jahrein, jaHraus bau unserer Teite bekämpft wurde, an die Millionen für die Jugenderziehung, an die verschiedenem Tis- vositionsfonds, die von unserer Seite regelmäßig schon des- halb abgelehnt sind, weil dem Parlament über ihre Verwen- düng keine Rechenschaft gegeben wird. In ähnlicher Lage befinden sich die Polen , deren Vertreter bei der Vorbesprechung im Ministerium nur seine Pflicht erfüllt hat, als er erklärte, seine Freunde könnten auf eine Erörterung der Polenpolitik nicht verzichten. Glaubt die Regierung wirklich, daß solche Tebatten zurzeit schädlich sein könnten, so ist es an ihr, ein kleines Tvfer zu bringen und von der Einstellung der genannten Positionen in den Etat abzusehen. Auch zu den vielen wirtschaftlichen und sozialen Fragen, die der Krieg heraufbeschworen hat. kann das Parlament unmöglich still- schweigen. Sollen etwa die sozialdemokratischen Abgeordneten ruhig sein, wenn die Haus- und Grundbesitzer mit ihren, die Steuerzahler und Gemeinden in gleicher Weise schädigenden Ansprüchen hervortreten, sollen sie auf jede Kritik der Zensur, soweit es sich nicht um militärische und militärpolitische An- gelegenheiten handelt, verzichten, sollen sie kein Wort verlieren über das inehr als eigenartige Vorgehen gegen die unsere Schulen besuchenden Kinder von Ausländern? Man wendet ein. daß alle diese Fragen ausgiebig in der Budgetkoinmisi'ion erörtert werden können, nur im Plenum soll eine Tebatte vermieden werden, und man ist sogar bereit, der sozialdemokratischen Fraktion zuliebe die Bildgetkommission zu verstärken, damit auch ihr ein Sitz zu- fällt. Au sich wäre nichts dagegen einzuwenden, es fragt sich aber doch, ob dieser Sitz nicht zu teuer erkauft wird, denn nur dann sollen die Sozialdemokraten ihn ja erhalten, wenn sie jede Tiskussion über parteipolitische Fragen im Plenum vermeiden. Was die Fraktion tun wird, wissen wir nicht, aber das eine ist sicher, daß sie sich das Mißfallen der Gegner zuzieht, wenn sie das Anerbieten ablehnt. Einen Vorgeschmack dafür bietet die neulich von uns wiedergegebene Erklärung «legen den Führer der Polen wegen seiner Haltung bei den Vorbeivrechungen im Ministerium. Tas darf uns natürlich nicht kümmern, wir haben uns einzig und allein von unserem (ssewissen, von unserem Verantwortlichkeitsgefühl und von der Rücksicht auf die Interessen des Volkes leiten zu lassen. Vor allein darf die Aussicht, daß wir, wenn unsere parlamenta- rische.c Vertreter den Mund halten, eher auf politische Fort- ichritte rechnen können als im unigekehrten Fall, für einen Sozialdemokraten nicht ausschlaggebend sein. Wer könnte, wenn später die Verheißungen sich nicht erfüllen, die Ver- antwortung für eine iolche Taktik übernehmen? Wir wollen der Entscheidung der Landtagsfraktion nicht torgreifen, wir sind die letzten, die die schwierige Lage ver- kennen, in der sie sich befindet. Ein Moment aber, das viel- leicht für ihre Entschließungen sehr ins Gewicht fällt, dürfen wir nicht unerwähnt lassen. Uns ist die Mitteilung zugc- gangen, daß an d e m s e! b e n T a g e, a n d e m i ni M i n i> ueri um d e S Innern eine Besprechung von Vertretern oller Fraktionen st a t t g e f u n d e n hat, zwei Stunden vorher die bürgerlichen Parteien einschließlich d e r P o l e n zu einer Vorbesprechung zusammengekommen sind, von der man. ganz w i e in den Zeiten vor den, Kriege, die Sozialdemokratie ausdrücklich und absichtlich ausgeschlossen hat. Sollte sich das bewahrheiten, so würde dadurch die Absicht der bürger- lichen Parteien, den Burgsrieden zu wahren, in ein eigen- artiges Licht gerückt sein. Tie Regierung setzt sich über die Parteiunterschiede hinweg und zieht auch die Sozialdemo- kratie zu Vorbesprechungen hinzu, die bürgerlichen Parteien aber verhandeln zuerst unter sich, unter Umgehung der Sozial- demokratie. Tie sozialdemokratische Fraktion des Abgeordnetenhauses kann an dieser Tatsache nicht vorübergehen. Wir sind über- zeugt, sie wird daraus die richtigen Schlüsse ziehen.
