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rechnen", denn in der Geschichte aller Bölfer und Beiten] Das ist zwar stark ideologisch gesehen und geurteilt, aber wurden die Feindseligkeiten mit Dingen begründet, die die wahren Ursachen gar nicht oder nur unvollständig darlegten. Selbst die Veröffentlichungen über militärische Besprechungen Englands mit Belgien vermögen an diesem Urteil nichts zu ändern:

es liegt doch mehr Wahrheit und Vernunft darin, als in Aus­brüchen des Hasses. Es dient jedenfalls weit mehr dem Ab­schluß eines dauernden Friedens, den wir doch auch in unserem Interesse wünschen. Als Vorbereitung dieser mora­lischen Friedensarbeit, die schon im Kriege vorgenommen wer­Wie übrigens jene Enthüllungen der deutschen Diplomatie den muß, wenn man nicht einen ewigen Krieg oder einen nur unter dem Vorbehalt einer in späterer Zeit erfolgenden bloßen Waffenstillstand haben will, begrüßen wir daher die völlig einwandfreien Feststellung ihrer Wahrheit benutzt werden Landauersche Arbeit und empfehlen sie trotz aller kritischen dürfen, so ist auch die auf die Frage, ob England mit mußte, Vorbehalte im einzelnen zur Lektüre. Die Schrift wird darüber oben erteilte bejahende Antwort als auf Basis des derzeit hinaus dazu dienen, eine Reihe von einzelnen irrigen Vor­bekannten Tatsachenmaterials abgegeben zu verstehen." Landauer erinnert dabei an den Garantievertrag Preußenstellungen( zum Beispiel über das englische Söldnerheer" und und Frankreichs mit England vom Ende 1870, wonach Eng Kampf der Waffen nichts nuken, ihn wahrscheinlich sogar die Bölkerrechtsbrüche" Englands) zu zerstreuen, die dem land bei einer Verlegung der belgischen Neutralität mit stören. Ein rubiges, flares Urteil über das englische arbei­Waffengewalt einschreiten, sich an den übrigen Kriegsopera- tende o Ik steht gerade der deutschen Arbeiterklasse an, deren tionen aber nicht beteiligen wollte. Prinzipien von jeher jeder geistigen Trennung zweier Völker abgeneigt waren.

Mag man nun der englischen Diplomatie, die gleich der in allen anderen Staaten als Geheim diplomatie vielleicht noch unbekannte Winkelzüge auf dem Gewissen hat, mehr oder weniger Billigungsgründe zuschreiben, dem englischen Volke darf jedenfalls Kriegsabsicht und Kriegslust nicht zudiktiert werden:

brach!"

Westlicher Kriegsschauplah.

Der französische Tagesbericht.

suge die britische Armee durch ihren Schneid und ihre Ent­schlossenheit Siege über einen Feind davongetragen, der an Zahl und Bewaffnung weit stärker war. Jezt haben uns Verstär= fungen dem Feind vor unserer Front überlegen gemacht. Jetzt sind unsere Kanonen besser als die des Feindes, nicht nur an Bahl, sondern vor allem: es sind die wirkungsvollsten Kanonen, die jemals bei irgendeiner Armee gebraucht worden sind.

Unsere Flieger haben die deutschen Flieger aus der Luft ver­trieben.

Unsere Verbündeten, Russen und Franzosen , haben merkliche Fortschritte gemacht und dem Feinde gewaltige Verluste beige­bracht. Die Deutschen sind zudem durch Unruhen im Inlande und Mangel an allem zur Kriegführung Notwendigen( supplies) geschwächt. Es steht daher nicht zu erwarten, daß sie gegen uns hier noch erhebliche Verstärkungen einzusehen haben. Uns gegen­über steht nur ein einziges deutsches Korps mit einer Ausdehnung gleich der unserer ganzen ersten Armee. Wir werden jetzt mit etwa achtundvierzig Bataillonen einen Abschnitt dieser Front an= greifen, der von nur etwa drei deutschen Bataillonen verteidigt wird. Am ersten Tage des Kampfes werden die Deutschen bor­aussichtlich höchstens noch vier weitere Bataillone zur Verstärkung für den Gegenangriff heranziehen können. Schnelligkeit ist daher die Hauptsache, um dem Feind zuvorzukommen und um den Er­folg zu haben, ohne schwere Verluste zu erleiden.

