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Die öeutjchen Truppen in öen Karpathen.

ii. Hauptquartier

wird uns ge-

Aus dem Großen schrieben: Im Januar wurde im nördlichen Ungarn eine neue Armee gebildet. Deutsche und österreichisch-ungarische Truppenteile wur- den unter dem Oberbefehl des Generals der Infanterie von Lin- singen vereinigt zum Borgehen über die allgemeine Linie Kalocsa Laz Okörmezö Bolocz Vezerszallas und nordwestlich gegen die russischen Stellungen auf den ungarisch -galizischen und nördlich gelegenen Paßhöhen. Die ovcratwcn Beiocgungen dieser Armee waren in Einklang zu bringen mit dem Borschreiten der öfter- rcichisch-ungarischen Nachbartruppcn. Gegen Ende Januar trat die neue Armee, in ihren einzelnen Gruppen teilweise vermischt mit österreichisch-ungarischen Ver- bänden, den Vormarsch an in den Tälern des Talabor, Nagy-Ag, der Latorza, der Becsa und westlich, während schwächere Kräfte des Bundesgenossen in allgemeiner Linie Kalocsa Laz»Gegsnd von Bolocz sicherten. Hier spielten sich zunächst nur Kämpfe von ge- ringerer Bedeutung ab, bis die Gesamtoperationen der Armee auf Straße Okörmezö Toronha und bei Volocz Vezerszallas aus stärkeren Feind stieß. Einer deutschen, hinter dem rechten Flügel der linken Nachbararmee an den Uzsok-Paß vorgeschobenen Division fiel die Aufgabe zu, au» Gegend Hnyla zunächst in Richtung Llbuchora in den Rücken deS vor der Front der neuen Armee stehen- den Gegners vorzustoßen. Bereits in der letzten Januarwoche(23. 1.) hatte die Armee in erfolgreichem Vorgehen das Höhecgelände bei und östlich Leveles gewonnen, feindliche Gegenangriffe von Toronha abgewiesen, das Massiv des Menscil(1346) besetzt und die Gebirgszüge des Älstva lS03j und westlich davon nach schweren Kämpfen gestürmt. In der Front wurden wiederholt heftige russische Angriffe auf die K iezirka-Höhen(734) mit großen Verlusten für den Gegner ab- gewiesen, die Bortruppen der Armee nach Einnahme von BezerSzallas in die Gegend Abranka und westlich vorgeschoben. Wenige Tage später schlug der rechte Flügel den Feind erneut, nahm die Orte Toronha Felsösebes Majdanka Tarfalu und und verfolgte den schnell zurückgehenden Feind auf Wyszkow. Die Operationen wurden in dein schwierigen Gebirgsgelände durch die Witterung sehr beeinträchtigt. Fast übermenschliche An- strengungen hatten die Truppen im Marsch und besonders im An- griff zu überstehen, ungetvohnte Hindernisse des Gebirgskrieges zu überwinden. Mühsam und beschwerlich gestaltete sich der Marsch auf den verschneiten, steil ansteigenden oder in zahlreichen Serpcn- tinen auf die Patzhöhen sich windenden Straßen. Eis und Schnee, Glätte, tief ausgefahrene Gleise erschwerten den Vormarsch außer- ordentlich. Ins Ungeheure aber wuchsen die Hindernisse und An- strengungan, sie zu überwinden, sobald die Truppe die Straße ver- lassen und sich zum Angriff entwickeln mußte. Steile, glatte Schnee- hänge waren zu überschreiten, vereiste Sturzbäche zu überwinden. Häufig sanken die Schützenlinien bis zur Schulter in den'Schnee ein. So gestaltete sich der Angriff zu einem unerhört schweren, mühsamen Vorarbeiten in Schnee und Eis; der einzelne Schütze mußte sich seinen Weg gegen die feindliche Stellung im Feuer deS Verteidigers durch den tiefen Schnee ausschaufeln. In diesen Schnecgasscn mußte der Augriff vorgetragen werden, während der Gegner Hindernisse vor seinen Stellungen in Gestalt von aus- gedehnten Schneewällen auftürmte, die den Angreifer dicht vor oen Drahthindernissen in weichen Schneemassen versinken ließen. Tie hereinbrechende Dunkelheit fand die kämpfende Truppe im leuch- i enden Schnee dicht vor den Stellungen. Wochenlang erwartete die Armee bei ihren vielen Angriffen auf den Paßböhen und einzelnen Gebirgsrücken in Höhen von über 1(X)0 Meter, häufig in eiskaltem Winde bei 26 Grad unter Null, den heranbrechenden Tag und den zu erneuernden Angriff. Hier haben die Truppen in den ungewohnten Verhältnissen