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Nr. 184.- 32. Jahrg.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

32. Jahrgang.

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Sozialdemokrat Berita ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 6. Juli 1915.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.

Erfolgreicher deutscher Borstoß im Priesterwalde.

Meldung des Großen Hauptquartiers.

Amtlich. Großes Hauptquartier, den 5. Juli 1915.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Ein englischer Angriff nördlich von pern an der Straße nach Pilkem und ein französischer Vorstoß auf Souchez wurden blutig abgewiesen.

Beiderseits Croir des Carmes( am Westrande des Priesterwaldes) stürmten unsere Truppen gestern die feindliche Stellung in einer Breite von etwa 1500 Metern und drangen durch ein Gewirr von Gräben bis zu 400 Metern vor. Unter schweren Verlusten mußten die sich verzweifelt wehrenden Franzosen Graben auf Graben räumen, und etwa 1000 unverwundete Gefangene( darunter einen Bataillonsstab), 2 Feld­geschütze, 4 Maschinengewehre, 3 leichte sowie 4 schwere Minenwerfer in unserer Hand lassen. Ebenso gelang ein gleichzeitig ausgeführter Ueberfall auf eine französische Blockhausstellung bei Haut de Ricupt( südlich von Nor­roy an der Mosel ), die mit Besakung und eingebauten Kampfmitteln in die Luft gesprengt und dann planmäßig wieder geräumt wurde.

Unsere Flieger bewiesen erneut im Luftkampf ihre Ueberlegenheit. Nördlich und westlich von Manonviller wurde am 1. und 2. Juli je ein franzöſi­sches Flugzeug zur schleunigen Landung gezwungen, mit Erfolg wehrte ein deutscher Kampfflieger den Angriff von drei Gegnern ab.

Die beim gestern gemeldeten feindlichen Luftangriff auf Brügge geschleuderten Bomben fielen in der Nähe der wertvollsten Kunstdenkmäler der Stadt nieder.

Deftlicher Kriegsschauplak.

Die Lage ist unverändert.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Die verbündeten Truppen unter dem Befehl des Generals v. Linsingen haben auf ihrer ganzen Front die 31 ota- Lipa erreicht; das Westufer ist von den Russen gesäubert. Die Armee hat Außerordent­liches geleistet. In fast vierzehntägigen Kämpfen er­zwang fie angesichts einer starken feindlichen Stellung den Uebergang über den Dnjestr und trieb den geschla. genen Gegner von Stellung zu Stellung vor sich her.

Am Bugabschnitt räumte der Feind heute nacht den Brüdenkopf Krylow . Zwischen Bug und Weichsel wurden die Russen gestern bei Plonka- Turobin nördlich des Por- Abschnitts und bei Tarnawka- Krasnik erneut geworfen.

Oberste Heeresleitung.

Der französische Tagesbericht.

Gescheiterter englischer Flugzeugangriff

gegen die deutsche Bucht.

Amtlich. Berlin , 5. Juli 1915.( W. T. B.) Am 4. Juli morgens versuchten die Engländer einen gröke. ren Flugzeugangriff gegen unsere Stützpunkte in der deutschen Bucht der Nordsee anzusehen. Der Ver­such scheiterte. Unsere Luftschiffe stellten die an­marschierenden englischen Streitkräfte in Stärke von mehreren Flugzeugmutterschiffen, be­gleitet von Kreuzern und Torpedoboots. zerstörern, bereits bei Tagesanbruch in der Höhe der Insel Terschelling fest und zwangen sie zum Rückzug. Ein englisches Wasserflugzeug, dem es ge­lungen war, aufzusteigen, wurde von unseren Flug­zeugen verfolgt und entkam dadurch, daß es über hollän disches Gebiet flog.

Der stellvertretende Chef des Admiralstabes gez. Behnde.

Der österreichische Generalstabsbericht.

Wien , 5. Juli. ( W. Z. B.) Amtlich wird verlauts bart: 5. Juli 1915:

Russischer Kriegsschauplah.

-

In Ostgalizien erreichten bie verbündeten Truppen der Armee Linsingen nach zwei Wochen fiegreicher Kämpfe in der Berfolgung die 31ota 2ipa, deren Westufer vom Feinde gesäubert wurde. Im Abschnitte Kamionka- Strumi­Iowa- Krasne dauern die Kämpfe gegen russische Nachhuten noch an. Bei Krylow räumte der Gegner das westliche Bug­Ufer und brannte den Ort Krylow nieder. Beiderseits des oberen Wieprz wird gekämpft. Verbündete Truppen warfen den Feind aus seinen Stellungen nördlich des Porbaches und brangen bis gegen Plonka vor. Weftlich anschließend hat die Armee des Erzherzogs Josef Ferdinand die russische Kampf­front beiderseits Krasnit in mehrtägigen Kämpfen burch­brochen, die Russen unter großen Verlusten in nördlicher Nich­tung zurückgeworfen und in diesen Kämpfen neunund. zwanzig Offiziere, achttausend Mann gefan. gen, sechs Geschüße, sechs Munitionswagen und sechs Maschinengewehre erbeutet.

