Nr. 107.
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Telegramm Adreffe: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Montag, den 19. April 1915.
Artillerie-, Minen- und Flugzeug- Kämpfe
Westlicher Kriegsschauplah.
Der französische Tagesbericht.
Paris , 18. April. ( W. Z. B.) Amtlicher Bericht
von Sonnabend abend: In Notre Dame de Lorette hielten wir in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend sofort drei Gegenangriffe an, welche meni er heftig waren als diejenigen der vorhergehenden Nacht. Unsere Truppen sind auf der eroberten Stellung stark eingerichtet. Im Aisne - Tal bombardierte unsere schwere Artillerie die Pasly- Grotten, die den deutschen Truppen als Unterstand dienen. Aufeinander folgende Explosionen bezeugten den Zusammensturz mehrerer von ihnen. In der Champagne nordwestlich von Perthes brachte der Feind in der Nähe unserer Schüßengräben zwei Minen zur Explosion und besepte beide Trichter. Wir vertrieben ihn sofort aus dem einen, aber er behauptete den anderen. Rein Teil unserer Schüßengräben wurde von ihm bejezt. Nicht weit davon, nördlich von Le Mesnil, wurde ein Angriff gegen einen Vorsprung unserer Linie leicht zurückgeworfen. In der Woewre Artilleriefämpfe, besonders im Gebiete des Mortmare- Waldes. Reine Infanterieaktion, weder gestern noch heute. In den Vogesen erzielten wir merkliche Fortschritte auf beiden Fechtufern. Auf dem Nordufer bemächtigten wir uns des westlichen Höhenvorsprunges des Sillackermasens( westlich Mezeral) und stießen in der Schlucht vor, die zur Fecht hinabführt. Auf dem Südufer nahmen unsere Jäger nach glänzendem Angriff die Spike des Schnepfenriethkopfes( 1253 Meter Höhe) ein, des höchsten Punktes des Massives, das die beiden in Mezeral zusammentommenden Täler trennt. Ein englisches Flugzeua holte in Belgien bei Boefingham ein deutsches Flugzeug herunter; es fiel in unsere Linien, der Führer wurde getötet, der Beobachter gefangen. Eines unserer Lenkluftschiffe bombardierte den Bahnhof und den Fliegerschuppen in Freiburg i. B.
Mißglückter französischer Offensivversuch im Elsaß .
Basel , 18. April. ( W. T. B.) Nach dem Bays haben die Franzosen gestern Nacht an der Front Pfettershausen- Sept die Offensive ergriffen. Der Angriff mißglüdte in der Gegend von Larg.
Die Tätigkeit der deutschen Flugzeuge.
Paris , 18. April. ( W. T. B.) Eine Taube überflog gestern vormittag Calais und warf sechs Bomben. Zwei Personen wurden verlegt, zwei Häuser start beschädigt. Die Taube flog so hoch, daß ihre Beschießung durch französische Artillerie wirkungslos war.
Lyon , 18. April. ( W. T. B.)„ Nouvelliste" meldet aus Amiens : Eine Taube überflog gestern Amiens und warf Bomben. Die Zahl der Opfer beträgt elf.
Die deutschen Kriegsgefangenen in Tours .
Zürich , 17. April. ( W. T. B.) Der Vertreter der„ Neuen Zürcher Zeitung " an der französischen Front, May Müller, besuchte das deutsche Gefangenenlager bon Tours. Die Unterkunft, Ernährung und Beschäftigung seien befriedigend, das Verhältnis der Gefangenen zu den Wächtern gut. Unzufriedene Elemente gäbe es hier, wie überall, allgemein hätten die Deutschen jedoch keineswegs geklagt. Müller unterstreicht die Zensurkontrolle des Briefverkehrs von Deutschland , aus der die Franzosen manche Schlüsse zögen, z. B. sei ein merkliches Nachlassen der bisher überreichen Lebensmittelſendungen festgestellt worden. Im Lager erhält, fährt Müller fort, der Mann 20 Centimes Löhnung gutgeschrieben. Der Kommandant nimmt auf nationale Eigentümlichkeiten Rücksicht. Das Budget ist auf 1,42 Franken pro Mann gestellt. In der Bäckerei gibt es ein trefflich mundendes Roggenbrot, das man den Gefangenen auf Wunsch statt des Weiß
Meldung des großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 18. April 1915.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Nach Vornahme von Sprengungen drangen die Engländer gestern abend füdöstlich von Vpern in unsere Höhenstellung dicht nördlich des Kanals ein, wurden aber im Gegenangriff sofort wieder zurückgeworfen; nur um drei von den Engländern besetzte Sprengtrichter wird noch gekämpft.
