Nr. 55.
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11. Jahrg.
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Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
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Mittwoch, den 7. März 1894.
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Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
der Gemeinen nicht in eigener Sache endgiltig entscheiden. Diese Noch einige forinelle Schritte, und Gladstone ist als StaatsEntscheidung liege bei einer höheren Autorität der Nation. mann gewesen, wenn er auch vielleicht zunächst noch sein Mandat Meine Pflicht endet damit, die Aufmerksamkeit des Hauses auf behält. Wie die heutigen Morgenblätter melden, hat ihm die die Thatsache zu lenken, daß, indem wir diese Amendements er Königin bei der gestrigen Visite zum ich weiß nicht, wie wägen, wir gleichzeitig eine von ihnen untrennbare Frage be- vielten Male- die Ernennung zum Peer angeboten, der Alte handeln eine Frage, die in hohem Grade atut geworden ist, ist aber fest geblieben und hat diese Ehre abgelehnt. Die Sache die Erledigung heischt, und die diese Erledigung in Bälde finden wäre an sich nicht der Erwähnung werth, aber der Zufall hat muß." es gewollt, daß der Mann, den Gladstone feiner Partei als Mit einer Attacke auf die Privilegien der Lords-„ das Das waren virtuell die letzten Worte, mit denen Gladstone Nachfolger vorgeschlagen, und der auch sein Nachfolger in der Schwert in der Hand", wie fich die" Sun" des Herrn feine Laufbahn als Parteiführer schloß. Alles in allem, kein Führerschaft sein wird, ein Peer ist: Lord , resp. der Earl of 2. P. O'Connor überschwänglich ausdrückt hat Gladstone übler Abschluß. Die Frage des Hauses der Lords ist schon oft Rosebery. vorgestern seine Leiterschaft der liberalen Partei im englischen aufgeworfen worden, und man kann es als zweifelhaft betrachten, Lord Rosebery war nicht der einzige Anwärter auf das Erbe Barlamente abgeschloffen. Die Rede war nicht die bedeutendste, ob es die Liberalen diesmal zu einer wesentlichen Wenderung der Gladstone's. Von anderen Repräsentanten der rar gewordenen die der Grand old Man gehalten, aber sie war frei von den Frage zwischen beiden Häusern des Parlaments bringen werden. Spezies: liberale Beers, abgesehen, hat auch noch Gladstone's langFehlern seiner meisten Reden, frei vor allen Dingen von den über kein Zweifel, daß je demokratischer das Wahlrecht, je stärker jähriger Lieutenant, Sir William Harcourt , gewisse Ansprüche auf vielen Verklausulirungen, in denen er sich so oft ergeht, und die der Einfluß der Arbeiter auf das Haus der Gemeinen wird, je die Würde des Führers. Und für diese Ansprüche, resp. gegen die von seinen Feinden als Beweis für seine Heuchelei, von seinen mehr die Arbeiterfragen die Borderhand im öffentlichen Leben Bevorzugung Rosebery's hat sich mit großem Eifer Herr Henry Verehrern als das Produkt seiner großen Gewissenhaftigkeit be- erlangen, um so mehr auch die erbliche Kammer ein Widersinn Labouchere erhoben. Was er gegen die Wahl des Lehteren zum zeichnet werden, fie ging direkt auf den Kernpunkt der Frage wird. Man mag immerhin sagen, die Lords hätten jedesmal, Führer der liberalen Partei vorbringt, flingt an sich ganz plauund erzielte in dem überfüllten und gespannt lauschenden Hause wo sich gezeigt, daß das Land wirklich eine Reform wolle, ihren fibel. Es macht sich sonderbar genug, wenn in dem Moment, einen großen Eindruck. urfprüglichen Widerstand aufzugeben, aber das hebt 1. die wo die Liberalen mit aller Energie die absolute Suprematie Gladstone legte dar, warum die Regierung bei der Kirch- Thatsache nicht auf, daß jede Reform ihnen quasi erst abgerungen des Hauses der Gemeinen über das der Lords durchsetzen wollen, spielvertretungs- Bill eine andre Haltung gegenüber den Lords werden mußte und daß 2. sie dabei dann immer noch Vorbehalts- ihr erster Anführer