die polenfrage.Weihbischof Dr. L i k o w s k i. der künftige Erzbischof vonPosen, hat soeben einen Aufruf an die polnische Geistlich-keit des Erzbistums erlassen, in dem es u. a. heißt:.In ganz Mitteleuropa lodert die Kriegsfackel, angefachtdurch die russische Regierung, unter deren Grau-s a m k e i t e n unser Voll in religiöser und nationaler Beziehungüber hundert Jahre hindurch schmerzlich gelitten hat. Ist es euchdoch, geliebte Dwzesanen. nicht unbekannt, wie viele Millionender mit unS verbrüderten Uniten mit Gewalt vonder G emeinschaft unserer heiligen Kirche los-gerissen und in barbarischer Unmenschlichkeitder russischen Orthodoxie zugeführt wurden, wie viel Tausendevon Söhnen unserer heimatlichen Erde ihrer von denBätern ererbtenHabeberaubt und nach Sibirienvertrieben wurden, wo sie zum Teil der grausigen Kältezum Opfer fielen. Ihr wisset es auch sehr gut. unter welchemDruck noch bis jetzt die katholische Kirche im Bereiche von Kongreß-polen und Littauen seufzt I...,..Diese unserer Nation und unserer Kirche feindlich gesinnteRegierung hat in h i n t e r l i st i g e r W e i s e die größere Hälftevon Europa in einen feurigen Kriegsherd verwandelt und unserenAlleranädigsten LandeSherrn, den Verbündeten des greisen Kaisersvon Oesterreich, gezwungen, mit Waffengewalt die gerechteSache und sein Land zu verteidigen.Ohne Zweifel ist jeder Krieg ein großes Unglück, aber manch-mal unvermeidbar, denn in den gegenseitigen Beziehungen derStaaten treten ab und zu wichtige Lebensfragen auf, die nurdurch die Schärfe des Schwertes entschiedenwerden können. Eine solche Stunde hat jetzt für uns geschlagen IJeder Krieg ist ein Unglück, denn er entfesselt Ströme vonBlut und Tränen, er fordert große Opfer an Leben und Gut;und vielleicht hat noch kein Krieg früherer Jahrhunderte solchschwere Opfer verlangt wie der, welcher fich gegenwärtig zwischenden mächtigsten Reichen abspielt. Auch, ihr, Geliebte, seid nunals Untertanen des deutschen Kaiser» undKö-nig» von Preußen berufen, an diesen Opfernteilzunehmen.Ich weiß wohl, daß infolge der Ausnahmegesetze, derenWirkungen wir seit einer längeren Reihe von Jahren schmerzlichempfinden, das Vertrauen der polnischen Bevölkerung zut staatlichenRegierung fich vermindert hat, ober ich weiß auch, daß unter unsnicht das Gefühl der Pflicht gegen die von GottunS gegebene Obrigkeit geschwunden ist. daß wir viel-mehr immer eingedenk bleiben der Mahnung des heiligen ApostelsPaulus:„Jegliche Seele sei den vorgesetzten Gewalten untergeben;denn es gibt keine Gewalt außer von Gott; die es aber find, siesind von Gott gesetzt.(Röm. XIII. 1.)Erfüllet also, als würdige Söhne einer ritterlichenNation, mutig eure Pflicht im Kampfe; ihr anderen aber,die ihr am häuslichen Herd verbleibet, verhallet euch ruhig undvertrauet auf Gott, schenket insbesondere kein Ge-hörverdächtigenAgenten und Frieden« st örern.Vertraut, daß, wenn ihr in dieser großen, überaus bedeutungs-vollen Zeit treu und mutig zu eurem Monarchen haltet und durcheure loyale Haltung zum Siege seine» tapferen Heeres beitraget,euer LandeShert in seinem edlen Herzen unsere gerechten Forde-rungen erfüllen und alles das beseitigen wird, was uns bedrückt.Vertrauet auch, daß wir durch unsere Mitarbeit zum Siege derkaiserlichen Armee unseren leidenden Brüdern jen-seits der Grenze zum Erringen einer besserenZukunft mithelfen werden."Dieser Aufruf zum Kampf gegen den Zarismus und zurBefreiung Polens ist der