Westlich der Weichsel ist die Lage unverändert. Stalienischer Kriegsschauplatz.

Die Kämpfe am Rande des Plateaus von Doberdo wiederholten sich gestern mit gleicher Heftigkeit. Abends war der Angriff von zwei italienischen Divisionen gegen den Front­abschnitt südlich Bolazzo abgeschlagen, weiter nördlich dauerte das Gefecht noch fort. Auch bei Woltschach und im Krn. Gebiete griff der Feind wieder vergeblich an.

Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiete finden nur Geschüßkämpfe statt.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes bon Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Der italienische Kriegsbericht.

Eine Debatte über die englische Gewerkschaftsfreiheit.

Aus Amsterdam wird uns geschrieben:

Die zweite Lesung der Munitions- Vorlage gab ant Montag im Unterhaus Anlaß zu einer Debatte, die bewies, daß auch die Umbildung des Ministeriums dieses vor der parlamentarischen Kritik nicht geschützt hat. Zunächst waren es fonservative Redner, vor allem Houston , die die Re­gierung der Säumigkeit bei der Munitionsbeschaffung be­zichtigten und ihr vorwarfen, das Land, besonders auch mit Hilfe der Zensur, in Unwissenheit über den wahren Zustand gelassen zu haben. Houston nannte diesen geradezu ber­zweifelt und behauptete, darüber Auskünfte aus erster Hand erhalten zu haben. Nach der Zurücktreibung der Russen sei Calais in Gefahr und dann weiter Dover und Folke­ stone . Dann sei die Landung der Deutschen unter der Deckung der Geschüße zu fürchten. Es sei schön, zu sagen, daß die Flotte England schüße, aber bei den Dardanellen habe man gesehen, was die Flotte könne und was sie nicht könne.

In dieser Polemik war natürlich außer dem partei­politischen Interesse, die im Ministerium noch verbliebenen liberalen Minister anzuschwärzen, der Wunsch, die Stim­mung zugunsten der allgemeinen Wehrpflicht zu erhöhen, die treibende Straft der Schwarzfärberei. Bemerkenswert war indes der Hinweis Houstons auf die Gepflogenheit der Rüftungslieferanten, aus dem Dienst getretene hohe Beamte des Heeres- und Marinedepartements für ihre Firmen zu engagieren. Ein solcher Familienzant zwischen den bürger­lichen Parteien mit seinen Indiskretionen ist nicht ohne Er­göglichkeit.

Wenn die Kazbalgerei zwischen Konservativen und Libe­ralen heute nicht viel mehr bedeutet, als den Streit um die reichgefüllte Regierungstrippe, so hebt sich von ihr um so schärfer die Opposition ab, die Genosse Snowden der Vorlage machte. Er erhob gegen die Einführung des obli­gatorischen Schiedsgerichts energischen Protest und kritisierte mit rücksichtsloser Schärfe die Taktik der Mehrheit der Arbeiterpartei in dieser Frage. Er sagte u. a.:

Diejenigen meiner Freunde, die die Vorlage unterſtüßen, tun dies nicht mit der Autorität der organisierten Masse. Sie bertreten nicht die einmütige Meinung derjenigen, die auf der Konferenz vertreten waren, wo die Vorlage auch nur mit Stimmenmehrheit an­genommen wurde. Ueber ein Drittel der Dele. gierten hat dagegen gestimmt. Und die Berg­arbeiter und die Textilarbeiter, die zwei Organi­fationen, deren Stimmen die Beschlüsse des Jahreskongresses der Gewerkschaften entscheiden, waren nicht bertreten. Meine Kollegen haben wohl das Recht, das Gesez unter ihrer individuellen Verantwortlichkeit anzunehmen, aber sie tun das ohne Vollmacht der Gewerkschaften, als deren Vertreter sie angesehen werden.

Hodge( Arbeiterpartei, dazwischenrufend): Darf ich mir erlauben zu sagen, daß ich mit Vollmacht meines Ver. bandes spreche?( Beifall bei den Regierungsparteien.)

