Einzelbild herunterladen
 

Aröe,islosensursorge, wie sie in zahlreichen Orten in der Umgebung Berlins in letzter Aeit durchgeführt wurde, hat sich die Gemeinde bis jetzt noch nicht entschlietzen können. In der letzten Gemeinde- »ertrctersitzung fragte deshalb Genosse Neumann an, wie weit diese Angelegenheit gediehen sei. Er erhielt die Antwort, dah sich die ssinanzkommission mit der Einführung einer Arbeitslosen- Unterstützung bereits eingehend beschäftigt habe, zu einem Entschluß jedoch noch nicht gekommen sei, weil sich der ArbeitSmarkt inzwischen so weit gebessert habe, daß von einer eigentlichen Arbeitslosigkeit am Orte keine Rede sein könne. Augenblicklich seien etwa 13 Arbeits- lose vorbanden, die sicherlich auch Beichästigung finden werden, da die Zeitungen mehrfach Arbeitsangebote bringen. Auch erwarte man von dem beabsichtigten Ausbau des kommunalen Arbeitsnachweises eine weitere Verminderung der Arbeitslosen. Sollte sich trotzdem im neuen Jahre eine stärkere Arbeitslosigkeit geltend niawen, dann werde die Ge- meind« nicht säunien, entsprechende Maßnahmen hiergegen zu treffen. Genosse Neumann wies diese rosige Färbung der wirklichen Ver- hältnisie mit dem Hinweis zurück, daß die freien Gewerkschaften am Orte allein augenblicklich über 199 Arbeitslose aufzuweisen haben. DaS Provinzial-schulkollegium bczw. die Regierung stellte das Verlangen, die Gemeinde solle die Krankenversicherungspflicht der Lehrperfonen nach der ReichsverordnungSordnung übernehmen. Da nach der aufgestellten rechnerischen Schätzung die Gemeinde hier- von größere Dorteile zu erwarten hat, als wenn sie die Lehrpersonen bei der OrtSkrankenkassc versichern würde, gab die Gemeindevertretung diesem Verlangen statt und genehmigte daS ihr vorgelegte OrtS- statut, in dem die Leistungen und Ansprüche der Versicherten fest- gelegt sind. Als Versicherungspflichtige kommen in Betracht etwa 33 Volksschullehrer und-Lehrerinnen sowie etwa 3 Lehrerinnen deS LyzeumS._ Der Teltower Kreistag beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung Unter anderenr auch mit der Aufnahme von zwei Anleihen in Höbe von 319 999 M. Hiervon sollen 290 999 M. zum Neubau eines Kranken- Hauses in Teupitz verwendet werden und die übrigen 119999 M. zum Bau einer Kreischauffee zwischen Halbe , Teurow lmd Freidorf. DaS Krankenhaus wird in der Nähe des Kreuzungspunktes der nach Halbe und dem Bahnhof Groß-KöriS liegenden Kreischauffee errichtet und soll 39 Betten enthalten. StraßenunfSlle. Zu einem Zusammenstoß zweier Straßenbahn- wagen kam eS Freitagnachmittag am Kurfürstendamm . An der Ecke der JoachimSthaler Straße fuhr ein Wagen der Linie A gegen die vordere linke Seite eines Triebwagens der Linie 51. Infolge des Anpralls wurde der angefahrene Wagen aus den Schienen gehoben, wodurch das Gleis in der Richtung nach der Kaifer-Wilhelm-Ge- dächtniskirche für die Dauer von etwa fünfviertel Stunden gesperrt war. Während dieser Zeit wurde der Straßenbahnbetrieb durch die AugSburger Straße, Lutherstraße, Lützowplatz und Genthiner Straße abgeleitet. Viel Personen wurden bei dem Zusammenstoß leicht ver- letzt. An beiden Wagen wurden die Vorderplattformen beschädigt und zwei Seitenscheiben zertrümmert. Ein schwerer Straßenunfall ereignete sich am Freitagabend gegen 9 Uhr ai, der Ecke der Leipziger und Markgrafenstrahe. Dort wollte der Postschaffner Eugen Rocker auf einem Zweirade kurz vor einem herannahenden Straßenbahnwagen der Linie 77 das Gleis kreuzen, wurde jedoch angefahren und von der Maschine geschleudert. Der Postbeamte erlitt schwere innere Verletzungen und wurde nach dem Rudolf-Mrchow-KrankenhauS gebracht. DaS Märkische Museum ist am 21. und 23. Dezember(Weih- nachtSabend und ersten Feiertag) sowie am Silvester- und Neujahr«- tag für Besucher geschloffen; dagegen ist eS am Sonnabend, den 2. Januar, wie sonst alltäglich von 103 Uhr, außer Sonnabends, unentgeltlich zur Besichtigung geöffnet. ArbeitcrbildungSschule. Der fünfte Im Lehrplan angekündigte Bor- krag der Menofsin Duncker findet nicht mehrftatt. Die Bibliothek der Schule ist am Donnerstag, den 17. Dezember, eröffnet worden und steht den KurfuSteilnehmern zur Verfügung. Lie befindet fich Liudenftr. 3, IV. Hof rechts 3 Treppen, und ist am Dienstag, den 22 und 23. Dezember von 83 Uhr abends geöffnet. Die Kurfuslartc berechtigt zur Entnahme von Bücheni. Wir erlüchcn jedoch die Leser, sich mit weiteren Ausweis- papieren zu versehen, die vor allem zur genauen Feststellung der Woynung dienen sollen. Geeignet ist zum Beispiel ein MietSkonIrakt.

