iem fränkischen Blatt Herrn von Bethmann Holltveg zu unter- stellen wagt, ist von ungleich größerem Gewicht. Und es muß die von der Sozialdemokratie in den breiten Massen unseres Volkes ohnehin angerichtete Verwirrung außerovdentlich verschärfen und vermehren, wenn eine derartige.Identifizierung" der sozialdemokratischen Friedenspolitik mit der Politik des Herrn Reichskanzlers»uch nur einen Tag lang unwidersprochen bleibt. Es ist nicht nötig, jenes unsinnige und würdelose Zerrbild eines»Friedens ohne Demüti- gung" der feindlichen Mächt«, welches der Parteivorstand neulich der Regierung empfehlen zu sollen glaubte, in allen seinen lächer- lichen Einzelheiten in die Erinnerung zurückzurufen."
Sitzungsvcrbot. Am Dienstag, den 29. Juni, sollte in Aachen eine Sitzung von fünf Bauunternehmern und zwei Gewerkschafts- angestellten stattfinden zwecks Schlichtung gewerblicher Strei- tigkeiten. Die Sitzung sollte abends um 6 Uhr in einer Re- stauration stattfinden. Zu derselben Zeit erschien ein Kriminalpolizeibeamter und erklärte, den Auftrag zu haben, die Sitzung zu verbieten._ Die Annexionsfrage. Zum Aufruf der Gegossen Haase, Bernstein , Kautsky schreibt der bekanntlich während des Krieges stark chauvinistisch gewordene Hervs in der»Guerre Sociale" vom 28. Juni:„Endlich erwacht das Gewissen im Busen der deutschen Sozialdemokratie. Zuerst war es nur ein Mann, dem noch das Gewissen schlug, Karl Lieb- tnecht, jetzt sind es schon mehrere, und ihre Entschließungen, auf jede Annexion verzichten zu wollen, zeigen, daß sie nicht Wort- führer der Alldeutschen oder des kaiserlichen Klüngels sind, son- dern der großen Masse, die vom Kriege genug hat und die allmäh- lich begreift, daß ihre regierende Klasse für das gesamte Unheil einzig und allein verantwortlich ist. Aber unsere armen Exgenossen nötigen uns ein Lächeln ab, wenn sie ihrer Regierung sagen, daß sie keine Annexion wollen: arme Unglückliche I sie haben einfach noch nicht begriffen, was auf dem Spiel steht. Denn die Frage ist nicht, ob Deutschland Bei- gien annektieren wird, vielmehr werden die Verbündeten, wenn sie erst die Mobilmachung und Organisation aller ihrer Kräfte vollendet haben, die Deutschen aus Belgien , Frankreich und Polen herauswerfen— und wiel Die Frage, der die deutschen Sozialdemokraten daher ins Gesicht sehen müssen, ist mithin eine ganz andere, nämlich die, ob Deutschland alle nicht rein deutschen Gebiete, Nordschleswig, Polen und das französische Elsaß-Lothringen behalten kann. Wenn sie das erst und das Recht der unterdrückten Nationalitäten be- griffen haben, dann sind wir von der Verständigung nicht mehr so weit entfernt. Noch ist die Sozialdemokratie nicht so weit, aber sie wird nach der ersten großen Niederlage der deutschen Armee dahin gelangen; denn„sie ist bereits auf dem Wege nach Damaskus "." In der„H u m a n i t e" hat sich Renaudel in einem von der französischen Zensur verstümmelten Artikel wesentlich ruhiger und vernünftiger über den Ausruf ausgesprochen. „Die deutschen Sozialdemokraten tun, so schreibt„S e c o l o" vom 28. Juni, als ob sie erst jetzt— nach zehn Monaten— gewahr würden, daß die Regierung einen Eroberungskrieg führt. Sie verlangen von ihr jetzt Bor - schlage zu einem für Deutschland günstigen Frieden, d. h. sie wollen die Verantwortung für das weitere von sich abwälzen und tun so, als ob sie nicht wüßten, daß, wer Frieden anbietet, sich als besiegt bekennt und die Bedingungen vom Feinde anzu- nehmen hat. Aber sie spielen vergebens den Unschuldigen. Sie haben alle Kredite bewilligt, und unvergessen sind das Auftreten und die Acußerungen der Genossen Köster und Noske im besetzten Brüssel . So haben