Produktionskosten eine beträchtliche Erhöhung der P a ch t p r e i s e fordern zu müssen, und sie hoffen, dasi sie diesmal durchdringen werden. In der Versammlung wurde erörtert, wie in nächster Zeit die Lage des Berliner Milchmarktes sein werde und welche Pachtpreise für das am 1. Oktober beginnende neue Per- tragsjahr gefordert werden sollen. Graf v. d. Schulenburg-Grün- thal führte aus, daß im Hinblick auf die Ungewißheit der Dauer des Krieges und der Futternot kein Produzent irgend eine Ge- währ für Lieferung einer bestimmten Milchmenge übernehmen könne und daß vorsichtshalber auch keiner für das ganze Vertrags- fahr einen feste» Pachtpreis vereinbaren dürfe. Die Interessen- gcmeinschast soll, so empfiehlt der� Llufsichtsrat, einen Mindestpreis für das Vertragsjahr festsetzen und dann an jeder in Berlin etwa stattfindenden Erhöhung der Milchverkaufspreise die Produzenten im Verhältnis teilnehmen lassen. Der Aufsichtsrat glaubt, vorläufig sich für einen Mindest- preis von 18—20 Pf. pro Liter frei Berlin aussprechen zu sollen, doch wird für die nächste Zeit eine weitere Verschärfung der Lage für möglich gehalten, so daß man heute schwer einen bestimmten Mindestpreis nennen könne. Die Besprechung des Vortrages ergab allgemeine Billigung, nur daß noch angeregt wurde, nicht unter 20 Pf. pro Lite? frei Berlin zu verpachten. Den zur Interessengemeinschaft gehörenden Produzenten hatte in der Versammlung des vorigen Jahres Ockonoinierat Gravenstein empfohlen, bei Abschluß der neuen Pachtverträge auf einen Preis von 15 bis lo'/z Pf. pro Liter frei Berlin zu halten, und es gelang dann auch, durchschnittlich zum Preise von 15'/« Pf. abzuschließen. Wenn man jetzt schon den Milchpächtern die Milch nicht unter 2 0 Pf. pro Liter geben will, so können die Ä o n s u m e n t e n sich leicht ausrechnen, was ihnen blühen wird. Und die 20 Pf. sollen nur Mindestpreis sein, von dem für das ganze Vertragsjahr nichts abgelassen werden soll, den man aber noch steigern will, wenn sich's machen läßt. Angesichts des Vor- schlageS, daß die Produzenten sich gegenüber den pachtenden Milch- Händlern durch einen Mindestpreis sichern, fordern w i r schleunigste Sicherung der Konsumenten durch einen für dieses wichtige Nahrungsmittel festzusetzenden Höchstpreis. Selbstverständlich denken wir da an einen Höchst- preis nicht etwa nur gegenüber den Milchhändlern, sondern vor allem gegenüber den Produzenten. Zur Hundcsperre. Der aus dem Berliner Straßcnleben verschwundene Hundefänger zeigt sich wieder. Mancher Hund, der ohne den vorgeschriebenen Maulkorb und ohne Leine sich auf der Straße zeigte, ist eingefangen und in den an einer Straßenecke haltenden � Hundekäfig eingelocht worden. Von jetzt ab soll der Hundesang abends und. nachts aus- geübt werden, da beobachtet worden ist, daß vielfach Hunde abends und nachts ohne Maulkorb und ohne Leine frei umherlaufen.- Das Polizeipräsidium hat ferner bestimmt, daß diejenigen Hunde, die zwar an der Leine, aber mit herunterhängendem Maulkorb öder ohne Maulkorb betroffen Werden, ebenfalls einzufangen und sofort zu töten sind._ Bolkskonzerte des Philharmonischen Orchesters. Die nächsten Volkskonzcrtc des Philharmonischen Orchesters finden am 7., 10., 14., 17., 21., 24., 28. und 31. Juli, sowie am 4. und 7. August statt. Die Mittwochkonzerte finden immer in der Philharmonie, Bcrnburger Str. 22»/23, die Sonnabendkonzertc in der iioncordia, Andreasstr. 