Einzelbild herunterladen
 
gt sso. si. Mts..* l. Aellllge inVllMlllls" Dtllllltl f oltettatt 3 mi-
Die zweite Kriegssitzung öes Reichstages.
Mittwoch, den 2. Dezember 1V14, nachmittags i Uhr. Am BundeSralStische: v. Betbmann-Hollweg, Del- brück, Tirpitz, Lisco, Kühn, Beseler, Breitenbach, Schorlemer, Solf, Löbell. Der Platz des im Kampf bei Baccarat gefallenen Abgeordneten Dr. Frank- Mannheim<Soz.) trägt einen Lorbeerkranz. Aus dem Platz de« Abg. T r i m b o r n(Z-), der heute 60 Jahre alt wird, steht ein Blumenstrauß. Eine große Zahl Abgeordneter find in ihrer Felduniform erschienen. Präsident Dr. Kaempf: Nach viermonatlicher Vertagung heiße ich Sie alle zu treuer Arbeit in diesem Hause willkommen. Diejenigen unserer Kollegen aber, die aus dem Felde herbeigeeilt sind, um an den wichtigen Ar« beiten deS Reichstags teilzunehmen, heiße ich mit besonderer Herz- lichkeit willkommen.(Lebhafte Zustimmung.) Seit wir uns am August unter dem gewaltigen Eindruck der auf uns einstürmenden Ereignisse getrennt haben, sind wichtige welthistorische Begebnisse vor sich gegangen. Vor allem hat sich gezeigt, daß alle Gedanken des deutschen   Volkes auf diesen gewaltigen Krieg gerichtet geblieben sind in dem Vertrauen, daß die Einigkeit deS deutschen  Volkes alle Hindernisse überwinden wird und in dem Bewußtsein deö Vertrauens auf den Sieg, das getragen wird von der militäri- scheu Macht Deutschlands   zu Wasser und zu Lande und der Wirt- schaftlichen Stärke des deutschen   Volkes.(Lebhafter Beifall.) So sind alle waffenfähigen Männer zu den Fahnen geeilt oder erwarten ungeduldig den Augenblick, der sie zu den Fahnen ruft.(Bravo I> Weit über eine Million Kriegsfreiwillige haben sich gestellt.(Lebhafter Beifall). Der Andrang war so groß, daß nur ein kleiner Teil dieser Freiwilligen in die Arm« eingestellt werden konnte. Aus unserer Mitte find 6S Abgeordnete und 27 Beamte unter die Fahnen gerufen. Der erste, der aus unseren Reihen auf dem Schlachtfelde den Tod für daS Baterland gestorben ist(das Haus hat sich erhoben). war ein Kriegsfreiwilliger. Alle die, denen es nicht ver- gönnt ist, in den Krieg zu ziehen, wetteifern in den Werken, die dazu bestimmt sind, die Leiden deS Krieges zu lindern. Eine Opferfreudig- keit zieht durch das ganze Volk. Fürst und Volk ohne Unterschied, alt und jung, Frauen und Männer haben keinen anderen Gedanken als sich werktätig zu beteiligen an dem Kriege, der ein V o l k S k r i e g im wahrsten Sinne des Wortes ist. an dem jeder für seinen Teil und an der Stelle, an die er gestellt ist, verantwortungsvoll teil- zunehmen hat, weil ein jeder«inen Teil der Verantwortung mitträgt für das, was auf dem Spiele steht. Noch eine andere Aufgabe ist denen zugesallen, die zurückgeblieben find, bie Sorge für die Aufrechterhaltung deS wirtschaftlichen Leben?. Verständnisvoll ist die Bevölkerung dem Rufe gefolgt, durch Selbst- Hilfe den Gefahren des Krieges zu begegnen, durch weise Selbst- beschränkung dafür zu sorgen, daß die Gefahren nicht wachsen. Die großartige Organisation des Kredit- und Geldwesens, die durch die Reichsbank herbeigeführt ist, findet ihren Gipfelpunkt in den Er- folgen der Zeichnung der Kriegsanleihe, die nicht weniger als 4>/z Milliarden Mark in die Kassen des Reiches geführt hat.