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Nr. 45. 32. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Sonntag, 14. februar 1915.

Verfehlte Fraktionspolitik."

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Imperialistischer Sozialismus.

Minderheit ohne denn um ein solches handelt es sich offenbar weiteres das Recht zugestehen, sich gegen einen Beschluß zu wenden, Sen es für verfehlt hält. Aber wir müssen doch sagen, daß eine Kritik in dieser Form entschieden zurüdgewiesen werden muß. Der bekannte imperialistische Schriftsteller Dr. Ernst Jäch Unter diesem Titel bringt das Hamburger Echo" Ganz davon abgesehen, daß der Kritiker der preußischen Fraktions- hat es unternommen, unter dem Namen Der Deutsche Krieg " eine folgende Zuschrift aus Berlin :

zu

Es war leider vorauszusehen, daß die Erklärung, die die erklärung zu denen gehört, die nicht genug über die Quertreiber" Sammlung politischer Flugschriften herauszugeben, die die deutsche sozialdemokratische Graftion des preußischen 3 zefern vermögen, worunter sie nicht nur diejenigen verstehen, Politik gegenüber den anderen friegführenden Staaten und sonstige sozialdemokratische Fraktion des preußischen die gegen den Beschluß der Reichstagsfraktion Einwendungen er- durch den Krieg aktuell gewordene politische Fragen vom Stand­Abgeordnetenhauses am Dienstag bei der Etatsberatung abzugeben für gut und politisch nützlich befunden hatte, das Gegen heben, sondern auch diejenigen, die nicht einfach entgegen ihrer punkt der bürgerlichen Weltpolitik popularisieren sollen. Im Rahmen teil ihrer Absicht erreichen würde. Statt die Regierung Ueberzeugung die Politik der Fraktionsmehrheit durch dick und dieser Aufgabe ist es verständlich, daß der Herausgeber dieser Flug­für die Beschleunigung der Wahlreform zu ge- dünn verteidigen. Es macht sich besonders schön, an diesem schriften auch auf die Stellung der Sozialdemokratie zum Krieg winnen, hat sie es ihr sehr leicht gemacht, jetzt ganz darüber zu klassischen Beispiel die sittliche Entrüstung gegen die Quertreiber" einging, denn vom Standpunkt der deutschen Weltpolitik ist es schweigen; statt im Abgeordnetenhause selbst eine Mehr- und Disziplinbrecher" in ihrem wahren Inhalt erkennen zu feineswegs gleichgültig, ob die Sozialdemokratie auf ihrem bis­heit gegen die absoluten einde jeder Wahl- können: Die eigene Meinung soll rücksichtslos zur Geltung ge- herigen Standpunkt verharrt, oder wenn auch nur zum reform vorzubereiten, hat sie alle anderen Parteien bracht werden, ihr sollen sich alle anders Denkenden bedingungs- Teil sich Einflüssen in der Richtung des Imperialismus unter der Führung des Herrn von Heydebrand zusammen- geschmiedet gegen die sozialdemokratische Fraktion, und statt los unterwerfen; aber wenn man selbst in einer Fraktion über- zugänglich zeigen sollte. Minder verständlich ist es allerdings, eine Erklärung des Hauses für den Frieden zu schaffen, stimmt wird, hält man sich für befugt, blindlings draufloszu- daß sich ein Sozialdemokrat für diese Aufgabe her­hat sie es dahin gebracht, eine große Kundgebung gegen den schlagen, cinerlei, welchen Bärendienst man der Partei damit gegeben hat. Daß der Autor der kürzlich von Jäckh heraus­Frieden zu provozieren. Man kann nicht gut eine verfehltere erweist. gegebenen Flugschrift Der Krieg und die Sozialdemokratie" Anton Fraktions, politik" treiben, als es hier geschah, und man kann ihrer Denn soviel ist klar, daß der Kritiker des preußischen Fraktions- Fendrich, früher Redakteur des Karlsruher Volksfreund" gewesen Fortsetzung nur vorbeugen, wenn man dies offen ausspricht beschlusses zwar nicht absichtlich, aber der Sache nach den Herren ist, erklärt zwar einigermaßen diese Tatsache, macht aber die Mit­und die preußischen Parteiorganisationen und ihre Zeitungen er- Heydebrand und Zedlik die eigenartigsten Helfersdienste leistet. arbeit eines Sozialdemokraten an einer ausgesprochen imperia­mahnt, fich die Politik ihrer Abgeordneten unter die Zupe zu Er bekennt sich ja vollständig zu dem Standpunkt der Heyde- listischen Flugschriftensammlung zu einer recht merkwürdigen Er­nehmen. Glücklicherweise sind auch die preußischen sozialdemokra tischen Abgeordneten feine Halbgötter, so sehr einer das von sich brandschen Erklärung und des Zedlitzschen Artikels, nur daß er scheinung. glauben mag, sondern sie sind Beauftragte der Partei und ihrer diesen Standpunkt noch viel schroffer ausspricht. Und dabei wirft Wähler, und wenn die Fraktionspolitik in Preußen so weiter geht, dieser Genoffe der Mehrheit der preußischen Landtagsfraktion vor, dann hilft kein Mundspißen mehr, dann muß gepfiffen daß sie jedes Maß habe vermissen" lassen.

