Einzelbild herunterladen
 
Wer zZhlt die Angestellten, die ohne Arbeit sind? Auch hier sind es besonders wieder viel weibliche Kräfte, denen ihre Stelle gekündigt wurde und die nun dem Elend gegenüber- stehen. Und selbst in denfreien" Berufen fordert das Ge- spenst der Arbeitslosigkeit viele, viele Opfer. Tausende von Berichterstattern und Schriftstellern haben sich in diesen Tagen an die journalistischen Berufsvereine gewandt mit der dringenden Bitte, sie vor dem Schlimmsten zu bewahren. da sie nirgends mehr eine Gelegenheit sehen, sich wie bisher Ein- künfte zu beschaffen. Wohinmansichauch ivendet, Arbeitslosigkeit und drohendes Elend.... Man mus; die Briefe lesen, die jene Gezeichneten des Schicksals geschrieben haben, um den Organen der öffentlichen Meinung ihre Lage darzulegen, sie um Rat und Hilfe zu bitten. Erschütternde Bilder entrollen sich da dem Auge: Hier eine Witwe, Mutter zweier Töchter und beide aus der Stellung entlassen; zwei junge Leute, die bis dahin als Schlafgänger zum Unterhalt der Familie beigetragen hatten, eingezogen. Keine Pension, nichts... Nun sind sie zu dreien durch die Stadt gelaufen, nach Arbeit zu suchen. Nirgends ein Erfolg. Und wie zunr Hohn auf der Geschäftsstelle des kaufmännischen Hilfsvereins die Frage: Würden Sie vielleicht u m s o n st arbeiten? Dann hätten wir schon etwas. Oder könnten Sie zunächst 75 M. opfern, damit Ihre Ausbildung als Pflegerin erfolgen kann? Dann könnten Sie nachher gegen freie Verpflegung etwas finden....Wie zahle ich nun bloß die Miete?" mit diesem Verzweiflungsschrei schließt die Schilderung all des Jammers.... Oder dort der Brief eines Arbeiters, eines hochintelligenten Menschen, der fehlerlos und mit überzeugender Sachlichkeit schreibt: >.... Ich selbst habe mich schon überall um Arbeit be- müht, alles vergebens. Gleich am Sonntag, den 2. August, war ich nach dem Proviantamt. Antwort:Alles besetzt!" Als der erste Aufruf vom Hansabund kam, ging ich dorthin und sollte nach 4 Tagen Bescheid erhalten. Bis heute bin ich ohne Nachricht. Als ich nach der Bezahlung frug, hieß es, daß es freie Beköstigung und Logis gäbe. Auf meinen Ein- wand, was dann aus meiner Familie werden solle, wurde ge- antwortet, daß in diesem-Falle vielleicht eine kleine Ver- ßütung gewährt würde. Ich habe bei der Städtischen Straßenbahn, bei der Großen Berliner   u. a. m. angefragt und erhielt überall die Auskunst: Wir stellen nur Frauen hon Einberufenen ein... Bei der Straßenreinigung habe ich schon zweimal angestagt, vergebens. Als ich dem Herrn sagte, daß diese Arbeit doch gemacht werden müsse, entgegnete er: Der Magistrat wird wohl den Betrieb einschränken. Dann bleibt eben ein bißchen Dreck liegen, auf etwas mehr oder weniger kommt es nicht an... So klingt es zehnfach, hundertfach aus diesen Briefen. Und Man spürt, wieviel Verbitterung sich in den Seelen jener Ar- beitslosen speichern muß. Dringender und immer dringender wird es: Nachdem jetzt die Rüstung gegen den äußeren Feind durchgeführt ist, muß schleunigst die Rüstimg gegen d i e Schäden der Arbeitslosigkeit in Angriff ge- uommen werden mi t a I le m E r n st u n d allem Eifer! Gewiß, man kann erfreulicherweise, feststellen, daß der Anfang gemacht worden ist. Neben den iniposanten An- strengungen der Gewerkschaften