno dieser Zeit ordnete Petersburg   die allgemeine Mobilmachung des Heeres und der Flotte an. Oester- reich- Ungarn   antwortete daher nichts mehr auf die Schritte des deutschen   Kaisers. Diese Mobilmachung war offenkundig gegen die Deutschen   gerichtet. Daher sandte der Kaiser ein Ultimatum an Rußland  . Er fragte auf der anderen Seite bei Frankreich   an, ob cS nn Falle eines Konflikts neutral bleiben würde. Das ist also der Wortlaut der deutschen   Erklärung. Ich glaube, fuhr der König von England fort, daß wir uns einem Mißverständnis gegenüber befinden. Mein heißester Wunsch ist. kein Mittel unversucht zu lassen, um die schreckliche Katastrophe zu vermeiden, welche die ganze Welt bedroht. Ich richte daher einen persönlichen Appell an Sie, diese? M i ß v e r- st ä n d n i s z u z e r st r e u e n, das nach meiner Ueberzeugung plötzlich eingetreten ist, und noch gestattet, die Friedens- Verhandlungen fortzusetzen. Wenn Sie glauben, daß eS in meiner Macht steht, in diesem Sinne zu vermitteln, so werde ich alles in der Welt hin. um die Verhandlungen durch die beiden ftag- lichen Staaten wieder aufnehmen zu lassen. Die Antwort des Zaren. Auf dieses Telegramm des Königs von England hat der Zar folgendermaßen geantwortet: Ich hätte lebhaft gewünscht, Ihren Vorschlag anzu- nehmen, wenn ich nicht heute Mittag von dein deutschen   Bot- schaster die Mitteilung der Kriegserklärung er- halten hätte. Seit der Uebcrgabe des österreichischen Ultimatums an Belgrad   hat Rußland   alles getan, um die Frage friedlich zu löse«, die von Oesterreich   aufgeworfen ist. DaS Ziel der Oester- reicher war. Serbien   zu zermalmen und daraus einen Vasallen- staat zu machen, um das Gleichgewicht der Kräfte aus dem Valtan zu zerbrechen, das für mein Reich ein Lebensinteresse darstellt. Alle friedlichen Vorschläge, eingeschlossen die Ihrer Regierung, sind von Teutschland und Oesterreich zurückgewiesen worden. Die österreichisch  -serbischc Kriegserklärung hat mich ge- zwungen, einen Teil meines Heeres mobil zu machen. Obwohl schon in diesem Augenblick meine militärischen Ratgeber mich verpflichteten, die allgemeine Mobilmachung zu ver- künden wegen der Schnelligkeit der deutschen   Mobilmachung, ver- glichen mij der unsrigen. Ich big dazu, tps ist.richtig, Haid gezwungen worden durch die allgemeine Mobilmachung Oesterreichs  , das Bombardement von Belgrad  , die Zusammen- ziehung österreichischer Truppen in Galizien   und geheime mili- tärische Vorkehrungen, die von Deutschland   unternommen wurden. Der Beweil, daß meine Haltung gerechtfertigt war, findet sich in der plötzlichen Kriegserklärung Deutschlands  , die mich vollständig unerwartet getroffen hat, da ich Kaiser Wilhelm   die kategorische Versicherung gegeben hatte, daß meine Truppen nicht in Tätig- keit treten wurden, solange, wie die Verhandlungen nicht abge- brachen wären. In dieser feierlichen Stunde will ich Ihnen noch die Versicherung geben, daß ich alle» getan habe, wa« in meiner Macht stand, um den Krieg zu vermeiden. Gegenwärtig, wo ich in ihn hineingestoßen bin, hoffe ich, daß Ihr Land nicht zögern wird, Frankreich   und Rußland   beizustehen. Gott   segne und schütze uns. DieKölnische Zeitung  " bemerkt dazu, daß der Versuch, die Verantwortung auf Oesterreich   