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Nr. 257.- 31. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 20. September 1914.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 151 90-151 97.

Das grosse Ringen im Weiten und Often.

Großes Hauptquartier, 19. September 1914, 12 Uhr 34 Minuten abends.( W. Z. B.) Die Lage im T. Westen ist im allgemeinen unverändert. Auf der ganzen Schlachtfront ist das englisch - französische Heer indie Verteidigung gedrängt. Der Angriff gegen die starken, zum Teil in mehreren Linien hintereinander be­festigten Stellungen kann nur langsam vorwärts gehen.

Die Durchführung des Angriffs gegen die Sperrforts­linie südlich Verdun ist vorbereitet.

Im Elsaß stehen unsere Truppen längs der Grenze französischen Kräften dicht gegenüber.

Im Osten ist am 17. September die vierte finnländische Schützenbrigade bei Augustow geschlagen. Beim Vor­gehen gegen Ossowiez wurden Grajewo und Sz cu czyn nach kurzem Kampf genommen.

Nichtamtlich. Wien , 19. September, 12 Uhr 50 Min. abends. Amtlich wird verlauftbart: Die Neugruppierung unseres Heeres auf dem nördlichen Kriegsschauplate ist im Zuge. Ein isolierter Vorstoß einer russischen Infanterie­division am 17. Septmber wurde blutig abgewiesen.

Der offseitige kleine feldmäßige Brückenkopf Siejawa, unsererseits nur von sehr schwachen Abteilungen heldenmütig verteidigt, zwang die Russen zur Entfaltung zweier Korps und schwerer Artillerie. Als die Befestigungen ihre Aufgabe er­füllt hatten, wurden sie freiwillig geräum f.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs. v. Hoefer, Generalmajon

Nach den Meldungen des Generalobersten von Hindenburg Gefichtern, wie foir sie in diesem Glanz und mit so berklärten Westlicher Kriegsschauplah. setzte sich die lehthin südwestlich Insterburg geschlagene Narew - Augen noch nie im Leben gesehen, atemlos angelaufen: Die Armee zusammen aus den Korps Nr. 2, 3, 4 und 20, also den- Desterreicher kommen! Und richtig, zu beiden Seiten der Der deutsche Beobachtungsdienst. jenigen des Militärbezirks WiIn a. Außerdem wurde eine Straße tauchen Bickelhauben auf. Es sind nicht die Oesterreicher, Bafel, 18. September. ( W. T. B.) Die„ Gazette de Lausanne" Grodnoer Reservearmee, bestehend aus dem 22. und Teilen des die wir auch freudig begrüßt hätten, es sind vielmehr preu­Bische Landwehr- Infanteristen, alles Berliner und enthält ein Telegramm aus Touloufe über den Bericht eines fran 6. und R. fibirischen Armceforbs, hei hd geschlagen. Märter. Die Wadecen sind noch nicht einmal felbgrau, fie tragen zöfifchen Offiziers; darin heißt es: Auch unsere Feinde haben aus In Polen sind deutsche Truppen mit dem 3. kaukasischen Ar- bie blaue Litewka der Friedens- Infanterie. Fast dem legten Kriege ihre Lehren gezogen; fie unterhalten den beft meekorps in Berührung gekommen. Diese beiden Meldungen atemlos vor Staunen lassen wir die ersten Preußen an uns vor­organisierten Nachrichtendienst, der sich über die ganze Welt erstreckt zeigen, daß Rußland nach dem strategisch richtigen Grundsak ver- überziehen, um uns zu vergewissern, ob es denn nun auch wirklich und sie mit ziemlich genauen Beobachtungen versorgt. Wir hätten fahren ist, möglichst starte Kräfte zur Entscheidung heranzubringen, wahr ist, was sich vor unseren Augen abspielt. Dann aber, als nicht geglaubt, daß die deutschen Flieger so zahlreich wären. und daß es sich daher nicht gescheut hat, entgegen mancher an- die Scharen der einrückenden Verfolger immer dichter werden, geht Ganze Schwärme haben unsere Stellungen ausgefundschaftet, wenn einer heruntergeschossen wurde, so erschienen fünf andere, die höher deren Annahme, seine sibirischen und taukasischen Armeekorps zu ein Jubeln, ein Jauchzen an, das mit Worten zu schildern schier flogen; das lönnen Tausende von Beugen versichern. Die Flieger dem europäischen Kampf heranzuziehen. In den unter dem Namen unmöglich ist. Junge Mädchen, alte Frauen, Kinder, gereifte ließen rote Kugeln herabfallen. Unsere Soldaten warfen sich zu Schlacht bei Tannenberg benannten Kämpfen sind fünf russische gegen. Jeder möchte die Hand der ersten erfaffen, fie brüden und Männer, alles, alles läuft den Befreiern vom russischen Joch ent­Boden, denn sie erwarteten eine Explosion; aber nichts erfolgte, nur Armeekorps geschlagen worden. Man darf wohl annehmen, daß schütteln und bedenkt in all der Freude gar nicht, daß die Truppen eine weiße Rauchfahne stieg empor. Ein paar Minuten später aber diese den nördlichen Korps des Militärbezirks Warschau ent- ja auf der Verfolgung begriffen und von einem Ingrimm, die faufte ein Hagel von Granaten und Schrapnells über uns her. Die nommen waren. Zu denen gehören das 14., 15., 23. Korps, diese fliehenden Ruffen zu erreichen, erfüllt sind, der sich einfach nicht deutsche Artillerie zielt und trifft genau, wenn sie uns auch sind vielleicht verstärkt worden durch die westlichen Korps des schildern läßt. Blumen in ungezählten Mengen fliegen unferen an Material und Munition nicht gleichkommt. Der Plan, das Biel Militärbezirks Mostau, und zwar das 13. und das Grenadier - braven Vaterlandsverteidigern zu. Man kommt aus dem Staunen durch Flieger markieren zu lassen, ist eine geniale Jbee; der Sniff korps, sowie die in Warschau stehende 3. Garde- Infanteriedivifion. ist nun entdeckt, aber er hat genug genugt. Die restlichen Korps des Militärbezirks Petersburg, näm­lich das Garde-, 1. und 18. Korps, find offenbar gegen Oesterreich eingesetzt und haben dafür sibirische Truppen den Schutz von Finn­ land und der Hautstadt Petersburg übernommen.

