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Nr. 258.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 21. September 1914.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Das große Ringen dauert fort.

Neue Fortschritte im Angriff.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 20. September abends.( W. T. B.) Im Angriff gegen das französisch­englische Heer find an einzelnen Stellen Fortschritte gemacht. Reims   liegt in der Kampffront der Franzosen  . Gezwungen das Feuer zu erwidern, beklagen wir, daß die Stadt dadurch Schaden nimmt. Anweisung zur möglichsten Schonung der Kathedrale ist gegeben.

In den mittleren Vogesen find Angriffe französischer Truppen am Donon  , bei Senones   und bei Saales abgewiesen.

Auf dem östlichen Kriegsschauplatze hente keine Ereignisse.

Vom westlichen Kriegsschauplatz.

Die Schlacht an der Aisne  .

Die französische   Meldung.

Paris  , 19. September. Das offizielle Bulletin vom 18. September, nachmittags 3 Uhr, sagt, die französische  Linke sei nördlich der Aisne   an drei Punkten leicht vor gestoßen. Im Zentrum und auf der Rechten seien die Deutschen   in der Defensive.( Franks. 8tg.")

Geiseln in französischen   Händen. ( Nicht amtlich.) Straßburg  , 19. September.  ( W. T. B.) Die Straßburger Post" meldet aus Münster   im Oberelsaß vom 17. d. M.: Die Franzosen fetten trotz der Proteste der Bevölkerung die Verhaftung unschuldiger Gei.

ſe In fort. So nahmen jie den Bürgermeister von Wezeral,

den Landtagsabgeordneten Immer gefangen, nachdem sie vorher seine beiden Söhne festgenommen hatten. Weitere Verhaftungen wurden in Wasserburg  

borgenommen.

Eine Abwehr.

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Der Seekrieg.

Ein englisches Unterseeboot gesunken. Wolffs Telegraphenbureau meldet:

London  , 20. September. Die Admiralität kündete den Empfang eines Telegramms der Regierung von Australien  an, in dem der Verlust des Unterseebootes Nr. 1 gemeldet wird. Weitere Einzelheiten fehlen.

Angst vor Minen.

Frankfurt   a. M., 19. September. Die Frankfurter Beitung" meldet aus Kristiania  : Die englische Ad­miralität verbot neutralen Fischfuttern, auch wenn sie ihre Flagge zeigen, an der Doggerbank zu fischen, da die Admiralität fürchtet, daß Schiffe unter neutraler Flagge heim­lich deutsche Minen legen.

Versenkung eines ungarischen Dampfers.

Budapest  , 19. September. Die Adria Seeschiffahrts­gesellschaft meldet, daß der Dampfer Bathory", der vor Ausbruch des Krieges in Havre   geanfert und einen französischen   Freibrief zur Rückkehr in die Heimat erhalten hatte, von den Engländern nächst Vigo bersenkt und die Mannschaft triegsgefangen nach Dorchester   ge­bracht worden sei.

Spionenfurcht in England.

Berlin  , 20. September. Der Lügenfeldzug, mit dem das offizielle Frankreich   die Siege der deutschen   Waffen auszugleichen oder wenigstens das unglückliche Volk über die Wahrheit hinwegzu­Kopenhagen, 19. September.  ( W. T. B.) Die Zeitung täuschen hofft, hat das französische   Nachrichtenwesen dermaßen dis­kreditiert, daß es zu dem niederträchtigen Mittel greifen muß, die Politiken" meldet aus London  : Die Spionagenfurcht ist in Depeschen des Wolffschen Bureaus zu fälschen. Am leßter Zeit gewachsen. 3 ahlreiche Deutsche sind verhaftet 10. September hat das Wolffsche Bureau aus dem Großen Haupt- worden. Einzelne sollen unter dem Kriegsrecht hingerichtet worden quartier gemeldet, daß der rechte Flügel der deutschen   Armee nach sein. Morningpost" warnt die in England wohnenden Deutschen  , erfolgreichen Kämpfen zurüdgenommen worden sei, als der Anmarsch Anlaß zu Mißtrauen zu geben, weil darunter dann auch unschuldige neuer, starter feindlicher Kolonnen gemeldet wurde. Dann fuhr die Deutsche   zu leiden hätten. Ein Angriff aus der Luft wird sehr Meldung fort: Der Feind folge an feiner Stelle. Als Sieges- gefürchtet. Deshalb wird eifrig Wache gehalten, um nicht von beute dieser Kämpfe find bisher 50 Geschüße und einige tausend Ge- deutschen   Luftschiffen und Flugzeugen überrascht zu werden. Auf fangene gemeldet. Die westlich Verdun   tämpfenden Heeresteile be- den Themsekais, in der Nähe des Parlaments und am Obelisk der finden sich in fortschreitendem Kampfe." Diese Meldung ist von den Kleopatra   sind zahlreiche große Scheinwerfer aufgestellt, die nachts amtlichen französischen   Fälschern in ihr direttes Gegenteil verwandelt den Himmel absuchen. Auf den in der Nähe gelegenen Hotels worden. Denn es findet sich in den hier eintreffenden französischen   Cecil, Savoy und Morsel sind Maschinengewehre und Haubizen Blättern gleichlautend abgedruckt und als amtliche Berliner   Wolff- aufgestellt, um Angriffe aus der Luft abzuwehren. nachricht mit der Unterschrift des Generalquartiermeisters von Stein versehen eine Fassung der Meldung, in welcher es heißt: Notre aile

