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Nr. 115. 32. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Nur keine Gefühlspolitik!

Man erinnert sich, mit welcher Wut die deutsche Presse( natür­lich nur in Worten) über Japan   herfiel, als das Ultimatum Japans   über kiautschou   bekannt wurde. In den stärksten Ausdrücken wurde damals das ganze japanische Vorgehen in Ost­aften beurteilt. Seither schweigt man über Japan  , soweit deutsche Interessen berührt, und man lobt Japan  , soweit englische und russische Intereſſen gefährdet werden. Jetzt findet ein bürgerliches Blatt fogar den Mut, dem Vorgehen Japans   Sympathie auszu sprechen und den Mangel einer Verständigung Deutschlands   mit Japan   auf das deutsche Schuldkonto zu buchen. Graf Reventlow schreibt in der Deutschen Tageszeitung" unter dem fragenden Titel Gelbe Gefahr?"

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Nach wie vor sind wir überzeugt, daß die Japaner die für sie so beispiellos günstige, vermutlich nie wiederkehrende Gelegen­heit ausnuten werden, um sich zur beherrschenden Bor­macht im fernen Osten zu machen, zu Lande und zur See. Nach

Dienstag, 27. April 1915.

Maßnahmen zur Fleischversorgung.

Deutschland   hat an und für sich nicht nach Gebietsertveiterung errichtet werden. Sie wird von der vierten, der wirtschaftlichen Ab­in Europa   gestrebt Belgien   ist jedoch das hauptsächlichste Ausfalltor teilung abgetrennt. Zum Leiter der neuen Abteilung ist Präsident für westdeutschen Handel und Industrie. Es ist das natürliche Vor- Dr. Kaug bestellt worden, der vor wenigen Wochen die Leitung des Land des Reiches, und wurde mit unsagbaren Opfern an Blut und Kanalamts in Kiel   mit dem Reichskommissariat für die Kartoffel­Gut erobert. Es bietet dem deutschen   Handel den einzigen(?) Ausweg versorgung vertauschte. nach der offenen See, und es wurde in politischer Beziehung von England gegründet, erhalten und verteidigt, um den Deutschen   diese natürlichen Vorteile vorzuenthalten. Die Liebe für die kleinen Halboffiziös wird bekanntgegeben: Um den Gemeinden bie Staaten, die England heuchelt, hält der Kritik nicht stand, wie die Vernichtung der kleinen Burenrepubliken beweist. Belgien   fann ihnen durch die Bundesratsverordnungen vom 25. Januar und 25. Februar d. 3. auferlegte Ansammlung von Fleischdauerwaren daher nicht aufgegeben werden.(?) Großbritannien   hat sehr wenig Voraussicht gezeigt, indem es noch vor Eintritt der wärmeren Jahreszeit in dem erforderlichen den deutschen   Bestrebungen, den Tätigkeitsdrang nach entwicklungs- Umfange zu ermöglichen, soll eine dem dringendsten Bedarf ent­fähigen Ländern abzuleiten, brutal entgegengetreten ist, indem es sprechende Menge von Schweinen auf die Landkreise umgelegt und Marokko   in die Hände von Frankreich   spielte. England hat auch von der Zentraleintaufsgesellschaft in Berlin   für die jede deutsche   Bestrebung zur Erschließung von Mesopo Gemeinden aufgekauft werden. Die lebernahmepreise bestimmen tamien behindert. Nach dem Frieden wird für die freie Be- sich nach den Enteignungsrichtpreisen der Verordnung vom 25. Fes tätigung in diesen Gebieten die Bahn frei gemacht werden müssen, bruar d. J. zuzüglich fester Zuschläge, die nach Gewichtsklassen die deutsche Arbeit in Afrika   und Klein- Afien würde allen Nationen, abgestuft und für die unteren Selassen höher bemessen sind wie für die oberen. Die Schweinebesizer stehen sich des­vor allem den Vereinigten Staaten  , zugute fommen." der der freihändigen Abgabe Schweine ilt Nach unseren eigenen Nachrichten über New York   hat sich halb bei als wenn sie sich durch Herr Dernburg biel zurückhaltender oder mindestens unklarer dem Umlegeverfahren günstiger, Sollte er sich wirklich ihre etwaige Weigerung einer Enteignung der Schweine über Belgiens   Schicksal ausgesprochen. in dem oben angegebenen Sinne geäußert haben, so erscheint es zu den geringeren Enteignungspreisen aussehen. Bei der Umlegung uns sehr fraglich, ob er damit der Sache Deutschlands   in Amerika   werden die einzelnen Kreise nach dem Verhältnis der vorhandenen einen guten Dienst erwiesen hat. Schweinebestände herangezogen, und zwar in geringerem Maße in den Gebieten, in denen eine besondere Gefährdung der Kartoffel­vorräte durch deren Verfütterung an Schweine nicht zu besorgen ist. Es fommen nur Schweine im Lebendgewicht von 120-200 Pfund in Frage. Ferner dürfen solche Schweine nicht in Anspruch ge­nommen werden, deren Enteignung nach der Ausführungsanweisung zu den erwähnten Verordnungen abgelehnt werden kann. ( Hiernach sind die Besizer von der Abgabe ihrer Schweine, die sie zu Zuchtzwecken oder zur Eindeckung des eigenen Fleischbedarfs benötigen, befreit.)