Ein deutscher Marine-parseval vernichtet. Berlin , 29. Januar. (W. T. B.) Wie wir erfahren, ist am 23. Januar ein deutsches Marine-Pars eval- Luftschiff von einem Ostseehafen aus zu einer Unter- nehmung gegen den russischen Kriegshafcn Libau aufgestiegen und bisher nicht zurückgekehrt. Eine Meldung des russischen Marine-Generalstabes verbreitet, daß am Die Wirkung öes Rüstungswettstreits. Wir lesen in der„Wiener Arbeiterzeitung"': Tie Bewegungslosigkeit des Stellungskrieges i>n Westen schil- dert in packenden, kalt ergreifenden Bildern ein Bericht des„Matin". Er kührt die Orte an, um die in Flandern feit vier Monaten der Kampf geht, ohne sich vom Flecke zu rühren: Nieuport, Tix- mutden, Apern. In Nieuport rückten die Verbündeten am 4. November zum erstenmal ein, da wurden sie bombardiert, jetzt, nach zweieinhalb Monaten, werden sie immer noch bombardiert. Inzwischen wurde Riesiges, Ungeheures geleistet, Aufopferung und Tapierkeit von beiden Seiten, die kein Beispiel der Vergangenheit zu scheuen braucht. Jeden Augenblick stürzten Häuser ein, Glied- maßen wurde» abgeriffen. Angriffe gab's nachts. Gewaltstreiche morgens, Kriegslisten abends, aber nach alledem wird noch immer dieselbe Stelle bombardiert. Bei Tipmuiden, dessen größter Teil sich in den Händen der Deutschen befindet, steht das Häuschen eines Fährmannes; um dieleS Pünktchen, das keine Karte ver- zeichnet, sind Ströme von Blut geflossen. Und i'o um jedes einzelne Gehöft und um jede Handbreit Raum an dem Kanal. Aber nach all dem endlosen Blutvergießen kreuzen sich die Bogen der Ge- lchotzbahnen noch immer über derselben strittigen Kampisläche. Ter Vorgang ist ohne Beispiel in der Geschichte. Das Neue und Unvergleichbare des modernen Krieges spiegelt sich in den Er- eigniffen in Flandern anschaulicher als fönst in irgend einem anderen Abschnitt des ungeheuren Weltgeschehens. Unzweifelhaft bat das kleine Fleckchen Erde , das zwischen Lille und Nieuport liegt, mehr Blut getrunken, als vor vierundvicrzig Jahren zu ver- spritzen nötig war, um den Widerstand der Franzosen gegen die Einigung des deutsche» Volkes in einem politischen Gesamtkörper niederzuwerfen. Was die Voraussetzung, die Möglichkeit dieser Art der Krieg- führung ist, wurde schon wiederholt dargelegt. Sie ist zu suchen in dem außerordentlich gewachsenen Uebergewichi der Verteidigung über den Augriff. Wir sehen es immer wieder, und auch jetzt im Osten bieten sich Beispiele in Fülle, daß alles von noch so viel ftratcgischcr Ucberlegenheit getragene Vorwärtsdringen stets von neuem seine Hemmung findet, sich sozusagen verstrickt in den Trahtnetzen vor den Schützengräben. Die zauberhafte Kraft des SchiltzengrabenS liegt nicht eigentlich in ihm selber, sondern in der
23. Januar ein deutsches Zeppelin-Luftschiff Libau überflogen und Bomben abgeworfen habe. Das Luftschiff sei beschossen und getroffen worden und sei in die See gestürzt. Von russischen Fahrzeugen sei es vernichtet und die Besatzung gefangen genommen worden. Die russische Angabe, daß das angreifende Luftschiff ein Zeppelin gewesen sei. wie in der ausländischen Presse weiter verbreitet worden ist und auch in die deutsche Presse Eingang gefunden hat, ist hiernach un- zutreffend. Englisihe Unterseebote in öer(dftsee. Stockholm , 28. Januar.