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portugiesische Truppen für /legppten. Frankfurt   a. M., k. Dezember.(W. T. B.) DieFrank­ furter Zeitung  " meldet aus Konstantinopel   Nachdem Griechen- land englischen Lockungen wegen der Entsendung von Be- fatzungstruppen nach Aegypten   ausgewichen ist, hat nunmehr Portugal   sich den dringenden englischen Forderungen an- bequemt. Seit einigen Tagen weilen portugiesische Offiziere in Aegypten  , die Vorboten für portugiesische Hilfskräfte sind. Auf Befehl von Lord Kitchener   werden diese in der ersten Woche des Dezember größere Kontingente portugiesischer Truppen landen. (Wiederholt, weil nur in einem Teil der gestrigen Auflage.) §ranzö'sische Schlappen in Süö- Marokko  . Konstantinopcl, 2. Dezember.  (W. T. B.) Nach Mit- teilungen aus amtlicher Quelle hat im südlichen Marokko   in der Schauja bei Ain Galaka zwischen den Senussis und fran- zösischen Truppen unter dem Befehl des Generals Largou ein Gefecht stattgefunden. Der Führer der Schaujas, der Scheich Abdullah, fand hierbei zwar den Tod, doch wurden die F r a n z o s e n in die Flucht geschlagen. Die Senussi trugen auch in den Gegenden von K a n e m und W a d a i glänzende Siege davon. Englische Zensur in Indien  . London  , 1. Dezember.  (W. T. B.) Die.Times" melden: Die Sicherheit in Höhe von 2000 Rupien, die für dieComrade and Hamdard-Presse" in Delhi   hinterlegt waren, wurde nach den Bestimmungen des Prehgesetzes verwirkt infolge eines Artikels unter dem Titel.Die Wahl der Türken", der in der genannten Zeitung" veröffentlicht wurde. Die Regierung der Provinz Pundiab befahl dem Herausgeber der Zeitung.Zamindar", L a h o r e, wo das Blatt erschien, zu verlassen und sich im Bereich eines Dorfes im Bezirk Gujranwala   aufzuhallen. Der Befehl erfolgte auf Grund der kürzlich erlassenen Äriegsverordnungen. vom süöafrikanischen Kriegs- schauplatze. Dewet besetzt winburg. Amsterdam  , 2. Dezember.  (T. U.) Die.Times" melden, Dewet besetzte am 9. November Winburg. das sich widerstandslos ergab. Die aufständischen Generale Serforain und Billers requirierten Nahrungsmittel namentlich bei der Firma Brothers, deren Inhaber Bürgermeister von Winburg ist. Gegen diesen erging sich Dewet in äußerst heftigen Worten, weil er den Winburgern vorwirft, sie hätten feinen Soh» gelötet. Bezeichnend ist, daß die Besetzung Winburgö >n eine Zeit fiel, wo die Reuter-Berichte erklärten, der Ausstand sei so gut wie beendet. /lngebliche Erfolge öer Negierimgs- mannsih asten. London  , 2. Dezember.  (W. T. B.) Das Rcutersche Bureau meldet aus Pretoria   vom 39. November: Gestern früh kam es bei der Farm Quartfontein nächst Edenville zu einem Gefecht zwischen Oberst Manie Botha und einer Burenabteilung von 129 Mann unter Piet Henning. Drei Buren wurden getötet und 73 gefangen genommen. Der Rest floh. Kommandant O e n i ck e r hatte gestern ein Gefecht mit einer Burenabteilung unter Gideon Van Buren in der Nachbarschaft von Bothaville. Van Buren und 12 andere Buren, darunter ein Schwerverwundeter, wurden gesangen genommen, die anderen flohen und wurden verfolgt. In Bothaville ergaben sich zahlreiche Buren.