sie weder Einfluß auf ihre Regierung, noch machen ihre naiven Vorwürfe, daß die französischen Genossen zu keinen Friedensverhandlungen bereit find, irgendwelchen Ein- druck." Herstellung von Militärtuchen. Amtlich wird mitgeteilt: Die Regelung der Herstellung von Offizierstuchen durch die Heeresverwaltung- ist in Vorbereitung. Bis zum Erlasse entsprechender Bestimmungen wird in be- sonderen Fällen Herstellungserlaubnis erteilt. Sie muß auf einem bei dem Webstoffmeldeamt(früher Wollgewerbemeldeami) der KriegS-Rohstoffabteilung des Kriegsministeriums, Berlin 8W, Verlängerte Hedemannstr. 11, erhältlichen Antragsformular nachgesucht werden. Die Bedingungen find aus dem Bordruck ersichtlich. Jede Herstellung von Militärtuchen ohne Erlaubnis der Heeres- Verwaltung ist nach wie vor untersagt und zieht Bestrafung nach sich.____ Sozialdemokraten bei Tisza. Dem ungarischen Premier überreichte eine Deputation der sozial- demokratischen Partei eine Denkschrift für Einführung der zivilen und Verbesserung der militärischen Jnvalidenversorgung. Graf Tisza versicherte sein„Interesse".
Intervention Amerikas gegen Mexiko . Aus Washington kommt die Meldung, daß eine bewaffnete Intervention Amerikas in Mexiko von Tag zu Tag mehr erörtert wird. Trotzdem Präsident Wilson die mexikanischen Generale schon vor einigen Monaten aufgefordert hatte, ihre Kämpfe einzu- stellen, gehe die Plünderung weiter. Pest und Hungersnot greifen immer mehr um sich. Die Hauptstadt Mexiko sei von einer unbe- schreiblichen Verwirrung bedroht.
Setrübte Lohgerber. Aus Amsterdam wird uns geschrieben: Der unerwartet starke Widerstand, der sich in allen Klassen Hollands gegen die Landsturmvorlage erhoben hat, erregt die Wut der hinter den Rüstungsforderungen stehenden Kreise. Man hatte sich alle Annehmlichkeiten der Aufregungspolitik so schön aus- gemalt— schon haben sich die Vertreter der Großindustrie hoffnungsvoll zusammengesetzt, um über den Beutezug der Munitionsfabrikation ins Einvernehmen zu kommen— und vun muß man mit der ernsten Gefahr rechnen, daß von der ganzen Vorlage vielleicht nur das Ablösungssystem übrig gelassen wird, das doch nur als Lockmittel dem Volk vor- gehalten worden war. Da aber zweifellos die s o z i a- l i st i s ch e Kritik die stärkste treibende Kraft der Oppo- sitionsbewegung ist und es obendrein aus demagogischen Grünhen empfehlenswert scheint, den Widerspruch der kirchlich- gläubigen Bauern und Kleinbürger einstweilen zu ignorieren und das Geschütz der patriotischen Entrüstung gegen diese ja ohnehin schon ehedein als„vaterlandslos" abgestempelte Partei zu konzentriereu, sieht man jetzt Zeitungen, die sich bisher einer burgfriedlicheu Gemächlichkeit des Tons befleißigt
hatten, die Arbeiterpartei mit hysterischem Geschrei anfallen. Die Utrechter Rede Troelstras läßt den Haager„Nieuwen Courant", bei dem das nationale Phlegma zur Tugend ent- wickelt schien, alle Haltung verlieren.„Spekulanten auf die UnWilligkeit des Volkes, persönliche Lasten zu tragen", nennt er die Sprecher der Arbeiterpartei. Und weil T r o e l st r a erklärt hat, daß Holland , wenn um eines dauernden Friedens willen eine neue Regelung der Scheldefrage oder eine koloniale Verschiebung aus die Tagesordnung gesetzt werden würde, für ein„Fleckchen Grundes" keinen Krieg führen dürfe, fragt das Blatt perfid:„Gleicht das nicht einer Aufforde- r u n g an die Kriegführenden, in unserem Lande zu holen, was sie einander nicht wegnehmen können?" Der edle Zorn des Leitartiklers bricht darob in den Ruf aus:„Pfui, welche Volksverführung!" Zum Schluß wird der Satz der Utrechter Resolution, der das„unerschütterliche Vertrauen in die Jnter- nationale, die im und durch das Streben nach Frieden wieder- geboren werden soll," ausspricht, als„Predigt einer straflosenForm von Dien st Verweigerung"(!) bezeichnet.