Niemals in diesem Kriege hat es einen günstigeren Augen­blick für uns gegeben, und ich bin des Erfolges gewiß. Die Größe des Erfolges hängt von der Schnelligkeit und Entschlossenheit un­feres Vorgehens ab.

Bon jedem halbwegs unbefangenen Renner Englands muß zugestanden werden, daß von dem Vorhandensein einer feind- Paris , 14. März.( W. T. B.) Amtlicher Bericht von feligen Stimmung im englischen Volte gegenüber dem deutschen gestern nachmittag: An der ser befestigten und er­Wenn wir auch in Frankreich fechten, so wollen wir uns bis in die lebten Tage vor Ausbruch der gegenwärti- weiterten die Belgier die Donnerstag erzielten Gewinne. Die doch immer vor Augen halten, daß wir für die Erhaltung des gen Weltwirren nicht gesprochen werden kann... Das englische Engländer rückten weiter vor und überschritten parallel der britischen Reiches und für den Schutz unserer Heimat gegen die Volk hat zuzeiten einen englisch - deutschen Krieg wohl ge- Straße Neuve Chapelle- Fleurbair den Rayesbach zwischen planmäßige Barbarei( organised savagery) des deutschen Heeres. fürchtet, ihn jedoch niemals gewollt, am allerwenigsten dieser Straße und Aubers. Sie nahmen in diesem Gebiet in dem Augenblick, da er, während die Furcht vor einem deut- mehrere feindliche Schützengräben und erreichten, als der Tag Wir müssen alle zu dem Erfolge beitragen und wie Männer für Alt- Englands Ehre kämpfen. schen Angriff im Schwinden begriffen war, tatsächlich aus- fich neigte, die Rue d'Enfer genannte Straße, welche sich nach gez.: D. Haig, Oberbefehlshaber der 1. Armee. 9. März 1915." Landauer gibt aber zu, daß mit dem weiteren Verlauf des Aubers hinzieht und in einen Vorort dieser Ortschaft führt. Dieser Befehl wird ein Dokument in der Kriegsgeschichte wer­Krieges die Kriegsstimmung sich auch des Volkes bemächtigt, Südöstlich Biètre eroberten sie mehrere zur Verteidigung ein­und zwar desto eher, ie früher man in England zum Bewußt- gerichtete Häusergruppen, machten tagsüber etwa 1000 Geden. Er zeigt, zu welchen Mitteln hohe englische Offiziere greifen sein einer die Sicherheit des Insellandes bedrohenden Gefahr fangene und erbeuteten mehrere Maschinengewehre. Rinks und müssen, um den ihnen unterstellten Truppen Mut und Entschloffen­rechts von der englischen. Armee unterstützten französische heit einzuflößen. In welch hohem Ansehen muß die deutsche Truppe gelangt: Die auch nur vorübergehende, geschweige denn die dauernde Truppen ihre Aktion durch lebhaftes Artillerie-, Maschinen- bei ihrem Feinde stehen, wenn dieser nur bei der gewaltigen Festsetzung Deutschlands an einem Punkte des Kanals wird diesen gewehr- und Infanteriefeuer. In der Champagne rückten Ueberlegenheit von 48 Bataillonen gegen 3 einen Erfolg im Angriff Arieg aus einem auf englischer Seite anfangs mit Gleichgügtig- wir weiter auf den Nordhängen der Kuppe nordöstlich Le erhofft! Der angekündigte Angriff der englischen ersten Armee keit, vielleicht sogar mit Widerwillen hingenommenen zu einem Mesnil vor und machten 150 Gefangene, darunter sechs Offi- erfolgte am 10. März. Es gelang den Engländern, auf einer Breite populären, die Volksstimmung mächtig aufwühlenden gestalten." ziere. In den Vogesen am Reichsaderkopf versuchte der von etwa 2% Kilometer beiderseits Neuve Chapelle in unsere vor­Weil die Stimmung des englischen Volfes bis in die Feind nach heftigem Bombardement einen Angriff zu unter- derste Zinie einzudringen. Auf den übrigen Teilen des Kampf­legte Zeit so fritisch gewesen ist und die Kritik der Unab nehmen, welchen wir sofort aufhielten. feldes wurden die Engländer unter Verlusten abgewiesen. hängigen Arbeiterpartei, der Macdonald, Shaw u. a. belebt

