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von Bc-rgcmg Men haben können, dl?Möne" öer- haftet«nh in der folgenden Nacht erschossen worden. E in»ig dem Erzähler sei es gelungen, drei Stunden vor der Exekution seine vier Wächter niederzu­schieße» und z u F u ß nach der holländischen Grenze zu ent- kommen. Diese Geschichte trägt so sehr den Stempel der Un- richtigkeit auf der Stirn von dem Datum der Verhaftung bis zu den Abenteuern der Flucht hin, daß es wirklich nötig wäre, die größte Reserve ihr gegenüber zu beobachten. Statt besten muß man leider beobachten, daß selbst Blätter von dem Ruf derSSosstschen Zeitung" diese Erzählung weiter- verbreiten. Wie vorstchtig man sein muß, daS beweist zu gleicher Zeit wieder ein� Rückzug, den dieTägliche Rundschau" antreten muß. Diesem Blatte hatte die Gattin eines höheren Beamten(l) über die Russengreuel in O st Preußen Angaben gemacht, die in der Nummer vom 10. September ab- gedruckt wurden. U. a. heißt es da: »AuS der Fülle der uns geschilderten Greuel, welche wieder- jageben die Feder sich sträuben möchte, seien nur einzelne krasse Fälle angeführt. Am schlimmsten scheint es in dem Städtchen Ruß am Rußstrom, welches nur etwa Kilometer ungeschützt von der Grenze abliegt, hergegangen zu sein. Aus der ganzen, etwa W Zdilometer langen Strecke von Tilsit bis nach Memel  befand sich zunächst kein Militär. Aber bereits am Montag, den 3. August, kamen aus Tilsit   mit Automobilen Abteilungen mit Kanonen und trieben die russischen Horden über die Grenze zurück, sie verschanzten sich dann, in Grioartung weiterer Verstärkungen. Aber wie� hatten die Horden gehaust! Kein Gut, kein Dorf, kein Gehöft war unverwüstet. Ueberall brannte oder kohlte es und überall sah man verstümmelte Leichen, denen die Leiber aufgeschnitten, Köpfe und Brüste abgeschnitten, die Beine abge- hackt waren. In einer Reihe standen so an zwanzig Leichen nebeneinander. Von den lkeberlebenden, die sich versteckt hatten, wurde er» zählt, daß die Kosaken von den Pferden herab Kinder bei der Hand erfaßt und in die Luft geworfen hätten, wo sie dann von den nachfolgenden Banditen mit den Lanzenspitzen aufgefangen wären man konnte vor Entsetzen nicht alles behalten, was verübt war. Und mit solchem Hunnenvolk mutz eine Kulturnation im 20. Jahrhundert den Krieg führen!" Inzwischen sind derTäglichen Rundschau" von zwei Seiten Zuschriften zugegangen, die aus genauester Sach- kenntnis heraus ein wesentlich anderes Bild zeich- neu. So heißt es in der eines Rechtsanwalts Till: Soweit'der Bericht die Verhältnisse in Ruß   und Umgegend schildert, trifft er nicht zu. Ich selbst bin in Hehdckrug als An- walt ansässig und kenne auch Ruß genau. Beide Orte liegen acht Kilometer auseinander, und zlvar Heydekrug näher an der russischen Grenze; diese ist von Heydekrug 12 Kilometer entfernt. Bis zu meiner Abreise von dort, die am 22. Aug» st erfolgte, ist weder in Heydekrug noch in Reuß auch nur ein einziger russischer Soldat gesehen worden. Von irgendwelchen Greuel- taten, die insbesondere in Ruß   alsbald nach der Mobilmachung verübt sein sollen, ist keine Rede. Richtig ist nur, daß in der Frühe des 1. Mobilmachungs- tages, also am 2. August, eine Abteilung der russischen Grenz- wache die durchaus nicht mit Kosaken zu verwechseln