Jugend von einer starken Begeisterung für den Krieg erfüllt ist, die— vielleicht gegen den Willen eines großen Teiles der Studenten— notwendiger Weife den Charakter regierungsfreund- licber Kundgebungen annimmt. Der Krieg hat es leider mit sich ge- bracht, daß die innere orgamfche Entwicklung, die in den letzten zwei Jahren in Rußland auf eine neue Revolution hinsteuerte, ge- hemmt und der Zersetzungsprozeß des zaristischen Regimes durch den patriotischen Taumel auch demokratischer Elemente aufgehalten wird. RuPsche Proteste gegen üie deutsch - feindlichen Ausschreitungen in Moskau . Die russische liberale Presse erhebt energisch Protest gegen die wüsten Ausschreitungen des Moskauer Pöbels, der in der vorigen Woche eine Anzahl deutscher und ö st c r r c i ch i s ch e r Geschäfte in Moskau deniolierte. Doch be- sonders energisch protestiert die Moskauer Studentenschaft, deren Organisationen folgenden Protest in den Zeitungen der- öffentlicht haben: „Tie gespannte Stimmung der Moskauer Studentenschaft ist in den letzten Tagen, in Verbindung mit dem Beschlutz der Re- gierung, die akademische Jugend zu den Fahnen zu berufen, in einer Reihe Manifestationen zum Ausdruck gckonmien. Zu unserer liefen Bekümmernis sind aber diese Manifestationen zum Ausgangspunkt schwerer Exzesse und einer großen Reihe von Gewalttaten geworden, denen in der russischen Gesellschaft schon lange die Bezeichnung.Pogrom" verliehen worden ist. Und zum ersten Male wird mir diesem Worte auch der Name von Studenten verknüpft. Im Namen unserer Organisation erklären wir, daß die MoS< kauer organisierte Studentenschaft nach wie vor die Trägerin und Beschützerin allgemeinmenschlicher Ideale ist ,ind den Ueberlieferungen der besten Männer der russischen Ge- sellschaft treu bleibt. Au den jetzigen großen Tagen, wo das ganze Land sich er- hobei� hat in einem Gefühl des Heroismus und der Selbst- oufopferung, der Liebe und der Mildtätigkeit, darf kein Raum sei» für jenen P s e u d o p a t r i o t r s m u S. der in Gewalttaten gegenüber friedlichen Bürgern zum Ausdruck kommend, der nationalen Ehre und der Selbsterkenntnis der Gesellschaft als schwerer Vorwurf dient. Wir protestieren leidenschaftlich gegen jeden Versuch, die Ver- antivortung für diese wahrhaft schmachvollen Hand- lungen einzelner Personen der gesamten Moskauer Studentenschaft aufzubürden." Unterzeichnet ist dieser Protest von den Vertretern der bedeutendsten Organisationen und Landsmannschaften der Moskauer Studentenschaft. Eine Interpellation in üer bulgarischen Kammer. Sofia , 3. November. sW. T. B.) In der Sobranje richtete der Führer der Soziali st en an den Ministerpräsidenten R a- d o s l a w o w eine Anfrage über die allgemeine Politik der Re- g'eruug im Zusammenhange mit dem europäischen Kriege. Der Ministerpräsident ersuchte, die Antwort um einige Tage verschieben zu dürfen. DaS HauS stimmte dem Ersuchen zw Die italienische Ministerkrife. Rom , 2. November. (W. T. 23.)„Giornale d'Jtalia* sagt: Gemäß den übereinstimmenden Ratschlägen der vom Könige befragten Politiker hat der König Salandra mit der Bildung des Kabinetts beauftragt. Die Krise werde schnell überwunden sein. Nach der„Tribuna" werden S o n n i n o und C a r c a n o in das Kabinett eintreten.
