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Galizien   durch Angriff gegen die in Weichselbogen und östlich Novembertagen mit äußerster Harinädigkeit immer wieder ihre Krakau vorrückenden russischen Hauptfräfte gesucht werden, wäh- Anstürme, die indes von den mit Todesverachtung ausharrenden rend auf den Flügeln in Ostgalizien   und Ostpreußen   die Verbün- deutschen   Truppen sämtlich abgewiesen wurden. deten sich gegen die gegenüberstehenden erheblichen feindlichen Anfang Dezember gingen nun die Deutschen   nach dem Ein­Kräfte defensiv verhalten sollten. Für die Entscheidung in Bolen treffen von Verstärkungen tros der großen Erschöpfung ihrer feit galt es alle an anderer Stelle irgend entbehrlichen Kräfte zu 3 Wochen fast ununterbrochen im Kampfe stehenden Truppen ihrer sammenzufassen. Das äußerst langsame Folgen der Russen gab seits von neuem auf der ganzen Front zum Angriff über; es gelang die Zeit zu der notwendigen neuen Versammlung der Kräfte. In ihrem starken rechten Flügel, in die in der Mitte der russischen Galizien   standen starke Kräfte der österreichisch- ungarischen Armee. Linie bestehenden Lücke einbrechend, Lask zu nehmen und in der In Südpolen wurde in der Gegend von Krakau   und der ober- Richtung auf Pabianice   vordringend, die russische Stellung füd­schlesischen Grenze eine starke aus österreichisch- ungarischen und westlich Lodz   zu umfassen. Hierdurch wurden die Russen gezivun­deutschen Truppen bestehende Gruppe gebildet; eine zweite starte gen, in der Nacht vom 5. zum 6. Dezember ihre so zähe behaupteten nur aus deutschen   Truppen gebildete Gruppe unter Befehl des Stellungen um Lodz   und dieses selbst zu räumen und hinter die Generals v. Mackensen wurde teils durch Fußmarsch, teils durch Miazga zurückzugehen. Alle Versuche der Russen, die Lücke durch Bahniransport an der Grenze zwischen Wreschen   und Thorn   ver- nach Norden gezogene Truppen der in Südpolen kämpfenden Ar­sammelt. Ihre Aufgabe war es, die unmittelbar südlich der meen zu schließen, waren dank der energischen Angriffe der süd­Weichsel zwischen dieser und dem Ner- Warta- Abschnitt vordringen- lichen Gruppe der Verbündeten namentlich ihres in Richtung den schwächeren russischen Kräfte zu schlagen, um dann von Norden Nowo Radomsk siegreich vorgehenden linken Flügels mißlungen. her gegen die rechte Flanke der russischen Hauptkräfte vorzugehen, Auch der linke Flügel der nördlichen deutschen   Gruppe, der sich deren Fesselung Aufgabe der südlichen Gruppe war. Eine schwächere inzwischen über Jlow bis zur Weichsel   ausgedehnt hatte, machte Gruppe war zum Schuhe Westpreußens   nördlich der Weichsel   in erhebliche Fortschritte und gelangte bis dicht vor Lowicz   und an der Gegend Strasburg- Soldau versammelt. den Bzuraabschnitt.

Gegen Mitte November waren die an der ostpreußischen Grenze, im Weichselbogen und in Galizien   versammelten russischen Streitkräfte etwa folgendermaßen verteilt:

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8-9 Armeekorps die 10. Armee standen an der ostpreußi­schen Grenze zwischen Echierwindt und Biala, schwächere Kräfte, 3-4 Armeekorps, mit einigen Kavalleriedivisionen, rüdten zwischen der ostpreußischen Südgrenze und der Weichsel   gegen Mława   und Thorn   vor, südlich der Weichsel   standen gegen Thorn   beobachtend zwischen Wloclawek   und Dozbie 2-3 Armeekorps; diese beiderseits der Weichsel   vorgegangenen Kräfte gehörten zur ersten russischen Armee. Anschließend an diese hatten die russischen Hauptkräfte, und zwar die 2., 5., 4. und 9. Armee etwa 25 Armeekorps mit zahlreichen Kavalleriedivisionen die Linie Uniewo- Zdunska- Wola­Nowo- Radomsk- Gegend nördlich Krakau   erreicht und begannen mit den nördlichen beiden Armeen nach einem längeren Halt an der Barta diesen Abschnitt zu überschreiten. Südlich der Weichsel   in Galizien   gingen die übrigen russischen Armeen vor. Sämtliche im Innern noch verfügbaren Kräfte, vor allem die sibirischen und faukasischen Korps, waren herangezogen, so daß die Gesamtstärke der zu der großen Offensive gegen Deutschland   und österreichisch Schlesien   bestimmten russischen Streitkräfte auf annähernd 45 Ar­meekorps mit zahlreichen Reserve- Divisionen geschätzt werden kann.