Die Türkei   und die Entente- Mächte. Von unserem Londoner   Korrespondenten. Der Eingriff der Türkei   auf der Seite des deutsch  -österreichischen Bundes hat diesem Kriege in erhöhtem Maße den Charakter eines Welt kriegeS   verliehen. Er hat auf den großen Völterkonflikt bis- her keinen nennenswerten Einfluß ausgeübt, aber seine Bedeutung liegt abgesehen davon, daß er die nach dem Kriege stattzufindende Liquidation auf eine ganz gewaltig erweiterte Grundlage stellen muß in den entfernten Möglichkeiten, die sich vielleicht nie ein- stellen werden, aber wenn sie sich einstellen, nahezu unbegrenzt sind. Wir wollen im folgenden versuchen, in flüchtigen Zügen darzustellen, wie man namentlich auf englischer Seite die durch das Ein- greifen der Türkei   unmittelbar aufgerollten verschiedenen militärischen und politischen Fragen beurteilt. Im Kampfe gegen die Türkei   kommen nicht weniger als sechs verschiedene Schauplätze in Betracht. 1. Albanien  . Die Aenderungen, die in Albanien   vorge- nommen worden sind, wären in ruhigen Zeiten natürlich nicht so unbemerkt geblieben. Eine italienische Streitkraft hältValona besetzt, und die Griechen haben Nordepirus okkupiert. Keine dieser Maßnahmen kann als ein Bruch der Neutralität betrachtet werden, aber sie haben beide vornehmlich den Charakter von Bor- si ch ts m a ßr e g eln für den Fall, daß die Türkei   ihre Ansprüche auf Albanien   erneuern sollte. Insbesondere zwischen Italien   und der Türkei   kann diese Lage zur Aufwerfung von Koiifllktsstoffen führen, die, vereint mit Jnteressenkonflikien wegen Tripolitaniens und der Sicherheit des Suezkanals möglicherweise zu einem Krieg zwischen Italien   und der Türkei   führen können, wobei aber die Neutralität Italiens   gegenüber Deutsch- land und Oe st erreich eventuell formell gewahrt bleiben könnte. 2. Die europäische Türkei  . Hier arbeiten die Eiitente- mächte bekanntlich unablässig an der E r n e u e r u n g d es B a l k a n- b u n d e S. Die größte Schwierigkeit ist der Umstand, daß B ul« g a r i e n für die Preisgabe der Neutralität einen sehr hohen Preis von Serbien  , Griechenland   und Rumänien   fordert. Ein Krieg des Balkanbundes gegen die Türkei   würde natürlich alle türkischen Operationen in Asien   unmöglich machen. Diese Be- mühungen der Ententemächte stellen aber auch die Antwort dar auf die energische Wiederaufnahme des österreichischen Feld» z u g e s gegen Serbien  , zwischen dem und dem Eingreisen der Türkei   man einen Zusammenhang vermutet. Man meint, daß Oesterreich schwerlich ohne besonderen Grund beträchtliche Streit- kräfte gegen Serbien   werfen würde, während man sie doch am polnischen Kriegsschauplätze ganz gut brauchen könnte. Ebenso haben die wiederholten russischen Einbrüche in Ungarn   offenbar politische Zwecke. 3. Kleinasien   und Armenien  . Diese gehören militärisch zur r u s s i s ch e n Sphäre. Rußland   bezweckt dort zu- nächst keinen Erobeinngskrieg. sondern will nur einen belrächt« lichen Teil der türkischen   Streitkräfte dort beschäftigt halten., i. Syrien   und Aegypten  . Derentwegen machen sich die Engländer keine großen Sorgen. Einen Ausstand in Aegypten   befürchten und fürchten sie nicht, und sicherlich ist, wie wir hinzufügen mögen, das ägyptische Volk dazu ganz und gar nicht vorbereitet. Mit den Türken selbst aber glaubt man leicht