ein Mann sein soll, der dem letzteren ange einnehme als bei der Haftpflichtvorlage. Bei der letzteren hat flauseln aller Art einschoben, feine Reform unverkümmert paffiren hört und das erstere nur als Zuschauer besuchen darf. Ferner fie bekanntlich, weil die Lords von der Zulassung von Neben- ließen. Das werden sie auch, so lange sie nun einmal die Macht hat Harcourt seit mehr als 25 Jahren in der Partei gedient, fontrakten nicht abgingen, die Vorlage für den Moment ganz dazu haben, in Zukunft nicht lassen, und von ihrem Standpunkte während Rosebery überhaupt erst 46 Jahre alt ist, und zwar fallen lassen. Es war das nicht ein Zurückweichen vor den Lords, mit Fug und Recht. Sie werden nach Möglichkeit ein auf- radital genug gestimmt, aber sich der Partei gegenüber stets in sondern die Befolgung des Wunsches der Trade Unions. Diese haltendes, verzögerndes Element bilden. Die Beseitigung dieses gewisser Reserve gehalten. find einstimmig dafür: lieber Vertagung der Reform, als Reform Hemmschuhs der Gesetzgebung heißt heute mehr, als sie vor Indeß, trozdem ist die Masse der Liberalen für mit Fortdauer der Erlaubniß, sich durch Privatverträge außerhalb 50 Jahren geheißen hätte. Rosebery, und Labouchere hat nur ein kleines Häuflein des Gesetzes zu stellen. Alle Vorschriften, daß die Privatverträge die Mit all' seinen Fehlern hat Gladstone mehr Verständniß für Maltontenter um sich gesammelt, das nicht groß genug ist, die Arbeiter nicht schlechter stellen dürfen wie das Gesetz, daß die den demokratischen Charakter unseres Jahrhunderts an den Tag Niederlage des Ministeriums herbeizuführen. Man kann auch Giltigkeit der Verträge von einer zwei Drittel Mehrheit der ge- gelegt und ihin mehr Zugeständnisse gemacht, wie irgend einer nicht einmal sagen, daß seine Gruppe die äußerste Sinte der heim abstimmenden Arbeiter abhängen soll zc., haben die Tod- feiner Kollegen im übrigen Europa . Wie wäre auch sonst die Partei repräsentirt. Die vorgeschrittensten Radikalen, als die feindschaft" der Trade- Unions gegen diese Neben oder beffer: Popularität zu erklären, deren er sich bei einem noch immer sehr man doch die dem Sozialismus am nächststehenden bezeichnen Gegenfontratte nicht zu beeinflussen vermocht, sie sehen in den großen Theil der englischen Arbeiter erfreut. Und wenn nicht muß, sind für Rosebery. Dieser hat, wie ich ja mehrfach zu selben nur das Mittel, die Arbeiter an bestimmte Etablissements diese, so ist der Haß, der erbitterte, leidenschaftliche Haß, den konstatiren Gelegenheit hatte, in bezug auf die Fragen der sozu tetten und von dem Anschluß an die Gewerkschaftsbewegung die übergroße Mehrheit der kapitalistischen Bourgeoisie zialen Politik mehr Muth und Entschiedenheit gezeigt, als fern zu halten, und diese, unzweifelhaft in 39 Prozent der Fälle gegen Gladstone hegt und bei jeder Gelegenheit zum irgend einer seiner Kollegen, vor Allem als Herr Harcourt, der zutreffende Beurtheilung läßt sie lieber auf alle sonstigen Vor- Ausdruck bringt, für mich ein Zeugniß zu zu seinen im Gegentheil vielleicht der größte Whig im jezigen Ministerium theile des neuen Gesetzes verzichten als es mit der anstößigen Be- Gunsten. Er hat wiederholt gewagt, alle Traditionen ist. Man bezeichnet es als unbillig, gegen Rosebery den Zufall dingung anzunehmen. James Mawdsley, der Führer der großen der politischen Routine zu durchbrechen, mit der irischen seiner Geburt auszuspielen. Daß er von Geburtswegen Peer Spinnerunion von Lancashire , den ich jüngst zu sprechen Ge- Landbill, dem Friedensschluß mit den Boers, der Homerulebill 2c., fei, sei sein Pech, das er selbst als solches bezeichnet habe, und legenheit hatte, geht, wie viele Arbeiter von Lancashire , sonst er war der erste englische Staatsmann und wenn man gerade in dieser Frage sei er so zuverlässig, wie nur Giner. mit den Konservativen, aber in diesem Punkt ist er durchaus von der provisorischen Regierung