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Gleichzeitig mit der Offensive in Nordpolen   waren die ver­bündeten österreichisch- ungarischen Truppen von den Karpathen und in Westgalizien zum Angriff übergegangen. Auch hier wurden erhebliche Fortschritte gegen den linken russischen Flügel gemacht. Die nunmehr mit erhöhtem Nachdruck auf der ganzen Front, namentlich gegen die Flügel des russischen Heeres, gerichteten An­griffe brachten um Mitte Dezember die feindlichen Massen ins Banken; zuerst in Westgalizien, dann im südlichen und nördlichen Bolen gingen sie auf der ganzen Front in östlicher Richtung zurück. Hinter dem Dunajec  , der Nida, Rawka und Bzura   leisteten sie indes von neuem zähen Widerstand; um diese Abschnitte wird zurzeit noch erbittert gekämpft.

Das ursprüngliche Ziel der Operationen ist indessen schon heute erreicht: Die schon seit Monaten mit so hochtönenden Worten an gekündigte russische Offensive großen Stils, die das ganze östliche Deutschland   überfluten sollte, tann als völlig niedergeworfen be zeichnet werden. Ostpreußen  , Westpreußen  , Posen und Schlesien  werden für absehbare Zeit feinen russischen Einfall mehr zu be­fürchten haben.

Ueber 130 000 Gefangene, zahlreiche Geschütze, Maschinen, gewehre und sonstiges Kriegsmaterial find die Siegesbeute der Verbündeten.

Eine Kraftprobe ersten Ranges, an der vom obersten Führer bis zum jüngsten Kriegsfreiwilligen die ganze in Ostpreußen  , Bolen und Galizien   fechtende Heeresmacht der Verbündeten ruhmreichen Anteil hat, hat einen für die Verbündeten günstigen Ausgang genommen.

Zurückweisung einer Verleumdung des Matin".