wie vor sind wir ebenfalls der Ansicht, daß, wie die Dinge einmal liegen, das Deutsche Reich feinerlei Ursache hat, sich des halb zu betrüben. Anderer Ansicht ist die" Frankfurter Zeitung  ", die vor einigen Tagen in offenbarer Bezug­nahme auf unseren Artikel Gelbe Gefahr?" schrieb, daß: Ein Berliner   Blatt, das sich zu gewöhnlichen Zeiten unter Die Maiversammlung in Breslau   verboten. den Hauptvorkämpfern des Rassengedankens in der Politit befindet, von dem letzten Schritte der asiatischen Großmacht mit Der Festungskommandant von Breslau   hat auf die Anmeldung sichtlichem Vergnügen Kenntnis nimmt, in den Vorgehen einer öffentlichen Versammlung am Abend des 1. Mai die Ant der Japaner nichts Unberechtigtes oder Unbegründetes sehen fann wort erteilt, daß dem Antrage auf Genehmigung ber in und den Amerikanern das Recht zum Einspruche bestreitet." Diese Auf- Aussicht genommenen Versammlung im Gewerkschaftshause nicht fassung findet das Frankfurter   Blatt furzsichtig und meint: es habe den stattgegeben werden kann". Verstand nicht hinreichend verloren, um sich über den Untergang Europas   zu freuen, wenngleich unsere Feinde dabei mit um

tommen."

Die Deutsche Tageszeitung" nimmt dabei Anlaß, fich über den Rassengedanken grundsäglich zu äußern. Sie verspottet geradezu die Frankfurter   3tg." wegen deren Begeisterung für den europäischen Raffengedanken" und sagt:

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" Den Rassengedanken in der Politik haben wir niemals in einem Sinne vertreten, der im Widerspruche mit grundlegenden und unmittelbaren Forderungen der praktischen Politit steht. Für uns ist in der praktischen Politik und ganz besonders in einer geit ihrer Fortsetzung mit anderen Mitteln" der alte lateinische Spruch maßgebend: Erst leben, dann philosophieren"... Die Bemerkung, wir fänden nichts Unberechtigtes im Vorgehen der Japaner und be­stritten den Amerikanern das Recht zum Einspruche, ist ohne Boden, denn wir haben Fragen der Berechtigung oder Nichtberechtigung in diesen Fragen weder nach der einen, noch nach der anderen Seite hin erörtert. Es handelt sich ja auch in der Tat gar nicht um Be­rechtigung oder Nichtberechtigung, sondern um Machtfragen, die übrigens wirklich nicht von heute sind...

