Für die Familien der Kriegsteilnehmer haben folgende Firmen Unterstützungen bewilligt: Die Berliner Maschinenbau. Aktiengesell» s ch a f t vormals L. Schwartzkopff gewährt auf die Dauer von ferneren 3 Monaten den Frauen der einberufenen Beamten, wenn dieselben Kinder haben, das volle Monatsgehalt, den kinderlosen 16 Proz. des Gehalts. An die Familien der einberufenen Arbeiter werden auf die Dauer von ferneren 12 Wocfien wie bisher für die Ehefrau 5 M., für jedes Kind unter 16 Jahren 1 M. pro Woche als Beihilfe ge- zahlt. Die Zahlungen der Beamtenunteritützung erfolgen am 1. Oktober, 3. November und 1. Dezember, die der Arbeiterunter- ftützungen am l>., 16., 23. und 30. September, 7., 14., 21. und 28. Oktober und am 4., 11., 19. und 25. November. Für die in Berlin beschäftigt gewesenen Arbeiter wird die Unterstützung an der Kasie Chausseestr. 23, für die in Wildau beschäftigt gewesenen an der Kasse in Wildau ausgezahlt. Wegen eventuell späteren Zuwendungen behält sich der Aufsichtsrat der Gesellschaft weitere Entschließungen vor. Die Brauereien E n g e l h a r d t- Pankow-Charlottenburg, Gabriel u. R ich t e r» Weißensee , Hochschulbrauerei, Berliner Bierbrauerei, G. m. b. H., Zionskirchstratze, Brauerei Sch weizergarten, Brauerei Riebeck »i. Co., Berliner Stadtbrauerei, Borussia- Brauerei-Weißensee zahlen für die Frauen pro Woche S M. und für jedes Kind 1 M. Die Malzbierbrauerei Groterjan u. C o. bewilligt den Frauen der einberufenen Arbeitnehmer 6 M. pro Woche, wenn keine Kinder unter 15 Jahren vorhanden sind, und 7,50 M. pro Woche, wenn dies der Fall ist. Tie Firma Liebes u Zapp, Neue Friedrichstr. 22», zahlt ihrem Personal das volle Gehalt. Die Firma H e m p e l u. Co., Verleger der„Tägl. Rund- schau", hat sich, wie wir nachträglich erfehren, gleichfalls bereit erklärt, den Familien ihres eingezogenen Personals eine laufende Unterstützung zu zahlen. Wir nehmen von dieser Mitteilung um so lieber Notiz, als vor einigen Wochen das den Frauen der ein- gezogenen Angestellten gemachte Angebot, mit der.Täglichen Rund- schau" zu handeln, beini Personal dieses Betriebes erhebliche Miß- stimmung hevvorgevufen hat. Später wurde dem Personal mit- geteilt, daß die Firma eine Unterstützung an die Hinterbliebenen der Eingezogenen zahlt. Hätte die Firma Hempel u. Co. bei ihrem Personal von vornherein keine Zweifel darüber gelassen, daß sie die Familien der Kriegsteilnehmer zu unterstützen bereit sei, so hätten wir uns die unliebsame Mitteilung im„Vorwärts" sparen können. Einer von anderer Seite aufgestellten Behauptung, wir hätten noch vor Veröffentlichung der Notiz von den Zugeständnissen der Firma Kenntnis gehabt, möchten wir mit aller Entschiedenheit entgegentreten. Die Mitgliederversammlung der Neuen Berliner Ge- nossenschaftSbäckerei in Reinickendorf beschloß, den An- gehörigen ihrer einberufenen Arbeiter während der Dauer des Krieges pro Woche 15 M. Unterstützung zu zahlen. Die Firma R. Bosse u. Co., Wiener Str. 43, Telephon- und Telegraphenbau, zahlt an die Frauen ihrer zu den Fahnen einberufenen Arbeiter 6 M. pro Woche und für jedes Kind 1 M. Ueber Mangel an Straßenreinigern klagt der Wilmersdorfer Magistrat in einer Bekanntmachung der Nummer vom 26. August der.Wilmersdorfer Zeitung". In der» selben heißt es: Infolge der Einberufung der waffenfähigen Männer zu den Fahnen haben sich die Reihen der Straßenreiniger sehr gelichtet. Wir bitten alle Einwohner, Papierreste. Gemüse und Obstabfälle, überhaupt Gegenstände, die die Straße verunreinigen, nicht acht- los fortzuwerfen, damit die Arbeit der Straßenreinigung erleichtert wird. Der Wilmersdorfer Magistrat scheint völlig