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Nr. 142.- 32. Jahrg.

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Telegramm Adresse:

,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplah, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 25. Mai 1915.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 151 90-151 97.

Eröffnung der österreichisch- italienischen Feindseligteiten.

Beschießung der italienischen Küste.

K. und K. Botschafter in Rom die Pässe werden zur Verfügung ge stellt werden, und er wäre Seiner Exzellenz dankbar, wenn ihm dis seinen übermittelt würden. gez.: Avarna.

smo pidoli

Krieg mit Italien .

Wien , 24. Mai. ( W. T. B.) Amtlich wird verlaut bart: Unsere Flotte hat in der auf die Kriegserklärung fol­genden Nacht vom 23. auf den 24. Mai eine Aktion gegen die italienische Ostküste zwischen Venedig und Barletta unternommen und hierbei an zahlreichen Stellen Fürst Bülow und die deutschen Gesandten jest in aller Form den Gegnern Deutschlands und Dester­

militärisch wichtige Objekte mit Erfolg beschossen. Gleich­zeitig belegten unsere Seeflugzeuge die Ballonhalle in Chiaravalle sowie militärische Anlagen in Ancona und das Arsenal in Venedig mit Bomben, wodurch sicht. licher Schaden und Brände verursacht wurden.

Flottenkommando.

Der Wortlaut der Kriegserklärung. Wien , 23. Mai. ( W. Z. B.) Der Text der vom Königlich italienischen Botschafter dem K. und K. Minister des K. und K. Hauses und des Aeußern überbrachten Kriegserklärung hat folgenden Wortlaut:

Wien , am 23. Mai 1915: Den Befehlen Seiner Majestät des Königs, seines erhabenen Herrschers, entsprechend, hat der unter­zeichnete königlich italienische Botschafter die Ehre, Seiner Exzellenz dem Herrn österreichisch- ungarischen Minister des Aeußern folgende Mitteilung zu übergeben:

Am 4. d. Mts. wurden der K. und K. Regierung die schwer. wiegenden Gründe bekanntgegeben, weshalb Italien im Vertrauen auf sein gutes Recht seinen Bündnisvertrag mit Oesterreich- Ungarn , der von der K. und K. Regierung verlegt worden war, für nichtig und von nun an wirkungslos erklärt und seine volle Handlungs­freiheit in dieser Hinsicht wieder erlangt hat. Fest entschlossen, mit allen Mitteln, über die ste verfügt, für die Wahrung der italienischen Rechte und Intereffen Sorge zu tragen, kann die königliche Regie­rung sich nicht ihrer Pflicht entziehen, gegen jede gegenwärtige und zukünftige Bedrohung zum Zwecke der Erfüllung der nationalen Aspirationen jene Maßnahmen zu ergreifen, die ihr die Ereignisse auferlegen. Seine Majestät der König erklärt, daß er sich von morgen ab als im Kriegszustande mit Desterreich- Ungarn befindlich be­trachtet.

Der Unterzeichner hat die Ehre, Seiner Exzellenz dem Herrn Minister des Aeußern gleichzeitig mitzuteilen, daß noch heute dem

verlassen Rom .

Nun ist unwiderruflich die Entscheidung mit Italien ge fallen. Der Staat, den man als Glied des zentraleuro­päischen Dreibundes zu betrachten gewohnt war, hat sich reichs angeschlossen. Die seit Kriegsausbruch langsam mobili fierten Streitkräfte Italiens werden nunmehr in Bewegung gesekt werden.

Italien glaubte die Kriegslage zur Erlangung beträcht lichen Gebietsgewinns ausnußen zu können. Und zwar suchte es diesen Gewinn nicht etwa in Savoyen oder Tunis , sondern in den im österreichischen Besitz befindlichen Landes. teilen mit italienischer Bevölkerung. Die Wiedergewinnung des Trentino lag ihm am meisten am Herzen. Aber je länger der Krieg währte, desto mehr steigerten sich seine An­

Amtlich. Berlin , 23. Mai. ( W. T. B.) Die italienische Regierung hat heute durch ihren Botschafter Herzog von Avarna der österreichisch - ungarischen Regierung erklären lassen, daß sich Italien von Mitternacht ab im Kriegszustande mit Desterreich Ingarn befinde. Die italienische Regierung hat durch diesen vam Zaune gebrochenen Angriff gegen die Donaumonarchie das Bünd. nis auch mit Deutschland ohne Recht und Grund errissen. Das durch die Waffenbrüderschaft noch fester ge­Ungarn und dem Deutschen Reich ist durch den Abfall des dritten schmiedete vertragsmäßige Treuverhältnis zwischen Oesterreich- sprüche. Bundesgenossen und seinen Uebergang in das Lager ihrer Feinde unversehrt geblieben. Der deutsche Botschafter Fürst Blow bat deshalb Anweisung erhalten, Rom zugleich mit dem österreichisch ungarischen Botschafter Grafen Macchio zu verlassen.