<T. U.) Die gestrige Abendausgabe der„Nya Daligt Allenhanda" bringt beachtenswerte Mitteilungen über englische Unterseeboote in der Ostsee , teilweise gestützt auf ver- trauliche Angaben englischer Offiziere dieser Boote. Hiernach sind im Herbst durch den Großen Belt , hinler Handelsschiffen fahrend, englische Unterseeboote in die Ostsee gelangt. Ihre Zahl beträgt vier. Rußland habe nickt so große Unterseeboote. Der gemeldete Angriff auf die„Gazelle" sei daher nur durch die englischen Loole wegen ihres großen Aktionsradius möglich gewesen. Erbeuteter englischer Dampfer. London , 29. Januar. (W. T. B.) Der englische Dampfer „ P o t a r o", 4409 Tonnen, ist überfällig. Man fürchtet, daß er vom deutschen Hilfskreuzer„Kronprinz Wilhelm " gekapert wurde. Die Dampfer„Therese Hey mann" und „Glenmorven" dürften in der Nordsee vielleicht infolge Minen gesunken sein. Der türkische Krieg. Die Kämpfe in Dserbeiüschan. Konstantinopel , 29. Jan.(W.T.B.) Das Große Hauprguartier teilt mit: Auf der kaukasischen Front hat sich nichts Nennenswertes ereignei. Unsere Truppen, die in der Richtung auf Olty die Offensive ergriffen haben, machten 300 Russen zu Gefangenen und erbeuteten eine Menge Gewehre und Kriegs- Material. Die seit einer Woche in A s e r b e i d s ch a n im Gange befindliche Schlacht in der Umgegend von Ehoi gegen die feindlichen Hauxtkräfte wird zu unseren Gunsten fortgesetzt. Choi ist der letzte Zufluchtsort der Rusien in Al'erbeidschan. Am 27. Januar nahmen unsere Truppen im Süden von Choi die erste Linie der befestigten feindlichen Stellungen, welche aus mehreren Linien bestehen.
die politischen Ziele öes Krieges. Von unserem Londoner Korrespondenten. Ter militärisöbe Sachverständig? der„T i m e s" niacht in der Nummer vom 20. Januar Ausführungen, auf die wir be- sonders aufmerksam machen möchten. Wu glauben, sie sind der Ausdruck einer in einflußreichen englischen Kreisen herrschenden Stimmung, die wahrscheinlich zu eutscheideuder Bedeutung im Laute des Krieges gelangen wird. Dieser be- tannte Fachschriftsteller tritt wieder einmal für ein engeres Zusammenwirken der Führer der verbündeten Heere ein. Er geht aber noch einen Schritt weiter. Er meint, wenn ein Kongreß der Verbündeten, wie er ihn wünlcht, zusanimen- tritt, dann könne er nicht umhin, sich äucki mit den p o l i t i- s cb e u Zielen des Krieges zu beschäftigen. Er ivolle nicht von den Reden Asquiths und Vivianis über diesen Gegenstand sprechen, sondern nur daran erinnern, daß Napoleon seine Strategie durch seine Politik verdarb, in- dem er der ersteren eine allzuschwere Bürde auferlegte. Er beruft sich dabei auf das Buch des Grafen Aorck von Wartenburg über„Napoleon als Feldherr". Jorck führt dort aus, daß die Deutschen 1870/71 e i n b e- st im mtcs, begrenztes Ziel im Auge hatten und daß die kriegerischen Maßnahmen zur Erreichung dieses Zieles hinreichten. Hätte sich Teutschland dagegen die vollständige Niederwerfung Frankreichs als Ziel gesetzt, dann wären sie einem volitischen Trugbild gefolgt, und ihre Bemühungen wären schließlich ebenso mißlungen, wie Napoleons Feldzug gegen Spanien . Große europäische Nationen können nach Zorck eben nicht vollständig unterworfen werden. Napoleons Feldzüge erlitten Schifsbruch, weil seine