sind, daZ tonn schon setzt ausgesprochen werden, der Meinung, daß die Zentralvorstande der Gewerkschaften in ihrer eigenen Nähe soviel„Desorganisationsab sichten" wider die ei'nige Arbeiterbewegung bemerken könnten, wie da, wo sie solche mit Vorliebe suchen. Sehr von Interesse ist auch, daß die Generalkommission nun- mehr eine Gegengründung gegen die„Gleichheit" vornehmen will. Eine„gewerkschaftliche Frauenzeitung", dagegen hätten wir nichts, die hätte die Generalkommission unseretwegen schon längst ihrem Aufgabenkreise einverleiben können. Aber hier handelt es sich offenbar um etwas anderes. Man will der„Gleich- heit" das Wasser abzugraben versuchen und auf diese Weise bei den Frauen etwas ähnliches erreichen wie der„G r u n d st e i n" des Vauarbeiterverbandes mit seinem„neuen A k t i o n s z e n t r u m" in der Gesamtarbeiterbewe- g u n g. Deshalb hat man weder„ein Bedürfnis" nach einer Aus- spräche mit dem Parteivorstande, noch anerkennt man einen„vor- aussichtlichen Erfolg". Das ist, wie gesagt, sehr von Interesse nicht nur vom Standpunkte des Gewerkschafters, sondern auch von dem des Parteimitgliedes." Der„Braunschweiger Volksfreund" bemerkt: „Ein Wort zu der Debatte der Konferenz über die„Gleichheit" und den Beschluß, eine gewerkschaftliche Frauenzeitung zu gründen. Was die an der„Gleichheit" geübte Kritik anlangt, so bedarf dies Blatt keiner Verteidigung. Die„Gleichheit" hat sich unbe- stritten die führende Rolle in der Fraueninternationale errungen. Diese ihre Stellung ist Verteidigung genug. Sie verdankt diese ihre Stellung der unvergleichlichen Klarheit, Festigkeit und dem hervorragenden literarischen Talent, mit dem sie die proletarische Frauenbewegung zu einer zielklaren sozialistischen Klassenbewegung gemacht hat. Die an ihr geübte Kritik charakterisiert nicht so sehr die„Gleichheit" als ihre Kritiker selbst. Diese Kritik enthüllt auch den Sinn der Gründung einer„ge- werkschaftlichen Frauenzeitung". Man will gegenüber der streng prinzipiellen Frauenzeitung ein reformistisches Gegen- gewicht haben. Das„Aktionszentrum" außerhalb der Sozialdemo- kratie, von dem die„Leipziger Volkszeitung " spricht, sieht wohl in der Gründung eines reformistischen Gegenorgans gegen die „Gleichheit" auch ein Stück Arbeit für die so hoch ge- pries ene Parteieinheit."
Aus den Organisationen. Die Fnuktionäre des vierten Berliner Reichstags- Wahlkreises beschäftigten sich in ihrer letzten Sitzung mit der jetzigen politischen Situation und nahmen gegen 1l) Stimmen nach- stehende Resolution an: „Die heute, am ö. Juli 1316, von 323 Funktionären besuchte Kreiskonferenz des vierten Berliner Reichs- tagswahlkreises nimmt mit Genugtuung Kenntnis von dem in der„Leipziger Volkszeitung " erschienenen Artikel der Genossen Haase, Bernstein und Kautsky und ist vollinhaltlich damit ein- verstanden. Sie bedauert das Vorgehen des Parteiausschusses, der die Stellungnahme des Genossen Haase gemißbilligt hat, und bekundet dem Genossen Haase ihre volle Sympathie. Die Konfe- renz erwartet, daß vom Parteivorstand und der Reichstagsfrak- tion die in dem Artikel angedeutete Politik befolgt wird." * Ter Kreisvorstand des Wahlkreises Hoch st-Usingen hat folgenden Beschluß gefaßt: „Der