Nr. 8.- 32. Jahrg.

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Telegramm Adreffes

Sozialdemokrat Berlin",

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 8. Januar 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferusprecher: Amt Morikplak, Nr. 151 90-151 97.

Heftige Kämpfe bei Sennheim , Arras und im Argonnerwalde.

Westlicher Kriegsschauplah.

Deutsche Flieger über Dünkirchen . Londen , 7. Januar.( 23. 2. 28.) Die„ Times" melbet:

Deutsche Flieger erschienen heute wiederholt über Dünkirchen . Die Flieger tamen fünfmal in Sicht, aber flogen nicht jedesmal über ber Stabt. Eine Granate einer in Firminh aufgestellten Kanone

unb störte beffen Gleichgewicht, so bab ber Bilot fich durch schnelles

Sampson, und vertrieben bie deutschen Flieger. Einer ber Deuts

Rüdficht auf ben schweren Berluft an Menschenleben, ben ber

Die Meldung des Großen Hauptquartiers

Amtlich.

Großes Hauptquartier, den 7. Jannar 1915.( W. Z. B.)

Die französische Armee.

Ein bekannter russischer Genoffe, der unter dem Pseudo­nhm Antid Oto aus Paris für die„ Riemstaja Mysl" schreibt, entwirft, nach einer Charakteristik der deutschen Armee, ein annschauliches Bild der Entwickelung der französi­front in einem neuen Lichte erscheinen läßt. Nachstehend

schreibt Antid Oto hat eine Reihe revolutionärer Er­

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Westlicher Kriegsschauplah. Engländer und Franzosen setzten die Zerstö- schen Armee, das den Gang der Operationen an der West­explodierte in fünfzig Fuß Abstand von einem deutschen Flugzeuge rung der belgischen und französischen Ortschaften laffen wir das Wesentlichste aus diesem Artikel folgen. burch Herabgehen in Sicherheit bringen mußte. Zweimal stiegen Flieger hinter unserer Front fort. Front fort. Nördlich Arras Die soziale und staatliche Ordnung Frankreichs der Berbündeten auf, erft ein Fransofe, bann ber englische Rapitän finden zurzeit noch erbitterte Kämpfe um den Be- schütterungen durchgemacht. Wie groß auch die Ueberreste fchen warf swei Bomben über Dünkirchen ab, die aber keinen fitz der von uns gestern erstürmten Schützen- des vorrevolutionären und bonapartistischen Regimes im Schaben verursachten. Der Kommandant der Stadt hatte mit gräben statt. Im Westteil des Argonnerwaldes der Kritik, der Bertretung, der organisierten Kontrolle be­heutigen republikanischen Frankreich sind, ist dieses doch auf Leyte beutsche Zuftangriff verursacht hatte, burch Broklamation ben drangen unsere Truppen weiter vor. Der am gründet und ist insofern frei von den„ mystischen" Attributen Einwohnern empfohlen, fich beim Erscheinen eines feinblichen Luft. 5. Januar im Ostteil des Argonnerwaldes( Bois eines feudalen Staatswesens. Eine stehende Armee iſt mit dem Regime der politischen Demokratie unvereinbarlich oder fchiffes aber Flugzeuges in Sicherheit zu bringen. Zum Seichen, Courte Chausse ) erfolgte Angriff gelangte bis in mit anderen Worten: in den Bedingungen einer republika­blan- weiße Flagge schist, balb waren baher bie Straßen verlassen. Unsere Gräben, der Gegner wurde aber auf der nischen Ordnung ist eine stehende Armee, mit ihren autori­tären Tendenzen, ein Fremdkörper, dessen Eristenz nur durch ganzen Linie unter schwersten Verlusten wieder eine Reihe innerer Krisen aufrechterhalten werden kann. In­Unwahre Behauptungen der ausländischen aus unserer Stellung geworfen. Unsere Verluste deffen erachtete der kleinbürgerliche Radikalismus, bei ſeiner Presse. find verhältnismäßig gering. Weftlich Sennheim Berteidigung der Republik, es nicht als möglich, die stehende Armee preiszugeben, da diese die grundlegende Garantie versuchten die Franzosen gestern abend sich der„ Ordnung" bildete. Das Offizierskorps, abhängig von wieder in Besitz der Höhe 425 zu sehen; ihre An- einem aus dem Rechtsanwalts- oder Schriftstellerstande her­griffe brachen in unserem Feuer zusammen, die würdiges Haupt. Das Ergebnis war eine Ordnung, die Höhe blieb in unserer Hand.

bet Gefahr aus der Luft drohte, wurbe auf dem Rirchturm eine

Breffe verbreitete Nachricht, der Erzbischof von Mecheln , Kardi.

Brüffel, 7. Januar .( 2. 2. B.). Die in der ausländischen nal Mercier, werde wegen eines von ihm erlassenen Sirten­briefes in seinem Balais bewacht oder fet gar verhaftet worden, ift burchaus falfch. Auch die fernere Behauptung, belgische Briefter feten wegen Berlefung und Verbreitung des Hirtenbriefes verhaftet toorben, ift unrichtig.