Aus Mülhausen i. E.

Straßburg , 19. September. ( W. Z. B.) In einem Mülhauser Briefe vom 17. d. Mts. der Straßburger Post" heißt es: Einen Beweis für das andauernd gute Verhalten unserer Bevölkerung, das auch von dem bisherigen Stadtkommandanten wiederholt öffentlich anerkannt wurde, bildet die Tatsache, daß das bei Erklärung des Kriegszustandes vom kommandierenden General des 15. Armeekorps eingesetzte Kriegsgericht Mülhausen mangels ausreichender Be­schäftigung gestern wieder aufgehoben und mit dem Kriegsgericht in Neubreisach vereinigt wurde. Zwischen den seit einigen Tagen hier in Quartier liegenden Landwehrregimentern und der hiesigen Be­völkerung herrscht das beste Verhältnis. Wenn die Truppen aus den Kämpfen zurückkehren, die noch immer an den Aus­Iäufern der Südbogefen ausgefochten werden, um sich im Quartier von den Strapazen zu erholen, so werden sie von den Einwohnern schon wie alte Bekannte empfangen.

Verbot belgischer Fahnen in Brüssel .

September. B.) Militärgouverneur

Wenn man annimmt, daß die ostsibirischen Korps( 1., 4. und 5.) in ihren Standorten belassen sind und die beiden turkestanischen Korps vielleicht teilweise die Deckung des kaukasischen Gebiets über­nommen haben, so hat Rußland gegen Oesterreich seine Hauptmacht mit etwa 18 bis 19 Friedensarmeekorps und etwa 13 Reservekorps einsehen können.

Von der sehr großen russischen Gesamtmacht von 32 attiben Korps und etwa 26 Reserveforps kann man in Abzug bringen etwa 9 bis 10 Armeekorps, die in Ostpreußen bei Tannen­berg und Insterburg so gründlich geschlagen wurden, daß ihr Wiederauftreten zunächst unwahrscheinlich ist.

Die österreichischen Armeen Dankl und Auffenberg haben bei Krasnick und Zamose auch mindestens 6 bis 7 Armeekorps aufs Haupt geschlagen. Die Gesamtzahl der noch leiblich intakten ruffi­schen Armeekorps hat sich daher schon erheblich verringert.

von Brüſſel , fordert burch Maueranschlag die Bevölkerung auf, die Vom östlichen Kriegsschauplatz.

belgischen Fahnen einzuziehen, da diese von den Truppen als Pro­bolation aufgefaßt werden und bedauerliche Zwischenfälle hervor­rufen könnten.

Die russische Heeresstärke.

Folgende Berechnung der russischen Heeresstärke entnehmen

wir der neuesten Nummer des Militärwochenblattes":

Rufische Kriegspläne.

Die Kopenhagener Politiken" veröffentlicht ein Tele­gramm aus Petrograd über die russischen Kriegspläne. Dar­in wird mitgeteilt, daß auf dem russisch- deutschen Kriegs­schauplatz die Russen sich vorläufig auf die Defensive be­