(Bravo  !) Manche schwere wirtschaftliche Wunde ist einzelnen geschlagen, aber die Gesamtheit trägt auf starken Schultern daS Gebäude unseres wirtschaftlichen Lebens.(Bravo  !) Bor diesem Hintergrund spielt sich das gewaltige Drama diese? Krieges ab. WaS hat sich nicht alles in diesen vier Monaten er- eignet. Zu unseren Gegnern hat sich das japanische Reich gesellt, daS für seinen Undank nur anführen kann: Bcutegier nach dem Wahrzeichen deutscher Kultur, daS wir im fernen Osten aus- gerichwt hatten zum Besten der gesamten Kultur.(Lebhafte Zu- stimmung.) Dagegen ist den treuverbündeten Reichen Oesterreich- Ungarn   und Deutschland   ein Bundesgenosse im Osma- 'tischen Reich entstanden(Bravo I), das in gleicher Weise wie die anderen Länder mit muselmanischer Bevölkerung entschlossen ist. das englische Joch abzuschütteln und durch die islamitische Be­wegung die Kolonialreiche unserer Gegner zu erschüttern. Und unser Heer und unsere Marine! In vier Monaten haben wir ganz Belgien   bis auf wenige Ouadratkilometer im Westen besetz und einen nicht unbedeutenden Teil de» nördlichen und östlichen Frankreich   auf der Linie' Verdun Lille ReimS  ; Festungen, die als uneinnehmbar galten, find überwunden worden: Lüttich  . Namur  , Antwerpen  , Maubeuge   und Longwy  . In großen Feldschlachten hat unser Heer die Feinde geschlagen, ich erinnere nur an die Schlachten bei Mülhausen  , in Französisch  - Lothringen  , bei Tannenberg, nördlich der masicrischen Seen, bei Lodz   und Lowicz  . Alle diese Schlachten haben bewiesen, daß alle unsere Truppen, Reserve, Landwehr und Landsturm, von gleichem Geiste beseelt find.(Bravo 1) Mehr al» einmal ist uns gesagt worden, daß unsere Truppen unler dem Gesänge:»Deutschland  , Teutschland über alles' die feindlichen Stellungen gestürmt haben.(Lebhafter Beifall.) llnserem Heere steht ebenbürtig zur Seile die Flotte. DaS Herz geht unS auf, wenn wir an die Kreuzer»Gäben' und»Breslau  ', wenn wir an die.Emden  ' denken(Lebhafter Beifall), die alle Meere unsicher gemacht bat, obwohl sie selbst nur ein verhältnismäßig kleines Schiff war, und vor der die Flotten unserer Gegner ge- zittert haben. Ich erinuere an die Seeschlacht bei Koronel  . wo eine überlegene Strategie zur See den Sieg davongetragen bat.(Bravo  !) Ich erinnere an die glorreichen Taten unserer stnterseeboole, d>e heule den Schrecken der großbritanniichen Flotte und Herrichast bilden.(Lebbafier Beifall und Händeklatschen.) Teile von Elkaß-Lothringen, Teile von Ost Preußen  zeigen freilich nur zu deutlich die Spuren kriegerischer Ler- heerung, aber wir können nicht danlvar genug sein, daß ,m großen und ganzen der Krieg sich aus den Gebieten unserer Feinde ubspiell.(Bravo  !) Wahrlich, wenn wir all dies uns vergegen­wärtigen. drängt sich uns daS Gefühl der Bewunderung auf für unier Heer und unsere Flotte, deren Taten sich ebenbürtig zur Seile stellen den kriegerischen Heldentaten aller Zeiten und Böller. (Beifall.) In dieser Bewunderung bringen wir unseren Dank dar der obersten Leitung des Heeres und der Flotte, den Generalen und Admiralen, den Offizieren und Mannschaften, die alle, vom ersten bis zum letzten, mit unvergleichlichem Mute gekämpft haben.(Lebhafter Beifall.) In diesen Dank schließen wir ein die tapferen Bewohner unserer