werden!

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Da die bürgerliche Presse sich zur Zeit eifrig mit dieser Schrift beschäftigt, wollen wir unseren Lesern ihren Inhalt nicht vorenthalten. Vorausgeschickt sei, daß wir auf eine Polemik mit dem Verfasser zurzeit verzichten. Wir wollen lediglich soweit das bei dem feuilletonistischen Charakter der Schrift möglich ist den Gedanken­gang dieses neuesten Evangeliums eines neudeutschen imperialistischen Sozialismus ausführlich wiedergeben. Die Broschüre beginnt recht stimmungsvoll mit dem Tode Ludwig Frants. Als Gemeiner kämpfte er in der Front, und vor der Front fiel er. Und durch Deutschland ging ein Raunen und Staunen, daß so viel Tiefe, so viel Zartheit und so viel Gerechtigkeit in cinem Sozialdemokraten steden fönne."

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Ganz anders verhielt sich ganz Deutschland " gegenüber dem Abgeordneten Liebknecht .

Als es nach der dritten Lesung des Gefeßes über 5 Milliarden weiterer Striegskredite zur Abstimmung kam, da fuhr wieder der ganze Reichstag auf wie ein Mann. Nur der Sitz des Abgeordneten Und durch ganz Deutschland ging ein unwilliges Befremden und ein leises Entsetzen über die närrische Verwegenheit einer so befangenen Liebknecht gab- weit hinter der Front- feinen Mann nicht frei.