Politik seiner Stra- tegie?lufgaben stellte, die sie unmöglich erfüllen konnte. fabelhaften Steigerung der Leistungsfähigkeit aller Feuerwaffen, die eine Steigerung vor allem ist im Sinne der Verteidigung, denn gerade der Verteidiger in seinem ruhigen und geschützten Stand kann die Feuerkraft seines Gewehrs und des Geschützes im vollsten Maße ausnützen. Eben darum aber, und das ist nun eigentlich die Grundlage des modernen Stellungskrieges, vermag die Ver- tcidigung mit einer vergleichsweise weit geringeren Zahl von Schützen auf dieselbe Ausdehnung der Front auszukommen als der Angriff, der überall dort, wo er rein frontal, das heißt geradeaus gegen die Stellung geführt wird, meist nur noch durch den Druck der Massen zu wirken vermag. Dieses Uebergewichi der Verteidi- gung aber drängt sich mit feiner unwiderstehlichen Logik jeder, auch der angriffslustigsten Heeresleitung alsbald auf, wenn die Vor- wärtSbewegung irgendwie zum Stocken kommt, und so verwandelt sich der Verteidigungsfront gegenüber die Angriffsfront gleichfalls in einen kunstvollen Aufbau von Schützengräben und der Krieg wird zu dem blutigen Spiele zwischen zwei weite Landgebicte um- fassenden improvisierten Festungen. Diese Festungen schieben sich entweder von Abschnitt zu Abschnitt durch das Land, wo, wie im Osten, der Raum größer und die Ueberlegenheit der Strategie und der Güte der Truppen auf der Seite der Zentralmäckte ein geistiges und moralisches Uebergewichi schafft, oder sie bleibt starr, ein Sich- mühen um dieselben paar hundert Schritt des immer gleichen Ge- sechtsraumes wie im Westen, wo die Uebermacht des englifch- französchen Heeres und das gleiche Maß der Ausbildung dem Angriffsgeist der Deutschen seit vier Monaten das Gleichgewicht hält. Sieht man sich aber genötigt, diese materiellen Voraus- setzungen des Stellungskrieges in den Vordergrund zu stellen, wie sie sich jedem anschaulich und faßlich vor die Augen drängen, so darf man nicht vergessen, daß im Kriege die moralischen und geisti- gen Faktoren, darin wird Elausewitz trotz aller Fortschritte der Technik ewig recht behalten, doch weitaus die enffcheidenderen sind. Das Eigentümliche des modernen Krieges ist, daß er nirgends solche Ungleichheiten der Bedingungen hat zutage treten lassen, wie sie den Kriegen des neunzehnten Jahrhunderts ihr Gepräge auf- drücken. Als im Jahre 1870/71 der Krieg erklärt war und die Zu- sammenziehung und der Aufmarsch der Truppen begann, so konnte man den Sieg der Deutschen schon als entschieden voraussagen, so sehr war auf der einen Seite Planmäßigkeit, Ordnung, Klarheit, Be- herrschung der technischen Mittel und auf der anderen Planlosigkeit, wirre Unordnung, impovisierende Unzulänglichkeit für die Mobilisie- rung und Bereitstellung der beiden zum Kampf ausrückenden Heere be- zeichnend. Inzwischen haben alle Armeen Europas die Kunst des Mobilisieren?, die Handgriffe des Aufmarsches gelernt, nirgends
