Nr. 137.- 32. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
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Mittwoch, den 19. Mai 1915.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplats, Nr. 151.90-151 97.
Größere Kämpfe am Njemen und bei przemyft.
Die Meldung des Großen Hauptquartiers.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 18. Mai 1915.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Nördlich von Ypern am Kanal bei Steenstraate und Het Sas herrschte gestern Ruhe. Auf dem östlichen Kanalufer südöstlich Boesinghe entwickelten sich an einzelnen Stellen Kämpfe, die noch fortdauern.
Südlich von Neuve Chapelle versuchten die Engländer gestern und heute nacht vergeblich, weiteren Boden zu gewinnen. Alle Angriffe wurden unter starken Verlusten für den Feind abgewiesen.
Erneute französische Angriffe an der Lorettohöhe, bei Ablain und westlich Souchez scheiterten. 170 Gefangene blieben in unserer Hand.
Bei Ailly kam der Infanteriekampf zum Stillstand. Ein französischer Vorstok, im Priesterwalde brach in unserem flankierenden Feuer zusammen.
Deftlicher Kriegsschauplatz.
An der Dubissa wurden in der Gegend Eiragola wiederum starke feindliche Angriffe abgewiesen. Gegen die südlich des Njemen herangeführten russischen Kräfte gingen unsere Truppen in allgemeiner Richtung Gryszkabuda, Syntowty, Szaki zum Angriff vor. Die Kämpfe dauern noch an. Gestern wurden 1700 Russen ge= fangen. Nördlich der Wysoka warf unsere Kavallerie die feindliche. griffe auf Mariampol scheiterten.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Nördlich Przemysl , südlich von Jaroslau bis zur Einmündung des Wislok in den San , haben sich deutsche und österreichisch- ungarische Truppen den Uebergang über den San erkämpft. Der Gegner geht hier weiter nach Often und Nordosten zurück. Zwischen Pilica und oberer Weichsel ( bei Ilza und Lagow), südöstlich Przemysl sowie in der Gegend von Stryj find seit gestern größere Kämpfe im Gange.
Der österreichische Generalstabsbericht. Wien , 18. Mai. ( W. T. B.) Amtlich wird verTautbart 18. Mai 1915, mittags:
Die verbündeten Truppen hatten nach erbitterten Kämpfen an mehreren Stellen den San forciert und am Ostufer des Flusses Fuß gefaßt. Gegenangriffe der Russen wurden überall blutig abgewiesen, der Feind in östlicher Richtung zurückgeworfen.
Oberste Heeresleitung.
Italien ist von einer wilden Kriegsleidenschaft ergriffen, die sich in tumultuarischen Straßendemonstrationen und hysterischem Kriegsgeschrei Luft macht. Zwar der größte Teil der sozialistischen Arbeiterschaft des industriellen Nordens wie auch ein beträchtlicher Teil der wohlhabenden Handelsund Industriebourgeoisie, die die Folgen des Krieges für das Wirtschaftslebens Italiens abzuschäßen weiß, sträuben sich gegen den Krieg; aber sie vermögen gegen den über alle vernünftigen Erwägungen himveg stürmenden Barorysmus nicht aufzufommen. Das führende Wort hat die sogen. n- telligenz der Nation", das heißt die Masse der Intelleftuellen, von den Universitätsrettoren und weltbekannten Gelehrten bis herab zum verbummelten Kneipen- Intelleftuellen. Sie beherrschen nahezu die gesamte Tagespresse wie den Ton auf der Straße, in den Kaffeehäusern und Weinschänken. Und doch, so sollte man meinen, hat diese fanatisch erregte Masse nicht nur an den friegführenden Mächten deutliche Beispiele dafür vor Augen, welche enormen Opfer an Blut und Menschenleben ein moderner Krieg kostet, sondern auch wie zerstörend er auf das gesamte Wirtschaftsleben wirft und welche ungeheure Preissteigerung der notwendigsten Rebensmittel er hervorruft selbst in Ländern, die wirtschaftlich viel kräftiger organisiert sind als talien.