Bisher waren in Breslau   alle Mitgliederversammlungen ge­nehmigt worden, darunter auch eine Gedächtnisversammlung für Ferdinand Laffalle unter freiem Himmel und die Festversammlung zum 25jährigen Bestehen des sozialdemokratischen Vereins. Das fammlung am 1. Mai.

Berbot bezieht sich also sicher auf den besonderen Charakter der Ver­

Gutsbefizer verdienen viel Geld.

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Die von dem früheren Reichstagsabgeordneten Rettig redis gierten medlenburgischen Landwirtschaftlichen Annalen", das Organ der obotritischen Gutsbesizer, schreiben in ihrer neuesten Nummer: Wer seine Kartoffelu gut pflegt, sie öfters vorsichtig um schaufelt und rechtzeitig entfeimt, hat gute Kartoffeln bis zur nächsten Ernte, verdient damit bei den diesjährigen hohen Preisen sehr viel Geld...."

Profeffor Conrad gestorben.

In Halle ist der Nationalöfonom Geheimer Regierungsrat  Profeffor Johannes Conrad im 77. Lebensjahre gestorben.

Conrad ist in weiteren Streifen als Mitherausgeber des Handwörter­buchs der Staatswissenschaften" und der Jahrbücher für National ökonomie und Statistit" bekannt. Als Forscher fam er in seiner theoretischen Anschauungen nie über einen Eflektizismus hinaus. Neben seiner Tätigkeit als Herausgeber der genannten Werke ver­dienen daher nur seine Arbeiten zur Bevölkerungs- und Sozial statistik Beachtung.

Reichsentschädigungskommission.

Der Reichsanzeiger" veröffentlicht eine Anordnung betreffend Dies Bekenntnis der Interessen ist überaus bemerkenswert. das Verfahren vor der Reichsentschädigungskommission. Die Reichs­um so mehr muß die neue Verordnung des Bundesrats zum entschädigungskommission erhält die Aufgabe, die Eigentümer der Widerspruch herausfordern, weil sie eine weitere Zurückhaltung der während des gegenwärtigen Krieges im feindlichen Ausland im Diese erfreuliche Deutlichkeit in der Sprache über die Beiveggründe Kartoffelvorräte bewirken wird mit ihrer Entschädigung" Namen des Reiches beschlagnahmten Güter festzustellen, über die Ent­und entscheidenden Faktoren der auswärtigen Politik aller tapitalisti- für Aufbewahrung und geeignete Behandlung der Kartoffeln schädigungsansprüche der Eigentümer und anderer Berechtigter zu ent scheiden und die Zahlung der Entschädigungen zu veranlassen. Sie darf fchen Staaten ist leider heute selten genug zu finden; auch da, wo ein sowie für Ausfall und Risiko. der Parteianschauung eigentümliches geschichtliches Erkenntnissystem mit Zustimmung der Beschlagnahmebehörde statt der Entschädigung die Mitleid verboten! Rüdgabe des Gutes anordnen. Sie entscheidet ferner, inwieweit der die Zurüdführung aller Ereignisse auf Machtfragen besonders nahe­Tegt. Die Deutsche Tageszeitung" scheut sich auch feineswegs, Das Stadtpolizeiamt in Schwerin   i. M. gibt befannt: Auszahlung der Entschädigungen gefeßliche Zahlungsverbote entgegen­aus ihrer theoretischen Erkenntnis über die Ursachen politischer Es ist in letzter Zeit wiederholt vorgekommen, daß die stehen. Die Entscheidung darf auf die Höhe des Anspruchs be­Berschiebungen die praktische Folgerung zu ziehen. Was würde Sivilbevölkerung beim Durchzug von Kriegsgefangenen schränkt werden, wenn die Aufklärung der Rechtsverhältnisse erheb­auch die Einsicht in den Charakter von Macht vorgängen nugen, ein außerordentlich tattloses Benehmen gezeigt hat. liche Schwierigkeiten bereitet, oder die Entschädigung von mehreren penn man nicht zur schließlichen Erkenntnis der eigenen Macht Nicht nur haben sich große Scharen von Neugierigen ge- Beteiligten beansprucht und eine Einigung zwischen ihnen nicht fäme! So schreibt das konservative Organ: sammelt, sondern viele Zuschauer- namentlich der weiberreicht wird. In diesem Falle darf die Kommission anordnen, das

