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vorgelegt. öS die Weicht des Angesagten nur war, seine Pflicht als deutscher Konsul zu erfüllen. Die Geschworenen halten möglicher- weise zu einem anderen Spruch kommen können, wenn die alter- natwe Frage gestellt worden wäre. Tie Beweisaufnahme ergab nicht, daß die Handlungen des Angeklagten feindlich gegen die Interessen Englands waren, wenigstens nicht notwendigerweise feindlich. Da dieser materielle Punkt den Geschworenen nicht vor- gelegt worden war, mußte das frühere Urteil aufge- hoben werden. Hegen Üie rasenüen Universitätsüerwische. Aus A m st e r d a m schreibt man uns: Auch in Frankreich reißen etliche Leute, die das Glück haben, ihr vaterländisches Helden- tum auf dem Katheder austoben zu können, 5en Mund zu über- patriotischen Hochmutsphrasen und Verunglimpfungen auf. Einem dieser männermordenden Prahlhänse, dem durch seine Schreibdiarrhöe berüchtigten Literaturprosessor und Akademiebonzen F a g u e t. ver- abreicht nun ein Soldat in einer Zuschrift aus dem Felde, die be> merkenswerterweise die sonst in ihrem Aufregungsbetrieb nicht eben Wählerische nationalistische P a t r i e" veröffentlicht, den wohl­verdienten Fußtritt in seine am meisten um die Literatur verdiente Leibesgegend. Faguet hatte geschrieben: .Die Deutschen haben im Norden nur noch Soldaten, die entweder fast schon Greise oder fast noch Kinder sind. Sie haben dortdin ihre letzten Kräfte oder vielmehr ihre letzten Schwächen gesanst." Der Soldat vor der Front spricht nun Herrn Faguet folgender- maßen an: Warum bestehen Sie, meine Herren Akademiker und mit Ihnen auch die Schriftsteller der eleganten Welt darauf, dem Publikum in Schwäche sinkende Feinde oder eine Armee von Greisen, Siechen und Knaben vorzusübren? Sollte man sich da hinter uns elwa fürchten, die Wahrheit in ihrer Nacklheit zu schauen? Als eine surchlbare Gewalt, die der Schwung eines tapser wider- flckeiidcn Heeres verzehnsachl? Oder sollte es etwa noch als Ver- brechen gelten, zu sagen, daß das Heer, das uns bekämpft, aus Soldaien besteht, die ibr Handwerk kennen und bewunderungs- würdig ausüben etwas. waS sie furchibar und zäh macht? Verchner Herr von der Akademie, statt von Greisen und Kindern zu sprechen, sprechen Sie doch von dem. waS ist: von der furcht- baren Armee, gegen die Frankreich eS ist wahr, siegreich kämpft, aber mit seiner kampfglübenden Jugend! Sagen Sie da», Herr Akademiker, und Sie werden die Taren jener größer er« scheinen lassen, die vom Niedersten bis zu dem Höchstgepricienen, vom gemeinen Soldaten bis zum heroischen Chef ihre Brust dar- bieien und mit Kanonenschlägen und mit den Waffen der Wissen- schaff eine Kriegsmaschine zurücktreiben, die die mächtigste der neueren Zeit war und i st.' In derHumanits" gibt Gen. R e n a u d e l diese Zuschrift zur stimmend wieder und fügt hinzu, es sei männlich, klug und not- wendig, der Wahrheit in? Gesicht zu sehen. Er erinnert auch da- ran. daß er schon am Anfang des Krieges geschrieben habe: Zählen wir auf unSl Ohne den Wert unserer Verbündeten Herabseyen zu wollen, ist es doch möglich, daß sie nicht so bald be- reit sind, wie wir es wünschen, noch so stark, daß sie unsere Feinde ohne weiteres über den Haufen werfen können." Diese Erkennt- Iiis, daß eS in unserem Zeitalter unmöglich ist. irgendein großes Volt.auf die Knie' zu bringen, läßt es allerdings um so ver- wunderlicher erscheinen, daß dieHumanite" im Chor jener, die gegen den Wunsch nach einem baldigen Frieden protestieren, Stimm- sührerin ist. Sekenntnisse einer schönen Seele. Die.Wests. Ztg.' veröffentlichte vor kurzem den Brief eines ussischen H o s b e a m t e n. den dieser seinem in der französischen Armee als Offizier dienenden Bruder geschrieben haben soll. In diesem Briefe, der das A n w a ch s e n pessimistischer S t i m- m u n g e n in den herrschenden Kreisen Rußlands schildert, erscheint uns folgender Passus von Jntereffc: Was uns weiter Sorge macht, ist nicht bloß das Vorrücken der Deutschen und das Festhallen der Oesterreicher an ihren Po- silionen. sondern weit mebr noch die Stimmung oder richtiger ausgedrückt: die Mißstimmung in unserem Volke, die sich weiter

