Einzelbild herunterladen
 

" Für die öffentliche Erörterung der Friedensbedingungen ist festzuhalten, daß fie so rechtzeitig freigegeben wird, daß die öffentliche Meinung bei den Friedensverhandlungen voll zur Geltung gebracht werden kann, und ferner, daß alle Rich­tungen gleichmäßig das Recht zur Meinungsäußerung haben sollen."

bes rieges wird man die Wünsche und Meinungenrhindern. Seute eingetroffene Nachrichten aus dieser Gegend lauten I Der Hinweis auf Nummer fünf der Berhandlungsergeb­der türkischen Armenier feststellen und das günstig. Trotz der ungeheuren Anstrengungen der letzten Tage ist nisse bezieht sich auf folgenden Beschluß der verstärkten Budget­Leben des Volfes im Einklang mit seinen die Stimmung der verbündeten Truppen glänzend und siegesgewiß. fommission: Wünschen neu ordnen müssen." Die überlegene Initiative der Unterführer, ja selbst des einzelnen Gegen diese Erklärungen maßgebender armenischer Bo Mannes fommt im Gebirgsfampf besonders zur Geltung, da hier Titifer, die sich um zahlreiche andere vermehren ließen, hat die ber einzelne weit mehr Gelegenheit hat, seinen Teil zur Entscheidung russische Presse mit wenigen Ausnahmen schroff Stellung ge- beizutragen, als beim übersichtlichen Kampf in der Ebene. Aller­nommen. Wir gehen kaum fehl, wenn wir als die Meinung dings muß gesagt werden, daß die Russen auch diesmal ihren Ruf der russischen Regierungskreise und der auf dem Boden der als zähe Defenjivkämpfer bewährt haben. großrussischen Reichsidee stehenden liberalen Politiker die da­gegen zielenden Aeußerungen des Kadettenführers Professor Miljukom in der Retsch" anführen:

Es wird von den armenischen Politikern der Einwand er hoben wir können jetzt nicht offen von der Vernichtung der Türkei sprechen. Sonst setzen wir, im Falle friegerischer Miß­

Der Seekrieg.

Die Abgrenzung des Kriegsgebietes.

In einem gewissen Zusammenhang mit dieser offiziösen Erklärung steht die Meldung, daß die Budget­tommission des preußischen Abgeordnetenhauses Dienstag bormittag noch einmal zusammengetreten ist, um über die Freigabe der Erörterung des Kriegszieles

Berlin , 23. Februar.( W. Z. B.) Im Hinblid auf auf- erneut zu beraten. Der Anlaß zur nochmaligen Einberufung erfolge oder selbst in Erwartung kriegerischer Erfolge, die getauchte Zweifel über die Ausdehnung der in der amtlichen der Kommission ging von den Stonservativen aus, die den leb­Existenz der Armenier im Bereiche der Türkei aufs Spiel. Ich würde die Notwendigkeit einer solchen zweideutigen Formel Ankündigung vom 4. d. M. als Striegsgebiet bezeichneten haften Wunsch hatten, den halbamtlichen Artikel über die bis­verstehen, wenn die armenischen Politiler selbst die Notwendigkeit Gewässer um Großbritannien nach Norden hin, herigen Verhandlungen der Budgetkommission in dieser Frage der Erhaltung der türkischen Souveränität nicht in ganz anderem wird uns von zuständiger Seite mitgeteilt, daß die Orkney nochmals einer Besprechung zu unterziehen. Welcher Art die Sinne erläuterten und bewiesen, daß die Erbaltung der Inseln( also auch der Hafen Kirkwall ) und die Shetlands - Wünsche der rechtsstehenden Parteien waren, geht aus Be Türkei für sie selbst notwendig und wichtig ist inseln innerhalb des Striegsgebietes liegen, daß dagegen die merkungen ihrer Presse hervor. und ihren nationalen Intereffen volltommen Durchfahrten auf beiden Seiten der Faröerinseln unge­entspricht. Ich sehe mich zu der Schlußfolgerung ge- fährdet sind. zivungen, daß die Idee der Erhaltung der türkischen Souveränität tein zufälliger und vorüber­gehender, sondern ein innerlich begründeter und fester Bestandteil des nationalen Pro- gramms( der Armenier) ist."

