Nr. 275.- 31. Jahrg.
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Donnerstag, den 8. Oftober 1914.
Westlicher Kriegsschauplah.
Die Beschießung Antwerpens.
Die Deutschen stehen sicher in enger Verbindung mit der österreichischen Heerleitung, und ihre Kämpfe in Dstpreußen haben nur den Zweck verfolgt, die Aufmerksamkeit der Russen von dem Standplat der zukünftigen großen Schlacht fortFrankfurt a. M., 7. Oktober. ( W. T. B.) Die Frankf.zuleiten. Deutschlands Schicksal würde an dem Zeitung" meldet ans Amsterdam vom heutigen Tage: Punkte entschieden werden, wo die drei Kaiser" Nieuws van den Dag" meldet aus Rozendahl: Hente reiche zusammenstoßen. Hier rücken die Russen auf früh um 28 Uhr ließen die Deutschen durch eine Stafette zwei Linien vorwärts und man glaubt, daß es ungefähr ansagen, daß um 10 Uhr die Beschießung der Stadt zwanzig Armeekorps sind. Wenn es den Deutschen nicht glückt, Antwerpen beginnen werde. Die Regierung hier die russische Sturmflut aufzuhalten, so würden die Russen ist um 12 Uhr nach Ostende übergesiedelt; der hinter den Verteidigungswerken an der Dder nach Deutschland König blieb in der Stadt. Zahlreiche Flüchtlinge find infolge eindringen. Ergänzend wird dazu dem„ Giornale d'Italia" dieser Ankündigung an der holländischen Grenze angekommen. aus Petersburg gemeldet, in der Gegend von Krakau stehe eine große Schlacht zwischen Russen und Desterreichern bevor. Die Russen seien eine Million Mann stark mit einer mächtigen Artillerie.
Von der holländischen Grenze, 6. Oftober. Dem„ Maasboden" wird aus dem belgischen Grenzort Putte unter dem 5. Oktober gemeldet:
8000 Russen bei Uzsok gefallen. Heute früh wurde in dem Nethelgebiete heftig gekämpft. Wahr- Budapest , 7. Ottober.( W. T. V.) Dem amtlichen Be scheinlich sind die Deutschen von Wavre und Waelhem in nördlicher richte zufolge haben unsere Truppen die in Maramaros Richtung vorgerückt. Von da aus beginnen sie bereits die Beschießung in der Richtung auf Antwerpen . Von vertrauenswürdigen Sziget eingebrochenen russischen Heeresteile geschlagen Leuten, die aus Contich und Aertsaer, drei oder vier Kilometer von und bereits bis Nagybocsko berfolgt. Die Verder Stadt Antwerpen, angekommen find, vernehmen wir, daß die waltungsbehörden werden im Laufe des heutigen Tages die Schrapnells schon heute früh an vielen Orten größere Berheerungen amtliche Tätigkeit wieder aufnehmen. Die Beerdigung der in anrichteten. Daraus ist zu ersehen, daß die Deutschen schon dicht dem jüngsten Stampfe bei Uzfot gefallenen Russen dauert fort. bei der Stadt Antwerpen angelangt sind. Das Hilfskorps, das Bisher wurden achttausend Russenleichen begraben. namentlich zwischen Linth und Zierre Aufstellung genommen hat, beginnt schon seit zwei Tagen eine rüdwärtige Bewegung. Einstweilen ist das ganze belgische Feldheer in dem Gebiete zwischen Antwerpen , Lierre und der Schelde zusammengezogen. In diesem Raume ist ein heftiger Kampf im Gange.
Die Franzosen über die große Schlacht.
Paris , 7. Ottober.( W. T. B.) Das amtliche Communiqué von gestern abend 11 Uhr besagt:
Um die Nahrungsmittel.