In der Champagne sprengten die Franzosen neben der vorgestern von uns eroberten Stellung einen Graben, ohne Vorteile zu erringen.
Kriegsgewinne.
Im Handelsteil veröffentlichen wir Tag für Tag unter dem Titel Kriegsgewinne" die Abschlüsse von Aktiengesellschaften, die durch den Krieg direkt oder indirekt höhere Profite als im Vorjahre erzielt haben. Die Steigerung der Roh- und Reingewinne oder der Dividende bietet indessen für diese Mehrgewinne nur Anhaltspunkte, aber feineswegs einen genauen Maßstab. In Wirklichkeit kann und wird die Steigerung der Profite eine weit größere sein, als die vom Gesetz borgeschriebene Veröffentlichung des Geschäftsberichts erschen läßt. Ebenso wird eine große Zahl von Unternehmungen absichtlich gleiche oder gar weniger hohe Gewinne als im Vorjahre ausweisen, um der Oeffentlichkeit nichts von diesem " Segen" des Krieges zu verraten.
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Die vielgerühmte Umformung und Anpassung des deut schen Wirtschaftslebens während des Krieges hat Handel und Industrie völlig in den Dienst der Erzeugung von rasch verbrauchten Gütern gestellt. Im wesentlichen arbeitet alles fiir den Riesenbedarf an jenen Produkten, die oft nach wenigen Stunden so genußt worden sind, daß sie der Ersegung bedürfen. Dieser gewaltige Verschleiß führt zu einem gesteigerten Umsak, von dem bei dem herrschenden Wirtschaftssystem, dessen Aufrechterhaltung und Stärkung der Zwischen Ma as und Mosel fanden Wölferfrieg fördert, die privaten Unternehmungen mehr als nur Artilleriekämpfe statt.
In den Vogesen bemächtigten wir uns südwestlich von Stoßzweier am Sattel einer vorgeschobenen französischen Stellung. Südwestlich von Metzeral wurden unsere Vorposten vor überlegenem Feinde auf ihre Unterstützungen zurückgenommen.
Destlicher Kriegsschauplatz. Im Osten ist die Lage unverändert. Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht.
Wien , 18. April. ( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: 18. April 1915, mittags.
Die allgemeine Lage ist unverändert.
In den Waldkarpathen wurden bei Nagypolany, Zellö und Telepocz russische Angriffe blutig abgewiesen, 7 Offiziere, 1425 Mann gefangen.
An allen übrigen Fronten nur Geschützkampf. Am südlichen Kriegsschauplah keine Ereignisse. Serbisches Artilleriefeuer aus der Gegend von Belgrad wurde, wie schon öfters, erfolgreich erwidert.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.
in Friedenszeiten Gewinn haben. Nicht nur die Rüstungsindustrie im engeren Sinne, die Fabrikanten von Waffen und Munition, arbeitet jekt fieberhaft; auch die Unternehmungen, die Kriegsmaterial irgendwelcher Art( Kleidung, Fuhrwerke usw.) herstellen, können die Aufträge kaum bewältigen. Die Textilindustrie, die Lederindustrie, teilweise auch die Holzund Eiſenindustrie sind vollauf beschäftigt. Das wirkt wieder auf die Rohstoffindustrie, insbesondere Berg- und Hüttenbau, günstig zurück, und so rundet sich das Bild des Wirtschaftslebens zu einer Gestalt, die der Kurzsichtige als normale Formen ansprechen könnte.
Die lückenhafte, zögernde Regelung des Lebensmittel( marktes, die viele Monate hindurch die Spekulation befördert und bis heute noch immer nicht beseitigt hat, traf nicht genug, um die Ernährung der Zurückgebliebenen als Geminnquelle für Produzenten und Händler völlig zu verschließen.