— Unsere Genossen denken natürlich nicht daran, sich durch diese einfältigen Beschimpfungen beirren zu lassen. Im Gegenteil! Der Rüstungsklüngel schreit— also zittert er um die erhofften Profite. Ei» mcrktvürdiger Angriff. Bekanntlich hat sich die holländische Sozialdemokratie auf einer großen Kundgebung, die sie vor kurzem in Utrecht veranstaltete, scharf gegen die Wehrvorlage der Regierung ausgesprochen. Troelstra war dabei ihr Hauptwortführer. Nun bringt die„Kölnische Zeitung " unter der Ueber- schrift:„Phantasien Troelstras" eine Kritik an den Darlegungen unseres holländischen Genossen, deren Tendenz aufs eigentümlichste berühren muß. Das Blatt zitiert die von Troelstra angeführten Ziffern, die sich auf den heutigen Bestand des holländischen Heeres und die geplante Verstär- kung beziehen, und fährt dann fort: Wilde Phantasien Troelstras sind sowohl die Zahlen, die er für den heutigen Bestand des Heeres als erst recht für den an- gestrebten Heeresumfang angegeben hat. Der Sozialistenführer scheint an dem warnenden Beispiel Bander- Veldes— der stets gegen jede Maßnahme zur Hebung der Wehrbarkeit seines Landes gekämpft hat und nun heimatlos umherirrt— noch nicht genug zu haben. Es folgt dann der Versuch, die Zahlen Troelstras zu widerlegen, und zum Schluß heißt es: Mit der Verwerfung des Landsturm-Erweiterungsgesetzes schädigt Troelstra nicht nur die Verteidigung seines Vaterlandes (dem Reserven zum Decken von Verlusten im Kriege dann nicht mehr zur Verfügung stehen), schwer, er versetzt auch in blindem Fanatismus gegen das, was er Militarismus nennt und das davon keine Spur enthält, dem sozialistischen Grundsatz der „Gleichheit vor dem Blutsteuergesetz" einen direkten Schlag ins Gesicht. Ob tatsächlich die Zahlen der„Kölnischen Zeitung " rich- tiger sind als die in der Utrechter Versammlung angeführten, lassen wir hier dahingestellt. Diese Feststellung ist von ganz untergeordneter Bedeutung gegenüber der Tatsache, daß die „Kölnische Zeitung " sich mit soviel Wärme und unter An- führung von so merkwürdigen Beweisgründen für die Heeres- Vorlage der holländischen Regierung einsetzt. Wenn derselbe Artikel in einem Blatt der holländischen Konserva- tiven oder auch in der„Times" oder dem„Echo de Paris" stände, würde man sich nicht ini geringsten zu wundern brauchen. Was aber in aller Welt hat das Organ unserer westlichen Industrie für ein Jnter- essedaran.imgegenwärtigenAngenblickdie sozialistischen Gegner einer Verstärkung des holländischen Heeres zu bekämpfen? Es kann ihm doch nicht unbekannt sein, daß jene Kreise, die in den Niederlanden für ein aktives Eingreifen ihres Landes in den Krieg Stimmung zu machen suchen, keines- Wegs deutschfreundliche Gesinnungen hegen und daß sie ihre auf die Vermehrung der Rüstungen gerichtete Propaganda in der Hauptsache mit dem Hinweis auf die angeblich drohende„deutsche Gefahr" stützen. Da nicht anzunehmen ist, daß die„Kölnische Zeitung " aus reiner Freude an vielen und schönen Soldaten und aus demokratischer Sympathie für den Gedanken der Gleichheit vor dem„Blubsteuergesetz" der holländischen Regierung zu Hilfe eilt, wäre es sehr inter- essant, aus ihrem eigenen Munde zu erfahren, aus welchen Gründen sie sich für ein starkes Heer in dem benachbarten Königreich begeistert. Daß sie sehr triftig sein müssen, be- zweifeln wir keinen Augenblick, denn sonst würde ein so gut patriotisches Blatt doch sicher Bedenken getragen haben, in diesem Zusammenhang sich gerade auf die Heimatlosigkeit Vanderveldes zu beziehen.
