Nr. 55.- 32. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.
Fernsprecher: Ami Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Mittwoch, den 24. Februar 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.
Die Meldung des Großen Hauptquartiers
Amtlich. Großes Hauptquartier, den
Paris , 23. Februar.( W. Z. B.) Amtlicher Be. 23. Februar 1915.( W. T. B.)
richt vom 22. Februar nachmittags. Dem Bericht bom 21. Februar abends ist nichts Wichtiges hinzuzufügen. Zwischen den Argonnen und der Maas eroberten wir
Westlicher Kriegsschauplatz.
Die Festung Calais wurde in der Nacht vom am Rande des Waldes von Cheppy einen feindlichen Schüßen- 21. zum 22. dieses Monats ausgiebig mit Luftgraben und verbreiterten unsere Stellungen bei Eparges. Wir bomben belegt. gewannen Gelände an einer Stelle und gingen an einer Die Franzosen haben gestern in der Chamanderen ein wenig zurück. Infanteriekämpfe, bei denen der pagne bei und nördlich Perthes erneut, wenn Feind drei Regimenter angesetzt hatte, dauerten im Elsaß auch mit verminderter Stärke, angegriffen. auf beiden Fechtufern fort. Unsere Vorposten zogen sich auf eine start besetzte Verteidigungslinie zurück. Der Feind griff Sämtliche Vorstöße brachen in unserem Feuer in gedrängten, tiefen Formationen an, was ihm schwere Ver- zusammen. luste verursachte.
Bei Ailly- Apremont wurden die Franzosen Paris , 23. Februar.( W. T. B.) Amtlicher Be- nach anfänglichen kleineren Erfolgen in ihre richt vom 22. abends. Ein Luftschiff bombardierte Stellung zurückgeworfen. Montag morgen Calais , warf zehn Wurfgeschosse ab, tötete fünf der Zivilbevölkerung ange=
In den Vogesen wurde der Sattelkopf nordhörende Personen und verursachte einigen bedeutungs- lich Mühlbach im Sturm genommen. Sonst nichts Wesentliches.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Das armenische Problem.
In der Reihe der Forderungen, die in der Dumafikung vom 9. Februar von den Vertretern der Regierung und der bürgerlichen Parteien als Ziele der russischen auswärtigen Politik proklamiert wurden, steht neben der in allen Reden
wiederkehrenden Forderung der Erwerbung der MeerForderung der definitiven Regelung der armenischen
Frage. Die russische Regierung hat diese Frage für so bedeutsam gehalten, daß sie kurz vor der Dumasigung ein nister des Aeußeren Ssaso now erklärte hierzu nach dem Orangebuch über die armenische Frage herausgab. Der Miamtlichen Bericht folgendes:
„ Die faiserliche Regierung war in den letzten Jahren fortgesetzt bestrebt, die Lage der türkischen Armenier zu erleichtern, geleitet sowohl von den uneigennügigen Ueberlieferungen der Das russisch -türkische Einvernehmen vom 26. Januar( 8. Februar) 1914 ist ein historischer Akt, durch dessen Unterzeichnung die Pforte unsere ausschließliche Stellung in der armenischen Frage bestätigt hat. Nach der Beendigung des Krieges wird diese ausschließliche Stellung von der kaiserlichen Regierung in einer für die armenische Bevölkerung günstigen Richtung ausgenutzt werden."
russischen Bolitit, wie auch von unseren staatlichen Interessen...
Das Drangebuch über die armenische Frage enthält eine Sammlung von diplomatischen Schriftstücken über die armeniche Reformfrage aus der Zeit vom 26. November( 9. Dezember)
Losen Sachschaden. Unsere Batterien zerstörten bei Lombarzhde aufgestelltes schweres Geschüß. Zwischen der Lys und der Aisne richtete unsere Artillerie wirksames Feuer auf Ansammlungen und Transporte, welche zerstreut wurden. Ein von den Russen mit schnell zusammen- 1912 bis zum 10./23. Mai 1914. Bekanntlich wurde die armenische Der Feind beschoß Reims heftig in der Nacht von gefaßten Kräften von Grodno in nordwestlicher Reformfrage im Dezember 1912 von der russischen Regierung 21. zum 22. und am 22. d. Mts. forderte ziemlich zahlreiche Opfer, die den Deutschen vernichtenden Verlusten. Das Bombardement Richtung versuchter Vorstoß scheiterte unter für ihre Schlappen der letzten Tage büßen mußten. Auf der Die Zahl der Beutegeschütze aus der VerFront Souain - Beau Sejour erzielten wir neue Fortschritte. Wir nahmen eine Linie Schüßengräben und zwei folgung nach der Winterschlacht in Masuren hat Gehölze, warfen zwei besonders heftige Gegenangriffe fich auf über 300, darunter 18 schwere, erhöht. vollständig zurück, machten zahlreiche Gefangene und Nordwestlich Ossowiez, nördlich Lomza und brachten dem Feinde große Verluste bei. In den bei Prasznysz dauern die Kämpfe an. An der Argonnen gewannen unsere Artillerie und Weichsel östlich Plock drangen wir weiter in fanterie die Oberhand, namentlich bei Fontaine aurCharmes, Marie Thérèse und im Bolantewald. Zwischen Richtung auf Wyszogrod vor.