fie immer von neuem, trifft Landauer mit seiner weiteren

Schlußfolgerung durchaus das Richtige:

" Wir können die englische Ententepolitik getrost dem ver­nichtenden Verdikte des englischen Volkes überlassen, einem Berbifte, welches am treffendsten nach dem bekannten Ausspruche Talleyrands zu formulieren sein wird: Es ist mehr als ein Ver. brechen, es ist eine Dummheit!"

Diese Selbstbesinnung und Selbstkritik des englischen Wolfes wird natürlich gestört und gehemmnt, wenn das Ausland England als Hauptschuldigen bezeichnet und das ganze eng

lische Volt fortgesetzt als ein erämerbolt" und Ber.

Paris , 14. März.( W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern abend: Nach den lebhaften Kämpfen der letzten Tage herrschte auf beiden Seiten nahezu völlige Ruhe. Am heutigen Tage fanden nur einige Artilleriefämpfe statt. Wir befestigten überall unsere Stellungen. Bei den Aufräumungsarbeiten in Eparges auf dem von uns eroberten Gelände fanden wir neue deutsche Maschinengewehre, so daß sich die Zahl der vom Feind an dieser Stelle verlorenen Maschinengewehre auf vier erhöht. Im Le Prêtre- Wald brachten wir einen Angriffsversuch sofort zum Stehen.

Der Tagesrapport des General French.

brecherbolt" beschimpft. Derartige Vorwürfe schließen gerate das gesamte englische Volk zur Abwehr zusammen. Der London , 14. März.( W. T. B.)( Meldung des Reuterschen Bu­Vorwurf, der in der Bezeichnung Krämerbolf" liegt, geht reaus.) General French meldet: Von der 7. Division wurden heute auch deshalb fachlich daneben, weil er verkennt, daß in heu- in der Richtung Aubers weitere Fortschritte gemacht. Das Gefecht tiger Zeit der Friedens- und Kriegspolitik a Iler zibilisierten war heftig, da der Feind gegenüber dem rechten englischen Flügel Staaten in legter Linie wirtschaftliche Motive zu Grunde eine beträchtliche Verstärkung, mindestens zwei Divisionen, aufpies. liegen" und daß gerade der heutige Krieg zum Schuße des Wir machten 612 Gefangene, weitere sind noch zu erwarten. Eng­deutschen Kaufmanns geführt wird. Ebensowenig verdient lische Flugzeuge legten große Tätigkeit an den Tag. Ein Eisen­das englische Volf die Verachtung als Verbrecherbo It", bahnknotenpunkt wurde zerstört. bloß weil es der kurzsichtigen, frivolen Politif einer Geheim­diplomatie bisher noch nicht Herr geworden ist:

Wer dieses Volf in der Traulichkeit seiner Heimat aufgesucht, fich mit seiner persönlichen und staatlichen Lebensführung ber­traut gemacht hat und beobachten konnte, wie es bei der Arbeit und bei seinem Vergnügen als sein eigener Schuhmann Ordnung zu halten weiß,... wer sich von der Würde überzeugt, welche dieses Volk im Tragen nationalen Unglücks an den Tag legt, der wird nie und nimmer glauben können, daß eben dieses Volk zum Verbrecher an sich selbst wie an der ganzen übrigen Menschheit geworden ist."

Krieg und Kultur.

