Nr. 253.- 31. Jahrg.
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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.
Mittwoch, den 16. September 1914.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.
Kampf in zwei Erdteilen.
Deutsche gegen Engländer in Oftafrika.- Das Ringen im Westen und Often Europas .
Es sind die Pfaffen schuld, welche die Leute aufheben. In M.,
und die Kolonien. Der Krieg und die Amtlich. Großes Hauptquartier, werden gefangen genommen und wer geschoffen hat, wird erschossen. 15. September. ( W. T. B.) 11 Uhr 55 Minuten wo wir am Donnerstag waren, wurde das ganze Stadtoberhaupt, Eine englische Aktion auf dem Njassasee. abends. Der auf dem rechten Flügel des Bürgermeister, Pfaffen usw., verhaftet, weil sie einen geheimen Aufruf gegen uns Deutsche erlassen hatten. Es sind traurige Blantyre ( Njaffaland), 11. September. ( W. T. B., Melbung We sf heeres seit zwei Tagen stattfindende Bilder, die ich gesehen habe, wo mir manchmal die Tränen in den des Reuterschen Bureaus.) Der Regierungsdampfer, Gwendolen" Kampf hat sich heute auf die nach Often an- Augen standen. Das Vieh steht verlassen auf den Wiesen. Frauen und Kinder stehen weinend mit Hab und Gut, Säuglinge im Arm, hat am 8. September Langenburg ( im füblichen Teil von schließenden Armeen bis nach Verdun und warten auf ihre Männer. Wir sind froh, daß der Krieg Deutsch - Oftafrika) beſchoffen und dort eine Abteilung gender. Der heran ausgedehnt. An einigen Stellen des aus- nicht in Deutschland ist. Drt wurde überrascht; es wurde kein Widerstand geleistet. gedehnten Kampffeldes waren bisher Teilerfolge Kämpfe zwischen Deutschen und Engländern der deutschen Waffen zu verzeichnen. Im in Ostafrika . übrigen steht die Schlacht noch. Auf dem östlichen KriegsschauBerlin, 15. September. ( W. T. B.) Nichtamtlich. Nach einer unbestätigten Reutermeldung aus Livingstonia plat ordnet sich die Armee von Hindenburg vom 14. September ist eine deutsch- oftafrikanische nach abgeschlossener Verfolgung. Schuttruppenabteilung am 5. September in In Oberschlesien verbreitete GeBritisch- Nordrhodesia eingefallen und hat die Niederlassung Abercorn angegriffen. Der Angriff rüchte über drohende Gefahr sind nicht begründet.
wurde zurückgeschlagen. Am 6. September wurde wieder geschossen, ohne daß ein regelrechter Angriff erfolgte. Am 9. September eröffneten die Deutschen ein Feuer mit leichten Feldgeschützen, die durch Maschinengeschüße zum Schweigen gebracht wurden. Die Deutschen verließen ihre Stellung und befanden sich in der Nacht 15 Meilen östlich von Abercorn. Leutnant Mac Carthy machte mit 90 Mann und einem Maschinengeschüß einen nächtlichen Eilmarsch und verfolgte den Feind bis an die Grenze.
Eine weitere Reutermeldung aus Nairobi vom 12. September berichtet über Kämpfe an der Grenze bon Britisch- Ostafrifa und Njasfaland: Eine deutsche Ab. teilung hat die Grenze bei Mohoru am Vittoriajee überschritten und Karungu besett; sie rückt gegen Kisii vor. Eine andere deutsche Abteilung, die nach dem Tsavofluß vorgerückt war, hat mit Gruppen aus Bura und Mtoloandei ein Gefecht gehabt; Einzelheiten sind noch nicht bekannt. An Nairobi eingetroffene englische Verwundete berichten, daß die Engländer in heftigem Feuer deutscher Maschinengewehre gestanden und einen Bajonettangriff gemacht hätten, um die Maschinengewehre wegzunehmen. Der Angriff sei jedoch mißglückt.
Westlicher Kriegsschauplah.
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Es wurden
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Zurückdrängung der Serben.
Wien , 15. September. Amtlich.( W. T. B.) Die über die Save eingebrochenen serbischen Kräfte wurden überall zurückgeschlagen. Syrmien und Banat sind daher vom Feinde vollständig frei.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs. v. Hoefer, Generalmajor.
Die Dum- Dum- Geschosse.
Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt:
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Herr Poincaré soll in einem Telegramm an den Präsidenten Biljon die Behauptung gewagt haben, es sei Deutschland , das von Anfang des Krieges an Dum Dum Kugeln verwendet habe. Eine solche verleumderische Ausrede könnte die in dem Telegramm Kaiser Wilhelms an den Präsidenten Wilson enthaltenen Feststellungen nicht entfräften. Herr Poincaré müßte den Beweis für seine Behauptung schuldig bleiben. Deutschland stellt der Presse wie den neutralen Staaten sein Beweismaterial in Gestalt der bei französischen Soldaten gefundenen und in französischen Festungen beschlagnahmten verbotenen Geschosse zur Verfügung. Dagegen hilft tein Leugnen.