Mitte November begannen die Russen auf der ganzen Linie ihre groß angelegte Offensive; Angriffe gegen die ostpreußische Grenze, insbesondere bei Stallupönen, Eydtkuhnen   und Soldau, wurden indes nach sehr heftigen Kämpfen abgewiesen. Der ruffi­schen Offensive in Polen   kam der etwa gleichzeitig einsetzende An­griff der Deutschen   zuvor. Am 13. und 14. November wurde ein Der von ihnen errungene Erfolg ist ein Ergebnis des starken russisches Armeekorps bei Wloclawek   geschlagen und ihm zahlreiche Vertrauens, das sie zu zielbewußtem gemeinsamen Wirken zu Gefangene abgenommen. Zwei weitere zu Hilfe eilende Korps fammengeschweißt hat. Die Geschichte der Koalitionsfriege ist nicht erlitten am 15. bei Kutno   eine entscheidende Niederlage. 28 000 reich an Beispielen wirklich hingebender Bundestreue; hier in die Gefangene wurden gemacht und zahlreiche Geschüße und Ma- sem gewaltigen Ringen aber sehen wir ein besonders glänzendes schinengewehre erbeutet. Während schwächere deutsche Kräfte unter Beispiel solcher Art vor Augen. Die Anlage und Durchführung General v. Morgen die Verfolgung dieser in östlicher Richtung aus der geschilderten Operationen stellte besonders hohe Ansprüche an weichenden Kräfte übernahm, schwenkte die Masse der Armee die Führung. Diese konnte ihre Entschlüsse um so zuversichtlicher Mackensen nach Süden ein, und ging beiderseits Lenczyca über den fassen, als sie eine Truppe hinter sich wußte, von der sie das Höchste Ner- Abschnitt vor, nachdem es zuvor gelungen war, ein bei Dombie fordern durfte, und die freudig und willig alles leistete, die im stehendes russisches Korps zu schlagen. Infolge dieser Bedrohung Geiste des Vertrauens zu einer solchen Führung ihr Bestes, ja ihr ihrer rechten Flanke waren die Russen gezwungen, ihren rechten Herzblut hergab. Ihre Tapferkeit, ihre Ausdauer und Hingebung Flügel( die 2. Armee) in die Linie Strykow- Kazimierz- 3dunska- bedürfen feines Wortes lobender Anerkennung. Seit 5 Monaten Wola  , Front nach Nordwesten zurückzuschwenken; in diese Linie im Kampfe mit einem an Zahl überlegenen Feind erst in Ost­wurde nach und nach auch noch die Masse der von Süden herange- preußen, dann in Polen   stehend, hat diese Truppe kaum einen Holten 5. Armee gezogen, so daß nunmehr in der Mitte der russi- Tag der Ruhe gefunden. Sie hat ununterbrochen marschiert und schen Linie eine erhebliche Lücke zwischen der 5. und 4. Armee ent- getämpft, und zwar in den lekten 3 Monaten auf einem Kriegs­stand. schauplatz, der, an sich schon arm und verwahrlost, jetzt völlig aus­Den über den Ner- Abschnitt in der allgemeinen Richtung Lodz   gesogen ist. Dazu kamen die bei der Ungunst der Witterung fast naushaltsam vordringenden Deutschen   gelang es, schon am 17. No- grundlosen Wege, auf denen jeder Marsch die doppelte Kraftanstren vember den wichtigen Straßentnotenpunkt 3gierdz zu nehmen; gung für die Truppen, namentlich auch für die nachfolgenden Ko­am 18. wurde der feindliche rechte Flügel von Strykow bis gegen lennen, bedeutete. Aber trotz all dieser fast übermenschlichen An­die Straße Brzeziny- Lodz zurückgeworfen. Die um Lodz   auf strengungen, trotz aller Not und Entbehrungen, trok des jetzt schon engem Raume vereinigte 2. und 5. russische Armee wurden in den fast 5 Wochen ununterbrochen anhaltenden Ringens ist die An­nächsten Tagen von dem zunächst über Brzeziny   in südlicher Rich- griffstraft diefer herrlichen Truppe