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Nr. 173.- 1914.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts Dounerstag, 3. September.

Lied der Frauen.

Wir zittern wie arme Halme, eh' sich der Sturm erhebt. Durch unser leises Leben ein fremd Erschauern bebt.

Wir wissen es nicht zu fassen;

es ist so schwer, so schwer.

Ein finstrer Reiter reitet

über die Erde her.

Von seinem Mantelsaume träufelt's wie Blut so rot;

er hält ein Schwert geschwungen, und wo er naht, ist Tod.

Und wo er naht, ist verderben,

viel Abschied und viel Schmerz. In unfre bangen Seelen greift seine Faust aus Erz.

Neben den Schlachten.

( Bei den internierten deutschen   Soldaten in Holland  .)

It maar, 21. August.  ( Von unserem Korrespondenten.) I.

In Amsterdam   ist die Diamantschleiferei, die schon lange von einer furchtbaren Arise betroffen war, auf Jahre hinaus verloren. Bon 6000 Arbeitern haben keine 400 mehr Beschäftigung. 6 Gulden zahlte die vortreffliche Organisation bisher ihren Arbeitslosen. Sie muß jetzt die Unterstützung einschränken und Beamte entlassen. Und ähnlich sind die Verhältnisse in vielen anderen Industrien. So hat die Kakaofirma Van Houten ihren Betrieb stillgelegt. 600 Arbeite­rinnen sind ohne Brot Was nüßt es unter diesen Umständen, daß die Lebenskosten derzeit in dem mit so blühender Landwirt­schaft und Viehzucht gesegneten Land infolge der zeitweise ge­Sperrten Ausfuhr erheblich geringer geworden sind und auch die nunmehr im Interesse der bedrohten Landwirtschaft erfolgte Oeff­nung der Grenzen jedenfalls feinen Nahrungsmittelmangel be= fürchten läßt! Milch und Eier sind wohlfeil- aber der Arbeits­Lohn fehlt, um sie zu kaufen!

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All dies Trübe der nächsten Nähe wie das Entsetzliche, von dem uns nur wenige Bahnstunden trennen, könnte man schier ver­geffen, wenn man auf dem kleinen Paketdampfer von Amsterdam  burch die nordholländischen Gefilde fährt. Ter sonst so lebendige Amsterdamer Hafen liegt in starrer Untätigkeit im lichten Sommers morgen da. Kaum da und dort sind einige Sägen in Tätigkeit, gleiten Schiffe und Kähne auf den Kanälen stadtwärts. Wir kommen Burch Zaandam, die saubere, gewerbeifrige Stadt, wo heute im Stadthaus der erste sozialistische von der Regierung er nannte Bürgermeister Hollands   das Regiment führt, durchfahren wahre Straßen von Windmühlen  , blicken in die wundervoll durch fichtige grüne Ebene hinab, worin sich Baumgruppen, Wasserläufe, Dörfer, Kirchtürme und ganz im Hintergrund die gewellte Dünen­linie zart und scharf abzeichnet, schwimmen dann auf dem breiteren Alkmaarer Meer", das als bisher unbezwungener feuchter Rest die Geschichte des dem Meer abgerungenen Landes bezeugt, und wieder an sauberen Dorfhäusern, an Hafenanlagen und Deichen entlang. Wären die Soldaten nicht, die auf Fahrrädern über die Bandstraßen sausen, andächtig die Angel in den Wasserspiegel senten, ober, im Gras lagernd, dem Schiff freundlich zuwinten, so fönnten wir am Ende den Zweck unserer Fahrt vergessen.