Gegen diesen Standpunkt der armenischen Politiker, die den Mut und die Konsequenz haben, ihn trotz aller An­feindungen in der russischen Presse zu vertreten, fährt nun Professor Miljufow sein schwerstes Geschütz auf:

" Ich sage es offen erklärt er- ich betrachte diesen Stand­bunit sowohl für die armenischen als auch für die russischen Interessen als schädlich und ge­fährlich und halte eine entsprechende Revision des nationalen Programms( der Armenier) für unbedingt notwendig." Daß diese Mahnung" Erfolg haben wird, erscheint uns allerdings zweifelhaft. Denn für die Stellungnahme der Armenier ist, ungeachtet starter russophiler Neigungen in ihrer Mitte, die in der tiefen Rückständigkeit des türkischen Staats­Iebens immerfort neue Nahrung fanden, die Erwägung maß­gebend, daß die wirtschaftliche und kulturelle Entwickelung Armeniens ( mit Einschluß des als Klein- Armenien bezeichneten Stilifiens an der Mittelmeerfüste) weit eher gesichert ist, wenn es unter türkischer Oberhoheit eine weitgehende Autonomie er­Yangt, als wenn es von Rußland verschluckt und in eine Brücke nach den so heiß begehrten Meerengen verwandelt

wird.

Englische Gegenmaßregeln. Kopenhagen , 23. Februar.( T. U.) National­tidende" erfährt aus London : Wegen der letzten See­verluste sei die englische Regierung fest entschlossen, Gegen­maßregeln zu treffen. Zunächst sollen alle Lebensmittel als unbedingte Stonterbande behandelt werden.

Sunday Times" schreibt: Der Plan des deutschen Blockadeversuchs sei wahrscheinlich dadurch veranlaßt, daß die Anzahl deutscher Unterseeboote seit dem Kriegsbeginn verdoppelt oder verdreifacht worden sei. England werde gerade deshalb seine Handelsrouten beschränken und die Operationsfelder der Unterseeboote begrenzen. England habe stärkere Sträfte als früher gegen Angriffe auf Unterseeboote verfügbar.

Unterbindung des Postverkehrs mit England.

Amsterdam , 23. Februar.( W. T. B.) Das Handelsblad" schreibt u. a.: Eine Folge hat die deutsche Drohung mit den Unter­jeebooten jedenfalls gehabt, nämlich daß die Postverbindung wischen England und dem Fest land zivar nicht ganz unterbrochen, aber doch sehr schlecht geworden ist. Wir er­halten deshalb nicht nur teine Zeitungen aus England, auch jede Berbindung mit Frankreich sowie Südafrika und Amerika hat auf­gehört. Die Dampfer, welche bisher den Dienst unterhielten, find außerstande, regelmäßig zu fahren, da sie sich vor Minen und Sicherlich Unterseebooten fürchten. Auch der Post- und Personenver­tehr zwischen Frankreich und England ist seit einigen Tagen gestört.

Wir haben diese sich" freuzenden Pläne und Absichten über die fünftige Gestaltung Armeniens so ausführlich geschildert, nicht weil wir fie als legtes Wort in diesem schwierigen und verivorrenen Problem betrachten, sondern weil sie für die Be­urteilung dieses Problems von Bedeutung sind. hängt auch das Schicksal dieser Frage vom Ausgang des ge­waltigen Ringens auf den Schlachtfeldern Europas und Afiens ab. Aber namentlich die Arbeiterpresse hat die Pflicht, die Pro­bleme der kleinen staatenlosen" Nationen, die nur allzu oft den Herd internationaler Konflikte bilden und bei ihrer Beilegung das Angebot der Gesellschaft wie hohle Nüsse verschachert werden, aufmerksam zu verfolgen, un gegebenenfalls bei der Gestaltung der Schicksale dieser Nationen im Sinne des Selbstbestimmungsrechts der Völker

und ihrer ungestörten Entwicklung wirken zu fönnen.

