Einzelbild herunterladen
 

Nr. 183.

9

5 Pfennig

Abonnements- Bedingungen: Abonnements Preis pränumerando: Vierteljährl. 8,30 ML., monatl. 1,10 m wöchentlich 25 Pfg. frei ins Haus. Einzelne Nummer 5 Bfg. Sonntags. nummer mit illustrierter Sonntags. Beilage Die Neue Welt" 10 Bfg. Bost Abonnement: 1,10 Mart pro Monat Eingetragen in die Post Beitungs Breisliste. Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich. Ungarn  2.50 Mart, für das übrige Ausland 4 Mart pro Monat. Postabonnements nehmen an: Belgien  , Dänemark  , Holland  , Italien  , Luxemburg  , Portugal  Rumänien  , Schweden   und die Schweiz  

icheint täglich.

B

Montagsausgabe

5 Pfennig

Vorwärts

32. Jahrg.

Die Infertions- Gebühr beträgt für die sechsgespaltene Solonel. zeile oder deren Raum 60 fg., für politische und gewerkschaftliche Bereins. und Versammĭnungs- Anzeigen 30 Pfg. Kleine Hnzeigen", das fettgedruckte Wort 20 Pig.( zulässig 2 fettgedruckte Worte), jedes writere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenan zeigen das erste Wort 10 Pfg.. jedes weitere Wort 5 Big. Worte über 15 Buch­staben zählen für zwei Worte. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist bis 7 Uhr abends geöffnet.

Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 5. Juli 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritzplatz  , Nr. 151 90-151 97.

Erfolgreiche Verfolgungskämpfe in Ost- Galizien.

Meldung des Großen Hauptquartiers. Der österreichische Generalstabsbericht. Die Kasernierung der Frauen.

Amtlich. Großes Hauptquartier, ben 4. Juli 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

In den Argonnen haben unsere Truppen die Offensive fortgesetzt. Die Beute hat sich erheblich erhöht; sie beträgt für die beiden ersten Juli- Tage:

2556 Gefangene( darunter 37 Offiziere),

25 Maschinengewehre,

72 Minenwerfer,

eine Revolverkanone.

Auf den Maashöhen wiederholte der Feind trop aller Mißerfolge viermal seine Versuche zur Wiedereroberung der verlorenen Stellungen bei Les Eparges; wir wiesen seine Angriffe glatt ab.

Nordwestlich von Regniéville eroberten wir die französischen   Stellungen in 600 Meter Breite und entrissen nördlich von Feh- en- Haye dem Feinde ein Waldstück.

Die Fliegertätigkeit war gestern sehr leb­haft. Deutsche   Flugzeuge bewarfen das Landguard. Fort bei Harwich   sowie eine englische Zerstörerflottille und griffen das befestigte Nancy  , die Bahnanlagen von Dombasle und das Sperrfort Remiremont  an. Ein englisches Flugzeug stürzte nördlich von Gent  an der holländischen Grenze brennend ab. Ein deutsches Kampfflugzeug zwang einen französischen   Flieger bei Schlucht zur Landung.

Der Feind bewarf Brugge  , ohne militärischen Schaden anzurichten.

Deftlicher Kriegsschauplaş.

Die Lage ist unverändert.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Die Armee des Generals v. Linsingen ist in voller Verfolgung gegen die Zlota- Lipa; 3000 Russen fielen in unsere Hand. Unter ihrem Druck weicht der Feind aus feinen Stellungen von Narajow- Miasto bis nördlich Przemyslani.

Von Kamionka bis Krylow  ( am Bug) ist die Lage unverändert.

Die Armeen des Generalfeldmarschalls v. Madensen sind im fortschreitenden Angriff.

Zwischen der Weichsel   und der Biliza hat sich nichts Wesentliches ereignet.

Oberste Heeresleitung g.

3

Wien  , 4. Juli.  ( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart, 4. Juli, mittags:

Russischer Kriegsschauplas.

Die Russen, die gestern in Oft galizien zwischen Nara­jowka und Zlota- Lipa sowie nördlich anschließend mit starken Kräften Widerstand leisteten, wurden von den verbündeten Truppen angegriffen und nach stundenlangem Kampfe auf der ganzen Front gegen die Zlota- Lipa zurüdgeworfen. Drei­tausend Gefangene und mehrere Maschinengewehre wurden er­beutet. Auch in der Gegend von Przemyslani und Glinisny ist der Feind im Rüdzug gegen Oft.

Am Bug hat sich die Lage nicht geändert.