64, statt. Ter Eintrittspreis beträgt 30 Pf. Billets sind bei der Ge- wcrkschaftskommission, Engelufer 13 1/ Zimmer 13, in. der Zeit' von 8—12 und 4—(3 Uchr, außer Sonnabends nach- mittags, zu haben, ebenso in der Zigarrenhandlung von Horsch, Engelufer 15._ Zum Magistratskommissar für die Kriegsbeschädigten- sürinrge der.Stadt Berlin ist Stadtrat Dr. Preuß bestellt worden. Ein größerer Brand kam Mittwochfrüh in der städtischen Irren- und Idioten-, Heil- und Erziehungsanstalt Dalldorf zum AuS- Bruch. Tort stand auf dem ausgedehnten von Garten und Feldern umgebenen Anstaltsgrundstück der mächtige Dachstuhl des östlichen Flügels hes Knabenhauses in Flammen. Dem vereinten Bemühen der Wehren von Berlin , Wittenau , Reinickendorf-West und Tegel ge- lang es, ein Ueberspringcn auf die übrigen Gebäude zu verhindern. Leider sind bei dem Brande mehrere Personen ver- un glückt, darunter auch die Oberseuerwehrmänner Klose und Krüger, sowie der Feuerwehrmann Schäckel von der 6. Kompagnie. Ferner der Pfleger Stakel und der Heizer Brenneisen. Die Ober- feuerwehrmänner erlitten schwere Brandwunden durch Stichflammen an den Händen und im Gesicht. Leichter verletzt ist der Feuerwehr- mann, der Brandwunden zweiten Grades erlitten hat. Der Pfleger St. und der Heizer Br. haben schwere Verletzungen im Gesicht und an den Händen davongetragen. Sie wurden alle nach dem Rudolf- Virchow-Krankcirhaus gebracht.
Der Mord an der kleinen Else Lcy harrt immer noch der Aufklärung. Dieser Tage ist an die Säulen eine amtliche Bekanntmachung angebracht worden, die sich namentlich mit dem Karton, in dem die Leiche des Kindes am 14. Juni in der Spree aufgesunden wurde, befaßt. Das auf der Bekanntmachung befindliche Bild gibt auch die Zahl 1328 wieder, die mit Blaustift auf den Deckel geschrieben ist und das einzige Kennzeichen des Kartons bildet. In der Zahlreihe steht an fünfter Stelle ein Zeichen, das bisher nicht entziffert werden konnte. Möglich ist es, daß sich derjenige, der diesen Vermerk auf den Karton geschrieben hat, sich dessen wieder erinnert, sobald er das Bild sieht. Der Karton ist aus brauner Pappe, 75 Zentimeter lang, 43 Zentimeter breit und ist Zentimeter hoch. Wahrscheinlich ist'er' mit einem größeren Kleidungsstück in die Wohnimg gekommen, in der der Mörder ihn an sich genommen hat.___ Der Schrecken von Moabit waren zwei Einbrecher, die jetzt endlich unschädlich gemacht wurden. Die beiden verübten seit längerer Zeit Wohnungs- und Geschäfts- ejnbrllche in der Berlichingen-, Jagow-, Oldcnburger Straße usw. Sie hatten es um so leichter, als ihnen eine Trödlerin alles, was sie brachten, sofort abnahm. Die Trödlerin wieder machte mit der Hehlerware gute Geschäfte. Als diese nun in der letzten Zeit nur geringe Beute machten, kamen sie auf den Gedanken, sich� an dem Ueberschuß. den die Hehlerin ans dem Erlös der von ihnen ge- lieferten Waren hatte, schadlos zu halten. � Sie brachen auch bei ihr ein, begnügten sich aber nicht mit ihrer Kasse, sondern nahmen auch noch die Waren mit, von denen sie glaubten, daß sie sie leicht anderswo wieder unter- bringen könnten. Bei der Hehlerin stieg bald der Verdacht auf, daß die Einbrecher niemand anders sein werden, als ihre besten„Liefe- ranten". Sie äußerte diese Vermutung auch zu Bekannten und diese machten einen Beamten auf die beiden aufmerksam. Die Einbrecher wurden verhaftet. Im Laufe des Verhörs bei der Kriminalpolizei erfuhren nun die Verhafteten den Zusammenhang der Dinge, und als sie sahen, daß gerade ihre Hehlerin den Verdacht auf sie gelenkt hatte, offenbarten sie ihre ganzen„Geschäftsverbindungen" mit der Frau. Die beiden Einbrecher wurden dem Untersuchungsrichter
vorgeführt, gegen die Hehlerin wurde das Strafverfahren eingeleitet._
Panik in �inem Straßenbahnwagen. AlS vorgestern abend gegen 8V„ Uhr ein Straßenbahnwagen der Linie 07 die Marschallbrücke passierte, schlug plötzlich— anscheinend infolge KurzschlujieZ— an der hinteren Plattform unter starker Rauchentwickelung eine Feuer- säule empor. Unter den erregten Fahrgästen entstand eine Panik, und eine Frau schlug in ihrer Verwirrung die Glasscheibe der Wagentür ein. Durch Glassplitter wurden zwei Personen verletzt. Beide erhielten in der Charita Verbände. Die Beratungsstelle für die erblindeten Krieger befindet sich nicht im Hause Königin-Augusta-Str. 67, sondern Matthäikirch-Str. 21.