Die letzte russische Meldung.

Die Angestellten der Holländischen Dampfschiffahrtsgesellschaft, die gestern eine beträchtliche Lohnerhöhung verlangt hatten, haben angenommen. Der Dampfer " 8a anst room" fährt noch heute nach London , der Dampfer Rhnst room" nach Hull ab.

Ein amerikanischer Baumwolldampfer durch eine Mine versenkt.

Berlin , 23. Februar.( W. Z. B.) Der auf dem Wege nach Bremerhaven bei Borkuni auf eine Mine geratene und ge­

Petersburg, 23. Februar.( M. T. B.) Der Große funfene amerikanische Baumwolldampfer ,, Evelyn" Generalstab gab gestern abend bekannt:

ist trotz der von deutscher Seite erlassenen Warnungen ohne Auf dem rechten Ufer von Bobr und Rarem finden deutschen Lotsen unter der ostfriesischen Stüfte entlanggefahren. immer noch Einzelkämpfe statt. Ein Zusammenstoß von Wie wir an zuständiger Stelle erfuhren, hat der Kapitän der Evelyn" bei seiner Vernehmung ausgesagt, daß er die minderer Wichtigkeit ereignete sich auf der Straße von Albficht gehabt habe, einen weiter nördlich führenden Kurs zu Grodno nach Lipsk , wo wir die Deutschen angriffen. steuern. Er sei aber unterwegs bon einem Ju den Gefechten in der Gegend von Ossowie nahm die und Kriegsschiff englischen angehalten Artillerie der Festung tätigen und wirksamen Anteil am von einem Offizier angewiesen worden, Stampfe. Auf der Straße von 2omza nahmen wir Jed den südlichen Weg zu wählen und sich mög­wabno nach erbittertem Kampfe. In der Gegend von lichst nahe der ostfriesischen Stüſte zu Brzacznyez machte der Feind einen Angriff mit starken halten. Kräften. Auf den Straßen zwischen Racionz und Plonst nahmen wir nach Gefechten mehrere Dörfer ein und machten 500 Deutsche zu Gefangenen. Links der Weichsel wiesen wir Angriffe des Feindes zurück, und zwar auf dem nördlichen Ufer der Piliga und in der Gegend von Lopuschow.

an

Vermißte Dampfer.

Von der französischen Grenze, 23. Februar. ( T. 11.) Nach fran­ zösischen Blättern ist man in Hull sehr in Unruhe über das Said fal des Dampfers Kembland", der hull am vorigen Montag nach dem Tyne verlassen hat und von welchem seitdem jede Nachricht

In West galizien sette der Feind sein Geschützfeuer fehlt. Der Dampfer war eben erst von seinen Reedern in Glasgow ununterbrochen fort. Es ist festgestellt worden, daß den gekauft worden und machte seine erste Fahrt. Auch einen anderen Desterreichern am 17. Februar sehr erhebliche Kräfte in der Dampfer, die Maggie Barett", die mit einer Ladung Kohlen von Gegend nördlich von Zaklitschin zur Hilfe gekommen sind. Greenoek nach Duddon fuhr, gibt man jetzt verloren, da verschiedene In den Karpathen nahmen unsere Truppen eine Höhe Gegenstände von diesem Schiff an der Küste der Insel Man an­geschwemmt worden sind. Eine Meldung aus Liverpool besagt, daß bei Smolnik, östlich von Zupkow fort und warfen wiederholte das deutsche Unterseeboot, das den Dampfer Cambant" verſentte, Angriffe der Desterreicher zurück, welche unseren Stellungen einen mit italienischer Flagge vorauffahrenden Dampfer unbehelligt bis auf fünfzig Schritt nahekamen, aber jedesmal unter gelassen hatte. unserem Feuer mit ungeheuren Verlusten zurückgehen

mußten.