Während die Verwaltung des Kriegswesens mit eiserner Energie ihre Maßnahmen auch im Innern durchsetzt, kann man das gleiche nicht von der Zivilverwaltung behaupten. Und doch kommt hier ein Gebiet in Frage, auf dem rücksichtsloseste Energie notwendig ist, wenn nicht die schwersten Schäden für das Gemeinwohl eintreten sollen. Wir meinen die Vorsorge für die Ernährung der Bevölkerung, die rationelle Verwendung aller verfügbaren Nahrungsmittel. In erster Linie kommt das Brotkorn in Betracht. Dank der günstigen Ernte und dem Umstande, daß der Krieg in einem Moment ausbrach, wo es noch möglich war, die übliche Verschleppung deutschen Getreides nach dem Auslande zu verhindern, ist Deutschland so ziemlich versorgt. Wie lange der Vorrar ausreichen kann, darüber liegen noch immer keine zuverlässigen Schäzungen vor.
In Betracht zu ziehen ist, daß eines der Gebiete, welche Ueberschuß über den eigenen Bedarf abzugeben haben, Ostlitten hat. Diese Provinz erzeugt annähernd 7 Proz. des preußen, durch das Eindringen des Feindes Schaden gegesamten Roggens in Deutschland , während ihre Bevölkerung 3 Proz. der Gesamtbevölkerung Deutschlands beträgt. Ist es richtig, daß ein wesentlicher Teil der Ernte Ostpreußens von den russischen Truppen verbrannt und verwüstet worden ist, so ist das ein Verlust, der ins Gewicht fällt. Um so mehr ist also äußerste Sorgfalt bei der Verwertung der Vorräte notwendig.
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Wie sieht es aber in Wirklichkeit aus? Es wird ganz zweifellos Roggen als Viehfutter benutzt. Ein Bei spiel : der Bremer Bürgerzeitung" wird aus Ribberhude gemeldet, daß dort per Eisenbahn mehrere hundert Säcke Roggenmehl zugeführt wurden, die für die Schweinemästereien bestimmt sind. Man verwende eben Roggenmehl statt Gerstenmehl, weil der Preis, wenn man den Nährstoff in Betracht zieht, der gleiche ist. Aus dem Posenschen erfahren wir, daß dort ungedroschener Roggen zu Häcksel geschnitten und an die Pferde verfüttert wird. Man spart so die Arbeit beim Drusch und ersetzt Hafer, den man kaufen würde, durch Roggen, den man zur Hand hat. Für den einzelnen Landsteht ein unersetzlicher Schaden.
Die Kennzeichen der Lage sind noch immer dieselben. Auf unserem linken Flügel nördlich der Dise wird der Kampf immer heftiger. Im Zentrum herrscht verhältnismäßige Ruhe. it and en. So begreiflich auch angesichts dessen, was weite Teile mirt mag das rationell sein, aber für die Allgemeinheit entAuf dem nördlichen Teile der Maashöhen haben wir Zerrain gewonnen.
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Englische Presstimmen. London , 7. Oktober. ( W. T. B.)„ Times" melden aus Paris : Obwohl der Feind hier und da Glück gehabt hat, ist die moralische Haltung der französischen Truppen nicht erschüttert. „ Daily Telegraph " meldet: Die Stämpfe in Frankreich werden zweifellos Woche für Woche heftiger. Falls es glüdt, die Deutschen über die Grenze zurüdzutreiben, wird es nicht mehr möglich sein, eine umgehende Bewegung zu machen. Man wird einen Nahkampf erleben, der an die Belagerungsoperationen mit Parallelgräben und Fortifikationen erinnert, die nur zwanzig Meter voneinander liegen. Das wird unzweifelhaft der größte und furchtbarste Abschnitt des großen Krieges.
Vom österreichisch- russischen Kriegsschauplatz.