Der schwedische Soziologe Gustav F. Steffen hat bei Diederich in Jena eine Arbeit über Krieg und Kultur"( Preis 4 M.) veröffentlicht, die wertvolles Material über die ideologischen Gründe englischer und russischer Intellektueller für die Beurteilung des Weltkrieges enthält. Darüber hinaus regt das Buch zu einer Kritik der letzten Gründe des Weltkrieges an. Es ehrt den Reichs= tanzler, daß er in einem Schreiben an den Verlag den Abdruck einzelner Abschnitte aus dem Buch in der deutschen Presse anregt.

Deffentliche Aussprüche der englischen Intelligenz. In der politischen Wochenschrift The New Statesman " vom 26. September finde ich folgende Plauderei in Dialogform, die der dramatische Schriftsteller und Kritiker Desmond Mac Garthy verfaßt hat ein charatteristisches Dokument englischen Humors inmitten der allgemeinen Angst und Betrübnis und eng­Lichen Gerechtigkeitsfinnes inmitten der tollsten Aufhebung gegen einen lebhaft gehaßten und verleumdeten Feind.

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Kein Zweifel, wie der Krieg auf mich wirkt," sagte der Ver­fasser, mit mir ist es aus."

" Dummheiten," murmelte einer der Anwesenden. Kannst Da nicht über den Krieg schreiben?" fragte der Mun­tere. Natürlich, kannst Du es!"

Ich kann an nichts anderes denken, aber ich kann nicht schreie ben. Auf diese Weise gebe ich meinen Beitrag zu dem allgemeinen Fonds an Angst und Niedergeschlagenheit." Ich muß sagen, daß Du in solchem Falle ziemlich billig weg­tommst," jagte der Geschäftsmann. Berzeih," fügte er schnell hinzu, ich vergaß, daß Du von Deiner Feder lebst." Das bergaß ich auch. Augenblicklich dachte ich nicht daran," antwortete der Verfasser seufzend, indem er die Asche aus seiner Pfeife Klopfte." Tatsache ist, daß, seitdem der Krieg angefangen hat, mein Gehirn einem angefetteten Hund, der an freies Umher Taufen gewöhnt ist, gleicht. Ich fühle mich auch so nuplos wie die Flige auf dem fünften Rade am Wagen, und ein paarmal in der Stunde sage ich mir selbst: denke, was du verpaßtest! Was du berpaßtest!"

Ja," sagte der Muntere, so war mir auch zumute, bis ich mich bei der Special Constabulary anwerben ließ." Da keiner etwas zu dieser Mitteilung fagte, fuhr er fort: Kunst und Literatur müffen ja, natürlich, trotzdem fortgesetzt werden."

Ja so, sie müssen troßdem fortgesezt werden," fiel ein kleiner magerer Herr mit scharfen Augen und berkniffenem, energischem Gesichte ihm bissig ins Wort. Sein einziger Beitrag zu der Unter­haltung über die Wirkung des Krieges hatte bisher in der Erklä­rung bestanden, daß der Krieg es ihm persönlich unerträglich ge­macht habe, mit seinen Freunden zusammenzutreffen und zu reden.

Ein englischer Armeebefehl.

Berlin , 13. März.( W. T. B.) Aus dem Großen Haupt­ quartier wird uns geschrieben: Am 10. März wurde bei einem bei Givenchy gefangenen Soldaten des ersten englischen Armeekorps ein Befehl gefunden, der in der deutschen Uebersehung folgender­maßen lautet: ,, Sonderbefehl. An die erste Armee.

Zur Auflösung der Garibaldiner- Legion.

Amsterdam , 13. März.( Privattelegramm

des

Borwärts".) Die Daily News" berichten aus Paris : Die Garibaldiner zählten 2000 Mann. Sie hatten starke Verluste in den Argonnen , wo givei Söhne Garibaldis fielen. Sie wurden hierauf in Bar sur Aube und im Avignoner Depot zurückgelassen. In der Brigade bestanden zwei Strömungen: die reinen Garibal diner wollten in den Kampf zurückkehren, während die andere poli­tische Gruppe zum 3mede einer Interventionspropaganda nach

Stalien heimkehren wollte. Die franzöſiſchen Behörden gewährten

den von der italienischen Mobilisation Betroffenen die Auflösung der Engagements. Dieser etta 600 Mann zählende Korpsteil, der mehr als die Hälfte der Gesamtzahl bildete, sollte in mehreren Abteilungen heimgesandt werden. Der beauftragte Oberst über­Hastete jedoch die Heimsendung, was die Meldungen über die Auf­lösung des Korps veranlaßte.