Die Fraktion habe wissen müssen", daß es jeht aus Der grundsäßliche Fehler dieser Fraktionspolitik lag darin, daß schließlich um Krieg und Sieg geht". Wenn der Krieg fie jedes Maß vermissen ließ für die Zeit und die Umstände, in denen wir jetzt leben. Die Fraktion mußte wissen, daß es jetzt da ist, kommt der Friede nur durch Sieg oder Niederlage." ausschließlich um Krieg und Sieg geht, daß alles Das ist nicht nur nach allen geschichtlichen Erfahrungen eine Auf­andere, an sich auch noch so wichtige, dahinter zurüdtreten muß. fassung von erstaunlicher Einseitigkeit, sondern auch eine Ver­Will die Fraktion etwa jemand glauben machen, daß, wenn die leugnung aller bisherigen sozialistischen Auffassung, Russen in Berlin regieren oder die Engländer uns ausgehungert aller Parteibeschlüsse. Braucht doch nur auf den be= haben würden das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahl- kannten Beschluß des Internationalen Kongresses von Stuttgart recht in Preußen überhaupt auch nur noch zu diskutieren wäre? verwiesen werden. Es ist darüber hinaus aber auch ein Zurück­Wir wollen doch wohl, alle in der Geschichte vorwärts und nicht weichen weit hinter die Auffassung einfichtiger bürgerlicher über Rußland , Indien und Japan rückwärts. Jm einzelnen: glaubt die Fraktion im Ernst, daß jetzt, wo Millionen Preußen in Politiker, wie der Professoren Delbrück und Walter Schücking, den Schützengräben liegen, der Rest hier große Politik machen und nach denen die Möglichkeit eines, für Deutschland selbstverständ­durchführen kann und will? Wer soll entscheiden, und wo soll bei lich ehrenvollen, Friedensschlusses ganz wesentlich auch von den uns gulegt abgestimmt werden: unter den Tausenden Partei- Kriegs zielen abhängt, die sich die kriegführenden Nationen genossen im Felde oder in den Konventikeln von Steglig und stecken. Daß mit weinerlichen Wünschen und süßen Hoffnungs­Lichterfelde? Erklärung( beffer würde man sagen: Reſolution) find an Friede nicht herbeigeführt werden kann, braucht der Kritiker wahr Alle politischen Forderungen für Preußen in der ſeufzern", mit" bürgerlich- friedensapostolischer Heulmeierei" der fich berechtigt. Daß weiß jeder. Aber die Fraktion mußte haftig nicht auseinanderzusehen. Aber es bedeutet auch eine totale auch wissen, daß man auf einem glühenden Vulkan nicht das ABC Verkennung, eine ganz unsinnige Auslegung der Friedenskund­In diesen beiden Ereignissen dem Tode Franks auf dem vorträgt und lehrt, so richtig und notwendig das ABC ist; erst muß gebung der Landtagsfraktion, ihr solche Abgeschmacktheit zu Schlachtfelde und der Kreditverweigerung Liebknechts- sieht Fendrich man über den Vulkan hinweg sein. Die Form aber, in der unterstellen. ein Symbol für die Scheidung innerhalb der deutschen Sozial­der Frieden verlangt wurde, war nicht mal an sich richtig. Mit Was soll man vollends dazu sagen, men ein Sozialdemo- demokratie: meinerlichen Wünschen und süßen Hoffnungsseufzern wird der krat behauptet, die Landtagsfraktion habe durch ihre Erklärung Die Quadern am Franfschen Brückenkopf sind die klaren, un­Friede nicht herbeigeholt. Das sollten wir doch wirklich nachgerade alle begriffen haben. Wenn der Krieg da ist; kommt der Friede nur in Sachen der Wahlreform der Regierung nur den Mund ge- getünstelten, dem starken Volksbewußtsein und dem gefunden durch Sieg oder Niederlage, offen oder weniger offen. Auch in der schlossen, statt sie für die Beschleunigung der Wahlreform zu ge- Menschenverstand entsprungenen Empfindungen der übergroßen Mehr­Fraktion wünscht sicherlich niemand eine Niederlage Deutschlands . winnen". Eine solche Auffassung schlägt nicht nur aller geschichts- zahl aller Sozialdemokraten Deutschlands ; die gebrechlichen Gerüste Wozu also diese verschwommene, ursprünglich bürgerlich- friedens materialistischen, aller historischen Betrachtungsweise ins Gesicht. auf der anderen Seite aber bestehen aus gedanklichen Stonstruktionen, apostolische Heulmeierei nach Frieden, sozusagen nach Frieden um Hat doch schon Bismard einmal spöttisch gesagt:" Brave Kinder in denen eine sehr kleine Anzahl Mitglieder der größten Partei jeden Preis So gab man Herrn von Heydebrand und Herrn von verlangen nichts, brave Kinder bekommen auch nichts." Und das Deutschlands hängen geblieben sind wie Soldaten in einem selbst­Zedlitz, dem einen sofort an Ort und Stelle und dem andern in der muß man einem Sozialdemokraten sagen, zu deffen Lehr- errichteten Stacheldrahtverhau. Bresse , nur Gelegenheit, fich als die alleinigen Retter des Water- büchern das Kommunistische Manifest", das Kapital", all die landes aufzuspielen. Das hätte man billiger haben können und ohne der Heichspolitik der Gesamtpartei Knüppel zwischen die Beine grundlegenden Schriften des Sozialismus gehört haben.

zu werfen.

Seele."