ist in Stärke von 70 Mann einen Streifzug nach Preußen hinein unternahm, bis Kukoweiten an der Bahnstrecke Memel   Heyde­krug vordrang, die Schienen oberflächlich zerstörte und sich die Postkasse mit geringfügigem Bestände aneignete. Bereits am Vormittage desselben Tages hat die mit dem Zuge von Memel  mitgeführte Jnfantericbedeckung diese Abteilung zurückgeschlagen, einige Reiter und Pferde getötet und die Bahnverbindung so schnell wieder hergestellt, daß der Zug noch am Nachmittag In Tilsit   ankam. Seitdem ist die Ruhe im Kreise Heydekrug   nicht ernstlich gestört worden. Die in Heydekrug aufgestellte Land- swrmkompagnie reichte meines Wissens bis zum heutigen Tage aus, um die Sicherheit HeydekrugS und des dahinter liegenden Ortes Ruß zu gewährleisten. Es haben wohl kleine ?n öer Kampfpause nach öer Riesenschlacht.*! Bon HugoSchukz, Kriegsberichterstatter im Kriegspresscquarticr. ö. September 1G14. Die Riesenschlacht zwischen der Weichsel   und dem Dnjestr  , deren erbitterte Einzelkämpfe stellenweise einen furchtbar blutigen Verlauf hatten, hat sich ausgetobt, ohne dem Feldzug die Entschei- dung zu bringen. Wohl haben die von den Generalen Dank! und AuffeÄerg geführten Armeen in achttägigem Ringen drei wuchtige und durchschlagende Siege erstritten, Ivohl haben sie den russffchen Westflügel und da» russische Zentrum weit zurückgestoßen, aber andererseits hat die österreichische Ostgruppe, langsam zurück- weichend, einen Teil von Ostgalizien   der gewaltigen Uebermacht der von Iwanow geführten russischen Ostarmee preisgeben müssen, wob« allerdings die überraschend angesetzte Wucht dieser unge- Heuren und obendrein artilleristisch am besten ausgerüsteten HeereS- masse durch zähen, überaus heroischen Widerstand paralysiert war- den ist. Die Russen haben gegenüber unseren im Scbützengefecht ihnen zweifellos überlegenen Truppen ungeheure Verluste erlitten. Die beiderseitige Ueberarifpannung aller moralischen und physischen Kräfte Keß die Schlacht förmlich einschlafen, was fast buchstäblich zu nehmen ist, denn eS ist wirklich ganz so wie in der ähnlich ver- laufenden Schaheschlacht des gigantischen Kampfes vorgekommen, daß einzelneu ermüdeten Soldaten, während sie noch feuerten, die Augen zusielen. Der große Sieg der Armee Auffenberg wurde nicht im Hand» umdrehen gewonnen, sondern war die Krönung achttägigen heißen Bemühens, das aus den Truppen alles herausschöpfen mußte, was an Energie, an leidenschaftlichem Willen und an todeSverachtendem Opfermut in ihnen schlummerte. Und vielleicht wäre das im kri- tischen Momente alles noch nicht ausreichend gewesen, wenn nicht das Bewußffein, daß es gegen den Zarismus geht, auch noch mit einen starken Impuls gegeben hätte. Den Sieg bei Z a m o s c und Tyfsowce haben nämlich fast ausschließlich solche Regi- menter erstritten, die sich auS den Industrieländern der Monarchie ergänzen. ES find Ströme von Arbeiterblut in dieser Schlacht geflossen, mchr als in den Kämpfen zwischen der Weichsel   und dem Wiepri mehr auch als in den Kämpfen bei Lern- iberg. Ist eS et« Zufall, daß gerade diese Stacht den Truppen des Zaren ein« vernichtende Niederlage brachte? Die um so größer wurde, je gewaltiger und fast möchte man sagen großartiger ihre Anstrengungen waren, den Sieg an sich zu