fertig werden zu können. Dafür spricht allerdings auch schon die einfache Tatsache, daß die Engländer seit jeher alle Möglichkeiten eines türkischen Landangriffes studiert und ihre Pläne vor- bereitet haben müssen. Insbesondere seit 1906, wo die Türkei   einen mißlungenen Versuch machte, in Form einer Grenzregulierung die Sinai-Halbinsel   zu erhalten: ferner braucht man nur daran zu denken, daß der britische   Statthalter Aegyptens   bis zum Kriegs- ausbruch Lord Kitchener   war. II e b e r r a s ch u n g e n für England dürften also in jenem Gebiete ausgeschlossen sein. Die Engländer wollen die Türken durch die Sinaiwüste herankommen lassen. Große Truppenmassen wollen sie dort überhaupt nicht be- schäftigen, sondern sich im wesentlichen darauf beschränken, die tür  - kischen Verbindungslinien zu stören, in der Hoffnung, einen Zu- sammenbruch der türkischen   Expedition in der Wüste herbeizuführen. 5. Mesopotamien  . Diesem Schauplatz wird von den Eng- ländern große Bedeutung beigemessen. Das ergibt sick schon aus der überaus prompten Aktion der Engländer auf diesem Ge- biete. Sie haben nicht nur den persischen Golf für sich in Sicherheit gebracht, sondern auch B a s o r a h im Kampfe gegen eine erhebliche türkische   Streitmacht erobert. Man braucht nch bloß daran zu er- innern, daß Basorah die Endstation der B a g d a d b a hn iein sollte, um die Bedeutung dieses Kriegsschauplatzes zu erkennen. Diese Operationen sind einmal eine Ankündigung, daß die Engländer nach dem Kriege dort p o l i ti s ch e Ansprüche erheben werden. Aber sie haben für sie noch weit größere Bedeutung. Dieser Punkt ist die große britische   Grenzwachr. wo man die Ausbreitung desHeiligen Krieges" noch dem Osten verhindern und Persien  . Afghanis an(dessen Kriegserklärung nach der englischen Lesart natürlich nur in türkischen Depeschen eine Existenz hat) und vor allem Indien   imponieren will. Daß die Engländer weiter nach Bagdad   vorrücken werden, ist nicht wahrscheinlich. Das hätte jetzt wenig Zweck für sie und sie werden sich wohl damit begnügen, eine türkiscke Truppenmacht in jenem Gebiete festzuhalten und ihren Transport nach Damaskus   zu verhindern. 6. Arabien  . Auch dieier Schauplatz ist für die Engländer sehr wichtig, aus ähnlichen Gründen wie Mesopotamien  . Sie werden alles daran setzen, um eine ar a b i i ch e Revolte gegen die Türkei   anzuzetteln und einem von ihnen begünstigten Araber- Häuptling dazu zu verhelfen, sich der heiligen Plätze Mekka   und Medina   zu bemächtigen. Denn mit der Kontrolle über diese Stätten steht und fällt das Amt des Kalifen. So glaubt England den Sultan des Kalifats berauben zu können und einen seiner Günstlinge als Kalifen einzusetzen. In der Hauptsache denkt man sich aber den Krieg gegen die Türken als einen Defensivkrieg. Man will, daß die Türken ihre Kräfte in verschiedenen Richtungen verzetteln, während England und Rußland   ihnen vorläufig nur so viel Aufmerksamkeit schenken, als nötig ist, um türkische Truppen in den verschiedenen Richtungen beschäftigt zu halten. Ihre Hauptenergie wollen Eng- land und Rußland   auch weiterhin aus den europäischen   Kriegsschau- platz konzentrieren. Wenn dort die Entscheidung gefallen ist, kann man mit den Türken ernsthast abrechnen. Aus der anderen Seite begreift man aber ebenso gur, daß eS'm Interesse der Türken liegt, gerade in Asien   schnell wie möglich Entscheidungen herbeizusühren.