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Die Japaner haben uns Kiautschou genommen. Man tannliche Teil haben sich auch nicht enthalten, Mitleid der Betrag der Entschädigung unter Verzicht auf das Recht der heute wohl aussprechen, was in früheren Jahren zu erörtern nicht mit den Gefangenen durch Weinen, durch Be- Rücknahme bei der Reichsbank hinterlegt wird. als zwedmäßig erschien, weil es eine schwebende und nach mangen fchenfen und durch Hilfeleistung beim Tragen des Die Kommission besteht aus fünf Mitgliedern, von denen drei Beziehungen auch heifle Frage war: daß das deutsche Pachtgebiet Gepäcs usw. zu zeigen. Die Zivilbevölkerung wird darauf rechtstundig und zwei Kaufleute fein müssen. Die Verhandlungen Stiautichou tatsächlich zu sichern nur möglich war durch hingewiesen, daß Maßnahmen getroffen sind, damit ein der Kommission sind nicht öffentlich, doch kann den Beteiligten die ein forgfältig vorbereitetes und durchdachtes, zweckbewußtes Gegen­seitigkeitsabkommen zwischen dem Deutschen   Reiche und Japan  . Bir derartiges Verhalten fünftig unter allen Umständen verhindert Anwesenheit gestattet werden.

missen nicht, ob die Frankfurter Zeitung  " das Zustandekommen wird.". dieser praftisch einzig möglichen Sicherung eines großen und zukunftreichen deutschen   Kulturwertes in Ostasien   als

Teilnahme der Fortbildungsschüler an militärischen Uebungen.

Annahme des Frauenwahlrechts in Dänemark  . Der Kölnischen Zeitung  " wird aus Kopenhagen   ge­meldet: Alle dänischen politischen Frauenvereine begrüßen hoch­erfreut die Annahme der neuen Verfassung durch den Reichstag  . Die Verfassung bedarf aber noch der Bestätigung durch den neuzu­wählenden Reichstag. Die Neuwahlen werden ohne Wahlkamp stattfinden, und so ist die Bestätigung sichergestellt, so daß die Frauen in wenigen Wochen politisches Wahlrecht bekommen. Die

ein schändliches Mit Füßentreten des Gedankens der Ge­meinsamkeit von Rasse und europäischer Kultur" betrachtet In der rheinischen Stadt Höhscheid haben unsere Genossen im haben würde. Wir können uns nicht zu diesem Aft reiner Stadtrat die Mehrheit. Sie lehnten eine Bestimmung im Stunden­Rassenvernunft aufschwingen, sondern bedauern heute ebenso wie im Sommer 1914, daß man in den leztvergangenen Jahren plan der Fortbildungsschule ab, nach welcher die Schüler gezwungen deutscherseits die Gelegenheit nicht benutzt hat, um zu einem der- werden sollen, an den bekannten militärischen lebungen teilzunehmen. artigen Einverständnis mit Japan   zu gelangen. Der legte Von einem Beigeordneten wurde darauf behauptet, die Regierung Reichstagsmitglieder fanden am Sonnabend bei Gröffnung der japanische Botschafter zu Berlin  , Herr Sugimura, ist mit Bedauern babe die zwangsweise Beteiligung der Schüler angeordnet. Sigung ihre Bläße von dankbaren Wahlrechtsfrauen mit Erinne schon Monatsfrist vor dem Kriege- geschieden, weil seine Das Schöffengericht in Herford   hat vier Fabrikanten frei- für das Frauenwahlrecht geschmückt. in der gleichen Richtung liegenden Wünsche sich gesprochen, die ihre Lehrlinge von den Uebungen fernhielten, als unausführbar erwiesen. Vielleicht weiß die Frankfurter   trotzdem die Beteiligung im Lehrplan vorgeschrieben ist. Eine klare Zeitung", welch entscheidenden und unheilvollen Einfluß hier der Entscheidung in dieser strittigen Frage, die allerwärts Unannehm Deshalb ist aus New York  , Herr Jakob Schiff  , ausgeübt hat bereitet, wäre sehr beer