ungebrochen, ihr Wille zum tung, dann über Tuszyn   in südwestlicher Richtung vordringenden Sieg unerschüttert. Wahrlich! Das dankbare Vaterland kann mit linken deutschen   Flügel zuerst von Osten, dann auch von Südosten Stolz und Vertrauen auf seine tapferen Söhne im Osten blicken, eingeschlossen, während schwächere von Polen   und Breslau   heran- die wie Helden zu kämpfen, zu leiden, zu sterben und trotz der gezogene Teile und Kavallerie den Feind von Westen und Süd- überwältigenden Ueberlegenheit des Feindes zu fiegen verstehen. westen umfaßten. Fast schien es jetzt, als ob die Verbündeten das Biel   ihrer ursprünglich nur auf die Abwehr der feind­lichen Offensive gerichteten Operationen trotz der großen Ueber­legenheit des Gegners höher steden könnten, als ob die Vernich­da trat unerwartet tung des Feindes erreicht werden könne, ein Rückschlag ein; es gelang den Russen, den umflammerten Armeen im letzten Augenblick von Osten und Süden Hilfe zuzu­führen. Teile der an der ostpreußischen Grenze befindlichen russi­schen Kräfte sowie die nördlich der Weichsel   zurüdgehenden Korps der russischen 1. Armee waren teils durch Fußmarsch, teils durch Bahntransport über Warschau  - Skierniewice   in der Gegend westlich Stierniewice vereinigt. Diese Kräfte gingen jezt im Verein mit stärkeren von Süden anrückenden Truppen( anscheinend Teile vom rechten Flügel der 4. Armee) gegen den Rüden der mit der Front nach Westen und Nordwesten im Kampfe stehenden deutschen   Trup­pen vor, drohend, diese ihrerseits zu umflammern, nachdem sie die nach Osten und Südosten entsandten deutschen   Sicherungstruppen In dem Artikel des" Matin" heißt es: Als Höhepunkt von zurückgeworfen hatten. Die Lage der Deutschen   war ernst; von den Feigheit muß bezeichnet werden, daß ein deutscher Offizier dem in Richtung Lowicz   vorgedrungenen Truppen des Generals v. Mor- heruntergeschossenen englischen Flieger mit der Reitpeitsche blutig gen war Hilfe nicht zu erwarten, da diese nach mehreren glück- schlug. lichen Kämpfen westlich Lowicz   auf start überlegenen Feind ge- Dem ist zunächst die eigene Aussage des englischen Flieger­stoßen waren. Das Schicksal der von mehrfacher Ueberlegenheit offiziers entgegenzuhalten, die er bei seinem gerichtlichen Verhör umzingelten deutschen   Truppen östlich Lodz   ließ Ernstes befürch- zu Protokoll gegeben hat. Die Aussage lautet: ten. Allein die tapfere kleine deutsche Schar gab ihre Sache keines­wegs verloren; eine kühne, in der Kriegsgeschichte bisher einzig dastehende Tat sollie sie retten: sie sprengte den eisernen Ring. Zu der Nacht vom 24. zum 25. November schlugen sich die Truppen in der Richtung auf Brzeciny durch, wobei es ihnen gelang, den sie hier einschließenden Feind gefangen zu nehmen. Ueber 12 000 Gefangene und zahlreiche Geschüße und Maschinengewehre fielen ihnen in die Hände. Die eigenen Verluste waren verhältnismäßig gering; fast sämtliche Verwundete konnten mitgeführt werden. Durch diese Heldentat, deren Gelingen neben der unvergleichlichen Tapferkeit der Truppen das bleibende Verdienst einer entschlossenen und tatkräftigen Führung ist, wurde die scheinbar verlorene Lage zu einer für die deutschen   Waffen siegreichen. Es gelang den um flammert gewefenen Truppen bis zum 26. November zwischen Lo­ wicz   und Lodz   den Anschluß an den linten Flügel der Lodz   von Norden umschließenden Truppen des Generals von Madenfen wiederzugewinnen.