Zur Neutralität Italiens  . DemBerliner Lokal- Anzeiger" lvird aus Rom   unterm 2. Dezember derichtet: Allen hiesigen Gepflogenheiten zuwider hat die Regierung in offizieller Mitteilung über den gestrigen Ministerrat bereits klar die Erklärungen bekanntgegeben. In der Mitteilung wird nämlich gesagt, daß die Erklärungen, soweit sie sich auf Italiens  Stellung zuni europäischen Konflikt beziehen, kurz seien und die bisher befolgte Politik der entschlossenen und wachsamen Neutralität bestätigen werden. Man sieht in den Wandel- gängen des Monte Citorio diese ungewöhnliche Offenheit als eine Bestätigung dafür an, daß die Regierung einer großen Mehrheit sicher zu sein glaubt. die Stellung Irlanös. London  , 2. Dezember.  (W. T. B.) TieMorningpoft" schreibt in einem Leitartikel: Der irische Nationalismus scheint gegenwärtig in zwei Lager geteilt zu sein. EinS ist die offi- zielle nationalistische Partei, die das Homerulegesetz annimmt, die Regierung im Kriege unterstützt und die irische Rekrutierung fördert. Man versichert uns, daß diese Partei von allen unterstützt wird, außer von einer kleinen Minderheit. Andererseits besitzen wir die bestimmtesten Behauptungen, daß in Dublin   und einem oder zwei nationalistischen Zentren eine große Mehrheit der nationalistischen Freiwilligen den Rekrutierungsfeldzug Redmonds mit Hohn ablehnte. Die aufrührerische Presse behauptet, daß, als Asquith   in Dublin   war, besondere militärische und polizeiliche Maßregeln zu seiner Sicherheit ergriffen werden mußten, und daß die Masse der nationalistischen Freiwilligen starke Gegenkund- gebungcn veranstalten.Morningpoft" sagt, man dürfe alles das nicht leicht nehmen, und fordert die Unterdrückung der auf- rührerischcn Presse sowie andere Matzregeln, um die Bewegung zu ersticken. / Weitere üeutsche Merzte in Zrankreich ver- urteilt. Nach Pariser   Meldungen derKölnischen Zeitung  " sind in den Prozessen gegen die deutschen   Militärärzte und Pfleger in Paris   noch folgende Verurteilungen ergangen: 1. Die Aerzte Rollin und Wolhart wegen Diebstahls zu se 1 Jahr Gefängnis: 2. die Pflegerinnen, denen u. a. die Aneignung von Verbandzeug und von Leinen für ihre Verwundeten als Diebstahl gedeutet wurde, zu Strafen von 1 bis 3 Monaten; 3. die Pfleger, von welchen 11 freigesprochen wurden, zu Strafen von 1 Monat bis zu 3 Jahren, wobei am schwersten diejenigen betroffen worden sein sollen, die Tafelmesser, Uhren, Kleider usw., ain leichtesten diejenigen, die nach der Anklage nur einige Tücher entwendet haben sollen. Der Pariser  Herald" meldet: Die Regierung in Bordeaux   hat auf Vorstellung des amerikanischen   Bot- schafters die Akten des Kriegsgerichts im Prozeß gegen die deutschen   Militärärzte und Krankenpfleger ein- gefordert. Der Tpphus unter öer belgischen Mmee. London  , 2. Dezember.  (W. T. B.) DieTimes" veröffent- lichen den Brief eines Majorsdes englischen SanitätS- Wesens aus Calais  , in dem es heißt, daß Calais   von einer Typhusepidemie bedroht sei. Die belgische Armee sei von Typhus   durchseucht. Wenn man die Krankheit sich ausbreiten lasse, werde von der belgischen Armee bald nichts mehr übrig fein. Es fei unbedingt notwendig, die Spital- einrichtungen schnellstens zu vervollkommnen. kriegsbekanntmachnngen. Keine deutschen   Deamten mehr für Selgien gebraucht. Brüssel  , 2. Dezember.  (W. T. B.) Bei de» deutschen   Militär- und Zivilbehörden in Belgien   geben immer noch zahlreiche Gesuche aus Deutschland   ein. in denen Reichsangehörige um Anstellung bei der Zivilverwaltung oder um Verwendung als Dol-
