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Die Behandlung der Kriegs­

gefangenen.

werde.

Unterschied zwischen deutschen und englischen Verwundeten gemacht| wir wenig, das laffen wir den Ranonenbatterien. Weil es nun aus besagtem Grunde gerade Zeit hat, will ich es versuchen, Euch mit Es ist auch sicher, daß in Deutschland die Gefangenen, ein paar Zeilen etwas über mein Leben und Treiben mitzuteilen. besonders die verwundeten, nicht über eine schlechte Vor allem verzeihe den sonderbaren Briefbogen;*) die Sorte habe Immer mehr zeigt es sich, daß die deutschen Krieg 3- legten Tagen wurden mehrfach Briefe solcher Kriegsgefangenen stellen, mit was für Verhältnisse man da zu rechnen hat; und Behandlung durch ihre Güter zu flagen haben. In den ich vorgestern requiriert und bin froh dran, denn da ist man froh an jedem Stückchen Papier . Du kannst es Dir gewiß taum vor­gefangenen im Auslande eine verhältnismäßig gute veröffentlicht, die das ihren Angehörigen im Ausland rühmend die sind meistens recht absonderliche. Behandlung erfahren. Zu den Briefen, die wir bereits in der me I den. Um so bedauerlicher ist es, wenn ein unverantwortliches Lage waren, mitzuteilen, weiß unser Dresdener Parteiblatt einen Bublikum sich hier und da zu häßlichen Beschimpfungen und Miß­weiteren hinzuzufügen, den eine Frau von ihrem gefangenen handlungen von Gefangenen hat hinreißen lassen. Es ist auch nicht Gatten aus Toulouse erhielt. Der mit Bleistift auf einem Notizbuchblatt geschriebene Brief lautet im wesentlichen: sehr schön, wenn nach dem Bericht eines Vorwärtslesers, der kürz­lich an dem Gefangenenlager in 3ossen vorbeifuhr, das Publikum Liebe und Angehörige! führen ließ und anjohlte.... Es ist sicher nicht nötig, daß die fich dort, während der Eisenbahnzug hält, einen Gefangenen vor Gefangenen angeschwärmt werden. Aber man braucht des­halb noch nicht gleich, wie es leider vielfach geschieht, in jedem einen Feind und Mörder zu sehen. Sind es doch in der Regel durch aus harmlose, friedlich gesinnte Bürger, die sicher gegen ihren Willen in den Krieg ziehen müssen.

1.2

Teile Dir mit, daß ich hier in Toulouse , in Südfrankreich , Kriegsgefangener bin. Demnach kannst Du Dich, mein liebes Frauchen, trösten. Wir haben es hier sehr gut. Teile mir mit, wie es Guch geht. Ich hoffe, daß Ihr alle gesund und munter seid, Schreibe mir recht bald, nur Familienangelegenheiten. Herzlichen Gruß

Dein...

Das Berl. Tagebl." fonnte mitteilen, daß dem bekannten Schriftsteller Mag Nordau , der gleichfalls in Frankreich kriegs­gefangen ist, eine ebenso gute Behandlung zuteil werde. Ueber Rom meldete außerdem der Berichterstatter dieses Blattes: Aus Frankreich treffen Depeschen ein, die das Los der deut­ schen Gefangenen weniger grausam erscheinen lassen. Zwischen den deutschen und den französischen Verwundeten entwidle sich häufig ein fameradschaftliches, ja beinahe herzliches Ver­hältnis. In Bessiplauz reichten, wie versichert wird, die 3uaben den schwerverwundeten Deutschen nicht nur Wasser zum Trinken, sondern schenkten ihnen sogar von ihrem Schna p3 und ihren Zigaretten."

