Nr. 125.- 32. Jahrg.
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,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.
Freitag, den 7. Mai 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.
Weitere Fortschritte an der westgalizischen Front.
Die Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 6. Mai 1915.( W. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplay.
Fast auf der ganzen Front fanden heftige Artilleriekämpfe ftatt. Bei Ypern wurden weitere Fortschritte, so durch Einnahme der Ferme Vanheule und an der Bahn Messines- Yperu, gemacht. Es wurden einige Hundert Gefangene und 15 Maschinengewehre erbeutet.
Im Waldgelände westlich Combres fielen bei einem Vorstok vier französische Offiziere, 135 Mann, 4 Maschinengewehre und ein Minenwerfer in unsere Hand.
Unser gestriger Angriff im Aillywalde führte zu dem erstrebten Erfolg. Der Feind wurde aus seiner Stellung geworfen. Mehr als 2000 Franzosen, darunter 21 Offiziere, 2 Geschüse sowie mehrere Maschinengewehre und Minenwerfer blieben unsere Beute. Auch die blutigen französischen Verluste waren sehr schwer.
Nördlich Flirey und bei Croix des Carnes griff der Feind an. Nördlich des erstgenannten Ortes drang er an einer Stelle bis in unseren Graben. Um ein kleines Stück wird noch gekämpft; an allen anderen Stellen wurden die Franzosen zurückgeworfen. In den Vogesen wurde ein Vorstoß gegen unsere Stellung nördlich Steina. brück abgewiesen.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Südwestlich Mitau , füdlich Szadow und östlich Roffienic danern die Kämpfe noch an.
Nordöstlich und südwestlich Kalwaria sind unsere Stellungen im Laufe des gestrigen Tages mehrfach von starken russischen Kräften angegriffen worden; sämtliche Angriffe scheiterten unter sehr großen Verlusten des Feindes. Ebenso wenig Erfolg hatten feindliche Vorstöße gegen unsere Brückenköpfe an der Pilica .
Die Festung Grodno wurde heute nacht mit Bomben belegt.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
In Westgalizien versuchten die Nachhuten des flüchtenden Feindes den unter Befehl des Generalobersten v. Mackensen stehenden verbündeten Truppen gestern ver zweifelten Widerstand zu leisten, der aber auf den Höhen des linken Wislokaufers ober: wie unterhalb der Ropamündung mit wuchtigen Schlägen gebrochen wurde. Noch abends war nicht nur an mehreren Stellen der Uebergang über die Wisloka erzwungen, sondern auch feste Hand auf die Duklapakstraße durch Besehung des Ortes gleichen Namens gelegt. In der Gegend östlich von Tarnow und nördlich bis zur Weichsel wurde auf dem rechten Ufer des Dunajec bis in die Nacht hinein gefochten. Die Zahl der bisher gemachten Gefangenen ist auf über vierzigtausend gestiegen, wobei zu beachten ist, daß es sich um reine Frontalkämpfe handelt.
Im Beskidengebirge an der Lupkow Passtraße schreitet ein Angriff der Kräfte des Generals der Kavallerie v. d. Marwin gleichlaufend demjenigen der öfterreichisch- ungarischen Armee, mit der sie in einem Verbande stehen, günstig fort. Oberste Heeresleitung.
Der österreichische Generalstabsbericht. der Gefangenen ist auf über 50 000 gestiegen.
Die übrige Situation ist unverändert. Im Orawatale Wien , 6. Mai. ( W. T. B.) Amtlich wird verwurde ein starker russischer Angriff gegen die Höhe Ostry Yautbart: 6. Mai 1915, mittags: blutig abgewiesen, 700 Russen gefange:
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Auf der ganzen Schlachtfront in Westgalizien dringen die Verbündeten weiter erfolgreich vor. Wien , 6. Mai. ( W. T. B.) Amtlich wird verNoch intakte Truppen des Feindes versuchen in günstigen lautbart: 6. Mai 1915, 4 1hr nachmittags: Auch die letzten Verteidigungsstellungen den schleunigen Rückzug zu decken. russischen Stellungen auf den Höhen östlich des Starke russische Kräfte in den Beskiden sind durch den Flan- Dunajec und der Biala sind von unseren Truppen erkenstoß der siegreichen Armeen schwer bedroht. Die Gegend kämpft. Seit 10 11hr vormittags ist Tarnow wieder von Jaslo und Dukla ist bereits erkämpft. in unserem Befit.
