Hr. 257. 31. Jahrgang.
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Im Lazarett.
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ein Stück Berliner Parteigeschichte. Wohl über 27 Jahre hindurch hat Ernst Parteiämter auf sich genommen: als Bezirksführer wie als Leiter einer Hauptmannschaft, als Vorsitzender des Wahlvereins Mit dem Lazarett - wenigstens in Kriegszeiten. verbindet des sechsten Kreises, als Vertrauensmann, als Mitglied des Parteiwohl mancher Laie ohne weiteres nervenerschütternde Szenen des vorstandes, der Kontrollkommission, des Landesvorstandes von Grauens. Er denkt an wild stöhnende Verlebte, krampfverzerrte Preußen und als Vorsitzender der Wahlvereine Groß- Berlins . Gefichter, Fieberdelirien, Amputationen alle diese Schreckens- Die Kreisgenossen sandten Ernst wiederholt nach nationalen( schon bilder gebettet in einen Nebel erstickenden Karboldunstes. So sahen 1890 nach Halle) und internationalen Kongressen. die Lazarette gar nicht aus, die am Sonnabendvormittag von einer Anzahl Berliner Journalisten unter Führung höherer Sanitätsoffiziere besichtigt wurden. Man vernahm kein Stöhnen, sah keine schmerzverkrampften Mienen, keine Menschenkörper in der Starrheit der Narkose, an denen die stählernen Werkzeuge der modernen Chirurgie ihr furchtbares Rettungswerk vollzogen. Man sah nur saubere Säle und Baracken, weißüberzogene Betten mit sauber gefleideten Patienten, zum Teil hohläugig und fahl, zum Teil auch mit dem entrüdten Blid des Fiebers in den leidenden Zügen, aber man fah keine Folter- und Schreckenstammern.
Freilich konnte man derartiges auch nicht erivarten, wenn man
Sonntag, 20. September 1914.
Aus Groß- Berlin.
„ Die Morgenzeitung. 10 Pfennig!" Vor den steinernen Wänden, an die Sockel der massigen Architektur gelehnt, müde Menschen. Harren vor dem Gitter, das die niedere Durchfahrt sperrt, auf die Ausgabe der Morgenzeitung. Mit barschen Worten treibt der Portier sie Welche gewaltigen Mühen sind von ihm in dieser Zeit für die fort. Doch wie verscheuchte Vögel finden sie sich wieder zuBartei aufgewendet worden. Die Abende, an denen Ernst während sammen, sehen sich in die tiefen Nischen der vergitterten Fender 27 jährigen Arbeit für die Partei Zeit für sich übrig hatte, find fter. Denn fie find müde, sind schon seit Stunden Straßen an den Fingern herzuzählen. Fast jeder Tag gehörte der Partei. auf und ab gelaufen: das Neueste vom Kriegsschauplak, die und es muß offen ausgesprochen werden: Gerade diese mühevolle Abendzeitung! Kleinarbeit in der Organisation nnd Agitation, der sich Ernst mit Es schlägt erst ein Uhr. Bis viertel drei Uhr ist noch Eifer widmete, sie ist es, die große Ansprüche an Körper und Geist lange hin. stellt, fie ist es aber auch, die unsere Erfolge vorbereitet und schließ Er mag ein Künstler sein und zählt gewiß zu denen, die von Einer ist unter ihnen, der wenig zu den anderen paẞt. lich verbürgt. Nur ein Mann von fester Ueberzeugungstreue, ge- der Not und von dem Glauben an den bequemen und reich
tragen von der unerschütterlichen Erkenntnis vom Siege des Sozialismus, kann diese Arbeit geben. Wer so von seiner Sache überzeugt ist, den stören weder zeitweilige Mißerfolge, noch machen ihn große Siege übermütig.
lichen Verdienst der Zeitungsausrufer zu diesem Gewerbe getrieben werden. Auch er ist müde, er setzt sich zu einem in die Nische und hört sie miteinander reden:
,,' s wird auch später wer'n als vierteldrei'n. Sie haben
ieſtern um eins'n schon jedruckt und heute drucken se noch
nich mal."
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Meinste?"