reißen. ES waren kritische Stunden, als die vereinigten Massen zweier Armeekorps, die General P l ehw e zum Durchbruchstotz ansetzte, mit der sengen- den Kraft ihrer dichten Geschoßgarben bei Komarow auf das öster­reichische Zentrum fielen, das jede Handbreit Bodens, jede Erd- welle, jeden Sandhügel zähe verteidigend, schließlich dennoch unter dem furchtbaren Drucke Schritt für Schreit weichen mußte. Da wollte es ein in der Kriegsgeschichte fast beispielloser taktischer Zu» fall, daß sich gerade aus diesem schrittweisen Zurückgehen einiger österreichischer Regimenter ganz von selbst eine doppelseitige Um- sassung herausbildete, ohne daß eS erst wettausgreifender Be- wegungen und Schwenkungen bedurfte. Die österreichische Front *) Von unserem Kriegsberichterstatter im österreichischen Kriegspressequartier bekomme» wir folgenden, am 8. September niedergeschriebenen Brief, der zurückgehalten wurde. Er behandelt im ersten Abschnitt die Kämpfe bi» zur dreitägige» Sanqffpaus«. Scharmützel zwischen den beiderseitigen Patrouillen stattgefun- den, eS hat auch Tote und Verwundete auf beiden Seiten ge- geben, aber von einer Ueberschwemmuug durch Kosaken und von Ausschreitungen ist einfach kein Wort wahr. Die Behörden, z. B. Landratsamt und Amtsgericht, übten weiter ruhig ihre Tätig- keit aus; ich selbst habe noch am 19. August Termine vor dem Amtsgericht in Hehdckrug wahrgenommen. Eine Tatsache möchte ich erwähnen, die besser alS alles andere die Lage in Ruß   kennzeichnet. In diesem Monat August sollte die gewaltige, aus Eisen und Stein aufgeführte Brücke über den Rußstrom, die den Ort Ruß   mit dem rechten Stroin- ufer verbindet, fertiggestellt sein. Diese Brücke liegt im Zuge der von der russischen Grenze über Heydekrug nach Ruß führen- den, 29 Kilomter langen Chaussee. Bis zum letzten Augenblick ist an der Brücke gearbeitet, sie ist pünktlich fertiggestellt und am 21. August von den zuständigen Behörden eingeweiht worden. Sollte das� alles wirklich unter dem grausamen Druck mord- lustiger Kosakenhorden geschehen sein? Oder sollten unsere Be- Hörden damit die Absicht verfolgt haben, den über Heydekrug  heranrückenden Russen das langwierige Uebersetzen mit Fahr­zeugen über den dort ungefähr 259 Meter breiten Strom, wie es bisher erforderlich war, zu ersparen? So sah es mir wirklich nicht auS... Freilich, es gibt Meldungen über Greuel, die in ihrer Scheußlichkeit zwar zunächst unglaublich scheinen möchten, die aber mit so genauen Angaben versehen sind, daß mau ihnen kaum z u lv i d e r s p r e ch e n w a g t. Gerade von der russischen Grenze sind in diesen Tagen derartige Meldungen gekommen. Ter Kriegsberichterstatter derVoss. Ztg." hat eine Reihe von Fällen mitgeteilt, wo Zeugen, mit vollem Namen, Rang und Regimentszugehörigkeit angefübrt, zum Teil in amtlich beglaubigten Aussagen, über die furchtbarsten Unmenschlichkeften berichten. So teilt da ein Oberleutnant mit, daß er einen Trupp von 21 Rekruten getroffen habe, denen von den Kosaken je ein Bein oder eineHand abgeschnitten wurde; ein Generalstabsoffizier hat einen russischen �Offizier gesehen, in dessen Tasche man den ring- geschmückten Finger einer ermordeten Frau fand. Zwei Wshrleute stießen im Walde auf insgesamt 20 Frauenleichen mit abgeschnittenen Brüsten; und der