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Aber jetzt

Aufmarschgebiet. In Oberehnheim hatten wir noch einen Ruhetag In Aachen wurden wir verladen, dann gab es Reisemärsche im und dann ging es gleich luftig los und hat noch nicht aufgehört bis heute. Am 18. August waren wir bei Greischelbruch, da be­famen wir die Feuertaufe und gleich richtig. Da sah ich das erste Mal die furchtbare Wirkung unserer Artillerie. Als wir später wie hingemäht. Da tamen mir zum erstenmal die schönen Worte über unser Schußfeld fuhren, da lagen Franzosen zu Hunderten in den Sinn: Kindlein, liebet euch untereinander!" hat man sich ja schon daran gewöhnt, und das muß man auch, sonst könnte man bald nichts mehr essen. Am 19. waren wir bei Barenbach, am 25. bei Ruß, meistens Kleinere Gefechte mit wenig Gegenfeuer. Am 21. gingen wir nach Schirmed, fuhren Ein alter Leser unseres Blattes schreibt uns: auf einer Höhe auf und glaubten, wir seien in einer Feuerstellung. Bei dem Lesen der kleinen Notizen: Briefe einiger Kriegs- feuer, daß wir gar nicht mehr recht zu Verstande kamen. Wir Dabei überfiel uns aber beim Einfahren ein solch starkes Artillerie­gefangener aus Frankreich , in Nr. 253 des Vorwärts" erinnere verloren 4 Tote und 16 zum Teil schier Verwundete; von meinem ich mich gern der Erfahrungen aus der Kriegszeit 1870/71. Ich Beobachtungswagen wurden 2 meiner Kameraden ziemlich schwer war damals neun Jahre alt und suchte mit gleichaltrigen Kame- verlegt. Es waren die Batterien vom Donon , die die Franzosen raden die wenige freie Zeit, da ich nebenbei der Mutter mit ver- schon vor Beginn des Krieges hatten hinaufschaffen und verschanzen dienen helfen mußte, mit Kriegsstudien" auszufüllen. Wir machten lassen. Wir mußten eine ganze Strecke zurück, und am 22. waren uns in der fleinen Residenzstadt, die damals ungefähr 22 000 Ein- wir oft in Gefahr, eingeschlossen zu werden. Wir gingen bei wohner zählte, gern am Bahnhof zu schaffen, um zuerst bei der Rathau in Stellung. Am Sonntag, 23. August, ging dann wieder Labung durchfahrender Truppen behilflich zu sein. Niemand be- unser Glücksstern auf. Wir hatten eine günstige Stellung von hinderte uns Kinder an der Hilfeleistung, die im Zureichen von rien zusammen und Plain vollständig in Brand. Dann ging unser Salbach, in der wir 2 Tage blieben. Hier schossen wir 2 Batte­Gefäßen mit Fruchtwasser usw. an die Soldaten bestand. Bahn- Verfolgungszug an. In Eilmärschen ging es vorwärts über steigsperre gab es noch nicht, und die Polizei mag damals auch St. Blaise , Saulseures, Bourges , Bruche bis Saales. Unterwegs noch lammfromm gewesen sein; wenigstens erinnere ich mich keines gab es einige fleinere Stellungen. Unter den zurückziehenden Eingreifens der Polizei. Als dann die friegsgefangenen Fran- Truppen wurde folossal aufgeräumt; sie marschierten Tag und zosen ihren Einzug in das kleine Mittelstädtchen hielten, kam Nacht. Bei Saales überschritten wir die Grenze als erste uns nicht im entferntesten der Gedanke, daß wir mit der Labung St. Dié , und in dieser Gegend treiben wir uns nun schon seit dem Artillerieabteilung unseres Korps. Dann ging unser Weg auf dieser" Feinde" etwas Unrechtes tun könnten. Später schlossen 25. August herum. St. Dié ist ja schon lange von uns besetzt, aber wir Knaben mit diesen Feinden" gute Freundschaft. Sie hielten die Franzosen wollen es unter feinen Umständen lassen. Es ist sich sehr