Nr. 221.
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Telegramm- Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Sonnabend, den 15. August 1914.
Die Kriegsereignisse.
Vom westlichen Kriegsschauplah.
für italienische so gut wie für ausländische, gesperrt. Gestattet Telegr.- Korr.- Bureaus.) Der österreichisch- ungarische Botist dann nur die Durchfahrt für solche Schiffe, deren Bestimmungs- fch after in London hat gestern eine Note des englischen ort die Häfen von Messina , Reggio und Villa San Giovanni sind; Auswärtigen Amtes folgenden Inhalts erhalten: die Durchfahrt kann aber auch dann nur am hellen Tage erfolgen. Müllheim ( Baden ), 14. August. ( W. T. B.) Der Kreis- Französische Zeitungen verbreiteten ein offenbar in Paris selbst direktor von Gebweiler bei Mülhausen gibt bekannt: Es ist fabriziertes Telegramm aus Algier , nach welchem die beiden deutvon Hausbewohnern auf unsere Truppen geschen Kreuzer von der französischen Flotte gekapert und samt dem schossen worden. Ich meche deshalb bekannt, daß jeder Kanonenboot" Panther" in den Grund gebohrt worden sei.„ Wie Besitzer eines Hauses, aus dem auf deutsches Militär geschossen den Franzosen im allgemeinen recht hold ist, ist diese Nachricht man sieht," bemerkt dazu lakonisch der„ Corriere della Sera ", der wird, unweigerlich standrechtlich erschossen und sein Haus in durchaus unbegründet." Brand gesteckt wird.
Eroberte Geschühe.
Berlin , 14. Auguft.( W. T. B.) Vor dem Kaiserpalast in Straßburg ( Elsaß ) stehen seit gestern nachmittag die vier ersten den Franzosen in der Schlacht von Mülhausen abgenommenen Feldgeschüße, die von den Mannschaften unter dem Jubel der Bevölkerung eingebracht wurden. Ebenso stehen vor dem Generalkommando in Allenstein vier eroberte russische Geschütze.
Vom österreichisch- serbischen KriegsSchauplah.
Oesterreichischer Einmarsch in Serbien . Wien , 14. Auguft.( W. T. B.) Unsere Truppen rückten heute an mehreren Punkten in Serbien ein und warfen die dortigen Streitkräfte des Feindes zurück. Alle von unseren Truppen bisher unternommenen Aktionen sind erfolgreich gewesen. Scha bas ist in unserem Besik.
Der Seekrieg.
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Das Schicksal der deutschen Handelsschiffe. land und dann Frankreich den Krieg erklärt hatte, in dieſem
Der Verein der Hamburger Reeder teilt den Zeitungen fol gendes mit:
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Die in den Zeitungen erschienenen Meldungen, daß vereinzelte deutsche Schiffe von englischen Kriegsschiffen aufgebracht worden seien, hat zur Beunruhigung in den Kreisen der Interessenten der deutschen Seeschiffahrt Anlaß gegeben. Der Verwaltungsrat des Vereins Hamburger Reeder sieht sich deshalb veranlaßt, auf fol gendes hinzuweisen:
Auf Wunsch der französischen Regierung, die nicht mehr in der Lage ist, unmittelbar mit der österreichischungarischen Regierung zu verkehren, habe ich Euerer Exzellenz nachfolgende Mitteilung zu machen: Die österreichisch- ungarische Regierung hat sich, nachdem sie an Serbien den Krieg erklärt und somit in Europa den Beginn der Feindseligkeiten eröffnet hatte, ohne jede Provokation seitens der französischen Regierung in Kriegszustand mit Frankreich gesetzt. Erstens hat Desterreich- Ungarn , nachdem Deutschland erst RußKonflikt Partei genommen, indem es seinerseits Rußland den Krieg erklärte, das bereits an der Seite Frankreichs im Kampfe begriffen war. Zweitens: Nach zahlreichen glaubwürdigen Informationen hat Desterreich- Ungarn Truppen an deutsche Grenze geschickt, unter Bedingungen, die einer direkten Bedrohung Frankreichs gleichkommt. gesichts dieser Tatsachen sieht sich die französische Regierung gezwungen, der österreichisch - ungarischen Regierung zu erklären, daß sie alle Maßregeln ergreifen wird, um diesen Handlungen und Dohungen entgegentreten zu können. Anschließend an diese Mitteilung hat Sir Edward Grey dem österreichischungarischen Botschafter in London erklärt: Nachdem der Bruch zwischen Desterreich- Ungarn und Frankreich in der angegebenen Weise erfolgt sei, sehe sich die königlich englische Regierung genötigt, zu erklären, daß, von Mitternacht angefangen, der Kriegszustand auch zwischen Großbritannien und Desterreich- Ungarn eingetreten sei.
