Nr. 223.
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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: S. 68, Lindenstraße 69. Fernsprecher: Amt Morigplan, Nr. 1983.
Montag, den 17. August 1914.
Die Kriegsereignisse.
Expedition: S. 68, Lindenftraße 69.
Fernfprecher: Amt Moritplas, Mr. 1984.
Abreise des Kaisers zur Armee. Die belgischen Sozialisten gegen Der Staat muß Arbeit geben!
Berlin , 16. August. ( W. T. B.) Seine Majestät der Kaiser hat heute 8 Uhr vormittags in der Richtung Mainz Berlin verlassen.
Dazu wird noch amtlich gemeldet: Seine Majestät der Kaiser hat an den Oberbürgermeister von Berlin folgenden Erlaß gelangen lassen: Der Fortgang der kriegerischen Operationen nötigt mich, mein Hauptquartier von Berlin zu verlegen. Es ist mir ein Herzensbedürfnis, der Berliner Bürgerschaft mit meinem Lebewohl innigsten Dank zu sagen für alle die Kundgebungen und Beweise der Liebe und Zuneigung, die ich in diesen großen und schicksalsschweren Tagen in so reichem Make erfahren habe. Ich vertraue fest auf Gottes Hilfe, auf die Tapferfeit von Heer und Marine und die unerschütterliche Einmütigkeit des deutschen Volkes in den Stunden der Gefahr. Unserer gerechten Sache wird der Sieg nicht fehlen.
Berlin im Schloß, den 16. August 1914.
Wilhelm I. R. Oberbürgermeister Wermuth und Stadtverordnetendorsteher Michelet haben heute morgen dem Kaiser kurz vor. der Abreise im Schlosse die Abschiedsgrüße der Stadt Berlin dargebracht.
Die Erledigung der Regierungsgeschäfte. Berlin , 16. August. ( W. T. B.) Der Reichsanzeiger" beröffentlicht in einer Sonderausgabe folgendes:
Allerhöchster Erlak
über die Ermächtigung des Reichskanzlers zur selbständigen Erledigung von Regierungsgeschäften im Bereiche der Reichsverwaltung. Vom 16. August 1914.
In dem Wunsche, während meiner Abwesenheit im Felde Die unverzügliche Erledigung der Regierungsgeschäfte zu sichern,
die Deutschenhehe.
Unter diesem Titel veröffentlicht Dr. F. Oppenheimer in der, Vossischen Zeitung" einen Artikel, dessen Tendenz, insofern Nach Mitteilungen, die der Münchener Post" über sie auf die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit abzielt, uns natürlich sympathisch ist. Aber seine Uebertreibungen machen es Holland zugegangen sind, hat die sozialdemokratische notwendig, das Mögliche und Erforderliche von dem Utopischen Organisation in Belgien die Aufgabe übernommen, die brutalen Exzesse des Pöbels mit Nachdruck zu bekämpfen. Bu trennen, um ersteres um so energischer verfechten zu können. Ferner wird mitgeteilt, daß der Genosse Vandervelde Deutschland eine ökonomische Person, die über unbeschränktes als Mitglied des belgischen Ministeriums vergebens auf die Notwendigkeit verwiesen hat, gegen die Barbareien des belgischen Pöbels einen Aufruf zu erlassen.
Der Seekrieg.
In allem Ernste versichert uns Oppenheimer, es gebe ,, in Kapital und unbeschränkten Kredit verfügt": den Staat. Er könne daher in ungeheuerstem Maßstabe" Produkte herstellen Tassen, die nicht zum Wiederverkauf bestimmt sind. Das sei jetzt dringend notwendig geworden:
Die deutschen Gewässer frei für die neutrale geplant und vorbereitet werden können. Meliorationen größten
Schiffahrt.
verbreitete Ansicht ist unzutreffend, bak bie beutschen Häfen blodiert, Berlin , 16. Auguft.( W. T. B.) Die im neutralen Auslande der Schiffsverkehr mit Deutschland unterbunden sei. Kein Hafen
it blodiert, bem. Schiffsverkehr neutraler Staaten mit Deutsch land steht nichts im Wege. Die englischerseits ausgestreuten Behauptungen, die Nordsee fel deutscherseits mit Minen verseucht, ist unrichtig. Neutrale Schiffe für die deutschen Nordseehäfen haben bei Tage einen Bunft 10 S. M. N. W. von Helgoland anzusteuern. Dort ist deutscherseits für Lotfen gesorgt, welche die Schiffe in ben beutschen Hafen geleiten. Oftseehäfen haben neutrale Schiffe direkt anzusteuern. Vor jedem Hafen find Lotsen. Das Kohlenausfuhrberbot ist nicht auf Bunkerkohlen ausgedehnt und die Kohlenver. forgung gewährleistet.