der Kriegführung im winterlichen Hochgebirge Höchstleistungen voll- bracht, wie wohl kaum eine andere Truppe in ähnlicher Lage. Schwere Opfer niußten allerdings gebracht, Verluste ertragen werden. Unter solchen Verhältnissen konnten die operativen Bc- wegungen und die Angriffe nur schrittweise und langsam vor- schreiten. Der frontale Angriff unier solchen Sckstvierigkeiten kostete bedeutende Verluste, die Umfassungsbelvegungen beanspruchten lange Feit in den wegearmen, vollständig verschneiten Nebentälern, endlose Zeit, wenn sie quer über die Gebirgszüge angesetzt werden mußten. Wenn gleichwohl die Armee vordrang und auch heute

mit Erfolg vorwärts geht, so ist dicS einer wirklich unVergleich liehen Truppe zu verdanken und einer Führung, die sich den neuen Verhältnissen und allen Schwierigkeiten anzupassen verstand. Anfangs Februar stießen die angesetzten Umfassungskownnen auf starke Fronten, die der Gegner durch herangezogene Ver- stärkungen besetzt und befestigt hatte. Teile des rechten Armee- flügels, umfassend gegen den Bergsattel von Wvszkow vorgehend, warfen nach heftigem Kampf den Feind auf Senczow zurück. In der Front wurde der Verbias-Sattel(an Straße Vezerszallas Tucholka) gestürmt. Auch die auf dem linken Flügel umfassend gegen den feindlichen Rücken angesetzte Division stieß in Gegend von Smorzc auf eine starke Stellung. Durch neuauftretenden Feind aus nördlicher Richtung in linker Flanke und im Rücken bedroht, befreite sich diese Division durch einen erfolgreichen Angriff auf die Stellung bei Smorze selbständig aus ihrer gefahrvollen Lage und griff noch am Abend des 2. Februar einen neuen Gegner bei Alma- Berg an. Ein Sieg der Division bei Annaberg mußte dem die Ltzsa- Höhen haltenden Gegner den Rückzug abschneiden. Auch auf der übrigen Front wurden in diesen Tagen weitere Teilerfolge erzielt. Der Lhsa-Paß wurde gestürmt; viele Gefangene blieben in unserer Hand. Die Höhen nördlich und südlich des Passes räumte der Gegner einige Tage später und zog sich über Tucholka nach dem Zwinin I zurück. Die nach siegreichem Angriff bei Annaberg frei- gewordene Division wurde über Gegend Smorze Magura in den Kampf gegen die Flanke der starkbefestigten Stellung vor dem rechten Flügel der linken Nachbartruppe und später auf den Zwinin II eingesetzt. Die Kämpfe, die seit mehreren Wochen im Ouellengebict des Talabor(Gebirgszüge des Meuczul 1154), in Linie Wyskow Sattel Rozanka, in Gegend westlich Tuchla und auf dem Zwimnrücken geführt werden, sind verlustreich und schwer. Aber mit unerschütter­licher Energie arbeitet sich die Südarmee von Stellung zu Stellung vor. Tie Gebtrgshindernijse und Schwierigkeiten des Angriffs werden überwunden und mit ihnen der Feind, der bis jetzt etioa 6606 Gefangene, Geschütze und 13 Maschinengewehre in unserer Hand ließ. Die Berichte der russischen Presse sprechen von derbedeutenden Offensivkraft des in den Karpathen operierenden Gegners"; sie entschuldigen ihr Zurückweichenin vorher zugerichtete Positionen" mit der rücksichtslosen Krait der Offensive des Feindes; sie heben ihr Aushalten an einigen Punkten trotz desnoch immer sehr großen Druckes des Gegners" hervor; sie rühmen das Festhalten einer Stellung und ihrenheroischen Widerstand gegen zehn aufeinander- folgende Bajonettangriffe". Tie unter gemeinsamer Führung kämpfenden deutschen und öfterreichisch-ungarischen Truppen dürfen stolz sein auf diese An- erkcimung ihrer Leistungen durch den.Gegner. III. Bei den bisherigen Kämpfen und Gefechten der zusammen­gesetzten deutsch-österreichisch-ungarischcn Armee haben sich die Ski- Kompagnien außerordentlich bewährt. Die Rahaufklärung ist von den Leistungen der Schneeschuhpcrtrouillen abhängig; der Jnfan- terist würde zu den Wegen im tiefen Schnee, im mühsamen Steigen von Höhe zu Höhe Stunden gebrauchen, während die Schneeschub- Patrouille diese Strecken in kürzester Frist zurücklegt. Geräuschlos, fast unsichtbar in den weißen