bic französischen Berichte sich die Zeit und die Kampfes- läge, über die sie erzählen, sorgfältig ausgesucht haben. Denn da auch das deutsche Hauptquartier von heftigen Nahkämpfen spricht, so hat es sich um ein hin- und hcrwogenidcs schweres Olef echt gehandelt, in dem stellenweise und zeitweise, ivie in jeder größeren Schlacht, auch der zuletzt Unterlegene Vor- teile davorigetragen haben wird. Wie dem auch sei, und wenn selbst Joffres Berichte in vollem Umfange zutreffend wären, könnte dies an seinem Mißerfolge im großen nicht das mindeste ändern. Denn Angriffe in solchem Um- fange unternimmt man nicht, um hier»nd da ein Stückchen Graben zu erobern, sondern um den Gegner zu schlagen und die ganze Schlachtlinie zu eigenen Gunsten einschneidend zu verschieben. Sa, wie die Franzosen bei Soissons schwer erschüttert und unter großen Verlusten über die AiSue zurückgeworfen wurden! Wenn Iafftc nicht»och in der Lage ist, erhebliche neue Kräfte heran- zuführen, dann darf man ruhig behaupten, daß auch diese seine zweite Offensive völlig gescheitert ist. Und das beweist wieder einmal, daß aus diesem Wege die große deutsche Front überhaupt nicht zu erschüttern ist. Nimmt man nun hinzu, daß in den letzten Tagen unsere Truppen in dem nördlichen wie i» dem südlichen Teile der Vogesen Fort schritte gemacht haben, so stellt sich die Lage aiff dem westlichen Kriegsschauplatze als eine für uns günstige dar. Wir können sie ruhig und zufriedenen Blickes betrachten; ob auch die Franzosen und Engländer mit dem zufrieden sein dürfen, was sie in den letzten vier Monaten geleistet und erreicht haben, ist doch wohl eine andere Frage. Sie haben sicher mehr Grund, eine Aenderung herbeizuwünschen und herbeizuführen, als wir, die wir uns in Nord-Frankreich und in Flandern ganz wohl fühlen und denen es dort an nichts fehlt. Im Osten ist nach den großen Erfolgen der masuri scheu Schlacht eine Zeit geringerer Tätigkeit eingetreten, die man wohl als die Vorbereitung zu neuen Entscheidungen betrachten darf. Die Nuffen haben sich von dem erschütternden Eindruck ihrer srltvmn Niederlage ziemlich rasch erholt— neben seinen großen Schwäcben liegt in dieser Elastizität ein Vorzug ihrer Truppe», mit dem jeder Gegner rechnen muß. Sobald der Druck auf den Gmmmischwamm nachläßt, saugt er sich wieder voll Wasser und quillt zur alten Gestalt übermäßig auf. Wir haben es gegen- wärtig ohne allen Zweifel auch schon wieder mit den gesammelten und geordneten Resten der zehnten Arme«, mit Angriffe» der Fcstungstruppcn, mit neu herangeführten Heeresgruppen und wahr- scheinlich auch mit Verstärkungen zu tun, die anderen Teilen ihrer Front entnommen sind. Das System ihrer Landesverteidigung durch die starken Befestigungen der Njemen-Narew- und Weichsel - linie bewährt sich ebenso, wie an nnserer Westgrenze die ftranzö- fische Sperrlinie an Mosel und Maas ihre volle Schuldigkeit getan bat und noch tut. Lägen jetzt die breiten und sumpfigen Täler deS Bobr und Narcw, deren wenige llebergänge sämtlich durch Brücken. köpfe geschützt sind, nicht quer vor unserer Anmarschlini«. dann könnte sich da? russische Heer m seiner gegenwärtigen Lag« über- Haupt nicht halten. In Galizien leisten chm die Karpathen, die mm einmal durch die vorhergehenden Kriegsercignisse in seine Hand gefallen sind, ähnliche Dienste. Wir haben in den letzten Tagen durch den tÄencralstab gehört, daß dort jetzt auch«ine deutsche Heeresgruppe vorwärtsdrängt, in enger Anlehnung an österreichffch-ungarisch« Truppen, und zwar mit dem rechten Flügel etwa an der Straße über den Jablonika-Paß in Ostgalizien , mit dem linken quer über die Uszoker-Straße in den Mittelkarpathen. Das ist«ine Aus» dehuung von etwa lSv Kilometern, es handelt sich hier also offenbar um reckt beträchtliche Streitkräfte. Daß diese zwar langsam, aber unbeirrbar vorwärtSdringen, gibt uns die Hoffnung, daß auch aus dem Südflügcl der langen russischen Front zuletzt ein für uns günstiges Schlußergebnis wird erkämpft werden.