außer acht zu lassen, daß Tausende williger Arbeitskräfte vorhanden sind, die die ge- lichteten Reihen der Straßenreiniger füllen würden. Gewiß soll die Bevölkerung nicht nur jetzt, sondern immer auf die Reinhaltung der Straßen bedacht sein. Aber schließlich gibt es doch auch lebende Wesen, die die Aufforderung des Wilmersdorfer Magistrats, die Straßen rein zu halten, nicht beherzigen können. Abgesehen von der Verunreinigung der Straßen durch Zugtiere werden auch die Hunde trotz der gelichteten Reihen der Straßenreiniger den Straßen ihre Visite machen.__ Mit einer Schußwunde tot aufgefunden wurde gestern morgen in der Nähe des Adlershofer Freibades der Arbeiter Seelow aus Neukölln . Da bei dem Toten weder eine Waffe aufgefunden wurde, noch irgend welche Anhaltspunkte, die einen Selbstmord erklärlich erscheinen ließen, festzustellen waren, hält die Polizeibehörde ein Verbrechen nicht für ausgeschlossen. Hilfe beim Umzug. In T e m p e l h o f hat sich ein Teil unserer Parteigenossen bereit erklärt, denjenigen Frauen, deren Männer im Felde stehen, bei eventuellen Umzügen behiflich zu sein. Gesuche um Hilfe sind an den Genossen Oskar Ewald , Stolbergstr. 8a, zurichten. Gesuche um Aufnahme von Kindern in Familien oder im Kinder» heim find zu richten an den Genossen Joh. Krohn, Borussiastr. 62 (Laden)._ Vermißte Deutsche . Ueber den Verbleib des bei der Piano- und Flügelfabrik von Schrödter in St. Petersburg beschäftigten Werkftthrers Paul Niksch, St. Petersburg , Gr. Manatneja Quartier 61, werden Mitteilungen an Richard Niksch, Berlin , Skalitzer Str. 20 III, erbeten. Desgleichen über den Aufenthaltsort der Familie Simmat, die in der von den Russen zerstörten Ortschaft Radschen bei Küsten an- sässig war, an Küter, Berlin-Mariendorf , Dorfstr. 2. Ueber den Verbleib der bisher in London 43, Munster Square, Regentstr. Park, wohnhaft gewesene» Werkzeugmacher Alexander und Musiker August Lehmann erbittet Mitteilung Hermann. Lehmann, Berlin L. 59, Maybachufer 17. Freireligiöse Gemeinde. Sonntag, den 30. August, vormittags 9 Uhr, Pappelallee 15—17; Neukölln ,.Jdcalpassage"; Tegel , Bahnhosstr. 15, und Lber-Schoneweide, Klarastr. 2: Freireligiöse Vorlesung.— Vormittags 11 Uhr, Kleine Franks urter Str. 6: Vortrag von Herrn E. Rotter: .Schopenhauer.'— Damen und Herren als Gäste willkommen. Gewerkschaftliches. Immer wieöer wirtschaftliche Freibeuter. Der Führer deS Stuttgarter ArbeitgebervcrbandeS für das Malergewerbe, namens Rommelsbacher, fordert öffentlich auf, mit der Ausschreibung behördlicher Arbeiten„bis nach dem Kriege" zu warten. Das gleiche empfiehlt derHerr nicht nur allen Behörden, sondern auch den privaten Unter» nehmern. Die zum Militär eingerückien„Handwerksleute und Großgeschäftsleute"— so schreibt dieser Mittelstandssreund—„müssen doch später auch wieder Arbeit haben, und überdies hat noch jeder Feldzug die Steigerung der Stundenlöhne gebracht, schon weil naturgemäß die Arbeitskräste rarer werden.(I) Wie kann da heute schon kalkuliert werden I" Dieser Patriot möchte also die Arbeiten aufsparen, damit er nach dem Krieg, wenn ein Teil seiner Konkurrenten und Arbeiter totgeschoffen sind, höher kalkulieren kann. Daß aber jetzt Tausende von Bauarbeitern und nicht zum mindesten gerade Malergehilfen arbeitslos und dem Elend preisgegeben sind, kümmert den wohl- habenden Herrn nicht. Schließlich plädiert er dafür, daß die ange- sangenen Arbeiten noch fertiggestellt werden. Damit würde der größten Arbeitslofigkeit begegnet, denn dann hätten die Geschäfts» leute und die noch vorhandenen Arbeitskräste genug zu tun.