In Russisch- Polen kam es an mehreren Frontab= schnitten zu heftigen Kämpfen, da die Russen unter Einsatz von Berstärkungen zu Gegenangriffen übergingen. Alle diese Ber­suche, verlorene Terrains zurüdzuerobern, scheiterten voll= ständig. Eins unserer Korps wies allein fünf Sturmangriffe des Feindes blutig ab. Am Borbach und an der Wyznica bauern die Kämpfe fort. Beiderseits Studzianki brangen unsere Truppen in einer Frontausdehnung von mehreren Kilo­metern in die Hauptstellung des Gegners ein und warfen den Feind unter schweren Berluften zurüd. Hierbei wurden über taufend Gefangene gemacht, brei Maschinengewehre und drei Geschüße erbeutet. Die Höhen nördlich Krasnik wurden in schwerem Kampfe genommen.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Die Italiener erneuerten auch gestern wieder ihre An­strengungen, am Rande des Plateaus von Doberdo Fuß zu faffen. Nach einer den ganzen Tag dauernden Beschießung des Abschnittes von Redipuglia mit schweren Geschützen sette hier nachmittags ein Angriff von mindestens vier Infanterie­regimentern ein, der zu heftigen Nahkämpfen führte. Ein Gegenangriff der tapferen Verteidiger warf schließlich den Feind von den Höhen hinunter.

Versuche des Feindes, sich unseren Stellungen bei Wolt= schach( westlich Tolmein) und im Gebiete südlich des Krn zu nähern, wurden schon im Keime erstickt. Alpini, die in dieser Gegend einen Borstoß gegen einen unserer Stützpunkte unters nahmen, wurden nach erbittertem Handgemenge zurückges worfen. Die Berluste des Feindes find überall wieder sehr schwer.

Das italienische Torpedo boot 17 O. S. ift am 2. Juli abends in der Nordadria vernichtet worden.

Südöstlicher Kriegsschauplah.

Auf diesem fanden nur vereinzelte Grenzgepläntel statt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Die Meldung des russischen Generalstabes.| Petersburg  , 4. Juli.  ( W. T. B.) Der Generalstab des Generalissimus gibt bekannt: Petersburg  , 3. Juli.  ( W. T. B.) Der Große Ge neralstab gibt bekannt: Im Laufe des 30. Juni wiesen Am 2. Juli hatte eine Abteilung russischer Kreu­mir nördlich von Przasnysz   und in der folgenden Nacht 3 er ein Gefecht mit fünf deutschen   Kreuzern, darunter mit in der Gegend von Szawle   und von Razionsh örtliche An­griffe der Deutschen   ab.

dem Panzerfreuzer Roon in der Nähe von Gotland  . Das Ergebnis des Kampfes besteht in einer schweren Havarie Auf dem linken Ufer der Weichsel   unternahm der Feind eines deutschen   Kreuzers( gemeint ist das Spezialschiff Alba­im Laufe des 1. Juli fruchtlose Angriffe auf die Front troß), der gezwungen wurde, auf die Küste aufzufahren und Sienno- Jozefow. In der Gegend von Lublin   befindet der schnellen Flucht der anderen Kreuzer. Die Verfolgung sich der Feind in Fühlung mit uns entlang der Flüsse des Feindes dauerte über eine Stunde. Wysznica und Por. Zwischen dem Wieprz und dem In der Nacht und am Tage des 2. Juli unternahm der Bug macht der Feind weiter Fortschritte in Feind zahlreiche Teilangriffe westlich des mitt­der Richtung nach Norden und Nordosten. Am leren Njemen, an der ganzen Front der Szeszupa, gegen den 1. Juli fanden hartnädige Nach hutgefechte nördlich Bobr bei Ossowiec, am rechten Ufer der Weichsel   bei Staros von 3amo 33 statt. Ein preußisches Garderegiment, das heby, südlich der Pilica   in der Gegend von Radom sowie bei fich des Dorfes Jukom bemächtigt hatte, wurde durch einen Gegenangriff verjagt.

Bafoslaw und Sienno. Alle diese Angriffe wurden erfolgreich abgewiesen. Es gelang dem Feinde nur, Schüßen­gräben der ersten Linie in geringer Ausdehnung in der Ge­gend von Kalwarja zu nehmen.

An der Front Sofal- Salicz unternahm der Feind am 30. Juni und am Vormittag des 1. Juli zahlreiche An­griffe, von denen wir den größten Teil abwiesen, indem wir dem Feinde schwere Verluste zufügten. Im Laufe unserer und nördlich von 3 a mostie ihren Fortgang. Sonst hat Am 2. Juli nahmen die hartnäckigen Kämpfe am Por Gegenangriffe machten wir über zweitausend Gefangene und und nördlich von 8amostie ihren Fortgang. Sonst hat nahmen mehrere Maschinengewehre. Indessen gelang es füd- fich nichts verändert. lich von Rohatyn   beträchtlichen feindlichen Streit. Im Schwarzen Meer zerstörte eines unserer Un fräften gegen Abend des 1. Juli sich auf dem linken Ufer der Gnila- Ripa zu halten. Am Dnjestr   hat fich nicht verändert.

tersee boote bei dem Kohlenrevier drei Dampfer, einen großen Segler und verschiedene Schooner und Schaluppen. Unsere Torpedoboote beschossen mit Erfolg Zunguldak..

Es gibt bereits ein Kasernierungssystem für Frauen; wir haben oft und energisch dagegen protestiert und befanden. uns dabei auf derselben Linie mit einer ganzen Anzahl bür­gerlicher Frauenorganisationen, die ebenfalls die Kasernie­rung der Prostituierten als eine Schmach und Schande bezeichneten. Aber heute wollen wir nicht von diesen Kasernen reden, sondern von anderen, die von der bürgerlichen Frauen­bewegung nicht bekämpft, sondern geradezu herbeigesehnt und gefordert werden.