Weihnachtsfeiern. Echönelerg. Die Weihnachisbelcherung, die der Wahlverein für die Kinder der KricgSielluehwer und Arbeitslosen veraustastet, findet Dienstag, den 23. Dezember d. I., abendS VI, Uhr, tu der Schloßbrauerei. Haupt. straße, statt. Tie Feier besteht aus muflkalifchen Vorträgen der Arveiter.

,�ur oic �q�erunij DCsnmmu SberSstraße 12b. I, zu senden. Friedenau . Am ersten WeihnachlSseiertag, nachmittags von S Uhr NN, findet im Restaurant Hohenzollern, Handjeryftraße(ü, für die Kinder der Parteigenossen, insbesondere der im Felde stehenden und Arbeitslosen eine Feier nebst Bescherung statt. Für anregende Unterhaltung ist bestens gesorgt und bitten wir die Genossen, fich zur Feier und einem folgenden geselligen Beisammensein einzufinden. Briv. Sonntag, den 23. Dezember, nachmittags 1 Uhr, wird im Lokal von Becker, Ehauffeestr. 37, eine Weihnachtsfeier veranstaltet. DaS Pro­gramm besteht aus Konzert, Ansprache, Märchenaussührmtgen, Gesang sMännerckor Neukölln). Eintritt und Garderobe frei. Eine Bescherung findet nicht statt. NowaweS. Der Wahlvcrein veranstaltet am 1. WechnachtSjeiertag, abends 7 Uhr, in den Deutschen Festsälen. WUHelmstr. 1113, einen Lichtbildervortrag überDie Kunstschähc in Belgien und Nord- frankreich". Am Schluß des Vortrages werden für die Kinder drei Märchen vorgesührt, und zwarDornröschen",Till Eulenfpiegel" undDer Wols und die sieben jungen Geißtein". Der Eintrittspreis beträgt tür Erwachsene 29 Pf., sür Kinder 19 Pst Die Kasse wird bereits um 6 Uhr eröffnet. PeterShageu-Fredersdorf. Der Wahwercin veranstaltet am 26. De- zemder(2. WcrhnachiSseicrlag), nachmittags 5 Uhr, im Lokal von O. Kirchner, Fredersdorf , eine WcihnachtSbescherung für die Kinder der im Felde stehenden Mitglieder, verbimden mit musikalischer Abendunterhaltung. ElntriitSgeld wird nicht erhoben. Die Jugendfchristenansftellung in Schönebera befindet sich Sonn- lag, Montag und Dienstag von 53 Uhr in der Schloßdrauerei Schöne- berg, Hnuptstr. 122. ttt Verband der Lanbenkolonifte» veranstaltet am Montag, den 21. Dezember, abends 3 Uhr, im Berliner GewcrischastShauS eine öffent­liche Delegiertenkonferenz. In derselben hält der Stadtgartendireltor Brodersen einen Vortrag über das Thema:Wie können die Lauben- kolonisten während deS Krieges ihre Parzelle am raiwnellsten bestellen 1» Zutritt für jedermann frei. Eine schwarze Wachßtnchtasche ist in der juristischen Sprech­stunde liegen«geblieben und kann von dem Eigentümer dort ab- geholt iverden. Gewerkschaftliches. Gewerkschaftliche weihnachts- Unterstützungen. Ausschuß und Borstand deS Zimmererverbandes haben be- schloffen, den Arbeitslosen und den Familien der zu den Waffen einberufenen Kameraden eine weitere Unterstützung zu gewähren. In der zweiten Hälfte deS Dezember wird eine nochmalige Familien- Unterstützung als Weihnachtsgeschenk gezahlt in der gleichen Höhe wie bn Oktober(«, 7 und« M.). Der Deutsche Tapeziererverband har 13999 Mark au« der Hauptlaffe bereitgestellt, um der Frau jedes zum Heere einberufenen Mitgliedes eine Weihnachtsgabe von 19 M. zu zahlen. Weitere 29 999 M. sind für die Weiterunterstützung der bereits aus- gesteuerten BerbandSmitglieder ausgeworfen. Ferner wird den Filialen empfohlen, aus der Lokalkaffe die Weihnachtsgabe ari die Familien der Kriegsteilnehmer um 19 M. zu erhöhen und auch den

