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Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 49.

Parlamentsberichte.

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Deutscher   Reichstag  .

Mittwoch, den 28. Februar 1894.

11. Jahrg.

machen wollte, ein Zustand, der für unsern Handel und| Schwanken der Valuta und dem Preise der agrarischen Produkte, unsere Rhederei und auch für die Landwirthschaft des Ostens wovon Herr v. Rardorff bei seinem Antrage ausgeht, ist absolut erhebliche Schäden mit sich bringen müßte.( Sehr richtig! links.) nicht vorhanden. Das ist nicht blos von dem bekannten Sach­58. Sigung vom 27. Februar 1894. 1 Uhr. Der Schmuggel würde an der Ostgrenze wiederkommen, er würde verständigen Professor Conrad bewiesen, sondern auch durch eine Am Tische des Bundesraths: Graf von Caprivi, von zu Grenzstreitigkeiten und Gefechten führen, und wohin weiter, Eingabe der Breslauer Handelskammer in einer graphischen Dar­Bötticher, von Marschall, von Berlepich, Graf das mag ich nicht ausmalen. Gerade unsere Grenzprovinzen stellung über die Schwankungen des russischen Rubelkurses in der Bötticher, von Marschall, von Berlepsch, Graf würden die Mauer, hoch wie die chinesische, schmerzlich empfinden. Zeit von 1851-53 und über die Wirkungen der Preise der Posadowsky, von Schelling. Eingegangen ist ein Gefeßentwurf, betreffend die Abänderung Wenn trotz des hohen Bolles ein Handel noch getrieben ist, so agrarischen Produkte in derselben Zeit. Der Antrag Kardorff des Bolltarif Gefeßes( Aufhebung des Identitäts wird das nicht so weiter gehen. Der Handel wird noch ge- würde also die beabsichtigte Wirkung nicht haben, sondern nachweise 3). trieben auf grund alter Kundschaft und Kredite in der Hoffnung wahrscheinlich für die Landwirthschaft schädlich sein. Die erste Berathung des Handels. und Schiff auf eine Befferung. Das geht dann alles zu Ende, und es bleibt Im ganzen sind die Erörterungen des Grafen Mirbach durchaus fahrts Vertrages zwischen dem Reich und Ruß eine hohe Bollschranke, die dann sehr lange bleiben wird. Wir fachlich gewesen. Im wesentlichen gipfeln die vielen Angriffe land wird fortgesezt und zwar in Verbindung mit dem Antrage find zum Vertrage gekommen unter dem Zusammenwirken auf den Vertrag und auch die Darlegungen des Vorredners in des Abg. v. Kardorff, betreffend die Vorlegung eines Reichs- günstiger Umstände, die nicht immer wiederkehren. Der Zoll- der Behauptung, daß er der Industrie ganz geringe, zum Theil gefeges wegen Erhebung von Zollzuschlägen für die Einfuhr von frieg würde dann bestehen bleiben, feiner würde nachgeben gar keine Vortheile, der Landwirthschaft dagegen großen Schaden Roggen, Weizen und Mehl bei bestehendem Disagio in fremden wollen, und es würde die hermetische Abschließung der bringe. Für die Beurtheilung der Vortheile des Vertrages für Staaten. Der Zollzuschlag soll betragen bei mehr als 10 pCt. Grenze erfolgen auf einer Strecke von 1200 Kilometern. Handel und Industrie ist doch zweifellos die einmüthige Auf­Disagio bei Getreide 1 M., bei Mehl 2,50 M., bei mehr als Nicht blos der Verkehr der Waaren, sondern auch der Ver- faffung dieser Berufsklassen in hohem Grade maßgebend und 20 pCt. Disagio für Getreide 2 M., für Mehl 5 M. fehr der Menschen würde aufhören, das gebe ich den zwar um so mehr, als die verbündeten Regierungen zum Ein Aenderungsantrag des Abg. v. Salisch( dt.) will den Herren Landwirthen aus Ostpreußen   zur Erwägung, welche auf ersten Mal in dem Zollbeirath eine Einrichtung getroffen Hafer in den Antrag einfügen und die Zollerhöhung für ihn die russischen Arbeiter angewiesen sind. Man hat sich haben, die Handel und Industrie fortlaufend von den auf 0,80 M. bezw. 1,60 m. feststellen. gewöhnt, den Panslavismus als etwas Schädliches anzusehen, Ergebnissen