Diese offizielle Darstellung stimmt offenbar nicht. Der neu­lich in London von Ricciotti gemachte Versuch, Geld aufzutreiben, beweist, daß ein Auflösungsplan in der Legion nicht bestand und daß diese Auflösung der französischen Heeresleitung nicht besonders erwünscht war. Auch heute deutet der Hinweis einerseits auf die italienische Mobilisation und andererseits auf die Propaganda­absichten der Legionäre auf Unstimmigkeiten hin. Schließlich zeigt die neueste Pekanntmachung der Regierung, nach der die Legionäre, falls ihre Zahl für ein selbständiges Korps nicht ausreiche, auf andere Einheiten aufgeteilt werden sollen, daß tatsächlich eine Auflösung beabsichtigt ist. Vermutlich wirkte hier der Wunsch fleri­

Wir stehen im Begriffe, den Feind unter ungewöhnlich gün­ftigen Bedingungen anzugreifen. Bisher hat in diesem Feld- kaler Armeetreise mit.

" Ich habe die Denkweise auch anständiger Leute über den Krieg immer mit Mißtrauen angesehen, und jetzt verachte ich sie," fügte er tampflustig hinzu, von einem Gesichte zum anderen blickend. Und dann wiederholte er noch einmal:" Ja so, Kunst und Literatur müssen trotzdem fortgesetzt werden," und schlug sich aufgeregt mit beiden Händen auf die Knie.

" Sieh einer den Friedensfreund"," sagte dr Geschäftsmann lächelnd. In ihm siht mehr von einer wilden Kaze als in irgend­

einem von uns anderen."

" Du weißt nicht, was Du sprichst!" Der kleine Friedens­freund" wandte sich mit einem solchen Ausdrucke wilden Abscheus zu dem Geschäftsmanne, daß, obgleich sich feiner der beiden von feinem Plaze rührte, den anderen zumute war, als ob er sich plöblich auf ihn gestürzt habe. Vielleicht," sagte er, seine Stimme mäßigend, mit niedergeschlagenem Blide, vielleicht ist das, was Du über mich gesagt hast, wahr, und vielleicht ist dies der Grund, wes­halb ich verstehe, was der Krieg wirklich ist, und Du es nicht ver­stehst."

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Es wäre liebenswürdig von Dir, wenn Du mir sagen wolltest, was er ist," sagte der Verfasser, wenn Du es wirklich weißt." Wenn die geringste Aussicht vorhanden wäre, daß Du ber­stündest, was ich sage, so würdest Du nicht fragen. Die Sache ist die, daß Leute wie Du die Wollust zu töten nicht verstehen. Ob­wohl Du so im allgemeinen verstehst, daß im Kriege Tausende von Menschen leiden, und obwohl Du an die Grausamkeiten, wenigstens an die durch den Feind begangenen, glaubst, so bleiben Dir dennoch die innere Wirklichkeit des Gräßlichen, der ganzen Sache und das Gefühl des Ungereimten, daß solche Dinge geschehen können, gänz­lich verborgen. Sie sind für Dich nicht wirklich. Du weißt vielleicht etwas von Mut und von Feigheit und Ausdauer, Du bist vielleicht gelegentlich weitergegangen, wenn Dir auch die Füße wehtaten, und bist noch gelaufen, als Du schon atemlos warst. Von solchen Dingen hast Du eine Ahnung. Folglich ist Dir der Krieg ein Schauspiel, wo diese Eigenschaften und Erlebnisse mit einem Hinter­grunde des Leidens und des Todes auftreten, einem Hintergrunde, der Dir ebenso unklar bleibt wie die Leiden in einem Krebskranken­lazarette. Und zugleich ist das Ganze eine Art verherrlichter Schach­partie, wobei unser aller Wohlfahrt auf dem Spiele steht. Du berstehst nicht, welche Hölle der Krieg für alle Beteiligten sein muß. Natürlich bist Du für den Krieg wie neunzig Prozent aller derer, welche zu Hause siken," schloß er in tiefverächtlichem Tone.