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Die Haager Friedenskonferenz von 1907, deren Abmachungen von einigen vierzig Staaten, darunter Deutschland , England, Belgien , Frankreich und Rußland anerkannt worden sind, hat mit Bezug auf die Behandlung feindlicher Handelsschiffe bei Ausbruch eines Krieges folgendes bestimmt: Feindlichen Schiffen, die sich in Häfen des Gegners geben. Sind sie durch höhere Gewalt am Auslaufen verhindert, befinden, ist eine bestimmte Frist zum unbehinderten Auslaufen zu dürfen sie nicht tonfisziert, wohl aber weggenommen werden unter der Voraussetzung, daß sie nach dem Kriege dem Eigentümer wiedergegeben werden. Ebenso unterliegen feindliche Handelsschiffe, die ihren legten Auslaufhafen vor Ausbruch des Krieges verlassen haben und auf hoher Get Don gegnerischen Kriegs- Zu dieser Darlegung der englischen Note benterkt das schiffen aufgebracht worden sind, night der Stonfistation. österreichische Storrespondenzbureau, daß der Konflikt DesterreichDem Gegner steht jedoch das Recht zu, solche Schiffe auf- Ungarns mit einem unabhängigen Staate wie dem Königreich zubringen, wegzunehmen, eventuell auch zu zerstören. Im letzteren Serbien, und speziell in einer Frage, welche die internationale Falle hat aber der Gegner die Verpflichtung, für die Sicherheit europäische Politik nicht berührt, nicht als Der Bejagung sowie die Sicherung der Schiffspapiere Vorforge zubotation zu Feindseligkeiten zwischen euroProUeber das Bombardement der algerischen treffen. Nach Beendigung des Krieges iſt das Schiff zurückzugeben päischen Mächten betrachtet werden oder, falls es zerstört wurde, Schadenersatz zu leisten. In Was Küsten gleicher Weise wird übrigens die feindliche Ladung behandelt, spezielle Begründung der französischen Kriegserklärung die sich an Bord solcher Schiffe befindet. durch die deutschen Kreuzer Breslau " und" Goeben" erfährt man ihrer Stonstruktion nach zur Umwandlung in Kriegsschiffe geeignet über das gewiß wesentliche Moment vollkommen hinNur auf Schiffe, die anbelangt, wäre hervorzuheben, erstens: Dieselbe geht aus dem„ Corriere della Sera " vom 6. August ein paar inter- find, finden die vorerwähnten Bestimmungen feine Anwendung. weg, daß essante Einzelheiten. Unter dem 5. August schreibt man dem Mai Da zur Umwandlung in Kriegsschiffe nur ganz wenige Dampfer war, an Rußland den Krieg zu erklären, weil dieses die Desterreich- Ungarn schon deshalb genötigt Tänder Blatte aus Messina :„ Heute früh um 7 Uhr fuhr am Kap unserer deutschen Reedereien geeignet und diese Schiffe sämtlich in Monarchie durch die Peloro der deutsche Kreuzer" Breslau ", der nach hierher ge- Sicherheit sind, da ferner die in überſeeischer Fahrt beschäftigten Wobilisierung offenkundig an ihren Grenzen vorgenommene Handelsschiffe nach Ausbruch des Krieges ihren Aufenthalt, soweit bedrohte. langten Berichten gestern früh die algerischen Küsten bei Bona bekannt, nicht mehr verändert haben, dürften die obigen Be- Desterreich- Ungarn Zweitens hat feine Truppen an die bombardiert haben soll, in die Straße( von Messina) ein. An Bord ftimmungen wohl auf nahezu sämtliche deutschen Handelsschiffe zu deutsch französische Grenze geschickt, und dieser des Schiffes, wohin ich mich mit einigen Kollegen begab, herrscht treffen." Umstand ist der französischen Regierung auf eine von ihr eine fieberhafte Tätigkeit; Offiziere und Matrosen arbeiten gegestellte Anfrage durch eine offizielle Erklärung bekannt meinsam, um Taue und Metallneße in Ordnung zu bringen. Der gegeben worden. Die Argumentation des französischen Kreuzer ist heute nacht mit Volldampf gefahren, und seine SchornKabinetts ist daher nicht bloß eine willkürliche Entstellung der steine tragen die Zeichen der hohen Temperatur, zu der die Kessel Tatsachen, sondern auch eine bewußte Lüge. Wenn
Kriegsbekanntmachungen.