unterrichtet hat. Man hat vielfach darauf Abg. Freiherr Heyl zu Herrnsheim( natl.) will die Zoll- weil darin eine Abwendung Rußlands   vom Westen liegt. Ist hingewiesen, daß durch den Vertrag eine Reihe von Industrie­erhöhung bei mehr als 20 pet. Disagio auf 1,50 bezw. 3,75 m. das der Fall, was wird geschehen, wenn wir die von Rußland   branchen feine Tarifpofitionsermäßigungen gewährt werden und festfeben. dargebotene Hand zurückweisen? Wird Rußland   nicht noch mehr es ist versucht worden, diese Klasse gegen die, welche eine Er­Abg. v. Kardorff( R.) erhält als Antragsteller das dem Panflavismus verfallen? Dann treten alle die Gefahren mäßigung erhalten haben, zu gewinnen. In den Delegirtenver­Wort: Der Zweck des Antrages geht dahin, die Annahme ein, welche man mit diesem Worte in Verbindung bringt. Man sammlungen sind alle Branchen vertreten, und wenn sich in von Handelsverträgen, gleichviel mit welchen Staaten, mit hat der gegenwärtigen Regierung vorgeworfen, sie hätte den diesen kein Widerspruch geltend gemacht hat, dann ist das ein einer überwiegenden Mehrheit des Reichstags zu sichern. Verbindungsdraht nach Rußland   zerschnitten. Das ist nicht schlagender Beweis für die einmüthige Auffassung der Industrie Er bezweckt die Ausgleichung der Währungsdifferenzen. Unser richtig. Wird der Vertrag abgelehnt, dann zerschneiden Sie nicht von dem Nutzen des Vertrages. Es steht fest, daß zum ersten Mal Antrag richtet sich nicht allein gegen Rußland  , sondern auch blos den neuen Draht, sondern auch den alten Draht. Der russische mit Rußland   ein Vertrag abgeschlossen werden soll, nach welchem gegen andere Länder, wie Argentinien   und Indien  . Argentinien   Vertrag ist das letzte Glied einer Kette. Die Kette ist um dieses Glied die Deutschen   auf dem ganzen Gebiet des Handels, der Schifffahrt, hat ein sehr hohes Goldagio, welches wie eine Prämie auf die verlängert, ohne daß wir einen Preis dafür gezahlt haben; der der Zollabfertigung, des Eisenbahn- Verkehrs in gleicher Weise Ausfuhr von Weizen nach dem deutschen   Markt wirkt. In ähn- Preis liegt bereits im österreichischen Handelsvertrage und auch wie die russischen Staatsangehörigen behandelt werden sollen. licher Weise ist der indische Weizen durch den Niedergang des dieser Preis ist nicht allzu hoch.( Widerspruch rechts.) Es ist Das ist ein großer Vortheil für den bedrängten Osten und Silberpreises bevorzugt. Die deutsche Landwirthschaft als Ge- der Beweis geführt worden, daß wir ohne russischen Roggen Norden unseres Vaterlandes. Für diejenigen Branchen, die eine fchäft geht daran zu Grunde. Die Besorgniß, daß gerade der leben können; Rußland   hat seine Grenzen verschlossen und wir direkte Tarifermäßigung nicht erlangt haben, ist das schon ein russische   Handelsvertrag der Landwirthschaft den Todesstoß ver- hatten doch keinen Mangel an Roggen, weil der Roggen ein bedeutender Vortheil, daß der Zollfrieg mit seinen bedenklichen sehen würde, ist vielleicht übertrieben. Den schwersten Stoß Weltmarktartikel ist wie der Weizen. Wie soll Rußland   zur Wirkungen beseitigt ist. Die statistischen Nachweise ergeben, daß hat sie schon durch den österreichischen Handelsvertrag bekommen. Ueberschwemmung tommen! Glaubt man, daß Rußland   seinen wir ein Quantum von Waaren von etwa 1/2 Hundert Millionen Sie kann auch die kleinste Neubelastung nicht ohne schwere Be- Roggen billiger geben wird als andere Länder? Wir kaufen jährlich nach Rußland   gebracht haben, also mehr, als die eng denken übernehmen. Die Vortheile des Vertrages für die Roggen, ob vom Lieferanten A oder B, ist gleichgiltig. Für lische Ausfuhr beträgt, und mehr als die Ausfuhr sämmtlicher Industrie sind nicht so groß, wie man sagt. Das größte Rußland   liegt die Sache anders, es hat Interesse, seinen Roggen Länder, wenn