/Iiis öen Gemeinden. Zusatzbrotkarten im Kreise Teltow . Der Landrat des Kreises macht bekannt, daß in den Orten, die der Berliner Brotkartellgemeinschaft angeschlossen sind. Zusatzkarten nach den Bestimmungen dieser Gemeinschaft ausgegeben werden, Für die übrigen der Gemeinschaft nicht angehörenden Orte wird eine Einheitszusatzbrotkartc herausgegeben, die zum Empfang von 500 Gramm Gebäck berechtigt. Die Entscheidung über Erteilung von Zusatzkarten erfolgt von Fall zu Fall durch die Ortsbehörde oder den Ausschuß. Wer eine Zusatzkarte beansprucht, muß einen schriftlichen Antrag mit der Bescheinigung des Arbeitgebers der Ortsbehörde vorlegen. Durch Beschluß des KreiSausschuffeS ist das für den Kreis bisher bestehende Einheitsgewicht für Backware von 75 auf 50 Gramm herabgesetzt worden.
Städtischer �leischverkauf in Charlottenburg . Um die Abgabe von Dauerwaren längere Zeit ohne Unter« Brechung zu ermöglichen, ist in Charlottenburg die Einrichtung ge- troffen worden, daß den Verkaufsstellen die Ware regelmäßig am Montag, Mittwoch und Freitag jeder Woche nachmittags von 4 bi« 6 Uhr zugeführt wird. Diese Anordnung liegt durchaus im Interesse der Bevölkerung, da eine tägliche unbegrenzte Abgabe der Dauer- waren auch die reichlichsten Vorräte bald erschöpfen würde. Das Bestreben des Publikums, sich auf einmal möglichst große Mengen der städtischen Dauerware zu sichern, ist zwar ein Zeichen für die vorzügliche Beschaffenheit des Fleisches, aber der eigentliche Zweck des städtischen Verkaufe« von Fleischwaren, den augenblicklichen Bedarf weiter Schichten der Bevölkerung an Fleischwaren zu decken. wird bei allzu reichlichen Ankäufen Einzelner verfehlt. Nicht nur die wanne Sommertemperatur, sondern auch die Rücksicht auf die Mit- menschen gebietet es, zunächst nur für den täglichen Gebrauch ein- zukaufen. Die Verkaufsstellen sind inzwischen' von 32 auf 87 ver- mebrt worden, die Abgabe an Wiederverkäufer, Zwischenhändler, Fleischer, Fleischwarenhändler usw. ist untersagt. Auch dürfen nur städtische Fleischdauerwaren zu den auf der im Laden aushängenden Preisliste angegebenen Preisen verkauft werden. Die Abgabe eigener Waren der gleichen Art, sowie die Bevorzugung oder Benachteiligung einzelner Käufer ist streng untersagt.