— Die Beschießung der Dardanellen durch die«sylisch- französische Flotte halte ich für eine leere Demonstration, die an der Gemütsruhe der Türken wirkungslos abprallen wird. Ein materieller Erfolg, das heißt die Ocffnung der Meerenge und eine ihr folgende Beschießung von Konstantinopel ist a» S g e- schlössen, solange nicht sehr erhebliche Landstreitkräfte gegen die Werke eingesetzt werden können. Di« werden aber zurzeit in Frankreich nötiger gebraucht. Sie könnten also nur von irgendeiner jetzt noch neutralen Macht geliefert werden. Aber wer wird die Dardanellen für Rußland«robern wollen? Und dann müßte er immer noch mit dem Widerstand eine? türkischen Heere? rechne»!
Gestlicher Kriegsschauplatz. der Kampf in prasznpfz. Berlin , 3. März. sW.?. B.) Ans dem Großen Hauptquartier erfahren wir: Nach der bewundernswerten Eroberung des zu einem starken Stützpunkte ausgebauten OrleS Prasznysz durch eines unserer KorpS, taS aus östlicher Richtung vorging, wurde die Lage hier insofern eine» Tag kritisch, als drei russische Armeekorps den deutschen Flügel von Osten, Südosten und Süden her angriffen und da? siegreiche Korps veranlatzten, in einer Rückwärtsschwenkung Front gegen diese llebcrmocht zu machen. Hierbei wurden Teile des Korps scharf angefaßt, auch konnte eine größere Zahl von Ver- wundeten, die in benachbarten Dörfern untergebracht waren, nicht rechtzeitig zurückgeschafft werden. Die Ruffen waren nicht imstande, den geordneten Verlauf der RückwärtSschlpenkung zu stören, und verloren die Fühlung mit dem deutschen Korps. Daraus geht her- vor, daß sie bei ihren Angriffen stark gelitten haben. Inzwischen ist die Lage nach dem Eintreffen deutscher ver- stärkungen wieder hergestellt. Ter ganz bedeutungslose russische Erfolg hält mit dem ihm voraufgegangenen deutschen Sturm auf Prasznysz, wo wir über 10 000 Gefangene und reiche Kriegsbeute machten, keinen Vergleich aus. Wenn die Russen sich gleichwohl bemühen, ihn durch ebenso lange wie unglaubwürdige Berichte zu einer beachtenswerten Waffentat aufzubauschen, so spricht daraus nur das vergebliche Streben, die ollgemeine Aufmerksamleit von der vernichtenden Niederlage ihrer 10. Armee in dir Winterschlacht in Masuren abzulenken. _(Wiederholt, weil nur in einem Teil der gestrige» Auflage.) Die Karpathensthlacht. Wie», 4. März.(33. Z. 33.) Der Kriegsberichterstatter der„Neuen Freien Presse' meldet: Der ausgiebige Schnee- fall hat die Heftigkeit der Karpathen sch lacht nicht gemindert. Am w e st l i ch e n Flügel, wo die Russen die größten Verluste hatten, hat die Intensität des russischen Angriffs nachgelassen. Um so heißer tobt die Schlacht im Zentrum zwischen Lnpkower und Nzsoker Paß. O estlich des Uzsokcr PasseS ist es ruhiger. Der äußerste rechte Flügel steht in Südostgalizien großen ruf fischen Kräften gegenüber. Täglich wirft der Feind neue Verstärkungen in die Front. Die Dauer der Kämpfe i st nicht abzusehen, lim Przemysl verhalten sich die Russen passiv.