Reich, Einzelstaaten, Provinzen, Kreise, Kommunen sollen nicht etwa Notstandsbauten, wohl aber produktive Arbeiten ausführen und vergeben, so viel und so groß, wie irgend möglich, d. h. die geplant und vorbereitet sind und noch jetzt rechtzeitig Stils, Moorkolonisation, Drainagen, Entwässerung, Bewässerung, Talsperren, Verkehrsanlagen, Kanäle, Haupt- und Sekundär bahnen, Neubau und Verbesserungen von Chausseen, Hochbauten, Aufträge für die Zwede der kommenden Friedenszeit, Vorsorge für rollendes Material der Bahnen, Ueberlandzentralen usw. usw., alles Dinge, die feinen Markt, feinen Absatz brauchen, und die der Staat jegt billiger bauen und beschaffen tann als zu irgendeiner anderen Zeit.
Man sage nicht, der Staat habe jezt für solche Zwecke kein Geld oder Kapital. Er hat so viel Geld und Kapital, wie er braucht."
Dieser kühne Vorschlag steht und fällt mit der ebenso fühnen Behauptung, der Staat verfüge über ,, unbeschränktes Kapital", er habe so viel Geld und Kapital, wie er braucht. In Friedenszeiten hat man bisher nichts davon gemerkt. Da befanden sich alle Großstaaten in steigender Finanznot, da war das Einkommen der Staaten beschränkt durch die sehr
will Ich den Reichskanzler bis auf weiteres ermächtigen, folgende Minen in schwedischen und österreichischen beschränkte Steuerfähigkeit ihrer Einwohner. Dementsprechend
sonst zu Meiner Entscheidung gelangende Angelegenheiten im Bereiche der Reichsverwaltung selbständig zu erledigen:
Gewässern.
Stellen in schwedischen
haperte es auch immer mehr mit den Anleihen.
Der Kriegszustand soll das mit einem Male geändert haben. Wodurch? Bringt er plößlich unbegrenzte Steuerfähigkeit oder erhöht er die Geldschätze der Kapitalisten, die sich zu
1. Bewilligungen aus Meinen Dispositionsfonds bei der Reichshauptkasse, soweit es sich um die Weiterbewilligung und Gewerbe erläßt folgende Bekanntmachung: Nach Mitteilung Anleihen brängen? Hamburg , 16. 8.( W. T. B.) Die Deputation für Handel, Schiffahrt laufender Unterstützungen oder um die Bewilligung ein- der Königlich schwedischen Gesandtschaft sind an verschiedenen maliger Unterstützungen handelt. Das behauptet Oppenheimer selbst nicht. Er meint nur, 2. Erlaß von Forderungen, Erstattung vom Reiche verein- minen ausgelegt. Um Unglüdsfälle zu vermeiden, werden zubringen, da müsse es auch nicht schwer fallen, eine weitere Territorialgewässern es sei dem Reich leicht, zehn Milliarden für Kriegszwecke aufnahmter Beträge und Niederschlagung von Fehlbeträgen. Schiffahrende aufgefordert, sich nach den Vorschriften der schwedi- Milliarde für die von ihm geforderten Bauten zu erlangen. 3. Abänderung von Verträgen. schen Lokalbehörden zu richten und sich beim Auslaufen aus den schwedischen Häfen der Lotsen zu bedienen.
4. Genehmigung von Schenkungen und Zuwendungenn. 5. Verleihung der Anstellungsberechtigung.
gelegt.
Nach Mitteilung der österreichisch- ungarischen Regierung find österreichisch ungarischen Gewässern Minen Säfen liegen, erhalten die nötigen Anweisungen durch die betreffen Fremde Schiffe, welche in österreichisch- ungarischen den Hafenverwaltungen. Fremde Schiffe, die auf der Fahrt nach Defterreich- Ungarn find, find zu veranlassen, die Häfen von Triest , Fiume oder Gravoja aufzusuchen, wo sie die nötigen Anweisungen erhalten.
6. Ernennung und Entlassung der Präsidenten und Mit- in glieder der Kaiserlichen Disziplinarbehörden, der Mitglieder der Technischen Kommissionen für Seeschiffahrt und des Versicherungsbeirats, der ständigen Mitglieder im Nebenamte sowie der richterlichen Beamten und Mit glieder höchster Berwaltungsgerichtshöfe bei dem Auffichtsamte für Privatversicherung, der nichtständigen Mit glieder des Patentamtes, des Vorsitzenden und der Bei
fizzer des Oberſeeamtes und des Oberpriſengerichts, der Vom österreichisch- russischen Kriegsschau
Prisenrichter und deren Stellvertreter sowie der Bankfommissarien bei den Reichsbankhauptstellen.
7. Versegung von Beamten in den Ruhestand.
8. Bewilligung von Pensionszuschüssen auf Grund des Artikel I Ziffer 1 des Gesetzes vom 22. Mai 1895( Reichsgefegblatt S. 237).
Die demnach ergehenden Erlasse sind zu zeichnen: „ Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Kaisers. Der Reichskanzler." Berlin , Schloß, den 16. August 1914.
Allerhöchster Erlaß
Wilhelm I. R.
über die Ermächtigung des Staatsministeriums zur selbständigen Erledigung von Regierungsgeschäften im Bereiche der Staatsverwaltung. Bom 16. August 1914.
plate.
Der österreichische Vormarsch.