Vorstand des Wahlkreises Höchst-Homburg-Usingen verurteilt alle auf die Störung der Parteieinheit gerichteten Bestrebungen. Er erblickt aber in der in letzter Zeit oft be- sprochenen Eingabe, die eine Anzahl Vertrauensleute der Partei und Gewerkschaften an den Parteivor» stand und die ReichstagSfraktion gelangen ließen, weder eine Sonder bündelei, noch eine gegen das Organ i- sationsstatut verstoßende Handlung. Der Vor- stand ist der Ansicht, daß es ein gutes Recht der darum an- gegriffenen Parteigenossen ist, eine andere Meinung zu haben und diese zum Ausdruck zu bringen. Auf das schärfste weist der Kreisvorstand zurück, daß die Mehrheit in den Parteiinstanzen und ihre Hintermänner jede andere Meinung über die seither von diesen Instanzen betriebene Politik, die sich auf durchaus legalem Wege Geltung zu verschaffen bestrebt, mit dem Vorwurf der Parteispaltung brandniarken will. Dieser Vorwurf paßt eher auf Tendenzen, wie sie Heine, Stoib und andere ungehindert und ungerügt propagieren können. Der KreiSvor- stand schließt sich den Bestrebungen an, die unsere Partei zu ihrer früheren Stellung zurückführen wollen, weil der ganze Verlauf der politischen und wirtschaftlichen EntWickelung ihn in dieser Ansicht nur bestärken kann." Die Redaktion der in Gießen erscheinenden„Oberhessi. s ch e n V o l k s z e i t u n g" schließt sich dieser Auffassung durch- auz an. * Eine in Ottensen stattgehabte Konferenz des sechsten schleswig-holsteinischen Wahlkreises, die sich u. a. auch mit den Vorkommnissen in der Partei beschäftigte, nahm folgende Resolution mit 33 gegen 2 Stimmen an: „Die heute, den 11. Juli, tagende, von 23 sozialdemokratischen Ortsveremen beschickte Konserenz des sechsten schleswig -holsteinischen Wahlkreises erklärt, daß sie die Haltung des Partei- Vorstandes und der Fraktionsmehrheit in der Kriegsfrage durchaus billigt. Die Konferenz der- urteilt auf das entschiedenste die Bestrebungen einer Minderheit von Parteimitgliedern, die Einheit der Partei zu vernichten und verurteilt insbesondere das Verhalten des Genossen Haase, der in seiner Eigenschaft als Parteivorsitzender ein Muster- beispicl disziplinlosen Handelns gibt. Die Konferenz erklärt es für die Pflicht aller Genossen und Genossinnen, gegen das parte!- schädigende Wirken jener Minderheit Front zu machen und ihre ganze Kraft für die Einigkeit der Partei einzusetzen." » Eine Sitzung der erweiterten Bezirksleitung der Partei des Niederrheins nabin Stellung zu den VerHand- lungen und Beschlüssen der letzten Sitzung des ParteiauSschusses. Folgende Resolution ivurde gegen eine Stimme angenommen: „Die Bezirksleitung der Partei des Niederrheins bekennt sich nochmals ausdrücklich zu dem in ihrem Memorandum vom 23. Juni dargelegten allgemein- und parteipolitischen Standpunkt. Sie bedauert, daß der P a r t e i a u S j ch u ß die damit gebotene Möglichkeit einer Einigung innerhalb der Partei ausgeschlagen und so die Herbeiführung ihrer Geichlos senheit gegen- über den künftigen Aufgaben erschwert hat. Ganz unangebracht hält die Bezirksleitung den Beschluß des Parteiausschusses gegen die Haltung des Genossen Haase, die sie vollkommen billigt und den Partei- Mitgliedern als Richtschnur empfiehlt."