Kommandierende General des 11. Armeekorps' ließ mit- teilen, daß selbst Kindern die Hände abgehackt worden wären. Man kann die Hoffnung nicht lassen, daß doch auch hier Irrtümer vorgekommen sind, daß das Entsetzliche nicht ganz so entsetzlich war, wie es in diesen knappen Angaben erscheint. Allerdings, die Hoffnung kann hier wie in so manchen anderen Fällen nur gering sein. Das Blut will in unseren Adern erstarren; aber ivir müssen es glauben: D e r K r i c g schafft Scheußlichkeiten, Verbrechen, diewir in unsereinJahrhundertkaum nochfür denk- bar gehalten hatten. Wirklich, es bedarf keiner Erfindungen mehr, keiner Weitergabe unverbürgter Gerüchte oder aufgebauschter Er- Zählungen zweifelhaften Gehalts! Wir müssen das Be­streben haben, gerecht zu sein; wo der Feind sich anständig benahm, wo er schonend vorging und auch davon gibt es immerhin eine lange Reihe erfreulicher Zeugnisse, und gerade auch aus Ostpreußen  . wollen wir das n i ch t V e r t u s ch e n, sondern gern und dankbar anerkennen. Wie wir auch nicht säumen wollen und nicht säumen dürfen, Ausschreitungen, die etwa von deutschen Soldaten bekannt werden und sich nicht als Erfindungen erweisen, zu verurteilen. Wir müssen pro- testieren gegen alle, Fveund oder Feind, die wider besseres Wissen oder ohne ganz zuverlässige eigene Beobachtung Greueltaten verbreiten. Aber wo sie geschehen, wo sie sicher sind, da sollen sie auch in ihrer ganzen Schändlichkeit gSbrand- markt werden. hatte nämlich im Verlaufe der Kämpfe die Form eines schief- liegenden lateinffchen Z erhalten und sah etwa so aus: Infolgedessen brauchte der nördliche Schenkel der österreichi- schen Front, als er das Zentrum zurückgedrängt sah, sich nur nach innen zu wenden, um flankierend auf den vordrängenden Feind ein- wirken zu können, wahrend der südöstliche Schenkel nicht einmal einer Frontveränderung bedurfte, um seinerseits die Ilmfassung zu bewerkstelligen. Die Armeeleitung nutzte die Gunst dieser merk- würdigen Lage«ntschluhkräftig zugreifend sofort aus und die Truppen arbeiteten nun mit allergrößter Anspannung, den zähen Widerstand in wilden Sturmangriffen überrennend, darauf hin, die unvermeidliche Niederlage des Feindes in eine Katastrophe zu verwandeln. Es sind ihm da fürwahr keine goldenen Brücken gebaut worden und er mußte nebst 19 999 Gefangenen 299 Geschütze in den Händen der Oesterreicher lassen. Die verhältnismäßige Ruhe, die nun seit zwei Tagen in der Schlachtzone herrscht, gestattet eS, den Blick auf das zu wenden, was sich nun hinter dem Rücken der kämpfenden österreichischen Armeen abspielt. Es ist, wie wenn ein mächtiger Felsblock ins Wasser fällt und die Wellenringe kilometerweit branden läßt. Bis in die entferntesten Schlupfwinkel des Landes Galizien   scheint alles auf den Kopf gestellt. Schon im Frieden hat ja in diesem armen, verelendeten Lande das Gcsamtleben einen etwas zigeunerhaften Anstrich, wie dann gar im Kriege. Alle Straßen sind belebt von den landesüblichen kleinen Leiterwagen, auf denen sich drei bis vier Familien zusammenpferchen, die der Schlachtengraus von ihrer Scholle vertrieben hat. Man muß bedenken, daß die Zone, in der gekämpft wird, mindestens 199 Kilometer lang und nirgends unter 29 Kilometer breit ist. Auf diesem Landftreifen erstarrt selbstverständlich