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Indessen helfen auch bedeutende Einzelerscheinungen nicht, das Ereignis zu verstehen, wie aus der sozialdemokratischen Partei­Und weil Herr v. Heydebrand im Namen der übrigen Barteien" Deutschlands in wenigen Tagen oder Wochen die deutsche Im übrigen liegt es uns fern, für diese ganz verfehlte Er- seine Meinung über Zeitpunkt und Inhalt eines Friedensschlusses Sozialdemokratie wurde, wie die Sehnsucht nach der Internationale be flärung die gesamte Fraktion verantwortlich zu machen. Wir wissen, gesagt hat, soll die Landtagsfraktion eine große Kundgebung umschlug in den glühenden Drang nach nationaler Sicherheit und daß einige ihrer Mitglieder sich in der Presse durchaus in unserem gegen den Frieden provoziert" haben.. Wie tiefsinnig! Als ob unantastbarer Selbständigkeit." Das Elementare des Ereignisses Sinne ausgelassen haben, und es ist auch kein Geheimnis, daß die es für irgend jemand auf der Welt ein Geheimnis gewesen muß von seinem eigensten Eruptionskrater" aus erfaßt und be­Majorität" für diese Resolution" an einem(!) Faden hing. Gerade um deswegen aber hat man das Recht, sie desto deutlicher wäre, was diese Kreise denken; als ob es bei der Erklärung griffen werden. nicht darauf ankäme, was die Sozialdemokratie im abzulehnen. Was hiermit von uns aus geschehen sein soll! Geiste ihrer Weltanschauung zum Ausdruck zu bringen hat. Es ist traurig, daß man innerhalb der Partei gerade in dieser su solchen Auseinandersetzungen genötigt ist.

Wir sind sicherlich die letzten, die Fraktionsbeschlüsse für tabu halten, für gefeit gegen alle Stritif. Wir würden deshalb auch cinem Mitgliede der in der preußischen Fraktion unterlegenen

Lodz .

Von Hugo Schulz .

...., den 8. Februar 1915.