In der Nacht zunt 20. Februar griffen die

" 1

Deutschen die Höhe von Koſiuwka viermal hintereinander Noch einmal: Das Kriegsziel.

erfolglos an. In der Gegend von Wischkom nahmen wir eine Höhe weg, die einen wesentlichen Teil der feindlichen Stellung bildete.

In Ostgalizien griffen wir die Desterreicher füd­östlich von Stanislau in der Gegend von Strašno, Nebio und Pereschinsko an und warfen nach verschiedenen Bajonett­fämpfen zwei Brigaden zurück, wiesen auch die mit sehr starken Kräften unternommenen Gegenangriffe des Feindes ab und nahmen zwei Dffiziere und 1500 Mann gefangen und er­beuteten mehrere Maschinengewehre.

Die Schlacht in den Karpathen.

2

Wien , 23. Februar. ( B. T. B.) Der Kriegsbericht. Des meldet: erstatter Fremdenblattes" Das Ringen in den Karpathen, wo nun seit vielen Tagen un­unterbrochen die zäheste, erbittertste Schlacht im Gange ist, die der Krieg Die bisher gebracht hat, dauert mit unverminderter Heftigkeit an. Russen lämpfen mit verzweifeltem Mut, da sie sich der Bedeutung der Ent­scheidung wohl bewußt sind. In der Gegend von Whstow erneuern fie ihre Angriffe bei Tag und Nacht, obwohl ihnen trotz ungeheurer Verluste nicht der geringste Erfolg zuteil geworden ist. Am Dullapaß ist es stiller geworden, seit sich die Gegner in beiderseits günstigen Stellungen eingegraben haben. Eine große Schlacht tobt südlich von Stanislau , wo sich die Russen unserm über Radworna vorrüdenden rechten Flügel zum drittenmal entgegen­gestellt haben, um die für ihre Karpathenarmeen sehr gefähr liche Eroberung der nach Dften führenden Eisenbahnlinie zu

Zur Diskussion über das Kriegsziel schreibt die Norddeutsche Allgemeine Beitung" an der Spize ihrer Dienstag- Morgenausgabe:

H

Unsere Ausführungen über das Kriegsziel find in der Presse vielfach kommentiert worden. Ein Blatt( die, Post", Anmerk. der Redaktion des Vorwärts"), das mit besonderer Leidenschaft für die schleunige Freigabe der Erörterungen eingetreten ist, glaubt diesen Standpunkt mit Grobheiten an die Adresse unserer Zeitung be­fräftigen zu können. Es handelt sich um wohlerwogene Beschlüsse der politischen und der militärischen Leitung, denen zufolge eine Dis­fuffton der fünftigen Friedensbedingungen als gegenwärtig noch unzulässig zu behandeln ist. Irrig ist eine mehrfach, z. B. in der Kreuz- Beitung", ausgesprochene Anficht, daß die Reichsleitung bei der Regelung der Friedensfrage die Mitwirkung des Boltes ausschließen wolle. Wir haben vielmehr auss drücklich betont, daß die Regierung, wenn der Zeits punkt gekommen ist, dankbar sein wird, von einem starken Volts­willen gestüt zu sein. Es handelt sich hier also lediglich um die Frage des richtigen Zeitpunktes, der nur durch die militärischen Ereignisse bestimmt werden kann. Ganz irrtümlich ist die Meinung der off. 8tg.", daß es sich bei unserem Artikel um den Versuch einer Erläuterung zu den Verhandlungen der Budgetkommission im Abgeordnetenhaus gehandelt hätte. Die Notwendigkeit einer erneuten Darlegung des Standpunktes der obersten Gewalten des Reiches in dieser Frage war nicht durch die Verhandlungen im preußischen Abgeordnetenhaus entstanden. Auch besteht zwischen der Nummer fünf der von dem Berichterstatter der Kommiffion zusammengefaßten Verhandlungsergebnisse und unseren Ausführungen feine Differenz. Beide stimmen dahin überein, daß die öffentliche Erörterung der Friedensbedingungen rechtzeitig frei­gegeben wird."