von 1848 in Frankreich ab- Genug, Rosebery wird Premier werden, und wenn der mit der liberalen Regierung einverstanden. Da die Geschäfte sieht überhaupt der erste Leiter einer Regierung, der einen Ver- Schwager der Rothschild's auch das kapitalistische Eigenthum ordnung der Regierung nicht erlaubte, über die Köpfe der Lords treter der organisirten Arbeiter ins Ministerium berief. War es nicht abschaffen wird was aber Herr Labouchere erst recht hinaus die Vorlage zum Gesetz zu erklären, blieb ihr nichts auch 1886 nur ein Broadhurst, und ist deffen Nachfolger, Burt, nicht würde so wird man von ihm eine größere Initiative in übrig, als fie für den Moment unter Protest zurückzuziehen; ebenfalls Repräsentant des rechten Flügels der Trade Unionisten, wirthschaftspolitischen Dingen erwarten dürfen, als von irgend aber die Konservativen verrechnen sich, wenn sie das als einen so, bleibt die Ernennung dieser Männer doch ein bemerkens einem der neben ihm genannten Premierkandidaten. Es ist das Sieg feiern. Die Protefimeetings der Arbeiter häufen sich, und werther Schritt.*) Kurz, ich kann mich dem wegwerfenden von großem Interesse. Wir sehen in England den bürgerlichen schließlich sind es doch die Arbeiter, die bei den Wahlen den Radikalismus fich Schritt vor Schritt so weit nach links entAusschlag geben.
Bei der Kirchspielvertretungs- Bill haben die Lords, wie schon berichtet, den größten Theil ihrer Verstümmelungs- Amendements fallen gelaffen. Einige wenige haben sie aber doch festgehalten, und diese, erklärte Gladstone, wolle die Regierung zu guterlegt hinnehmen, um nicht auch noch diese Reform von den Lords zum Scheitern gebracht zu sehen. Aber sie thue es unter Protest. Dieser Zustand, daß die erbliche Kammer die Arbeiten der vom Bolt gewählten Kammer hemmen oder ganz und gar zu nichte machen könne, müsse ein Ende nehmen. Freilich könne das Haus
Feuilleton.
Nachdruck verboten.]
Helene.
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Roman in zwei Bänden von Minna Rautsky. Aber wenn schon die Verproviantirung von 60 bis 70 Personen in diesem verödeten Schloß keine leichte Sache war, so gestaltete sich die Errichtung eines Massenquartiers noch schwieriger. Der Raftellan meinte, da bliebe nichts übrig, als daß die Herren jeden Abend nach Andel fingen und Offingen gingen, und in den dortigen Wirthshäusern unterzukommen fuchten.
Helene aber schüttelte den Kopf. Sie erinnerte sich der Weisungen des rothen Postmeisters, Alles zu vermeiden, was Aufsehen erregen könnte.
Niemand durfte erfahren, daß eine so große Anzahl Menschen auf Schloß Wyden zusammen käme.
Wäre es nicht möglich, fie in der Scheune unterzubringen?" fragte sie den Kastellan.
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Daran habe ich auch schon gedacht, aber wir haben diese nicht gemiethet."
" Nicht?"
Sie ist Eigenthum des Bauern, dem auch das Häuschen gehört, es ist der einzige Nachbar." " Ich will mit ihm reden."
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*) Burt ist noch heute Sekretär in der Nat. Bergarbeiter- wickeln, als es die bürgerliche Produktionsweise überhaupt nur Union , d. h. gleichzeitig Mitglied des britischen Staats- möglich macht, und an seinen Resultaten wird man ermessen tönnen, wie weit er im Stande ist, die Wohlfahrt der Arbeiterministeriums und Beamter einer Arbeitergewerkschaft. Urtheil, das unter anderem Ch. Bonnier in der Ere Nouvelle" klasse mit dieser Produktionsordnung zu vereinigen, resp. wie über Gladstone fällt, nicht anschließen. Gewiß, Gladstone war weit seine Fähigkeit geht, der organischen Weiterentwickelung der oder ist kein Genie à la Beaconsfield- Disraeli, aber wie wenig Gesellschaft Geburtshilfe zu leisten. hat der Politiker Disraeli von dem gehalten, was der Schriftsteller Disraeli versprochen? Indeß, es ist hier nicht der Ort, den Vergleich auszuspinnen, oder Gladstone's politische Laufbahn zu schildern.