sorischen Wohnung ein recht netter Umzug zu bcwalirgen rst. Wenn es also heißt, abrücken, dann geht es wie rn einem Ameyen- Haufen zu. und nichts darf vergessen werden, sonst rst man nachher im Schwindel, denn requirieren gibts nicht mebr! Unsere Bauern müßten mal so eine Ortsunterkunst über sich ergchen lassen! Vom Krieg wollte ich ihnen gar nichrS wünschen. Den Lernen hier gehöri kein Stall und kein Wohnraum mehr, kein Stroh, kein Seu. kein Holz, keine Kartossel. Da könntest Du mal Höchstpreise sehen, die noch dazu statt in bar in BonS aus- gezahlt werden. Für 100 Kilo Kartoffeln werden 3 Franks (1,60 M.) geschrieben. Ich war dabei, wo wir drei prächtige Rinder holten, jedes nach unseren Verhältnissen in Teutschland S00 M. wert, aber der Besitzer erhielt einen Bon über 600 Franks. ' Das ist daS Gegenteil von Apothekerpreisen, die in den vom Kriege nicht berührten deutschen LandeSieilen gezahlt werden müssen. Trotzdem sieht und hört man ach so viel!-von der mangelhaften Bereitwilligkeit, ja vom direkten passiven Widerstand so vieler deutscher Landwirte, die die Not der Zeit nicht begnnen und ruhig in ihrem Besitze dahinleben; die danach trachten, ohne sich um die Not der Opfer deS Krieges und deren Angehörige zu kümmern, aus dieser schweren opferreichen Zeit noch Vermögens- vorteile an sich zu reißen. Ein Verhalten, für daS ich keine andere Bezeichnung als Wucher kenne. Und trotz dem vorhin Gesagten ist die hiesige Bevölkerung wirklich gastfreundlich! Jeden Raum, und nicht den schlechtesten, stellen sie zur Verfügung, viele von uns haben Betten. Kommt man in ein HauS, so'.st gleich iemand mit einer Tasse Kaffee da, kurz, diese vom Kriege in allen seinen Formen schwer mitgenommenen Leute tun alles nur Erdenkbare, um unS zufrieden zu stellen. ES ist aber auch viel, viel Armut hier vorhanden. Arme Teufel sind mit ihrer ganzen Familie der durch nichts beschränkten AuSbeutungsmöglichkeit weniger Großbcsitzer ausgeliefert. Keine Sonntagsruhe, kein ahend. kein Arbeitcrichutz Mädchen legen an der Dreschmaschine ein. Die gereichte Nahrung ist Brot mit Obst und Schnaps und wieder SchnavS; doT bewirkt, daß die ärmere Bevölkerung hiesiger Gegend ein Bild völliger körperlicher und geistiger Verwahrlosung bietet. Doch genug dieser Betrachtung, die Dich am Ende gar nicht interessiert; eS geht ja diese Nacht noch fort. Vielleicht ist eS dort, wo wir hinkommen, schon wieder ander?/ Wohin? ja, das weiß man nicht.'Deine Nachricbt von der gutbeiuchten Partei- Versammlung war mir ein« rechte Erquickung. Setzt alles daran. daß der alte gute Geist lebendig bleibt. Ich habe die frohe Hon- nung. daß nach diesem Kriege sozialistische Einsicht in noch mehr denkende Köpfe Eingang findet, zum Wohle der Gesamtheit,.ew tut es mir auch, der Genossenschaftsversammlung de? Konsum- verein? nicht beiwohnen zu können. Auch diese Arbeiterunter- nebniung hat es verstanden, in schwerster Zeit aus der Höhe zu . bleiben und die Versorgung ihrer Mitglieder nicht stecken zu lassen, im Gegensatz zu den profikgierigen Händlern, die llcberprcne nahmen und bald versagten. Von allen Trauernach richten m letzter Zeit traf mich riirfitS schwerer als der Tod des so viel- versprechenden Älcineseppel. Wieder ein guter Genosse uns für immer entrissen und wie viele noch? Run zum Schluß nochmals lieber Freund, Dir und Deiner lieben Frau besten Dank! Herzliche Grüße Euer..,.