Schädigung der schweizerischen Sozialdemokratie durch den Krieg. Wie in den kriegführenden Ländern von allen Parteien die sozialdemokratische durch die Menschcnverluste am empfindlichsten geschwächt wird, da ihre Reihen in der Hauptsache aus den Alters- klassen von 23 bis 63 Jahren gebildet werden und sie von den Altersklassen von über 53 Jahren viel loeniger Angehörige zählt als die bürgerlichen Parteien, so wird die schweizerische Sozialdemokratie durch die wirtschaftlichen Wir- lungen des. Krieges bedeutend geschwächt, ganz
anders als die bürgerlichen Parteien mit den Unternehmern Bauern, Beamten, Angestellten usw. Aus allen Gewerben und Industrien sind viele schweizerische Arbeiter während des Krieges wegen völliger oder teilweiser Arbeitslosigkeit und unbefriedigen- der Lohnverhältnisse, gegen die die steigende Verteuerung der Lebenshaltung in schroffem Gegensatz steht, ins Ausland ausgewan- dert, so namentlich auch aus der Uhrenindustrie, deren Arbeiter in ausländischen Fabriken meistens als Mechaniker tätig sind. Diese Arbeiterauswanderung hat am letzten Sonntag unserer Partei im Kanton N e u e n b u r g bei den G e m e i n d e w a h l e n die befürchteten Niederlagen gebracht. In der großen, zirka 43 333 Einwohner zählenden Uhrcninduftricstadt Chaux-de-Fonds hatte unsere Partei seit drei Jahren mit 21 von 43 Mitgliedern des Generalrats sStadtverordnetenversammlung) die Mehrheit, ebenso im kleinen Stadtrat und den übrigen städtischen Behörden, ein Zustand, der die Gegner in steter Empörung erhielt, um so mehr, als die sozialdemokratische Stadtverwaltung manche bürgerliche Liebhaberei und Schlamperei beseitigte und auch protegierte minder- befähigte städtische Beamte durch tüchtigere Männer ersetzte. Wäh- rend des Krieges entfaltete die sozialdemokratische Stadtverwaltung eine allseitige gemeinnützige Fürsorgetätigkeit für das Wohl der Bevölkerung, mit der sie wohl an der Spitze aller schweizerischen Gemeinden marschierte. Sie kaufte große Mengen Lebensmittel ein, so z. B. 33 Eisenbahnwagen Kartoffeln, insgesamt 1 663 533 Kilogramm Lebensmittel für 561 822 Frank. Sie setzte Höchstpreise für Milch und Brot fest, um dem Lebensmittelwucher entgegen- zutreten; vermittelte zwischen dm.Mietern und Hausbesitzern, half den ersteren mit Beiträgen für den Mietzins; stand den Uhren- fabrikanten tatkräftig zur Seite bei der Erlangung neuer Aufträge und Beschaffung von Rohmaterial, um der Arbeitslosigkeit ent- gegenzuwirken. Bei aller sozialpolitischen und gemeinnützigen Tätigkeit verstand es die sozialdemokratische Stadtverwaftung, die Gemeindefinanzen im Gleichgewicht zu erhalten, und dennoch verlor unsere Partei bei den Wahlen am Sonntag ihre Mehrheitsstellung, indem sie nur 18 Vertreter erhielt, also 3 Mandate verlor, die Liberalen 16 und die Konservativen 6, beide bürgerliche Parteien zusammen also 22 Vertreter erhielten und somit eine Mehrheit von 4 Stimmen haben. 833 bis 433 ausgewanderte Uhrenarbeiter, aber auch enttäuschte und verhetzt« Kleinbürger, die 1312 mit den Sozialdemokraten stimmten, diesmal aber zu den Bürgerlichen überliefen, haben die Niederlage unserer Partei verschuldet. Die vergleichende Stimmenzahl veranschaulicht diese parteipolitischen Verschiebungen. Es erhielten nämlich Stimmen: 1312 1315 Sozialdemokraten..... 3438 3133 Liberale........ 2231 2630 Konservative....... 1328 1333 Unsere Partei hat ihre Stellung als stärkste Partei behauptet, aber die Liberalen haben so viele Stimmen gewonnen, als jene verloren hat. Diese Vorgänge erinnern an die bekanntlich eben- falls sehr wechselvolle Geschichte der sozialdemokratischen Partei in Offenbach . Unsere Gegner jubeln natürlich, um so mehr, als unsere Partei auch in der Uhrenarbeitergemeinde Le Locle ihre Mehrheit von 23 Vertretern mit dem Rückgang auf 18 verlor, ferner auch in der Stadt Neuenburg und anderen Gemeinden Ver- luste erlitt, die offenbar alle durch die Verminderung der stimm- berechtigten Arbeiter verschuldet wurden. In Chaux-de-Fonds scheinen übrigens bürgerliche Wahlunregel- Mäßigkeiten vorgekommen zu sein, so daß zwei sozialdemokratische Mitglieder des Wahlbureaus da? Protokoll nicht unterschrieben. Möglicherweise gibt es eine Wiederholung der Wahl mit anderen Ergebnissen. Auf jeden Fall bedeuten die Wahlniederlagen unserer Ge- nassen im Kanton Neuenburg nur einen Zwischenfall von vorüber- gehender Bedeutung. Der Kampf und die Bewegung geht weiter und die Zukunft gehört doch der Sozialdemokratie trotz alledeml