den Argonnen und der Maas wurden unsere Fort- In Polen südlich der Weichsel wurde der schritte der letzten zwei Tage erweitert und befestigt. In Vorstoß einer russischen Division gegen unsere Eparges fuhren wir durch neue Angriffe fort, feindliche Stellungen an der Rawka abgewiesen. Stellungen zu gewinnen. Combes( südöstlich Eparges) ist unter unserem Feuer. Im Bouchetgehölz( im Walde von Apremont) nahmen wir einen Schüßengraben. Im Elsaß besetzten wir den größten Teil des Dorfes Stoßweier, von welchem wir gestern nur den Rand innehatten.
Amsterdam , 23. Februar.( T. I.) Nach hierher gelangten Meldungen bombardierte gestern morgen 44 Uhr ein ZeppelinIufttreuger Calais . Eine Reihe Häuser wurde zertrümmert. Durch die plagenden Bomben wurden fünf Personen getötet. In der Bevölkerung rief das Erscheinen des Luftschiffes ungeheure Panik hervor. Alles flüchtete in die Keller, als das Warnungszeichen, eine blaue und eine weiße Fahne, aus den Türmen herausgesteckt wurde, und die Glocken Sturm läuteten.
Oestlicher Kriegsschauplah. Die Kriegsverheerungen in Ostpreußen .
Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht. Wien , 23. Februar 1915.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: 23. Februar 1915:
In Russisch- Polen hat sich nichts Wesentliches ereignet.
Unfichtiges Wetter behinderten in West galizien die Artillerie- und sonstige Gefechtstätigkeit.
An der Karpathenfront zerschellen russische Angriffe in der gewohnten Weise unter bedeutenden Verlusten des Gegners. Sieben Offiziere und fünfhundertfünfzig Mann wurden gefangen.
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Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.
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Die Kämpfe südlich des Dujestr dauern an. Am Schlachtfelde gelang es den bewährten kroatischen Truppen im erfolgreichen Angriff, die Russen aus mehreren Ortschaften Königsberg ( Preußen), 23. Februar.( W. T. B.) Von maß zu werfen, vom Feinde stark besette Höhenstellungen zu gebender Stelle wird mitgeteilt: Bei dem zweiten Einfall nehmen und Raum nach vorwärts zu gewinnen. der Russen in die Provinz Ostpreußen sind weitere gewaltige Zerstörungen an beweglichem und unbeweglichem Gut eingetreten. Die Russen sind überall konsequent gewesen in bölliger Mißachtung des Begriffs Eigentum". Alles, was ihnen irgendwie von Wert erschien, auch wenn von militärischer Verwend- handen, an Vieh und Geflügel fehlt es dagegen überall gänzlich. In barkeit keine Rede war, haben sie fortgenommen und teils an baulicher Hinsicht scheint ein erheblicher Teil der von den Russen besetzt Händler verkauft, teils unmittelbar nach Rußland gesandt. Hausrat gewesenen Gegenden zum Teil wohl infolge der überschnellen und Wirtschaftsgeräte, die sie nicht fortichaffen konnten, haben sie Räumung durch Brandstiftung nicht so gelitten zu haben, wie bis zum geringsten Stüd zertrümmert und vernichtet. In den man befürchtet hatte, immerhin sind stellenweise sehr schwere Bemeisten Orten ist in den Läden und Wohnungen fast buchstäblich| schädigungen festgestellt worden. So find völlig zerstört im östlichen nichts mehr vorhanden als Schmutz und Unrat. In der Be- Teil des Kreises Lözen zahlreiche Ortschaften( z. B. Widminnen). handlung der zurückgebliebenen Bevölkerung zeigt sich wie über- Noch bei ihrem Rückzuge haben die Russen in jener Gegend anhaupt bei den Russen eine nicht verständliche Ungleichmäßig scheinend aus Rache mehrere große Güter niedergebrannt( z. B. teit. So sind aus einem Drte viele Leute, auch nichtwehr- Heybutten, Berghof und Ramten). Lyd hat durch die Beschießung pflichtige, verschleppt worden, während die Nachbardörfer davon ver- Anfang November und durch die recht beftigen Kämpfe am Ende schont geblieben sind. Hier sind schwere Grausamkeiten berübt der vorigen Woche wiederum stark gelitten. Die Städte Goldap , worden, während dort die Bewohner menschlich behandelt wurden. Stallupönen und Pillfallen sind ebenfalls arg mitgenommen, die Die notdürftige Ernährung der zurückgebliebenen Bevölkerung Wohnungen bis auf den Grund ausgeplündert und eine Reihe von wird nicht so große Schwierigkeiten machen, wie anfänglich Häufern niedergebrannt. Immerhin ist die Zahl der stehenbefürchtet werden mußte. Außer Kartoffeln sind ant vielen gebliebenen Häuser recht groß, so daß ein erheblicher Teil der EinOrten noch einige Vorräte von ungedroschenem Roggen vor- wohner bei ihrer Heimkehr, wenn diese zugelassen wird, Obdach findet.