und immer höher hinauffrißi D u würdest viele unserer besten Freunde nicht wiedererkennen. So sehr haben sie sich gewandelt. Offen spricht es niemand aus. Ich gehöre nicht zu den Pessimisten. Aber als mir dieser Tage mein Vetter Alerei er geht wieder in geheimer Mission zurück nach Warschau erklärte. er vervoll- kommne sich im Deutschen , umden Anschluß nicht zu verlieren', da war ich nahe daran, alle Hoffnungen zu begraben. Unser Vetter war die Siegeszuversicht selber noch vor vier Wochen. Heute lacht er mich ans, wenn ich ihm von den künftigen Aufgaben der russischen Regierung spreche.... Und so wie er sind Tausende unserer höchsten Beamten.' Wenn wir uns auch für die Authentizität dieses Briefes nicht verbürgen können, so scheinen unS die oben angeführten Zeilen doch die Sttmmung in den oberen Schichten der»kommandierenden Klassen' in Rußland in recht drastischer Weise wiederzugeben. Diese Schichten, die. obgleich dem Volke fremd, den.Patriotismus' und daSnationale Interesse' stets als ihre ureigenste Domäne be trachwten, wären, um nichtdenAnschluß zu verlieren' nicht nur bereitsich im Deutschen zu vervollkommen', sondern auch zum JSlam überzugehen und türlisch zu lernen.

politische Uebersicht. Leonhard Tauschers Bestattung. Die Bestattung Leonhard Tauschers ging am Sonn- abend unter sehr starker Beteiligung vonstatten. Die Partei- genossen von Stuttgart und aus Württemberg hatten sich zahlreich eingefunden. Von Berlin waren die Genossen Müller(Parteivorstand), R. Fischer und Wels erschienen. Mitglieder aller Fraktionen des Landtags und des Stutt- garter Rathauses hatten sich mit dem Kammerpräsidenten und dem Oberbürgermeister eingefunden. Die Trauerrede hielt Genosse Keil, der die Verdienste Tauschers um die deutsche Sozialdemokratie würdigte und die vorzüglichen(sharakter- eigenschasten des alten treuen Kämpen warm betonte. Mit Tauscher, der mehr als 30 Jahre in den vordersten Reihen der deutschen Arbeiterbewegung stand, sei ein edler, guter Mensch, ein aufrichtiger Kamerad von uns geschieden, dessen Wirken vorbildlich war. Kammerpräsident v. Kraut wid- mete dem verstorbenen Alterspräsidenten der Zweiten Kammer warme Worte der Anerkennung und unterstrich besonders die Festigkeit seiner Ueberzeugung, mit der er auch dem politi- schen Gegner Sympathien abgewann. Im gleichen Sinne sprach Oberbürgermeister Lautenschlager. Daran schlössen sich zahlreiche weitere Ansprachen. U. a. widmeten Tauscher letzte Grüße Genosse Belli vom Tietzschen Geschäft, Fischer vom Landesvorstand,' Heymann für den Stuttgarter Bezirksverein, Mattutat für die Augsburger Genossen, Fischer-Cannstatt für den zweiten Wahlkreis usw. Mit Orgelklang und Trauerchören wurde die stimmungsvolle Feier eingeleitet und geschloffen.