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Die deutsche Front erstreckte sich jetzt von Szadek   über Kazi mierz nördlich Lodz  - Glowno bis in die Gegend nordwestlich Lowicz  . Gegen diese Front richtete sich nunmehr eine allgemeine Gegenoffisive der auf engem Raum vereinigten russischen Massen; trok blutigster Verluste, wie sie in solchem Umfange die bisherigen Kämpfe noch nicht aufgewiesen hatten, erneuerten sie in den letzten

Uns wird geschrieben:

Am 21. November v. J. unternahmen englische Flieger einen erfolglojen Angriff auf die Zeppelinmerke in Friedrichshafen  . Das Flugzeug des Leutnants Briggs wurde hierbei von Infanterie­geschossen getroffen, der Flieger selbst zur Landung gezivungen und gefangen genommen.

Ueber die Vorgänge, die sich bei der Gefangennahme abgespielt haben, brachte der Pariser Matin" in seiner Nummer vom 27. November eine völlig unzutreffende Darstellung, die offenbar nur den Zweck verfolgte, gegen deutsche Offiziere ehrenrührige Beschuldigungen zu erheben und dem deutschen   Heere Verlegung des Kriegsrechts vorzuwerfen.

R. Festungskommandantur Ingolstadt. Gericht.

die Zeppelimwerke in Friedrichshafen   anzugreifen. In Ausführung dieses Auftrags befand ich mich am 21. November 1914 in meinem zweifißigen Aeroplan ohne Begleiter über den Zeppelinhallen in Friedrichshafen  . Ueber diesen erhielt ich um die Mittagszeit in einer Höhe von etwa 100 Metern einen Schuß in meinen Benzin­behälter, der mich zu sofortiger Landung zwang, auch erhielt ich durch einen Streifschuß eine leichte Wunde über dem rechten Ohr, welche blutete. Ich mußte ganz nahe bei zivei Luftschiffhallen auf die Erde niedergehen; ich landete auf einer ebenen Fläche neben diesen, ohne daß mein Flugzeug bei dieser Landung weiterhin zu Schaden kam. Nach der Landung blieb mein Flugzeug auf der Erde. Gleich nach der Landung feuerte aus der Richtung von den beiden Hallen her ein deutscher Soldat aus einer Entfernung von ungefähr 40 Meter nacheinander 5 Gewehrschüsse auf mich ab, die mich aber nicht trafen. Darauf hielt ich meine Hände empor; es kamen sodann mehrere Personen. Es waren sowohl Militär- als auch Zivilpersonen auf mich und mein Flugzeug zugelaufen, in welchem ich, an meinem Gurt angebunden, say. Ich wurde von meinem Gürtel befreit; dann wurde ich aus dem Flugzeug heraus­gezogen. Während ich mit dem Gesicht nach unten dabei den Ober­förper vorgebeugt halten mußte, erhielt ich von oben auf den Kopf einen starten Schlag, den ich wuchtig durch meine dice Flieger­müße fühlte. Er raubte mir aber nicht die Besinnung, auch floß infolge dieses Schlages kein Blut. Ich nehme an, daß dieser Schlag nach seiner Wucht von einem Gewehrkolben herrühren mußte. Diesen Schlag versetzte mir offenbar ein deutscher gewöhnlicher Soldat, da ich nur solche mit Gewehren in der Hand gesehen hatte. Nach dem Säbel zu urteilen, und wie ich später hörte, ist auch ein deutscher Offizier unter den hinzugeeilten Personen geweſen; ich erinnere mich aber, diesen zuletzt in einer Entfernung von chwa 40 Metern von mir gesehen zu haben. Als ich vom Flugzeug vollends herausgezogen war und auf meine Beine zu stehen kam, stand ich zwischen zwei Soldaten, die mich festhielten. In meinem Rücken befand sich eine Menge, die ihrem Benehmen nach anschei­nend auf mich eindringen wollte; ich wurde dann sogleich von den beiden Soldaten nach dem wenige Minuten entfernten Wachthaus gebracht. Dort blieb ich etwa eine halbe Stunde. Ein Deutscher sprach dort zu mir englisch, als er mir Wasser zu trinken gab. Dieser Deutsche   und die beiden Soldaten brachten mich sodann im Auto ins Friedrichshafener   Spital; dort suchte mich am folgen­den Tag der englischsprechende Deutsche auf und erklärte mir bei dieser Gelegenheit, der bei der Landung hinzugekommene deutsche Offizier habe mir wahrscheinlich das Leben gerettet, er sei zwischen mich und die Menge getreten, als ich, aus dem Flugzeug heraus­gezogen, weggeführt wurde. Der Offizier habe gedroht, jeden niederzuschießen, der sich an mir vergreifen würde. Mir ist nun die Veröffentlichung des Matin" vom 27. No­bember 1914 vorgelesen worden, die den folgenden Wortlaut hat: Als Höhepunkt der Feigheit wird bezeichnet, daß ein deutscher Offizier den heruntergeschossenen Flieger Briggs mit der Reit­peitsche blutig züchtigte."

Demgegenüber erkläre ich: Weder jener deutsche Offizier, der bei der Landung zugegen war, noch irgendein anderer deutscher Offizier hat sich an mir vergriffen, geschweige denn, mich mit einer Reitpeitsche blutig geschlagen, seit ich aus dem Flugzeug her­ausgehoben worden war. Vorher habe ich nur einen einzigen Schlag erhalten, nämlich den oben erwähnten Gewehrkolbenschlag. Ich habe zwar nicht gesehen, wer mir diesen Schlag versetzte, da ich das Geficht beim Herausgezogenwerden aus dem Flugzeug nach unten halten mußte; ich erkläre aber noch einmal, daß es schon aus den oben angegebenen Gründen ganz unwahrscheinlich ist, daß ein Offizier mir den Schlag versezte. Außerdem ist meine persön­liche Meinung die, daß es ein deutscher Offizier ebenso wie ein englischer unter seiner Würde halten würde, einen Aft zu begehen, wie ihn der Matin" darstellt."

Ich gebe diese Erklärung ab, ohne daß der geringste Zwang oder Druck auf mich ausgeübt wird, mir sind Fragen und Ant­worten englisch übersetzt worden.

Vorgelejen, genehmigt und mitunterschrieben: gez. Edward Briggs. Leutnant der Reserve 3ollenkopf als Gerichtsoffizier der Festungskommandantur Ingolstadt. Dolmetscher A. Fränkel. Unteroffizier d. Res. Flaschner, Militärgerichtsschreiber. Auf Grund meiner Kenntnis der deutschen   und englischen Sprache beſtätige ich, daß in meinem Beisein die nachstehende deutsche und gleichlautende englische   Niederschrift von dem Kriegs­gefangenen Flieger Briggs nach Durchlesen der englischen Nieder­schrift in Ausübung vollkommen freier Willensbestimmung eigen­händig unterzeichnet worden ist.

Ingolstadt  , den 14. Dezember, Fort VIII. gez. Oberleutnant E. Marante. Stabsdolmetscher der 3. Kolonialdivision. Im Zivilberuf Stabsdor Professeur au lycée Hoche in Versailles  ."