und Deutschland  abzuwälzen, vergeblich sei. Der Zar gestehe die allgemeine Mobilmachung ein, während er zugleich dem deutschen   Kaiser die Versicherung gegeben habe, gegen ihn nichts unternehmen zu wollen. Dieses Gebaren unterliege dem Urteil der~ schichte. Interessant ist auch die Darstellung des englischen B l a u b u ch e s. Unter dem 29. Juli depeschiert der britische Botschafter Sir Edward Goschen   über eine Unterredung, die er mit dem Reichs kanzler hatte. Der Kanzler sagte: er fürchte, daß, wenn Oesterreich von Ruhland angegriffen werde, ein europäischer Brand wegen Deutschlands   Verpflichtungen als Oesterreichs   Verbündeter unvcr meidlich werde, obwohl er sich immer bemüht habe, den Frieden aufrechtzuerhalten. Er machte dann einstarkes Anerbieten" für ein Neutralitätsabkommen.Wenn England sein« New tralität zusichere, würde der britischen Regierung jede Sicherheit gegeben werden, daß die kaiserliche Regierung im Falle irgend eines etwa folgenden siegreichen Kriege? keine territorialen Er- oberungenaufKostenFrankreich? anstreben werde. Au die Frage de» Botschafters in betreff der französischen   Kola- n i e n erklärte der Kanzler, in dieser Beziehung ein« ähnliche Ver. sicherung nicht geben zu können. In bezug auf Holland  versicherte der Kanzler: die deutsche Regierung sei bereit, solange Deutschlands   Gegner die Integrität und Neutralität der Niederlande   respektierten, diese auch für ihren Teil zu garan tieren. Von dem Vorgehen Frankreichs   werde es abhängen, zu welchen Operationen Deutschland   in Belgien   gezwungen werde aber sobald der Krieg vorüber sei, werde die belgische Inte- g r i t ä t respektiert werden, wenn eS sich nicht auf die Seite der egner Deutschlands   stelle. Der Kanzler schloß damit: daß er versichert«, solange er Kanzler sei, sei es immer das Ziel seiner Politik gewesen, mit Englmid zu einer Verständigung zu gelangen Er sei überzeugt, daß diese Versicherungen die Grundlage der Ver ständigung abgeben könnten, die er so lebhaft wünsche. Er denke an ein all ge meines ReutralitätSabkommen zwischen Deuffchland und England, obwohl eS natürlich im gegenwärtigen Augenblick zu früh sei, auf Einzelheiten einzugehen; eine Versiche rung der britischen Neutralität in dem gegenwärtigen Konflikt würde ihn in den Stand setzen, ein« Verwirklichung seines Wunsches ins Auge zu fassen. Die Antwort des«nglischenStaatbsekretärS vom olgenden Tag« war eine schroffe Ablehnung dieses Vor- ch l a g e S.Seiner Majestät Regierung könne nicht einen Augen» blick sich mit dem Vorschlag befassen, unter solchen Bedingungen neutral zu bleiben." Als Grund führt der Staatssekretär an: England könne nicht beiseite stehen, wenn Frankreich  eine Kolomen und seine Stellung als Großmacht ver- lieren und der deutschen   Politik unterworfen werde. Aber ganz abgesehen hiervon würde e« auch ein« Schande für England sein, diese? Geschäft mit Deutschland   auf Kosten Frankreichs   zu machen, «in« Schande, von der sich der gute Name Englands nie wieder er- holen würde. Auch auf daS Geschäft über Belgien   könne England nicht eingehen. Es sei zwecklos, zu prüfen, ob die Aussicht auf ein pätereS allgemeines Neutralitätsabkommen zwischen England und Deutschland   positiv« Vorteile böte, die groß genug seien, um England