Kämpfe in den Karpathen. Nyiregyhaza , 7. Oftober.( W. T. B.) Eine amtliche Meldung aus Huszt besagt: Die österreichisch- ungarischen Truppen stehen seit Montag mittag bei Tecioe mit den Russen im heftigen Stampf. Den Russen wurden ihre Positionen entrissen. Bei Körösfalva fand ebenfalls ein heftiger Stampf statt und endete mit einem vollständigen Siege. Die Russen wurden vernichtet oder gefangen. Hier bildeten 2000 polnische Legionäre die Vorhut.
Die Riesenschlacht in Galizien . London , 6. Ottober. Aus Petersburg erhält die, Times" Nachrichten, daß man jetzt unmittelbar vor großen militärischen Ereignissen in der Gegend um Krakau stehe. Galizien würde der Schauplatz für die größte Schlacht in diesem Kriege werden. Dorthin rüden die deutschen Armeen in Eil
Rönigsberger Blättern übermittelte Wolffs Telegraphenbureau eine Auslaffung von zuständiger Seite, in der es u. a. heißt: Durch falsche Gerüchte über den Ausgang des siegreichen Gefechtes bei Augustowo und durch aus betriebstechnischen Gründen angeordnete Maßnahmen der Eisenbahnverwaltung ist in einigen, selbst von der Grenze weiter abgelegenen Bezirken eine er neute Fluchtbewegung der Bevölkerung entder Proving haben durchmachen müssen, Aengstlichkeit und Nervofität bei der Bevölkerung ist, so muß doch vor Uebereilung und Kopflosigkeit auf Grund unverbürgter und in der Regel falscher Gerüchte dringend gewarnt werden. Wer seine Wirtschaft und Wohnung ohne zwingende Veranlassung in übertriebener Hengitlichkeit verläßt, fann, auch wenn kein feindlicher Einbruch erfolgt, nicht erwarten, fie in erträglichem Zustande wiederzufinden. Bei einer Massenflucht mit der Eisenbahn kann trop aller Bemühungen der Behörden für Verpflegung während der Reise und Ginquartierung nach Eintreffen vielfach nicht gesorgt werden, wodurch für Kinder und schwächliche Personen schwerer Schaden entstehen kann. Nach alledem kann eine übereilte Flucht, abgesehen von dem zu erwartenden Verluste der Habe, für Leben und Gesundheit mehr Gefahr bringen als das Bleiben selbst beim Einbruch des Feindes.
Unbedingt muß freilich zur rechtzeitigen Entfernung bei wirklichem, aber nicht bei nur gerüchtweise droben dem Herannahen des Feindes den männlichen Personen geraten werden, welche als wehrfähig in Betracht kommen, weil die russischen Truppen angewiesen sind, sie, wenn sie ihrer habhaft werden, als Kriegsgefangene fortzuführen. Mehrere tausend jüngerer und älterer Beute sind so bei dem feindlichen Einfall in der Provinz von den russischen Truppen mitgenommen worden, und viel Sorge und Kummer ist dadurch in zahllose Fa. milien gebracht. Immerhin kann diesen die Tatsache zum Trost dienen, daß diese fortgeschafften wehrfähigen Leute von Rußland als Kriegsgefangene betrachtet werden und daß die Nach richten über die Lehandlung der Kriegsgefangenen in Rußland bisher im allgemeinen nicht ungünstig sind. Die Angehörigen können also mit Sicherheit hoffen, auch diese Kriegsgefangenen nach Beendigung des Krieges wohlbehalten wiederzusehen. Nach dem Siege bei Augustowo hat sich die Striegslage an unserer Grenze so günstig gestaltet, daß wir, soweit sich im Striege überhaupt etwas voraussehen läßt, größere feindliche Einbrüche nach Ostpreußen nicht zu befürchten haben...."
Nach einer Mitteilung im„ Evangelischen Gemeindeblatt" ist bei dem Einfall der Russen in Ostpreußen fein evangelischer Geistlicher getötet worden. Auch der Pfarrer Horn in Schareyken, der nach einer Meldung von den Russen erschossen sein sollte, ist von seiner Verwundung genesen.