viel in der Nähe der katholischen Kirche auf, und sonnten ein ganz nettes Städtchen, Garnison, hat sehr schöne Straßen mit sich unbewacht auf den Stiegen, die zur Kirche führten. Wir großen Geschäften, die ja durch die Beschießung arg gelitten haben. Kinder hatten bald Handelsbeziehungen" mit den Franzosen an- Der Vorort St. Marguerite ist fast ganz abgebrannt. Am meisten geknüpft; wir taupelten" um Rockknöpfe und Kokarden. Der mag sie wohl das Proviantmagazin ärgern, aus dem unsere Mutter hatten wir ein paar Nickel abgerungen, mit denen wir Truppen schon seit dem 26. versorgt werden mit Fleisch und Ge­zum" Feinde" zogen und ihm unblutig die Ehrenzeichen: Knöpfe müse, Konserven und Hafer. Von letzterem befinden sich noch und Kokarden, abnahmen. Der Feind", unsere französischen Verstärkungen heran und will den Durchbruch durchaus erzwin­einige tausend Zentner da. Der Gegner zieht noch fortwährend Feinde, fauften sich für die kleinen Münzen Tabak oder ähnliches. gen; wir haben also keinen leichten Stand. Bei Robache waren So schlossen wir gegenseitig Freundschaft und mancher Franzose, wir 7 Tage in einer Stellung, dann ging es nach St. Marguerite der uns Kindern damals die Hand reichte, mag sich dabei seiner und von hier über St. Michel nach Nompatelize, wo wir auch schon In England scheint es den deutschen Gefangenen auch nicht Kinder erinnert und den Wunsch gehegt haben, daß seine Kinder den dritten Tag stehen. Der Gegner sitzt gut verschanzt hinter an einer guten Behandlung zu fehlen. Durch das WoIffiche daheim in ähnlicher Weise wie wir es taten, mit dem Feinde" bewaldeten Höhen und schießt auf uns rein, was er aus den Rohren Telegraphenbureau wird folgende Mitteilung verbreitet: berkehren möchten. Auch uns Kindern war damals der Kriegs- bringt. Bis jetzt haben wir ja noch keine Verluste an Menschen, enthusiasmus in Fleisch und Blut übertragen worden, wozu die wir aber arg in der Bewegung gehindert, weil man doch aus den doch schon ziemlich viele Pferde. Durch das viele Schießen werden leber die Behandlung der deutschen Gefange= neuen Kriegslieder: Die Wacht am Rhein und ähnliche, ihr gut Schanzen nicht heraus kann. So geht es nun schon einen Tag um nen in England berichtet die Evening News": Die Gefange Teil beitrugen. Aber wie es scheint, legte sich dort schon in unser den andern und man lebt schon so. im Kanonendonner rein dahin, nen dürfen Billard und Kartenspielen, 3eitungen lesen, in die nächste Stadt gehen, um ihre Ein- Kindergemüt der gute Same für die Zukunft, der später aufging wie im Großstadtlärm. Das war nun unser Marsch und unsere fäufe zu machen, und erhalten alle während der Zeit ihrer in dem Gedanken, daß alle Kriegführenden Menschen sind, und Hauptgefechte; jetzt will ich versuchen, Dir sonst noch einiges, was, Gefangenschaft eine bestimmte Summe ihrem Rang entsprechend. nur durch die Macht des Schicksals als Feinde gegeneinander Dich interessieren wird, mitzuteilen. Für etwaige Arbeiten erhalten sie Bezahlung, die sie für Ein- getrieben werden." fäufe verwenden können. Die Gefangenen erhalten die gleichen Nationen wie die britischen Soldaten. Ihre Freunde fönnen ihnen portofrei Gaben senden. Sie selbst können Briefe und Batete gleichfalls unfrantiert absenden, dürfen Besuch empfangen und den Gottesdiensten beiwohnen. Sterben sie im Lager, so werden sie mit militärischen Ehren wie britische Soldaten be­graben."