Wo bleiben nun diese Mehrgewinne? Gewiß, in einzelnen Industrien haben besonders zu Kriegsanfang die Arbeiter ihren Geldlohn steigern fönnen. Ob bei der Preiserhöhung aller Eristenzmittel noch nennenswerte Schichten der Arbeiterschaft ihr Lebensniveau wirklich berbessert haben, erscheint uns mehr als zweifelhaft. Der tapfere Kampf unserer englischen Arbeitsgenossen zeigt, wie schwer es der Arbeiterschaft im ganzen wird, berechtigte Forderungen durchzusehen. In Deutschland ist bei wichtigen Arbeiterkategorien sogar ein Rückgang des Geldlohnes eingetreten, was z. B. die amtliche Statistik der Bergarbeiterlöhne beweist. trozdem hat der einflußreichste Schwerindustrielle Westdeutschlands von Kirdorf nicht gerade freundliche Worte über die Arbeiterorganisationen gesprochen und Bedenken geäußert, daß unnötige Unzufriedenheit unter den Arbeitern entstehen könnte.
Und
Brotversorgung der Kriegsgefangenen. Rücksicht auf die Aktionäre irgend gestattet, nach außen die
Das Ministerium Asquith soll grundsätzlich geneigt sein, Schwedens und Norwegens Vermittlung für die Brotversorgung der in Deutschland gehaltenen Kriegsgefangenen anzunehmen und ein zu vereinbarendes Mehlquantum terminweise hierfür zu liefern. Die Schwierigkeiten bestünden nur noch in der Kontrollfrage.
Der Seekrieg.
Torpedierter griechischer Dampfer.
Was natürlicher, als daß angesichts dieser Situation die Gewinnsteigerungen der Aktiengesellschaften bei der Arbeiterschaft erhöhtes Interesse gewinnen! Weil die Leitungen der Unternehmungen das wissen, suchen sie, soweit das die Gewinnziffern zu kürzen. Auch diese Tendenz ist international, wie so vieles in diesem Kriege, trop aller gesuchten Hervorkehrung des Nationalen. Gestern teilten wir z. B. im Handelsteil die Erläuterung der Times" zu den Abschlußziffern der englischen Kanonenfirma Vickers mit, worin über die Verschleierung von Einnahmen geklagt wurde. In Deutschland haben die in der letzten Woche veröffentlichten Abschlüsse zweier großer Rüstungsfirmen zu ähnlichen Erörterungen über versteckte Kriegsgewinne geführt. Die Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken ermäßigen ihre Dividende von 32 auf 20 Broz. Trotzdem ist der Fabrikationsüberschuß von 6,11 auf 8,34
brotes zubereitet. Vor drei mächtigen Kesseln schwingen deutsche Haag, 18. April. ( W. T. B.) Das Marineministerium Millionen, der Reinüberschuß von 5,78 auf 8,18 Millionen Militärföche die Kelle, daneben ist die Werkstätte der Schneider hat Bericht erhalten, daß der griechische Dampfer„ Selles- Mart gestiegen. Tatsächlich beträgt die Gewinnsumme der und Schuster, wo uns ein Dußend runder, bärtiger Gesichter ent- pontos", der gestern von muiden nach Montevideo ab- ausgezahlten Dividende 6 Millionen gegen nur" 4,8 Milliogegenlacht. Müller schließt: Wir konnten General Boline, dem gegangen ist, in der Nordsee von einem Torpedo ge- nen Mark im Vorjahre. Die prozentuale Ermäßigung der Kommandanten des 9. Armeekorps, nur Anerkennung für die troffen worden sei; die Besagung von 21 Mann und der Dividende ist nichts anders als die rechnerische Folge einer im menschenfreundliche Art und Weise aussprechen, wie Frankreich niederländische Lotse hätten sich auf das Feuerschiff Noord- vergangenen Jahre vorgenommenen Kapitalverdoppelung, hinder gerettet. seine völkerrechtliche Pflicht gegenüber den Feinden erfüllt. wobei die neuen Attien im Betrage von 15 Millionen Mark