Die im Gange befindlichen Kämpfe werden die Vernichtung der 3. russischen Armee vervollständigen. Die Zahil
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Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Die italienische Krise.
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Auf des Messers Schneide.
Die National- 3tg." schreibt über die Haltung Italiens :
,, Die Verhandlungen zwischen Wien und Rom befinden sich im End st a dium. Die Angebote und Forderungen von der einen wie von der anderen Scite lassen noch einen Ausgleich zu, der in letter Stunde versucht wird, aber die Lage ist so, daß es heißt: c'est à prendre ou à laisser entweder Einigung oder Abbruch, ein Drittes ist nicht mehr möglich.
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Wir hatten die Gelegenheit, die Ansicht einer unterrichtetent Stelle, die den Verhandlungen sehr nahesteht, zu vernehmen. Sie läßt über den Ernst der Lage feinen Zweifel und wurde in folgende Worte zusammengefaßt:
,, Wenn von italienischer Seite nicht Maß gehalten und Be sonnenheit gewahrt, von österreichischer nicht mit diplomatischem Geschick operiert wird, kann es zum Bruche kommen, der in der Gegenwart für Desterreich und für uns unbequem, für Italien aber der Ruin seiner Zukunft wäre. Hoffen wir, daß allen Beteiligten das erspart wird. Was möglich ist, es zu verhindern, geschieht."
Zwischen, Bien, Berlin und Rom findet ein cifriger Meinungsaustausch statt, da namentlich die Reichsregierung die ihr nach Lage der Dinge zustehende Vermittlerrolle bis zum letzten Augenblick zu betätigen und zu erfüllen bemüht Wie die Entscheidung auch fallen mag, sie kann uns nicht unvorbereitet treffen."
ist.
Keine Gewißheit; aber nicht unvorbereitet!
In Berliner diplomatischen Kreisen besteht, wie der " Frankfurter 8tg." aus Berlin telegraphiert wird, teine Gewißheit darüber, ob es wahr ist, was in französischen und in einzelnen italienischen Blättern in der letzten Zeit schon mehrere Male und neuerdings wieder be hauptet worden ist, daß im stillen Italien mit Frankreich und der ganzen Tripelentente einig sei. Wäre das der Fall, so könnten weitere Berhandlungen höchstens den Zweck eines aus irgendwelchen Gründen noch gewünschten kleinen Aufschubes haben. In so ernster, zugespikter Lage, in der der nächste Tag über Krieg und Frieden entscheiden kann, sind Ueberraschungen im lekten Augenblick nicht ausgeschlossen, und bevor das entscheidende Wort offiziell gesprochen worden ist, kann man hoffen, daß es noch zu cinem Ausgleich und Erhaltung des Friedens zwischen den bisherigen Verbündeten kommt. Es trifft natürlich die Leitung der deutschen Politik und unsere oberste Heeresleitung nicht unvorbereitet; man darf beiden zutrauen, daß sie jede mögliche Ebentualität schon seit langer Zeit in Rechnung gestellt haben.
Die, Vossische Zeitung" meldet aus Mailand : Soviel bis jetzt bekannt, sind die Feierlichkeiten von Duarto in voller Ruhe verlaufen. Die Bevölkerung zeigte sich ungeachtet des italienischen Temperaments der Schwierigkeiten des politischen Augenblics durchaus bewußt. Der Festzug der Vereine und Körperschaften mit Fahnen und Musik wurde auf der Piazza Um berto in Mailand zusammengestellt und setzte sich von dort längs des Meeresstrandes nach Quarto in Bewegung. Zu Beginn des Weiheaktes verlas der Bürgermeister von Genua , General Massone, folgendes Telegramm des Königs. Viktor Emanuel :
Obwohl Staatsgeschäfte zu meinem Leidwesen mich verhindern, an der Zeremonie teilzunehmen, weilen heute meine Gedanken an dem Felsen von Quarto, an jener ligurischen MeeresKüste, welche die erste Verkündigung der Einheit des Vaterlandes und den Heerführer der Tausend gebar, der mit unsterblicher Kühnheit unsterb lichen Begebnissen entgegensegelte. Von derselben Icidenschaftlichen Glut der Gefühle bewegt, welche meinen großen Ahnen leiteten, sende ich den Versammelten meinen Gruß. Aus der übereinstimmenden Erinnerung entnehme ich den Glauben an die glorreiche gutunft Italiens . Bittorio Emanuele."