Kolonren, die in unendlich schwieriger Lage heldenmütig für das Deutschtum kämpfen. Wir danken nicht minder denen, die an den höchsten Regierungsstellen stehen und in ungeheurer Verantwort- lichkeit mit ihren Mitarbeitern eine Arbeitslast täglich bewältigen, eine Arbeit, die nicht hoch genug eingeschätzt werden- kann im Interesse deS deutschen   Vaterlandes. Wir danken allen Deutschen  , die in freiwilliger Arbeit die Leiden des Krieges mildern und für unsere Verwundeten sorgen. Schwer find die Verluste an Verwundeten, von denen Tausende für ihr ganzes Leben ein schweres Schicksal als Folge des Krieges zu tragen haben, dieses Schicksal aber heldenmütig tragen. Schwer sind auch die Verluste an Menschenleben, die dieser Krieg fordert. Manch Frauenherz verzehrt sich in Kummer um den gefallenen Gatten und Bruder, manch Vater- und Mutterherz in Gram um die gefallenen Söhne. Da» Vaterland aber dankt ihnen und ist stolz auf so viele Heldensöhne die ihr Blut vergossen und ihr Leben hingegeben haben in dem Weltkriege, den wir um unsere Existenz zu führen haben, einem Weltkriege, denn aus allen Weltteilen, aus Asien  , Afrika  , Astralien, Amerika  , haben unsere Feinde ihre Vasallen- Heere nach dem europäischen   Kriegsschauplatz gezogen, um uns zu vernichten. Das schreckt uns nicht! Im Vertrauen auf die Ge- rechtigkeit unserer Sache wehren wir uns, wenn es sein muß, gegen die ganze Welt.(Lebhafter Beifall.) Unter der Fahne unseres Heeres, unter der Flagge unserer Flotte werden wir siegen! (Stürmischer Beifall.) Ich habe die traurige Pflicht, des Ablebens(die Abgeordneten erheben sich von den Plätzen) unserer Kollegen Dr. S e m l e r. Bitter. Metzger und Dr. B r a b a n d zu gedenken. Am 3. September ist unser Kollege Dr. F r a n k- Mannheim, der bei Ausbruch des Krieges sich als Kriegsfreiwilliger gestellt hatte, von einer feindlichen Kugel in den Kopf getroffen worden. Er starb so im ersten Gefecht, das er mitgemacht hat. An dem Platze, wo wir sonst seine markige Gestalt zu sehen gewohnt waren, liegt heute ein Lorbeerkranz, den der Reichstag   seinem Heldentod gewidmet hat. Ich habe nach Empfang der Nachricht von dem tragischen Tode Dr. Franks der sozialdemokratischen Fraktion daS Beileid des Reichstages ausgesprochen und vom Stellvertreter de? Reichs- kanzlers ist dem Reichstag   in einem Schreiben der warme Ausdruck seiner Anteilnahme an dem tragischen Verlust zugegangen. Ich danke dem Herrn Reichskanzler für diese aufrichtige Anteilnahme. Sie haben sich zum Gedächtnis für die Verstorbenen von den Plätzen erhoben, ich konstatiere das. DaS Haus tritt in die Tagesordnung ein. Die neuen 5 Milliarüen-Kreüite. Reichskanzler v. Bethmaun Hollweg: Der Kaiser, der draußen bei der Armee ist, hat mich beauftragt, der deutschen   Volksvertretung, mit der er sich in Sturm und Gefahr, in gemeinsamer Sorge für das Wohl des Vaterlandes bis zum Tode ein? weiß, seine besten Wüniche und herzlichsten Grüße zu über- bringen und zugleich in seinem Namen von dieser Stelle aus der ganzen Nation Dank zu sagen für die beispiellose Aufopferung und Hingabe, für die gewaltige Arbeit, die draußen und daheim von allen Schichten des Volkes ohne Unterschied geleistet worden ist und weiter geleistet wird.(Bravo I) Auch unsere Gedanken gelten zuerst dem Kaiser, der Armee, der Marine, unseren Soldaten, die draußen auf dem Felde und auf hoher See für die Ehre und Größe des Reiches kämpfen.