Schneemänteln, huschen diese Pa- trouillen über die Hänge, durch die bewaldeten Bergrücken, erscheinen bald in der Flanke, bald im Rücken der feindlichen Stellungen. Auch zur überraschenden Feuerwirkung von den Patzhöhen oder seitlich gelegenen Bergrücken sind diese Abteilungen von großem Wert, da sie auch Maschinengewehre auf niedrigen Schlitten mitnehmen können. Eine vorzügliche Leistung bewies eine etwa 36 Mann starke Ski-Ahteilung vor kurzer Zeit im Gelände der Höhen und westlich Okörmezö(im Tale des Nagy-Ag gelegen). Diese von einem Lifizier geführte Abteilung erhielt den Austrag, in der Gegend von Csuszka gegen den Rücken der dortigen feindlichen Kräfte einzugreifen. Auf Umwegen über die verschneiten Höhenzüge gewann die Abteilung zunächst die Flanke, dann den Rücken des Feindes. Hier entwickelte sie unmittelbar aus einer im Rücken des Gegners gelegenen Höhe eine Schützenlinie. Auf ein Zeichen des Führers glitt die Abteilung ab, bremste etwa 66 Schritt hinter der feindlichen Linie und er- öffnete ein rasendes Schnellfeuer auf den völlig überraschten Gegner,' der in großer Verwirrung die Flucht ergriff.(23. T. L.). 1

Mgeorönetenhaus. 163. Sitzung. Dienstag, den 2. März 1?1b, nachmittags VA U h r. Am Minist er tisch : Loebcll. DaS Andenken des verstorbenen Abg. v. Schenke ndorff wird in der üblichen Weise geehrt. Eine Erklärung vor der Tagesordnung. Abg. Winckler(k.) gibt als Vorsitzender der verstärkten Budgctkominisfton folgende Erklärung ab: Wir wissen, daß wir in dem uns aufgedrungenen Kriege zugleich einen Kamps gegen die Lüge zu führen haben. Leider ist es in den meisten Fällen nicht möglich, ein Lügengespinst sofort zu zerreißen, um so erfreulicher ist es, daß einer Lüge, die sich anscheinend jetzt anschickt, den Weg durch die europäische Presse zu machen, sofort entgegengetreten werden kann. In der neuesten hierhier gelangten Nummer desCorriere dclla Sera" wird mit- geteilt, daß demDaily Telegraph " über Kopenhagc» ein Berliner Telegramm zugegangen sei des Inhalts, daß in der Budgetkommif- sion des Abgeordnetenhauses von einem Abgeordneten heftige An- griffe gegen Oesterreich gerichtet und abfällige Aeußerungen über den Wert seiner Bundesgcnossenschaft gemacht worden seien, und zwar unter lebhafter Zustimmung aller übrigen Abgeordneten. (Lebhafte Zurufe: Unsinn!) Als Vorsitzender dieser Kommission stelle ich fest, daß es sich hier um eine Erfindung handelt, der es an jeder Unterlage fehlt.(Lebhafte Zustimmung.) Zweite Lesung öes Etats ües Ministeriums öes Innern. Abg. V. Pappenhclm(f.) bedauert die Zurückhaltung der russischen Landarbeiter, die aber notwendig war. Wir verstehen die Sehnsucht� dieser Leute nach Heimat und Familie und deshalb sollten sie nicht durch Zwangs- maßregeln gehindert werden, auf eigene Gefahr über die Grenze nach Hause zu gelangen. Wir haben an sich nicht das geringste Recht, die persönliche Freiheit dieser Leute zu beschränken. Ein Fluktuieren dieser Leute im Lande wäre nicht erwünscht; es sollte darauf hingewirkt werden, daß sie wieder an ihre vorjährige Arbeits- stelle kommen, die Aufsichtsbehörden müssen aber verhüten, daß die Zwangslage dieser Arbeiter von Arbeitgebern zu Lohndrückcrcicn mißbraucht wird. Die Sparkasseneinlagen übersteigen bereits erheblich die Abhebungen. Möge die Regierung dafür sorgen, daß die Sparkassen den nach dem Friedensschluß zu erwartenden stärkeren Anforderungen genügen können, eventuell auch durch An- greifung ihrer Reserven. Die dringend nötige Fürsorge für die Kriegsbeschädigten ist eine anerkannte Aufgabe des Reichs. Diese große Aufgabe mutz mit dem Herzen gelöst werden, es handelt sich da nicht um Armenunterstützung, sondern uin Er- füllung wohl erworbener Rechte.