dafür zu entschädigen, daß«S sich jetzt die Hände binde. England müsse sichvolleFreiheit vorbehalten, zu handeln, wie die Umstände eS erfordern würden. Der Botschafter solle dem Kanzler mit allem Ernst auseinander. etzen, daß der einzige Weg, die guten Beziehungen zwi. chen Deutschland   und England aufrechtzuerhalten, sei, daß sie fortfahren sollten, zusammen für die Erhaltung des«uro- mischen Frieden» zu wirken. Geling« da«, so würden die gegen. eitigen Beziehungen zwischen Deutschland   nnd England, wie er glaube, ipso kscto gebessert und gestärkt werden. Für diesen Zweck wolle Seiner Majestät Regtcvung mit aller Aufrichtig­keit und gutem Willen arbeften. Der Schluß der Depesche lautet:Außerdem will ich folgendes erklären: Wenn der Fried« Europa  » erhallen werden kann und die gegenwärtige Krise glücklich überstanden«nrd, so wird mein eigene« Bemühen sein, ein Uebereinkommen serrengeinent) zustande zw bringen, dessen Teilnehmer Deutschland   sein kann, durch da« sichergestellt werden könnte, daß kein« aggressive oder eindliche Politik gegen Deutschland   oder seine Verbündeten von Frankreich  , Rußland   oder uns elbst, zusammen oder einzeln, verfolgt werden würde. Ich habe dies gewünscht und dafür gearbeitet während der letzten Balkcmkrise, und da Deuffchland«in gleiches Ziel hatte, efserten sich unsere Beziehungen merkbar. Die Idee ist bisher zu utopisch gewesen, um den Gegenstand bestimmter Vor. chläge zu bilden. Aber wenn diese gegenwärtige Krise, die viel heftiger ist als irgend«ine, durch die Europa   seit Genera- tionen hindurchgegangen ist, glücklich überstanden wird, bin ich voll Hoffnung, daß die Erleichterung und Rück- Wirkung, welche folgen werden, eine bestimmtereAnnähe- ungzwischendenMächtenmögllchmachenwird, als bisher möglich gewesen ist." Der Kanzler erklärte: er werde über den Vorschlag nach- denken, und in der Zwischenzeit teilte der deutsche Botschafter in London   mit, daß aus Anregungen der deutschen   Regierung neue Unterhandlungen zwischen Wien   und Petersburg be- gönnen hätten. Brey   ließ nach Petersburg   seine Genugtuung hier- über depeschieren und sprach die ernstliche Erwartung au«, Herr Sasonow   werde diese Unterhandlungen fördern. Am 31. Juli sandte Greh   noch eine Depesche an Goschen, worin er ihn ersuchte, den deutschen   Staatssekretär des Auswärtigen darüber zu sondieren, ob es nicht möglich sei, daß die vier nicht interessierten Mächte(England, Deutschland  , Italien  , Frankreich  ) Oesterreich die Garantie der vollen Satisfaktion von Serbien   gäben, wogegen i« der Petersburger Regierung eine Garantie dafür geben könnten, daß Oesterreich, wozu es sich ja bereit erklärt habe, die serbische Souveränität und Integrität nicht verletzen werde. Me Mächte aber sollten ihre Rüstungen einstellen. Grey fügte noch hinzu: wenn Deutschland   einen vernünftigen Vorschlag machen könne, aus dem hervorgehe, daß Deutschland  und Oesterreich demüht seien, den Frieden zu erhalten, so werde Mgland dieseg Asrsdjlag in Zetexsburg und unter�ützezsi M, er sei bereit, wenn Rußland   und Frankreich   nicht darauf einging«». in Pari« und Petersburg zu erklären, daß er mit den Folg«« nicht« zu tun haben wolle. Die deutsche Antwort ging dahin, daß e» für die deuffche Regierung unmöglich