Unsere Leser werden es nicht glauben wollen, und doch. ist es Tatsache, daß nicht nur einzelne Frauen, sondern fast die gesamte deutsche Frauenbewegung, die früher über das Schematisieren und den Drill klagte, durch den Krieg zu Freundinnen des Kasernenwesens geworden sind. Auch eine der Wirkungen des Krieges, die bereits sehr weit um sich ge­griffen. Wir werden mit aller Energie gegen sie ankämpfen müssen, daß sie nicht noch weitere Kreise erfaßt, denn sie ist eine nicht zu unterschäzende Gefahr für das ganze weibliche Geschlecht.

Schon früher haben einige Verbände verlangt, daß die Frauen ebenso wie die Männer ein freiwilliges Dienstjahr durchmachen sollten, in dem sie in der sozialen Arbeit theore­tisch und praktisch unterrichtet werden sollten. Infolge des Krieges und der durch ihn hervorgerufenen Begeisterung für alles, was Organisation heißt, hat die Bewegung eine uner­hörte Verstärkung erfahren, und nun kommen schon ganz kon­frete Forderungen über Art der Ausbildung, den Kreis der zu schulenden Frauen und dergleichen. Es: herrscht noch große Uneinigkeit über die Frage, ob Kasernierung oder nicht, und ob einjährige Ausbildung mit nachfolgenden jährlichen Uebungen oder zweijähriger Dienst; einig ist man sich im bürgerlichen Lager nur über die Notwendigkeit militärischen Drills bei den Mädchen und die meisten sind auch für den Dienstzwang.

Else Lüders, Mitarbeiterin der Sozialen Praxis" und tätiges Mitglied des Verbandes fortschrittlicher Frauen­bereine, drückt das so aus:" Gerade den Frauen ist eine stärkere Gewöhnung an Disziplin dringend zu wünschen, auch sie gebrauchen etwas" Potsdam  ", um die Leistungsfähigkeit des deutschen   Volkes immer mehr zu steigern!" Sie will allerdings statt der Unterbringung der weiblichen Dienst­pflichtigen in Kasernen oder Gemeinschaftshäusern" eine Verteilung auf die verschiedenen Wohlfahrtsanstalten, aber den Zwang zum sozialen Dienst für jede gesunde Frau fordert sie auch, und von den Uebungen sollen nur Schwangerschaft oder Mutterschaft befreien können.

"

Man hat ausgerechnet, daß etwa 350 000 mädchen jähr­lich auf diese Weise zu Helferinnen aller Art ausgebildet werden können, die man auf die bestehenden 7700 Wohl fahrtsanstalten wohl verteilen könnte. Else Lüders denkt sich die Sache so, daß das Dienstjahr im Anschluß an die Schule absolviert werden soll, also die Volksschülerinnen im Alter bon 14 und 15 Jahren, die höheren Töchter" im 18. bis 20. Jahre. Ein halbes Jahr soll dem theoretischen und praf­tischen Unterricht in Hauswirtschaft, Kinderpflege, Gesund­mädchen bei den Eltern wohnen. Das zweite Halbjahr muß heitslehre gewidmet sein und während dieser Seit können die in einer Anstalt verbracht werden und soll der sozialen Arbeit dienen. Das heißt also, im zweiten Halbjahr soll die prak­tische Betätigung beginnen und die Kinder auf Kranke, Not­leidende und Säuglinge losgelassen werden! Man weiß nicht, men man mehr bedauern soll: die unglücklichen Versuchs. objekte oder die armen Kinder, die mit einem Maß von Ver­antwortung belastet werden, das für Erwachsene nach so kurzer Ausbildungszeit noch zu schwer wäre.

-

Daß durch einen solchen Unterricht die Berufsaus­bildung unbemittelter oder minderbemittelter Mädchen sehr schwer leiden würde denn sie kommen auf diese Weise noch ein Jahr später zum Verdienen, und da sie meist ihre Eltern mitunterstüßen müssen, dürfen sie nach dem Verlust dieses Jahres nicht mehr Zeit an Ausbildung verschwenden, kommt den Damen, die sonst sich so eifrig für die Hebung der Berufsausbildung ins Zeug legten, offenbar gar nicht in den Sinn. Vergleichen wir überhaupt einmal die Forderung der Frauenbewegung von heute mit den Wünschen, die sie vor dem Krieg aufgestellt haben und die zum Teil noch jetzt von Sehr mit Recht führen zum Beispiel die Krankenpflegerinnen ihnen vertreten werden. Vor allem verlangte man immer wieder eine bessere Entlohnung der Arbeit gebildeter Frauen. Klage über die niedrigen Gehälter, die ein Sinfen des Pflegerinnenberufes bewirken; für die städtische Fürsorge­tätigkeit forderte man beruflich angestellte Frauen mit ent Sprechender Besoldung, da sie natürlich mehr und besseres leisten könnten, als die meisten ehrenamtlich tätigen, die die