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Zcntralorgars der rozialdcmokratifchcn Partei Deutfchlands.

Neüaktion: SW. 68, Linüenstraße Z. Fernsprecher: Amt Moritzplat?, Nr. 1319013137.

Miwvoch, den 12. Mai 191S.

Expedition: SW. 68, Linüenstraße Z. Fernsprecher: Amt MoriNplnk. Nr. 131 9V 131 97.

Die Meldung des Grohen Hauptquartiers. Amtlich. Großes Hauptquartier, den 11. Mai IS 13.(W. T. B.) Westlicher 5�riegsschauplatz. Gestern vormittag wurde vor West ende ein englisches Linienschiff durch unser Feuer vertrieben. Qestlich Dp er« machten wir weitere Fortschritte und erbeuteten 3 Maschinen- gewehre. Südwestlich Lille setzten die Franzosen ihre Angriffe auf die Lorcttohöhe und die Orte Ablain und Carency fort. Sämtliche Angriffe wurden abgeschlagen. Die Zahl der von uns hier gemachten Gefangenen erhöht sich auf 800. Zwischen Car eney und Neuville hielten die Franzosen die von ihnen genommenen Gräben noch in Besitz, der Kampf dauert hier fort. Ein englisches Flugzeug wurde südwestlich Lille herunter- geschossen. Nordwestlich Bcrry au Bac in den Waldungen südlich La Bille au Bois stürmten unsere Truppen gestern eine aus zwei hintereinanderliegcnden Linien bestehende Stellung in Breite von 400 Meter, machten dabei eine Anzahl unverwnndeter Gefangener und erbeuteten zwei Minenwerfer mit viel Munition. Feindliche Jnfantcrreangriffc nörd- lich Flirey und im Priesterwalde scheiterten unter erheblichen Berlusteu für den Gegner. Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Ruffeu versuchten gestern in der Linie Besko Brzozow an der Stobnica Brzezankaabschnitt Rvpezyce(östlich Dcbiea) Szczncin an der Weichsel die Verfolgung der Armeen des Generalobersten v. Mackensen znm Stehen zu bringen. Diese Absicht ist völlig gescheitert. Gegen Abend waren die rnssisdien Linien an vielen Stellen, insbesondere bei Besko und zwischen Brzozow und Luteza durchbrochen, nachdem am Vormittag bereits ein verzweifelter Angriff mehrerer rnssischer Divisionen von Sanok in Richtung Besko unter schwersten Verlusten für den Feind gescheitert war. Die Verfolgung wird fortgesetzt. Oberste Heeresleitung.

Der öfterreichische Generalstabsbericht. Wien , 11. Mai.<W. T. B.) Amtlich wird verlaut- bart, 11. Mai 1915, mittags: In den Kämpfen der letzten zwei Tage haben unsere Truppen die russische Schlachtlinie bei Debica durchbrochen. Hierdurch wurden die südlich der Weichsel kämpfenden starken russischen Kräfte zum schleunigen Rsickzug hinter die untere Wisloka gezwungen. Die Tragweite dieser Ereignisse wird klar durch die seit heute früh vorliegenden Meldungen über den Rückzug des feind- lichcu Südftügcls in Russisch- Polen. Die stark befestigte N i d a f r o n t wird vom Gegner als unhaltbar erkannt «nd e i l i g st geräumt. Wie der Erfolg bei G o r l i c c und I a s l o sich auf die Karpathenfront übertrug, so beeinflußt jener der Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand bei Tornow und D e b i c a die S i t u a t i o n in Russisch- Polen. In Mittelgalizien dringen unsere und die deutschen Truppen unter fortwährenden erfolgreichen Kämpfen den Trümmern der geschlagenen russischen Korps gegen den San ab schnitt Dynow Sanok nach. Ein versuchter russischer Gegenangriff von zirka drei Divisionen von Sanok entlang der Bahn gegen Westen wurde unter schweren Ver- lüften des Feindes blutig zurückgeschlagen und die Berfolgung fortgesetzt. Gcfaugenenzahl und Beute nehmen täglich zu. Die aus dem Waldgebirge vorgedrungenen Kolonnen haben bei B a l i g r o d starkeu Gegner geworfen und mit Bortruppen den San bei Dwernik überschritten. Die russische achte Armee, die im allgcnicinen zwischen Lupkow und llzsok kämpfte, ist nunmehr mit beträchtlichen Teilen ebenfalls in die R i e d e r l a g c verwickelt. In Südostgalizien sind die Russen in mehrcrcii Abschnitten zum A n g r i f f ü b c r g c g a n g e n. Ein Borstosi starker Kräfte nördlich des Pruth ans Czernowitz wurde an der Rcichsgrcnze zurückgeschlagen, sechshundert- zwanzig Gefangene gemacht. Nördlich Horodinka gelang es feindlichcu Abtcilnngcn, am südlichen Dnjeftrufer Fuß zn fassen. Ter Kamps dauert hier an. Der Stellvertreier dcs�Ehcss des Gcncralstabes. von Hocfcr, Fcldmarschallcutnant.

Das Gebiet öer neuen englifih- französisthen Offensive.