Soziales. Zwanzig Mark Monatsgehalt. In welcher Weise weibliche Arbeitskraft ausgenutzt wird, zeigte sich in einer Verhandlung vor der 5. Kammer des Berliner Kaufmannsgerichts. Dort klagte die Kontoristin M. gegen die Buchdruckerei von Gebrüder Schmidt auf Zahlung von 83 M. Gehalt. Diese Summe verteilt sich auf vier Monate; denn die Klägerin, di« vorher eine dreivierteljährige Lehre durchgemacht hatte, bezog als Handlungsgehilfin bei der Beklagten insgesamt 23 Mk. für den Monat ohne irgendwelche sonstige Vergünstigungen. Zwei Tage vor Weihnachten wurde das junge Mädchen ohne weiteres auf die Straße gesetzt, weil es sich— einige Tüten auS dem Geschäft angeeignet haben sollte! Die Gehaltsforderung der Kontoristin wurde von der Firma damit beantwortet, daß diese Strafanzeige erstattete. Einen Erfolg hatte sie damit selbstredend nicht; die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren ein. Nach Er- ledigung der Strafanzeige kam nun der Rechtsstreit vor dem Kauf- mannSgericht wieder zur Verhandlung. Die Firma zog eS diesmal vor, zum Termin erst gar nicht zu erscheinen, so daß Versäumnis- urteil in voller Höhe ergehen konnte. Die Personalpapiere der Klägerin hat die Beklagte über ein halbes Jahr einbehalten. Der Vorsitzende drückte auch der im Termin anwesenden Mutter des jungen Mädchens sein Erstaunen darüber aus, daß sie es billige, daß ihre Tochter für ein derart auffallend niedriges Gehalt arbeite. Die Mutter erwiderte darauf, die Tochter wäre sonst stellungslos geblieben; in der Not habe sie schließlich eingewilligt, daß die Tochter den Posten annehme, wenn die Bezahlung auch gering gewesen sei._
Der Betriebsleiter als Arbeiter. Einen bemerkenswerten Beschluß faßte in ihrer letzten Sitzung die 5. Kammer des Berliner Kaufmannsgerichts. Es handelte sich um die gerade in jetziger Zeit besonders wichtige Frage, ob die Einführungsarbeiten schon für die Stellung des Gehilfen von entscheidender Bedeutung sind. Ter Kläger in dem betreffenden Prozeß war mit telegraphischer Bestätigung für den beklagten, eine Granatendreherei, unter Festsetzung eines Monatsgehalts von 333 M. engagiert worden. Er klagte vor dem Kaufmannsgcricht, da er der kaufmännische Betriebsleiter sein sollte. Die Beklagte bestreitet dies aber und legte zum Beweise Arbeitsbücher vor, aus denen hervorgeht, daß die Bücher auf den Namen des„Arbeiters N. N." ausgeschrieben wurden, und daß der Kläger auch die ge- werbliche Arbeit verrichtet hatte. Hiergegen wandte der Vertreter des Klägers folgendes ein: Es sei wohl richtig, daß A. bei der Fabrikation selber mit tätig war. das geschah jedoch nur zu dem Zweck, um ihn in den ihm fremden Geschäftszweig einzuführen. Damit er sich später bei seiner kaufmännischen Leitung von dem ganzen Betriebe das rechte Bild machen könne, habe er eben, wie das in sehr vielen Branchen der Fall sei,„von der Pike auf" das Fachgebiet seiner ganzen Ausdehnung kennen lernen sollen. Damit sei er aber noch nicht Arbeiter, Gewerbegehilfe geworden. Zum Beweise dafür, daß es sich bei A. zuerst nur um eine vorbereitende Tätigkeit für seine Betriebsleiterstellung gehandelt habe, berief sich der Vertreter auf einen Zeugen. Das Kausmannsgericht beschloß, den vom Vertreter des Klägers vorgeschlagenen Zeugen zu vernehmen; es legte also damit den Darlegungen des Vertreters eine für den Prozeß erhebliche Bedeutung bei. Der Ausgang des Prozesses hängt davon ab, ob der Zeuge das Vorliegen einer nur vorbereitenden Tätigkeit des Klägers bestätigen kgnn.