alles friedliche Leben, die meisten Dörfer gingen in Flammen aus und die Truppen selbst sorgten dafür, daß die dort ansässige Zivilbevölkerung sich recht- zeitig in Sicberheit bringe. Nun überfluten diese Tausende avakurierter" Familien den ganzen Westen von Galizie  », der ihnen zum Glück überall Unterkunst und gastliche Aufnahme bietet. Ich sah eine Familie, der der Weltkrieg ein besonders tragisches Ge- schick bereitet hat. Sie war bis vor einigen Wochen in Antwerpen  ansässig und lebte dort in behaglichen kleinbürgerlichen Verhält- nissen, da kam die greuelvolle Fremdenaustreibung mit ihren Schreckensszenen, die unglücklichen Leute mußten unter Rücklassung ihrer gesamten Habe flüchten und erreichten schließlch unter manchen Fährlichkeiten ihren HeimatSort bei Lemberg  . Kaum hatten sie dort bei ihren Verwandten Unterkunft gefunden, mußten sie sich abermals auf die Wanderschaft begeben, wenn sie nicht in daS Höllenjjewoge der furchtbaren Millionenschlacht geraten wollten. Ein viel heiterer anmutendes Bild als diese Flüchtlinge, die allerdings mit Ergebung und mit vertrauensvoller Hoffnung auf bessere Zeiten ihr Geschick tragen, bilden die endlosen Züge von russischen Gefangenen. Diese fühlen sich in ihrer Gefangen- schaft ganz offenkundig sehr wohl und tragen ihre Genugtuung auch deutlich zur Schau. Sic sind durchgehend ganz vorzüglich mit funkelnagelneuen Feldmonturen bekleidet, auch ihr Schuhwerk ist tadellos. Dagegen erzählen sie, daß es, solange sie im Felde standen, mit ihrer Verpflegung recht haperte, und daß sie erst jetzt als Gefangene ausgiebig zu essen bekommen. Man hört übrigens über die Art, wie russische Soldaten in Gefangen- schaft geraten, die wunderlichsten Geschichten. Es ist kein Zweifel, daß der russische Soldat im Zusammenhang der Masse und unter Aufsicht der Vorgesetzten mit zäher Tapferkeit zu kämpfen weiß. Sowie er aber in eme Lage gerät, die ihn aus den großen Zu- Und das nicht zum wenigsten auch deshalb� um zu zeigen, wie viel doch noch zu tun ist, um das Gefühl für Menschenwürde zum Gemeingut der V ö l> k e r zu machen, zu zeigen auch, welch ungeheure Ver> a n t w o r t l i ch k e i t die auf sich laden, die unter den gs g ebenen Verhältnissen einen Krieg leichtfertig heraufbe- schwören und damit letzten Endes verantwortlich sind> all die Greuel, die er gebiert. Hoffe nwirundwirke« wir, soweit ein jeder von uns kann, dafür, daß all dai Schlimme, das Unerträgliche, das uns die sei Krieg zeigt, sich nicht so bald, vielleicht gai niemalswieder erneuern möge! vom östlichen Kriegsschauplatz. XVlll. Stallupönen, Ib. September. Gefangene Russen sind mit dem Fortschaffen der Toten, mit Räumung' des Schlachtfeldes beschäftigt. Berge von Gefallener forderte der Kampf, der bis heute früh 4 Uhr bier tobte. Flucht- artig ziehen sich die Russen zurück. Einzelne Kanonenschüsse, dii zu uns herübertönen, lassen erkennen, daß General Renncnkams feine Flucht nur noch schwach zu docken versucht. Von den Ueber- lebenden seines Heeres bleibt ein großer Teil an Gefangenen ir Teutschland. In langen Zügen zicqen diese gefangenen Soldater und Offiziere an uns vorbei. Man schätzt die Zahl auf 39 990 Ter Spazierritt nach Berlin   ist den Kosaken übel bekommen. Ab« sie haben uns schreckliche Zeugnisse