man England ausscheidet. Daher ist es unab­Schlesische Eisenwert, in dessen Aufsichtsrath ich mich befunden auf fürzeren Wegen nach Deutschland   abzusetzen; man weisbar nothwendig, den Zollkrieg zu beendigen. Rußland   besitzt habe, hat trotz der geschicktesten Leitung seinen Export nach giebt auch bei uns dem russischen Kaufmann län einen Reichthum an Naturschäßen, eine Produktions- und Kon­Rußland einstellen müssen, lediglich wegen der Unterwerthigkeit geren Kredit als anderwärts. Wir stehen vor einem sumtionsfähigkeit wie wenige Länder, vorausgesetzt, daß die Ent­der russischen Valuta, weil es niemals voraussehen konnte, ob Handelsvertrage, der keinen Preis von uns fordert, wickelung nicht große Störungen erfährt. Deutschland  , der der Export gewinn oder verluftbringend sein würde. Ich wie die anderen Handelsverträge. Da verstehe ich nicht, wie man nächste Nachbar, wird davon den größten Vortheil haben. Daß fürchte, ähnliche Erfahrungen werden die Industriellen auch bei gegen den jetzigen Handelsvertrag auch dann stimmen fann, wenn Rußlands   Industrie sich so entwickelt, daß seine Industrieprodukte diesem Vertrage machen, wenn auch ein gewisses Aufflackern man nicht für den österreichischen Handelsvertrag gestimmt hat. unsern Markt belasten werden, eine solche Annahme ist doch das mancher Industrie jetzt zu Anfang eintreten mag. Selbst Wo die Landwirthschaft in diesem Vertrage, ohne das Absonderlichste von Kosatenfurcht! Wenn es uns gelungen ist, wenn die Vortheile für die Industrie groß genug sein mindeste eigene Opfer zu bringen, der Industrie Vortheile bringen mit viel weiter und viel früher entwickelten Industrien von Eng­sollten, sie werden immer auf Kosten der Landwirthschaft soll, da versagt der Bund der Landwirthe, der jetzt auch dabei land und Frankreich   zu konkurriren, nicht blos bei uns, sondern erworben werden. Wenn die Regierung noch zur Herbeiführung ist den Osten von dem Westen zu trennen. Das macht sich in auch im Auslande und in den betreffenden Ländern selbst, so der internationalen Doppelwährung die Initiative ergriffen hätte, Tausenden von Beziehungen geltend.( Sehr richtig! links.) Wenn werden wir doch die Konkurrenz mit Rußland   aushalten können. so ließe sich darüber vielleicht reden. Die zusammenberufene man von Landwirthen spricht, ist es beinahe so, als ob nur auf Daß Rußland   die deutsche Landwirthschaft infolge des Vertrages Enquete sollte eigentlich Vorschläge zur Hebung des Silberpreises dem rechten Elbufer Landwirthschaft getrieben würde.( Sehr richtig! besonders schädigen würde, ist nicht anzunehmen. Der Herr Staats­machen; die Negierung beruft aber Mitglieder, welche ein solches links.) Man bringt auch die kleinen und die großen Landwirthe im sekretär hat gestern schwer zu widerlegende Zahlen vorgebracht; Beginnen für baren Unsinn halten. Gegensatz. Das wollen Sie nicht, aber es ist der Fall. Warten er hat bewiesen, daß der Unterscheidungszoll Rußland gegen­Reichstanzler Graf v. Caprivi: Der vorliegende Vertrag Sie nur ein paar Jahre noch ab.( Zustimmung links.) Beinahe über nirgends in den Preisen zum Ausdruck gekommen ist. ist bestimmt, eine Brücke jür den; friedlichen Verkehr zwischen hundert Jahre dauern die Versuche, uns Rußland wirthschaftlich Immerhin bleiben noch gewisse Besorgnisse, die wohl geeignet zwei großen Nationen zu bilden. Er ist geprüft worden von zu nähern. Jezt sind wir am Ziel, und ich glaube, ein großer find, Kompensationen als nothwendig zu bezeichnen. Aber man Sachverständigen aller Art, und diese haben gefunden, daß es ein Theil der preußischen Nation freut sich darüber. sagt, einer Regierung, welche so wenig Interesse für die Land gutes Wert wäre. Weiter ist insinuirt worden, es wären Streitig- Abg. König( Antisemit) beginnt seine Rede unter großer