meticher und Sachverständige bei fortifikatorischen Arbeiten, militari- scheu Bauten und dergleichen bitten. Wie uns von zuständiger Seite mitgeteilt wird, sind solche Gesuche vollkommen aus- s i ch t s l o s und können wegen ihrer großen Zahl nicht mehr ein- zeln beantwortet werden._ politische Uebersicht. Tie wirtschaftlichen Forderunge«. Tie Freie Kommission des Reichstages stimmte dem Gesetzentwurf betreffend Feststellung eines zweiten Nachtrages zum Reichshaushaltsetat$«, in dem aber­mals fünf Milliarden Kriegskredlte angefordert werden. Die Beratung der in der vorgelegten Denkschrift berührten wirtschaftlichen Fragen soll in einer weiteren Sitzung der Freien Kommission Donnerstag, den 3. De- zember, fortgeführt werden._ TerBurgfriede" in Bayreuth  . In Bayreuth   besteht immer noch das Verbot deS Stadtmagistrats und der Schulbehörde, wonach die Fortbildungsschüler das Arbeiter» Jugendheim   nicht besuchen dürfen. Die sozialoemokratische Gemeinde- fraklion halte nun in der letzten Sitzung des Gemeindekollegiums den Antrag gestellt, diese Unterdrückung und Entrechtung der sungen Arbeiter zn beseitigen und das Verbot angesichts der gegenwärtigen Situation auszuheben. Die liberale Rathausmehrheit wollte aber auch in der jetzigen ernsten Zeit keine Gleichberechtigung der Arbeiter- linder, sie lehnte den sozialdemokratischen Antrag ab. Der liberale Reallehrer und Landlagsabgeordnete Winsauer verstieg sich dabei sogar zu der unerhörten Behauptung, daß Leute, die sozialdemo- kratischen Grundsätzen huldigen, nicht fähig seien, die Jugend zu er- ziehen. Die Bayreulher Liberalen haben vom Burgstieden eine ganz eigene Ausfassung._ Abg. Ledebour Gegen den Genossen Ledebour   war eine Voruntersuchung wegen Verstoß gegen Z 110 des Strafgesetzbuches eingeleitet worden. Es handelt sich um Aeußcrungen über den Massenstreik in einer Berliner   Versammlung. Dieser Tage erhielt Genosse Ledebour   nun folgenden Bescheid: -. 7 Berlin   XIV 52. Turmstr. 89. Bei dem Königlichen Landgericht I 26. November 1914. Berlin  . Durch Allerhöchsten Erlaß vom 13. d. M. hat des Königs Majestät in Gnaden genehmigt.�daß das gerichtlich noch nicht ein- geleitete Strafverfahren gegen Sie und drei Genossen wegen Ver- gehens gegen Z 110 Strafgesetzbuch niedergeschlagen werde. Ich habe das Verfahren eingestellt. _ Unterschrift(unleserlich." Die Sozialiste» in der französischem Regierung. Aus einem Artikel imDaily Citupik" vom 26. November. worin Jean L o n g u e t auseinandersetzt daß die Teilnahme von Sozialisten und Internationalisten om der französischen   Regierung notwendig war, um Resultate zu erreichen, die Bourgoisminister nie erreicht hätten, erfahren wir, dass diese nicht nur an GueSde und Sembat appelliert haben. Fkondern Genosse Albert Thomas  wurde vom KriegSminister mit der Inspektion aller Arsenale und Waffe nfabriken beauftragt und B a r e n n e wurde zum Z en s v r ernannt, um, wie Longuet sagt, in diese viel lririsicrte EinriAriiiig einen weitherzigeren und libe­raler en& e i st zu bringen". Bekanntlich hat erst dieser Tage daS Komitee der französischen   Presse einstimmig einen Protest gegen die Borniertheit und Unduldsamkeit der Zensur beschlossen. DaS Experiment mit derMitarbeit" scheint also wenigstens auf diesem Gebiet nicht gelungen zu sein.