ihres Treibens hinterlassen Diese Kosaken werden in Ostpreußen   auf Generationen in dei Erinnerung bleiben. Die meisten Schandtaten und Greuel all« Art, unter denen Ostpreußen   leidet und noch lange leiden wird, sind sicherlich ihnen zur Last zu legen. Doch schauen wir unS zunächst etwas auf dem gestrigen Kampf- felde um. Man hat schon tüchtig aufgeräumt. Vor dem Bahnhof scheint am heftigsten gekämpft worden zu sein. Berge von Wagen, Kasten, Kisten, Waffen, toten Pferden, Mänteln, Kleidern, Nah- rungSmitteln, Hausgerät, Silbersachen, Porzellan, alles, was di« Russen zusammengeraubt hatten, bilden ein Chaos. Viel von der Schlachtbeute der Deutschen   war Raubbeute der Russen. Fast alles ist zertrümmert, wertlos geworden. Das Ganze bietet ein Bild von unendlicher Wüstheit. In einer Wagenburg steht tot, an- geschirrt, ein Pferd. Zwischen Wagen und einem Baum ist ei eingeklemmt. Das zweite Pferd steckt zwischen den Wagen. Im Todeskampf sprang es halb auf einen Protzkasten hinauf. Dutzende von toten Pferden, in jeder Stellung, liegen noch umher. Aus bluthesudelten Kleidungsstücken Zucker und Brot. In einer Ecke hockt ein toter Russe, eine Vase in der Hand. Flüchtend hat er ffie retten wollen. Auf dieses Bild der Verwüstung und des Grauens wirft der Feuerschein des vorgelagerten, teils brennenden, �teils nur noch rauchenden Stadtteil» gespenstische Schatten. Geister- hast bewegen sich die Kolonnen der aufräumenden Russen. Ernst und dumpf tönen die antreibenden Kommandobefch'e. Ein russi- scher Offizier treibt zu eiliger Arbeit an. Ein deutscher Leutnant -und wenige Mann überwachen das Ganze. Die Russen gehorchen sklavisch.... lind diese Sklaven waren gestern noch zum Teil Bestien. Die kosakischen Greuel sind gewiß nicht typisch für die ganze russische' Kriegführung, abep sie kommen vor. Aus einem uns vor- liegenden beglaubigten Bericht eines Oberleutnants der Reserve geht hervor, daß zwei Tage nach der Schlacht bei Dorthenow vor etwa 14 Tagen ein von Kosaken überfallener Trupp von 21 Mann in der Weise verstümmelt war, daß jedem ein Bein oder eine Hand abgehackt wurde. Die Verstümmelten ließ man liegen. Ein Gendarm, der den Trupp begleitet hatte, lag gefesselt, die Hände auf den Rücken gebunden, auf der Chaussee. Ohre« und Nase waren ihm abgeschustten. DaS sind die Bundesgenossen Englands. .Auch die Zivilbevölkerung wurde nichr verschont. Aus Stallu­pönen haben die Russen 79 Zivilpersonen mitgenommen, ihr Schicksal ist unbekannt. Wiederholt haben Russen die weiße Flagge geschwenkt. Stellten die Deutschen   dann da» Feuer ein und gingen auf die Feinde zu, dann fielen sie in Scharen.  unter dem auS sammcnhängen heraushebt und an seine individuellen Kämpfer- tnstinkte Anforderungen stellt, enffchließt er sich sebr leicht, die Flinte ins Korn zu werfen und die Hände hochzuheben. Das zeigte sich am deutlichsten in den kleinen Grenzgesechten, dann in den Vorposten- und Partouillenkämpfen, wo unsere Truppen oft selbst bei numerisch weit überlegenen russischen Abteilungen ganz erstaunlich geringen Widerstand fanden. ES ist vorgekommen, rah ein Partouillenkommandant mit vier Mann ein ganzes russisches AufklärungSdetachement, daS er aus einem Hinterhalte beschoß, zur Kapitulation veranlaßte und dann 59 Gefangene einbrachte, die