Tis Moral dieser Erinnerung interessiert natürlich alle zkriegführenden in gleicher Weite, aber der Gewährsmann der „Times" denkt natürlich an die Nutzanwendung auf feiten der Verbündeten und insbesondere Englands. Es ist unseres Wissens zum erstenmal, daß man sich in England darauf be- sinnt, daß man nicht eine endloic lange Zeit hindurch Krieg führen könne, ohne etwas anderes als Grund und Zweck anrühren zu können, als Phrasen von„nationaler Ver- teidigung", von„Vernichtung des Militarismus" und ähn- lichem, sondern, daß jeder Krieg, sei es nur ein Angriffs- oder Verteidigungskrieg,„bestimmte, begrenzte Ziele''* im Auge haben müsse. Und wenn man erst aus allen Setten sich über diese bestimmten, begrenzten Ziele klar wird, dann wird vielleicht auch die Zeit nicht fern sein, wo man die Frage der F r i e d e n s v e r h a n d I un g e n ventilieren kann. Der militärische Fachmann der„Times" will, daß sich die Verbündeten über diese Ziele verständigen. Wir finden es für symptomatisch, daß dieses Verlangen in dieser Form gerade in der englischen Presse erhoben wird. Wohl reden die Engländer noch immer mit mehr affektierter als wirklicher Seelenruhe von einem jahrelangen Kriege, während von frau- zösischer Seite schon häufig am die dringende Notwendigkeit einer baldigen Beendigung des Krieges hingewiesen wurde. Aber man darf sich dadurch nicht täuschen lassen. Tie franzosi- scheu Warnungen entspringen nicht einem Friedenswunsche, sondern nur dem von ihrem Standpunkt durchaus verstand- lichen Verlangen, daß die militärischen Hilfsmittel des Drei- Verbandes, insbesondere Englands, recht schnell realisiert, organisiert und auf den Kriegsschauplatz geworfen werden. Wie lange und bis zu welchem Ergebnis der Krieg d a n n noch fortgesetzt werden soll, davon hat man aus Frankreich bisher nichts gehört. Tas hängt eben von den Zielen ab, die jede Nation im Kriege und durch ihn verfolgt.
deutschfreunöliche Stimmung in Nieöerlänöisch-?nöien. Aus A m st e r d a m schreibt man uns: Ein in Holland erscheinendes Wochenblatt„für das geistige und soziale Leben Indiens und Ostindiens",„T e In d i e r", bringt in seiner letzten Nummer eine Reihe inter - eisanter Mitteilungen. Aus längeren Zitaten aus der javain- scheu Eingeborenenpresse geht hervor, daß diese in den politisch interessierten Kreisen der indischen Untertanen Hollands. namentlich bei den Intellektuellen. Sympathien für Deutsch - land kundgeben. Auch holländische Kolonialblätter, wie der ,. Nieuwe Soerabaja Courant", haben diese Tatsache festgestellt. Blickt man die Sache genauer an, so bekommt man allerdings den Eindruck, daß' da weniger Sympathien für Deutschland im Spiele sind— die Bewunderung der von Teutschland entwickelten Kraft scheint doch kaum zu- reichend, sie zu erklären— als Antipathie n gegen England und Rußland , als die bisher mächtigsten Vertreter der imperialistischen Unterdrückungs- und Aus- beutungspolitik in Asien . Ter asiatische Ratio- n a l i s m u s, durch den russisch-japanischen Krieg bedeutend gestärkt, hat eine entschieden antirussische und begreiflicherweiie auch eine antienglische Tendenz. Bei dem materiell und intellektuell am meisten entwickelten islamitischen Bevölke- rungsteil wirken aber auch religiöse Solidaritätsgefühle mit. Schon während des türkisch -italienischen Krieges haben Javaner durch Geldfammlungen die türkische Sache kräftig unterstützt. Man wird die weltpolitische Bedeutung dieser Stimmung sicher nicht gering einschätzen dürfen. Namentlich gegen die englischen Versuche, ein Gegenkhalifat aufzurichten. wird sich die Opposition der niederländischen