(!) Werde erst der Landsturm einberufen, würden auch die Handwerker und GroßgeschästSleute immer rarer, so daß dann mit einer pünkt- lichen Ausführung und Zeiteinhaltung nicht mehr kalkuliert werden könne. Bezeichnend ist, daß diesem vom Profitintereffe diktierten Vor- gehen, das dem Bestreben des Reichsbundes baugewerblicher Arbeit- geber und anderer Unternehmervereinigungen sowie dem Bemühen vieler staatlichen und städtischen Behörden geradezu ins Gesicht schlügt, ein offizielles Organ deS Arbeitgeber» Verbandes im Malergewerbe attestiert, daß es sehr berechtigt sei. Dieser Gesellschaft ist eben zu allen Zeiten die Arbeitslosigkeit der Arbeiter ein Mittel, ihre dem Wohle der Gesamtheit entgegenstehenden Interessen einseitig zu vertreten. Und davor schrecken sie selbst in Kriegszeiten nicht zurück. Verlln unü UmgegenS. Kriegsarbeiten der Korbmacher. Als die Heeresverwaltung vor Jahren Körbe zur Verpackung der Artilleriegeschosse einführte, wurden zwischen den Unternehmern und den Arbeitern Löhne für die Geschoßkörbe vereinbart, die beide Teile für angemessen hielten und die auch damals die Grundlage für die Preisfestsetzung der Unternehmer bildeten. Dann aber haben sich die konkurrierenden Unternehmer in den Preisen unter- boten und die Arbeitslöhne sind seitdem soweit heruntergegangen, daß vor Ausbruch des Krieges weniger als die Hälfte der bei Ein- führung der Geschoßkörbe gezahlten Löhne betrugen. Beim Aus- bruch des Krieges erhielten nun die Unternehmer, die sich der Heeresleitung gegenüber zu Lieferungen verpflichtet hatten, sehr große Aufträge in Geschoßkörben. Wie sich infolgedessen die Situa- tion in dieser Branche gestaltete, darüber wurde in einer am Donnerstag abgehaltenen Versammlung der im Deutschen Holz- arbeiterverband organisierten Korbmacher folgendes mitgeteilt. Als die Unternehmer in Aussicht auf die großen Bestellungen ihren Bedarf an Material zu decken suchten, setzten die Händler in ganz kurzer Zeit die Preise um das Doppelte und Dreifache des normalen Preises heraus, obgleich von einer Schwierigkeit der Materialbeschaffung keine Rede war, denn die Händler hatten große Vorräte, für die sie keine erhöhten Preise bezahlt hatten. Sie nutzten also die Konjunktur in ihrem Geschäftsinteresse aus. Inzwischen sollen die Materialpreise allerdings wieder herabgegan- gen sein.— Die Unternehmer, welche nun mit der Heeres- Verwaltung die Preise zu vereinbaren hatten, wandten sich an dig Arbeiter wegen der Lohnhöhe. Die Arbeiter hielten es für an- gemessen, die Löhne, welche sie bei der Einführung der Geschoß- körbe erhalten hatten, zu fordern. Das Ende vom Liede war, daß die Unternehmer den Arbeitern weniger als die Hälfte der geforderten Akkordlöhne boten. Zunächst nahmen die organisierten Arbeiter zu diesen Löhnen keine Arbeit an. Aber im Laufe der ersten Wvche zeigte sich, daß zahlreiche Kleinmeister die Arbeitsstellen in den Betrieben für Geschohkörbe besetzten und zu den gebotenen Löhnen arbeiteten. Nun blieb auch den organisierten Arbeitern nichts anderes übrig, als die Arbeit zu denselben Bedingungen aufzunehmen.— Zurzeit arbeiten in Berlin in 15 Betrieben rund 300 Korbmacher an Geschoßkörben. Die Organisation hat aus anderen Orten, wo Arbeitsmangel herrscht, Kräfte in den Berliner Betrieben untergebracht; aber es sind immer noch eine Anzahl von Arbeitsplätzen frei. Einige Betriebe sind zur teilweisen Beschäftigung von Frauen übergegangen, was in dieser Branche eine neue Erscheinung ist. Gegen die Beschäfti- gung von Frauen haben die organisierten Arbeiter an sich natürlich nichts einzuwenden; aber den Frauen werden erheblich niedrigere Löhne gezahlt als den Männern und dies muh entschieden bekämpft