preußischen Regierung sicher nichtunangenehm. In dieser Zeit kann ihr wie auch der öfter-reichischen Regierung die Insurrektion der Polen gegen Ruß-lynd. also das. was sonst als Hochverrat bezeichnet wird, inWirklichkeit aber das angeborene Recht jedes unterdrücktenVolkes ist, nur vorteilhaft sein. Die Polen und ihrVertrauensmann Dr. LikowSki haben sich verpflichtet, diedeutsche Regierung während des Krieges zu unterstützen, de-sonders auch alles zu tun, um die polnische Bevölkerung inRußland für eine Erhebung gegen den Zarismus zu gewinnen.Dafür erhalten sie nicht nur ihren Erzbischof, sondern darüberhinaus auch noch die Zusicherung, daß die preußische Polen-Politik revidiert werdeu soll.Die preußische Regierung scheint also mit der unseligenPolenpolitik, vor der wir stets gewarnt haben, endlich einiger-maßen aufräumen zu wollen. Es wäre ja auch unmöglich,zugleich an die tatkräftige Sympathie der Polen zu appellierenund Ausnahmegesetze wie den Enteignungs- und Sprachen-Paragraphen fortbestehen zu lassen. Darüber hinaus aberwird man den Polen ihr nationales Selbstbestimmungsrechtin vollem Maße einräumen und es ihnen auch nach demKriege sichern müssen, damit sie, die so oft schon getäuschtworden sind, in voller Zuversicht und Begeisterung in denKampf gegen den zarischen Unterdrücker ziehen können.politisthe Ueberficht.Entgegenkommen in der Jesnitenfrage.Die treue Unterstützung der Regierungspolitik soll scheinbarnicht nur den Polen, sondern auch dem Zentrum noch einen be-sonderen Dank eintragen. Die Korrespondenz des Herrn Erzbergerweiß zu melden, daß der Reichskanzler eine Anordnung erlassenhabe, ivonach die Jesuiten in Deutschland zurHilfs-s e e lso rge zugelassen werden sollen. Diese Zulassungbildete seinerzeit den Kernpunkt des bayerischen Antrages, den derBundesrat ablehnte.Die Behandlung der Deutschen in Belgien.Nach und nach melden sich auch andere Stimmen, die denUebertreibungen der bürgerlichen Presse in ihren Berichten über dieBehandlung der Deutschen in Belgien entgegentreten. Nachdem wirbereits die völlige Grundlosigkeit der Nachrichten über die Er-wordung des Hotelbesitzers Weber feststellen konnten, ver-breitet eine Korrespondenz jetzt folgende Mitteilung: Herr W.non Mallinckrodt, einer der bekannten angesehenen Deutschenw Antwerpen sollte nach einem Bericht mehrerer Zeitungen ver-hastet worden sein und gefangen gehalten werden. Er selbst teilt>rtzt mit, daß er am 4. August, ohne vorher behelligtworden ,u sein, Belgien verlassen habe und sich aufdeutschem Boden besiude.„ Der nach Berlin zurückgekehrte deutsche Gesandte in BrüsselV. Below sprach Pen Vertretern der Presse gegenüber fem- großeBerwunderuna darüber aus. daß derartige Szenen, wie sie diesatter schilderten, sich ereignet haben sollten. Er versicherte daßwan'hn bi,.«r lekten Stunde i n der zuvorkommendstenu"d höflichst enW ei f. behandelt habe. Als ihm am Diens-wg feme Passe-urückaeaeben wurden und eS feststand, daßd-utsch- TruA n die Grenzen überschritten hatten, habe fichb" B-rkehr"�it dm Wörden dessen ungeachtet in durch-di- r S°rmen vollzogen. In Brussel ser er w.eoas Personal der Gesandlschaft. blS zur letzten Stunde« rniVs®eife behellig, worden. Nur-ine kleine Differenz habe«"".den Behörden über die Richtung seiner Abreise gehabt. Manwfolatn" i«ine Abreise könne nur via ��"k'-und England«soigen. Al» er eine derartige Route ablehnte und darauf bestand,seine Reise sofort über Holland anzutreten, halle