(Stürmi­scher Beifall). V o I le r S t o lz und mit felsenfestem Vertrauen blicken wir auf sie(Stürmischer Beifall), blicken aber auch zugleich auf unsere österreichisch-ungarischen Waffenbrüder, die treu mit uns vereint in glänzend bewährter Tapferkeit den großen Kampf kämpfen.(Lebhafter Beifall). Noch jüngst hat sich uns in dem uns aufgedrungenen Kample ein Bundesgenosse gestellt, der genau weiß, daß mit der Vernichtung des Deutschen Reiches es auch mit seiner eigenen staatlichen Selbständigkeit zu Ende wäre(Zu- stimmung), das O S m a n e n r e i ch. Wenn unsere Gegner auch eine gewaltige Koalition gegen unS aufgeboten haben, werden sie hoffent- lich schon erfahren haben, daß die Arme unseres heutigen Ver- kündeten bis an die schwachen Stellen ihrer Weltstellung reichen. (Lebhafter Beifall). Am 4. August bekannte der Reichstag   den unbeugsamen Willen des gesamten Volkes, den ausgezwungenen Kampf aufzunehmen und unsere Unabhängigkeit bis zum äußersten zu vetteidigen. Seitdem ist Großes geschehen. Wer will die Ruhmes- und Heldentaten der Armeen, der Regimenter, der Schwadronen, der Kompagnien, der Kreuzer und Unterseeboote aufzählen, in einem Kriege, der seine Schlachtlinien durch ganz Europa  , durch die Well zieht? Eist eine spätere Zukunft wird davon zu erzählen wissen. Für heute muß eS genügen, daß trotz der ungeheuren Uebermacht unserer Feinde, durch die unvergleichliche Tapferkeit unserer Truppen der Krieg in Feindesland gelragen ist. Dort stehen wir fest und stark da und wir dürfen der Reichskanzler erhebt die Sttmme mit aller Zuversicht der Zukunft entgegensehen.(Leb- hafter Beifall im ganien Hause.) Aber die Widerstandskraft der Feinde ist noch nicht gebrochen, wir stehen nicht am Ende der Opfer. Die Nation wird diese Opfer weitertragen niil demselben Heroismus, mit dem sie»S bisher ge- tan hat, denn wir müssen und werden den Kampf, den wir rings von Feinden bedrängt für das Recht und unser Dasein führen, bis zum guten Ende durchkämpfen.(Erneuter Beifall.) Dann werden wir auch der Unbill gedenken, mit der man sich an unseren im Auslande lebenden wehrlosen LandSleutcn»um Teil in einer jeder Zivili'alivn hohnsprechenden Weise(Stürmische Zuslimmungs ver- gangen hat, die Welt soll e» wissen, daß niemand unge- sühnt einem Deutschen   ein Haar krümmen darf. (Stürmischer Beifall.) Als die Sitzung vom 4. August zu Ende ge- gangen war. erschien hier der englische   Botschafter, um uns ein Ultimatum Englands und bei seiner soforttgen Ablehnung die Kriegserklärung zu überreichen. Ich habe mich damals zu dieser endgültigen Stellungnahme der britischen Regierung nicht äußern können und will heute einige Bemerkungen dazu machen. Die äußere Verantwortung für diesen schwersten aller Kriege tragen die Männer in Rußland  , die die Mobilisierung der gesamten russischen Armee betrieben und durchgesetzt haben. Die innere Verantwortung aber liegt bei