Arbeiislose» eine kleine Weihnachtsunterstützung(3 M. für Ledige, 6 M. für Verheiratete) zu gewähren. Der Vorstand des Verbandes der Schneider hat beschlossen, daß die Unterstützung an arbeitslose Mitglieder und an Familienangehörige der zum Heeresdienst Ein gezogeneu auch im Dezember für drei Wochen ausbezahlt wird. Der Verband der Brauerei- und Mühlenarbeiter hat ebenfalls für die Arbeitslosen und die Angehörigen der Kriegsteilnehmer größere Summen ausgeworfen und ersucht, die Weihnacht»- gaben durch freiwillige Sammlungen und Extrabeiträge zu den Lokalkassen zu erhöhen. Der Zentralvorstand de» Töpfer- Verbandes hat befchloffen, allen Mitgliedern, die bis zum 1. August 1S11 mindestens 52 Wochenbeilräge geleistet haben und seit dem 1. August bi» 23. Dezember d. I. sechs Wochen arbeitslos sind, eine Unterstützung von 1 M. und sür jedes Kind 1 M. extra zu zahlen. Der Zeniralverein der Bildhauer gedenkt den ausgesteuerten Mit- gliedern eine besondere WeihnachtSunterstützung, abgestuft nach der Dauer der Mitgliedschaft und Zahl der Kinder unter 11 Jahren zu- teil werden zu lasse». Im Verband der Steinarbeiter haben die Verbandsinstanzen, um den Mitgliedern eine WeihnachlSsreude zu bereiten, folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Für die ausgesteuerten Mit glieder wird der Bezug der Arbeitslosenunterstützung von S auf 12 Wochen erhöht. 2. Den Angehörigen derjenigen verheirateten Mitglieder, die nach dem 1. Oktober noch zum Heere einberufen wurden, erhalten am 19. Dezember eine Familienunterstützung von 19 M. ohne Rücksicht auf die Dauer der Verbandszugehörigkeit 3. Die Angehörigen derjenigen verheirateten Verbandsmitglieder. die vor dem 1. Oktober eingezogen wurden und bereits eine Unter- stützung von 19 M. erhielten, erhalten am 19. Dezember die zweite Familienunterstützung in Höhe von 3 M. Diese neuen Beschlüsse belasten die Hauptkasse um mindestens 199 999 M. Die KriegS- fürsorge deS Bundes der technisch-industriellen Beamten hat sür den Weibnachtsmonat eine erhebliche Erweiterung erfahren. Der Borstand hat beschloffen, den vom Bunde bereits unterstützten Stellenlosen und Familien der Kriegsteilnehmer im Monat Dezember noch eine beson dere WeihnachtSunterstützung in voller Höhe der monatlichen Unter stützungsrale auszuzahlen. Außerdem soll allen im Felde stehenden BuudeSmitgliedern eine Weihnachlsliebesgabe übersandt werden. Der Fonds der Kriegsspende ist einschließlich der Zuschüsse vom Bund bis jetzt auf 99 999 M. gestiegen. Notstandsarbeiten für technische Angestellte. Zu dem Artikel in Nr. 322 deSVorwärts" überBillige Arbeitskräfte' wird uns nachträglich aus Technikerkreisen geschrieben: In dem von Ihnen besprochenen Aufsatz vom Ingenieur Schulz- Mehrin inTechnik und Wirtschaft' befindet fich noch folgender Passus: Auch ist die jetzige Zeit gut geeignet, Versuchsarbeiten vor- zunehmen. Manche Fabrik trägt sich wohl schon lange damit, die Herstellung eines neuen Arttkels aufzunehmen. Die Sache fordert aber Versuche und Vorarbeiten, zu denen man bisher nicht Ge- legenheit gefunden hat; jetzt ist sie da, man nütze sie. Ebenso kann man die jetzige Zeit gut dazu benutzen, die alten Kon- struftionen zu verbessern, was meist auch Versuchsausführungen notwendig macht, also auch der Werkstatt Arbeit gibt.' ES sällt auf, daß an dieser Stelle nicht ein Wort über die technischen Angestellten gesagt wird, die in dieser KriegSzeit doch auch sehr von Arbeitslosigkeit