man ihm einenExtrazug gestellt, der ihn an die holländische Grenze brachte. DerGesandle glaubt, daß es sich bei den Ausschreitungen nur um vereinzelte Vorkommnisse und insbesondere um Ausbrüche der gewalt«tätigen Natur der Wallonen handele. Keine Kirmes gebe es in derwallonischen Gegend, ohne daß nicht blutige Ausschreitungen stattfänden.Prediger der Revolution.Die österreichische Regierung hat die Polen aufgefordert, sichgegen die Russen zu erheben; die„Post" erließ an die Flamländereinen Ausruf, sich in revolutionärer Erhebung Deutschland anzu-schließen—, jetzt wendet sich die„Deutsche Tageszeitung" an dieInder, um sie gegen die englische Herrschast aufzuwiegeln:„Hungersnöte, Pest und die hoffnungslose Armut von 80 Proz.der Bevölkerung beweisen, daß der unersättliche LänderhungerEnglands sich übernommen hat, daß er nicht fähig ist, ja daß erüberhaupt nicht die Absicht hat, die Einwohner des indischenReiches auf die Bahn einer gesunden Entwicklung zu bringen.Mit dem Aufsteigen der freien asiatischen Reiche wächst das Gefühlder Scham über die Fremdherrschaft und die Erinnerung an dieversunkene Herrlichkeit und das vielgestaltig reiche Leben der Ver-gangenheit, deren Geschichte Jahrtausende zurückreicht, das Eng-land trotz aller Redensarten von Freiheit zu zerstören droht, läßtdie Hoffnung auf Befreiung nicht einschlafen. Der Welt-krieg, der ausgebrochen ist, wird empfundenwerden als die Morgenröte einer neuen Zeit.Wird er das Signal zum Aufstand werden wie der Krimkriegvon 1857?Wir können den Indern nur zurufen:„Was dudemAugenblick versagest, bringt keine Ewigkeitzurück. Jetzt ist es Zeit!"Es ist wirtlich beachtenswert, wie leicht gewisse reaktionäreOrgane umlernen. Eben noch wütendste Bekämpfer der Revolution,können sie sich heute gar nicht genug darin tun, fie zu predigen.Alle„sittlichen Bedenken" fallen fort, wo die Revolution gegen denFeind helfen soll._Noch eine Danksagung a« die Elsah-Lothringer.Der Kommandierend« General des Armeekorps v. Deimling bat der Bevölkerung im Bereiche seine» Armeekorps wiefolgt geoankt:„Nachdem die Mobilmachung ihren vorläufigen Abschluß ge-funden hat, bringe ich hiermit der Bevölkerung de» Armeekorps-bereichs meine volle Anerkennung und meinen Dank für ihreausgezeichnete Haltung und ihre besonnene, tatkräftige Unter-stützung der durch die Mobilmachung gebotenen Motznahmenzum Ausdruck. Der gleiche Dank gebührt der Beamtenschaftdes Landes und den Gemeinden.Als ein Zeichen patriotischen Opfermut» begrüße ich mitbesonderer Freude, daß viele Taufende von jungen Männern,namentlich auch aus den altelsässischen Familien, als Freiwilligezu unseren Fahnen geeilt sind.Möge der gerechten Sache der Sieg beschieden seinl"Hoffentlich erinnert man sich auch noch nach dem Krieg dank-bar des elsaß-lothringischen Volke»— indem man ihm«ine andereWertung und Behandlung zuteil werden läßt als zu manchen Zeiten.Kriegsurteile.Da« Garnisonkommando in D a n z i g teilt mit, daß währendder letzten Nacht mehrere russische Spione abgefaßt wurden, die ver-suchten, auf den Dächern in den Telegraphenanschlußlcitungen Tele-gramme für das Bezirkskommando und das Garnisonskommandoabzufangen. Diese Spione wurden kriegsgerichtlich zum Tode ver-urteilt und erschossen.In Aachen wurden fünf belgische Zivilisten, die au« demHinterhalt aus deutsche Soldaten geschossen hatten, kriegsgerichtlichzum Tode verurteilt und ebenfalls sofort erschossen.Vor dem Kriegsgericht