die Lage in Irland . Unser Londoner Korrespondent schreibt un» vom 1. November: Die Lage in Irland seit dem Ausbruch des Krieges ist durch die wohlorganisierte Verschwörung des Stillschweigens der englischen Presse bisher den Augen der Welt und vor allem des englischen Volkes entzogen worden. Aber es scheint, daß diese Taktik nicht mehr mit Erfolg fortzusetzen ist. denn just die„Times" bricht mit einem Artikel in ihrer Nummer vom 3l. Oktober das Eis. Es wird da bitter darüber geklagt, daß die von dem parla- mentarrschen Jrenführer R e d in o n d unternommene Rekrutie- rungskampagne im nationalistischen Irland ein sehr enttäuschendes Ergebnis gezeitigt habe. Es hätten sich dort höchstens 10 000 Rekruten gemeldet, und die verbreiteten Gerüchte, daß die Ein. führung der allgemeinen Wehrpflicht bevorstehe, hätten eine unge- wohnliche Massenauswanderung junger Leute nach den Vereinigten Staaten zur Folge gehabt. Tie„Times" schreibt diese betrübenden Erscheinungen der leidenschaftlichen Agitation einer kleinen Gruppe von extremen irischen Nationalisten, der Sinn Feiner(..Sinn Fein" ist irisch für..Wir selbst") sowie der An- Hänger des bekannten Arbeiterführers Larkin zu und verlangt. daß die Prehorgane dieser Gruppen von der Regierung unterdruckt werden. Aus diesen Preßorganen zitiert die„Times" verschiedene Sätze und Wendungen, die uns zwar nicht unbekannt waren, aber dem englischen Publikum eine sehr unangenehme Ileberraschung sein werden. Danach predigen diese Blätter offen, daß ein Jrländer. der sich für die englische Armee werben lasse. Judasverrat übe, daß es sich um einen„Krieg Englands" handle, mit dem Irland nichts zu schaffen habe. ja. daß Irland sich mit Indien und Aegypten verbinden müsse, um eine Niederlage Englands zur Er- Pressung eigener günstiger Bedingungen zu benutzen. Sie be.chul. digen die englische Regierung, daß sie sich verschworen habe, das nationalistische Freiwilligenheer von Irland loszuwerden, indem sie es von den Deutschen abschlachten lassen wolle Das Programm. das sie dem irischen Volke anempfehlen, besteht darin, st r l I i e Neutralität in dem Kriege zu bewahren, sich nicht für die Armee anwerben zu lassen, sondern das nationalistische Fre,- willigenheer intakt zu erhalten und mit allen Kräften weiter zu vermehren und auszubauen, damit es für die«tunde bereit ,el. die Irland die Gelegenheit bieten werde, sich von der engliichen Herr. ichaft vollständig zu befreien. Diese von der„Times" angedeuteten Aeußerungen geben ichon ein ziemlich anschauliches Bild von der Haltung meS nicht zu unterschätzenden Teiles der irischen Bevölkerung. Wir mochten noch hinzufügen, daß nicht nur die irische Arbeiterpar ci � Larkin und C o n n o l I y, sondern auch die miche Organnanon der englischen I. L. P. bei dieser Propaganda eine viel größere Rolle spielt, als die„TimeS" durchblicken läßt. Die in Frage kom» wenden Wochenblätter werden nicht nur mit bewundernswürdigem Mut und unerschrockener Offenheit, sondern auch mit einem pol" tischen und literarischen Geschick geleitet. daS der besten Journa- listik und der klassischen Pamphletliteratur aller revolutionären Perioden würdig an die Seite gestellt werden kann. Wir mochten noch erwähnen, daß die große Versammlung in Dublin , in der der Ministerpräsident ASquith die irische Rekrutierungskampagne vor einigen Wochen einleitete, keineswegs so rubig und harmoni,ch verlief wie man nach den damaligen Berichten der englischen Presse annehmen mußte, und das obschon die Versammlungsteilnehmer
sorgfältig ausgesucht worden waren, daß daS Dubliner nationalistische Freiwilligenheer das Verlangen der Behörden, beim Einzug AZquiths Spalier zu bilden, entschieden ablehnte, und daß in dem- selben Augenblick, als Asquith in jener Versammlung sprach, ein öffentliches Monstermeeting in der blutbefleckten O'Connell Street abgehalten wurde, in der Larkiu, Connolly und andere leiden- schaftlich gegen die Rekrutierung Front machten. Wir wollen auch die uns von unterrichteter irischer Seite gemachte Mitteilung nicht verschweigen, daß selbst R e d in o n d seine Rekrutierungskampagne schwerlich mit ganzem Herzen betreibt, wenigstens, so hören wir, hat er es für nötig gefunden, gewisse irische Nationalisten darüber zu beruhigen daß seine Nelrutierungskampagne gar nicht so furchtbar ernst gemeint sei, daß er sie nur habe unternehmen müssen, um den Ulsterleuten keine Waffen gegen die Nationalisten zu liefern, denn die Ulsterleute wachen mit Argusaugen über die Hal- tung der Nationalisten und hoffen aus dieser die Handhabe zu schöpfen, um die Nationalisten nach dem Kriege der auf dem Papier schon errungenen Homerule zu berauben. Man muß sich allerdings davor hüten, besondere Hoffnungen aus der Haltung der Jrländer zu erregen, wie denn überhaupt die Solidarität, der Zusammenhalt und die innere Widerstandsfähigkeit des ganzen britischen Weltreiches unserer Ueberzeugung nach ziemlich solide ist. Wer unsere Bewunderung können wir den irsi'chen Nationalisten und vor allem unseren irischen Ge- nassen nicht versagen, daß sie sich auch in dieser Zeit fest und treu zu ihrer eigenen Fahne halten und unerschrocken für die Sache weiterkämpfen, der sie ihr Leben geweiht. Den tiefsten Eindruck dürfte aber am Kontinent die Tatsache machen, daß die englische Regierung solchen„staatsfeindlichen" Kundgebungen und Bestrebun- gen in Irland — und sie sind auch in England selbst nicht ganz unbekannt— noch immer ungehinderten Lauf läßt.