Wie die Deutschen die Franzosen in ihrem

eigenen Lande behandeln.

Rationale Boreingenommenheit und bisweilen auch böser Bille

haben über das 203 der Kriegsgefangenen in Deutschland und die Behandlung der Bevölkerung in den von deutschen Truppen besetzten Sandstrichen Gerüchte auffommen laffen, denen wir die nachfolgenden Zatsachen gegenüberstellen möchten.

Am 2. November trat in Folembran eine aus angefehenen Franzosen gebildete Rommiffion aufammen, deren Aufgabe es war, fowohl über die Lage der in deutsche Gefangenschaft Geratenen wie über die Behandlung der Einwohnerschaft besetzter Landesteile durch die Deutschen Untersuchungen anzustellen. Mitglieder der Rommiffion waren:

Deftlicher Kriegsschauplatz.

vorgegangenen Kriegsminister, fühlte sich verwaist und ohne Jaurès in seiner bekannten Schrift Die neue Armee" ein Bastardregiment"( le régime bâtard) ge­nannt hat, in dem überlebte Formen mit Neubildungen au­

Im Often keine Veränderung. Die Fort- fammenstießen und sich gegenseitig neutralifierten.. führung der Operationen lift unter der denkbar die Verschärfung der militärischen Traditionen in der Armee ungünstigsten Witterung. Trotzdem schritten unsere Angriffe langsam fort.

Oberste Heeresleitung.

Die Gesinnungsgenossen des Majors Drian( der für eintrat) fuchten die politische Ordnung Frankreichs den An­forderungen des stehenden Heeres zu unterordnen. Jaurès berlangte, daß Frankreich seine Armee in Einklang bringe mit seiner republikanischen Ordnung. Er wies nach, daß die Demokratie eine ihrer politischen Natur entsprechende Organisation der Nationalverteidigung nur in der Miliz finden könne. Der jezige Minister der öffentlichen Arbei­Der österreichische Generalstabsbericht. ten, Sembat, veröffentlichte im vorigen Jahre ein Buch Wien , 7. Januar .( W. T. B.) Amtlich wird ver- unter dem vielsagenden Titel: Macht einen König oder lautbart: 7. Januar 1915 nachmittags: macht Frieden!" Wolle Frankreich in seiner Armee ein gehorsames Werkzeug der imperialistischen Eroberungspolitik An der ungarisch - galizischen Front herrscht befizen, so möge es der Armee ein gekröntes Haupt geben. Herr Soulier, Mitglied des Roten Kreuzes, Mitglied der Ruhe. Ju den höher gelegenen Gebieten ist leichter Frost Wolle aber das Land in seiner Armee eine Waffe der natio Handelslammer Chauny und Stadtrat. und Schneefall eingetreten. Am Dunajec und in nalen Verteidigung befizen, so möge es die militärische Herr Navarre, Weinhändler und Beigeordneter von Fo- Russisch- Polen stellenweise Geschüßkampf. Die im Dienstpflicht auf ein Mininuum reduzieren, die stehenden Karpathenvorlande der südlichen Bukowina vorgeschobenen Kadres in eine militärische Ausbildungsschule verwandeln Sicherungstruppen wurden vor überlegenen feindlichen und die Armee in den sogenannten Reserven auflösen. Kräften näher an die Hauptpäffe zurückgenommen.

Herr Descambres, Bürgermeister von Chauny .

Graf de Brigode, Bürgermeister von Folembray.

lembrah.

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Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs. bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Die Kommission suchte selbst die Ortschaften aus, die sie zum Feld ihrer Tätigkeit zu machen wünschte. Sie hat in den Tagen bom 2. bis 7. November in zwei Städten und fünf Dörfern, näm lich in Barisis, Amigny- Rouh Sincent, Folembray, Anizy- le- Château, Royon, La Fère , Crépy- en- Laonnois ihre Erhebungen angestellt. Die Verhandlungen führte Herr Descambres. Er stellte überall die Frage, ob Gewalttätigkeiten, Roheiten gegen Frauen und völkerung wünsche vielfach eine lange Dauer des Krieges, da man Kinder, Brandstiftungen oder mutwillige Zerstörungen von Eigen- jezt alles von den deutschen Truppen erhielte." tum vorgefommen seien. Allenthalben wurden diese Allgemein wurde endlich festgestellt, daß sich der Verkehr zwischen Fragen ausnahmslos verneint. Es wurden ferner dem deutschen Militär und der französischen Zivilbehörde von Tag Gefangene verhört. Dabei ergab sich, daß deren Bezu Tag angenehmer gestalte. handlung gut und menschlich war. In Anizh Ueber die Berichte der Kommission wurden Protokolle auf le- Château hatte die Kommission Gelegenheit, in Ge- genommen, von denen photographische Wiedergaben vorliegen. sprächen mit den acht Striegsgefangenen felbft festzustellen, daß fie vom Augenblick der Gefangennahme an durchaus tamerabia ftlich behandelt worden waren. Die Verpflegung