Mus der Partei. Stimmen aus der Parteipresse. Die„Volksftimme" Frankfurt a. M. nimmt in einem Artikel „Parteidisziplin und Meinungsfreiheit" zu den vorhandenen Meinungsverschiedenheiten folgende Stellung: Wie verständlich ist es, wenn die Organisationsleiter achtsam die Einheit der Bewegung hüten, denn darin lag bisher die Stärke der deutschen Arbeiterbewegung. Daran brachen sich immer wieder die schlimmsten Verfolgungen, llnd so oft die Gegner auf Spaltung rechneten, so oft ging die Spekulation daneben. Die heftigsten Aus- einandersetzungen endeten inimer wieder mit der Bekräftigung der Zusammengehörigkeit. Stets blieb die formale Einheit erhalten. Aber durch welches Mittel? Eben durch rücksichtslose Aussprache, die oft recht unerquicklich und sachlich nicht fördernd wirkte, aber doch immer erneut das Bewußtsein der Klassengemeinschaft und ....stärkte. Durch allen Hader leuchtete immer wieder das gemein- same Ziel, und wenn die eine oder die andere Gruppe andere Wege gehen wollte, so führten diese Wege, eben weil sie zum selben Ziele strebten, bald wieder auf die Straße, die die ganze Klasse wandert. Aber plötzlich ist alles aus dem Gleis geworfen. Der Kriegszustand brachte die ungeheuerste Wirrnis. Wir wissen nicht sicher, was bei den Bruderparteien des Auslandes vorgeht, wir können im Reich nicht einmal die gewöhnte Aussprache pflegen. Ganz un- vermeidlich, daß viele irre werden. Ganz selbstverständlich, daß eine Opposition hochkam. Ihr fehlten die Mittel, in gewohnter Weise ihren Protest geltend zu machen; was Wunder, wenn sie ungewöhnliche Mittel anwendet. Auch Mittel, die schädlich wirken. Aber in der Stunde der Leidenschaft wird nicht so fein abgewogen, daß hintennach aus einem Fehler ein Kardinalverbrechen gemacht werden könnte. Und bei den Unterzeichnern des Flugblattes finde» wir so manchen Namen, der bei seinem Träger jeden Verdacht des Willens zur Parteisprengung ausschließt. Eins freilich ist schlimm: wenn Genossen sich selbst jener Aus- spräche entziehen, die noch möglich ist, und statt dessen eine Sonder- organisation aufbauen. Aber auch darüber wird die deutsche Ar- beiterbewegung hintvegkommen..... Zuvor aber muß Gelegen- heit kommen zu offener Aussprache,— und wer wäre so kühn, zu bestreiten, daß bis dahin alle, alle Genossen lernen werden und die Zeit von selbst Äorrelture» cm bestimmten Meinungen vor-
nehmen wird? Bis dahin: Keine lleberspannunz der ParteidisziplinI In einem„Für di- Parteieinheit" überschriebcnen Artikel äußert die Erfurter „Tribüne": Was wir aber können, das wollen wir um so eindringlicher wn, nämlich unsere Genossen zur Aufrechterhaltung der Partei- einheit zu ermahnen! Mögen die Störungen von rechts oder links kommen, Genossen, ruft den Störern der Parteieinheit laut und vernehmlich zu: Halt— nicht weiter! „Gegen die Parteizerrüttung" richtete sich ein Aufruf der Vor- stände der Partei und der Fraktion, den wir in unserer Donners- tagnummer veröffentlichten. Genossen, beherzigt das dort Gesagte! Aber beherzigt auch das in dem Aufruf nicht_Erwähnte: Die Abwehr der Parteizerrüttung von