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der Gracht liegenden Kähnen der Bauern und den Käsegeschäften, Elsaß   und seine eigene Befreiung durch die Truppen des Kronprinzen deren Magazine fast in allen Häusern rings um den Markt offen schwungvoll prophezeit, hat anscheinend genügt, das verschollene Opus stehen, hin und her. aus der Dunkelkammer vorzuholen. Wenn in dem Höckerschen Stüd In einer durch die Wohlhäbigkeit der Häuser und die schöne Das Volk in Waffen", mit dem das Schauspielhaus eröffnete, tro Ausstattung, man darf sogar Eleganz" sagen, ihrer gefüllten Aus- fünstlerischen Unvermögens dennoch ein Stimmungsbauch der Zeit lagen auffallenden Hauptstraße sehen wir noch ein blizblankes Alt- der Freiheitsfriege wehte, fehlt diesem Schauspiel, dessen Mache übrigens männerhaus, dessen Insassen sich, zumeist über die Zeitung ge- bei allem Deutschtum" das Vorbild Scribescher Intrigendramatik beugt, im angrenzenden Gärtchen sonnen, ein ansehnliches Rat- geflisfentlich kopiert, jede Spur lebendiger Beziehung. Noch mehr, die haus, das seine jezige Gestalt in der Heldenzeit der Stadt erhalten( vermutlich nachträglich für die Aufführung) im letzten Atie em in Alkmaar   ist der niederländische Rebellentros zum ersten- geflochtene Episode, die die Todesangst eines französischen   Barbiers mal gegen die Spanier siegreich geblieben, und als Abschluß die vor den Kugeln der nahenden Preußen ins Possenhafte zieht, quali hochstrebende, spätgotische Hauptkirche. Wir haben dann noch schöne fiziert sich als eine in deutschen Theatern bisher wohl unerhörte ge Anlagen an der ehemaligen Stadtumwallung zu überqueren und ichmack und würdelose Spekulation auf niedrigste Instinkte chauvi kommen so zur Haltestelle der Trambahn, die uns nach Bergen nistischen Hochmuts. Leider erhielt sie nicht die gebührende Ab­aan Zee führen soll, wo die auf holländisches Gebiet geratenen fertigung. Ein Teil des Publikums schien sich daran gar zu ver deutschen Soldaten interniert sind. gnügen.

hat

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Bergen ist ein beliebtes Seebad hinter den Dünen, die hier Die Erfindung arbeitet, in souveräner Unbefümmertheit um launische und bedeutende Formen haben, woraus der ein wenig Motivierungen, mit Spionage, Kriegsgericht und Liebe. Der deutsche nach Hotelierphantasie schmeckende Beiname der holländischen Held und Pfarrersiohn hat so vortrefflich hört man spioniert, Schweiz  " abgeleitet worden ist. Schon auf der Trambahn begegnen daß seinen Nachrichten der Wörther Sieg zu danken ist! Eine wir dem ersten deutschen Soldaten, einem Militärflieger, der bei elfäifische Komtcß liebt ihn, er sie desgleichen. Ebenso aber auch Oostburg  , unweit von Gent  , auf holländischem Gebiet niederge- der Bruder, der französische   Offizier. Gegen das Versprechen des gangen ist, nachdem er zwei Kugeln in seinen Apparat bekommen Fräuleins, ihn zu heiraten, läßt dieser den Kundschafter entschlüpfen hatte. Er wird jezt von einem holländischen Obersten, der das und fungiert dann selbst als Beisiger des Kriegsgerichts, das den Fall Kommando über die Interniertenlager führt, nach Bergen geleitet. zu untersuchen hat. Die unverhoffte Beseitigung der Schwierigkeiten, auf die ich und mein Reisegefährte, Genosse De Roode von unserem Partei­blatt Het Volt", bei unserer Expedition uns gefaßt gemacht hatten, dankten wir dem glücklichen Zufall, daß wir in Alkmaar   mit Ge­noffen Vliegen, Mitglied der zweiten Kammer, zusammen­trafen, der im Besitz einer Autorisation des Kriegsministers war, die ihm den Zugang zu den Internierten öffnete. Als Begleiter Vliegers profitierten wir von diesem Durchlaßschein und von der Achtung, die hierzulande offenkundig die Angehörigen der Armee den Volksvertretern entgegenbringen. So öffneten sich für uns Tore, vor denen sich die Vertreter der großen bürgerlichen Presse Hollands   bisher vergebens um Einlaß gemüht hatten.

Echließlich kommt die Wahrheit an den Tag. Doch schon sind auch die Preußen zur Stelle, Der gute Bruder friegt seine Toinette; dem schlechten, dem überführten Verräter, dem die Großmut der Vers faffer den Offizierstod auf dem Schlachtfelde zubilligt, hält der Pfarrer die Leichenrede. Ein Teil des Publikums vollführte unent wegt gewaltige Beifallsstürme. Herr Runkel dankte in Uniform.

Kleines Feuilleton.

Beim Verschönerungsrat.

dt.