bedroht sind, und wenn sie erst einmal ihre Stellung verloren haben, viel schwerer eine andere Beschäftigung finden können. Allerdings vermeidet die Zeil- fchriftTechnik und Wirtschaft', obgleich sie vom Verein Deutscher Ingenieure herausgegeben wird, eS auch sonst ängstlich, über die wirtschaftlichen Röte der angestellten Ingenieure zu berichten. Aber hier handelt eS fich doch um einen besonderen Fall, und da der Verein selbst eine sogenannteHilfSkaflc' für notleidende BerukS- angehörige unterhält, so muß der Redaktion mindestens bekannt sein, wie nützlich eS wäre, wenn auch für die technischen An« gestellten neue Arbeitsgelegenheiten erschloffen würden. Dazu sind aber die erwähnten Versuchsarbeiten und Neu- konstruktionen, zu denen man noch die Ausarbeitung von Normalien nennen könnte, vorzüglich geeignet. Fast in allen technischen BureauS wird dergleichen in den Zeiten der Hoch- konjunktur zurückgestellt, weil die Dringlichkeit der ange- häuften Aufträge dafür keine Zeit übrig läßt. Jetzt liegt e« vielfach umgekehrt. Die Werkstätten der Maschinenfabriken sind mit Masjenlieferungen für das Heer und die Marine gut, zum Teil sogar reichlich beschäftigt, der Bedarf an Ingenieur- arbeit jedoch ist außerordentlich gering, weil eS sich natürlich immer um alte, in der Friedenszeit erprobte Konstruktionen handelt. Den Militärbehörden kann auch wohl nicht gut zugemutet werden, sich in der KriegSzeit mit technischen Versuchsarbeiten oder Neukonstruktionen zu beschäftigen. Dazu fehlt ihnen einfach die Zeit. Ganz anders liegt eS aber mit den privaten Unternehmern, die hier- durch ihre Betriebe in geradezu glänzender Weise auf die Zeit nach dem Kriege vorbereiten könnten. Freilich, etwas Weitblick gehört dazu; aber gerade deshalb wäre die Aufgabe sehr verdienstvoll. /tos?nöuftrie und Handel. Auflösung des internationalen Pulvertrusts? Die Vereinigten Köln-Rottweiler Pulver« fabriken haben für den 29. Dezember eine außerordentliche Generalversammlung einberufen mit der Tagesordnung: Abände- rung der Kartellverträge. Bekanntlich stehen die Köln-Rottweiler Pulverfabriken ebenso wie fast die gesamte deutsche Sprengstoff- und Pulverindustrie in engster Beziehung zu der englischen Nobel Dynamite Trust Co. Limited London . In einem Mitte Juli veröffentlichten Prospekt deS englischen Nobeltrusts wurde mit- geteilt: Gegenwärtig fdaS heißt also kurz vor Ausbruch des Krieges) ist die Trust Company an nachstehenden Sprengstofigesellschaften be- teiligt: . Dividende der Beteiligung Gesamtkapital" letzten drei Gesellschaft»" Geschäftsjahre nom. Mark Prozent Dynamit-Aftien-Gef. vorm. AlftedNobel u. Co.. Hamburg 11993 999 12990 090 20 20 29 Deutsche Sprengstoff- Aktien-Gesellschaft, Hamburg ... 1239909 1 239 999 20 29 29 Rheinitche Dynamit- sabrik Köln .. 666 490 1 299 999 29 29 29 Dresdener Dynamit- fabrik Dresden . 723 999 723 999 29 29 29 Nobel« Explosives Company Ltd., nom. Pfd. Sterl. Glasgow ... 799 739 899 990 2gl/g Lg'/z 22»/, Alliance Explosives Company, Ltd., London .... 10090 19990 19 19 39 Australian Explosives u. Chemical Comp.. Ltd., London .. 59 999 39 999 Zwischen diesen Tochtergesellschaften und den Köln-Rott» weilerPulverfabriken sowie den Firmen Cramer u. Buch- holz. Rönsahl , und Wolff u. Co.. Walsrode , und einer Anzahl anderer Sprengstoff« Grseüschaften bestehen Verträge über B e- triebsgemein schasten, die bis 1950 laufen.