Rom , 23. Mai. ( W. T. B.) Botschaftstat von in Denburg begab sich heute nachmittag 5 Uhr auf die Confulta, wo er im Auftrage des Fürsten von Bülow unter Hinweis auf den Abbruch der Beziehungen zwischen Italien und Desterreich Ungarn die Pässe für den Kaiserlich deutschen Botschafter for dette. Fürst von Bülow und das Personal der Botschaft ebenso wie der bayerische Gesandte am Quirinal sowie der preußische und der bayerische Gesandte am Ba ti­fan verlassen morgen abend in zwei Extrazügen Rom . Der Zug des Fürsten fährt um 9 Uhr 30 Minuten ab und soll am andern Morgen in Chiasso 9 Uhr 30 Minuten eintreffen. Rom ist voll­kommen ruhig; allerdings ist der Abbruch der offiziellen Beziehungen zwischen Desterreich- Ungarn und Italien noch nicht bekannt.

Rom , 23. Mai. ( W. T. B.) Fürst Bülow hat heute von der Consulta die amtliche Mitteilung erhalten, daß Italien fich von morgen ab als im Kriegszustand mit Defter­reich Ungarn befindlich erachte.

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Die Kriegsereignisse an den Pfingsttagen.

Die starken Rüstungs- und Mobilisierungsausgaben, in die sich das Land seit Kriegsbeginn gestürzt hat, sollten durch Territorialgewinn aufgewogen werden. So forderte es zu­leßt nicht nur die Abtretung Südtirols bis zum Brenner und Vorrückung der italienischen Grenze bis zum Isonzo , sondern auch die Herausgabe Istriens und Dalmatiens . Triest und Pola sollten in italienischen Besik übergehen. Und zwar forderte talien nicht nur die sofortige Herausgabe der ab zutretenden Gebietsteile, sondern es beanspruchte auch noch darüber hinaus bei den Friedensverhandlungen ein ent scheidendes Wort mitsprechen und sich Belgiens und Serbiens annehmen zu können. Diese Ansprüche glaubte Desterreich, dessen Stellung an der Adria dadurch völlig zusammen­gebrochen wäre, nicht erfüllen zu können. So fam es, da Italien sich bereits zu sehr engagiert hatte und von den Mächten des Dreiverbandes durch Versprechungen und Drohungen bearbeitet wurde, zur bitteren Entscheidung für den Krieg.

Welche Folgen die italienische Kriegserklärung auch auf dent Balkan haben wird und welche strategischen Entwickelungen das kriegerische Eingreifen der italienischen Streitkräfte nach sich ziehen dürfte, ist vorläufig noch nicht abzusehen. Darin dürften sich die Gegner des Zweibundes allerdings täuschen, wenn sie von dem Eingreifen Italiens einen raschen Triumph über die deutsch - österreichischen Armeen erwarten sollten. Denn Desterreich hat sich natürlich auf Angriffe vom Süden her längst mit allen Mitteln vorbereitet, und die Millionenheere der Verbündeten stehen im Osten und Westen in so m als aussichtslose Illusion erscheint.

Die Meldungen des Großen Hauptquartiers. schlagen. Zwischen Maas und Mosel dauern die einnehmbaren Positionen, daß ihr militärisches Niederringen Artilleriekämpfe an. Im Priesterwalde erlitten die Amtlich. Großes Hauptquartier, den 23. Mai 1915. Franzosen bei einem erneuten erfolglosen Angriff Verluste. ( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Bei Givenchy find Nahkämpfe, die für uns günstig ver­laufen, noch im Gange. Weiter südlich wurden französische Angriffe an der Straße Béthune- Lens und auf dem Rücken

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Deftlicher und Südöstlicher Kriegsschauplah. Unverändert. Oberste Heeresleitung.