fann.
die
gelangt find. Kurz darauf kant der Streuzer" Goeben“ neben ihn der Generalstab bittet um ausländische England sich entschlossen hat, die traditionelle Greundschaft,
legte sich der deutsche Dampfer" General", der vorgestern herangezogen worden war, um die Kreuzer mit Kohlen zu versorgen. An Bord des Kreuzers„ Goeben" bat ein Journalist einen Offizier um Nachrichten über die Beschießung von Bona. Ich gebe die kurze Unterhaltung wieder. Der Offizier erklärte vor allem, daß auch Filippeville beschossen worden sei.„ Gestern bei Tagesanbruch," erzählte er, war von unserem Konteradmiral verfügt worden, daß der Kreuzer„ Breslau " Bona und der Kreuzer„ Goeben" Filippeville zerstören solle. Um vier Uhr begann die Beschießung der beiden Hafenpläße. Filippeville wurde nach einstündiger Beschie Bung fast vollständig zerstört; unser Feuer wurde nicht erwidert, und wir entfernten uns während die Stadt an mehreren Stellen
Zeitungen.
Berlin , 14. Auguft.( W. T. B.) Die beschleunigte Einfendung ausländischer Zeitungen an die Sektion III B des Großen Generalstabs, Berlin NW 40, wird nach wie vor mit besonderem Dant entgegengenommen. Eine Rücksendung, die teilweise erbeten wurde, kann leider nicht stattfinden. Zeitungen, die älter als acht Tage sind, haben keinen Wert.
Warnung vor Chiffre- Annoncen.
Immer wieder gemeingefährliche Automobiljagden.
Berlin , 14. August. ( W. T. B.) Die unselige Jagd auf Kraft
die es mit der Monarchie verband, so leichten Herzens aufzugeben, um die Sache Frankreichs zu vertreten, so ist dies vorbereitet trifft und die sie im Bewußtsein, daß das gute eine bedauerliche Tatsache, die aber die Monarchie nicht unRecht auf ihrer Seite steht, mit Gleichmut hinnimmt.
Eine römische Meldung besagt, daß Italien mit England ein Abkommen getroffen habe, das die italienische Kohlenversorgung sicherstellt. Da Italien teine nennenswerte eigene Kohlenversorgung hat, ist die wirtschaftliche Bedeutung dieses Abkommens klar. Sein Abschluß im gegenwärtigen Moment läßt aber auch wichtige politische Rückschlüsse zu. Das wird bestätigt durch folgende Auslassung des Lokalanzeigers":
Dic Saltung Italiens im gegenwärtigen Moment entspricht seiner gleich nach Kriegsausbruch ungweideutig abges gebenen Neutralitätserklärung, die, wie man annehmen darf, bei unseren Feinden Mißfallen erregt hat. Aus diesem Grunde verjuchen jetzt Frankreich mit allerlei leeren Versprechungen und England mit noch drastischeren Mitteln, die italienische Regierung aus dieser forretten Stellungnahme herauszudrängen. Man wird ruhig ab warten können, ob dieses ciner Großmacht gegenüber ungewöhnliche Beginnen in Rom auf Erfolg zu rechnen hat."