Zu besonderem Dank sind wir hierbei dem erwähnten hollän­dischen Offizier verbunden. Daß den liebenswürdigen, gewinnen- In der leßten Nummer( Kriegsausgabe") einer illustrierten den Formen auch die Wärme des Herzens entspricht, wurde uns Beitschrift, sieht man in einer Zeichnung den, Kriegsgott Mars nicht nur durch seine eigenen Mitteilungen, sondern auch durch die als Verschönerungsrat walten. Er ist nicht der Mann, der halbe Aussagen der deutschen   wie der belgischen Internierten bezeugt. Arbeit macht, und rennt die ganze Richtung über den Haufen Mit Menschlichkeits- und Gerechtigkeitssinn ist er bemüht, die Lage soweit sie nicht schon geschäftig von den Höhen herabgestiegen ist, der seiner Obhut anvertrauten fremden Soldaten möglichst erträg- auf denen sie der Musik des Aŭirdischen gelauscht hat".( Wie es in lich zu gestalten. Ihre Situation hat er ihnen in nachstehendem, einem Aufsatz unter dem Bilde heißt.) Er regiert die Stunde und der Gemütlichkeit nicht ganz entbehrenden Befehl dargelegt:

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Soldaten!

Das Kriegsgeschick hat euch in meine Arme geworfen. Ich heiße euch in eurem Internierungsplay willkommen. Es wird euch bekannt sein und wenn nicht, teile ich es euch mit, daß ihr jetzt unter den niederländischen Kriegsgesetzen steht und alle niederländischen Offiziere und Chargen als eure Vorgesetzten anzuerkennen habt. Unterwerft euch mit Gelassenheit eurem Schicksal. Gerade in Augenblicken des Mißgeschicks muß ein Soldat beweisen, daß er ein guter Soldat ist. Wenn von meiner Seite alles getan werden wird, um euer Los zu erleichtern, fordere ich von euch strengste Disziplin, denn auch in eurem der­zeitigen Vaterland ist Disziplin die erste, eiserne Pflicht in der Armee."

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Badeorts

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genau das

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barbiert die Dichterfürsten. Es kommen alle dran. Immer einer nach dem anderen. Der Herr Sudermann sitzt vor dem Spiegel wie hingegossen, und Mars verleiht ihm ein zeitgemäßes Aussehen, Unter seinen Händen verändern sich die Köpfe" auss nahmslos. Einer sieht dem anderen zum Verwechseln ähnlich. Bitte, der nächste! Auf Technik, Stil und was dergleichen Tand noch mehr ist, kommt es heute nicht an. Für Eigenheit ist jetzt kein Platz und fein Sinn vorhanden. Und sogar Hermann Bahr  ( er femmt gerade zur Tür herein), der jenem Himmelsvater gleicht, dem Kamm und Haarbürste fremd sind, will sich nun einen mar tialischen Einschlag geben lassen. Und er schwimmt auch schon seit Tagen in den Reihen derer, die sich der Wirklichkeit strömend hingeben." Durch Dick und Dünn gehts für den Imperialismus, und wenn dabei auch nur Worte, und immer nur wieder Worte, herauskommen. Sie sind alle heimgekehrt, die verlorenen Söhne sich jetzt an der wohlbesetzten Tafel breit. " aus den Höhen und Tiefen spekulativer Geistigkeit" und machen

Die seltsame Armee, die jetzt dem Obersten unterstellt ist, hat heute mit dem eingelieferten deutschen Flieger Sundert erreicht. Sie ist auf zwei, vorsichtig voneinander ge­schiedene Lager verteilt. Die Belgier find in Alkmaar  , die Deutschen  in Bergen interniert. Die Offiziere sind in einem guten Hotel des unter­zum mäßigen Pensionspreis von 3 Gulden gebracht. Bekanntlich hat der internierende Staat Anspruch auf Ersak der notwendigen Internierungskosten sowie der dem Rang entsprechenden, nach seinen eigenen Besoldungssäßen den Inter­nierten ausgezahlten Gagen. Den deutschen Soldaten ist ein Belt­lager am Weg von Bergen nach dem Meer angewiesen. Stacheldrahtzaun sondert den weiten Platz von der Bandstraße und dem angrenzenden Gelände ab. Ein holländischer Soldat steht am Eingang Wache. Auch sonst find holländische Wachmannschaften ba, und Pfadfinder versehen Botendienste.

Theater.

Ein

leber den

Notizen.

neuen" Kometen schreibt uns ein um den Kometen 1913f( Delavan) handelt, der im Dezember 1913 Leser: Ich gestatte mir die Bemerkung, daß es sich wahrscheinlich entdeckt wurde, im Anfang Oktober 1914 sein Berihel erreicht und augenblicklich, wie angegeben, zwischen den Sternbildern Grozer Bär" und" Zwillinge" steht. Die theoretische Bestimmung seiner Helligkeit ergab, daß er voraussichtlich Mitte August 1914 mit dem beobachtete ihn zum erstenmal in der Nacht vom 29. zum 30. Auguft bloßen Auge fichtbar werden würde, was auch eingetroffen ist. Ich und konnte mit einem Zweizöller einen Schweif von zirka 8 Grad Länge feststellen.