schränken wollen. Die Offensive in Ostpreußen soll erst wieder

nicht heraus, woher, gewissermaßen im Handumdrehen, alle diese riesigen Mengen von Blumen kommen. Aus allen Häusern eilen Wasser, Bier, andere Getränke, Wurst, Brötchen, Schokolade in Frauen, Männer und Kinder heraus, um den anrüdenden Preußen einer Menge zu reichen, daß die über diesen beispiellofen begeister­ten Empfang gerührten Soldaten lachend und mancher vielleicht mit einer verstohlenen Freudenträne im Auge schließlich dankend ablehnen. Jetzt faust auch die erste Feldartillerie heran.... Als dem ersten Infanteristen der einrüdenden Spike von atemlos hinzueilenden Zivilisten in der Königsberger Straße gemeldet wird, daß von der Dragonerkaserne aus die Russen geschossen haben und noch schießen, eilen sie sofort vom Hohen Tor aus und durch die Bielen und die reitenden und radfahrenden Russen überpurzeln Reitbahnstraße dorthin. Sie legen das Gewehr an, ein kurzes sich. Unsere Landwehr schießt gut, das muß man ihr lassen. In der Gerichtsstraße, am Herzog- Albrechtplak, vor allem aber in der Bahnhofstraße liegen zahlreiche Pferdeleichen. Auch in der Hohen Straße werden einige Nussen abgeknallt und in den zunächst gelegenen Hausffuren sofort verbunden. Jezt knallen auch drüben Uebermemel schon Kanonenschüsse unserer Verfolger auf die aus­reißenden Ruffen. Auf dem Rathause ist der ruffische Fehen, den wir zähnefnirschend vom 26. August bis zu diesem denkwürdigen 12. September haben tagtäglich über unseren Häuptern flattern sehen müssen, sofort eingezogen worden. An seiner Stelle wehen die deutschen und preußischen Fahnen wieder vom Nathause...

Drei Wochen Russenherrschaft

in Ostpreußen.

stimmenden Berichten die Ruffen einigermaßen manierlich benommen.

In den ostpreußischen Städten haben sich nach überein­

Durch die Kämpfe, die fich lehthin in Ostpreußen und bei aufgenommen werden, wenn das russische Heer in Galizien Die Borgesetzten sind darauf bedacht gewesen, die Drdnung aufrecht

Lemberg abgespielt haben, ist einige Klarheit über die Kriegs­gliederung der russischen Armee gewonnen.

Die russische Armee gliedert sich im Frieden:

1. Militärbezirk Petersburg ( Garde, 1., 18. und 22. A.-N.). 2. Militärbezirk Wilna ( 2., 3., 4. und 20..-.).

3. Militärbezirk Warschau ( 6., 14., 15., 19. und 23. A.-K.).

4. Militärbezirk Riew( 9., 10., 11., 12. und 21. A.-K.).

5. Militärbezirk Odessa ( 7. und 8. A.-A.).

6. Militärbezirk Moskau ( Gren., 5., 13., 17. und 25. A.-K.).

7. Militärbezirk Rajan( 16. und 24. A.-M.).

8. Militärbezirk Rautasus( 1., 2. und 3. tautas. A.-M.).

9. Militärbezirk Turkestan ( 1. und 2. turkeft. A.-R.). 10. Militärbezirk Irkutsk ( 2. und 3. fibir. A.-K.). 11. Militärbezirk Amur ( 1., 4. und 5. sibir. A.-K.). Soweit hier bekannt, formiert Rußland im Kriegsfall 38 Re­ferbedivisionen, die voraussichtlich im jetzigen Kriege zu 19 Armee­forps aufammengestellt sind und die Nummern 26 bis 44 erhalten haben

weitere Fortschritte gemacht habe.

Diese von offizieller russischer Seite ausgegebene Nachricht scheint wirklich von der Wahrheit nicht allzusehr entfernt zu sein. Das russische gegen Ostpreußen operierende Heer ist derartig entscheidend geschlagen, daß es sich auch beim besten Willen nur defensiv verhalten kann. Wie die Entscheidung in Galizien ausfällt, steht noch in weiter Ferne. Vorläufig hat der schwere Schlag, den die russische Armee im Norden erhalten hat, einen derartigen Einfluß in Galizien ausgeübt, daß auch dort von einer Lähmung des russischen Vorstoßes gesprochen werden muß. de

Berliner Landwehrleute als Befreier Tilfits.

Die Tilsiter Zeitung" schildert ausführlich, wie am 12. Sep­

tember die Ruffen aus Tilsit , wo sie drei Wochen lang die Herr­fchaft innegehabt hatten, vertrieben wurden. Wir entnehmen der Schilderung folgende Einzelheiten:

Noch sind wir nicht an der Werthmannschen Villa ange­langt, da tommen ein paar fleine Mädchen freudestrahlend, mit

zuerhalten. Gegen Plünderer sind sie eingeschritten. Soldaten, die beim Plündern betroffen worden sind, haben auf offener Straße 25 Smutenhiebe erhalten. In einigen Städten wurde berboten, to hol zu bertaufen. Auch die Lebensmittelpreise wurden von russischen Befehlshabern festgesetzt. So wurde in Wehlau bestimmt, daß Fleisch nur zu folgenden Preisen verkauft werden durfte: pro Pfund 0,50 m.

Rindfleisch Schweinefleisch Schweinefüße Hammelfleisch Kalbfleisch

Alle Sorten Wurft.

Speck und Bruchstück, Geräucherter Sped

0,40

0,20

0,35

0,40

0,40

0,50

Bessere gewählte Zeile 0,10 m. mehr.

In anderen Städten find ähnliche Preise gefordert worden. Arme Leute, die in den Städten zurüdgeblieben find, haben für das Militär gefocht mb fonftige Arbeiten gemacht und fie find bafile auch bezahlt vorder