wirthschaft zeige, könne man den Vertrag nicht einräumen, auch feiten und Spaltungen im preußischen Staatsministerium da- Unruhe des Hauses, da viele Abgeordnete den Saal verlassen. wenn Kompenfationen in Aussicht gestellt werden. Graf Mirbach  gewesen; Epaltungen zwischen dem Reich und Preußen, zwischen Er nimmt den Bund der Landwirthe in Schuß, weil er die Ver- hat es für sich abgelehnt, daß persönliche Fragen bei der Ent­dem Kaiser und dem Könige womöglich sind tonstruirt worden. bindung zwischen dem großen und kleinen Grundbesitz, zwischen scheidung maßgebend sind. Herr v. Kardorff aber kam etwas Von alledem ist nichts wahr. Das preußische Staatsministerium dem Often und Westen gebildet habe. Wenn Fürst Bismarck   mehr mit der Sprache heraus; er meinte, wenn der Vertrag vom hat diesem Handelsvertrage einstimmig zugestimmt. Auch im noch an seinem Plage wäre, dann hätten wir weder diesen Fürsten Bismarck vorgelegt worden wäre, dann hätte man ihn Bundesrath ist der Vertrag einstimmig angenommen worden, und russischen Vertrag, noch vorher den österreichischen erhalten. annehmen können.( Heiterkeit.) So plaudern manche die Dinge somit find alle hierauf bezüglichen Insinuationen hinfällig. Diese Handelsvertragspolitik hat gerade den Gegensatz zwischen aus, Herr Graf Mirbach  ! Dem Grafen Mirbach wurde Herr Herr v. Kardorff ist in bezug auf die Streitigkeiten zwischen Industrie und Landwirthschaft erst hervorgerufen, nicht der Bund v. Plöß vorgehalten als einer, der den Grafen Caprivi angegriffen Preußen und dem Reich bei der Währungsenquete" falsch unter der Landwirthe. Wenn man den russischen Vertrag nur nach habe. Herr v. Plöt soll nun allerdings keine verantwortliche richtet; nicht die preußische Regierung, sondern ich habe dieselbe wirthschaftlichen Gründen beurtheilen soll, dann ist sein Urtheil Stellung haben. Aber gerade er hat in dem Bund der Landwirthe eine veranlaßt. Der vorliegende Vertrag hat unter kompetenten gesprochen. Denn wenn nicht politische Gründe für diesen Ver- 10 verantwortliche Stellung, verantwortlicher als Graf Mirbach  , Beurtheilern des In- und Auslandes Zustimmung gefunden. trag sprechen, so müßten doch ganz andere wirthschaftliche Vor- und Herr v. Plöß hat wiederholt die Forderung gestellt: Diefer Weil man den Versuch gemacht hat, hierüber mancherlei Jrr- theile erzielt worden sein, um diesen Vertrag zu empfehlen. Die Kanzler muß von seinem Platz fort. Dafür können die Konser thümer zu verbreiten, so will ich hier aussprechen, daß die Landwirthschaft soll einen erheblichen Vortheil erzielt haben; die vativen die Verantwortlichkeit nicht von sich ablehnen. Wie steht leitenden Staatsmänner von Desterreich- Ungarn und Italien   mur Zölle für Stärke, Kartoffelmehl, Hopfen und besonders für es mit Herrn v. Thüngen   in Süddeutschland  ? Er ist allerdings ihre Freude über das Zustandekominen des Vertrages aus Zwiebeln und Knoblauch also für einen sehr bedeutenden Ar- nicht Mitglied des Reichstages; aber er war in der Tonart noch gesprochen haben.( Hört! Hört! links.) tifel find ermäßigt worden. Die Landwirthschaft wird wohl viel schärfer als Herr v. Plög  . Als Rompensationen sind in

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Was sind die Ziele unserer Politit und steht der Handels- nicht sehr viele Vortheile von diesen Bollermäßigungen haben. Der verschiedenen Theilen Deutschlands   erschienen: Die Aufhebung vertrag in Einklang mit diesen? Die Ziele der deutschen   Politik Vertrag befördert die Masseneinwanderung russischer Juden. des Identitätsnachweises und die Aufhebung der Staffeltarife. find seit Jahrzehnten: die Erhaltung des Friedens und die Wir müssen, um den Frieden zu erhalten, uns für den Krieg Graf Mirbach   betrachtet die erstere Maßregel nicht als Wahrung des deutschen   Ansehens und der deutschen   Würde. vorbereiten. Wir haben für die Militärvorlage gestimmt aus Kompenfation für den russischen Handelsvertrag. Als wir den Vertrag mit Desterreich abschlossen, wurde es Patriotismus.