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Nr. 330.- 31. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 3. Dezember 1914.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplak, Mr. 151 90-151 97.

Reichstag   und Regierung über die Kriegslage.

Belgrad   von den Oesterreichern besetzt.- In 3 Wochen 80000 Ruffen gefangen.

Die Reichstagstagung. Die Meldung des Großen Hauptquartiers der die Fraktion ibre Juftimmung zu den Krediten begründet.

Im Anschluß an die Ausführungen des Kanzlers über Amtlich. Großes Hauptquartier, 2. De- Belgien konstatierte Haase, daß die Fraktion auch heute In einer kurzen, aber inhaltsreichen Sigung hat der an dem Standpunkt festhalte, den der Reichskanzler am T. Bräfident 3ember, vormittags.( W. Z. B.) Reichstag   die Kreditvorlage angenommen. 4. August gegenüber Luxemburg   und Belgien   eingenommen Im Westen wurden kleinere Vorstöße des hat. Sodann erinnert die Erklärung an die Friedens. Staempf eröffnete die Sigung. Er feierte die Einigkeit des deutschen   Volkes, die hingebende Opferfreudigkeit seiner Feindes abgewiesen. Im Argonnenwalde wurde anstrengungen, die die Sozialdemokratie bis zunt Kämpfer, gedachte der schweren Heimsuchungen Ostpreußens   vom württembergischen Infanterieregiment legten Augenblid gemacht hat. Da aber die Grenzen unseres und Elsaß  - Lothringens   und gab der festen Zuversicht auf den Nr. 120, dem Regiment Seiner Majestät des Landes von feindlichen Truppen noch bedroht sind, be­mals das Recht jedes Volkes auf nationale Selb. glieder des Reichstags, besonders bewegt der martigen Kaisers, ein starker Stüßpunkt genommen. Da- iligt die Fraktion die Kredite. Die Fraktion betont noch Gestalt" Ludwig Frants, auf dessen Plak der Reichstag   bei wurden zwei Offiziere und annähernd 300 ständigkeit und spricht nachdrücklich die Ueberzeugung heute einen Lorbeerkranz niedergelegt hatte. Mann zu Gefangenen gemacht.

Dann gedachte er der verstorbenen Mit­

Unter großer Spannung des überfüllten Hauses nahm der Reichskanzler das Wort zu einer mit großer Wärme und eindrucksvollem Ernst vorgetragenen Rede über die politische und militärische Lage. Er begann mit dem Dank für die beispiellose Aufopferung und Hingabe des deutschen   Volkes und gab dem felfenfesten Vertrauen auf den Sieg Ausdruck, dem wir mit aller Zuversicht entgegensehen, wenn auch die Widerstandskraft der Feinde noch nicht gebrochen sei. Nachdem er der Hilfe gedacht hatte, die uns unsere Bundes­genossen leisten, sprach er in ernstem Tone Worte der War­nung an unsere Gegner, die die in ihrer Gewalt befindlichen Deutschen   in harter und unbilliger Weise behandeln.

Dann kam der Reichskanzler zur Besprechung der Politik Englands. Er konstatierte, daß die äußere Verantwortung für den Krieg die Männer in der Umgebung des 3aren trügen, die die Mobilmachung der gesamten russischen Armee betrieben. Die innere Verantwortung träfe aber England. England hätte den Krieg verhindern können,

es Frankreich   und Rußland   hätte wissen lassen, daß

Aus Ostpreußen   nichts Neues. In Nordpolen   nehmen die Kämpfe ihren normalen Fortgang.

In Südpolen wurden feindliche Angriffe zurückgeschlagen.

Oberste Heeresleitung..