der großbritannischen Regierung.(Sehr richtig!) DaS Londone  Kabinett konnte diesen Krieg unmöglich inachen, wenn eS unzwei« deulig in Petersburg   erklärte, England sei nicht gewillt, aus dem vsterreichisch-serblschen Konflikt einen ilontinentalkrieg hervorwachsen zu lassen. Dann hätte auch Frankreich   Rußland energisch von allen Kriegsmaßnahmen abraten müssen und unserer Bermittlungsattion wären die Wege geebnet gewesen. England hat daS nicht getan, England kannte die kriegslüsternen Treibereien ein« kleine««, nicht verantwortlichen, aber sehr mächtigen Gruppe um den Zaren, England sab, wie das Rad inS Rollen kam, aber eS fiel ihm nicht in die Speichen, es ließ vielmehr in Petersburg   klar verstehen, daß eS auf der Seite Frankreichs   und damit Rußlands   stehe. Das wird klar und unwiderleglich durch die Publikationen der verschiedenen Kabinette, insonderheit deS engtischen BlaubucheS selbst erwiesen. Dann aber gab eS in Petersburg   kein Halten mehr, darüb« be­sitzen wir den ganz unverfänglichen Bericht deS belgischen Geschäftsträgers in Petersburg  . BiS in den Sommer hinein baben die englischen Staatsmänner versichert, kein Vertrag, keine Abmachung, kein Bündnis binde die englische   Regierung, sie könne frei entscheiden, ob sie an einem Kriege teilnehmen wolle oder nicht. Also keine Pflicht, kein Zwang, keine Bedrohung des eigenen Landes hat die englischen Staatsmänner zum Kriege veranlaßt; es bleibt nur das eine übrig: das Londoner   Kabinett ließ diesen ungeheuerlichen Weltkrieg kommen, weil ihm diese Ge� legenheit günstig erschien, mit Hilfe seiner Enlentegenossen den Lebensnerv seines größten wirtschaftlichen Konkurrenten zu zerstören. England und Rußland   tragen die Verantwortung für diesen W.e ltkrieg, für diese Katastrophe, die über Europa  , die über die Welt hereingebrochen i st.(Lebhafte Zustimmung.) Einen Bruch der Neutralität, den England unS vorwirst, hat eS selbst begangen.(Lebhafte? Sehr wahr!) Am 2. August abends teilten wir in Brüssel   init, die uns bekannten stanz ösiichen Kriegs- Pläne zwängen uns, um unserer Selbsterhaltung willen durch Belgien   zu marschieren. Aber schon am Vormittag desselben TageS halte England Frankreich   seine Unterstützung bedingungslos zugesagt, im Falle eines Angriffs der deutschen   Flotte auf die französische   Küste. Von der belgischen Neutralität verlautete dabei kein Wort. Wie also kann England behaupten, eS habe zum Säbel gegriffen wegen Verletzung der belgischen Neutralität(Zuruf: Englische Heuchelei 1). Als ich am 4. August von dem Unrecht sprach, das wir mit dem Einmarsch in Belgien  begingen, stand noch nicht fest, ob die Brüsseler   Regierung sich in der Stunde der Not nicht dazu ver st ehe n würde. daS Land zu schonen und unter Protest nach Antwerpen   zurück- zuziehen. Nach der Einnahme von Lüttich   ist auf Antrag unserer Heeresverwaltung eine erneute Aufforderung in diesem Sinne nach Brüssel   gerichtet worden. Wir hatten für die Durchlöcherung der belgischen Neutralität wohl An- zeichen. aber nicht positive schriftliche Bc--' weise, die englischen Staatsmänner dagegen kannten diese Beweise ganz genau. Wenn jetzt durch die aufgefundenen Aktenstücke i festgestellt worden ist, in welchem Grade Belgien   seine Neutralität England gegenüber preisgegeben hatte, so steht fest, daß England nicht der belgischen Neutralität willen, die eS selbst durchbrochen, uns den Krieg erklärt hat, sondern weil es uns mit der Hilfe der beiden größten Militärmächte vernichten Ivollte.