ihm und seinen vier Infanteristen willig wie eine Schafherde folgten. Freilich ist es nicht immer so und es sind auch Bespiele von ver- zweifelter heldenmütiger Gegenwehr kleiner russischer Abteil, in- gen bekannt geworden. Eine sehr würdige Haltung wissen im allgemeinen die gefangenen russischen Offiziere zu wahren. Sie lassen sich mit niemandem in Gespräche ein und weisen sogar harmlose Zigarettenangebote stolz zurück. Sehr deutlich prägen sich bei ihnen die zwei gegensätzlichen Typen aus, die daS russische Offizierskorps kennzeichnen und sozial in zwei Lager spalten. Einer Minorität von außerordentlich eleganten Herren steht da eine Majorität von derben bärtigen Männern gegenüber, die sich in ihren schlechtsitzcnden, derbgeschnittenen Felduniformen kaum von ihren Feldwebeln unterscheiden. Fast so wohl wie die Gefangenen fühlen sich auch die von un- sercn Sanitäismanschaften aufgelesenen verwundeten Russen, wenigstens soweit ihre Verwundungen nicht schwer sind. In unseren Feldspitälern sind ganze Abteilungen voll von ihnen. Auffallend viele Polen   und Juden sind unter ihnen, daneben aber auch Männer aus dem fernen Osten, sogar Burjäten und Kirgisen. Die von Jnfanteriegeschossen verursachten Wunden heilen, wofern sie nicht unmittelbar tödlich wirken, überaus rasch. Sie eitern fast gar nicht, während die Verletzungen durch Schrapnellsprengstucke oft sehr böse Verschwärungen und Eiterungen verursachend In einein Feldspital befindet sich ein russischer Offizier, dem ein Mannlichergcschoß durch die Nase, den oberen Kiefern, die Zunge, den Gaumen und das 5tinn ging. Er ist bereits geheilt. Einem anderen Offizier ging ein Geschoß, während er mit dem Feldstecher auslugte, nahe dem Ellbogen durch den reckten Oberarm, dann um die Schultern herum durch die Brust, um dann beim linken£bcr- arm wieder den Körper zu verlassen. Auch dieser ist schon fast ge- heilt. Es bestätigt sich übrigens auch diesmal die bereits im Balkan  - kriege ge'.nachte Erfahrung, daß die leider so gefährlichen Bauch- schüsse desto sicherer den Tod herbeiführen, je rascher dem Verwundeten ärztlicheHilsv zuteil wurde. In einem Feldspitale befindet sich ein durch den Bauch geschossener Soldat, der seine Ret- tung dem Umstände verdankt, daß er fast vier Tage unbemerkt in einer Bodenfalte gelegen hatte. Was die Acrzte samt dem Hilfspersonal schon jetzt an auf- opfernder Hingebung und Pflichterfüllung zu leisten halvn, das ist ein Heldenepos für sich. Auch das Heldentum der Humanität er- weist sich im Kriege wie nirgend fönst, und um so großartiger sind seine Leistungen, je näher sie an die Feuerzone heranrücken. Diese Rote Kreuz-Männer kommen leider oft genug in di« Lage, genau so wie diekombattanten  " Soldaten ihr Leben einsetzen müssen, um der Lebensrettung zu dienen. DaS feindliche Feuer verschont sie nicht. Die Geschosse verirren sich sehr oft. Schon sind auch mehrere Aerzte gefallen und Sanitätsmannschaften in großer Zahl. Es sind bewunderungswürdige Kämpfertaten, die diese todesmutigen Soldaten der Humanität verrichten, und ihre Hcldengesinnung steht über allem Zweifel, wenngleich sie sich in einer anderen Richtung betätigt, als die des ostschlestschen Landwehrinfanteristen Julius Reif, von dessen Waffentaten man jetzt in der ganzen Armee spricht.