sei, einen Borschlag in Erwägung zu ziehen, solange Rußland   nicht sein« Mobilisierung ein, stell«, und da« weiter« ist bekannt. Ein Stimmungsbild aus Stuttgart  . Aus Stuttgart   wird uns geschrieben: Die Mobilmachung hat da« gewerbliche Leben Stuttgart  « fast vollständig zum Stillstand gebracht. Nach amtlichen Mitteilungen in der Stuttgarter Presse sind bereits 30 000 Einwohner Stuttgarts, darunter 10 000 Familienväter, zum Kriegsdienst einberufen. Die meisten Fabrikbetriebe stehen still oder suchen mit kleiner Arbeiter- zahl den Fortgang der Produktion aufrecht zu erhalten. Am schwersten sind die Handwerker und kleinen Industriellen getroffen, ebenso die kleinen Geschäftsleute. Nur die Lebensmittelgeschäfte haben Hochkonjunktur. Sehr segensreich wirkt der Konsumverein, der den größten Teil der Bevölkerung mit Brot versorgt. Trotz der scharf gestiegenen Mehlpreise hält er noch am alten BrotpreiS fest und zwingt so die Bäckermeister, da? gleiche zu tun. Dem Leben»- mittelwucher der Bauern und Markthändler tritt die Behörde mit anerkennenswerter Entschiedenheit entgegen. Di« Preise für Früh- kartoffeln waren bereits um 100 Proz. in die Höhe getrieben. Die Drohung mit sofortiger Konfiskation bewirkte, daß man sie wieder zum alten Preis haben kann. Auch gegen Hausbesitzer, die den zum Kriegsdienst Einberufenen die Wohnung kündigen, geht da? Generalkommando mit rücksichtsloser Energie vor. Die Anwälte Stuttgarts   haben zudem beschlossen, AuStreibungSklagen nicht an- zunehmen. Die Stadt hat eine umfassende Hilfsaktion für die Familien der Reservisten und Landwehrleute organisiert. Unterhalt»- und fürsorgebedürftige Kinder werden auf Kosten der Stadt verpflegt. Ein großer Teil dieser Arbeit liegt in den Händen der sozial- dem akratischen Gemeindevertreter, soweit sie nicht zum Dienst eingerückt sind. In allen Bezirken der Stadt haben sich Frauen- hilfSgruppen unserer Genossinnen gebildet, die wiederum einem Zentralkomitee unterstehen. Sie arbeiten mit dem städtischen Hilf«» iomitee Hand in Hand. Die vier Waldheime der Stutt- garter organisierten Arbeiterschaft mit ihren Spielplätzen, IlnterkunftSräumen usw. sind den Familien der Resexvisten und Landwehrmänner zur Verfügung gestellt. Brot und Getränke werden an die Kinder unentgeltlich abgegeben. Ueber die Hälfte der Mitglieder de» Sozial- demokratischen Vereins steht unter den Fahnen. In manchen Bezirken sind fast alle Ausschußmitglieder, Vertrauens- männer und Einkafsierer einberufen worden. Unsere Alten und die Frauen haben an deren Stelle die Parteiarbeit übernommen. Rechtzeitig vor der Mobilisation waren all« notwendigen Maß- regeln zur Fortführung der Geschäft« getroffen. Mit ruhigem Ernst hat die organisiert« Arbeiterschaft da« Unvermeidliche hin- genommen. Ander« da« Bürgertum. In unverantwortlicher Weis« sucht« die bürgerliche SensationSpress« die chauvinistischen Leidenschaften aufzustacheln undKriegtbegeisterung" zu fabri- zieren. Ein klassische» Dokument dieser Zustände ist der Tage»- befehl de« Stuttgarter Polizetdtrektor» Dr. Bit« tinger an die Schutzmannschaft, den der.Vorwärt«" ja bereit« wiedergegeben hat. Di« Veröffentlichung diese« Dienstbefehl» m den Tage«- zeitungen Stuttgart  » hat die erhitzten Wirrköpfe einigermaßen ab- gekühlt. Wie toll