Hör mal," fagte der Geschäftsmann, wenn Du glaubst, daß Leute, die nicht blindtoll vor Kampfeswahnsinn sind, überhaupt einen Streit gewinnen oder ausfämpfen können, so irrst Du Dich aber gründlich."

" Ich muß zugeben, daß es immerhin ein angenehmes Gefühl ist, wenn man daran denkt, daß es Menschen gibt, die solche Dinge ertragen," warf der Muntere ein.

Was jagst Du zu der guten Laune der Soldaten im Kampfe,"

fragte der Verfasser, wenn mitten in einer gefährlichen Kanonade gerufen wird: Hier ist keiner bange!?"

" Der gute Humor und der Scherz machen das Ganze noch wahnsinniger," erklärte der Friedensfreund.

Meinst Du denn, daß man seine Empfindsamkeit unter feinen Verhältnissen beherrschen solle? Wie in aller Welt sollte dann alle greuliche Arbeit hier auf Erden getan werden?" fragte der Ge­schäftsmann.

Dabei handelt es sich um Dinge, bei welchen man ein Auge zudrücken kann, und dabei muß man die Dinge in einer gewissen Proportion sehen. Es gibt nichts, was die Leiden des Krieges ent­schuldigt, nicht einmal der Mut, sie zu tragen."

Einmal muß man doch sterben," meinte der Muntere. Diese Bemerkung wurde mit allgemeinem Schweigen aufge­nommen, das schließlich einer brach, der sich noch nicht an dem Gespräch beteiligt hatte.

Ich muß immer daran denken, daß unsere Soldaten während der Zeit, daß wir hier über ihre Gemütsverfassung schwazen, für uns sterben. Ist das nicht ein bißchen..."

,, Genau, was ich denke," rief der Verfasser aus. Eigentlich sind es nicht die Soldaten an der Front, die ich abscheulich finde, sondern die, welche zu Hause sind," erklärte der Friedensfreund.

" So, Du redest also nicht über den Krieg, sondern über die, welche den Krieg mit ansehen!" sagte der Geschäftsmann. " Die Zuschauer sind diejenigen, welche die Kriege machen", ant­wortete der Friedensfreund.

" Ich glaubte, daß Ihr Friedensfreunde immer sagtet, daß das Rüsten" daran schuld sei. Obgleich wir jetzt wohl sehr froh darüber sind, daß wir eine starke Flotte haben, wenigstens solltet Ihr es sein," sagte der Geschäftsmann mit herausforderndem Lachen. Wenn Grey..." .," fuhr der Friedensfreund fort. Wenn der Kaiser Wenn die Kultur

"

..

"

Die Atmosphäre hatte sich plöblich erhit. Jeder empfand lebhafte Verachtung gegen die ganze übrige Gesellschaft. " Du willst doch wohl nicht den Wunsch aussprechen, daß dic Deutschen siegen!" rief der Geschäftsmann.

Nein," antwortete der Friedensfreund. Nun, dann kann ich nicht begreifen, weshalb wir nicht natür­lich und froh sein sollen, wenn gute Nachrichten aus dem Kriege fommen, ebenso gut wie alle anderen anständigen Leute." Der Sieg ist ebenso scheußlich wie die Niederlage." " Hast Du denn gar keine Gefühle für England? Es ist ja klar, daß Deutschland zertrümmert werden muß."

Es gibt kein England" und auch kein Deutschland "," sagte der Friedensfreund, nur Engländer und Deutsche . Und sie sind alle gerade so gut Menschen wie wir."

" Was, die wilden Bestien!" schrie der Muntere.