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Was lehrt uns nun die Betrachtung dieses Eruptionstraters"? Ad 1: Auch in der Sozialdemokratie schieden sich die heroischen Ad 2: Der Krieg hat die ge von den sentimentalen Naturen". waltige Illusion", die großartige Hypnose" gesprengt, die die Gemüter in Fesseln gehalten hatte. Auch in der Sozialdemokratie hat das feelische Erlebnis seine Ueberlegenheit über die die Schlupfwinkel verlassen, um die zitternden Kinder und die russisch- polnischen Manchester feiern, weil sie völlig abgeschnitten heulenden Weiber mit Nahrung zu versorgen. Furchtbar ver- sind von aller Rohstoffzufuhr, von ihren natürlichen Abfahgebieten, dichtet sich mitunter die Gefahr, aber der Instinkt der Selbst- von ihren Geld- und Kreditquellen in den Warschauer Banken. erhaltung findet zum Glück doch meist die nötigen Sicherungen Zerschossene Gebäude machen vor dem Beschauer viel Auf­und Dedungen, so daß sich im Grunde das Schrecklichste etwa hebens von sich, und wenn mit ihrem Steingefüge gar ein Stüd­nur höchst selten chen Kunst in Trümmer fiel, so gellt in den schrillsten Tönen die die Tötung eines Kindes oder einer Frau Ich habe kürzlich erzählt, wie es uns erging, als wir in Groche- ereignet. Mir ist nur ein Fall bekannt geworden. In ein Vor- Anklage der Kulturpriester über den Markt, aber die Hungersnot engen Mietstasernen zusammengepferchten lice eines der wenigen stehengebliebenen Häuschen betraten und wie stadthäuschen von Petrikau fuhr eine Granate und tötete ein von 200 000 in schwere Mühe wir hatten, der weinenden Bauernfrau, die sofort Schwesternpaar, das sich zitternd in einen Winkel der Wohnung Menschen findet taum Beachtung. Freilich, es ist schwer, sie zu alle Schrednisse einer bevorstehenden Schlacht zu wittern begann, berkrochen hatte. Es sollen die schönsten Mädchen von Petrikan beobachten, weil sie nicht anschaulich ist, und kaum irgendwo deut­den völlig harmlosen Zweck des Besuches flar zu machen. Als gewesen sein. Wenn nun auch solche Fälle glücklicherweise selten lich in Erscheinung tritt. Es ist einfach erstaunlich, mit welcher wir dann das Schlachtfeld von Belchatow abstreiften, begleitete mich bleiben, wie hoch mögen die seelischen Zerstörungen zu veran- Würde das arbeitende Volk dieser wirtschaftlich entwurzelten Groß­das Schluchzen der Alten auf Schritt und Tritt als ein immer schlagen sein, die unausbleiblich sind bei Menschen, die ohne zu stadt sein hartes Los trägt, ohne einen Laut der Klage, ja selbst gleichbleibender Kommentar zu all den Sehenswürdigkeiten der wissen wie und warum, ohne die moralischen Stüßen, die den ohne auch nur die Aufmerksamkeit auf sein Elend zu lenken. Wenn Zerstörung. Es ist entseglich, wie erbarmungslos dieser Krieg Willen des kämpfenden Kriegers pölzen, wochenlang von einem nicht die Fabriffchlote gar so falt in den frostigen Himmel starrten, an manchen Stellen das armselig dürftige Kleinleben des russisch- dichtmaschigen Netz aus heutenden und pfeifenden Geschossen über- würde man in den Straßen von Lodz an feinem Anzeichen merken, daß die Masse des Volkes, das hier harrt, buchstäblich hungert, und polnischen Landmanns niedergetreten hat! Die zerschossenen sponnen waren. Die seelischen Zerstörungen merkt man zunächst noch nicht, so tief ins Elend geraten ist, daß alle Maßregeln der deutschen Ver­Häuser sind nicht das einzige Wahrzeichen sie sind überhaupt nicht in all diesen Ortschaften zu finden, von denen manche sogar desto grellere Bilder aber liefern die materiellen. Was der Krieg waltung, Linderung zu schaffen, bisher kaum einen winzigen Bruch­wie durch ein Wunder von allem Artilleriefeuer verschont geblieben den Dörfern und ihren Bewohnern angetan hat, wiegt vielleicht Personen sind es, denen die deutsche Verwaltung mit Notstands­teil der Arbeitslosigkeit zu beseitigen vermochten. 3000 bis 4000 find, obgleich sich in ihrer unmittelbaren Nähe die schauderhaftesten schwerer als das Vernichtungswerk, das er im Umkreise städtischer arbeiten aller Art einige Erwerbsgelegenheit zu geben vermochte, Dinge abspielten. Sie sind aber darum kaum beffer weggekommen, Kultur übte. Aber die ſtarrenden Ruinen völlig zerstörter Bahn- die übrigen hungern weiter. Die von den Deutschen eingesetzten denn Art und Spaten üben kein schonungsvolleres Werk als das hofsanlagen, die Trümmer hoher Fabrikschlote, die wie Mohnstengel Gemeindebhörden, in die auch Vertreter der Arbeiterschaft gerufen Ekrasit. An den Ortsrändern ziehen sich die Häuserzeilen entlang geknickt sind, die umgestülpten Riefentessel mächtiger Wasser- worden sind, geben an die notleidenden Familien wöchentlich je Schüßengräben, die Gärten sind zerwühlt, die Scheune umgelegt reservoire, die wüstverbogenen Eisenträger gesprengter Brücken 1 Rubel 50 Ropelen, zu welchem Betrage auch die ortsanwesenden und als Material für Gindeckungen verwendet, auch mancher Obst- all das prägt sich mit seiner grellen Anschaulichkeit dem Bewußt- Unternehmer ein Scherflein beitragen