der rechten Seite! Da hat sich z. B. in den letzten Tagen die Generalkominission der Gewerk- schasten mit ihrem Ausruf„Gegen die Sonderbündelei" im ..Korrespondenzblatt" etlvas ganz Besonderes geleistet, das sich wür- dig an das..Entweder— Oder" des Genossen Kolb in Karlsruhe anschließt! Unter dem Deckmantel der Einheit und Geschlossenheit der Geiverkschaftsbewegung werden diejenigen Gewerkschasts- funktionäre, die sich erlaubt haben, das Schreiben an den Partei- Vorstand und die Reichstagsfraktion vom 9. Juni zu unterzeichnen, aufs Korn genommen. Wir billigen den Inhalt des Schriftstücks nicht, weil es durch die Wiederholung alter Vorivürfe, über die zurzeit nicht einwandfrei diskutiert werden kann, ein an sich nach unserer Meinung berechtigtes Verlangen diskreditiert. Aber es heißt schon den Absolutismus auf die Spitze treiben, wenn dort die das Schriftstück unterzeichneten Gewerkschaftsfunktionäre der Sonderbündelei bezichtigt werden, weil sie sich erlaubten, anderer Meinung zu sein wie die Mitglieder der Generalkommission und ein Schreiben mit der Angabe ihrer Funktion in der Gewerkschaft unterzeichneten, das„mit Parteigruß" schließt! Es wird dort de- hauptet, es sei„ein Mißbrauch des Vertrauenspostens, wenn sie den Anschein erwecken wollen, als stände die� Organisation.... in der Sache hinter ihnen". Hat schon jemal? ein Gewerkschaftler oder eine Gruppe solcher sich erlaubt, wenn sie mit den Maß- nahmen der Generalkommission nicht einverstanden waren, die diese im Namen der so und so viel Millionen Gewerkschafts- Mitglieder unterzeichnete, etwa den Mitgliedern der General- kommission vor aller Oeffentlichkeit„Sonderbündelei" vor- zuwerfen? lind dann das Vorgehen gegen den Genossen Haase, wie es der Generalkommission beliebt und das in einer ganzen Reihe Parteizeitungen vor aller Oeffentlichkeit in diesen Tagen erfolgt! Was ist denn das anders, als auch Parteizerrüttung? Auch wenn man mit dem Artikel der Genossen Bernstein , Haase und Kautsky nicht einverstanden ist— wir sind mit seinem Inhalt einverstanden— oder wenn man das Vorgehen des Genossen Haase als Parteivorsitzenden nicht gut heißt, so rechtfertigt es sich noch lange nicht, die Hetze gegen den Genossen Haase zu inszenieren oder zu unterstützen! Genosse Haase ist doch nicht irgend einer, er hat, wir behaupten wie keiner seiner gehässigen Kritiker, gerade der Einheit der Partei die schwersten persönlichen Opfer gebracht! Das ist ihm von der Fraktion, die ihn trotz seiner Gewissensskrupel bekanntlich zur Abgabe der Erklärungen im Reichstag drängte, auch hoch angerechnet worden. Und nun trotzdem die Haase-Hetze! Der Chemnitzer „Volksstimme" müssen wir es danken, daß sie auch hier der Katze die Schelle umhängte, indem sie an die Parteitagsdebatte. erinnerte bei der Wahl des Genossen Haase zum Parteivorsitzenden ! Daraus geht deutlich hervor, was der Inhalt und die Triebfeder der Haase-Hetze ist: Immer wieder das„Entweder— Oder" des Genossen Kolb und seines Anhanges! Wir appellieren darum an die Arbeitermassen: Wahret die Einheit der Partei nach rechts und nach links!