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Die Volkskunstabende zum Eintrittspreis von 10 f Nach fast dreistündiger Fahrt erreichen wir die Hauptstadt der die der Verband der Freien Boltsbühnen mit Unterstügung der Provinz Nordholland  , Alkmaar  . Vom Landungsplatz führt uns Arbeiterorganisationen und zahlreicher hervorragenden Persönlich der Weg am Marktplatz mit dem architektonisch merkwürdigen feiten veranstaltet, werden am 6. September durch einen Abend im städtischen Waghaus vorüber, um das sich am heutigen Freitag das Bürgersaal des Rathauses eröffnet. Der musikalische Teil des bewegte Treiben des wöchentlichen Käsemartts abspielt. Dach­Programms wird von Herrn Artur Schnabel   und Frau Therese förmig aufgeschichtet liegen die frischgefärbten, glänzend gelben Schillertheater O. Fröich weiler. Schauspiel von Hans Schnabel- Behr, der deklamatorische von Frau Tilla Durieur aus oder roten Käsekugeln der verschiedenen Bauern da. Man möchte v. Wenzel und Ferdinand Runkel. Fröschweiler liegt bei Wörth. Daß geführt. Weitere Abende sind geplant am 7., 9., 11., 14., 16. und an riesige Orangen denken. Marktträger, deren verschiedene Gilden das vor anderthalb Jahrzehnten geschriebene Stüd laut Theater 18. September. grün, rot und organgegelb Theaterronit. zettel 1870 spielt, daß französische und preußische Uniformen auf die Im man an der Farbe ihrer Strohhüte Theater Schiller unterscheidet, tragen sie auf bahrenähnlichen Gestellen in einem Bühne kommen, ein Elfäffer Pfarrerssohn, dessen verderbter Bruder Charlottenburg   findet heute Donnerstag die erste Aufführung feltsamen Trippelgang zwischen der Wage, dem Backhaus, den an franzöfifcher Dffizier ift, als deutscher Kämpfer die Eroberung des der Hermannsschlacht  " von Kleist   statt. Ich habe es nicht verstanden, aber hinterher hat man erzählt, daß er uns als tapfere Bayern   begrüßt hat, und daß er gesagt hat, es wird bald Ernft. Denselben Tag find wir bis Schifferstadt  . Das Wetter war schwül, und der Tornister hat mir Beschwerden gemacht.

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2]

Ein bayrischer Soldat.

Erlebnisse des Xaver Glas im Jahre 1870. Bon Ludwig Thoma  .

Es find schon Wize gemacht worden auf die Franzosen  , denn ein Soldat denkt bloß an das Prügeln, und er schlägt den Feind schon vor er ihn sieht.

Wir mußten Scheiben schießen und manöverieren, und man bat uns im Unterricht gezeigt, wie die französischen   Soldaten aus­

Jchauen.

Am 81. Juli find wir ausmarschiert; es war an einem Sonntag früh um halb zehn Uhr, da find wir vor der Mag- Kaserne ge­ftanben.

Unser Oberst von der Tann hat eine Rebe gehalten, und er Bat sein drittes Bataillon leben lassen.

Dann sind wir zur Bahn marschiert, voran der Herr Oberst und unser Herr Major Steurer.

Viele Leute haben uns begleitet und Abschied zugerufen, aber auf der Bahn ist es schnell gegangen mit dem Einsteigen und Abfahren.

Der Bug ist über Ingolstadt  , Eichstätt   nach Nördlingen   ge­fahren; dort find wir abgespeist worden. Dann ist es weiter gegangen nach Heilbronn   und Jagstfeld, wo wir Kaffee faßten, und dann bis Meggersheim.

Da sind wir ausgestiegen und weiter marschiert bis nach Mt­Justheim im Badischen  .

Da haben wir biwadiert, und es war der 1. Auguft. Die Leute dort waren freundlich zu uns und haben uns fleißig regaliert.

Sie sind in Angst gewesen wor den Franzosen  , und haben alle Tage geglaubt, sie kommen.

Jeht, wie sie uns gesehen haben, da haben sie wieder mehr Schneid gekriegt und haben uns schon voraus gelobt.

Am 2. August in der Früh sind wir nach Speier marschiert. Dort hat der Kronprinz von Preußen vor dem Dom Aufstellung genommen, und er hat uns im Vorbeimarschiern etwas augerufen.