werden. In anderen Orten und Bezirken der Korbindustrie, die seit jeher durch wahrhaft elende Löhne bekannt sind und auch zur Herabdrückung der Geschoßkorblöhne beigetragen haben, werden auch jetzt noch für diesen Arstkel Löhne gezahlt, die tief unter den Berlin 'er Löhnen stehen. Das ist aber— wie die Branchenleitung der Korbmacher betont— durchaus unberechtigt, denn die Heeres- Verwaltung zahlt im ganzen Reich einheitliche Preise. Dem- gemäß müssen auch überall die gleichen Arbeitslöhne für Geschoß- körbe gezahlt werden, die in Berlin bewilligt sind. Hiernach ist zu zahlen ftir„Drillinge" und für„98er" pro Stück 2,25 M., für „96er" 75 bis 80 Pf. pro Stück. Es liegt also an den Arbeitern, darauf zu halten, daß diese Löhne überall gewährt werden. Schließlich wurde den Korbmachern ans Herz gelegt, daß sie diese Gelegenheit, wo viele Unorganisierte in den Werkstätten be- schästigt sind, zur Agitation für den Verband ausnutzen. Die Kriegsmaßnahmen der Kupferschmiede. Die Ortsverwaltung des Verbandes der Kupferschmiede be- schäftigte sich am Mittwoch in einer außerordentlich gut besuchten Mitgliederversammlung mit den Unterstützungsmaßnahmen während des Krieges. Vom Zentralvorstand war durch Zirkulär bekanntgegeben, daß Zentralausschutz und Vorstand beschlossen haben, an den statutarischen Unterstützungssätzen bis auf weiteres nichts zu ändern, und werden daher alle Unter ftützungen nach dem Statut voll ausgezahlt. Um den Angehörigen der im Felde stehenden Mitglieder eine Unterstützung von monatlich 9 M. für jede Frau und 2 M. für jedes Kind gewähren zu können, soll ein E x t r a b e i t r a g von 50 Pf. wöchentlich erhoben werden. Die Versammlung beschloß demgemäß und findet die erste Aus- zahlung an die Angehörigen bereits am 1. September im Bureau, Gartenstr. 101, statt. Bekanntgegeben wurde noch, daß ein Teil der Mitglieder, welche als Monteure hiesiger Firmen in Rußland beschäftigt waren, sich dort in Gefangenschast befände. Achtung, Schuhmacher! Die Firma Leiser, Inhaber Julius Klausner (Schuhwarenhaus), die in allen Stadtgegenden Vertaufs. geschäfte unterhält, hat trotz voller Beschäftigung und ausgedehnter Arbeitszeit— 10 Proz. Lohnkürzung vorgenommen. Einen schrift- lichen Einspruch hat die Firma unbeantwortet gelassen. Zentralverband der Schuhmacher Deutschlands Geschäftsstelle Berlin . Die Pianofortefabrik Gebr. Kolski teilt unS zu unserer Notiz in Nr. 232 mit, daß die bei ihr beschäftigten Leute nicht 30 Pf., sondern 45 Pf. Stundenlohn erhalten. Deutsches Reich . Der Verband der Lithographen und Steindrucker in der Kricgszeit. Das Lithographie» und Steindruckgewerbe, das als Erportgewerbe schon seit langer Zeit sich in ständigem Rückgang befindet, ist naturgemäß durch den Krieg wohl von allen in Mitleidenschast gezogenen Gewerben am meisten betroffen. Bon allen Seiten wird berichtet, daß die meisten Betriebe bereits geschlossen sind oder dem- nächst geschloffen werden. Der Hauptvorstand des Verbandes hat deshalb schon vom ersten Mobilmachungstage ab das weitverzweigte Unterstützungswescn und das gesamte Verbandsstatut außer Kraft gesetzt und für die vielen Arbeitslosen nur eine Notstandsunterstützung eingeführt. Räch einer Ausstellung, in der allerding« noch von zirka 30 Zahlstellen Angaben fehlen, arbeiten nur 2854 Mitglieder volle Tage und 1620 halbe Tage. Alle Ortsvorstände be- richten, daß die Arbeitslosigkeit in der nächsten Woche noch größer werden wird, da schon eine Anzahl weiterer Firmen erklärt hat, ihre Betriebe schließen zu müffen. Nach diesen Zahlen konnte der Hauptvorstand das Statut nicht mehr auftechr erhalten, denn die wöchentlich gebrauchte Summe hätte ca. 125 000 M. betragen.