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Im Vergleich zu Deutschland oder England ist Italien nicht nur ein finanziell überlastetes Staatsbesen, dessen Staatsschuld schon Ende 1918 mehr als 141 Milliarden Lire oder ungefähr 11,6 Milliarden Mark betrug, auch sein Banfwesen, seine Industrie, sein auswärtiger Handel, der sich 1913 in der Einfuhr und Ausführ auf zusammen 5234 Millionen Mark belaufen hat, ruhen auf ipeit unsicheren Grundlagen, als der Deutschlands, Englands oder Frankreichs. Der Rüdschlag des Krieges auf das italienische Wirtschaftsleben mar denn auch in den ersten Kriegsmonaten fast stärker, als in den direkt am Striege beteiligten Staaten. Bahllose Fabriken stellten ihren Betrieb ein und in den Industriestädten entstand eine rasch zunehmende Arbeitslosigkeit, die mehrfach zui lokalen Unruhen führte. Die Zufuhr von Rohstoffen und Rebensmitteln stodte zeitweilig fast gänzlich.
Diefes Ausbleiben der Zufuhr machte sich um so mehr geltend, als Italien die Rohstoffe, die feine Industrie verbraucht, größtenteils nicht selbst erzeugt, sondern vom Aus lande bezicht; selbst die Sohle, die seine Fabriken bedarf, muß vom Auslande eingeführt werden, wofür Italien alljährlich ungefähr 350 Millionen Lire an das Ausland, vorhatten 80000 Arbeiter einen 24 stündigen General- nehmlich an England zu zahlen hat, das ihn z. B. 1912 11streit erklärt, um gegen den Präfekten und die Polizei zu gefähr 8,6 Millionen Tonnen Kohlen lieferte. Von der Geprotestieren, die den Studenten alle Ausschreitungen, das Einwerfen samteinfuhr Italiens entfielen denn auch 1912 fast 56 Prozent der Fenster der Zeitung ,, Stampa" u. a. erlaubt, aber mit Gewalt auf Robitoffe, 21 Prozent auf Lebensmittel und Bich, hindert hätten. Am Generalstreit beteiligte sich ausnahmslos diege- den auch Wolle, Hanf und Flachs größtenteils vom Auslande jede friedliche Kundgebung der Neutralisten ver 23 Prozent auf Industrieartikel. Außer Rohbaumwolle werfamte Arbeiterschaft Turius, und ungeheure Menschenmaffen bezogen, ferner auch das Eisen, denn wie Italien feine strömten gegen 10 Uhr vormittags zum Corso Siccardo, wo vor dem Kohle besikt, so auch fein Eisen. Die eigene Lokal der Arbeiterkammer eine Massenversammlung ab Produftion Staliens an Eisenerz betrug 1912 mur rund gehalten wurde. Zahlreiche Redner erklärten die absolute Abneigung 582 000 Tonnen, die Roheisenproduktion. 380 000 Zonnen, Am oberen Dujestr sind heftige Kämpfe im Demonstrationszug nach dem Plas Castello, wo sich das der deutschen Roheisenproduktion, die sich des Volkes von Turin gegen den Krieg. Als sich darauf ein nur ungefähr den fünfund vierzigsten Teil Gange. An der Pruthlinie keine besonderen Ereignisse. Ver- Königsschloß befindet, bewegte, wurden Barrikaden gebaut und 1912 auf 17 617 000 Tonnen belief. Das Eisen wird daher einzelte Borstöße der Russen nördlich von Kolomea wurden ab- von beiden Seiten geschossen. Die Tumulte dauerten bis in mehr oder minder bearbeitetem Zustande, vielfach in der gewiesen. zum Abend, obgleich am Nachmittag ein mehrstündiges heftiges Ge- Form von Fertigfabrikaten eingeführt; daneben importiert witter die Massen stark verringert hatte. Ein Waffenlager wurde Italien aber beträchtliche Mengen von Roh-, Bruch- und AltDie Gesamtsumme der in der ersten Hälfte des gestürmt und ausgeplündert, ein Arbeiter durch den Revolver- eisen( sogen. Schrott) aus England, Deutschland und FrankMai eingebrachten Gefangenen hat sich auf einschuß eines Offiziers getötet, viele Personen wurden reich, die dann in Italien meiterverarbeitet werden. Da nach hundert vierundsiebzigtausend Mann erhöht. verlegt, auch unter den Soldaten gab es viele Verwundete. Hierzu kommen hundertachtundzwanzig beutete Geschütze und dreihundertachtundsechzig Maschinengewehre.