Inder Wohl geltend machen. Es ist ganz interessant, was z. B. die lOetoesau Hindio" über den wirklichen Einfluß des von den Engländern protegierten Aga Khan schreibt. Tie darüber von England verstreuten Berichte seien„Unsinn":„Je- mand, der wirklich Anhänger unseres Propheten ist, legt derlei Unsinn nicht den geringsten Wert bei. Aga Khan ist kein reiner Jslamit, sondern hat eine eigene Sekte gestiftet, die sogenannte„Sziait". die von der echten mohammedanischen Lehre abweicht. Ein guter Jslamit kann Aga Khan rncht ernst nehmen." Teutschland wird als Schirmherr des Islam stehen sich Berufsheer und Volksheer gegenüber, sondern überall ist die Hecreskraft aus den gleichen Volkstiefen geschöpft. Auw heute sind freilich Talent. Genie. Tatkraft Sache des Zufalls und des Glücks. Aber kein Moltke von heute wird sich Generalen und einem Gencralstab gegenüber befinden von der Unbildung, Un- wissenheit, Unkenntnis der Technik der Truppenbewegungen, die Bazaine und seinen Leuten eigen waren. Und vor allem ist die vollständigste Ausgleichung sowohl der technischen Hilfsmittel als auch die Fähigkeit, sie zu benützen, und der Ausbildung der Truppen das Merkmal unserer Tage. Sogar die Russen, die allerdings die Wirkungen des geringen Bildung?- grades und der größeren geistigen Plumpheit durch die Wucht der Zahl ersetzen müssen, dürfen nicht mehr unter dem Gesichtspuiili betrachtet werben, der allerdings noch für den Japanischen Krieg und erst recht für den Russisch-Türtischen Krieg von 1877/78 galt. Greifen wir bloß eine Tatsache heraus. Als der Krieg in Japan begann, hatten die Russen eine schwer zu glaubende Unfähigkeit, sich ihrer Artillerie zu bedienen. Erst spät und durch Opfer belehrt, lernten sie ihre Batteriestände zu verbergen und sie außerhalb der Wirkung des Feindes ausfahren zu lassen, und obwohl sie damals das neuere Geschüvmodell hatten, mutzten j'e zuletzt doch zu den älteren zurückgreifen, weil das neuere jener Zeit, bloß mit Schrapnells ausgerüstet, gegen gedeckie Stellungen wirkungslos blieb. Geradezu durchgängig verstanden die russischen Truppenführer von der Ucberlegenheit ihrer Geschützzahl keinen Gebrauch zu mache», immer und immer wieder geschah es. daß Batterien nicht in den Kampf kamen, wo sie hätten die Entsche:- dung herbeiführen können, weil der Tivistonär fürchtete, sre könnten beim Rückzug in die Hände der Feinde fallen, weshalb sie denn auch meistens zu früh aus dem Kampfe gezogen wurden. Heute bildet gerade die Artillerie die stärkste Seite der russischen Armee und nicht übermäßige Zurückhaltung, sondern eher Verschwendung ist daö Kennzeichen ihrer Schiehweise. Mit einem Wort: der Wetteifer, mit den: alle Staaten Europas seit dem Teutsch-Franzöfischen Kriege und im gesieigerle.i Maße seit den letzten zehn Jahren in den materiellen und geistigen Voraussetzungen der Kriegsfahiglei. chrer Heere die Ebenbürtigkeit angestrebt haben, hat die großen Unterschiede der Führung. Kanipfform und Bewaffnung beseitigt, die in den Kriegen Napoleons und noch in den deutschen Ecmgungskriegcn eine der Ursachen der raschen Entscheidungen und der märchenhaft großen Erfolge waren. Die Ausgleichung der Unterschiede aber entfaltet ihre Folgen in dein zähen langsamen Ringen de? Stel- lungskriege?.