Der Seekrieg.

wurde gelobt. Es war den Gefangenen gestattet, den Ihrigen Nach Die Seebeute des„ Kronprinz Wilhelm ".

richten zukommen zu lassen. In einem der aufgenommenen Protokolle wird ausdrücklich auf das kameradschaftliche Verhältnis hingewiesen, das sich zwischen den Gefangenen und der Bewachungs­mannschaft herausgebildet hatte. Der Bürgermeister von Chauny , Herr Descambres und Herr Soulier, Mitglied des Roten Streuzes in Chaunh, bezeugten, daß ihnen von französischen Ver­wundeten auf Befragen immer wieder erklärt worden sei, fie wären

"

Jaurès sagte voraus, daß Frankreich bei der zweijähri­gen Dienstzeit nicht werde Halt machen können: es werde ent­weder einen Schritt vorwärts machen müssen in der Rich­tung einer entschiedenen Demokratisierung seiner militäri­schen Organisation, oder zurückgehen werde zu einem mehr in sich geschlossenen Typ der stehenden Armee. Die Anhänger der dreijährigen Dienstzeit stellten sich den nächsten Krieg in Form einer stürmischen Attacke- une attaque brusquée-- vor, bei der die Seite den Sieg davontragen werde, die am ersten oder zweiten Mobilmachungstage 200 000 Soldaten mehr unter den Fahnen haben werde. Die Anhänger der zwei­jährigen Dienstzeit stellten sich den Krieg als langwierigen Prozeß vor, dessen Ausgang schließlich entschieden werde mit Hilfe der schweren Massen der Reserven. Ueber diese beiden Auffassungen des Krieges sprach hier kürzlich der radikale Professor Ba in lev 6 in seinem in der Hochschule für. So. Bainlev

funden hat.

Die ganze deutsche Strategie ist auf der dingungen der sozialen Entwidelung Deurraylands: dem schnellen Bevölkerungszuwachs und dem Reichtum einerseits und der Eigenart seines Staatssystems andererseits....

Offensive aufgebaut. Das entspricht den Grundbe­

zialwissenschaften abgehaltenen Vortrag Der Krieg und London , 7. Januar .( W. T. B.) Das Reuterſche Bureau meldet das republikanische Ideal". debt fann fein. aus Las Palmas : Die Schiffe, welche der deutsche Streit darüber bestehen, welche von diesen beiden Auffaffun­freuzer, Kronprinz Wilhelm verfenfte , find die franzöft­chen Dampfer, Belle be- und Montage!" und die Segel- gen in den Ereignissen des Krieges ihre Bestätigung ge­fchiffe, Union " und Anne de Bretagne ". Dänische Erregung gegen Englands Be­in deutschen Lazaretten genau so forgiam gepflegt worden wie die lästigung der dänischen Schiffahrt. deutschen Verwundeten. Dagegen äußerte die Kommission ihr Bea fremden über die dünnen Leinwandanzüge, in denen die Maroltaner Kopenhagen , 6. Januar .( W. Z. B.) Berlingske Tidende" ins Feld gezogen waren und die schlecht zu der fühlen Jahreszeit schreibt: In den hiesigen Zeitungen herrscht große Erregung Die französische Strategie jedoch verschob sich über das rigorose Vorgehen Englands gegen im Grunde schon unter Napoleon III ., besonders aber nach An die von Herrn Descambres vorgelegten Fragen schloß fich dänische Schiffe. Die in den Weihnachtstagen ange- dem Kriege von 1870/71 in der Richtung zur Defensive. vielfach eine ausführliche, oft stundenlange Aussprache, so daß die haltenen Dampfer der Vereinigten Dampfschiffahrtsgesellschaft, Das ganze System der französischen Festungen, das nach dem Vertreter der Gemeinden volle Gelegenheit fanden, der Kommission, " Virginia " und" Arkansas " find, Deutsch - Französischen Kriege auf den Antrag General alles zu sagen, was sie auf dem Herzen hatten. Ueberall wurde troßdem bet sämtlichen Dampfern die Papiere vollständig flar Riviers vont Komitee der Verteidigung angenommen und besonders dankbar anerkannt, daß die deutschen Militärärzte auch waren, bis heute noch nicht freigegeben worden. bis heute mur zur Hälfte verwirklicht wurde, dient den ie notleidende Bevölkerung versorgten und daß die Truppen Auch einige andere Schiffe werden noch festgehalten und Teile Zwecken der nationalen Verteidigung. Der klein­überall den Armen Suppe und Brot brachten. Herr Levèque, der der Ladung beschlagnahmt. Diese willkürlichen Handlungen bürgerliche und äußerst konservative ökonomische Charakter Bürgermeister von Sieceny meinte fogar, der arme Teil der Be verurfachen der htesigen Schiffahrt den größten Schaden. des Landes läßt keinen Raum für weltumspannende imperia­

paßten.