( Buruf Singer's: Oder aus Dummheit, wie Jahren, als der Druck in den Ostprovinzen stärker ausgesprochen, daß dies des Friedens wegen geschehe. die Antisemiten! Große Unruhe rechts. Wiederholte Rufe: Zur war, da wurde der Identitätsnachweis allseitig verlangt. Denselben Zweck hatte die Gründung Gründung des Dreibundes Ordnung!) Unser Bauernstand ist die Kraft unserer Armee. Giebt es ein Mittel, durch eine geseggeberische Maßregel die und ebenso auch die Armeevorlage. Nur wenn wir vor die dira Unsere Stellung Rußland   gegenüber ist aber so start wie nur Wirkung des Bolles zu sichern, so fann sich der Osten bezüglich necessitas gestellt würden, wollten wir uns den Sieg sichern. irgend möglich; deshalb müßten wir diese starke Stellung be- der Herabsetzung des Zolles von 5 auf 3,50 M. vollständig be­Auch der russische   Handelsvertrag ist ein Werk des Friedens. nußen, um nennenswerthe Vortheile zu erreichen. Das ist aber ruhigen. Ich habe anfänglich diese Maßregel nicht günstig be­Der Handelsvertrag wird die Wirkung haben, die Spannung nicht geschehen. Frankreich   hat trotz seiner Freundschaft zu Ruß- urtheilt, aber nach und nach eine andere Meinung davon ge unter den Nationen zu vermindern und die Friedenszuversicht zu land sich nicht gescheut, seiner Landwirthschaft weiteren Schutz wonnen, namentlich seitdem die Vorlage die Gewährung von vermehren. Politische Freundschaft und wirthschaftliche Feind- angedeihen zu lassen. Mehr als es sich mit der Würde des Deutschen Einfuhrscheinen bei der Ausfuhr vorschlägt und die Verwendung schaft läßt sich unter günstigen Verhältnissen, unter starken Händen Reiches vereinbaren läßt, hat die Presse Stimmung zu machen ge- der Scheine auch bei der Einfuhr anderer Waaren als Getreide vielleicht denken, unwahrscheinlich bleibt ein solcher Fall iminerhin. sucht für den Vertrag durch den Hinweis auf eine Kriegsgefahr. zuläßt. Dadurch ist es unmöglich geworden, daß etwa auf Ich will nicht auf Verhältnisse im Auslande exemplifiziren, ich bitte Nicht der Bund der Landwirthe hat die Agitation ins Leben ge- grund von solchen Scheinen eine künstliche Einfuhr im Süden Eie den Blick auf das Inland zu richten. Hat etwa das Hervorfehren rufen, sondern die Depression der Landwirthschaft, das Gefühl oder Westen erfolgt. Aber die Wirkung dieser Maßregel hängt der wirthschaftlichen Interessen den Frieden im Innern gefördert? der Verlassenheit, welches die Bauern beherrschte, hat den Bund davon ab, daß auch die preußische Regierung die Staffeltarife Je mehr die Verhältnisse pointirt worden sind, desto mehr ist der der Landwirthe ins Leben gerufen.( Zustimmung rechts.) Die aufhebt.( Zustimmung im Zentrum.) Die Abstimmung über den Unfriede zwischen den einzelnen Klassen aufgetreten. Sollte das Handelsvertrags- Politit hat nicht nur die Gegensätze zwischen Handelsvertrag wird davon abhängen, daß die Aufhebung der bei Nationen nicht ebenso sein?( Sehr richtig! links.) Ein Ost und West verschärft, sondern auch den Partikularismus an- Staffeltarife gesichert wird und zwar vor der[ Abstimmung über Redner sprach gestern davon, daß der Vertrag nur auf 3 Jahre gefacht. Das beweist besonders die Sprache bayerischer Blätter, den Vertrag. Die Herren im Osten behielten freilich am liebsten geschlossen werden sollte. Was nutzt das? Die anderen Ver- welche davon reden, daß Preußen sich zu einer russischen Satrapie die Staffeltarife und nähmen die Aufhebung des Identitäts­träge sind auf längere Zeit geschlossen. Was sollen wir nach auswachse. Man mag den Vertrag von der einen oder andern nachweises noch dazu. Aber die Herren werden selbst einsehen, 3 Jahren machen? Der Vertrag ist doch nur die Konsequenz der Seite betrachten, er muß abgelehnt werden. Am schwerwiegendsten daß das ganz unmöglich ist. vorhergehenden Verträge.