Tr. Weist. Wolffs Telegraphenbureau bringt folgende Meldung aus Paris : Ter Reichstagsabgeordnete für Metz , Dr.. Weill, ist am 5. Augnst als Freiwilliger in die französische Armee eingetreten., Er erklärt, er sei.überzeugt, dadurch das Mandat eifies sozialdemokratischen elsaß -lothrin'gischen Abgeordneten pflichtgemäß erfüllt zu haben. Tie Nachricht, in so bestimmter Form sie auch auftritt, findet in allen bisher wiederholt von uns angestellten Er- Mittelungen über das Schicksal Weills keine Bestäti- g u n g. Falls wider Erwarten die Meldung doch richtig sein sollte, müßte Weills Verhalten natürlich scharfe Verurteilung finden. Die Meldung widerspricht auch jener, die die..Kreuz- zeitung" bald nach Kriegsausbruch brachte. Danach war Weill , der Zeuge bei der Ermordung unseres Freundes Jäuräs gewesen war. dermaßen seelisch erschüttert, daß er ein Sanatorium habe aussuchen müssen. Ein anderes Ber - liner konservatives Blatt, das diese Meldung übernahm, schilderte damals den Abg. Weill als einen Mann, der sich bei allen Parteien des Reichstags großer Beliebtheit erfreut habe.

Gefangensetzung der Franzosen . Wolffs Telegraphenbureau meldet aus Stuttgart : Wie die Engländer sollen jetzt auch alle männlichen Fran- z o s e n zwischen dem 17. und 60. Lebensjahr, die sich seit Kriegsbeginn in Teutschland aufhalten, in Sickerheit ge- nommen und in das Gefangenenlager von Holz- minden übergeführt werden. Im Stuttgarter Stadt- direktionSbezirk kommen, wie derStaatsanzeiger" meldet, für die Festnahme etwa 15 Personen in Betracht.

Pastzwang für Teutschland. Mit dem 1. Januar 1915 wird, wie bereits kurz mitgeteilt, für den Verkehr zwischen Deutschland und dem Ausland der Paß- zwang eingeführt. Die Verordnung bestimmt: Bis auf weiteres ist jeder, der das Reichsgebiet verläßt oder der aus dem Ausland in das Reichsgebiet eintritt, verpflichtet, sich durch einen Paß über seine Person auszuweisen. Den Militärbefehls- babern bleibt vorbehalten, nach Benehmen mit den zuständigen Landesbehörden für einzelne Grenzbezirke und bestimmte Zeiträume den Uebertritt gewisser Arten von Personen über die Reichsgrenze auch mit anderen Ausweisen als Pässen zuzulassen. Jeder Ausländer, der sich im Reichsgebiet aufhält, ist ber- pflichtet, sich durch einen Paß über seine Person auszuweisen. Tie Pässe müssen mit einer Personalbeschreibung und mit einer Photo- graphie des Inhabers aus neuester Zeit, mit dessen eigenhändiger Unterschrift unter der Photographie sowie mit einer amilichen Be- scheinigung darüber versehen sein, daß der Paßinhaber tatsächlich die durch die Photographie dargestellte Person ist und die Unterschrift eigenhändig vollzogen hat Tie Photographie ist auf dem Patz auf- zukleben und amtlicki derart abzustempeln, daß der Stempel etwa zur Hälfte auf der Photographie, zur anderen Hälfte auf dem Papier deS Passe« angebracht ist. Ausländische Pässe, die zum Eintritt in das Reichsgebiet verwendet werden sollen, bedürfen außerdem des Visa einer deutschen diplomatischen oder konsularischen Vertretung. Die Visieruna ist zu verweigern, wenn Bedenken geg-cn die Person des PaßinhaberZ bestehen.