Gewerkschaftliches. verlin unü Urngegenü. Verband der Maler und Lackierer. Von der Berliner Filiale sind 1614 Berufskollegen eingezogen. Der Filialvorstand hat in Erwägung gezogen, ob nicht infolge der abnorm teueren Lebens- bedingungen eine Notzulage bei den Unternehmern zu erwirken wäre, zumal einige Firmen dies bereits schon bewilligt hätten. Der Vor- stand hat sich an den Hauptvorsiand gewandt zwecks Durchführung der Frage auf zentraler Grundlage: doch hat der Hauptvorstand erklärt, von derartigen Forderungen Abstand nehmen zu müssen. Cr hat dies damit begründet, daß die Konjunktur in der Provinz nickt überall gleich gut sei, andererseits aber ein Tarifvertrag bestehe und solche Verträge unter allen Umständen einzuhalten seien. Der Berliner Unternehmerverband des Baugewerbes hat sich bekanntlich schärfstens gegen jegliche Extrazulage gewandt imd� es damit begründet, daß in die bestehenden Tarifverträge leine Bresäic gelegt werden dürfe. Der Filialvorstand hat sich trotzdem mit einer entsprechenden Eingabe an den Vorstand der Malergefchäste Berlins wegen einer Nolzulage gewandt. Die Charlottenburger Innung sah ein, daß der Wunsch berechtigt sei und schlug vor, eine oder zwei Stunden täglich— länger arbeiten zu lassen, dann verdienten die Arbeiter gleich mehr. Die Neuköllner Innung hat ebenfalls schon eine Vorberatung gepflogen. M i e tz betonte in der Ouartalsversammlung der Berliner Filiale, daß eine Aenderung des Tarifvertrages ausgeschlossen sei, niemand denke daran. Das aber würde eintreten, wenn die Arbeitszeit ver- längert würde; aber eine solche Kriegszulage, wie sie gefordert werde, vertrüge sich sehr gut mit dem bestehenden Tarifvertrage. Eine Situation wie die jetzige habe beim Abschluß des Tarif es niemand voraussehen können. Niemand vom Malerverband denke an Tarifbruch, niemand an eine gewaltsame Durchdrückung der Zu- läge—, aber andererseits könne man es keinem Berufskollegen ver- denken, wenn er in besserzahlende Berufe übergehe. Die Abrechnung der Filiale Berlin des Malerverbandes zeigt folgendes Bild: Einnahme 70 580,31 M., Ausgabe 23 805,11 M. Bleibt ein Bestand von 46 675,83 M.