Drei deutsche Dynamitfabriken(die in Hamburg und Dresden ) find danach völlig, eine vierte(in Köln ) zur Hälfte im Besitz des NobeltrustS. Mit allen einschließlich der Köln- Rottweiler Pulverfabriken bildet der Nobeltrust Betriebsgemeinschaften, die u. a. bestimmen, daß die Dividende nicht von den einzelnen Ge- sellschaften selbständig, sondern von einem gemeinsamen Ver- waltungSauSschuß festgesetzt wird. An den Gewinnen für Heeres- lieferungen in einem Lande werden also auch die iFabriken deS anderen Lande? beteiligt. Erst jetzt und wahrscheinlich nur sür vorübergehende Zeit will eine der dem internationalen Pulver« trust angegliederten deutschen Fabriken ihre Kartellverträge ab« ändern. Aber auch das ändert nichts an der Tatsache, daß bis zur Zeit alle wichtigen europäischen Puloerfabriken gleichmäßig von den Rüstungslieferungen aller Länder profitiert haben.

Kohlenbergbau und Krieg. In der Generalversammlung der Harpen er Bergbau- A.-G. wurde die Dividende auf 8 Proz. festgesetzt. ES wurde von der Verwaltung mitgeteilt, daß sich über die mutmaßlichen Er- gebniste kaum etwa» Zutreffendes sagen lasse. Mehr als jede andere Industrie hänge der Kohlenbergbau von der Zahl der Arbeiter ab. ES kommt also einmal darauf an, ob es möglich sein wird, auch weiter die landsturmpflichtigen Bergleute nicht zum Heere einzu- berusen, wie es bisher geschehen ist. ferner auch darauf; wie lange der Krieg dauern wird und wie lange etwa 39 Proz. der Beleg« schasten durch ibn der Arbeit ferngehalten werden. Zugleich äußerte die Verwaltung ihre Unzufriedenheit mit dem neuen Kohlensyndikatsvertrag. Der Erneuerung des Syndikats- Vertrages ständen bedauerlicherweise große Schwierigkeiten entgegen. Leider seien auch in letzter Zeit mit geringer Mehrheil Äende- rungen an dem im April d. I vereinbarten Entwurf vorgenommen. die für einzelne Zechengruppen den Beitritt unmöglich machen werden, wenn ihre Aufhebung nicht erfolgt.

Enteignung deutscher Grundbesitzer iu Rusilaud. Schon seil längerer Zeil gehen Mitteilungen durch die Presse, daß in Rußland ein Gesetz in Vorbereitung ist, welches Deutschen und Oesterreichern für die Zukunft den Besitz von Grundeigentum untersagt. Der Handelsvertragsverein Berlin ist jetzt im Besitz deS Woi»lautes dieses Entwurfs und hat von diesem sowie von dem russischen Zahlungsverbot eine deutsche Ueber« s e tz u n g herausgegeben. Der Gesetzentwurf ist der Duma unterbreitet worden, und sein« Annahme ist mit Bestimmtheit zu erwarten, falls es nicht schon vor erlangter Genehmigung des Parlament» durch kaiserlichen Ukas in Kraft gesetzt wird. Jedenfalls scheint man dieNationalifierung' des Grund und BodenS mit größler Beschleunigung durchführen zu wollen, ehe etwa der Friedensschluß wieder ein Einsprechen der be- teiligten Auslandsstaaien ermöglicht. Das Gesetz richtet sich sowohl gegen die reichsdeutschen, öfter- reichisch-ungarifchen und türkischen Staatsangehörigen, welche in Rußland Jmmobiliarrechte irgendwelcher Art baden, als auch dies mit Beschränkung auf eme bestimmte Anzahl von Gouverne- ments gegen die zahlreichen und lebenskräftigen deutswen Bauern- kolonien, deren Mitglieder die russische Staatsangehörigkeit besitzen, aber ihre Sprache. Religion und Sitte beibehalten haben. Diese sollen jetzt entweder vollständig russifiziert oder kurzerhand enteignet werden. Die Anwendung des Gesetzes soll ausgeschlossen sein gegenüber solchen Personen, welche seit Geburt der griechisch- katholischen Kirche angehören oder ihre slawische Na- tionalität nachweisen oder als Kriegsfreiwillige, Gefallene bezw. Verwundete oder mit Kriegsauszeichnungen Versehene ihren russischen Patriotismus betätigt haben.