Stimmen zur Tagung des Parteiausschusses. Während der größte Teil der Parteizeitungen den Beschluß des Parteiausschusses ohne jede Bemerkung abdruckt, äußert sich die„Leipziger Boliszeitung" folgendermaßen: „Wir kommen unserer Pflicht nach, diese Beschlüsse des Partei- ausschusscs mitzuteilen. Daß wir den darin zum Ausdruck kam- Menden Standpunkt für durchaus falsch pnd unglücklich halten, brauchen wir kaum zu sagen." Die„Dresdener Volkszeitring" schreibt: „Dieser Beschluß des Parteiausschusses ist im höchsten Maße erfreulich. Er wendet sich mit Entschiedenheit gegen die sehr miß- lichen Erscheinungen, di« in letzter Zeit im Parteileben hervor- getreten sind. Wir möchten die Erwartung aussprechen, daß die- jenigen Parteigenossen, die, ohne genügende Erkenntnis der Trag- weite ihres Handelns, jene unterirdische Minierarbeit unterstützt haben, nunmehr zur parteigenössischen Pflichterfüllung zurückkehren werden." Das„Volksblatt für Anhalt" leistet sich folgende„Lieberis- Würdigkeit": „Wenn Haase nun seinen Vorsitz nicht niederlegt, dann bc- neiden wir ihn nicht um die sich darin enthüllende Charakterart." Von den Organisationen hat bisher nur der Vorstand des Bezirks Schleswig-Holstein und Lübeck Stellung genommen. Im Hamburger„Echo" wird darüber berichtet: „Insbesondere wurde Kenntnis genommen von den Partei- zerstörenden Treibereien, die dazu angetan sind, die Parteieinheit auf das schwerste zu gefährden. Der Bzirksvorstand schließt sich deshalb der Resolution des Parteiausschusses in vollem Umfang an und bedauert nur, daß zurzeit keine durchgreifenden Mittel gegen die Urheber der Treibereien zur Anwendung gebracht werden können."
Aus den Organisationen. Da das Pressebureau die einstimmig angenonrmene Resolution des Wahlkreises Solingen nur in sehr gekürzter Form mit- geteilt hat, so werden wir vom Vorstand der Organisation um den wörtlichen Abdruck der Resolution ersucht. Sie lautet folgender- maßen: Die Vorstandssitzung des Wahlkreises Solingen erklärt zu den gegenwärtigen inneren Parteidifferenzcn: Der Genosse Haase hat durch seine Reden zur Kriegsftage und seinen Aufruf:„Das Gebot der Stunde" lediglich sein Recht der freien Meinungsäußerung ausgeübt, das jeoem Parteigenossen zusteht. Wir verurteilen daher die Treibereien, die deswegen von der rechtsstehenden Parteipresse und gleichgesinnteu Parteigenosse» gegen den Genossen Haase eingeleitet worden sind. Wir sprechen Genossen Haase unser volles Vertrauen aus und verlangen von ihm, daß er sich durch keinerlei Angriffe oder Bc- schlüsse irgendwelcher Instanzen bewegen läßt, den Posten des Parteivorsitzenden zu verlassen, auf den ihn der Parteitag ge- stellt hat. Wir stimmen vollständig überein mit dem Aufruf„Das Gebot der Stunde" und auch mit der Eingabe, die die Bezirksleitung für den Niederrhein an den Parteivorstand gerichtet hat. Daher halten wir eine weitere...... * Der Vorstand des Wahlvereins für Elberfeld -Barm en erstattet in der„Freien Presse" einen ausführlichen Jahresbericht, woraus wir entnehmen, daß die Mitgliede�hl, die am 1. April 1914 6280 männliche und 1242 weibliche Mitglieder betrug, am 1. April 181ö auf 5683 männliche und 1166 weibliche gesunken ist. Von den erwähnten männlichen Mitgliedern waren bis zum 1. April 1915 2300 zum Heeresdienst einberufen. Bis zum Jahres- schluß sind 81 Genossen als gefallen gemeldet worden. Der Jahreskassenbericht schließt ab mit einer Gesamteinnahme von 32 900,45 M. und einer Gesamtausgabe von 31 285,79 M., so daß ein Kassenbestand von 1614,66 M. zu verzeichnen war. Da die Einnahmen der Organisation zur Deckung der Ausgaben nicht aus- reichen, haben die in Frage kommenden Körperschaften beschlossen, daß im Bedarfsfalle der Marse lersonds angegriffen werden soll,