Schweidnitz hatten sich drei Russenzu verantworten, der 24 jährige Joseph Surmaez aus Meirane, der10 jährige Michael Mroz au» Korzuw und der 21 jährige JohannStelma au« Edwardon; sie waren angeklagt, den Versuch unter-nommen zu haben, eine Eisenbahn zu zerstören und dadurch denAufmarsch der Truppen aufzuhalten. Der Gerichtshof sprach Stelmafrei und verurteilte Mroz und Surmacz entsprechend den gestelltenAnträgen zu je 10 Jahren Zuchthau».Gegen gewiffenlose Händler.Da» stellvertretende Generalkommando de» 1. bayerischenArmeekorps hat an mehrere KreiSre�ierungen eine Verfügung ge-richtet, wonach gegen gewissenlose Handler, welche den Landleutenunter betrügerischen Vorspiegelungen die Waren zu Schleuder«preisen abzunehmen suchen, mit Strafeinschreitungen vorgegangenwerden soll._Neue Gilberprägunge« zur Vermehrung derZahlungsmittel.Die„Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die deutschen Münzstätten sindmit der Ausprägung weiterer Silbermünzen voll beschäftigt. Natur-gemäß ist seit der Schließung des Londoner Marktes ein Mangel anSilber eingetreten, der zu einer Preissteigerung geführt hat. Trotz-dem kauft die Reichsfinanzverwaltung jedes zum Angebot gelangendeSilberquantum, um der anhaltenden Knappheit an Hartgeld zusteuern. Die gegenwärtigen Prägungen gehen auf Rechnung deraußerordentlichen Silberreserve, der sie naturgemäß nur buchungS«weise zugeschrieben werden. ES hat die» den Vorteil, daß diesePrägungen nicht auf die im Münzgesetz festgelegte Quote von 20 M.auf den Kopf der Bevölkerung angerechnet werden. Die bisher er-reichte Quote stellt sich auf 18 M. Die Reichsbank hat seit Beginnder Mobilmachung bereits über 120 Millionen Mark Tilbergeld inden Verkehr gebracht._Erlebnisse bei der Erntearbeit.Mit großer Begeisterung haben sich Tausende von„besseren"junge» Leuten zur Verfügung gestellt, um den Landleuten bei derEinbringung der Ernte zu helfen. Aber die Herren machen zumTeil sehr unangenehme Erfahrungen. So berichtet das„NeumärkischeVolksblatt" in Landsberg a. W. zum Beispiel von mehrerenGymnasiasten, die nach Lorenzdorf zogen, um dort zu helfen.„Die Agrarier nahmen die Arbeitsangebote der jungen.kräftigen Burschen bereitwillig an. In einer Anwandlung vonfalsch verstandener Demokratie ließen die Bauern auch denGrundsatz gelten:„Gleiches Recht für alle!" und be-handelten die Schüler genau so wie dierussischen Arbeiter, daS heißt, sie gaben denjungen Leuten nur eine sehr mangelhafte Kost undwiesen ihnen als Schlafgelegenheit einen Heu-b o d e n an, obwohl in den Wohnräumen der Bauern genügendPlatz zur Unterbringung der Aushelfer vorhanden war. Als Lohnfür eine d r e i t ä g e angestrengte Arbeit erhielten die Gymnasiasteneine ganze Mark ausbezahlt. Die jungen Leute, die durch-weg den wohlhabenden Ständen angehören, find von dieserBehandlung und Bezahlung so entzückt, daß sie auf die Weiter-arbeit verzichteten".Angesichts der Massen von Arbeitslosen, die heute vergebens nachBeschästigung suchen, ist es am Ende kein großes Unglück, wenn den„freiwilligen Helfern" auf solche Weise die Lust an ihrem Unter-nehmen ausgetrieben wird. Die Behandlung, die jenen jungenLeuten zuteil wurde, ist aber bezeichnend für die Ansichten,die in gewissen Agrarierkreisen zu finden sind. Sie zeigt ferner, wienotwendig es war, daß die Gewerkschaften für die durch sievertretenen Kreise feste Abmachungen trafen, die der Ausbeutungund Mißhandlung der Arbeiter durch die Agrarier