Mit all dem steht in Einklang, wenn das Wolffsche Tele­graphenbureau jezt folgende Meldung aus Paris übermittelt: Eine Note des Kriegsministers bringt die Verpflich tung, den deutschen Verwundeten sorgfältige Pflege angedeihen zu lassen, in Grianerung. Es sei dies eine gebietes rische Pflicht, die durch die internationale Gesetzgebung, die Bestimmungen der Genfer Konvention und insbesondere durch das Gefühl der Menschenfreundlichkeit festgelegt sei. Man müsse im Interesse der in Deutschland gefangenen Fran­zosen wünschen, daß dies Gefühl auf Gegenseitigkeit be ruhe. Der Minister erklärt, überzeugt zu sein, daß Aerzte und Sanitätspersonal den deutschen Verwundeten gegenüber ihre Pflicht mit wünschenswerter ingebung erfüllen, und er werde unverzüglich diejenigen ihres Amtes ent­heben, die Verwundeten und Gefangenen gegen­über gegen die von der Genfer Konvention festgesezten Regeln der Menschlichkeit verstießen."

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Meldungen bürgerlicher Blätter besagen auch, daß das englische Königspaar fürzlich das Huttleyhospital in Southampton be­sucht hätte, wo fünfhundert deutsche Gefangene gepflegt werden. Der König sprach mit den Verwundeten deutsch und wünschte, daß kein

Zwei Lesarten.

Das Berliner Tageblatt" brachte fürzlich eine Depesche aus Nom, worin aus einem Bericht des Giornale d'Italia" über die Stimmung in London gemeldet wird, jedermann sei überzeugt, daß die englische Regierung Deutschland für seine Kühnheit züchtigen" werde. Freilich wünscht das englische Volk andererseits nicht, daß irgendeine der verbündeten Mächte aus einer mit Englands kost­barer Hilfe erzielten Niederlage Deutschlands allzu großen Vorteil ziehe."

Dazu bemerkt die Redaktion des Tageblatts":" Das ist durch aus glaubwürdig. England wünscht allein zu profitieren."

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Bald darauf kam uns die Nummer des New York Herald " vom 26. August zu Gesicht, die einen dem Blatt gefabelten Auszug aus einem tags vorher in den Londoner Daily News" erschienenen Artikel des bekannten englischen Humoristen Jerome K. Jerome über den Krieg enthält. Darin heißt es unter anderem: " Ich möchte, daß der Krieg ohne Zorn und Haß ausgefochten wird. Es wird eine harte Arbeit sein. Er wird mehr Zeit in Anspruch nehmen, als viele bei uns fich einbilden....

Es ist notwendig, verschiedene bei uns daran zu erinnern, daß der Deutsche diesen Krieg nicht mit unseren Augen ansieht. Auch er ist jahrelang von einer chauvinistischen Preffe bearbeitet worden, die täglich ihm die Unvermeidlichkeit des Krieges predigte. Wie sieht er die Dinge? Er sieht Rußland , vom revanche süchtigen Frankreich angetrieben, heimlich gegen ihn rüften, das verräterische England, das ihm seinen Handel neidet, die Gelegen heit abwarten, sich seinen Feinden anzuschließen, die Welt in Waffen gegen ihn.

Er sieht Elsaß- Lothringen ihm von neuem genommen, wie es ihm vor zweihundert Jahren durch Ludwig XIV. entriffen wurde. Er denkt an die Demütigung, als Napoleon sein Königreich zu Ostseeprovingen Frankreichs machte.

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Heße, die heute von gewissen Seiten gegen die Kriegsgefangenen Diese Erinnerung will uns beffer dünken, als die systematische entfaltet wird.

Feldpostbrief eines Haubigers".

Nompatelize, den 9. 9. 1914.

Lieber Bruder und liebe Schwägerin!

Es ist heute recht nebelig und es regnet andauernd, so daß für uns Haubiger wenig zu schaffen ist, denn unter 3500 Meter schaffen

Es zu demütigen und zu fränfen, wenn es am Boden liegt, hieße nur eine Erbschaft von Haß und Nachegefühl hinterlassen, die ein weiteres Jahrhundert Guropa bedrohen würde.

Wir werden Hilfe vom Bruder Hans( Spitzname des Deut­ schen ) brauchen, vom Hans, dem Denker, dem Träumer und Ar­beiter, vom nüchternen, sauberen, wieder zu Sinnen gekommenen Hans, vom Hans, dem der Kultus von Blut und Eisen ausge­trieben sein wird."

Soweit der Verfasser von Drei Männer in einem Brot!" Sollte es so unmöglich sein, die Meldung des Giornale d'Italia" in diesem Sinne zu verstehen?

Das Begräbnis.