Schulzahnklinik und Gaslieferung in Lichtenberg . Unter geschäftlichen Mitteilungen teilte der Magistrat in der letzten Stadtverordnetenversammlung mit, daß nunmehr im Hause Rathausstraße 7 eine Schulzahnklinik unter Leitung des Herrn Zahnarztes Klein eröffnet worden ist. Diese Klinik ist von unseren Genossen bereits seit Jahren, genau wie andere unum- gänglich notwendige städtische Einrichtungen wie Badeanstalt usw., gefordert worden. Hoffentlich wird nun als nächste Einrichtung die Badeanstalt an die Reihe kommein Genosse Witzle richtete an den Magistrat die dringliche Anfrage, ob nicht endlich die unhaltbaren Zustände bei der Gasbeleuchtung eine Abänderung erfahren. Zeitweise brennt das Gas so schlecht, daß man kaum dabei lesen könne; auch beim Kochen und bei anderer Verwendung machen sich andere Mißstände bemerkbar. Ferner werden bereits um 12 Ilhr nachts sämtliche Straßenlaternen ausgelöscht, so daß manche Stadtteile völlig im Dunkeln liegen. Da Herr Direktor T r e m u s bei Beginn der Sitzung nicht anwesend war, tonnte er erst'später bei e'insr anderen Gelegenheit in geheimer Sitzung antworten. Und die Antwort war allerdings wohl kaum für die Oeffcntlickckeit bestimmt. Herr Tremus erklärte. Lichten- berg besitze immer noch das beste Gas von ganz Groß- Berlin. Einige Mängel wurden zwar anerkannt, jedoch auf den Kriegszustand zurückgeführt. Unsere Genossen ließen keinen Zlvciscl darüber, daß, wenn nicht bald Abhilfe gcsch<fffen würde, die Stadtverordnetenversammlung sich in nächster Zeit recht ein- gehend mit den Mißständen beschäftigen würde.— In die Finanz. dcputation wurden die Genossen Eiscnstädt, John, Ritter und Witzke gewählt. In die Dcputation für die Kriegsbeschädigten- Fürsorge treten die Genossen Brühl , Minus und Peterhansel ein. — Die unterm 10. Dezember 1914 eingereichte Petition der Friedrichsberger Bank um Uebernahme der Garantie durch die Stadt für ein von dritter Seite bis zu 4 Millionen Mark zu gewährendes Tarlehen wurde von der Bank plötzlich zurück- r e z o g c n,' so daß sich eine endgültige Beschlußfaffung der städtischen Körperschaften über die Petition erübrigte.
Teü?rungsz«lagen in Spandau . In der letzten Stadtvergrdnetenoersammlung wurde eine Vor- läge angenommen, wonach die Walderholungsstätte zur Aufnahme von tuberkulösen Kindern Verwendung finden soll. Die Errichtung einer Kindererholnngsstätte auf dem städtischen Gute Wansdorf wurde einer gemischten Kommission überwiesen. Die Ueberschüsse der städtischen Sparkasse aus dem Jahre 1914 in Höhe von 205 773,15 Mark sollen zu gemeinnützigen Zwecken verwendet werden. Für eine städtische Teuerungszulage während der Dauer des Krieges wurden zirka 3000 M. monatlich aus der Kriegsanleihe nach folgenden Grundsätzen bewilligt: Denjenigen städtischen Bc- amten, Angestellten und Arbeitern, die im Hauptamt gegen Gehalt oder gegen Monats-, Wochen- oder Tagelohn und nicht nur vorüber- gehend tätig sind, erhalten mit Geltung vom 1. April 1915 ab für die Dauer des Krieges eine Familienzulage. Diese Zulage erhalten nur die Verheirateten und Verwitioetcn, deren Diensteinkommen den Betrag von 2000 M. jährlich nicht übersteigt. Wenn das Dienst- eintommen und die Zulage zusammen den Betrag von 2100 M. übersteigen, so wird die Zulage um denjenigen Betrag gekürzt, um den diese die Summe von 2100 M. übersteigt. Die Zulage beträgt monatlich für das erste Kind 5 M.. für das zweite Kind 3 M., für jedes weitere Kind 2 M. und wird gezahlt bis die Kinder das 15. Lebensjahr vollendet haben. Die Zahlung der Zulage, auf die ein Rechtsanspruch nicht besteht, erfolgt monatlich nachträglich an alle, die während des für die Zahlung in Betracht kommenden vollen Kalendermonats im städtischen Tinste tätig waren. Veränderungen im Familienstände, welche die Zulage begründen oder erhöhen, werden vom Beginn des Kalendermonats berücksichtigt, in denen die Veränderung erfolgt, andere Aenderungen im Familienstande finden erst vom Beginn des aus die Veränderung folgenden Monats Berücksichtigung. Bei Auflösung des Dienstverhältniffcs kommt die Zulage nur bis zum Tage des DienstauStrittS anteilmäßig zur Zahlung. Tie Zulage ist nicht ein Teil des Gehalts und nicht ruhegehaltsfähig. Wie Stadtverordneter Berlin als Bericht- erstattcr mitteilte, erhalten unverheiratete und kinderlose Arbeiter keine Teuerungszulage, da die unverheirateten Arbeiter mir dem Lohn auskommen müßten und bei kinderlosen Familien die Frau zum Lebensunterhalt beitragen könnte. Anffällenderweise nahm kein Stadtverordneter zu dieser Borlage das Werl .' Wie der Referent noch mitteilte, hatten die Fraktionen beschlossen, von einer Debatte
Abstand zu nehmen, da durch eine solche nur Verwirrung eintreten könnte, ohne ein greifbares Resultat zu erzielen. Die Bewilligung von 195 000 M. für das Belegen der Heer- itraße mit Kleinpflaitcr wurde mit der Begründung abgelehnt, daß dieselbe noch ausbejserungsfähig sei; außerdem wären noch eine Reihe anderer Straßen in viel schlechterem Zustande. Kritisiert wurde das rasende Tempo der Automobilisten aus der Heerstraße, wodurch schon manches Unglück herbeigeführt wurden sei.