Die Aussage des englischen Offiziers ist nach den amtlichen Feststellungen der deutschen   Behörden noch dahin zu ergänzen, daß Briggs unmittelbar nach seiner Landung zum Revolver gegriffen und einen Schuß auf die herbeieilenden deutschen   Mannschaften abgegeben hat. Nur dadurch hat er sich den Kolbenschlag zuge­zogen, der somit nichts weiter als eine Handlung der Abwehr ge­wesen ist.

Den Feldwebel, der die deutsche Abteilung führte, hat Briggs offenbar irrtümlich für einen Offizier gehalten. In Wirklichkeit ist Briggs mit Offizieren erst nach seiner Gefangennahme zu­fammengekommen. Keiner von diesen hat jedoch nach den amtlichen Feststellungen mit ihm gesprochen, noch ihn berührt oder miß­handelt. Auch hatte keiner der Offiziere eine Reitpeitsche in der hand. Ueberdies weist ja auch Briggs selbst die Möglichkeit, daß ein deutscher Offizier sich zu Tätlichkeiten gegen ihn hätte hin­reißen lassen, weit zurüd.

Die Anklagen des Matin" sind also in jeder Hinsicht als halt­los erwiesen. Nichts weiter bleibt von ihnen übrig, als ein neuer Beweis für die alte Tatsache, daß im Rüstzeug unserer Gegner die Verleumdung eine Waffe ist, die mit besonderer Vorliebe be­nutzt wird, obgleich sie nie den Angegriffenen, sondern nur den Angreifer an seiner Ehre verletzen kann.

Bundesratsverordnung.

Die dem Inhalt nach schon gestern von uns mitgeteilte Zufolge Befehls der königlichen Festungskommandantur Ingol- Bundesratsverordnung ist in dem gestern abend erschienenen stadt begab sich am 14. Dezember 1914 der unterzeichnete Gerichts- Reichsanzeiger" und im Reichsgefeßblatt" veröffentlicht. offizier und der mitunterzeichnete vereidigte Militärgerichts- Es ist in der Tat kein Entwurf zu einer Novelle zu dem schreiber in Begleitung des Erjabreservisten Alfred Fränkel als zum Schuß der Kriegsteilnehmer erlassenen Gesetz vom Dolmetscher in das zur Festung Ingolstadt   gehörige Fort VIII 4. August 1914, sondern eine Aenderung dieses Gesetzes, zu veds Vernehmung des englischen Kriegsgefangenen Edward der sich der Bundesrat ohne Zustimmung des Briggs: Zunächst wurde der Dolmetscher vorschriftsmäßig vereidigt. Reichstages für befugt hielt. Die Verordnung lautet

Briggs erscheint und erklärt:

3ur Person: Ich heiße Edward Featherstone Briggs, bin am 13. Februar 1882 in Bristol   geboren, mein Vater ist der verstorbene Bücherrevisor William Briggs, meine Mutter ist die gleichfalls verstorbene Florence, geb. Featherstone; ich bekenne nich 3ur englischen Staatskirche, bin ledig und trat im Jahre 1905 in die britische Marine ein. Seit dieser Zeit gehöre ich ihr uns unterbrochen an. Bei Kriegsausbruch war ich Kommandeur eines zur britischen Marine gehörigen Flugzeuggeschwaders. Diese Stellung entspricht dem Rang eines Majors im britischen Landheer. 3ur Sache: In dieser Eigenschaft war ich seit Kriegsaus­bruch tätig; in der letzten Zeit vor meiner am 21. November 1914 erfolgten Gefangennahme machte ich meine Flüge von Belfort   aus. Als Anführer eines Flugzeuggeschwaders erhielt ich den Auftrag,

wörtlich: Bekanntmachung über die Vertretung der Kriegsteilnehmer in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten. Der Bundesrat hat auf Grund des§ 3 des Geiebes über die Ermächtigung des Bundesrats zu wirtschaftlichen Maßnahmen usw. vom 4. August 1914( Reichsgesetzbl. S. 327) folgende Verordnung erlassen:

§ 1. Ginem Kriegsteilnehmer(§ 2 des Gesetzes vom 4. August 1914, Reichsgesetzbl. S. 328), der ohne Vertreter ist, kann der Vor­fizzende des Prozeßgerichts auf Antrag des Gegners einen geeig­neten Vertreter bestellen, der die Rechte und Verpflichtungen des Kriegsteilnehmers im Rechtsstreit wahrzunehmen hat. Die Be­stellung ist nur zulässig, wenn sie zur Verhütung offenbarer Un­billigkeiten erforderlich erscheint. Vor der Bestellung soll der Vor­