wenigstens gewisseSchranken ziehen.Ms?nöuftrie unö Handel.Die wirtschaftliche Bedeutung von Bricy.Der„Frankfurter Zeitung" wird aus Luxemburg geschrieben:„Wie schon gemeldet worden ist, haben deutsche Truppen denfranzösischen Grenzort B r i e y besetzt. Der Ort, welcher nurwenige Kilometer von der deutschen Westgrenze liegt, hat in denletzten Jahren eine besondere Bedeutung dadurch erlangt, daß erden Mittelpunkt des französischen Minetterevier»darstellt; die dort gewonnene Minette(Eisenerze) ist von sehr guterQualität, ein Umstand, der zur Folge hatte, daß auch eine Anzahlvon deutschen Hüttenwerken dazu übergegangen ist, sich in demRevier Konzesstonen auf Erze zu sichern.Die gesamte abbauwürdige Fläche in den eng zusammen«hängenden Becken von Briey und Longwy darf auf etwa55 000 Hektar geschätzt werden, wovon auf den Besitz derrein deutschen Werke etwas mehr als 10 000 Hektarentfallen. der Rest stellt in erster Linie französischen sowiezu einem kleineren Teil gemeinschaftlichen Besitz von französischen.deutschen und belgischen Werken dar. Den anstehenden Mengennach ist der deutsche Besitz nicht unbedeutend, so stehen beispielS-weise in der Grube Murville, deren Anteile zu drei Vierteln demLothringer Hüttenverein gehören, zirka 50 Millionen abbauwürdigeErze an. Von den rein deutschen Werken kommen all Interessentenin Betracht die Firma Thyssen u. Co. in Mülheim-Ruhr, welcheunter anderen die zirka 1700 Hektar umfassenden KonzesstonenBatilly und Juaville besitzt, ferner sind durch Grubenbefitzinteressiert die Deutsch-Luxemburgische Bergwerks-und Hütten« Aktiengesellschaft allein und durch daS vonihr gepachtete Rümelingen- St. Ingbert, weiter die FinnaGebr. Stumm, die Röchlingschen Eisen- und Stahlwerksde Wendel, der Konzern B ur b a ch- Ei ch- D ü d e lin gen,HaSpe, Hösch und der Phönix besitzen zusammen'/< Anteilede» Bergwerkes Jarnh bei ConflanS, daS restliche Viertel gehört bttfranzösischen Gesellschaft Maubeuge, die zu'/« auch an der vorhinerwähnten Grube Murville interessiert ist. Die Gelsen«k i r ch e n e r Bergwerlsgesellschaft besitzt sieben Zwölftel aller An«teile deS Erzbergwerkes Saint Pierremont.Da die Gegend von Longwy-Briey anscheinend schon beim Beaginn der Feindseligkeiten von diesen stark betroffen worden ist, sowird der Betrieb in den Bergwerken dort inzwischen gänz«lich eingestellt worden sein. Davon werden nicht alleindie in der Nähe gelegenen deutschen Werke, sondernzu einem Teil auch die in Rheinland-Westfalen belegenen Werke,die vielfach französische Minette hier zur Verhüttung bringen, ge«troffen werden. In gleicher Weise trifft aber auch die französischeund zu einem Teil auch die belgische Eisenindustrie das Mißgeschick,zum Erliegen kommen zu müssen, wobei zu berücksichtigen ist, daßgerade die bedeutendsten französischen Hochofen- und Stahlwerkeihre Rohstoffgrundlage in dem Mittelbassin von Briey-Longwh be-sitzen. Zu denen gehören unter anderem die Stadlwerke der fran-zösischen Kanonenfirma Schneider u. Co.-Creuzot. WaS die Wirkungauf den Roheisenmarkt selbst anbetrifft, so dürfte, abgesehen von denVersandstockungen, zunächst ein direkter Mangel nicht eintreten, daunter dem Einflüsse der bisher ungewöhnlich schlechten Absatzverhält-nisse in Luxemburger Material— eS konnten in den letzten Monatennur etwa 40 Proz. der Beteiligung abgesetzt werden— die Vorräteauch auf den rheinisch-westsälischen Hüttenwerken einen bedeutendenUmfang angenommen haben."