steht seit zwei Tagen der Aufruf des Berliner   Polizeipräsidenten, der sich gegen den Unfug richtet, alle landsturmpflichtigen Arbeiter grund- latzlich abzuweisen. Im Reichsamt des Innern beschäftigte 'ich am Donnerstag eine Konferenz mit der Arbeitslosigkeit unter den weiblichen Arbeitskräften und beschloß, wenigstens wit allen Mitteln dahin zu wirken, daß nicht einzelne Betriebe weit über die Normalzeit von 8 Stunden hinaus schaffen lassen, während andere völlig feiern. Im Berliner   Stadt- berordnetenkollegium wurde auf die Initiative der sozial- demokratischen Vertreter hin über die Inangriffnahme von hauten und anderen Maßnahmen zur Bekämpfung der Ar- b�itslosigkeit gesprochen. Auf die Eingabe eines industriellen -ilereins, der beim Reichskanzler beantragt hatte, für die zu- gehörigen Betriebe allgemein Ausnahmen von den Be- mnAnungen der Gewerbeordnung über die Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlichen Arbeitern zuzulassen, hat das Aerchsamt des Innern nicht nur eine verneinende Antwort ksteilt, sondern auch energisch auf die Zahl der Arbeitslosen hingewiesen, die es zu beschäftigen gälte: ..Um«ine geordnet« Versorgung der gesamten arbeitenden Bevölkerung sicherzustellen, muß mit allem Nachdruck dahin ge- Ivirkt werden, daß zu Beschäftigungen der in Rede stehenden Art ausnahmslos die verfügbaren Männer herangezogen werden, denen die Mittel zum regelrechten Unterhalt für ihre eige- i>en Frauen und Kinder nur auf diese Weise zugeführt werden können." . Das alles sind ersteuliche' Ansätze. Aber es genügt "och nicht, noch lange nicht. Ganz andere Mittel sind nötig, Um der Arbeitslosigkeit wirksam zu Leibe zu gehen. Schluß gemacht muß endlich werden mit der Heranziehung -.freiwilliger" Hilfskräfte, die einen Verdienst nicht nötig haben Und durch ihre kostenlose Tätigkeit so und sovielen Arbeitslosen ms Brot rauben. Die Absicht dieser freiwilligen Helfer und Helferinnen in allen Ehren: aber ihre Hilfe wird allgemach eine Gefahr. Alles muß auch versucht werden, um ungerechtfertig- ten Betriebseinschränkungen entgegenzuwirken. Insbesondere wüssen hier die kommunalen Vertretungen, gestützt auf ihre Ver- gegen die Verkehrsanstalten vorgehen, die oft allen Be- "Mfnisscn zum Trotz, ihren Betrieb hier und dort beschneiden und beschränken. Ganz unverständlich muß es genannt werden, Wenn in Berlin   die Behörden sogar zu weiteren Betricbsein- fchränkungen die Anregung geben: würde doch eine frühere Einstellung des Hochbahn- und Stadtbahnverkehrs nicht nur wele, deren Tätigkeit sich bis in die Nacht hinzieht, empfindlich weffen, sondern obendrein auch wieder eine Reihe anderer Be- triebe Cafäs usw. schädigen, ihre Angestellten um Brot Und Arbeit bringen. Auch dafür muß gesorgt werden, daß nicht weiter Frauen der Eingezogenen an Stelle der ins Feld be- luifcnen Männer gestellt werden und so die Arbeitslosigkeit ver- wehren helfen. Gelten diese Forderungen gegenüber den privaten Unternehmungen, so natürlich doppelt und dreifach gegenüber oen Betrieben, die Gemeinden, Staaten oder Reich in eigener Regie haben. Muß es nicht schärfftenWiderspruch erregen, wenn man hört, die Postbestellungen könnten wegen Langel an Personal nicht mehr völlig aufrechterhalten werden während Hunderttausende intelligenter