Fleischwarenverkauf in Pankow . Auch die Gemeinde Pankow beginnt jetzt mit dem Verkauf ihrer Lebensmittel. Die Preise sind wie folgt festgesetzt: Eine Dose Schweinefleisch in Brühe 1,65 M.. 1 Büchse Leberwurst 1,40 M.. 1 Büchse Rotwurst 1,30 M., 1 Büchse Sülze 1,30 M., Rückenspeck pro Pfd. 1,80 M., Bauchspeck 1,70 M., Schlackwurst, aufgeschnitten 2,40 M,, im ganzen 2,30 M.. geräucherter Schinken 2,40 M., ge- räucherter Vorderichinken 1,90 M., Schmalz 1.60 M. und 2 Heringe 25 Pf. Der Verkauf findet vorläufig an folgenden Stellen statt; Bunde, Florastr. 33, Brüchert, Florastr. 78, Donath. Florastr. 4, Punzel, Berliner Str. 92, Schmidt, Maximilianstr. 44s,, Hempel, Parkstr. 17a, Kelm, Wollankstr. 26, Proske, Mühlenstr. 46, Schleyer, Parkstr. 17, Blaue, Gaillardstr. 6, Koeppen, Schmidtstr, 20.
/Ins aller Welt. Die Tragikomödie der Lebensmittelversorgung. Wenn die Sache nicht einen so bitterernsten Beigeschmack hätte. dann könnten einem vor Lachen die Tränen über das Gesicht rollen, wenn man sieht, wie jetzt so mancher Lebensmittelwucherer, der gewartet und immer weiter gewartet hat,»m recht hohe Preise zu erzielen, jetzt Not hat, seine verfaulte Ware auf den Anger zu schaffen. Andere, deren Ware noch genießbar ist, suchen zu retten, was zu retten ist. Da versendet ein Kartoffelagcnt in E l b e r- f e l d an seine privaten Abnehmer eine Offerte, die wie ein Hilfe- schrei klingt. Es heißt darin u. a.: „Ich habe von verschiedenen Städten größere P o st e n Kartoffeln gekauft, die ich nachstehend offenere, solange der Vorrat reicht. Es handelt sich ausschließlich um Ware, welche in den Monaten März bis Mai bezogen worden ist und erst von Ende Mai ab, von welchem Zeitpunkt ab die Kartoffeln bekanntlich knapp werden sollten, an die Bevölkerung abgegeben werden sollte." Es folgt nun das Preisangebot, das sich für die besten Sorten, die nicht mehr als 2 Proz. naßsanle Knollen aufweisen und ein wenig gekeimt sind, auf 2,70 M. beziffert. Der Preis geht für andere Sorten herunter bis zu einer Mark für den Zentner. Im Dresdener „Anzeiger" befand sich folgendes Angebot: „Eine Wagenladung Kartoffeln, 14 500 Kilo, wird Mittwoch, den 23. Juni 1915, vormittags II Ilhr, auf dem Bahnhof Klingen- berg-Colmnitz gegen Barzahlung v c r st e i g e r t." ?luch in diesem Falle wird man wohl für einen niedrigen Preis die Ware haben erstehen können, die man vor wenigen Monaten entweder gar nicht zu sehen bekam oder mit Wucherpreisen bc- zahlen mußte. Wie lauge wird es noch danern, dann bekommt man Kartoffeln gratis, wenn man sie sich nur abholt. Der Bc- sitzer spart dann wenigstens die Transportkosten. In Gera hat vor einigen Tagen ein Kartoffelhändler mehrere Fuhren Kartoffeln in eine Ausschachtung fahren lassen. Dabei waren es noch ganz gesunde Früchte von der besten Sorte. Es fanden sich auch Leute, die die Gelegenheit wahrnahmen und sich ans dem Schutt die Kartoffeln wieder heraussuchten. Derselbe Händler war, wie unser Geraer Partciblatt festnagelt, einmal vom Marktplatz wieder ab- gefahren, als ihm die horrenden Preise nicht ge- z a h l t w n r d e