solch gemelngefährliche Müßiggänger wie der Polizeidirektor die Schuldigen richtig charakterisierte gegen harmlose und durchau» unverdächtig« Menschen vorging, zeigt ein Erlebnis de» stadtbekannten Hofschauspieler» e o r g S t i e g e r t, der in den Tageszeitungen folgende Dar- stellung veröffentlichte: Eine Stunde vor meiner Einrückung send« ich Ihnen diese Zeilen mit der Bitte, darüber zu urteilen! Ich bin guter Deutscher   und kämpfe al» krieg«- fretwilliger Feldarttllerist im Regiment... Bei meinen letzten Vorbereitungen in der Stadt wurde ich vielfach verhaftet, und trotzoem viele mich al« Schau. sptelerStiegerterkanntenundich mich ausweisen konnte, ließ man mir kein« Ruhe wegen meine« au». ländischen Aussehen«. Ich trage da» Haar militärisch kurz, war in Begleitung einer jungen Dame au« einer erstenhiesigen Bürge rsfamilie. Die Dame verhaftete manal» E p i o n i n" I Nun ging die Hetze lo«. Schutzmannschaft konnte nicht genügen. Tu« Publikum schrie:DaS ist ein Schauspieler? Da» ist kein Schauspieler mehr, da» ist a Ruß, a Spion, schießt ihn nieder, schießt sie zusammenl" Stöcke flogen gegen mich, Faustschlöge sausten mir an den Kopf e» ging so weit, daß man R e d o l v e r gegen mich zog. Dank eines Schutzmanns, der nur immer rief: Er ist ein Bürgerl"(doch die Menge glaubte e» nicht), kam ich in eine der drei Wachtstuben am Bahnhof. Nach stundenlanger Verfolgung kam ich daheim an. Ein Fußtritt in den Unterleib, den ich vorher mit der liebenswürdigen Bemerkung:Da, du ausländischer Hund!" bekommen hatte, macht« mich körperlich haltlos. Ich hatte oft unterwegs um Bedeckung gebeten, Polizisten an- gerufen, sie halfen mir nicht. Die Menge glaubte nun im Recht zu sein, und um so schärfer zog man gegen mich. Die ganze Sache hatte zur Folge, daß ich daheim zu- sammenbrach und einen starken Krampf« nf all erlift. Herr ScrnitätSrat Weil leistet« mir durch eine Morphiumeinspritzung Hilfe. Ich bin in schlechtem Zu- stand. Trotzdem fahre ich nach..., weil ich weiß, wa« eine» guten Deutschen   Pflicht ist. Herr Sanitätirot Weisi Olgastraße, der diese rohe Art auf« strengste derurteilt, will selbst noch öffentlich sprechen. Sehen Sie, soweit geht e«! Trotzdem man wußte, ich bin kein Spion, schlug man mich au» Sensation! Dazu ist Zeit! E» sind noch Reden gefallen, u. a., warum solcheBande" am Theater wäre usw. Ich erwähne nicht alle». Es ist keine Zeit, zu klagen nur warnen möchte ich. daß man nicht so weiter verfährt. Georg Stiegert." So etwai mußte man in Deutschland  , ja im gemüt- ichen Schwabenländle erleben und da entrüstet man sich über Belgien  ! Die sinnlose Furcht scheint auch etliche Zivilbehövden angesteckt zu haben. So wurde da» Hau  » der Genossin Zetkin ängere Zeit durchBürger" mit Schießprügeln bewacht. Dies« Leute lebten offenbar derguten Hoffnung", russischeSpione" fangen zu können. Di« Arbeiterschaft war über diese Maßregel gegen die Genossin Zetkin   derart erbittert, daß ein Unglück unausbleiblich gewesen wäre, wenn die betreffende Behörde die Bewachung nicht schleunigst ausgehoben hätte! Allem Anschein nach hat eine öffentlich« Erklärung der Genossin Zetkin   mit dazu beigetragen, daß da» Generalkommando dernachgeordneten In- llcms" den Standpunkt ti-»» aemachi v»» j�'v vjtl« iäslis»'' ss am!