_Verteuerung der Kleidung.Die in der deutschen Herren- und Knabenkleider-Jndustrie der»einigten Fabrikanten-Organisationen beschlossen:.1. Unsere Verbandsmitglieder wurden angewiesen, die Kundendavon zu verständigen, daß die Lieferungen bis Ende Septemberzurückgehalten werden können.2. E« wurde ferner bestimmt, daß Waren, die noch nicht inArbeit gegeben worden sind, vorerst nicht in Angriff genommenwerden sollen, und zwar solange die ungeklärte Lage' besteht.8. ES wurde schließlich festgelegt, daß aus Annullierungen nichteinzugehen ist; fertiggestellte Ware muß zur Ablieferung gelangen."Verschmelzung der Oberschlesischen Kokswerke mit einer Kohlen«grübe.Trotz des ausgebrochenen Krieges vollzog am Mittwoch eineaußerordentliche Generalversammlung der OberschlesischenKokswerie und Chemischen Fabriken A.-G. die Ver-schmelzung mit der Konsolidierten Gleiwitzer Stein«kohlengrub e. Gleichzeitig wurde eine Erhöhung des Aktien-kapitalS um 8 Millionen Marl und die Ausgabe einer Obligations«anleihe von 10 Millionen beschlossen.Die KokSwerke besaßen bisher keine eigene Kohlengrube, sondernbezogen die zu vexkokende Kohle von oberschlesischen Koblenberg«werken, hauptsächlich von einer fiskalischen Grube. Durch den Er-werb der Gleiwitzer Grube wird die Gesellschaft von dieser Ab«hängigkeit befreit. Die neu erworbene Grube liefert Gas-,Industrie« und Holzkohle. Die feineren Sorten sollen verkokt unddie gröberen zum Berkauf gestellt werden. Auf der Grube wird eineneue Kokerei erbaut werden�__Letzte Nachrichten.Kriegsfreiwillige Flugschüler gesucht.Berlin, 18. August.(W.T.B.) DaS K r i eg S m i n i sie r i u u<erläßt folgenden Aufruf:Die glänzende Entwickelung unseres nationalen Flugwesensdarf durch den Krieg nicht zum Stillstand kommen; sie muß imGegenteil mit allen Mitteln weiter gefördert werden, damit diejüngste Waffe mit vollem Erfolg für die Verteidigung deS Vaterlandes mitcingesetzt werden kann. Der Nachschub von Flugzeugerian die Armee und die Marine ist durch besondere Maßnahmengesichert worden, die Verwendung der Zivilpiloten im Heeres- undMarinedienst ist eingeleitet. Die Fliegerschulen setzenihren Ausbildungsbetrieb fort. Aber die Möglichkeit großerAbgänge, mit denen im Kriege naturgemäß noch mehr al» itrtFrieden zu rechnen ist, zwingt zu rechtzeitiger Vorsorge für dieAusbildung weiterer Flugzeugführer für den Krieg. Die Meldun«gen von Kriegsfreiwilligen überschreiten zwar— wie bei allenWaffen so auch bei der Fliegertruppe— den augenblicklichen Bedarf weitaus. Indessen mutz hier eine besonders sorg«fältige Auswahl getroffen werden und auch von den Aus«gewählten werden im Laufe der Ausbildung noch viele zurück«treten müssen. Es kommt deshalb darauf an, von vornherein dieGeeigneten als Kriegsfreiwillige einzustellen, d. h. solche, die nebender erforderlichen Intelligenz und tüchtigen Charaktereigenschaftenim besonderen auch schon Vorkenntnisse in der Bedienung undPflege von Flugmotoren besitzen. Solche Persönlichkeiten werdensich namentlich unter denjenigen. Studierenden der technischenHochschulen und anderer technischer Lehranstalten ffnden, die sichdiesem Sonderfach zugewendet haben. Ausserdem werden geübt«Mechaniker und Monteure gebraucht. Kriegsfreiwillige melden sichzur Ausbildung als Flugzeugführer oder zur Eiifftellung als Hilfs«Monteure bei der Königlichen Inspektion der Fliegertruppen inBerlin— Schöneberg, alte Kaserne(Fiskalische Strasse) � Auswärtige schriftlich.-