Sie durchschritt den Garten, in dem das Gras hoch stand und Büsche und Unkraut wild durcheinander wucherten und betrat durch ein Thürchen in der niedrigen halbverfallenen Mauer den Hof, in dem sie sich umsah.
Es war ein weiter, fast ebener Platz, der sich da ausbreitete, auf der einen Seite von dem Graben, auf der anderen von dem Bahndamm unigrenzt.
*) Ein Mitglied der Peerskammer fann nach der englischen Verfassung nicht zum Mitglied des Hauses der Gemeinen ge wählt werden.
Als sie wieder herauskam, mußte man gut hinsehen, um sie wieder zu erkennen.
Sie hatte das städtische Kleid abgelegt und erschien im furzen Perkalrock und grobem Hemde, ein schwarzes Mieder umschloß nicht allzu eng den schlanken Leib, aber die Vera schnürung über dem Brustlage stand weiter auseinander, Die Tracht bot als man hier zu Lande gewöhnt war. Eine Gruppe schlanker Pappeln und Ulmen, die regel- außer dem Mieder nichts Charakteristisches mehr, aber sie los durcheinander standen, warfen ihren langgestreckten abend- war leicht und bequem. Die Schweizerin kam kichernd Sie hinter ihr drein. lichen Schatten über die Böschung des Dammes. schimmerten im glänzendsten Grün, während der schlechte Boden des Angers nur spärliches Gras hervorbrachte, das von der Hize gelb und versengt war.
Es machte ihr Spaß und schmeichelte ihrer Eitelkeit, daß der Frau ihr Alltagszeug so wohl anstand. Sie fand, daß diese Fremde überhaupt ein nettes Weibsbild sei.
Zur Rechten, gegen die Mauer des Schloßgartens gelehnt, befand sich die Scheune. Sie hatte ein neues Dach Hatte sie ihr nicht ein goldenes Ringlein geschenkt und und erschien sehr geräumig; darin konnte man wohl Schlaf- es ihr selbst an den Finger gesteckt? Das war doch lieb. stellen genug errichten. Die Frau ließ den Ring in der Sonne funkeln, wobei ihr das Herz im Leibe lachte. Dann wendete sie sich wieder der jungen Frau zu, nahm sie derb an die Schulter, richtete und neftelte an ihr, drehte sie dabei um und um, wie ein Büppchen und gab ihr die treuherzige Versicherung, daß sie würkli nüd übel" sei.„ Und jetzt hönned-er wenigstens d'Aerm rühre und äppis schaffe," fügte sie hinzu, wobei sie, als gelte es den Effekt zu zeigen, mit den eigenen Armen energisch ausgriff.
Jetzt wendeten fich Helenen's spähende Augen nach links. Da stand das Häuschen, ärmlich und klein, mit rothen Blumen am Fenster. Ein niederer Stall schloß sich daran, davor ein mächtiger Düngerhaufen, auf dem sich ein Hahn mit seinen Hennen ergözte.
Ein junges rothblondes Weib stand hier in der Sonne und hechelte Hanf.
Sie schielte, ohne die Arbeit zu unterbrechen, neugierig und verwundert nach der jungen Frau, die sie auf sich zutommen sah. Den freundlichen Gruß gab sie mürrisch zurück Er ist nicht daheim, er hat seinen Weinberg in der und befann sich lange, ehe sie auf eine Frage die knappe Antwort gab. Gegend, nur die Frau ist zu Hause." Um so besser."
Helene ließ alles liegen und stehen und sprang die Treppe hinab.
Sie hatte einige Mühe, das große Thor zu öffnen.
Aber Helene kannte die Art der Schweizerin und wußte sie zu behandeln. Ste sprach so lange freundlich und eindringlich in sie hinein, bis sie die Einladung erhielt, in's Haus zu treten.
Helene machte es ihr lachend nach, ja, das war ganz was anderes. Jetzt sollen Sie sehen, daß ich auch arbeiten kann!" versicherte sie. Und sie drückte der rothblonden Schweizerin die Hand und lief nach dem Schlosse, um dem Kastellan die gute Nachricht zu überbringen, daß sie die Scheune be fämen und so viel Stroh hinein, als sie nur wollten. Sie selbst mußte am Abend nach Ossingen wandern, wo sie