"

Die Kreuz- Zeitung " schreibt zu dem zweiten Ar­tikel der Nordd. Allg. 3tg.":

Wir bemerken dazu, daß wir nicht die Ansicht ausgesprochen haben, daß die Reichsleitung bei der Regelung der Friedensfrage die Mitwirkung des Volkes ausschließen wolle, sondern wir haben ausdrücklich gesagt, daß wir das nicht glaubten, haben aber hinzu­gefügt und andere Blätter, z. B. die Voss. 3tg.", sind zu dem gleichen Ergebnis gelangt, daß das die Folge des von der Reichsleitung beabsichtigten Vorgehens sein müsse. Wir haben das, wie wir glauben, einleuchtend begründet, und die Nord­deutsche Allgem. 8tg." macht nicht den Versuch, unsere Gründe zu widerlegen. Es ist wohl auch kaum zu widerlegen, daß von einer Mitwirkung der öffentlichen Meinung bei der Regelung der Friedensfrage im Ernste nicht gesprochen werden fann, wenn die Erörterung darüber erst freigegeben wird, nachdem die Neichsleitung ihr Striegsziel bekanntgegeben hat. Daher fönnen wir auch nicht anerkennen, daß dieser Zeitpunkt für die Freigabe der Erörterung rechtzeitig genannt werden könne. Wir würden ihn vielmehr für verspätet halten. Und wir möchten glauben, daß die Urheber des Beschlusses der Kommission des Abgeordneten­hauses in ihrer überwiegenden Mehrheit diese unsere Auffassung teilen werden.

"

In der Deutschen Tageszeitung" schreibt Ah­geordneter Dr. Dertel:

Das halbamtliche Blatt jagt, daß diefer Zeitpunkt nur durch die militärischen Ereignisse bestimmt werden könne. Das ist an sich zweifellos richtig, aber es fragt sich eben, bis zu welchem Bunfte die militärischen Ereignisse gediehen sein müssen, damit die Friedensbedingungen öffentlich erörtert werden können. Aus den früheren und jetzigen Aeußerungen der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" tönnte man schließen, daß dieser Zeitpunkt erst dann eingetreten sei, wenn unsere Feinde vollkommen niedergerungen feien. Wir wissen nicht, ob das die Meinung der Herren ist, die in der Nord­deutschen Allgemeinen Zeitung" das Wort ergreifen; aber aus ihren Worten könnte das geschlossen werden. Wir würden bedauern, wenn man wirklich die Anschauung begen sollte, daß über die Friedensbedingungen erst dann öffentlich geredet werden dürfte, wenn die Friedensverhandlungen unmittelbar bevorstehen oder vielleicht schon begonnen haben. Dann sind derartige Erörterungen verspätet und tönnen teine greifbare Wirkung mehr haben...

Muß man nun auch die Auseinandersetzungen über die zu erstrebenden Friedensziele und wünschenswerten Friedens­bedingungen im einzelnen für berfrüht erachten, so läßt sich doch wirklich nicht erkennen, inwiefern es bedenklich oder gar gefährlich sein soll, auch jest schon im allgemeinen bas darzulegen, was das deutsche Volt vom Frieden für die Siche rung seiner Zukunft erwartet und erwarten muß. Im übrigen müssen wir uns selbstverständlich den Wünschen und Weisungen der maßgebenden Kreise fügen; und es bleibt uns vorläufig nur übrig, den herzlichen und lebhaften Wunsch zu äußern, daß der Zeitpunkt bald tommen möge, wo auch die Regierung eine Erörterung des Kriegsziels und der Friedens bedingungen in allen Einzelheiten nicht nur für möglich, sondern auch für geboten erachtet.