c'est repliée et a été poursuivie par elles.( Unſer Flügel iſt zurüd. Vom östlichen Kriegsschauplatz.

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genommen und von ihnen den französischen   Kolonnen

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berfolgt

worden.) En aucun endroit les détachements qui combattaient à l'ouest de Verdun n'ont progressé.( Die im Westen vor Verdun  fämpfenden Abteilungen haben nirgends Fortschritte gemacht.) Der Absatz über die Siegesbeute ist natürlich vollständig weg geblieben. So muß die französische   Regierung ihre Lügen in fremde Meldungen einschmuggeln, weil sie selber allen Glauben ein­gebüßt hat.( W. T. B.)

Die Lage in Brüssel  .

XIX.

uns weg oder so weit an uns vorbei, daß wir beim Stürmen manchmal nicht einmal ihre Kugeln hörten. Jedesmal, wenn wir nahe tamen, sprangen sie aus ihren Verschanzungen heraus und schwenkten ihre Jaden, weiße Tücher, viele sogar ihre schnell abge­zogenen Hemden, zum Zeichen, daß sie sich ergeben und die Waffen niederlegen. Das habe ich oft erlebt." Dasselbe Urteil hörte ich, abgeschwächt oder verstärkt, von einer ganzen Reihe Soldaten und Offiziere, die in der Front Verwundungen erlitten hatten. Auch darin war man einig, daß die russische Artillerie vor­

züglich schieße und oft überraschend gut über die Stellungen der Deutschen   informiert war. Die Verschanzungen der Russen werden als sehr praktisch anerkannt. Als Beweis dafür, daß sie nur ge­awungen fämpfen, erklären fehr viele russische Soldaten, in dem Augenblick, wo sie sich gefangen geben:" Ich bin ein Jude!"

eines großen Gutes bei Gerdauen  , ein Urgermane von Ansehen

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Ueber das moralische Verhalten der Infanteristen und beson­ders der jüdischen Soldaten hört man soviel Gutes, daß immer noch ein starkes Plus bleibt, wenn man einen Teil der Brutali täten gegen die Zivilbevölkerung, der vandalischen, sinnlosen Zer­störungen und Plündereien auf ihr Konto bucht. Der Inspektor und nach seinen Aeußerungen Antisemit, erklärte: Die Russen haben sich hier gut aufgeführt; durch Anständigkeit und Sauberkeit zeichnen sich ganz auffallend die Juden aus." Dieselbe Beur­teilung bernahm ich in verschiedenen anderen Orten, vornehmlich in Nordenburg  , wo ich Männer und Frauen darüber befragte. Gr­wachsene Kinder sagten mir:" Die Russen waren nie frech." In Gaugärten, wo die Russen über eine Woche lagerten, trafen wir einen Gänsehirten und in seiner Obhut 440 Gänse. Auf unsere Frage gab er folgende Auskunft: Es waren 444 Stüd, 4 nahmen die Nussen, ihre Offiziere bekamen den Braten." Wir sahen über­haupt in den von Ruffen besetzt gewesenen Gebieten biele ühe, wir achteten Pferde, Hunde und Federvieh. Auch fiel uns auf darauf, daß auf unserem ganzen langen Wege niedergebrannte Kornmieten nicht zu sehen waren. Andererseits versicherten uns verschiedentlich Einwohner, die Russen hätten Scheunen mit Storn, Heu und Stroh absichtlich in Brand gesetzt. Man geht wohl nicht fehr in der Annahme, daß viele Brände durch Granatschüsse ent­standen sind. Hinwiederum fonnte jeder Lump ordnungsgemäß das Niederbrennen von Häusern veranlassen. In den Brolla­mationen Rennenkamps heißt es u. a.: fällt aus einem Hause ein Schuß, so wird das Haus, fällt ein weiterer Schuß, werden die Häuser der betreffenden Straße und beim dritten Schuß die ganze Stadt in Brand gesteckt." Da hatten es die Kosaken, sonstiges Raubgefindel und vor allem die Spione leicht, Brandstiftungen herbeizuführen. Es wurde uns versichert, daß bei der Information der Russen über die deutschen   Stellungen Spione mitgewirkt haben müßten. Personen in Zivilkleidern hätten aus Kirchen, Gebüschen und von Bäumen herab auf deutsche Soldaten geschoffen. Bei einer Anzahl Festgenommener, die sich als Desterreicher aus. gaben, fand man russische   Ausweispapiere. Man hört hier vielfach mit Bestimmtheit die Ansicht vertreten, daß Rußland   schon seit Jahren Spione in Ostpreußen   angesiedelt hatte. Auf einem Poftamt sollen viele nach Rußland   adressierte Pakete ge­funden worden sein, deren Inhalt aus deutschen   Offiziers­uniformen bestand.