Seit dem 11. November 80000 Ruffen Seit dem 11. November 80000 Rufsen gefangen.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 2. De­3ember, vormittags.( W. T. B.)

aus, daß eine gedeihliche Fortentwickelung der Völker nur möglich ist, wenn die Unabhängigkeit aller Nationen gesichert ist. Die Erklärung wiederholt die Forderung, daß dem Kriege, sobald das Ziel der Sicherung erreicht ist und die Gegner zum Frieden geneigt sind, ein Ende gemacht werde durch einen Frieden, der die Freundschaft mit den Nachbar­bölkern ermöglicht; sie verurteilt die in allen Ländern unter dem Dedmantel einer besonderen Vaterlandsliebe von fleinen Kreisen betriebene Erregung von Haß gegen andere Völker.

inneren Fragen zu und fordert die Linderung der durch den

Dann wendet sich die Erklärung der Erörterung der Krieg verschuldeten Leiden mit allen Mitteln des Staates. Sie schließt mit der Forderung an die Regierung, Vertrauen zu dem einmütig für das bedrohte Vaterland kämpfenden Volfe zu haben und die Einschränkung der verfassungsmäßi­gen Rechte, namentlich der Freiheit der Presse, zu

Dieser Erklärung, die vom starken Beifall der sozial­

Die in der ausländischen Presse verbreitete Nachricht, daß in der von uns gemeldeten Zahl beseitigen. wenn von 40 000 russischen Gefangenen die bei Kutno   demokratischen Fraktion begleitet war, folgte eine solche der fie auf eine Unterſtügung nicht zu rechnen hätten gemachten 23 000 mit enthalten seien, ist un- anderen Parteien, die der Abgeordnete pah n verlas. Auch am Ariege richtig. Die Oftarmee hat in den Kämpfen bei fie betont die Notwendigkeit der sozialen Fürsorge für alle Das hätte es nicht getan, sondern sich beteiligt. um den Lebensnerv seines stärksten Ston- Wloclawek, Kutno  , Lodz   und Lowicz   vom vom Krieg Betroffenen und erklärt die Entschlossenheit, in kurrenten zu treffen. Es sei seinem alten Dogma treu ge- 11. November bis 1. Dezember über 80 000 un- dem Kriege durchzuhalten, bis zu einem Frieden, der den blieben, sich stets gegen die stärkste Macht des Sontinents zu verwundete Russen gefangen genommen. wenden. Die Neutralitätsverlegung Belgiens   sei auf Englands Stellungnahme ohne Einfluß geblieben. England selbst habe ja durch seine militärischen Abmachungen die Neutralität Belgiens   schon vorher verletzt.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichische Generalstabsbericht. Politisch bedeutsam ist es, daß der Kanzler heute den stärksten Nachdruck auf die Verantwortung England& legte, Wien  , 2. Dezember.  ( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart, während er von Rußland   weniger sprach. Seine Ausführungen 2. Dezember mittags: Die Ruhe in unserer Front in Weft stimmen insoweit überein mit jenem Teil der öffentlichen galizien   und Russisch- Polen hielt im allgemeinen auch In der vergangenen Nacht wurde ein russischer Angriff Meinung, der weniger im Zarismus, als im englischen Im- gestern an. nordwestlich Wolbrom   abgewiefen. Die Kämpfe im Raume weft perialismus den Hauptfeind sieht. lich Now or a domst und bei 2 od z find in günstiger Ent widelung begriffen.

An die Adresse dieser Kreise war es offenbar auch ge­richtet, wenn der Reichskanzler in nachdrüdlichen Worten feine Bemühungen, mit England zu einem Einverständnis zu gelangen, als richtig und notwendig nachwies. Diese Be­mühungen hatten bereits zu einem gewissen Erfolg geführt, und Verträge über die gegenseitigen Einflußsphären in Vorderasien und Afrika   waren beinahe fertig. Aber England wollte sein Schiedsrichteramt über die Welt nicht aufgeben. Auch in Frankreich   stießen wir immer auf den Revanche­gedanken, den ehrgeizige Politiker auszunüßen versuchten, wenn er auch im französischen   Volke bereits eine Abschwächung erfahren habe. Und Rußland   sei durch das französische  Bündnis, durch den Gegensatz zu Desterreich und den pan­flatistischen Deutschenhaß an einer Verständigung gehindert worden.

Bor Przemysl blieben die Russen unter dem Einbrud bes testen Ausfalles passiv. Mehrere feindliche Flieger warfen erfolglos Bomben ab.

Die Operationen in den Karpathen find noch zu einem Abschluß gekommen.

Die Nachricht von dem Einrücken unserer Truppen in Belgrad   löfte auf dem nördlichen Kriegsschauplatz unaussprechlichen Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: v. Hoefer, Generalmajor.