Wien , 16. Auguft.( W. T. B.) Im Norden setzen die öfter. reichisch- ungarischen Truppen ihre Vorwärtsbewegung im Raume weftlich der Weichsel fort und sind auch öftlich des Flusses bereits im Vordringen begriffen.
Vom österreichisch- serbischen KriegsSchauplatz.
aus einer seit langer Zeit befestigten und start befesten Stellung
Schwere Kämpfe an der Drina . Wien , 16. August. ( W. T. B.) Die österreichisch- ungarischen Truppen haben am 14. b. Mts. nach heftigen Kämpfen den Feind In dem Wunsche, während meiner Abwesenheit im Felde auf den öftlichen Uferhöhen der Drina in der Nähe von Loznica und bie unverzügliche Erledigung der Regierungsgeschäfte zu sichern, Ljesnica geworfen. Dort sowohl wie bei Sabac wurden am Nachmill Ich das Staatsministerium bis auf weiteres ermächtigen, mittag bes 14. und in der Nacht zum 15. August zahlreiche mit nach Maßgabe der von Mir genehmigten besonderen Vorschläge großer Tapferkeit geführte Gegenangriffe der Serben abgewiesen. bestimmte, sonst zu Meiner Entscheidung gelangende AngelegenAm 15. fetten bie österreichisch- ungarischen Truppen ihre Bor. heiten wärtsbewegung fort. Die Berlufte der werben find find zu zeichnen: schwer, auch die österreichisch ungarischen sind
Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs.
Das Staatsministerium."
Im übrigen hat das Staatsministerium die zur AusfühFung des Erlasses erforderlichen Anordnungen zu treffen. Berlin , Schloß, den 16. August 1914.
Wilhelm R.
nicht unbeträchtlich. Einzelheiten barüber fehlen #och.
Vom österreichisch- montenegrinischen Kriegsschauplatze.
Zurückgewiesener Vorftoß der Montenegriner. Wien , 16. Auguft.( M. T. B.) Montenegrinische Streit Kräfte, die in das Gebiet Desterreich- Ungarns einzubringen bersuchten, wurden allenthalben zurüdgeworfen.
Das ist ein Optimismus, der sich schwer rächen könnte. Jede Milliarde, die für Kriegszwecke mehr aufgewendet wird, bedeutet eine Verminderung der Mittel, die produktiven Zweden zugeführt werden könnten. Allerdings, wenn Oppenwichtig wie die der Armee, und von den Milliarden, die für heimer sagen wollte, die Erhaltung der Arbeitslosen sei ebenso den Krieg aufgewendet werden, müsse von vornherein eine Milliarde der Erhaltung der Arbeitslosen reserviert bleiben, dann würden wir ihm beipflichten.
Aber auch dann erschiene uns die von ihm geforderte Art
der Verwendung der Milliarde nicht als die zweckmäßigite.
Oppenheimer selbst gibt zu, daß so große Bauten, wie er fie fordert, geplant und vorbereitet sein müssen. Diese Be dingung würde schon die Zahl der Bauten, die man sofort in Angriff nehmen könnte, erheblich reduzieren. Im Winter müßten fie alle ruben, ferner stellen sie große Ansprüche an die Verkehrsmittel, namentlich die Eisenbahnen, die während des Krieges dafür absolut nicht ausreichen.
Endlich das soziale Moment: Die Bauten sollen der Arbeitslosigkeit abhelfen. Aber welcher Schichten? Hochbauten spielen in dem Plan keine Rolle. Es sind vorwiegend Erdarbeiten, die zunächst in Betracht kämen, und da wären wir glücklich bei dem alten Rezept der Notstandsarbeiten angelangt; Erdarbeiten zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Ist aber dieses Rezept für die Arbeitslosigkeit städtischer Industriearbeiter stets unzulänglich gewesen, so wird es während des Krieges geradezu sinnlos. Die Arbeiter, die für Erdarbeiten erheischt sind, müssen jung, kräftig, allen Strapazen gewachsen fein. Sie sind fast alle eingezogen, sie leiden nicht unter Arbeitslosigkeit. Der Oppenheimersche Vorschlag ist also zwetklos. Damit ist freilich nicht gesagt, daß der Staat nicht in den Produktionsprozeß eingreifen, nicht für Arbeit sorgen soll. Aber es muß in anderer Art geschehen.
Die Produktion zerfällt in die von Produktionsmitteln und die von Konsumtionsmitteln. die von Konsumtionsmitteln. Die lettere wieder in die notwendiger Kunfumtionsmittel und Lurusmittel. Die Produktion bon Lurusmitteln wie die von Produktionsmitteln wird durch Auch die notwendiger Koneinen Krieg stets eingeschränkt. fumtionsmittel tann zeitweise ins Stocken geraten. Sie jedoch ift unter allen Umständen aufrecht zu halten. Hier muß der Staat unbedingt eingreifen.
Das tann er namentlich auf drei Wegen vollziehen. Einmal muß er die Arbeitskräfte, die der Produktion notwendiger Konsummittel durch Einziehung zum Heere genommen werden, durch Zuführung Arbeitsloser aus den beiden anderen großen