Auf dem Friedhof eines östlichen Vorortes wurden am Donnerstag nachmittag acht in den Lazaretten des Ortes ihren schweren Verletzungen erlegene Soldaten beerdigt. Sie liegen schön da unter der Erde. Mitten im Walde. Das Rauschen Hoch­stämmiger Eichen und Kiefern sang ihnen im Berein mit dem Kinderchor der Gemeindeschule die Grablieder.

Tausende von Männern, Frauen und Kindern umstanden das Drahtgitter des Friedhofes, sahen schaudernd, wie ein Sarg nach dem andern herbeigetragen wurde und in die Gruft versant. Sie hatten sich alle noch das Gefühl bewahrt, daß der Tod- der Tod, unvermutet, im blühendsten Alter, in der vollen Mannestraft, ein Unglüd sei und die Tränen standen den Leuten in den Augen. Schrecklichen Verlegungen waren die Armen erlegen. Von sieben der Toten fündeten die Kranzschleifen die Namen. Am Kranze des achten hing die Erkennungsmarke. Bewußtlos war er in das Lazarett eingeliefert worden; bewußtlos war er geblieben und dahingerafft worden. Die Feststellung des Namens bis zum Be­gräbnistag war nicht mehr möglich.

Dent Dich einmal in unsere Lage: am 10. August lag ich das gespannt und immer marschfertig. Unsere Pferde sind vom 16. Au­letzte Mal in einem Bett und am 16. das letzte Mal unter einem Dach. Seither kampieren wir immer auf der Straße, fertig an­aust bis 2. September nicht abgesattelt und abgeschirrt worden. Das waren zuerst lauter schwere und vollgefressene Bauerngäule, aber jetzt sind es nur noch Ständer. Wenn man auch solange nicht aus den Kleidern kommt, ist man auch nicht mehr in der Ver­fassung. Dann dazu noch die Strapazen. Ständig im Gebirge. *) Der Briefschreiber benutzte große Geschäftsbriefbogen, in Lithographie hergestellt, einer Holz- und Brennmaterialienhand­lung in Saint- Dié ( Franz. Lothringen ).

Hell und lustig schmettert die kleine Militärkapelle ihre Weise. Die Lebenden kehren sich von den Toten. Hinter der Musik mar­schieren die Verwundeten, die ihren Kameraden das letzte Geleit geben konnten. Ernst sind ihre Gesichter, wie von Menschen, die Furchtbares geschen und vom Tode zum Leben genesen. Hinter ihnen die Kraftwagenabteilung. Alles ältere Männer mit Blicken, die vor sich hinstarren, als wollten sie die Zukunft durchdringen. Dahinter der Krieger- und Militärverein. Alle sind in schwarzen Gehröcken, den Zylinder auf dein Kopf. Dann ein Auto mit ver­wundeten Offizieren.

Ihre Gesichter tragen die Spuren harter Arbeit, vieler Ent­

Zulett fommen einige verhärmte, alte Männer und Frauen.

behrungen. Sie gehen nicht mit dem Zug. Ihre Tränen rinnen, ihre Herzen sind voll Weh. Langsam, die Blicke zurückivendend nach dem Friedhof, sich gegenseitig stübend, gehen sie still durch die achtungsvoll Plak machende Menschenmenge.

Auf dem Friedhof stehen nun um das große Grab Hunderte von Menschen. Stumm und nachdenklich stehen sie da. Da zer­schneidet die Frage eines Kindes die Stille: Mutter, wenn Vater erschossen wird, kommt er dann auch in so ein Grab?" Eine Frau weint laut auf und viele, viele Frauen weinen mit ihr.

Kinos Offenbarung.