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An der Ostgrenze, den 16. September 1914. Ueber die Russen kann und darf man ein allgemeines Urteil nicht fällen. Das Menschenmaterial der garischen Armee umfaßt die verschiedensten Rassen. Und jeder Russe mit Ausnahme der osaken vereinigt in seiner Psyche Harmlosigkeit und tierische Grausamkeit, Bescheidenheit und Bügellosigkeit, je nach Intellekt In Insterburg  , wo der General Rennenkamp feine und Bildung in verschiedener Mischung. Bei dem einen ist das Residenz aufgeschlagen hatte, wird ihm von dem Bürgermeister Schlechte, bei dem andern das Gute besser entwickelt. Der Kosat ein gutes Zeugnis ausgestellt. In einer Bekanntmachung über die aber, den man in Rußland   selbst verwildern läßt, der dort träge Befreiung von der russischen Offupation schreibt der Bürger­Brüffel, 19. September.  ( W. T. B.) Heute ist der Rest der und brutal ist, läßt im Striege, der alle niedrigen Eigenschaften meister:" Hinter uns liegen zweieinhalb Wochen der Knechtschaft; belgischen Fahnen aus Brüssel   verschwunden. Der wedt, seinen gemeinen Gelüsten, seiner Raubsucht und Grausam- nicht so grausam, wie wir anfangs fürchteten, wir wollen gerecht Befehl des Gouvernements hierzu wurde durch Maueranschlag vom feit ungezügelten Lauf. Daneben zeichnet er sich durch Hinterlist sein auch dem Feinde gegenüber, der seine Manneszucht hielt...." Bürgermeister Mar erläutert. Im übrigen hat bisher die städti- und Feigheit aus. Märtyrer oder Helden der Tapferkeit sind aber Am schlimmsten ist in solchen Häusern gewüstet worden, wo die sche Polizei mit unsern Truppen gemeinsam gut gearbeitet. die Infanteristen ud Artilleristen auch nicht. Gefangene Russen, Bewohner und Badeninhaber geflohen waren. In Rastenburg  Infolgedessen ist bisher nur ein einziger Angriff von Soldaten und Offiziere, versichern glaubhaft, der aktive Golbat ift haben der Frauenberein, ben für Lebensmittel sorgte, und die Bivilisten auf einen Bosten vorgekommen. Der Täter wurde gut, er hält im Feuer aus, die Referbetruppen aber ziehen unluftig Dienstmädchen, die sich als Bädergesellen zur Verfügung feldgerichtlich zum Tode verurteilt. Der Bürgerschaft wurde in die Schlacht. Alle haben Furcht vor der deutschen   Artillerie. ftellten, viel bazu beigetragen, daß in dieser Stadt verhältnismäßig dies durch Maueranschlag bekanntgegeben. Die Meldungen, daß Reservisten, die einmal im Artilleriefeuer standen, wollen nicht wenig Plündereien und gewaltsame Requifitionen vorkamen. Bürgermeister Mag öffentlich provokatorisch aufgetreten sei und wieder hinein. Sie sind unzufrieden, weil sie nicht wissen, wes- Als ein Gymptom der Verschiedenheit der Gesinnung bewußt falsche Kriegsnachrichten verbreitet habe, find bisher nicht wegen eigentlich Krieg ist und warum sie in den Kampf müssen. und des Charakters von Deutschen   und Russen sei verzeichnet, daß nachgewiesen worden. Sollten dem Bürgermeister Intriguen gegen auf deutscher Seite mehr Offiziere fallen, von den Nussen aber die deutsche Militärgewalt nachgewiesen werden, so werde er fofort mehr Offiziere in Gefangenschaft geraten. entfernt werden.

Ein Bremer von einem Reserveregiment erzählte mir gestern: Jch stand schon oft im Feuer russischer Infanterie. Aus ihren Verschanzungen schießen sie blind drauflos, aber so hoch über

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Wilhelm Düwell, Kriegsberichterstatter."