Die, Post" wehrt sich folgendermaßen:

" Dann", also beim Beginn der allgemeinen Friedensverhand­lungen, schrieb die N. A. 3." in ihrem ersten Artikel, wird die Reichsleitung ohne Zögern() ihre Friedensziele aufdeden, dann fei dem freien Volk die Rede frei!" Daß es dann zu spät ist und von einer rechtzeitigen Mitwirkung des Volkes bei der Regelung der Friedensfrage" überhaupt nicht mehr die Rede sein fann, scheint inzwischen die N. A. 3." selbst erkannt zu haben. Sie wird sich im stillen gefagt haben: selbst das allernaibste und regierungsgläubigste Kindesgemit müsse einsehen, daß, wenn die deutschen Friedensunterhändler mit ihrem alsdann wohl fertigen, festgelegten Friedensprogramm in die allgemeinen Friedens verhandlungen eintreten, eine Einwirkung der freien Rede des freien Voltes" auf das rein diplomatische Friedenswert nicht mehr erfolgen, das Friedensprogramm, während der Friedens verhandlungen, durch den Kriegszielwillen des Volfes nicht mehr be­einflußt werden kann. Die Mitwirkung des Volkes bei der Regelung der Friedensfrage ist so gut wie völlig aus geschlossen, wenn sie erst beim Beginn der allgemeinen Friedensverhandlungen einsetzen foll. Hiergegen hatte sich ent­schieden und einmütig der Haushaltsausschuß des preußischen Abgeordnetenhauses ausgesprochen.

Demgegenüber scheint nun die R. A. 3." einen Rüdzug einzuleiten: Sie behauptet jetzt, in ihrem zweiten Artikel, zwischen dem genannten Ausschusse und ihrem ersten Artikel bestehe feine Differenz. Soll diese aber wirl­lich nicht bestehen, so muß die in dem ersten Artikel betonte Auffassung, daß die Freigebung der freien Er­örterung des Friedenszieles erst am glüdlichen Ende eintreteit soll", wieder preisgegeben werden. Beides zugleich ist un­denkbar: Die Mitwirkung des Volkes bei der Regelung der Friedensfrage" und die Unzulässigkeit der freien Rede des freien Volkes" vor Beginn der allgemeinen Friedensverhandlungen. Aehnlich urteilen die Berliner Neuesten Nach­richten":

Ueberhaupt verkennt die erste wie die zweite Auslassung der Nordd. Allg. Ztg." einen sehr wesentlichen Bunkt: soll die öffent­liche Erörterung des Kriegszieles noch wirksam sein, unser Volt seine Wünsche noch mit einiger Aussicht auf Erfolg an­bringen fönnen, so darf das nicht erst geschehen, wenn wir mit ,, unserer Abwehr am Ende find". Es ist sehr wohl möglich, es ist sogar wahrscheinlich, daß Art und Umfang der Forderungen des deutschen Bolles auf die letzten Maßnahmen der Kriegs­führung von erheblichem Einfluß sein könnten, sofern sie die Zu­stimmung des obersten Kriegsherrn und seiner verantwortlichen Ratgeber finden. Kaiser und Kanzler können aber nicht Wünschen zustimmen oder die Erfüllung versagen, die sie nicht kennen, deren Erörterung und Feststellung aus überängstlicher Vorsicht so lange behindert wurde, bis sie aus diesem oder jenem Grunde für die lebten Entscheidungen nicht mehr ins Gewicht zu fallen ber mögen....

"

Und im übrigen: wenn irgendwo in unserem Volke Er­oberungspläne" vertreten werden, welche die Zensur" romantisch" oder mittelalterlich" wirklich verdienen, so würde eine öffent­liche Erörterung doch gerade dazu beitragen, fie auf schnellstem Wege lächerlich zu machen und zu be= seitigen. Sier stimmt also irgend etwas nicht! Bielleicht wäre es besser gewesen, die Nordd. Aug. 3tg." hätte uns ihren