der türkische Krieg. Das Dombarüement öer Darüanellen. Konstautinopel, 4. März,(W. T. 33.) lieber das gestrige Äombardement der Dardanellen telegraphiert der dortige Korrespondent der Agence Milli: Vier feindliche Panzerschiffe, umgeben von mehr als zehn Torpedobooten, beteiligten sich an dem Vom- bardement, ohne irgendwelchen Schaden bei den Batterien, die das Feuer sofort erwiderten, anzurichten. Die feindlichen Schiffe entfernten sich wie gewöhnlich. Vier französische Panzerschiffe gaben eine Anzahl Schüsse gegen Bulair ab, trafen aber nur die englischen Grabstätten, die sich dort bekanntlich seit 1d54 befinden. Die Deschießung nach üer Darstellung öer englischen Admiralität. London , 4. März.(W. T. B.) Die A d m i r a l i t ä t teilt mit: Die Operationen in den Dardanellen wurden am Mon- tag um 11 Uhr fortgesetzt.„Triumph",„Ocean" und„ A l b i o n" fuhren in die Meerenge ein und griffen das Fort acht und die Batterie auf der w e i ß e n K l i p p e an. Die Forts, Feldgeschütze und Haubitzen erwiderten das Feuer. Aufklärende Hydroplane meldeten abends v e r s ch i e d ene neue Artilleriestellungen, in denen aber keine Kanonen aufgestellt waren. Die Hydroplane
entdeckten auch eine Anzahl Minen an der Oberfläche des Waffers. Einige Minenfischer räumten Montag nacht unter Deckung von Torpedojägeru bis eineinhalb Meile» von Kap Kephen die Minen weg und verloren durch feindliches Feuer nur sechs Verwundete. Vier französische Schlacht- schiffe beschossen bei Bulair Batterien und Verbindungen. Die früheren Operationen führten zur Vernichtung von neunzehn Kanonen von 15 bis 37l/z Zenti- meter, von elf Kanonen von weniger als 13 Zentimeter, vier?!ordenfelds, zwei Scheinwerfern und von Pulvermagazinen der Forts 6 und 3. „Canopus",„Swiftsure" und„Co rn Wallis" begannen am Dienstag den Kampf gegen Fort 8. Ans diese Schiffe tourde von Fort ö zugleich mit Feldbattericn und Haubitzen das Feuer eröffnet. Fort!) wurde be- schädigt und uni 4 Uhr oft Minuten nachmittags z u m Schweigen gebracht. Die Schlachtschiffe zogen sich um 3 Uhr 30 Minuten zurück. Alle drei waren ge- troffen, aber nur ein Mann verwundet. Die Aufklärung durch Hydroplan wurde durch die Witterung verhindert. Das Minenfischen dauerte die ganze Nacht an. Der Angriff wird fortgesetzt. Der russische K r e u z e r„A s k o l d" vereinigte sich mit der Flotte in den Dardanellew Nichts Neues im Kaukasus . Petersburg, 4. März.(W. T. B.) Der Generalstab der Kau« kasuS-Armee teilt unter dem 2. März mit: Auf der ganzen Front hat kein Zusammen stoß von Bedeutung siattgesundeil.
Die Dardanellen
Maßsieb 1.... f....ffffw
Karte zur Beschießung der Dardanellen.