(Lebh. Zustimmung.) Seit dem 1. August, seit dem Versprechen der Kriegsbeihilfe für Frank- reich, war England nicht mehr neutral, die Motivierung semer Kriegs- erklärung war lediglich ein S ch a u st ü ck, um da? eigene Land und die neutralen Staaten über die wahren Beweg- gründe des Kriege» irre zu führen.(Lebhafte Zustimmung.) Auf den Ruf der englischen Staatsmänner enttitz uns auch Japan  das heldenmütige T f i n g t a u und verletzte dabei die chinesische  Neutralität. Hat etwa da England Peiiilichkeit gezeigtem der Wahrung der Rechte neutraler Staaten?(Sehr gut!) Die Triple- Entente ist das Werk Englands zur Durchführung des Grundsatzes, sich gegen die jeweils stärkste Macht auf dem Kontinent zu wenden. Sie hatte also von vorn- herein einen aggressiven Charakter im Gegensatz zu der rein defensiven Bedeutung des Dreibundes. Angesichts dieser politi- scheu Konstellation mußten wir versuchen, durch BerstLadigung mit den einzelnen Ententemächten die Kriegsgefahr zu dannen, und gleich- zeitig mußten wir unsere Wehrmacht für den Kriegsfall stärken. Wir haben beides getan. Aber in Frankreich   stießen wir immer auf den alten Revanchegedanken. Von ehrgeizigen Politikern genährt, erwies er sich stärker als der unzweifelhaft von einem Teile des franzö- fischen Volkes gehegte Wunsch, mit uns in nachbarlichen Verhält- nissen zu leben. Mit Rußland   kam es. zwar zu vereinzelten Vereinbarungen, aber seine feste Alliance mit Frankreich   und sein Gegensatz zu Oesterreich-Ungarn   und ein von panslavistischen Ge- lüften grobgezüchteter Deutschenhaß verhinderte jede Verständigung. Am freiesten verhältnismäßig stand noch England da. Mit großer Emphase hahxn die englischen Staatsmänner immer wieder die Frelheit der Entschließung für die britische   Regierung vor ihrem Parlamente vertreten und gerühmt. Hier konnte am ersten eine V e r st ä n d i g u n g versucht werden, die dann, ich glaube nicht zu viel zu sagen, d e n W e l t sr i e d e n garantiert hätte.(Sehr richtig I) Danach mußte ich handeln und habe ich ge- handelt. Der Weg war schmal, daS wußte ich. Die englische DenkungSart hat im Laufe der Jahrhuirderte einen politischen Grundsatz mit der Kraft eines selbstverständlichen Dogmas ausgestattet, den Grundsatz, daß England ein Arbitriun� inundi(Schiedsrichter­amt der Well) gehört, das nur aufrechterhalten werden könne durch die unbestrittene Seeherrschaft einerseits und' durch das vielgenannte Gleichgewicht der Kräfle auf dem Kontinent andererseits. Aber ich glaube, daß die wachsende Krast Deutschlands  , das wachsende Risiko eine» Krieges England hätte einsehen lassen, daß dieser Grund- satz veraltet und unpraktisch geworden ist, daß England veranlaßt worden wäre, sich mit Deutschland   zu verständigen. Die« Dogma war aber so fest eingewachseit, daß eS alle Versuche einer entschiedenen Verständigling lähmte. Einen neuen Anstoß bekamen die Verharrdluugen durch die KrisiS von 1311. lieber Rächt hatte daS englische Volk erkannt, daß es vor dem Abgrund eines europäischen   Krieges gestanden hatte. In langer und«nühevollcr Arbeit gelang es, zu Wirtschaft- lichen Jnteressenabkomincn zu gelangen, die bestimmt wziren, mög­liche politische ReibungSslächcu zu vcrhurdern. Die Welt ist reich, sie besitzt Raum geling für die freie Eni- faltung beider Völker nebeneinander.(Lebhafte Zusttmmung.) DaS ist der Grundsatz, den unsere Polittk vosi