RuPfihe Krieöenswünfthe! -- Das- Moskcnier liber.ile OrganRnsikisn Wedomosti" beschäftigt sich in seiner Niiinmer vom 29. April in einem Leitartikel mit der Frage eines Separatfriedens zwischen Rußland und O e st c r r e i ch- U n g a r n. Obwohl dem Blatte kein offiziöser Charakter innewohnt, sind seine Aeußerungcn über diesen Gegenstand von starkem Interesse, da sie im allgemeinen mit den Anschauungen der einflußreichen Schicht der bürgerlichen Intelligenz zusammen- fallen. Das gemeinsame europäische Interesse in diesem Kriege", schreibt das Blatt,ist vor allem die Zertrümmerung des deutschen Militarismus; neben diesem Ziel erscheinen sogar verschiedene Gebictsvcrändcrungen als nebensächlich. Ob- wohl die Teilnahme Oesterreich-Ungarns am Kriege keines- falls eine entscheidende Bedeutung haben kann, wird seine Ausschaltung doch die Verwirklichung des Hauptzieles be- schleunigen und erleichtern. Deshalb liegt für die ver- b ü n d e t e n M ä 6) t c kein Grund vor, gegen einen Separatfrieden mit O e st e r r e i ch- Ungarn zu opponieren. Unter welchen Bedingungen wäre ein solcher Separat- frieden für Rußland annehmbar� Das Schickial Galiziens weckt nach dem Fall von PrzeinySl keinen Zweifel mehr.(?) Was Westgalizien mit Krakau betrifft, so brauchen wir es als einen Teil des zu neuem Leben wieder erweckten Polens . Wenn von national-polnischem Standpunkte der Verlust Galiziens beklagt werden konnte, so liegt jetzt, wo dieser Verlust des größten Teils Galiziens eine vollendete Tatsache geworden ist, kaum ein Grund vor zu wünschen, daß der übrige Teil Galiziens politisch nicht mit dem Gebiet ver- einigt werden soll, in dem die Hauptmasse des polnischen Volkes leben wird. Ebenso unzweiselhaft ist es, daß Bosnien und Herzegowina zu Serbien geschlagen werden müssen, das zudem einen Ausgang zur Adria erhalten soll. Dann wird jedes Hindernis beseitigt sein, daß Bulgarien den Teil Mazedoniens zurückbekommt, der nach der Zusammensetzung seiner Bevölkerung jedenfalls lveit eher bulgarisch als serbisch ist. Diese zwei Friedensbedingungen sind genügend klar. Schwieriger ist es, die Garantien zn bestimmen, die gegen die Aufrechterhaltung der ausschließlichen politischen Bedentiina der d e II t s ch c n und magyarischen Elemente erhalten werden müssen. In einem Oesterrcich-Nngarn olme Bosnien, Herzegowina und Galizicn haben diese Elemente alle Aussichten, sich noch enger zusammenzuschließen und noch energischer eine antislawische Politik zn fübrcn. Deshalb müssen die Tscheche n und Kroate n eine A u t o n o in i c erhalten, ferner müssen bestimmte Maßnahmen crgrifsen werden gegen die Denationalisierung der Slowenen, wie überhaupt dahin gewirkt werden muß, daß Oesterreich-Ungarn dezentralisiert und die beherrschende Stellung Ungarns ge- krochen wird. Vielleicht wird die Doppelmonarchie ans diesem Wege zum Föderalismus gelangen, gegen den in Budapest so hartnäckig und erbittert angekämpft worden ist." Das Blatt bemerkt, man könne diese Bedingungen keines- wcgs als übermäßig schwer bezeichnen. Durch ihre Verwirk- lichung würde Oesterreich-Ungarn von derverderblichen Ab- hängigkeit" von Deutschland frei kommen. Andererseits würdeein Separatfriede Oesterreich von de r Notwendigkeit entbinden, Italien und Rumänien Gebietsabtretungen zu g c- Wöhren freilich müßte die Lage der Italiener in Zis- leitbanien und die der Rumänen in Transleitbanien ge­ändert werden. Aber schon die Erhaltung von Trieft und der dalmatinischen Küste wäre ein unschätzbarer Gewinn für Oesterreich-Ungarn , dessen Früchte auch seinen slawischen Völkerschaften zugute kommen würden." Wir halten es für überflüssig, gegen diese Darlegungen des russischen liberalen Blattes zu polemisieren. Die Un- diirchfübrbarkeit der russischen K'riegszielc liegt bei dem jetzigen Stand der Tinge klar zutage. Das immer wieder- kehrende Bestreben der russischen Presse, Oesterreich-llngarn die Vorteile eines Separatfriedens darzulegen, zeigt vielmehr den Wunsch, auf diesem Wege n b e r h a u p t z n m F r i e d e n' zu gelangen. Besonders interessant ist im Zusammen- hang mit der erwarteten Entscheidung Italiens der Hinweis des russischen Blattes, daß ein Scparatfriede mit Rußland Oesterreich-Ungarn von der Notwendigkeit entbinden würde, weitgehende Konzessionen an Italien zu machen.