Jubel aus.

Belgrad   gefallen!

Wien  , 2. Dezember.  ( W. Z. B.) Vom südlichen Kriegs­schauplatz wird amtlich gemeldet:

ungeheueren Opfern entspricht, die das Volk gebracht hat und dauernden Schutz gegen alle Feinde gewährleistet. Darauf erfolgte sofort die Annahme der Vorlage in erster und zweiter Lesung. In der Gesamtabstimmung er­hebt sich das ganze Haus mit Ausnahme des Abgeordnetent Dr. Liebknecht, der auf seinem Plaz verharrt.

Nachdem der Reichstag   noch seiner Vertagung bis zum 2. März nächsten Jahres zugestimmt hat, berichtet Abg. Graf e starp furz über die vorliegenden Betitionen und spricht namentlich den Flüchtlingen die Sympathien des Reichstags aus mit dem Versprechen, daß ihnen die Heimat in neuer Nochmals verweist Abg. Blüte wiedergegeben werde. a empf auf die Einmütigkeit des deutschen   Volkes und schließt dann die Sizung.

of

Erklärung.

Der Vorstand der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion stellt feft, daß der Genosse Karl Liebknecht   entgegen dem alten Brauch der Fraktion, der durch einen ausdrücklichen Beschluß für den vor­liegenden Fall erneuert wurde, gegen die Striegskreditvorlage gestimmt hat. Der Vorstand bedauert diesen Bruch der Disziplin, der die Fraktion noch beschäftigen wird, aufs tiefste.

Der Vorstand der sozialdemokratischen Fraktion des Reichstags. ( Anm. d. Red.: Der Brauch der Fraktion bei den Abstimmungen besteht darin, daß entgegen dem Fraktionsbeschluß nicht gestimmt werden darf; den einzelnen Fraktionsmitgliedern steht frei, den Saal zu verlassen, ohne daß es den Charakter einer Demonstration

So kam es zu diesem ungeheuren Kriege, in dem wir Da Feind im Rückzuge, fanden gestern keine größeren niedergezwungen werden sollen. Deutschland   aber, so rief Rämpfe ftatt. Die vorgetriebenen Nachrichtenabteilungen der Kanzler, läßt sich nicht vernichten. Der wunderbare Geist, der jetzt das deutsche Volf erfülle, müsse siegen. Und an diesem stießen auf feindliche Nachhuten und machten mehrere annehmen darf.) Hundert Gefangene." Geist wollen wir auch dann im Frieden festhalten. Nach dem

Majestät vom Kommandanten der fünften

Kriege, ſo ſchloß der Kanzler, werden die Parteien, ohne deren Armee nachstehende huldigungsdepesche: Hochbeglückt bitte Vom westlichen Kriegsschauplah.

zu

Kampf es feine politische Fortentwidelung geben kann, wieder­fehren; aber wir wollen dafür sorgen, und ich verspreche es ich Eurer K. und K. Apoftolischen Majestät am Tage der zu tun, daß es in diesen Kämpfen nurmehr Deutsche   Bollendung des 66. Jahres Eurer Majestät glorreichen Re­gierung die ehrfurchtvollsten Glückwünsche der fünften Armee geben darf. Den Schluß seiner Rede hatte der Kanzler mit großer sowie die allernntertänigste Meldung zu Füßen legen innerer Erregung, die sich auch auf das Haus fortpflanzte, dürfen, daß die Stadt Belgrad   heute Truppen der fünften Armee in Besit gesprochen. Nach ihm nahmt Genosse Sa ase das Wort, um die nommen wurde. Frank, General   der Infanterie." jozialdemokratische Erklärung abzugeben, mit

bon

Die französische   Darstellung.

Paris  , 1. Dezember.  ( W. Z. B.) Amtlich 11 Uhr abends. In Belgien  , südlich Bigschoote, versuchte deutsche   In­fanterie vergeblich, aus den Schützengräben hervorzubrechen. Zwischen Béthune   und Len nahmen wir im Verfolge eines heißen Ge­gefechts Schloß und Bart Bermelles ein. In den Argonnen rüdten wir im Wald Agrurie merklich vor. Auf der übrigen Front nichts Neues.