Tie Russen in Ortelsburg . Der Land rat des Kreises Ortelsburg veröffentlicht folgendes: Auf dem Landratsamt Ortelsburg laufen täglich eine Anzahl Anfragen� nach dem Verbleib Angehöriger ein. Da die Postverbindungen, zumal nach dem Süden des Kreises noch nicht

überall wieder eingerichtet sind, sind die Nachforschungen mit er- heblichen Schwierigkeiten verbunden. Zur Beruhigung der Ange- hörigen kann aber mitgeteilt werden, daß nach den bisherigen Fest- stellungen bei dem letzten Einbruch der Russen in den Süden des Kreises keinerlei Personen ermordet oder fort- geschleppt worden sind. Vom lt. bis 25. November war da? Landratsamt in Ortelsburg von jeder Post- und Bahnverbindung abgeschnitten und der südliche Teil des Kreises erst seit zwei Wochen wieder vom Feinde frei, so daß die Ermittelungen nach dem Per- bleib Angehöriger erst vor kurzem wieder aufgenommen werden konnten.

Kriegswncherer. Im ScherlschenTag" gibt auch der Abgeordnete Erz- b e r g e r der Entrüstung weiter Kreise darüber Ausdruck, daß eine Anzahl Spekulanten die Kriegsnot benutzen, um sich zu bereichern. Herr Erzberger veröffentlicht aus einem Zir- kular einer Berliner Wollwarenfirma, das Ende November 1914 erging, folgende Sätze: Wir möchten nochmals die Herren Wollproduzenten vor den Bemühungen gewisser Handelsfirmen warnen. Wollen wesentlich unter heutigen Marktwerten zu erstehen. Wenn solche Firmen Preise bis zu 145 M., je nach Beschaffenheit der Wollen, bieten, so können wir diesen Offerten die Tatsachen gegenüberstellen, daß wir für Wollen in freihändigem Verkauf 170 M. bis 185 M.. je nach Beschaffenheit, erzielt haben. Es wird ferner in einem Rundschreiben einer Händlersirma behauptet, daß sie 80 v. H. und mehr gegen die Frühjahrspreisc den Herren Produzenten in Aussicht stellen könnte, obwohl die Leitung der Berliner Woll- Versteigerungen nur von einer Preissteigerung von 30 bis 40 v. H. zu melden wisse. Die betreffende Firma verschweigt aber, daß unsere Mitteilung, aus welche sie Bezug nimmt, von Mitte Oktober datiert ist, und daß seitdem eine weitere ausgesprochene Preissteigerung, wie wir sie in unserem Rundschreiben vom 10. November inzwischen zum Ausdruck brachten, stattgefunden hat. Aus die Möglichkeit dieses weiteren Preisaufschlages wiesen wir bereits in unserem Rundschreiben von Mitte Oktober hin. Bei der bestehenden Knappheit an Rohmaterial und dem für Kriegsbedarf gewaltig gesteigerten Konsum können solche Plötz- lichen Preissteigerungen nicht wundernehmen. Wir warnen daher die Herren Wollzüchter vor jeglichem übereilten Verkauf, zu welchem sie die ihnen seitens gewisser Kreise als Schreckgespenst ausgemalte Einführung der Höchstpreise veranlassen könnte. Wir sind überzeugt, daß sie es nicht zu bereuen haben werden.' Bedauerlich ist, daß der Abg. Erzberger nicht auch den Namen dieser patriotischen Firma der Oeffentlichkeit preis- gibt. Von sozialdemokrat'sechr Seite ist bereits darauf hin- gewiesen worden, daß es die Pflicht des Reiches ist, dafür zu sorgen, daß der enorme Vermögenszuwachs, den die Kriegs- lieferanten in den letzten Monatzen gewannen haben, zu einem erheblichen Teil dem Reiche wieder zugeführt wird. Dieser Ansicht scheint auch Herr Erzberger zu sein, denn er sagt: Die Kriegswucherer aller Art werden und können sich ihres Raubes nicht freuen: denn er ist noch nicht in der sicheren Scheune. Nach den Verhandlungen in der Freien Kommission des Reichstags herrscht in allen Parteien vollkommene Uebercin- stimmung, daß die denkbar schärfsten Maßnahmen nach?lbschluß deS Krieges getroffen werden müssen. Man kann sich keinen schlimmeren Wucher denken als den, der dadurch begangen wird, daß die Not des Vaterlandes in gewissenlosester Weise ausgenutzt wird." Hoffentlicki teilt auch das Zentrum diesen Standpunkt des Abg. Erzberger. dann wird' es mir Leichtiakeit möglich sein� dm. K riegswuchcrern einen erheblichen Teil ihres Raubes zugunsten der deutschm Steuerzahler wieder abzunehmen.