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ist nicht

ministerium nicht von der Pelle gegangen. Sie haben gebettelt Einige ganz besonders rührige Rinofirmen sind dem Kriegs­und gewinselt um die Erlaubnis, Aufnahmen vor der Front machen zu dürfen. Aber sie bekamen nur den Tritt, den sie ver­dienten. Der Kientopp wollte sich doch so gerne ganz der Beit­ftimmung anpassen. Er wollte auf der Höhe einer Zeit stehen, die alle Gemüter bis ins Tiefste aufrüttelt. Jetzt, wo das Theater schwerer denn je zu knabbern hat, wollte er sich mästen. Sein Publikum, flagt er, wartet mit größter Spannung auf Kino­Von den mit Kiefern bedeckten Ebenen Preußens bis zu den Auf dem Friedhofe selbst waren nur die Soldaten, die ver- Kriegsbilder, aber was er ihm bieten kann, zieht nicht Felsenufern des Rheins, von den wimmelnden Häfen der Ostsee wundeten Kameraden, die gehen konnten, der Kriegerverein und nerbenaufpeitschend genug. Mit sensationellen Treffern will der bis zu den bewaldeten Elbtälern wird er Junker und Sozialiſt einige herbeigeeilte Angehörige zugelassen. Den Weg ins Grab, Sientopp aufmarschieren, gilt es doch hohen Givinn. Eine Fa Schulter an Schulter- wenn nötig, solange kämpfen, bis das den getragen von den Soldaten der Kraftwagenabteilung die toten zeitung für die gesamte Projektionskunst tritt rasch für die Grün­Land nur noch eine Station von alten Männern und Knaben ist und Helden machten, begleiteten leise, verwebte Musikflänge. Als sie dung finematographisch- anatomischer Museen der deutsche Einfluß mit allem, wofür er steht, aus der Politik alle im Grabe versammelt waren, erhoben sich helle Kinderstimmen ein. Sie hofft mit Bestimmtheit, daß sich solche zeitgemäße In­Europas ausgelöscht ist. und sangen das Lied vom Scheiden, das so bitter weh tut. Und stitutionen sehr bald großer Beliebtheit erfreuen würden. Wir haben gegen ihn zu kämpfen, haben ihn, noch betrüb- dann sprachen die Geistlichen beider Konfessionen. Sie sprachen von Ernst der Weltlage fordert kategorisch die Freigabe klinischer Films, licher, zu besiegen. Aber es darf keine Nache, teine Demütigung der Liebe Gottes, von seiner Güte, von seiner Almacht, von den benn: In Kriegszeiten, die an die Nervenanspannung der Menschen geben. Dafür zu sorgen, wird unsere Aufgabe sein. Brüfungen, die er über sein Bolt schide, dessen Waffen er so herrlich ohnehin höchste Anforderungen stellen, stehen der Vorführung Man hört vielerlei wüßtes Geschwät über neue gefegnet habe. Sie lobten die Toten und die Bebenden hörten solcher Films ethische und ästhetische Bedenken nicht Karten Europas . Je weniger die Karte Europas es. Aber ihre Gefichter blieben starr, als begriffen sie nicht, als gegenüber. Im Gegenteil, es ist höchft nötig, die Empfindlich­berändert wird, um so weniger menschliches önnen sie es sich nicht zusammenreimen: die acht Gärge da unten feit und Empfindsamkeit allgemein abzuftumpfen Glend, um so weniger menschliche Leidenschaften im Grabe und die Biebe und Allmacht Gottes! Aber als dann die und auch den inneren Menschen den unvermeindlichen Kriegs­und Haz werden wir den nach uns tommenden ersten Hände Erde hinabwarfen auf die Särge, da löfte sich das greueln gegenüber abzuhärten. Generationen hinterlassen. Starre, über braune Wangen rannen Tränen, als letter Gruß Immer ran an die Empfindlichkeit und Empfindsamkeit. In für bie toten Kameraden. Drei Salven über das Grab! Acht den Staub mit den ethischen und ästhetischen Bedenken. Der Männer ruhen für immer im deutschen Waldesfrieden, und die innere Mensch muß abgehärtet werden gegen die Kriegsgreuel. Geschichte wird uns einst sagen, warum sie aus dem Leben mußten Er muß also abstumpfen, also denn scharf ins Zeug. Ein Geschäft in ber Kraft und in der Jugend. ist tabei zu machen,

Deutschland zu töten ist unmöglich. Man könnte ebenso gut davon reben, die Berge ber Schweiz ber Ebene gleich zu machen. Deutschland wirb bleiben, um sich, geheilt von feinen Wunden, von neuem aufzurichten.

Der