( Aha! rechts.) Wir würden doch die ist für mich die politische und nationale Seite, daß dadurch der vorhergehenden Verträge nicht aufheben tönnen. Wir haben um Partikularismus gefördert wird. so weniger einen Grund, den Vertrag aufzuheben, weil die Land- Abg. v. Hammerstein( dk.) weist auf den Zwischenruf des wirthschaft nicht geschädigt wird.( Widerspruch rechts.) Es soll Abg. Singer während der Nede des Vorredners hin und fordert Fürst Bismarck   niemals einen Tarifvertrag abgeschlossen haben. den Bräsidenten auf, einen Ordnungsruf zu ertheilen. Vor mir liegt ein ganzes Verzeichniß solcher Verträge und ver Vizepräsident v. Buol: Ich habe sofort einen Ordnungs­schiedener Meistbegünstigungsverträge. Verträge, in denen die ruf ertheilt, wovon allerdings bei der herrschenden Unruhe viel­landwirthschaftlichen Zölle gebunden sind, konnte Fürst Bismarck   leicht nicht überall Kenntniß genommen werden konnte. nicht gut abschließen, weil es 1879 feine Getreidezölle, gab. Abg. Singer( Soz.): Ich habe zwischengerufen: oder aus Die deutsche Regierung hat bei den Handelsverträgen eine führende Dummheit, wie die Antisemiten( Buruf bei den Antisemiten: Rolle gespielt und damit fonnte Deutschland   zufrieden sein. Das ist eine neue Frechheit!). Dazu war ich berechtigt, da Herr Denn nach triegerischem Ruhm trachten wir Böckel selbst ausgeführt hatte, daß die Antisemiten von der Re- werden an die Schrecken dieses Krieges nicht nicht, wir wollen die Kultur Europas   fördern und die gierung getäuscht seien. europäischen Kräfte zusammenschließen Abg. Liebermann v. Sonnenberg beantragt wegen der Interesse einer größeren Zusammenfassung erneuten Beleidigung der Antisemiten dem Abg. Singer einen europäischer wirthschaftlichen Ordnungsruf zu ertheilen. Zwecken. Dadurch ist das Ansehen Deutschlands   gehoben Vizepräsident v. Vuol: Einen solchen Antrag kennt die Graf Mirbach   meinte, die größten Vortheile, die erreicht worden. Wenn nun der Handelsvertrag nicht die Annahme in Geschäftsordnung nicht.( Buruf des Abg. Liebermann find, sind erreicht durch den großen Lärm der Agrarier. Das ist diesem Hause fände, was würde eintreten? Man fönnte nicht v. Sonnenberg: Dann muß die Geschäftsordnung geändert vollständig richtig, ganz abgesehen von der Methode, die dabei einfach auf den status quo zurückkehren. Ich halte für werden!) befolgt worden ist. Durch den Zollkrieg ist namentlich England zweifellos, daß unter den Gegnern des Vertrages nicht Darauf wird die Debatte fortgesetzt. ins Land gekommen und nur mit großen Opfern hat man die ein einziger ist, der den Zustand des Bollkrieges dauernd Abg. v. Bennigsen( natl.): Eine Uebereinstimmung in dem Einfuhr nach Rußland   deutscherseits aufrecht erhalten. Deshalb

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Auf die auswärtige Politik will ich nicht eingehen. Wir Deutschen   haben nicht mehr Ursache, einen Krieg mit Rußland  zu fürchten, als die Russen einen Krieg mit uns zu fürchten haben. Ein solcher Krieg, einerlei durch welche Veranlassung er hervorgerufen wird, ist ein großes Unglück für beide Mattonen. Wir haben ebenso wie die Russen die furcht­baren Folgen eines solchen Krieges zu fürchten; das Menschenelend, die Kapitalverwüstungen, der Rückgang der Kultur, der dadurch hervorgerufen wird, tönnen wir uns nicht leicht vergegenwärtigen. Alle der der Kriege Schrecken früheren Jahre heranreichen. Wenn es möglich ist, mit Rußland   nähere Handels- und Verkehrsverhältnisse herzustellen, dann sind die Güter, welche durch einen solchen Krieg aufs Spiel gestellt werden, auf beiden Seiten größere.