politische Uebersicht. Kartoffel-Höchstpreise. Die Kreishauptmannschaft Chemnitz hat eine öffentliche „M a h n u n g" an die Kartoffelproduzenten und-Händler gerichtet, in der mit der Festsetznngvon Höch st preisen ge- droht wird,„sofern nicht alsbald eine wesentliche Herab- Minderung der Kartoffelpreise eintritt."„Die Kreishaupt- Mannschaft," heißt es weiter,„erwartet von der v a t c r l ä n d i- schen Gesinnung der Landwirte wie der Kartoffelhändler, daß diese letzte Warnung nicht unbeachtet ver- hallen möge. Die Höchstpreise sind vom Krcisausschuß bereits ziffernmäßig festgelegt worden." Einige Gemeinden haben sich wiederum veranlaßt gesehen, Höchstpreise für Kartoffeln festzusetzen. In Mainz hat der Magistrat einen„Produzenten-Höch st preis* von 6 M. für den Doppelzentner beim Kauf am ErzeugungSort und von 6,50 M. beim Kauf auf dem Markt oder bei freier Lieferung an den Käufer festgesetzt, daneben einen.HändlerpretS* von 7 M. für den Doppelzentner und 4 Pf. für das Pfund. Die Ver- ordnung fügt hinzu:„Für geringere Sorten ermäßigen sich diese Preise um 1 M. für 100 Kilogramm, im Kleinhandel um 1 Pf. für 1 Kilogramm. Die Höchstpreise bilden die äußerste Grenze der Preisstellung und brauchen weder gefordert noch bewilligt zu werden." In Gotha wurde für die Stadt ein Höchstpreis von 3,50 M. für den Zentner festgesetzt. Die Karioffelbesitzer sind zum Verkauf gezwungen, sonst kann ihr Vorrat beschlagnahmt werden.— Ferner wird gemeldet, daß die angekündigte Beratung aller thüringischen Regierungen in Erfurt stattgefunden und beschlossen habe, für ganz Thüringen einen Höchstpreis von 3,50 M. festzusetzen. Dieser Höchstpreis soll am 4. November in Kraft treien. Endlich ist aus dem Kreise Heiligen st adt gemeldet worden, daß der dortige Landrat einen Höchstpreis von 3,5V M. für den Zentner Kartoffeln(ohne Sack) durchgeführt hat. Es ist be- zeichnend, daß sich selbst in ländlichen Gegenden ein Höchst- preis als nötig herausgestellt hat. Man wird alle diese Höchstpreise reichlich hoch nennen dürfen. Aber ein wirklich kräftiges Zugreifen gegen den Kartoffel- wucher ist talsächlich nur möglich, wenn d a S R e i ch die Sache in die Hand nimnit. Die Festsetzung niedriger Höch st- preise von Reichs wegen ist unabweisbare For- d e r u n g. TSeizenauszugsmehl. Amtlich wird mitgeleitt: Der preußische Handelsminister hat in AuSfübrung der Verordnung des BundesraiS über das AuSmahlen von Brotgelreide dieHerstellungeineSWeizenauSzugS- m e h l» bis zu 30 Proz. zugelassen. Gegen den Schnaps. Der Kronprinz hatte bekanntlich in einem Telegramm Rum und Arrak illr seine Truppen verlangt. Dieses Telegramm wurde schleunigst vervielsölligt und dient nun den Verläufern von Schnaps als Reklame. Das Publikum wird aufgefordert, dem Wunsche de« Krön- prinzen Rechinilig zu tragen. Diesem Treiben tritt nunmehr General p. Roehl, der Kommandierende in Altona , mit folgendem Erlaß ent- gegen: „Von verschiedenen Geschäftsstellen aus wird durch Ausforde« ruiigen und Reklame ein Mißbrauch mit einem Wunsche Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit de» Kronprinzen getrieben, den Truppen Rum und Arrak zu schicken. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit haben hiermit nur gemeint, daß solche Sen- düngen erwünscht seien, um als Medikament gegen Er- kältungen, Dysenterie usw. zu dienen. Eine marktschreierische Auf- forderung zur Sammlung solcher, nock dazu unverhältnismäßig billig hergestellter Alkoholgetränke ist daher gänzlich über- flüssig.*_ Beschlagnahme englischer Kaffeelager in Hamburg . Bei mehreren größeren Kaffeefirmen Hamburgs , deren In- haber Engländer sind, sind die Kaffeelager beschlagnahmt worden. Einquartierungsscheu. Die Anzeichen mehren fich. daß e» zahlreiche Patrioten gibt, die eS„satt* haben, dem Reich noch weiter das kleine Opfer zu bringen, daß sie durchmarschierenden Truppen Kost und Obdach gewähren. Jetzt wird wieder auS Oels gemeldet, daß der dortige Landrat sich veranlaßt gesehen habe, in zwei Bekanntmachungen einige Bauerngutsbesitzer unter Nennung ihres RamenS zu brand- marken, weil sie sich bei der Aufnahme der Einquartierung„höchst widerwillig und unpatriotisch" gezeigt hätten. Bei dem einen wird ausdrückli» festgestellt, daß er„einer der wohlhabendsten Leute* seines Ortes wäre. In der zweiten Bekanntmachung heißt e« über daS Verhalten des genannten Landwirts:.Es ist eine Schmach und Schande für die ganze Ortschaft Sroß-WeigelSdorf, deren Einwohner mit Langner in gebührender W e i s e a b r e ch n e n m ö g e>,.' s» Man wird zugeben, daß diese Sprache an Deutlichkeit nicht» zu wünschen übrig läßt.
Kommunale KriegSmaffnahmen. Im Würzburger Stadtvarlainent machten die sozialdemokratischen Vertreter erneut den Versuch, eine Arbeitslosen« u n t e r st ü tz u li g durchzudrücken. Auf Antrag der Liberalen ivurde ein Ausschuß eingesetzt, der untersucheu soll, ob die Arbeitslosigkeit als öffentlicher Notstand gelten und wie ihm abgeholfen werden kann. — Echt liberal! Ferner wiederholen wir. waS in einem Teil der Auflage bereits gestern mitgeteilt war: Eine Arbeitslosenunterstützung wurde auch in Kassel eingeführt. Die Iliiteisslützung betragt 70 Pf. täglich für ledige, für verheiratete Arbeitslose 1 Mark. Sie kann für sedeS von dem Arbeitslosen versorgte Kind unter 13 Jahren um 15 Pf. bis zu dem Betrage von 1,60 M. herausgesetzt werden. Andere Unter- stützungen werden soweit angerechnet, daß ein Unverheirateter täglich nicht mehr als 1,80 M., ein Verheirateter ohne Kinder nicht mehr als 2,20 M., ein Verheirateter mit Kindern je nach ihrer Zahl ent« sprechend mehr(bis insgesamt 2,80 M.) erhält. Ist jedoch in dem Gesamteinkommen des Arbeitslosen eine Iliiterstützung durch einen Berufsverein enthalten, so soll über die oben genannten Höchst» sätze hinaus noch die Hälfte des Betrages zur Auszahlung kommen, und welche bei voller Auszahlung der städtischen Unter- stützung diese Höchstsätze überschritten würden, jedoch in keinem Falle mehr als 3,30 M. In Elbing lehnten die Stadtverordneten einen sozial« demokratischen Antrag ab. der die E i n f ü h r u n g eines 75proz. Zuschlags zurReichSfamilie»unter st ützung verlangte: auch ein christlicher Arbeitersekretär war dagegen. Zur- zeit ist die Stadt zu keinerlei Zuschuß verpflichtet. Allerdings wurden bei Ausbruch des Kriege» 100 000 M. für UnterstützungS« zwecke zur Verfügung gestellt, aber Unterstützungen aus diesem Fonds werden nur in ungenügender Zahl, in geringer Höhe und unter der Bedingung der Mietezahlung gewährt, so daß in der Arbeiterschaft darüber viele Beschwerden laut werden.