Menschen arbcits- ws durch die Straßen irren? Auch darf es bei der Durch- führung der laufenden Arbeiten nicht bleiben. Neue wüssen in Angriff genommen werden. Da darf nicht mit dem Pfennig geknausert wer- den. Wenn fünf Milliarden gefordert wurden gegen den wißeren Feind warum soll dann nicht eine Milliarde uufgebracht werden können gegen die innere Gefahr der wörderischen Arbeitslosigkeit? Deutschland   so hört man «»wer kämpft m diesem Kriege für die Kultur. BeWeife es dies auch, indem es das(? l e n d dieser K r i e g s z e i t ummünzt in Kulturarbeit, indem es die stei- gesetzten Arbeitskräfte benutzt, um Bauten und Anlagen zu schaffen, die auch auf Jahrzehnte hinaus der Kultur nützen können. Unendlich viel läßt sich da ja noch tun. Aber auch eine geregelte Arbeitslosenunter st ützung in Geld ist einzuführen für jene, die keine Beschäftigung finden können, für all die, welche nach ihrer Konstitution und ihrer bisherigen Tätigkeit für die möglichen Arbeiten nicht in Frage kommen. Man verbinde sich mit den Gewerkschaften, Angestelltenorganisationen und anderen Berufsvereinen. Und man zögere nicht! Man unterschätze nicht das Elend, das bereits in der Bevölkerung herrscht, und nian unterschätze auch nicht die Mittel, die nötig sind, um es zu bekämpfen. Ter Kampf an den Grenzen soll Teutschlands Unab- hängigkeit und Stärke nach außen sichern. Was kann, es be- deuten, wenn zu gleicher Zeit Hunger und Not die Kräfte derer ausmergeln, die zurückblieben? Stark kann nur ein gesundes Volk sein. Um die Gesundheit, um die Weiterexistenz von Hunderttausenden, wenn nicht Millionen handelt es sich hier aber. Da darf es kein langes Wägen und kein ängstliches Feilschen geben. Zugegriffen Reich, Staat und Gemeinden herausl Wird hier der rechte Augenblick versäumt der Schaden würde unermeßlich sein.Was man von der Minute ausgeschlagen, gibt keine Ewigkeit zurück." politische Uebersicht. An unsere Leser! Von vielen Seiten ist der Redaktion desVorwärts" Anerkennung dafür zugegangen, daß wir sensationelle Auf- bauschungen ablehnen, aber über die Kriegslage selbst, soweit das in Kriegszeiten möglich ist, zuverlässig und zusammen- fassend berichten. Auch in der Zukunft soll unser Bestreben eben dahin gerichtet sein. Auf keinen Fall wollen wir in Konkurrenz mit jener Art-Berichterstattung treten, die durch sensationelle Radauschriften und Aufbauschungen in der Tat das Publikum täuscht und morgen zurücknehmen muß, was sie heute gebracht hat. So berichteten, um nur ein Beispiel zu nennen, mehrere Blätter gestern, der Landsturm des Gardekorps und 3. Armeekorps werde nicht mobil gemacht. Diese auch uns zugegangene Nachricht lehnten wir' mit der Erklärung ab aufzunehmen, daß solche Nachricht niemand verantworten könne, jeder mit den Dingen Vertraute wird mehr damit rechnen müssen, daß der Landsturm vielleicht schon am folgenden Tage aufgeboten würde. Die Tatsachen haben uns recht gegeben. Damit das Publikum schnell und zuverlässig die wichstgen amtlichen Berichte erhalte, erfolgen in allen unseren Spedi- tionen und in anderen Geschäftslokalcn sofort nach Eingang der Nachrichten Aushänge mit wörtlicher Wieder- gäbe der Depeschen. Der große Andrang zu diesen Aushängen zeigt, daß wir hiermit einem berechtigten Wunsch unserer Leser entsprechen. Bon heute ab ist auch auf alleu Bahnhöfen der Eisenbahu und der Hoch- und Untergrundbahn derVorwärts" erhältlich. Das dem Verkauf bislang entgegenstehende Verbot ist auf- gehoben.