Berlin , 14. August. ( W. T. B.) Die Zeitungen werden wieder brannte. Der Kreuzer" Breslau " beschoß zur selben Zeit ein paar holt daran erinnert, daß keinerlei sogenannte Chiffre- Annoncen aufSchiffe, die sich im Hafen von Bona befanden; er bohrte sie in den Grund und entfernte sich, nachdem er noch einige Schüsse auf die genommen werden dürfen. Der Verein deutscher Zeitungsverleger Stadt abgegeben und das Kastell und ein paar Häuser zerstört wird an seine Mitglieder ein solches Ersuchen richten. hatte. Das Feuer wurde auch in Bona nicht erwidert. Die beiden Schiffe nahmen unmittelbar darauf die Richtung nach Nordwesten. Auf hoher See wurden wir von einigen englischen Kriegsschiffen gesichtet: sie gehörten unzweifelhaft zu der englischen Mittelmeerflotte, die gegenwärtig vor Malta konzentriert ist. Es wurde sofort Befehl gegeben, daß die Maschinen mit Volldampf fahren wagen hat bei uns schon wieder ein Opfer gefordert, nachdem vor sollten, und wir nahmen die Richtung nach Ihrer Stadt. Die eng- kurzem erst eine öesterreichische Gräfin im Dienst des Roten Kreuzes lischen Schiffe suchten uns zu verfolgen, aber unsere Geschwindig- von einem Wachtposten getötet worden war. Ein Rittmeister der feit war größer, und wir entfernten uns immer mehr von den Reserve und sein Wagenführer wurden in der Gegend von Neuenglischen Schiffen. Als dann die Nacht kam, sahen wir die Schiffe damm in der Neumark, also mitten im Lande, von einem auf nicht mehr und wir konnten die Fahrt nach Messina ruhig fort- Posten stehenden Förster erschossen, der auf russische Automobile jeßen." Der Journalist fragte:„ Haben die englischen Schiffe fahndete. ,, Nein, feinen, denn wir waren Der Generalstab hat wiederholt und immer wieder auf das außer Schußzweite und fuhren mit außerordentlicher Schnelligkeit." nachdrücklichste gefordert, daß endlich mit dieser unseligen Jagd Die französische Kammer und die KriegsAm Nachmittag manövrierten die deutschen Schiffe innerhalb der auf Kraftwagen ein Ende gemacht werde, die schon mehreren braven kredite.
feinen Schuß abgefeuert?"
Diese Auslassung scheint uns recht beachtenswert.
Straße. Inzwischen haben die Semaphore in der Nähe von Kap Deutschen das Leben gekostet hat. Es ist heller Wahnsinn, in Spartivento eine Division englischer Schiffe gesichtet; diese Schiffe unserm Lande feindliche Automobile zu suchen. Weder feindliche Der italienische" Corriere della Sera " weiß zu melden, wollen den Feind offenbar außerhalb der italienischen Gewässer Offiziere, noch mit Gold beladene Wagen fahren in Deutschland daß die vollzählig versammelte französische Kammer am erwarten. Es heißt, daß auch auf der anderen Seite der Meer- herum. Möchte doch unser Bolt endlich aufhören, seine eigenen 4. August, also zu derselben Zeit, in der der deutsche Reichsenge englische Schiffe den deutschen Schiffen den Weg versperren Landeskinder in graufigster Weise hinzumorden, und endlich ein- tag über die deutschen Kriegskredite Beschluß faßte, die vor
( nach den neuesten amtlichen Berichten ist der Durchbruch der deut- mal der warnenden Stimme unserer Heeresleitung Gehör liegenden Gesetzentwürfe, die sich auf die Mobilmachung, die
ſchen Schiffe trotzdem gelungen. Die Red.). Bont 7. August an wird schenken. Unser Vaterland braucht jeden einzelnen Mann in nötigen Kredite usw. bezogen, ohne Debatte und eindie Straße von Messina für sämtliche Kriegs- und Handelsschiffe, dieser ernsten Stunde. stimmig genehmigt habe.