Bantmannt

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vonnöten.

Kiautschou   berloren gegangen. Noch so starte Befestigungen würden, wie heute wohl jedem Deutschen Har ist, den gleichen Ausgang auf die Länge nicht verhindert Eine Ausweisung zurückgenommen. haben." Jm Januar vor einem Jahre wurde der dänische Parteigenosse Diese Bemerkungen sind zunächst einmal grundsätzlich durchaus Abgeordneter Stauning aus Flensburg   ausgewiesen, wo richtig. Kiautschou to ar nur zu halten, wenn Deutschland   sich mit er im sozialdemokratischen Verein über die bevorstehende( und jetzt Japan   verständigt hatte. Aber auch die Einzelbemerkung über die vollzogene) Verfassungsrevision in Dänemark   sprechen wollte. Unsere Gründe für das Scheiden des japanischen Botschafters aus Fraktion beschwerte sich im Reichstage wie im Landtage über diese Berlin   eine Monatsfrist vor dem Kriege verdient Beachtung, Ausweisung. Wie der dänische Minister des Aeußern dem Genossen und die ihr zu Grunde liegenden Tatsachen müssen nach dem Kriege Stauning mitteilte, ist das an ihn ergangene Verbot, preußischen schärfer beleuchtet und fritisiert werden. Boden zu betreten, jezt aufgehoben worden. Der Kopenhagener Socialdemokrat" bemerkt dazu: Mit Genugtuung emp­fangen wir diese Nachricht. Der peinliche Eindruck, den die Aus­weisung hervorrief, ist ausgelöscht, und es wird auch bei unseren deutschen   Parteigenossen Genugtuung erweden, daß das Verbot, den Borsigenden der dänischen Sozialdemokratie als Gast in Deutschland  zu sehen, nunmehr aufgehoben ist."

Politische Uebersicht.

Für Annexionen.

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Prälat Wacker unterwirft sich!

Der streitbare Führer des badischen Zentrums, Geistlicher Rat Wacker, war mit den ihm vorgesezten kirchlichen Behörden in Diffe renzen geraten. Der päpstliche Osservatore Romano  " veröffentlicht nun ein Dekret der Inder- Kongregation, wonach Wacker, dessen Schrift Zentrum und firchliche Autorität" auf den Inder gesetzt wurde, sich löblich unterworfen hat.

Wie der Deutsche Kurier" aus Tangermünde   berichtet, Hielt nationalliberale Abgeordnete Wachhorst de ente dort einen Vortrag über seine Fahrten durch das französische und belgische Stampfgebiet, und führte bei dieser Gelegenheit über das Kriegsziel aus: Unser Baterland müsse größer sein; wir dürfen uns nichts nehmen lassen, wir hätten sonst nichts erreicht, als daß wir nur gefiegt haben. Wir wollen auch den Lohn des Sieges haben. ir wollen nicht wieder alles herausgeben." Es gibt wohl kaum noch einen nationalliberalen Abgeord­neten, der nicht öffentlich seinem Verlangen nach Annerionen Die Verlängerung der Landtagswahlperiode in Sachsen  . Ausdruck gegeben hätte. Aber der Beifall der zufälligen Zu­Wir berichteten bereits vor einiger Zeit, daß infolge des Krieges hörer beweist noch keineswegs, daß das deutsche   Volf gleiche Wünsche hegt. Es fehlt den breiten Massen nur an der Mög- in diesem Jahre in Sachsen   die nach dem Gesetz vorzunehmenden lichkeit, eine entgegenstehende Agitation in öffentlichen Ver­sammlungen betreiben zu können.