Schon vor einigen Wochen haben die ostpreußischen Behörden märschen und die Oesterreicher Konzentrieren dort die öffentlich darum gebeten, daß Aerzte sich in den auf dem platten Hauptmasse ihrer Truppen zwischen Breslau (?) Lande gelegenen ostpreußischen Orten niederlassen mögen. Ob diese und Krakau , so daß sie auch auf dem rechten Ufer der Aufforderung den gewünschten Erfolg hatte, ist nicht bekannt. Die Weichsel vorwärts rücken und die Russen zwingen können, von den Behörden angestellten Aerzte erhalten von den Behörden neben Erstattung der Reisekosten freie Wohnung und 25 M. pro entweder den Rü dzug aus Galizien anzutreten oder Tag. Dafür müssen sie zahlungsunfähige Patienten umsonst besich zu einer offenen Feldschlacht zu stellen. Handeln.
Das Hauptfuttermittel sind unter den gegebenen Umständen die Kartoffeln, die jetzt geerntet werden müssen. Den Berichten nach ist zwar keine so große Ernte wie im Vorjahre zu erwarten, aber immerhin eine gute Durchschnittsernte. Es ist eine der allerwichtigsten Aufgaben, daß die Kartoffeln mit aller Sorgfalt eingeerntet werden. Das ist vor allem eine Frage der Arbeitskräfte. Sie dürfte keine besonderen Schwierigkeiten machen in den Gebieten mit überwiegendem Bauernbefiz, um so größere dort, wo der Großgrundbesitz vorherrscht. Die Provinzen Ost- und Westpreußen , Brandenburg , Pommern , Schlesien und Sachsen liefern aber mehr als die Hälfte der in ganz Deutschland geernteten Kartoffeln( 1912 wurden im Reiche rund 50,2 Millionen Tonnen geerntet, davon in den genannten Provinzen 25,7 Millionen) und es werden auf den großen Gütern verhältnismäßig mehr Kartoffeln gebaut als auf den Bauerngütern. Es kommt hinzu, daß in normaler Beit die Brennkartoffeln bei der Ernte wenig sorgfältig behandelt werden, weil die Brennereien auch erfrorene Kartoffeln verarbeiten fönnen, man sich also nicht besonders um den Schutz gegen Frost zu kümmern braucht. Dagegen müssen jetzt, wenn man möglichst viel Kartoffeln zur Nahrung für Mensch und Vieh verwenden will, die Früchte unbedingt vor Frost geschützt werden, was nur durch gesteigerte Arbeit beim Einmieten geschehen kann. Die Arbeitskräfte sind nun bei der herrschenden Arbeitslosigkeit sicher zu beschaffen.
Sind aber die Landwirte derart auf die öffentliche Hilfe angewiesen, um die Kartoffelernte zu bergen, so ist ganz selbstverständlich, daß sie ihnen zuteil werden müßte unter der Bedingung, daß die Frucht auch zu angemessenem Preise an die Konsumenten abgegeben wird und vor allem, daß feine Kartoffeln zur Produktion von Fuselgift vergeudet werden. Der Einwand, daß man nicht in der Lage sei, die Kartoffeln, die normaliter zum Schnapsbrennen verwendet werden, zu überwintern, ist hinfällig. Man hat heute die Möglichkeit, durch Herstellung von Kartoffelschnigeln und -Flocken jedes Quantum der Frucht zu konservieren. Gerade in den Brennereien fann man leicht die Kartoffeln für diesen Zweck trocknen.
Es ist daher erstaunlich, daß die Regierung zwar den Landwirten gute Ratschläge und Ermahnungen erteilt, die Ernte sorgfältig und im Interesse der Allgemeinheit zu verwerten, daß aber bisher kein Verbot der Verfütterung von Brotkorn und fein Verbot der Vergeudung von Kartoffeln zur Schnapsbrenne. rei ergangen ist.