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Oberst von Reuter gefallen.
Die englische Arbeiterschaft und der Krieg.
Lord Kitchener hat bekanntlich an alle Barteien die Aufforderung gerichtet, ihn bei der weiteren Rekrutierung zu unterstützen. Auch an die Grekutive der nationalen Arbeiterpartei hat die Regie
rung sich gewandt. Diese hat in zustimmenden Sinne geantwortet und ihre Mitglieder Arthur Henderson , Perfer und Goldstone als
Sprecher für die geplanten Versammlungen ernannt. Es hat sich nun ein parlamentarisches Komitee gebildet, bestehend aus Führern der verschiedenen Parteien. Einer der Präsidenten ist Henderson, im Komitee find weitere vier Arbeiter- Abgeordnete vertreten.
Der Nationalrat der Unabhängigen Arbeiterpartei ( J. 2. P.), der ebenfalls in der Exekutive der Arbeiterpartei durch einige Mitglieder vertreten ist, hat sich gegen diesen Beschluß ausgesprochen. Er hat seine Haltung in einem Manifest begründet. Es heißt darin u. a.:
" In den Großstädten werden zurzeit Demonstrationsversammlungen abgehalten, in denen Mitglieder aller Parteien sprechen. Die lokalen Arbeiterorganisationen sind eingeladen, fich daran zu beteiligen. Nach der Absicht der Regierung soll in diesen Versammlungen die Gerechtigkeit unserer Sache" flar gemacht werden. Der Nationalrat der J.L.P. hat in einer besonderen Konferenz hierzu Stellung genommen und empfiehlt den Zweigvereinen, an dieser Agitation nicht teilzunehWenn den Arbeitern in der gegenwärtigen Lage Ratschläge zu erteilen sind, dann wollen wir das, getreu dem Charakter und der Tradition unserer Bewegung, von unserem eigenen Standpunkt aus tun. Wir lehnen es ab, dies in Gemeinschaft mit den Militaristen und den Feinden der Arbeit zu tun, die sicherlich diese Gelegenheit nüßen werden, um ihre Politik, die jetzt zum Kriege geführt hat, zu rechtfertigen.
me n.
Die Pflicht, für die nationale Sicherheit zu sorgen, ist in erster Linie Sache der Regierung. Wir protestieren gegen den Versuch, die Leute dadurch zu Soldaten zu pressen, daß man ihnen die Hilfsmittel entzieht, mit Entlassung droht und dergleichen. Das ist eine feige unwürdige Handlungsweise. So sehr wir das universelle militaristische System bekämpfen, so ist dieses doch weniger zu verurteilen, als das allgemeine Jagen und Quälen der jungen Leute, das Pressen zum Militärdienst, wie das jetzt bei uns geschieht."
Das parlamentarische Komitee der Trade Unions hatte am gleichen Tage eine Konferenz. Es erließ an alle Mitglieder der Gewerkschaften, besonders an die Funktionäre, einen Aufruf, in welchem es im allgemeinen den Absichten der Regierung zustimmt.