Dernburg über das Kriegsziel.

Der einstige Staatssekretär des Reichs- Kolonialamts, Herr Dernburg  , der seit Beginn des Krieges in Amerita tätig ist, hat in einem Schreiben an dortige Zeitungen seine Ansichten über das Striegsziel dargelegt. Nach einem Bericht der Nationalzeitung" führte er aus:

Landtagswahlen ausfallen sollen. Nunmehr fündigt die sächsische Regierung an, daß sie sich denmächst mit den Vorständen der einzelnen Parteien ins Bernehmen setzen und dem Landtag eine Vorlage zugehen lassen werde, die bestimmt, daß die Wahlen um zwei Jahre hinausgeschoben werden.

rungen über das glückliche Ergebnis des jahrzehntelangen Kampfes

Zur Behandlung der Kriegs­

Zur

schrift:

gefangenen.

Genosse ua bittet uns um Veröffentlichung folgender 3u­Im Berliner Tageblatt"( Ausgabe vom Sonntag, den 18. April) lese ich folgendes:

Nach einem Bericht der Rjetsch" hat ein Ministerrat fol­gende Regeln über die Verwendung Kriegsgefangener für private Unternehmungen aufgestellt: Die Kriegsgefangenen dürfen nur solchen industriellen Unternehmungen, Bergwerken usw. zur Verfügung gestellt werden, die militärische oder volkswirtschaft­liche Bedeutung haben; es sind hier also dieselben Gesichtspunkte maßgebend, wie für die für die Verwendung der Reichswehr au gleichen Zweden. Die Bezahlung für die Leistungen der Kriegs­gefangenen darf nicht unter den ortsüblichen Preisen bleiben; diese Bezahlung tommt jedoch nicht in die Hände der Kriegsgefangenen selbst, da cine Entlohnung dieser nicht der Behandlung russi­scher Kriegsgefangener in Deutschland   11 11 b Oesterreich- Ungarn entsprechen würde, die grausamste Not Litten( 1) und für ihre Arbeit nicht die notwendigste Kleidung und Nahrung, geschweige denn Geld erhielten. Falls Deutschland  und Oesterreich- Ungarn   hier jedoch nach humaneren Grundsähen verfahren und die russischen   Kriegsgefangenen bezahlen würden, würde die russische   Regierung ihnen auf diesem Wege sofort folgen und den Kriegsgefangenen der beiden Länder sogar un­verzüglich einen Teil des bisher zurückgehaltenen Lohnes an weifen." In Anbetracht des numerischen Mißverhältnisses der gegenseitigen Gefangenen ist das ein ganz geschäftstüchtiger Borschlag der russischen Regierung."

Hierzu möchte ich bemerken: Im rheinisch- westfälischen Berg­bau sind etwa seit Beginn des Monats März auch Kriegsgefangene beschäftigt. Wieviele es zurzeit genau sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Es mögen nun etliche Tausend sein, meist Belgier und Franzosen  , wenige Ruffen, Engländer am wenigsten. Was nach der Rjetsch" angeblich ein russischer Ministerrat über die Be­handlung der in deutschen industriellen Unternehmungen beschäf­tigten Kriegsgefangenen erklärt haben soll, trifft nach meinen Informationen auf die im rheinisch- westfälischen Bergbau Be Zur Bearbeitung der Striegs Ernährungsfragen soll im schäftigten nicht zu. Meine Informationen stammen von freigewerk. Reichsamt des Innern eine neue fünfte Ministerialabteilung schaftlich organisierten Bergleuten, die mit den Kriegsgefangenen

Abteilung für Ernährungsfragen.

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