Snowden( fortfahrend): Ich wünsche nicht, diese De­

batte in eine Statechisierung über diese Frage zu verwandeln, möchte aber doch fragen, ob mein Kollege eine Abstimmung in seinem Verbande vorgenommen hat. Die Abstimmung bei den Maschinenbauern hat nicht die Bestimmungen der Vorlage zum Gegenstand gehabt und nur ein kleiner Teil der

Stürmer am Vorbrechen. Vor Feh mußte sich ein Bataillon, Paris , 5. Juli. ( W. 2. B.) Der amtliche Bericht welches bis an die Stacheldrähte gelangt war, zweimal zurüd­T. bon gestern abend lautet: Ziemlich lebhafte Artillerie- ziehen. Von der übrigen Front ist nichts zu melden. kämpfe in Belgien im Nieuport Gebiet und auf der Front Steenstraate- Het Sas, im Abschnitte nördlich Arras und auf dem rechten Aisne - Ufer. Bei Passy dauert der Rom , 5. Juli. ( W. T. B.) Bericht der Heeres- Mitgliedschaft hat sich daran beteiligt. Vor etlichen Jahren Minenkampf an. In den Argonnen Kämpfe mit Handgranaten Leitung. Im Tiroler Gebiete, im Trentino und in habe ich die Zwangsschiedsgerichte befürwortet, aber nie unter und Lufttorpedos ohne Infanteriegefecht. Auf den Maas - Kärnten dauert die Artillerietätigkeit mit Unter- den in der Vorlage vorgeschlagenen Bedingungen. Ich habe höhen und in den Vogesen einfache Kanonade. stüßung fleiner Abteilungen, die gegen die feindliche Front mir nie vorgestellt, daß sie mit der Vernichtung aller

Baris, 5. Juli. ( W. T. B.) Amtlicher Bericht borrücken, an. Gestern wurde das Fort Hensel wieder be- Gewerkschaftsrechte beginnen sollen. Ich glaube bon gestern nachmittag. Im Gebiete nördlich schossen. Am Nordabhange des Großen Pal unternahm der nicht, daß Ausstände in einem Augenblid wie dem jetzigen bon Arras griff der Feind in gedrängten Forfehr lebhaftem Artilleriefeuer unterstützten Angriff, um zweifel über die Notwendigkeit bestehen, alles für eine mög­in gedrängten For. Feind in der Nacht vom 3. zum 4. Juli einen neuen, von denkbar sind. Solange der Krieg fortdauert, kann kein mationen im Laufe der Nacht unsere Stellungen halb die von unseren Alpentruppen am 2. Juli genommenen lichst große Produktion der Kriegswerkzeuge zu tun. Aber wegs zwischen Angres und Ablain, nördlich Schüßengräben zurückzuerobern. Die Angriffe wurden wieder ich fann nicht den Optimismus teilen, daß die Gewerkschaften der Straße von Airnoulettes- Souchez an. Unser Kreuz zurückgeworfen. Gestern erneuerten sich die feindlichen durch Preisgabe ihrer Rechte nicht ihre Lage nach dem Krieg

feuer und Maschinengewehrfeuer zerstreute die Angreifer, in- Gegenangriffe auf einige Punkte der von uns auf dem Hoch- schädigen. Die Regierung hat für dieses Gesetz feine Moti­dem es ihnen schwere Verluste beibrachte. In den Ar- plateau von Corsica eroberten Stellungen mit besonderer vierung vorgebracht. In Woo I wich haben wir die best­gonnen die ganze Nacht unaufhörliche Kanonade und Ge- Heftigkeit. Trotz schwerem Artillerie- und Maschinengewehr- ausgerüsteten Rüstungswerkstätten des Königreichs. Hat die wehrfeuer von der Straße Binarville Vienne le Château bis feuer wurden diese Angriffe mit schweren Verlusten zurüd- Regierung vollen Nutzen daraus gezogen?( Der Redner geworfen. Der Feind ließ etwa fünfhundert Ge- zitiert aus einem Woolwicher Lokalblatt eine Anzahl von Four de Paris. Man meldete einige ganz örtliche Infanterie- fangene, zwei Feldgeschütze, viele Gewehre mit Angaben, die den unwirtschaftlichen Betrieb beweisen.) Das attionen im Gebiete von Fontaine aur Charmes ohne Munition, einen Minenwerfer mit Lafette und viel Maschinen. Zwangsschiedsgericht, das die Vorlage einführt, fesselt den Veränderung der Linien. Auf der Front von de la Haye gewehrmaterial in unseren Händen. Aus Aussagen Ge- Arbeitern die Hände auf dem Rücken. Ich protestiere auch machten die Deutschen gegen Mitternacht nach heftiger Be- fangener geht hervor, daß die Verluste des Feindes in den gegen die Bevollmächtigung des Munitionsministers, in den schießung einen Angriffsversuch gegen unsere Schüßengräben. legten Tagen besonders durch unser Artilleriefeuer sehr schwer von ihm kontrollierten Unternehmungen Arbeitsordnungen Nördlich von Regniéville verhinderte unser Streuzfeuer die gewesen sind. Cadorna. nach Gefallen einzuführen."