Na hörst'n was?"
bedachte, daß es sich hier ja nicht um ein Felblazarett handelte, um eine erste Sammel- und Verbandsstätte der verwundeten und verstümmelten Opfer des Schlachtfeldes, sondern um eine letzte, äußerste Etappe, an die die Verwundeten erst nach Tagen und Wochen, nach Anlegung des Verbandes, nach der Begutachtung geIm Jahre 1891/92 fam es in der Berliner Bewegung zu inneren Tangen, daß mit dem Transport keinerlei Lebensgefahr verbunden Differenzen über die Bewertung der parlamentarischen Tätigkeit. sei. Hinzufam, daß die in den besichtigten Lazaretten, dem Garni- Auch Ernst gehörte damals zu denen, die da meinten, unsere Befonlazarett 2 in Tempelhof und dem improvisierten Hilfslazarett Auch er merkt auf. Nichts unterbricht die Ruhe der Nacht. in der Bodbrauerei am Tempelhofer Berg, taum neuangekommene wegung müsse mehr Massenbewegung, mehr von revolutionärem Verwundete lagen, sondern Kriegsopfer, die bereits seit einiger Feuer durchglüht sein, und es kam zu einer zeitweiligen Ab- Fern rollt ein Wagen, sonst nichts. In diese Nuhe wird er Zeit der musterhaften Pflege und Behandlung dieser Institute ſplitterung einer Anzahl Genoffen von der Organisation. Ernst und werden die andern um die Wette rufen:„ Das Neueste!" gehörte zu dieser Gruppe. Aber Sozialdemokrat blieb Ernst nach Dder:" Die große Schlacht bei....!" Wie dumm und teilhaftig geworden waren. wie vor und führte von dieser Ueberzeugung aus die heftigsten wie banal erscheint ihm der Gedanke. Da schreckt ihn einer auf, der gerade auf seinen Platz zukommt. Er zuckt zuKämpfe gegen die anarchistelnden Elemente, Kämpfe, deren Formen sammen. Was will er? Er wird ihm sagen wollen, warum lebhaft an die der Lassalleaner und Eisenacher erinnerten. Genoffen, er hier fige, als gut gekleideter Mensch; er solle ihnen den die Ernst genauer tannten, wußten das. Sie wußten, daß Ernst Berdienst nicht nehmen. Was soll er ihm entgegnen? Der auch in dieser Epoche seiner sozialistischen Ueberzeugung treugeblieben aber achtet nicht auf den Neuling, er tritt vor dessen Nachwar. Aber sein Arbeitseifer war zu groß, um in dieser Zeit voll barn hin. befriedigt zu werden und so finden wir unsern Parteifreund bald wieder in der gewohnten Marschreihe und bei seiner ihm liebgewordenen Arbeit.
Wie es sich von selbst versteht, nicht nur in Deutschland , sondern wohl in allen Kulturstaaten, existiert nicht der leiseste Unterschied in der Behandlung der eigenen Landestinder und der verwundeten Feinde. Nur ein Poften stand vor jeder der Baraden, in denen Russen und Franzosen, teils nach Nationen isoliert, teils gemeinsam, untergebracht waren. Sonst unterschieden sich diese Räume und ihre Einrichtung in nichts von denen, die unsere deut schen Schlachtenopfer beherbergten. Und es braucht nicht erst betont zu werden, daß auch von den reichlichen und appetitlichen Fleischrationen, deren Zubereitung wir in der blizblanken Küche beobachten konnten, kein Gramm pro Portion weniger auf die verwundeten Feinde entfällt. Davon braucht aber weiter kein Rühmens gemacht zu werden, denn das sollte sich in allen Kulturstaaten von
selbst verstehen.
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Ununterbrochen für die Ausbreitung unferer Sache fämpfend, blieb auch dem Fünfzigjährigen manche Bitternis nicht erspart. Aber Ernst geizte nicht nach Lob, so wenig er sich vom Tabel in seiner Parteiarbeit stören ließ. Das muß in einer demokratischen Partei nun einmal in Stauf genommen werden; ist es doch Ziel aller Genossen, vorwärts zu gehen. Und Ernst ließ sich an der Tatfache genügen, daß es vorwärts ging.
Wieviele meinste, nimmt man?" " Vierzig nehm ich, wenn fe' n juten Ropp bring'n, auch
fufzig."
Hört er denn recht, sagte er vierzig? Das wären 2 Mark Verdienst, und dafür eine Nacht hergeben? Er dachte hundert oder mehr Blätter zu kaufen, so viel er tragen fönne. Nur vierzig? Dem Frager aber scheinen auch sie noch zu viele, er wendet ein, es wäre doch gestern eine Extra- Abendausgabe erschienen, am Ende brächte die Morgenzeitung nichts anderes.