(Nack, Behaup- tung der russischen Regierung sollen sich in den Jahren 19961999 13. 19, 29 und 22 Proz. dieser Bauern dem Militärdienst entzogen haben.) Die Kopszahl dieser Ansiedler geht in die Hunderttausende. In dem jetzt vielgenannten Gouvernemement Suwalki z. B. besitzen sie 3 Proz. des Flächeninhalts. Daß die durch das Gesetz gewährte Aussicht auf Verteilung erheblicher Flächen gut kultivierten Bodens an russische Bauern nicht univesentlich dazu beiträgt, den Krieg und die ganze jetzige Regierungsströmung in den bäuerlichen Kreisen, wo ständiger Landhunger herrscht, populär zu machen, ist eme erwünschte Nebenwirkung dieses als politischer Schachzug jedenfalls sehr ge­schickten Gesetze»._

Soziales.

Wie die Futtermittelpreise in die Höhe getrieben werden. Einen Einblick in die Preistreibereien im Handel mit Futtermitteln konnte man vor der 3. Kammer des Berliner Kaufmannsgerichts gewinnen. Es klagte dort ein Reisender gegen den Futtermittelhändler Stöfel aus Zahlung von Provision sür Austräge auf Melasse und andere Futtermittel. Der Kläger hatte Aufträge auf mehrere tausend Zentner Futtermittel dem Beklagten vor dem Kriege überschrieben. Letzterer lieferte aber nicht, als der Krieg ausbrach. Der Beklagte stützte sich dabei auf die Kriegsklausel im Vertrage, die ihn allerdings von der Lieferung entband. Wie der Reisende ausführte, habe St. die Aufträge nicht etwa aus Mangel an Ware, sondern nur darum nicht ausgeführt, um bedeutend höhere Preise herauszuschlagen und ihm außerdem noch die Provision zu cnt. ziehen. Als Betvcis dafür führte der Kläger an, daß Beklagter den Kunden die bestellte Ware, die er aus Grund der Kriegsklausel sich zu liefern tveigerte, mit einem um 1,59 M. pro Zentner höheren Preise wieder anbot. Der Beklagte gab zu, in zwei bis drei Fällen Kunden, deren Aufträge er gestrichen hatte, zum Tagespreise ge- liefert zu haben. Um sich über die Höhe der erteilten und nicht ausgeführten Aufträge ein klares Bild machen zu können, beschloß das Kauf- mannSgericht, von beiden Parteien eine genaue Ausstellung ein­zufordern._ Haltet die Fristen ein! Die Mahnung, in Rechtssachen und besonders in Unfall« fachen die Fristen einzuhalten, klingt aus folgendem vor dem Oberversickerungsamt in Potsdam am Donnerstag ver- handelten Fall. Der Hopiengärtner Richard DamS in FriedrichSdorf erlitt im ahre 1919 einen beruflichen Unfall, der eine Quetschung und Zerreißung der linken Niere zur Folge hatte. Mit der scheinbaren Besierung des Befindens, die die Aerzte ent» gegen der Behauptung des D. feststellten, ging eine schritt- weise Verminderung der Unfallrente vor sich, bis schließlich die Rente ausgehoben wurde. Ende November 19t8 be- antragte D., der zudem noch unter Rückenschmerzen litt, die Wieder- gewährung der Rente. Der Kreisarzt untersuchte den D.. ermittelte jedoch keinerlei Unfallfolgen. Die Versicherung« trägerin wies seinen Anspruch ab. Dagegen richtete sich die B e- rufung des D., der nun ein Attest vorlegte, das ein Nieren- leidvn bescheinigte. Ehe er selbst seine Rechtsmittel er- schöpfen konnte, starb D. an dem Nierenleiden. Die Obduttion der Leiche ergab Nieren schrumpfung als Todesursache. Run trat die Frage vor die Aerzte. ob die tödliche Krankheit auf den damaligen Unfall zurück- geführt werden könne. Die ärztlichen Meinungen waren wie