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Die Kölnische Volkszeitung" meldet: Nach den Mitteilungen mehrerer in Brüssel , eingelieferter verEinen bemerkenswerten Brief veröffentlicht nach der wundeter Offiziere ist in Frankreich auch Oberst Deutschen Tageszeitung" der Te mp3" vom 6. September von Reuter, vormals Stommandeur des 99. Infanterieüber das korrekte Verhalten der deutschen Truppen in Nord- regiments in 3a bern, an der Spitze des Grenadier regiments Nr. 12 gefallen. Der Verstorbene fand den frankreich . Staatsrat Gouber- Rouen, der das Gebiet des Nordens Tod als Kommandeur desselben Regiments, an dessen Spize und des Pas de Calais in amtlicher Eigenschaft bereist hat, auch sein Vater im Jahre 1870 fiel. „ Das parlamentarische Komitee", so heißt es u. a. in diesem Aufbeklagt den überſtürzten Abzug der Zivilbevölkerung in ruf, ist überzeugt, daß im gegenwärtigen Kriege soweit das Rouen . Er erklärt, daß sich Taten der Deutschen wie aus eigene Land in Frage kommt ein wichtiger Faktor nicht außer Belgien im Norden nicht erneuert hätten. und feine Gebäude angesteckt, alle Requisitionen von Es war mir nicht möglich, Dir eher einen Brief zu schreiben Betracht gelassen werden darf, nämlich der, falls das System des Fleisch, Brot usw. wurden bar bezahlt. Als der Ver- als wie jekt, wo ich mich in Deutschland befinde und hier Zeit freiwilligen Heeresdienstes( Söldnerheer) in dieser Zeit der Not verfäufer eines Fahrradgeschäftes nicht anwesend war, nahmen habe. Wie ich Dir schon mitteilte, sind wir seit Mittwoch früh sagen sollte, das Verlangen nach einem nationalen obligatorischen die Deutschen die nötigen drei Fahrräder erst, nachdem sie mit den Gefangenen der Festung Namur auf dem Wege nach Militärsystem mit doppelter Wucht wiederkehren wird. Die Agitaden Bürgermeister aufgesucht hatten und dieſem eine Quittung bort find wir abgelöſt worden. Wir sind greitag nachts 12 Uhr tion für ein solches System würde so starke und unaufhaltsame übergeben hatten. Scharf gingen die Deutschen nur gegen Häuser vor, deren Befizer die Häuser verlassen hatten, denn eingetroffen, halb 3 Uhr aber erst abgelöst. Wir haben nun einen Fortschritte machen, daß es sich schließlich als unwiderstehlich ervollen Tag frei in Koblenz , dann geht es wieder zurück nach weisen werde." sie suchten überall Proviant und werden nur zornig, wenn Belgien . Wir liegen in D. an der Maas . Es ist mir nicht mögDas Manifest schildert sodann die Schäden des obligatorischen man diesen verheimlicht oder diesen verweigert. Ueber das lich, Dir alles so zu schildern wie es ist. Wir sind noch in keinem große Gebiet Nordfrankreich gibt Herr Gouber das Zeugnis Gefecht gewesen. Wir haben es nur mit den Frankiireurs zu tun, Militärsystems in finanzieller und wirtschaftlicher Beziehung und ab, daß er anerkennen müsse, daß er in dieser großen Gegend, das sind Einwohner der Dörfer, welche sich mit Waffen versehen, spricht die Hoffnung aus, daß die Furcht vor dieser Geißel genügen die er bereist habe, keine Klagen der Bevölkerung über die bekommen sie von Frankreich und werden auch von da bezahlt. werde, um genügend freiwillige Mannschaften auf die Beine zu Die beschießen uns des Nachts beim Biwak oder am Tage beim bringen. Die Sorge um die Erhaltung der Demokratie, die auch in Deutsche gehört habe. Durchmarsch fleinerer Trupps, so daß wir sehr scharf vorgehen der Zukunft die beste Garantie gegen den Krieg bilde, die Abmüssen, dieselben werden erschossen. Die Häuser, wo herausgeVom Franktireurkrieg in Belgien . schossen worden ist, werden niedergebrannt. Es kommt vor, daß neigung gegen das militaristisch- autokratische Regiment sollte ge= Berlin , 15. September. ( W. T. B.) Wie eine höhere deutsche manche Dörfer vollständig vernichtet sind. Die Stadt D., wo wir nügen, den Enthusiasmus der Nation zu beleben, jeben Versuch, die Kommandobehörde berichtet, hat man bei belgischen Franktireurs liegen, ist ein Kurort an der Maas . Eine sehr schöne Stadt, aber gleichen Bedingungen auch den Ländern aufzuzwingen, die hiervon Stodgewehre und Stodschirmgewehre vorgefunden. Der erwähnten jest ist es nur ein Trümmerhaufen, wo Menschen und Tiere beBehörde ist eines der dem Feinde abgenommenen Stockgewehre vor graben sind. Es ist eine wahre Best, man kann es vor Gestant noch frei sind, zunichte zu machen." Aus diesen Gründen erklärt sich das Komitee für den Aufruf gelegt worden. Es ist etwa 80 Zentimeter lang und kann durch kaum aushalten. Da liegen tote Pferde, Schweine, Kühe usw., einfachen Druck auf einen Knopf abgefeuert werden. Die heim- welche in Verwesung übergehen und nicht verscharrt werden, weil der Regierung und beteiligt sich an den Versammlungen, in welchen tüdische Art dieser Waffe entspricht durchaus dem Wesen derer, die keine Leute da sind. Die Hunde, welche noch herumlaufen, wer- über die politische Lage gesprochen wird, und in denen die kriegsfie benutzen. Wir hoffen deshalb, daß unsere Truppen ein scharfes den alle erschossen wegen Vergiftung. Die Frauen und Kinder Augenmert auch auf scheinbar harmlose Gegenstände in der Hand der niedergebrannten Ortschaften werden in Kirchen und Schulen, fähigen jungen Leute zur Beteiligung am Militärdienst aufgefordert der fanatisierten Belgier richten werden. soweit dieselben noch vorhanden sind, untergebracht. Die Männer werden sollen.