Doch ist es mir besser gegangen, als vielen Kameraden, die wunde Füße gekriegt haben.

Am 3. August find wir bei Germersheim   gewesen, und wir hatten ein schlechtes Biwack, denn bei der Nacht kam ein großes Gewitter und der Regen hörte nicht auf.

Ganz durchnäßt find wir den andern Tag bis Langenfandel marschiert. Auf einmal hörten wir es donnern, und unser Feld­mebel sagte: Ihr Grasteufel, jezt könnt Ihr Pulver riechen. Das find Kanonen."

Er hat es gleich gewußt, weil er Anno 66 dabei war. Ich habe geglaubt, daß wir noch heute baran kommen, und das gera hat mir geflopft.

Ein Offizier ist dahergeritten, daß er um und um voll Dred war, und er hat im Vorbeisausen gerufen, daß Weißenburg   er­

stürmt ist.

Es hieß zuerst, wir müssen auch vor, dann ist ein Gegenbefehl gekommen, und wir haben in Langenfandel abgekocht.

Ich habe keinen Schlaf gehabt in dieser Nacht, denn das Wasser ist an mir heruntergelaufen, und es ist auch keine Ruhe gewesen, weil ein Regiment nach dem andern durchmarschiert ist.

sind.

Wir haben Halt machen müssen, weil Gefangene gekommen Unser Hauptmann hat zu uns gefagt, wir follen fie ruhig vorbei lassen und nicht lachen oder spotten.

Es sind vielleicht vierhundert Mann gewesen, und bahrische Jäger haben sie bewacht. Ein Offizier von ihnen hat zu uns auf deutsch   gerufen: Es ist noch lange nicht gar."

Da hat der Stegmaier von meiner Kompagnie gesagt: Aber der Anfang war gut." Und der Hauptmann hat ſelber lachen

müssen.

Am Bahnhof haben wir die Gewehre zusammengestellt, und es hieß, wir müssen abkochen.

Auf einmal ist der General Orff dahergesprengt und hat ge flucht und geschrien, es ist keine Beit zum faul fein.

Da mußten wir auf und sind am Schloß Geisheim vorbei bis Ingelheim  .

Das Abkochen ist jetzt schwer gegangen, benn ber starte Regen hat uns zugesetzt, und es war in der Nähe kein Wasser da. Wir haben es aus einem Bache geholt, der schon recht schmutzig war.

Aber nur her damit, wenn man kein anderes hat! Wie es Zeit zum Schlafen war, habe ich umgeschaut, ob ich nirgends gegen den Regen Schuh finde. Da ift, in der Nähe ein Holzschupfen gewesen, und ich bin hineingetrochen.

Ich bin auf ein paar Füße getreten, und da ist ein Mords­spektakel angegangen.

Alle Herrgott und Kreuztürkenelement, Urviech verdammtes!" Am 5. August sind wir in aller Frühe aufgebrochen. Wir haben beim Marschieren gesungen; auf einmal sind alle ist es angegangen, und ein Sakrament nach dem andern hat es gehagelt. still gewesen, denn es waren die bayrischen und die französischen  Da habe ich gewußt, daß ich unserem Feldwebel hinaufgetreten Grenzpfähle da, und jedem ist es eingefallen, daß wir jetzt im bin. Denn so wie der hat überhaupt kein Mensch fluchen können. Feindesland waren. Der Major Steurer ist vorgeritten und hat Ich habe mich hingelegt und bin froh gewesen, daß ich in der gefagt: Jekt müßt Ihr fingen, Leute! Jezt geht es ins Frank- Trodenheit war, und vor Müdigkeit bin ich schnell eingeschlafen. reich hinein." Die Bajonette sind aufgepflanzt worden, und wir Liebe Leute, ich will Euch jetzt erzählen von der Schlacht bei haben dreimal Hurra! geschrien und sind über die Grenze. Wörth.

Wir sind zum Bahnhof in Weißenburg   gekommen.

Da hat es wild ausgesehen. Tornister und Gewehre und Helme ist alles durcheinander gelegen, und ich habe auch die ersten Toten gesehen. An der Mauer ist ein Franzose gelehnt, und da­neben noch einer. Die Gesichter waren ganz schmerzlich verzogen, und die Augen waren weit offen.

In aller Frühe, den 6. Auguft, hieß es auf und den Kaffee kochen. Aber leider ging es nicht, denn wir hatten kein Wasser, und wir mußten jetzt unser durchnäßtes Brot essen und schleunig marschieren.

Wir hörten Kanonendonner und merkten, daß etwas los wat ( Forts. folgt.)