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Vorstoß nach Anatolien als aussichtsreich erscheinen ließen. Aus dem im russischen Drangebuch veröffentlichten Material geht hervor, daß die türkische. Regierung zur Vermeidung größerer Schwierigkeiten von der Seite Rußlands sich bereit erklärte, das dringend notwendige Reformwerk in Armenien in Angriff zu nehmen. Die Regierungen in Paris , London , Berlin , Wien und Rom erklärten sich bereit, im Verein mit der Petersburger Regierung die Grundlagen der armenischen Reformen zu erörtern und der Pforte praktische Vorschläge zu unterbreiten. Die deutsche Regierung tnüpfte völlig im Einklang mit der Richtung ihrer Orientpolitik hieran nur die Forderung, daß man bei der Erörterung der armenischen Reformen den Grundsatz der territorialen Einheit des türkischen Reiches streng einhalten solle. Nach längeren Verhandlungen, in denen die gegensäglichen Tendenzen der russischen und der deutschen Politik in Vorderasien ziemlich deutlich zum Vorschein traten, tam schließlich am 26. Februar( 8. Februar) 1914 ein Einvernehmen zwischen Rußland und der Türkei zustande, wonach die Reform der Verwaltung in Türkisch- Armenien unter der Leitung zweier europäischer General- Inspektoren in Angriff genommen werden sollte.
Aus der ganzen Fassung des Drangebuches über die armenische Frage geht hervor, daß es der russischen Regierung vor allem darum zu tun ist, ihre Bemühungen um die Einführung von Reformen in Türkisch- Amenien, die nichts weniger als uneigennüßiger Natur waren, in ein helles Licht zu rücken. Denn Armenien bedeutet für den russisch - türkischen Striegsschauplay in Asien dasselbe wie Polen für den Schauplatz der Rämpfe mit Deutschland und Desterreich- Ungarn . Darum führt man den Armeniern die Verdienste Rußlands um ihre„ Befreiung" recht eindringlich vor Augen. Dieses Vorgehen der russischen Regierung wird noch verständlicher, wenn die andlungen in der armenischen Frage
während der letzten Monate berücksichtigt werden.
Es hat nämlich in den letzten Monaten eine sehr wichtige Auseinandersetzung über die Schicksale Armeniens in der russischen Presse stattgefunden. Während die Vertreter der großrussischen Reichspolitik für die„ Annerion" Armeniens und seine Angliederung an Rußland eintraten, stellte sich der größte Teil der armenischen Presse( Drizon"," Arev" u. a.) und sehr einflußreiche armenische Politiker auf einen anderen Standpunkt. So erklärte der linksliberale armenische Dumaabgeordnete Adshem off, ein namentlich in Südrußland sehr einflußreicher Politiker, im Petrogradski Kurjer": Die Türkei tann und darf auch nach dem Kriege nicht aufhören zu egistieren. Weder Rußland , das viele Millionen Mohammedaner als Untertanen zählt, noch England können sich für eine Herabsetzung des Kalifats erklären... In der besiegten Türkei ( als russischer Politiker geht Adschemoff naturgemäß von dieser Voraussetzung aus. D. R. ) müssen die Bestrebungen der sie bevölkernden einzelnen Nationen nach einer selbständigen Eristenz ihre Verwirk lichung finden."
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