— Der Hauptvorstand hat nun am 18. August beschlossen, alles zu tun, um so lange wie möglich die Unterstützung an die Arbeitslosen zahlen zu können. Verheiratete Mitglieder erhalten 5 M., ledige 3 M. wöchentlich. Diese Notstandsunterstützung erhalten jedoch nur solch« Mitglieder, die mindestens 26 Wochenbeiträgs bezahlt haben. U« Invaliden und Witwen wird im allgemeinen während des Krieges keine Unterstützung gezahlt. Nur wo keine Einnahmen vorhanden find und die Not groß ist. soll an Invaliden statt bisher 3,50 jetzt 2,50 M. gezahlt werden. Krankengeld wird nicht mehr bezahlt; Sterbegeld für Mitglieder und deren Frauen wird nur noch zur Hälfte gezahlt; für die beim Kriege Verstorbenen wird kein Sterbegeld gezahlt. Eine Unterstützung an die Familien der zum Militär eingezogenen Mitglieder kann leider nicht gezahlt werden, da hierfür keine Mittel aufgebracht werden können. Durch die Unterstützung durch Staat und Gemeinde dürfte ja auch schon die größte Not von diesen Familien abgewendet werden. Die Arbeitslosen dagegen sind einzig und allein auf die Unterstützung ihrer Gewerkschaftsorganisation angewiesen, deshalb muß ihnen nach Möglichkeit geholfen werden. Die Verbandsangestellten, deren Gehalt je nach den Dienstjahren 2400—2600 M. beträgt, haben sich bereit erklärt, trotz vermehrter Arbeitsleistung wöchentlich nur 25 M. Gehalt zu erheben. Damit haben die älteren Angestellten auf mehr als die Hälfte ihres Gehalts verzichtet. AuS den örtlichen Lokallassen sollen keinerlei Zuschüsse gegeben werden; diese sollen die letzten Hilfsquellen sein. Diese Beschlüsse find sofort in Kraft getreten. Als Ehrenpflicht aller noch arbeitenden Mitglieder wird es betrachtet, nicht nur die Wochen- beitrüge regelmäßig zu zahlen, sondern, soweit irgend möglich, noch einen Extrabeitrag. Eine Anzahl Mitglieder hat sich schon bereit erklärt, jede Woche 10 und noch mehr Prozent ihres Verdienstes zu opfern. Der Hauptvorstand deS Verbandes appelliert an die OrtS- vorstände, alles zu tun, um die Organisation zu erhalten und mit- zuhelsen, die Not der arbeitslosen Mitglieder zu lindern. Noch eine patriotische Firma. In Langenöls hat die Firma Ofenfabrik Fichiner den ausgebrochenen Krieg und den damit verbundenen wirtschaftlichen Not» stand der Arbeiter dadurch auszunutzen versucht, daß sie erklärte, in Kriegszeiten gelte der Lohntarif nicht mehr und sie zahle für den Ofen anstatt bisher 6,50 M. nur noch 5 M. Die Arbeiter waren damit nicht einverstanden, trotzdem ging die Firma am Zahltage in der erwähnten Weise vor und zog den Töpfern bei jeder Lieferung 1,50 M. vom Lohn ab. Darauf haben die Töpfer die Arbeit, die ja doch nur noch einige Wochen gedauert Härte, niedergelegt. Das patriotische Verhalten der Firma Fichmer in dieser schweren Zeit verdient angenagelt zu werden. Soziales. Lohnvrrzicht. Wie Otis dem Krieg gegen Minderbemittelte von große- ren Firmen Kapital zu schlagen versucht wird, zeigte eine Verhandlung vor dem Gewerbegerickff. Zwei Näherinnen der Firma Lustig klagten vor dem Ge- weröegericht je für zwei Wochen Restlohn ein. Die Klägerinnen waren mit 22 bzw. 24 M. Wochenlohn und vierzehntägiger Kündi» gung eingestellt worden. Nach Ausbruch des Kriege? wurde sämtlichen Beschäftigten das Anerbieten gemacht, sie möchten damit ein- verstanden sein, daß ihnen nur drei Viertel ihres Lohnes während der Dauer des Krieges gezahlt würden. Nur so sei es möglich, Entlassungen zu vermeiden. Die Klägerinnen verzichteten auch durch Unterschrift auf ein Viertel ihres Lohnes. Wenige Tage später erhielten sie ihre Kündigung mit dem Angebot, weiterzu- arbeiten, aber