Amerika und Sie neue Handelsblockade der verbündeten. Senbe», 3. März.(SB. T. 33.) Nach Meldungen der „Times" aus Washington ist die verantwortliche Presse w ihren Aeußerungen über die Lage äußerst zurückhaltend. Einige Blätter wie„Philadelphia Ledger" schelten die Regierung wegen ihrer nutzlosen und vielleicht gesährlichen Einmischung. Einige andere wie„New Aork Tribüne" zum Beispiel meinen, daß alleS aufgeboten werden müsse, um die Interessen der neutralen Staaten zu wahren. Im ReprSsentantenhause wurde ein Antrag eingebracht, daß die Neutralen darauf bestehen sollten, daß die Handelsstraßen offen blieben. Ein Kongreßmitglied mit deutschem Namen forderte die Regierung auf, England sechzig Tage Frist zu geben, um seine polittsche Haltung zu ändern, die einen Affront für die Verewigten Staaten bilde. Die Regierung wird sicher enttäuscht sew, daß England ihren Vorstellungen keine Folge gibt. «»tterda», 8. März.(v. T».)«ach dem.Nieowe Rotterdam. scheu Eourant" melde» die.TimeS' au» Washington vom 2. März: Man wartet mit außerordentlicher Spannung auf die Taten, welche auf die Erklärung de» Ministerpräfideute» SSquith folgen werden. Alle Loudoaer Blätter bringeu Telegramm» au» Washingto«, wonach die vereinigten Staate» in bestimmter Weise protestieren werden. Der englische Botschafter in Washington teilte Bryan, nachdem er die franzöfisch-britische Note überreicht hatte, mit, daß die Antwort England» auf die von den Vereinigten Staaten vorgeschlagene Verbesserung der Lage im Kriegsgebiet in London in Erwägung gezogen werbe. Man hofft in Amerika , daß demnach noch die Möglichkeit eine» Aus- gleich» vorhanden ist, durch den die Fortsetzung de» neutralen Handels der Vereinigten Staaten mit Deutschland und den Verbündeten in anderer Form gewährleistet würde. Man weist darauf hin, daß beispielsweise ein Zugeständnis an die amerikanischen Baum woller porteure und an die Importeure deutscher Farbstoffe viel dazu beitragen könnte, die praktischen und gefühlsmäßigen Folgen der Beschlag«
nahmen abzuschwächen. Eine andere Frage sei, ob die Vereinigten Staaten die Beschlagnahmen ohne Protest hinnehmen würden. Man schreibt der amerikanischen Regierung die Tendenz zu. energisch gegen die Erklärung der englischen Regierung protestieren zu wollen, in der sich eine Bedrohung deS neutralen Handels verberge. Am meisten mißfalle, daß fie eine Absicht verrate, die einer papiernen Blockade gleichkomme. Andererseits würde eine effektive Blockade nach dem Völkerrecht nicht gestatten, fich in den Handel mit den Häfen der an Deutschland grenzenden neutralen Länder einzumischen. nur weil das feindliche Land die mutmaßliche Endbestimmung der Ladung sei. In amerikanischen Kreisen wird gesagt, daß die Eng- länder für die Lage in den als Kriegsgebiet erklärten Gewässern moralisch verantwortlich seien, da sie durch die Beschlagnahme der .Wilhelmina" zu verstehen gegeben hätten, daß sie beabsichtigten, die Einfuhr von Lebensmitteln abzuschneiden, wodurch sie daS Völker- recht verletzt hätten. London , 4. März.(23. T. 33.)„Morning Post" meldet aus Washington vom 28. Februar: Gestern sind im Kon- greß drei Resolutionen über den Krieg ein- gebracht worden. Senator Newlands brachte eine Resolutton ein, in der der Präsident gebeten wird, eine Konferenz der Neutralen einzuberufen, die die kriegführenden Mächte dringend zur Einstellung der Feindselig- ketten auffordern solle. Eine internattonale Exekutivkörper- schast solle ins Leben gerufen werden, die die Machtvollkommen- heit besitze, über die Zwistigketten zwischen den Nationen ein Urteil zu fällen und die Ausführung ihrer Beschlüsse durch- zusetzen.— Im Repräsentantenhause brachte Dietrich eine Resolution ein, in der mehrere Verstöße Großbri- tanntenS gegen die Vereinigten Staaten auf- gezählt werden, die die Vereinigten Staaten geschädigt und ihre Neutralität gefährdet hätten. Der Präsident wird aufgefordert, innerhalb 60 Tagen nach Annahme der Resolution Zusicherungen zu erlangen, daß Großbritannien die Verstöße, derentwegen die Klage geführt wird, aufgeben will.— Calder beantragte die Einsetzung einer Kommission, die den Plan zur Einrichtung neutraler Seehandels st raßcn mit entsprechendem Patrouille il schütz entwerfen sott. Die Resoluttonen wurden der Kommission für auswärtige An- gelegenheiten überwiesen.