Verbotene Partei- und Gewerkschaftsversammlungen. In München-Gladbach ist von der Polizeibehörde im Aufttag« des Rheydter Bezirkskommandos eine Parteiversammlung verboten worden. AlS Grund wurde Gefährdung militärischer Interessen an- gegeben. In der Versammlung sollte unter anderem ein Vortrag über daS Thema„Rußland und der Weltkrieg' gehalten werden; als aber die Behörde deshalb Schwierigkeiten machte, teilte man ihr mit, daß der Vortrag nicht gehalten würde. Trotzdem wurde die Versammlung verboten. Auch dem Leiter der Textilarbeiterorgani» sation ist die Genehmigung zur Abhaltung von Mitgliederversamm« lungen versagt worden. Bemerkenswert ist hierbei, daß andere politische Organisationen im Bereich des Rheydter BezirkSkominandoS — die Zentrumspartei , der Bolksverein, Windthorstbund, die christ- lichen Gewerkschaften usw.— bisher unbeanstandet Versammlungen abhalten konnten._
Verbot des„Oberschlefischen Kurier". Ter„Oberschlesische Kurier" hat am 28. Oktober folgende Notiz gebracht:„Wegen der in 2!r. 242 des„Kurier" veröffentlichten Kritik an einem vom Redakteur Wirth verfaßten Gedichte in der „Kattowitzer Zeitung" wurde dem„Kurier" am vergangenen Frei- tag durch telegraphischc Verfügung des Stellv. Generaliommando» in Breslau das Erscheinen vom Sonnabend, den 24. früh bis ein- schließlich Mittwoch, den 28. Oktober, verboten. Auf unser Er» suchen ist das Verbot inzwischen wieder aufgehoben worden."
Tie Reichstagsersatzwahl in Aurich . Die durch den Tod des nationalliberalen Abgeordneten Dr. Semler notwendig gewordene RcichStagScriatzwahl in Aurich soll nach dem»Hann. Courier" am 0. Dezember stattfinden. National« liberaler Kandidat ist der trübere Abg. Dr. Stresemann. Die anderen Parteien verzichten bekanntlich auf eine Beteiligung an dieser Wahl._
Landtagsersatzwahl in Dortmund . Für den im Felde gefallenen Abgeordneten Hasenclever haben die Dortmunder Naiionalliberalen für die bevorstehende Ersatzwahl zum Landtag den Geschäftsführer de» Zentralverbande« deuischer Industrieller, Regierungsrat Dr. Schweighofer au» Berlin , ausgestellt._
Die Lage in Mexiko . Frankfurt a. M., 3. November. (W. T. B.) Die„Frank- furtcr Zeitung" meldet über Mailand , die mexikanische Regie- rnng plane die Beschlagnahme sämtlicher Güter H u c r t a s. ES werde versichert, daß die Vereinigten Staaten ihre Truppen in Beracruz und an der Grenze verstärkten. weil die Lage in Mexiko in ein akutes Stadium getreten sct und eine Intervention erfordere. Französische Blätter berichten aus Mexiko , daß der mexikanische Minister des Acußern dem belgischen Gesandten die Pässe zugestellt habe. Per- anlassung dazu hätten die der mexikanischen Regierung über- niittelten Noten gegeben, die sich niit der amerikanisch -belgischen Trambahngesellschaft beschäftigten. Holländische Blätter berichten von einem Anschlag eines Mexikaners namens M n n g i o auf General B i l l a. Es sei nicht bekannt, ob der Slnschlag Erfolg gehabt habe.
Letzte Nachrichten. Zlusschaltung des Völkerrechts. Köln a. Rh., 3. November. (W. T. B.) Die„Köln . Ztg." meldet aus Berlin , vom 2. November: Nach einer Blätter- Meldung soll die englische Regierung nach Besprechung niit den verbündeten und neutralen Mächten beschlossen haben, die Londoner Deklaration von 1909 nicht mehr als Grundlage für ihre Handlungs- weise in Angelegenheiten des intcrnationa- len Rechtes anzusehen. Eine Bestätigung für diese Lossagung Englands von der Londoner Deklaration scheint noch nicht vorzuliegen. Es wird aber wohl festgestellt werden müssen, ob eine solche Lossagung erfolgt ist. Sollte dies der Fall sein, so würden wir daraus den selbstverständlichen Schluß zu ziehen haben, daß England gegcniiber auch Deutschland an die Londoner Deklaration nicht mehr gebunden wäre.
Ein russischer Armeebefehl an die Kaukasusarmcc. Petersburg, 3. November. (W. T. B.)(Meldung der Peters. burger Telegraphenagentur.) Der kaiserliche Statthalter hat einen Tagesbefehl an die Armee des Kaukasus erlassen, in dem er sagt, angesichts der türkischen Angriffe auf die russische Küste und die Schiffe der Schwarzen-Mecr-Flotie habe der Kaiser der Armee des Kaukasus besohlen, die Grenze zu über- schreiten und die Türken anzugreifen.