unter Klindigungsausschluh. Hierauf gingen sie jedoch nicht ein, verlangten vielmehr auch für die KündigungSftist volle Bezahlung. DaS Gericht verurteilte die Firma zur Zahlung der geforder- ten Beträge von 11 bzw. iL M. Zur Urteilsbegründung wurde ge- sagt: Die Unterschrift unter den Verzicht auf einen Teil deS Lohnes wurde geleistet unter der Voraussetzung, daß daS Arbeits- Verhältnis sonst keinerlei Aenderungen erfährt. Wenn hinterher daS Kündigungsverhältnis geändert werden soll, so ist das eine wesentliche Aenderung des geschlossenen Vertrags. Fallen aber die Voraussetzungen fort, dann ist auch der Verzicht hinfällig. Kus Industrie und Handel. Deutsches Eigentum in Belgien . Bon verschiedenen Personen sind in letzter Zeit an daS Kriegs« Ministerium Anfragen gerichtet, welche Wege sie einzuschlagen haben, um in den Besitz ihres in Belgien befindlichen Privat- eigentums zu gelangen. Für solche Anfragen ist der Ber- waltungSchef beim kaiserlichen Gouverneur in Belgien , Exzellenz von Sandt, zuständig. Gegen den Konventionszwang. In einer von der Handelskammer zu Berlin einberufenen Versammlung der Vertreter sämtlicher Konventionen der deutschen Textilindustrie, in der auch die Abnehmer- verbände vertreten waren, nahm im Auftrage des Handels- Ministeriums Ministerialdirektor LusenSky sehr scharf gegen den Konventionszwang Stellung. Im Namen der Regierung forderte der Regierungsvertreter Aufhebung aller seit Juli d. I. beschlossenen Verschärfungen der KonventionSbedingungen, ferner die Außerkraftsetzung der Bestimmungen, die die Gewährung von Zahlungsaufschub und Auflösung von Aufträgen hindern sollten. Die Beseitigung dieser Auswüchse sei unbedingt notwendig, ent- weder auf gesetzlichem oder freiwilligem Wege. Der Entwurf ftir ein eventuelles N o t g e s e tz, das die Konventionsbestimmungen mit einem Schlage aufheben würde, sei bereits im Mi- nisterium fertiggestellt und brauche nur dem Bundes. rat zur Genehmigung vorgeschlagen zu werden. Dieser gesetzliche Weg werde unbedingt beschritten, wenn nicht die Konventionen die genannten Mindestgrundsätze freiwillig anerkennen. Ein gesetzlichen Druck auf die Konventionen ist durchaus de« rechtigt. Außer den Konventionen der Textilindustrie gehen, wie uns. bekannt ist, auch andere Monopolverbände(Kartelle, Syndi- kate, Kontore) sehr rigoros gegen Abnehmer vor. Gerade diese kapitalkräftigen Produzentenringe erschweren durch ihre Haltung (Krediteinschränkung, Preiserhöhungen) alle Bemühungen, das Wirtschaftsleben möglichst vor Störungen zu schützen. Kaliausfuhr und Krieg. In der Gesellschafterversammlung deS Kalisyndikats gab der Vorstand einen Ueberblick über die durch die Unmöglichkeit der Verschiffung nach dem Auslande, durch den Fortfall des Absatzes nach feindlichen Ländern und durchs die Störungen im Waggonvertehr entstandene Lage der Kaliindusirie. Die noch auf dem Transport befindlichen respektive in den Häfen angesammelten Vorräte und Außenstände stellen einen Wert von 9—10 Millionen Mark dar. wovon Ware im Werte von 2'/, Millionen Mark inzwischen abgesetzt werden' konnte. Es wurde über die Schritte zur Erlangung von Schiffsgelegenheit sowie über die Maßnahmen der Eisenbahnverwaltung zwecks Gestellung von Wagen berichtet. Zur Vermeidung einer Verminderung der nächstjährigen Ernte- ertrage hat die'Eisenbahnverwaltung beschlossen, künstliche Dünge- mittel auf die Liste derjenigen Artikel zu setzen, für welche mit Be- vorzugung sofort Eisenbahnwagen gestellt werden sollen. Falls diese Gestellung möglich wird, sind Aufträge m ausreichender Zahl zu erhoff«».
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