n. Doch nicht nur auf dem Kartoffelmarttc begegnet man diesen haarsträubenden Vorgängen, sondern auch bei den Fleischwaren, Aus Bochum wurde vor einigen Tagen gemeldet: Das hiesige städtische Nahrungsmittel-Untersuchungsamt hat, wie man dem„Mark. Sprecher" schreibt, bei einer hiesigen Firma 40000 Pfund Plockwnrst im Werte von 60 000 M. b e s ch l ä g- nahmt. Die au» Holland bezogene Wurst war größtenteils völlig verdorben. In der„Essener Volkszeitung" las man in voriger Woche nach- stehendes Inserat: Eine größere Partie Fleischkonserven, welche sich nicht mehr zum menschlichen Genuß eignen, jedoch noch vorzüglich als Hühner-, Hunde- und Schweinefutter verwendet werden kann, in kleinen und größeren Partien gegen sofortige Kaffe abzugeben. Jac. Lewy, Dampftalgschmelze a. d. städt. Schlachthofe, Esien-Ruhr. Also eine verfehlte geschäftliche Spekulation mit Lebensmitteln. Wichtige menschliche Nahrungsmittel sind dadurch ihrer Bestimmung entzogen worden und enden nun als Hundefutter. Und in der„Barmer Zeitung" war ein Inserat folgenden Inhalts zu lesen: Anfrage an die Stadt Barmen! Aus dem Schlacht- und Viehhof sind vor einiger Zeit 1 0 000 Pfund Fleisch-Daucrware verbrannt worden. Warum??? Um Antwort in der nächsten Stadtverordneten- sitzung bitten Mehrere Bürger. Wie die Elberfclder„Freie Presse" erfährt, verhält sich die Sache folgendermaßen: Ein Barmer Händler hatte die Annahme der Fleischwaren von seinem Lieferanten verweigert, weil die Ware nicht einwandfrei war. Ter Polizeiarzt ordnete die Beschlagnahme und Untersuchung der Ware an, worauf etwa 5000 Pfund vernichtet und 5000 Pfund bei der Freibank ver- ka u f t wurden. Um städtische Dauerware handelte es sich hier nicht. Unsere Genossen hatten bereits in einer Sitzung der Schlacht- Hofkommission eine diesbezügliche Anfrage an die Verwaltung ge- richtet. Die Sache selbst bleibt also bestehen: 10 000 Pfund Fleisch- waren müssen zur Hälfte vernichtet, zur Hälfte als minderwertig vertauft werden, weil sich zwei Händler nicht einigen konnten. Ehe man die Levensmittel zu billigen Preisen an die Konsumenten verkaufte, ließ man sie lieber erst verderben.
Ein Reichstagsabgeordneter vermistt. Nack einer Blättermeldung wird der Zentrumsabgeordnete I m b u s ch. der als Unteroffizier der Landwehr gegen die Russen gekämpft hat, seit längerer Zeit vermißt. Man weiß nur. daß er in einem Gefecht am 7. Dezember v. I. verwundet worden ist. Seit- dem ist nichts mehr von ihm bekannt geworden.
Schweres Grubenunglück in England. Ucber ein schweres Grubenunglück meldet das Reutersche Bureau aus London : In der Bcntickgrubc bei Kirkleh in Nottinghamshire stieß ein niedergehender Aufzug, in dem sich 14 Mann befanden, mit einem in die Höhe fahrenden zusammen, der von fünf Mann besetzt war. Zehn Mann wurden aus einer Höbe von 200 Uards in die Tiefe geschleudert und kamen umsLeben. Zwei andere wurden i n d e n A u f- zügen getötet, alle übrigen sind verletzt. Zugzusammenstost in Luxemburg . Auf der luxemburgischen Bahnstation Roodt stieß ein von Trier kommender Zug mit einem Kohlcnzug zusammen, Der An-