müssen. Neuerdings hat die baum hat daran glauben müssen, und überdies steht manches Haus sein doch tiefer ein als niedergebrannte Scheunen und zerwühlte deutsche Verwaltung eine Kommission eingesetzt, die unter Zu­nur noch auf schwankendem unterhöhltem Grunde. Wie den Kartoffelfelder. Unwillkürlich mißt man an solchen vernichteten ziehung deutscher Fachmänner mit den industriellen Ausschüssen Gärten aber, so ist es den Feldern gegangen, über die sich kreuz Millionenwerten die zermalmenden Wirkungen des Krieges und berät, unter welchen Bedingungen es möglich wäre, die Betriebe und quer die ausgehobenen Stellungen ziehen oft vier und selbst gelangt dadurch leicht zu einer Schäßung der Schäden, die sich wieder zu eröffnen. Man spricht von Notstandsaufträgen der deut­fünf hintereinander. So aber sieht es in ganz Russisch- Polen ins Phantastische verirrt. In Wirklichkeit ist in all den polnischen schen Regierung, Kreditgewährung durch deutsche Banken und ähn­aus, in einer breiten Bone ist kaum ein Quadratkilometer des Städten, die ich sah, das bißchen Zertrümmerung von ein paar lichem. Jedenfalls tut da rasche Hilfe not und es ist zu wünschen, Geländes von dieser Mäuseplage verschont geblieben. Zerstörung steinernen und eisernen Objekten von geringfügigem Belang, daß diese Beratungen sich nicht in die Länge ziehen. von Hab und Gut ist etwas, woran sich eine ländliche Bevölkerung, wenn man es vergleicht mit den tiefgehenden Verwüstungen, die Die Arbeiterschaft von Lodz hungert, aber ihre Haltung ist ein­wenn das gottgesandte Ungemach alle mit gleicher Wucht trifft, das Wirtschaftsleben dieser Industriezentren unter seiner Ober- fach bewunderungswürdig. Die bürgerlichen Herren, die mit off in erstaunlich fatalistischer Gelassenheit fügt. Aber die Spreng- fläche erleiden mußte. Ich war in Lodz . Das ist eine Groß- blauem Abzeichen über den Winterrockärmel als behäbige Ordnungs­stüde der Granaten gehen nicht nur an das Eigentum, sondern stadt, deren Bevölkerung im Dezember 16 Tage in Kellern leben wächter in der Stadt herumgehen, versicherten mir, daß die Zahl auch das Leben, und die Bewohner jener Ortschaften, um die sich mußte, während draußen eine der größten Schlachten der Welt der Verbrechen gegen das Eigentum sich keineswegs gemehrt habe das Triebwerk der Kämpfe schlingt, haben alle Schrecken der geschichte tobte. Etwa 200 Geschosse verirrten sich in die Stadt und und daß ihr Ordnerdienst, für den sich übrigens auch Arbeiter ge= Schlacht mitzuleiden, als wären sie kämpfende Soldaten. Das zerstörten blindwütend Häuser und auch Menschenleiber. Wenn meldet haben, vollkommen zureiche. Auch ohne die deutschen Land­war in früheren Kriegen anders; es gab damals, als sich selbst man heute durch die Straßen wandelt, durch die der Verkehr flutet sturmsoldaten, die der Stadtmilig" als bewaffnete Polizisten bei­die größten Entscheidungen noch in schmalen Räumen abspielten, wie nur je, merkt, man kaum etwas von diesen großstädtischen gegeben sind. Das Oberflächenbild des Stadtlebens hat sich, wie es tausend Fluchtwege, die aus dem Bereiche des Kanonendonners Abfallprodukten des Schlachtfeldes. In den nördlichen Vororten scheint, auch kaum geändert, und das Arbeiterelend hält sich stolz in gesicherte Zonen führten. Heute aber wälzt sich das Striegs- stößt man häufiger auf solche Trümmerstätten, im Stadtkern aber von den eleganten Stadtvierteln fern, ohne sich zur Schau zu stellen. ungemach heran wie ein Präriebrand, der auf einer Breite von tann man die von Granaten beschädigten Häuser an den Fingern So sehr sich die russischen Behörden auch in den letzten Jahren be­hunderten Kilometern alles vor sich niedersengt, und es gibt kein abzählen. Die Wizewska- Straße Nr. 50 und 55, Dzelna- Straße müht haben, den Geist der Organisation aus dieser Arbeiterschaft Entrinnen, ja kaum ein Unterduden. Wie die Hasen bei einer Nr. 29, Schelona- Straße Nr. 6. Das ist so ziemlich alles. Auch auszutilgen, er ist noch lebendig in ihr und bindet alle niedrigen Kreisjagd, so ergeht es den armen Dörfern in der modernen in der Petrifauer Straße bekam eine Häuserfassade ein Loch weg, Instinkte. Gebettelt wird nur von den gänzlich verelendeten Kindern Schlacht. Und nicht 24 Stunden wie einst währt der Schrecken, das aber schon geflickt ist. Was macht das aus und was will der jüdischen Paupers( Stadtarmen), deren Familien nicht einmal sondern 14 Tage und noch länger. Die Kirchen, die Keller, die das besagen gegen die Tatsache, daß es in Lodz , und zwar nicht die dürftige Unterstübung erhalten, der die industriellen Arbeiter Hinterfronten der Häuser gewähren einige Dedung, aber jedes erst seit Beginn der Schlacht, sondern schon seit Beginn des Feld- teilhaftig werden. Außer diesen Bettelkindern aber ist am äußer­Mal, wenn der Schlachtenlärm ein wenig nachläßt, muß man doch zuges 200 000 Arbeitslose gibt, daß sämtliche Fabriken dieses lichen Leben von Lodz nichts von dem Siechtum zu merten, bem

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