Es wäre ein müßiges Beginnen, mit Italien wegen seiner Entscheidung moralisch abrechnen zu wollen. Die Politif der kapitalistischen Staaten wird leider nicht durch moralische Erwägungen bestimmt, sondern durch das, was die herrschenden Schichten dieser Staaten für wirtschaftliche und politische

Die österreichischen Generalstabsberichte. Interessen halten. Zu spät für die europäische Tragödie dieses

lautbart: 23. Mai 1915, mittags: Wien , 23. Mai. ( W. T. B.) Amtlich wird ver­lautbart: 23. Mai 1915, mittags:

der Loretto Höhe abgewiesen. Dicht nördlich Ablain gelang es dem Feinde, durch den schon gemeldeten nächtlichen Vorstoß, in einem kleinen Teil unseres vordersten Grabens In der allgemeinen Lage ist keine wesentliche Verände­Fuß zu fassen. Südlich Neuville gewannen wir durch Angriff etwas Gelände, nahmen 90 Franzosen gefangen und rung eingetreten. Russische Angriffe östlich Jaroslau und am oberen erbeuteten zwei Maschinengewehre. Zwischen Maas und Mosel fanden wiederum heftige Artilleriekämpfe statt. Ginnie str wurden, wie bisher, unter großen Verlusten für den Angriff des Feindes im Priesterwalde wurde abge- Feind abgewiesen. Ebenso scheiterte ein neuer Versuch der schlagen. Ruffen, bei Bojan östlich Czernowit über den Pruth zu

Deftlicher Kriegsschauplatz.

kommen.

Bei einem Gefechte im Berglande von Kielce wurden 1800 Gefangene eingebracht.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

In Gegend Szawle griffen wir den russischen Nord­flügel an und schlugen ihn. 1600 Gefangene und sieben Maschinengewehre waren die Beute. Feindliche Gegenstöße in der Nacht scheiterten. An der Dubissa wurden stärkere, gegen die Linie Misiuny- 3emigola gerichtete russische Nacht­angriffe abgewiefen; 1000 Gefangene blieben bei uns zurück. lautbart: Wien , 24. Mai 1915, mittags: Auch südlich des Niemen schlug ein feindlicher Nachtangriff nördlich Pilzwiszki fehl.

Südöstlicher Kriegsschauplak.

Nichts Neues.

Oberste Heeresleitung.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 24. Mai 1915. ( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplak.

Mehrere nächtliche englische Vorstöße zwischen Neuve Chapelle und Givenchy sowie französische Angriffe am Nordhang der Lorettohöhe, bei Ablain und nördlich und südlich von Neuville wurden unter schweren Verlusten für den Feind, der außerdem 150 Gefangene einbüßte, abge­

furchtbaren Weltkrieges wird man auch in Italien einsehen lernen, daß der brutale wirtschaftliche und nationale Egoismus den wahren Lebens- und Kulturinteressen der Völker am allerwenigsten

dienen bermag. Hoffen wir, daß die Lehren dieser entsetz­lichen europäischen Katastrophe nicht umsonst sein werden und daß die Hoffnung der Sozialisten und nicht nur der So­zialisten in Erfüllung gehen wird, daß dieser Krieg, für Europa wenigstens, der letzte sein wird.

Wir hegen auch die Hoffnung, daß Italiens Kriegserklärung von der Bevölkerung der Zentralmächte mit dem ruhigen Ernſt aufgenommen werden wird, der ihrer einzig würdig ist. Mit Recht hat man in Deutschland und Desterreich mit Kopfschütteln

Wien , 24. Mai. ( W. T. B.) Amtlich wird ver. die wilden Ausbrüche eines wütenden, sinnlosen Chauvi

Nordöstlicher Kriegsschauplatz.

nismus mitangesehen, die in Italien namentlich während der letzten Woche der Krise alle gesunde politische Vernunft hin­wegspülten. Mögen nun ihrerseits die Zentralmächte die neue Wendung der Dinge mit der eisernen Ruhe und unerschütter

Die allgemeine Situation ist im großen unverändert. Die Kämpfe in Mittelgalizien dauern fort. In den Gefechten der letzten Tage wurden im Berglande lichen Besonnenheit aufnehmen, die ihrer Würde entspricht von Kielce in Summe 30 Offiziere und 6300 Mann gefangen. und der Situation einzig angemessen ist. Haben doch die bis­herigen Ereignisse des Weltkrieges jedem der Belehrung Fähigen beweisen müssen, daß blinde und ungestüme Gefühls­wallungen die schlechtesten Berater in schwerer, verant wortungsvoller Zeit sind. Kühle Entschlossenheit und nüchtern abwägende Klugheit sind jezt mehr denn je am Blaze.

mad

Südwestlicher Kriegsschauplatz.

Nach Eintritt des Kriegszustandes haben an einzelnen Stellen der Tiroler Grenze kleinere Kämpfe begonnen. Im küstenländischen Grenzgebiet hat sich italienische Kavallerie beim Grenzort Straffoldo gezeigt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der Mehrheit der italienischen Sozialdemokratie wenigstens können wir das Zeugnis ausstellen, daß sie seit vielen Monaten nichts unverfucht gelassen hat, um Italien von der Teilnahme am