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Die Besichtigung der serlegbaren Doeckerschen Baraden, von denen ein Mustereremplar in dem Garten des Tempelhofer Garnifonlazarettes ausgestellt war, rief wieder die Erinnerung an den fragte, und zu den anderen:„ Des sag ich Euch, des war' ne Ambulanzendienst auf dem Schlachtfelde, an die Feldlagarette wach. Während im Inland zur Ergänzung der vorhandenen Unter- Wenn wir heute dem Fünfzigjährigen einige Worte des Dantes Sache" Behn französche Korps", des zog. Dreimal hat Mare Wenn wir heute dem Fünfzigjährigen einige Worte des Dankes hundert abjesett. Um halb zwölfen hat er de legten jeholt. bringungsstätten massive Holzbaraden errichtet wurden mit 30 und Anerkennung widmen, so wissen wir, daß Ernst fich bewußt ist, Der hats auch heute nich nötig... Ich stehe um halb elfen Betten für jede Barade, dienen die gerlegbaren Doederfchen nur seine Pflicht und Schuldigkeit wie jeder andere getan zu haben. am Alexanderplatz und habe noch meine Stücker fufzehn NachtBaraden, deren fortgefütterte Leinwandwände samt dem in eine wir wissen aber auch, daß in der heutigen schweren Beit es mehr ausjabe. Kommt Mare und schreit mir in de Ohrn: Zweite Anzahl Risten zerlegten Holzfußboden von einem halben Dußend wie notwendig ist, treu und fest zusammenzuhalten in brüderlicher Abendausjabe... Verflucht, denk ich, Nu aber luftig. Menschen in wenigen Stunden aufgerichtet werden können, der Solidarität und treuer Anhänglichkeit an unsere Sache. Und in Nischt mehr zu wollen! Rein wie wegiepust war des Jeschäft. Krankenpflege auf und nahe dem Schlachtfelde. Bahlreiche solcher diesem Sinne wünschen wir unserm Parteifreund noch recht viel Nich eens hab ich noch verkauft." Baraden stehen, wie der berebte Führer ber Journalistenerpedition Straft für die weiteren uns bevorstehenden Kämpfe. barlegte, dem deutschen Heere zur Verfügung. Ueberhaupt sei die Verwundetenpflege derartig organisiert, daß sie den höchsten Be anspruchungen gerecht zu werden vermöge. Wohl seien, was bei der ungeheuren Ausdehnung und Unübersichtlichkeit ber modernen da Verwundete, die fich
Der Neuling drückt sich in den Schatten der Nische zurück; denn alle diese Worte dringen wie grinsender Hohn in seine Vorstellung. Und zwischen seinen Erwartungen und dieser Wirklichkeit sieht er den Abgrund des Elends offen.
Während der andern Gespräch allmählich verstummt, hebt oben hinter den hellen, hohen Fenstern das Rollen der Magezogenes Dröhnen.
Schlachtfelder nur zu erklärlich ſei, hier unb ba weben motben, Ungesetzliche Verweigerung von Kriegs- schinen an. Eintönig geht es bald über in ein dumpfes, lang
in Dedungen verkrochen, erst nach Tagen aufgefunden worden, aber die große Mehrzahl der Verwundeten habe bisher die Eraktheit des Sanitätsdienstes im Kriege anerkennen müssen.
Hoffen wir, daß dem so sei und daß es auch so bleiben möge. Hoffen wir, daß die ungeheuren Schwierigkeiten der Verwundeten fürsorge, die gerade auch von Rapazitäten des Sanitätswesens theoretisch hervorgehoben worden sind, durch die umfassenden Vortehrungen sowohl der militärischen Verwundetenpflege als auch der unter dem Sammeltitel des„ Roten Kreuzes" gehenden frei willigen Strantenpflege über alles Erwarten überwunden werden
möchten!