__ Alberne Gerüchte! In welch' toller Weise Sensationsnachrichten während des Krieges verbreitet werden, zeigt die Tatsache, daß in Paris  unter anderem die fette Ente herumfliegt, der Abgeordnete Liebknecht   sei standrechtlich erschossen worden. Genosse Liebknecht   ist weder erschossen, noch verhaftet, noch irgendwie drangsaliert: von seinem Leben und seiner Lebens- energie haben wir uns noch unmittelbar vor der Niederschrift dieser Zeilen überzeugen können. Unser Genosse ist ebenso- wenig wie wir abergläubisch: wir möchten aber wünschen, daß in diesem Falle die Voraussage recht behält: wer früh tot gesagt wird, lebt lange. Denselben Wunsch sprechen wir gegenüber unserer Genossin Rosa Luxemburg   aus. Auch über sie ist in französischen   Blättern die gleiche unwahre Mär verbreitet._ Keine Parteien mehr! Die Artilleriewerlstätte in Lippstadt   hat sich endlich entschlossen, aus ihren Arbeitergesuchen jenen Satz zu streichen, durch den Sozialdemokraten, Epileptiker und Säufer" von der Annahme grundsätzlich ausgeschlossen werden. Die besonders von der Partei- presse geübte Kritik, die ja auf die Worte des Kaisers hinweisen konnte, daß hinfort keine Parteiunterschiede mehr gemacht werden sollten, hat hier eine erfreuliche erzieherische Wirkung geübt. Daß aber durchaus nicht alle amtlichen Stellen von der Gleich- berechtigung der Sozialdemokraten durchdrungen sind, beweisen zwei andere Meldungen: Aus München   kommt die Nachricht, daß der bayerisch  « Verkehrsminister, Herr von S e i d l e i n, auch jetzt noch fortfahre, den im Dienste der Ver- kehrsanstalten stehenden Arbeitern den berüchtigten Revers vorzulegen, durch den sie ihre Nichtzugehörigkeit zu dem Süddeutschen Eisenbahnervcrbande oder auch zu einer freien Gewerkschaft be- scheinigen müssen, falls sie nicht gewärtigen wollen, entlassen zu werden. Und aus Berlin   kann dieVolkszeitung" ein Rund- schreiben abdrucken, das dieser Tage bei den Mitgliedern des Post-Spar- und Darlehnsvereins herumging und folgenden Inhalt hatte: Zum Umlauf bei den Vereinsmitgliedern. Der Rcichsverband gegen die Sozialdemo- k r a t i e beabsichtigt, wie in den Vorjahren, in seinem Verlage Teutonia" einen Volkskalender für das Jahr 1915" herauszugeben. Mit Rücksicht auf den patriotischen Inhalt ist eine möglichst große Verbreitung erwünscht; der Preis für den Kalender beträgt nur 5 Pf. Da das Erscheinen bereits Ende Juli oder Anfang August zu erwarten steht, sind Bestellungen hierauf möglichst umgehend entgegenzunehmen und gesammelt spätestens Ende Juli dem Vereinsschriftführer zu übermitteln. Bestellungen werden im Amtszimmer(!) entgegen- genommen." Wenn die bayerische   Verkehrsverwaltung in einer Zeit, da die Gewerkschaften ihre ganze Kraft zur Linderung der durch den Krieg hervorgerufenen Not anspannen, nichts Besseres weiß, als m-it allem Eifer ihren Unterdrückungsfeldzug gegen eben diese Gewerkschaften fortzusetzen, so steht das ganz auf derselben Linie mit den Rüstungen, die von den Patrioten um Liebert getroffen werden, um die Sozialdemokratie, die eben B Milliarden KriegSkred-ite