Der Wiederaufbau OstprephenS. Die Kriegshilfskommission für Oftpreußen hat eine Besichtigungs- fahrt durck, die von den Russen zerstörten Gebiete unternommen und im Anschluß daran in einer Sitzung die Richtlinien für den Wieder- aufbau der niedergebrannten Ortschaften festgestellt. Diese Grund- sätze gehen dahin: t. In verschiedenen Städten ist ein Umlegungsverfahren nötig. für das gesetzliche Grundlagen zu schaffen find. 2. In stark zerstörten Orten werden Ortsstatute gegen Verunstaltung zu erlassen sein. 3. Die Bauordnungen für das flache Land und die Städte find durchzuarbeiten, be- sonder? im Sinne der Wirtschaftlichkeit und des Stadtbildes. 4. Eine einheitliche BauberatungSstelle für die Provinz mit ibr unterstellten örtlichen Organisationen ist erforderlich und durch geordnete Heranziehung der BauberatungSstellen in baupolizeilichen Angelegenheiten ist ihre Wirksamkeit zu fördern. 6. Ein Handinhandgehen der StaatSbauverwaltung mit der Hauptberatungsstelle für einheitliche Gestaltung der Stadtbilder ist erwünscht. 6. Die Auswahl der anzustellenden Bauberater ist nicht auf Beamte zu beschränken, und auf praktische, technische und wirtschaftliche Erfahrungen ist der Hauptwert zu legen. Die Be- soldung ist so zu regeln, daß wirtlich geeignete Kräfte gewonnen werden können. 7. Das Handwerk und die Architcktcnschast sind in erster Reihe zu berücksichtigen.

MiNiardenanleihc in Italien . Rom , 19. Dezember. (W. T. B.) Ein heute veröffentlichter Erlaß ermächtigt die Regierung eine innere Anleihe von einer Milliarde in Obligationen auszugeben, die in fünf- undzwanzig Jahren, vom 1. Januar 19l5 ab gerechnet zurückgekauft werden. Der Zinssatz ist 414 und der Emissionspreis siebenund- neunzig vom Hundert. Die Zeichnung soll in den ersten zehn Januartagen stattfinden. Für die Dauer von zehn Jahren, also bis zum 1. Januar 1925, können die Obligationen der Anleihe nicht konvertiert und nicht zurückgekauft werden. In den fünfzehn darauf folgenden Jahren wird der Staatts.�atz die Löschung der Anleihe bewirken.

Letzte Nachrl�.zen. Der Kaiser an der Front. Amtlich. Großes Hauptquartier, 20. Dezember. (W. T. B.) Seine Majestät der Kaiser hat sich, nachdem er völlig wiederher- gestellt ist, aufS neue zur Front begeben. _ Oberst« Heeresleitung. Todesurteil gegen einen Burenführer. P r ä t o r i a, 30. Dezember. (Meldung de« Reuterschen Bureaus.) Der Burenführer Hauptmann F o u r i e ist gestern vom KrieaSgericht zum Tode verurteilt und heute früh erschossen worden. Sein Bruder, Leutnant Fourie wurde ebenfalls zum Tode verurteilt, das Urteil wurde-ber in eine Gefängnisstrafe von 3 Jahre« umgewandelt. Beide ge. hötte« ursprünglich zu der süd-frikanffchrn Miliz.(W. T. B.)