Soffen wir auch, daß die Erfahrungen, die uns einer der beHandelnden Aerzte über den bisherigen günstigen Verlauf der Mundbehandlung mitteilte, die allgemeinen bleiben werden. Die Heilung glatter Wunden ist danach eine überraschend gute und die Entzündung durch schmutzige Kleiderfehen nur eine minimale. Auch Knochenzersplitterungen verheilen verhältnismäßig gut und der gefürchtete Wundstarrkrampf ist nur in einigen wenigen Fällen aufgetreten. Möchten diese Erfahrungen allenthalben ihre Beftätigung finden. Denn der Krieg und die Greuel des Schlachtfeldes sind so furchtbar, daß der Menschheit der Trost zu gönnen wäre, der modernen Wundbehandlung und Hygiene möchte es beschieden sein, die Schrecken der Völkerzerfleischung wenigstens in etwas durch den versöhnenden Schimmer des Kulturfortschrittes zu berklären!
Ein junger Parteiveteran.
Der Umstand, daß ein Mensch 50 Jahre alt wird, ist an sich nichts Besonderes; 50 Jahre bedeuten im allgemeinen fein hohes
unterstützung in Oberbarnim.
lichen Stellen einschließlich des Landrats über die Gewährung Im Kreise Oberbarnim scheinen an verschiedenen bebördder Kriegsunterstützuno Ansichten zu herrschen, die dem Geset direkt widersprechen. Nach dem Gesez muß den Familien der eingezogenen Mannschaften eine Unterstützung gewährt werden, wenn die Bedürftigkeit vorliegt. Bedürftigkeit liegt aber vor, wenn die Familie bisher vom Einkommen des Mannes ihre Ausgaben bestreiten mußte und Einnahmen aus Vermögen oder anderen Quellen nicht vorhanden find. Eine Arbeiterfrau B. Schmidt in Broichsdorf wurde mit ihrem Antrage auf Unterstügung vom Ortsvorstand abgewiesen, obwohl alle Voraussetzungen für die Unterstützung gegeben waren. Sie wandte sich beschwerdeführend an den Landrat des Kreises. Von diesem erhielt sie folgendes Schreiben:
Journ.- Nr. 9555.
An Frau Bertha Schmidt in Broichsdorf. Ihr Antrag vom 26. August 1914 auf Familienunterstützung wird für zwei Kinder berücksichtigt. Sie können Ihren Lebensunterhalt selbst verdienen.
Freiherr v. Müffling . In einer anderen Beschwerde in gleicher Sache lautete die Antwort: Journ.- Nr. 8949.
Frau Martha Noad geb. Thormann in Amalienhof. Ihr Antrag vom 20. August 1914 auf Familienunterstübung wird für Sie berücksichtigt. Ihr Kind fönnen Sie selbst unterhalten. Freiherr v. Müffling .
Die in den Antwortschreiben niedergelegte Ansicht ist vollAlter. Wenn aber von diesen 50 Jahren rund 30 Jahre auf den kommen falsch. Die im Gesetz festgelegten Säße sind Barteidienst entfallen, so lohnt es schon, einen Augenblick bei der Mindest säge, die im Falle der Bedürftigkeit gewährt Tätigkeit eines solchen Fünfzigjährigen zu verweilen. Parteidienst- werden müssen; es ist unzulässig, wenn der Landrat nur für jahre zählen wie Kriegsjahre doppelt. Das trifft zu auf den Genossen zwei Kinder bewilligt, die Frau des Eingezogenen aber ausEugen Ernst, der heute 50 Jahre alt wird. Von Beruf Schrift- schließt; auch im zweiten Falle ist die Entscheidung ungefeßsetzer führte sein Klasseninstinkt den Genossen Ernst furz nach seinem lich, indem die Unterstützung für das Kind abgelehnt wird. Auslernen der Partei zu, und bald wandelte sich der Instinkt zum Im Gesek steht sogar, daß für das Kind Unterstützung geflaren Klassenbewußtsein. Von einer glühenden Leidenschaft für Von einer glühenden Leidenschaft für währt werden muß, daß jetzt etwa geboren wird. Aus Wollenberg in Oberbarnim liegen Beschwerden unsere sozialistischen Jdeale beseelt, reizte ihn die Aufgabe, in der vor, nach denen Frauen, deren Männer im Felde sind, und Zeit der schweren Verfolgungen unserer Partei durch das Sozialisten- 5 und 6 Kinder haben, vom Ortsvorstand ganze 5 M. in fünf gesez positive Mitarbeit zunächst im engen Kreise zu leisten und Wochen bekommen hatten. bald finden wir den heute Fünfzigjährigen in der engeren Bewegung Es ist eine dringende Aufgabe der zuständigen Behörden, Berlins , all die Gefahren der damaligen Zeit freudig auf sich nehmend. Der sechste Kreis war sein Tätigkeitsfeld.