be­willigen half, auch Westerhin als.vaterlandslos" und Hochnotpein- lich zu bekämpfen, und mit der Bereitstellung vonAmtszimmern" zur Unterstützung dieser Aktion. All diese Vorgänge zeigen, wie nötig«s ist, die Hoff- nungen auf denGotteSfrieden" im Kampf der Parteien und Klaffen nicht allzu hoch zu schrau- b e n. Noch sind keine vierzehn Tage vorübergegangen, seit der Kaiser verkündete, es gäbe hinfort nur nochDeutsche  ", und schon find just diejenigen, die stets behaupten, des Kaisers Wunsch müsse ihnen Befehl sein, drauf und dran, in der hergebrachte« rückfichtS- yQfH fett �ryiQir�fWj Der TchfffahrtSverkehr«f dem Mhew. Die beteiligten Dampfschiffahrtsgesellschaften beschlossen, den Güter- und Personenverkehr auf dem Rhein   zwischen Rotterdam  und Mannheim   wieder aufzunehmen. Gleichzeitig wurde im Ein- Verständnis niit den Handelskammern Mainz  , Mannheim   und Frank- furt beschlossen, von der Erhebung eines Frachtzuschlages abzusehen, um die Preise der Lebensmittel nicht hinauftreiben zu helfen. Kriegsgefangene. Die ersten Kriegsgefangenen sind nach Deuffchland ge» bracht worden. Und schon beginnen auchPost" undDeutsche Tageszeitung", die Bevölkerung gegen sie scharf zu machen. DaS Blatt des Herrn Oertel schreibt:Man sollte über- legen, ob diese russischen Offiziere nicht wertvolle Geiseln sind, an denen man angesichts der schmackvollen Behandlung, die den Deutschen   in Rußland   zuteil wird, Repressalien ver- üben müßte." Das erinnert wirklich stark an die Zeiten der Barbarei: bei den Wilden sollen ja auch heute noch dieGeiseln" undRepressalien" an ihnen eine gewisse Rolle spielen: die Kultur- Völker aber müßten doch eigentlich darüber hinaus sein. DiePost" hat einen ganzen Artikel über die Behandlung der Kriegsgefangenen geschrieben, dessen Quintessenz in dem Satz« liegt: «Es ist ein Widersinn, freundlich zu sei» aegen unsere Feinde." Wobei das Scharfmacherblatt nur übersieht, daß dieseFeinde" ja längst entwaffnet, völlig wehrlos. gar keine Feinde mehr sind.' Nebenbei legt diePost" noch großen Wert darauf, daß die Gefangene» auch alö Arbeitskräfte ausgenützt werden. Hier ist der Tinwand zu machen, daß auf keinen Fall durch die Konkurrenz dieser Gefangenen» arbeit das Schicksal der vielen Arbeitslosen ver« s ch l i m m e r t lverdcn darf. Gerade hier gilt, wa» diePost" in anderem Zusammenhange so stark betont:Zunächst kommen unsere deutschen   Landsleute an die Reihe"... Je besser wir unsere Kriegsgefangenen behandeln, desto ertrLg- licher wird auch das Los derer fein, die von unseren VolkSgenoffen in fremde Gefangenschaft fallen, und desto leichter wird eS uns werden, nach geschlossenem Frieden wieder Achtung und Zuneigung bei unseren Nachbarn zu erwerben. Die Patrioten und die Einquartierung. Wie auS anderen Orten, so kommt auch aus Gotha   die Nach­richt. daß die ins Feld berufenen Krieger in den Quartieren der besseren" Patrioten wenig Freude gehabt haben. Sogar die konser- vativeThüringische Landeszeitung  " muß darüber klagen. Nachdem sie festgeftelli hat, daß die Soldaten im allgemeinen sehr gut auf­genommen worden seien, heiß: eS: Umsomehr muß es befremden, daß man hier und da Klagen der einquartierten Mannschaften über mangelhafte Verpflegung gerade in einigen vornehmen Häusern hören