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Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Die italienische Krise.
Kriegsbeginn die am Krieg beteiligten Zänder zunächst ihren cigenen Bedarf an Eisen und Stahl zu decken suchten und mit der Ausfuhr zurüchielten, stoďte naturgemäß die Zufuhr nach Italien und damit auch die Produktion.
Dazu kam die Rückwanderung eines großen Teiles der Paris, 18. Mai .( W. T. B.) Die ganze Presse be sonst in Deutschland, Frankreich, Belgien, der Schweiz bcgrüßt die Nachricht, daß der König von Italien die Demission schäftigten italienischen Arbeiter. Weit mehr als eine halbe Salandras nicht angenommen habe, als Zeichen für eine baldige Million italienischer Arbeiter sind dauernd im Auslande beIntervention Italiens an der Seite der Verbündeten.„ Gaulois" schäftigt, die infolge ihrer Bedürfnislosigkeit einen beträchtschreibt: Der König hätte, falls er die Politik Salandras nicht lichen Teil ihres Lohnes ersparen und regelmäßig als Interbilligte, Giolitti berufen müssen. Nun tehre Salandra mit größerem ſtigung an ihre Familienmitglieder in die Heimat schicken: Prestige, als vorber, auf seinen Posten zurüd. Man müsse hoffen, für die italienische Volkswirtschaft eine wertvolle Beihilfe. daß Giolitti nicht versuchen werde, durch seine Parlaments- Wenn nun auch die italienischen Arbeiter vielfach noch einige
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Bülow von Sonnino empfangen. mehrheit eine Aenderung der Politik herbeizuführen. König Spargroschen mitbrachten, die sie und ihre Familien zunächst Rom, 18. Mai.„ Giornale d'Italia" meldet: Sonnino und Volt seien einig, das Parlament könne gegen diese beiden über Wasser hielten, so vermehrten sie doch bald das Heer der Rom, 18. Mai.„ Giornale d'Italia" meldet: Sonnino hat heute vormittag nacheinander den Fürsten Bülow Sträfte nichts ausrichten. Eine Auflösung der italienischen Kammern Arbeitslosen und den allgemeinen Notstand. Auch der Wegfall des großen Fremdenverkehrs brachte sei jetzt unmöglich; so bleibe nur noch die Möglichkeit eines und Freiherrn v. Macchio empfangen. Plebiszites. Aber das Volt habe in den letzten Tagen bereits ge- der italienischen Volkswirtschaft beträchtlichen Schaden und zeigt, daß es den Krieg wolle. Der Matin" erklärt, die Er- vermehrte die Arbeitslosigkeit. Die vielen Fremden, die allDemonstrationsstreik gegen den Krieg. eignisse bewiesen, daß Giolitti nichts mehr ausrichten könne. Italien jährlich Italien bereisen, lassen dort ein schönes Stück Geld. In Turin wurde am Montagabend der Belagerungszustand er wolle die Intervention. Petit Parisien" führt aus, daß Wie hoch sich diese Summe beläuft, läßt sich natürlich nicht klärt, nachdem die Stadt während des ganzen Tages der Schauplak für Italien eine neue Aera anbreche. Salandra trete sein neues genau feststellen; nach der Schäßung italienischer Statistiker ernstester Tumulte gewesen war. Nach dem Avanti" Amt mit voller Zustimmung von ganz Italien an. stellt sie sich alljährlich auf 500 bis 800 Millionen Zirc.
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