Deutsches Reich . Ueberwundene Hochkonjunktur. In Lodz sollen nach Angabe russischer Arbeiter 13— 12333 Textil- arbeiter nach Deutschland gejuckt werden. In der Tat haben sich die Handelskammern mehrerer Orte mit starker Textilindustrie den Unternehmern zur Beschassung russisch-polnischer Textilarbeiter in Erinnerung gebracht. Es sind auch schon eine ganze Anzahl russijcher Arbeiter und Arbeiterinnen in der Lausitz und Niederschlesien be- schäftigt. Allein in Forst wurden vom Textilarbeiterverband 163 Russen gezählt, von denen 33 bereits vor Kriegsausbruch dort waren. Weiter sind solche beschäftigt in Spremberg , in Guben , in Grünherg usw. Leider ist die Konjunklur jeht im Sinken. In Thüringen , Crimmitschau und dem Rheinland werden Arbeiter ans der Textilindustrie entlassen. Vor einiger Zeit erhielt die Oberlausitzer Gauleitung des Textil- arbeiterverbandes von der Handelskammer in Zittau folgende» Schreiben: Sekretariat der Handelskammer zu Zittau . A. B. Nr. 3404. E. 22. Zittau , den 7. Juni 1915. An die Ortsgruppe Kirschau -Kunewalde des Deutschen Textilarbeiterverbandes zu Händen des Herrn von den Berg, K i r s ch a u. Von einer außecsächsischen Handelskammer wird beabsichtigt. für die unter Mangel an Arbeitskräften leidenden Textilfirmen ihres Bezirkes russtsch-polnische Arbeiter aus den okkupierten Ge- bieten Rußlands heranzuziehen, wozu laut Erlaß des preußischen Ministeriums des Innern vom 11. Mai 1315 der Nachweis zu er- dringen ist, daß die Beschaffung von geeigneten Kräften aus dein Jnlande insbesondere aus dem Königreich Sachsen nicht möglich gewesen ist. Die in Frage lammende Kammer hat an uns das Ersuchen gerichtet, ob und in welchem Umfange Angebot von Arbeitern aus der Textilbranche besteht. Bevor wir diesem Ersuchen entsprechen, wenden wir uns an Sie mit der Bitte, uns Ihre Ansicht hierüber gefl. mitzuteilen. Für die Ihnen verursachte Mühewaltung danken wir Ihnen im voraus verbindlich. Das Sekretariat der Handelskammer. Döring. Der Gauleiter des Textilarbeiterverbandes konnte darauf er- widern: Deutscher Textilarbeiterverband Gau Xl, Neugersdorf i. Sa. Ritterstr. 274(3. Telephon Nr. 268 A. B. Nr. 3404. E. 22. K i r s ch a u i. Sa., den 13. Juni 1315. An das Sekretariat der Handelskammer zu Händen des Herrn Sekretär Döring, Zittau . Auf Ihr gefl. Schreiben vom 7. d. M. erwidere Ihnen, daß in der Kirschauer Textilindustrie augenblicklich ein schlechter Ge- schäftsgang ist. Viele Arbeiter arbeiten nur abteilungsweise eine Woche um die andere. Es wäre somit nicht unmöglich, eine Anzahl Textilarbeiter bereit zu finden, nach auswärts Arbeit an- zunehmen. Um dieserhalb aber an die Arbeiter heranzutreten, ist es nötig zu wissen, um welchen Bezirk es sich handelt, welche Artikel dort hergestellt werden, und wie die Lohn- und sonstigen Arbeits- Verhältnisse sind. Sollten Sie mit diesen gewünschten Angaben dienen können, so würde ich in der Lage sein, mich weiter in der Sache zu be- mühen. Hochachtungsvoll fUnterschrift). Der„Textilarbeiter" hält es für angebracht, daß in allen solchen Fällen bei der Z e n t r a l v e r w a l t u n g des Textilarbeiter- Verbandes angefragt werde, die schnell feststellen könne, ob und wo freie Arbeitskräfte vorhanden seien. Es müsse als s e l b st v e r- stündlich angesehen werden, daß sich die Handelskammern erst bei den Organisationen der Arbeiter erkundigen, ob die gesuchten Ar- beitSkräfte im Jnlande zu haben sind.
�uslanö. Die erste Landarbeiter-Gcwerkfchaft in der Schweiz . Im Kanton Thurgau hat unser Genosse Arbeitersekretär Höppli eine Landarbeiterversammlung einberufen, die von 53 Mann besucht war und die Gründung eines lhurgauischen Landarbeiterverbandes beschloß. Damit ist der längst erwartete und notwendige Anfang der gewerkschaftlichen Organisation der Landarbeiter in der Schweiz gemacht, die unter unbefriedigenden wirtschaftlichen Verhältnissen arbeiten und leben und ihren Herren bei Wahlen und Volks- abstimmungen das politische Stimmvieh machen müssen, auf dem zum Teil auch die Machtstellung der bürgerlichen Parteien in Ge- meinde und Staat beruht.
Die neuen Jndustrieverbände in der Schweiz . Bereits mit dem 1. Juli sind die durch Verschmelzungen ent- standenen neuen Jndustrieverbände der Metallarbeiter und Uhreu- arbeiter, sowie Handels-, Transport- und Lebensmittelarbeiter in Wirksamkeit getreten. Diese Verschmelzungen haben sich überraschend leicht und rajch vollzogen,