niuß. So fühlen sich z. B. die Einquartierten des Direktors einer groß- industriellen hiesigen Firma, wohnhaft im Villenviertel, durchaus nicht als ehrenwerte Gäste, sondern als lästige Eindringlickie. Die Leute klagten über mangelhafte Verpflegung, und eine mehr alshundeschnäuzige" Be- Handlung. Wir müsse» offen gesteben, daß uns etwas Der» artiges geradezu unverständlich ist. Wenn man sieht, wie die kleinsten Leute ihr Letztes geben, um den Ein- quartierten die letzten paar Tage vor dem Ausrücken so angenehm wie möglich zu machen, dann kann man das oben geschilderte Verhalten einer sich zu den vornehm st en rechnenden Familie nur empörend finden." Der angeführte Direltor soll noch obendrein an der Spitze der Gothaer Waggonfabrik   stehen, die infolge des Krieges sicherlich mitsamt ihrem Direktor dabei nicht schlechte Geschäfte machen wird. Der Patriotismus, der etwas einbringt, ist freilich auch ganz etwas anderes als jener, der etwas kostet. Der Rebellengeneral in Mexiko  . Mexiko  , 15. August.  (W. T. B.) Präsident C a r b a j a l und die Minister haben am 12. dieses Monats die Stadt ver- lassen, um sich nach Veracruz   zu begeben. Ter Einzug Carranzas mit 40 000 Mann wird für morgen erloartet. «s öer Partei. Unsere Toten. In der Heilanstalt Niodermarsbcrg im Sauerlande starb Genosse KarlStruckmann, Mitbegründer und Expedient desBochumcr Volksblatts", im Alter von 54 Jähren. Ter Verstorbene hat allezeit in uneigennützigster Weise den Interessen der Partei gedient. Dem sozialdemokralischen Verein für den Reichstagswnhlkreis Bochum- Geilenkirchen gehörte er jahrelang als Hauptkassicrcr an. Die Partei wird dem Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren. Die Beisetzung Jean Innres'. Aus Pariser   Blättern, die auf großem Umwege und mit ent- sprechender Verspätung hierher gelangt sind, erfährt man, so schreibt dieN. G. C.", daß Jean Jaures   am 4. August auf dem Kirch» Hof von Passy   bei Paris   beigesetzt wurde. Der Ministerpräsident V i v i a n i, der die Witwe im Trauerzuge am Arm führte, und der Syndikalist I o u h o u x hielten Nachrufe am Grabe. Auf dem Rückwege von der Feier veranstalteten die Sozialisten eine Kund- gebung auf der Place de la Concorde  . Mus Znöustrie und Kandel  . Die Gründung der Hilfsbank. In dem Feftfaal der Berliner   Handelskammer wurde heute die Gründung der Berlin  - Potsdamer Handels- und In- dustriebank von 1914 A.-G. vollzogen. Den Vorsitz in der Ver- sammlung führte Staatsminister Dr. S Y d o w. Das Grundkapital soll 15 Millionen Mark betragen. Die Handelskammer zu Berlin  hat als Garantiesumme gezeichnet 6 Millionen, die Aeltesten der Kaufmannschaft 4 Millionen, die Potsdamer Handelskammer(Sitz Berlin  ) IVj Millionen Mark. Letzte Nachrichten. Aenderungen im schwedischen Ministerium. Stockholm  , 15. Altgust.(W. T. B.) Staats ininister Hammarskjoeld hat seine Entlassung als Kriegsminister einge- reicht. Der Minister ohne Portefeuille, Oberst Moercke, wurde zum Kriegsminister ernannt. Hammar- skjoeld bleibt Ministerpräsident. Desertionen im russischen Heere. Lemberg  , 15. August.  (W. T. B.) Nach übereinstimmenden Blättermeldungen von der galizischen Grenze nehmen die Desertionen der russischen Grenzwache» und der Losccken immer größere Di- »enßonen au.