(Zustimmung.) Tie Provinzen sind für die Erfüllung dieser Aufgabe nicht geeignet. Die Kriegs­getreidegesellschaft sollte sich für die Statistik die� Mit­arbeit der Landräte. Magistrate usw. sichern. Die jetzige falsche Statistik hat ihren Teil der Schuld an den vorg�qmmcncn Miß- griffen. Abg. Frhr. V. Zedlitz(ff.); In dieser ernsten Zeit erörtern wir nur Frage», die mit dem Krieg im Zusammenhang stehen. Die Reichsvcrteilungsstelle sollte schneller arbeiten. Wir halten die Provinzialverwaltungen für sehr geeignet, die Fürsorge für die Kriegsbeschädigten zu übernehmen. Natürlich ist es eine Reichssache, aber das Reich selbst ist nicht geeignet für die Durchführung. Abg. Dr. Pachnicke(Dp.): Mit Rücksicht auf die gegenwärtige Lage und die unter de» Parteien getroffene Abrede, diesmal nur unmittelbar mit denss Etat in Verbindung stehende Gegenstände zu erörtern, gehe iq auf die Wahlrcchtsfrage nicht näher ein. Unsere grundsätzliche Auffassung ist unverändert dieselbe, wie sie seinerzeit in unseren Anträgen dargelegt wurde. Sie hat in den Erfahrungen des Krieges eine weitere starke Stütze gesundem(Sehr richtig! links.) Um so mebr bedauern wir, daß der Minister in seiner Erklärung, es solle ernstlich erwogen werden, wie die innere Politik mit den veränderten Zeitumständen künftig in Einklang zu bringen sei, da» Wahlrecht nicht ausdrücklich er wähnt hat.(Sehr richtig! links.) Wir bleiben der Meinung, daß die Reform des Wahlrechts für die Zeit nach dem Krieg die Haupt- aufgäbe bildet, von deren Lösung die ganze innere Entwicklung in Preußen und im Reich wesentlich beeinflußt werden wird. Abg. Marx(Z.): In der jetzigen Zeit kann auf die Wahlrechtsfrage, die zu so schweren Differenzen im Hause und mit der Regierung ge­führt hat, nicht eingegangen werden. Unsere Stellung dazu ist allbekannt. Für die Kriegsbeschädigten muß alles geschehen, wac- möglich ist. Aber das Herz darf nicht allein entscheiden und cS dürfen den Provinzen und Kreisen nicht Lasten aufgelegt werden, die das Reich zu tragen hat. Minister des Innern v. Locbcll: Die russisch-polnischen Arbeiter sind Angehörige eines feind- lichen Staates. Trotzdem werden wir ihnen gegenüber alle un- nötigen Härten vermeiden. Wie haben ja selbst ein Interesse daran, daß unserer Landwirtschaft für die kommende Bestellung und Ernte die nötigen Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Im Notfälle sollen Kriegsgefangene verwandt werden. Tie Fürsorge für die Kriegsbeschädigten ist Sache de» Reiches. ES wird für ihre Heilung alle» geschehen, was die Fortschritte der Wisscn.- schaft gestatten. Aber das allein genügt nicht, lieber das Heil- verfahren hinaus mutz dafür gesorsst werden, daß der Verletzte möglichst bald wieder einem geordneten Beruf zugeführt werden kann. Zu diesem Zwecke haben sich besondere Organisationen gc- bildet, die auf diesem Gebiete individualisieren können. Der Brau- denburgiscke Provinziallandtag hält die Sorge für die Kricgsinva- liden mit Recht für so dringend, daß damit nicht bis zum Ende des Krieges gewartet werden kann. Die Provinz ist ein ganz besonders geeignetes Organ für diese Aufgabe. Diesem Beispiel sollen die anderen Provinzen folgen. Ein Risiko gehen sie dabei nicht ein, denn das Reich wird sich seinen finanziellen Pflichten nicht ent- ziehen. Tie Zunahme de» Vermögens der Sparkassen beträgt auch im Jahre 1614 über 666 Millionen Mark. Das ist ungefähr ebenso viel(rne in den vorhergehenden Friedensjahren. Zum Schluß dankt der Minister allen Beamten, die in dieser ernsten Zeit weit mehr al» ihre Pflicht getan haben. Im Feuer dieses Krieges hat die preußische Verwaltung sich voll bewährt. Sie bat sich ihrer ruhmreichen Geschichte würdrg gezeigt. Auch den Organen der Selbstverwaltung gebührt volle Anerkennung.(Lebhafter Beifall,) Abg. Dr. Liebknecht(Soz.) (der größte Teil der Rechten und der Nationalliberalen verläßt den Saal): Ich spreche einen kurzen Protest aus dagegen, daß man die russischen Arbeiter anders behandelt als andere Zivilisten der feindlichen Staaten. Es ist durch nichts begründet und ist auf das schärfste zu verwerfen. Tie ernsten Worte, die in bei Frage der Fürsorge für d ix KrixgSiLvaHdfiN