Visconti Venosta. In Visconti Venosta ist ein Mann gestorben, dessen diploma- tischen Fähigkeiten so ziemlich alle Parteien Achtung und Vertrauen entgegenbrachten. Er gehörte einem jener tüchtigen norditalienischen Adelsgeschlechter an, die eine so große Rollo in den Befreiungs- kämpfen des Landes gespielt haben. Er nahm an dem berühmten fünftägigen Mailänder   Aufstand teil. Bis zum Jahre 18S3 war Visconti Venosta Anhänger Mazzinis, mit dem ihn wohl seine Ein- heitsbestrebungen, nicht aber seine politischen Grundsätze verbanden. Von der österreichischen   Regierung als Verschwörer verfolgt, mußte er in den Piemont fliehen. Cavour sandte ihn als kgl. Kommissär zu Garibaldi  , unter dem er den lombordischen Feldzug 1859 mitmachte. Sobald die Lombardei   annektiert worden war, wurde Visconti Venosta als Deputierter in das subalpine Parlament gewählt, wo er, wie später in der italienischen   Kammer, auf den Bänken der Rechten saß und sich vorwiegend mit auswärtiger Politik beschäftigte. Im Jahre 1862 wurde er zum ersten Male Minister des Auswärtigen unter Mtnghetli, bekleidete dann dasselbe Amt unter Ricasoli und Lanza. Minister des Auswärtigen war er in den Jahren 1870/73, also während des Deutsch  -Französischen   Krieges und des Endes der Papstherrschaft. Er war vorwiegend franzosensteundlich und wandte sich Deutschland   nur in den Zeiten klerikaler Reaktion in Frankreich  zu. Mit dem Sturz der Rechten(1876) zog er sich ins Privatleben zurück und lebte ganz künstlerischen und archeologiichen Bestrebungen, Nach Adua vertrauten ihm Rudini und Pelleux noch zweimal das Portefeuille des Auswärtigen an bis zum Jahre 1900. In der Folge verlrat er noch Italien   bei der Konferenz von Algeciras  : geschickr, energisch und würdevoll. Seine letzte politische Aeußerung war ein Ar Ittel zugunsten der wachsamen Neutralität Italiens  . Er war ein kluger Mann mit umfassender Bildung, ein Diplomat ohne ein Intrigant zn sein, noch von der alten jetzt aussterbenden poli- tischen Schule, die konservativ und antiklerikal war. Visconti Venosta ist 85 Jahre alt geworden.
Letzte Nachrichten. Serbiens   letzter Hoffnungsanker. Amsterdam  , 2. Dezember.  (P r i v a t t e I e g r a m ur des Vorwärts.) DieTimes" melden aus Petersburg  , daß nach einem Nischcr Telegramm der Zustand an der serbischen Grenze sehr ernst sein soll. Oesterreich   sandte eine halbe Million hin, jedoch konnten sich die Serben noch rechtzeitig in Defensivstellungen zurückziehen. In vielen Rc- ginientern sind von 73 Offizieren nur noch acht übrig. Die Serben erhoffen ihr Heil von einer baldigen Invasion der Russen bis Budapest.  _
Der Genter Altar   nicht in Berlin  , Brüssel  , 2. Dezember.  (W. T. B.) Die italienische Kunstzeit- schriftFa nfulla della Domenica" verbreitet die Nach- richt, daß die äußeren Flügel des berühmten Altar. Werkes der Gebrüder van Eyck von St. Bavo   aus Belgien   nach Berlin   gebracht worden seien, wo sich bereits das Rittelstück befindet. Diese Nachricht ist v o l l st ä n d i g erfunden. Der Genter Altar   ist in Gent   von der bischöflichen Behörde selbst verborgen worden. Die deutschen   Behörden halten sich streng an die Bestimmungen der Haager Konvention, nach denen Kunstgegenstände in Museen usw- dem Beuterecht nicht unterliegen.