Es war wohl Ende 1888, als wir unsern Freund in einer Delegiertenforpore im Birkenwäldchen in Westend zum ersten Male
trafen, wo er den Kreis 6b als Delegierter vertrat. Ununterbrochen hat Ernst seit dieser Zeit in der Berliner Parteibelegung auf oft gefährlichen Posten gearbeitet und sich nicht Ruh und Rast gegönnt. Seine Parteitätigkeit liegt da wie ein aufgefchlagenes Buch und ist
Es kommt ein kleiner, untersetter Mensch, und er gesellt fich schweigend zu den andern.
Na seht mal, Biepel!- Tag, Piepel, was machste?" Morjenpromenade."
Seit's mit det Butmeeken nischt mehr is, macht Piepel Morjenpromenade."
Jehts so nich, muß't eben so jehn."
Piepel, wann fährt der nächste Schnellzug nach Ham burg
?" Hoppejarfen wär heut jewesen; wolla, Soppejarten Nee, Hamburg nich, wart mal, heute wär... na...
Schade!"
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Wieviel nimmste, Piepel? Fufzig."
" Fufzig? Willst woll Froßhändler wern?" Na heute is doch Beilage."
Richtig, Kinder, is ja Beilage, ba follte man fufzig ristiern."
Wenn de zehne als Roppřissen brauchst," warnt der Erfahrene, der neben dem Neuling sich in die Nische zurückgelehnt hat.
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nanu,
Die Uhr schlägt Viertel nach zwei, Man drängt zum Gitter. Nach einer Weile wird geöffnet. Alles drängt vorwärts und in das kleine Bureau hinein. Ein jeder muß ja der erste sein. Der erste allein hat das Geschäft in Händen. Man stolpert die wenigen Stufen hinab zum Ladentisch, das abgezählte Geld bereit. Hier, Meester, fufzig Stück! Mir vierzig bitte! Behne, Herr Sekretär! warum denn heute da anjefangen? det jeht doch aber nich, wir warn doch de ersten hier!" Auch der Erfahrene wird ungeduldig: Bitte jeben se mir sechzig. Ich war der erste hier, hier sind drei Mark. Ich bitte sehr, Herr, jeben se sechzig, ilatte Rechnung, sechzig Stück, Herr. Na, das ist heute' ne neue Ordnung, was soll das heißen, de legten wer'n zuerst bedient. Wolln se mir nich bitte sechzig Stück jeben, Herr?" Und plötzlich braust er auf.
Bum Donnerwetter, ich laß mir nich zum Narren haben. Ich brauch mir nich um Ihnen zu reißen. Dann nehm ick eben nischt!" Und raus ist er und fort.
Als einer der Letzten bekommt der blasse Neuling die zögernd erbetenen vierzig Blätter. Er stürmt hinaus, läuft, was seine Füße tragen, die dunkle Straße hinauf. Gegenüber laufen zwei mit ihren Stößen im Arm um die Wette. Ihm steigt die Scham in das Geficht. Denn jeder Schritt, den er mit ihnen eifert, ist ihm ein Stich in das Gewissen. Er läuft den Wermsten den Verdienst ab. Nun aber, da er die Blätter hat, ists doch ein Muß! Er ist der Ihren einer. Da heißt es nun auch für ihn der erste sein. Und bang befällt ihn der Gedanke, wieviele mögen schon vorweg gelaufen sein, die Be- eher ihre Blätter hatten? Markgrafenstraße, nimmt's denn kein Ende?- Charlottenstraße, endlich in die Friedrichsstraße eingebogen:
hier so einzugreifen, daß den Familien die ihnen zustehende Unterstüßung gewährt wird und die Familien der im Felde Stehenden vor Hunger und Not geschützt werden. Dann werden auch die Männer draußen im Felde beruhigt sein und um so freudiger ihre Pflicht erfüllen.
Es erscheint dringend nötig, an die Behörden in Oberbarnim die nötigen Anweisungen ergeben zu lassen. merkt sei, daß in Hohenfinow ( auch in Oberbarnim), dem Size des Reichskanzlers, forrekt verfahren wird.
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