Russen drückte und sie zwischen Pissa und Skwa mit seinen tapferen Landwehrtruppen zurückwarf. ?lm 15. Juli erfocht Gallwitz dann einen großen Sieg, indem er die 40 Kilometer lange, stark befestigte russische Stellung zwischen Ziechanow und Krasnoselz überwältigte; beide deutschen Generale warfen die geschlagenen Gegner in den folgenden Tagen bis auf und hinter die Narewlinie zurück, vor der die Armee Gall- Witz nunmehr in der Linie der Festungen Ostrolenka— Pultusk— Nowo-Gcorgiewsk steht, während Scholz die weiter östlich gelegenen Festungen Ossowiez und Lomza bedroht. Mit der Bezwingung der Narewlinie haben die beiden deutschen Heere natürlich noch eine schwere Aufgabe zu erfüllen, da der befestigte Jlußlauf durch aus- gedehnte Sumpfniederungen eine besondere Vcrteidigungsstärke erhält. Glücklicherweise ist gegenwärtig die beste Jahreszeit zur Ueberschreitung derartiger Flutzabschnitte. Man wird wohl hoffen dürfen, daß in diesen Tagen schon die große Schlacht um den Narew im Gange und vielleicht auch günstig entschieden ist. Denn die Widersta,rdskraft der russischen Truppen ist selbst hinter starken Befestigungen augenscheinlich stark erschüttert. Erst am 10. Juli nahmen die Heere Mackensens von Süden her in der ganzen Breite zwischen Weichsel und Bug die Vor« wärtsbewegung wieder auf und durchbrachen die feindliche Auf- stellung am folgenden Tage westlich des Wjeprz zwischen Kras- nostaw und Pilaczkowica; am 18. Juli wurde hier ein Gegenan- griff der russischen Garde abgeschlagen und weiter östlich bis zum Bug hin siegreich Raum gewonnen. Am Abend des Tages trat die russische Armee den allgemeinen Rückzug in nördlicher Rich- t u n g an. Zu gleicher Zeit aber ist die lange unterbunden gewesene deutsche Offensive w e st l i ch der Weichsel wieder in Fluß ge- kommen; am 10. Juli trat die Armee Woyrsch in der allgemeinen Richtung auf Jwangorod an, sie siegte am 17. nordöstlich Sienno und trug am 18. ihren Angriff an und über die Jlzanka vor. Unter dem Drucke aller dieser Niederlagen begannen nun aber die Russen auch die lange und zähe verteidigte Stellung an der Bzura und Rawka, 40 Kilometer vor Warschau , allmählich zu räumen; die deutschen Vorhuten folgten ihnen. So sehen wir in diesen Tagen die größte und gewaltigste Um« fassungSschlacht im Gange, die die Weltgeschichte bisher gesehen hat; von Norden, Westen und Süden her drängen deutsche Armeen auf einem Bogen von mehr als 500 Kilometern Länge ungestüm gegen die eingekreisten Russen vor, während andere Heere ihre eigenen äußeren Flanken sichern. Cannä und Sedan verschwinden vor der übermächtigen Riesenhaftigkeit dieses Kampfes. Noch ist die Schlacht nicht entschieden, und noch läßt sich nicht übersehen, ob es möglich sein wird, den ganz großen Erfolg zu erzwingen; denn das hängt nicht nur von der unvergleichlichen Tapferkeit unserer Truppen, sondern zu einem guten Teil auch von den Maßnahmen der russischen Heeresleitung ab. Lange genug hat sie zwar, man möchte sagen mit einer gewissen Dick- fälligkeit, die schwer bedrohte Stellung westlich der Weichsel fest- gehalten. Jetzt aber ziehen ihre Armeekorps anscheinend über die Weichsel ab, um vielleicht östlich des Flusses nach Norden wie nach Süden zur Wiederherstellung des Kampfes oder zur Deckung des Abzuges einzugreifen, während unsere Truppen an den starken Weichselfestungen und dem Flusse selbst notwendig einigen Aufent- halt haben werden. Hierin liegen vielleicht noch einige Aussichten der Rettung für die Russen, und wir werden den weiteren Fort- gang der Dinge abwarten müssen. Noch sind die Heere Mackensens und Hindenburgs immerhin 250 Kilometer voneinander entfernt, und in diesem Räume liegen drei nach Osten führende Bahnlinien, von denen die nördliche allerdings schon einigermaßen bedroht erscheint. �. Wie aber auch die Entscheidung schließlich fallen möge: mit der Anbahnung dieser Einkreisungsschlacht hat die deutsche Heeres- leitung die bisher größte und glänzendste strategische Leistung dcS Krieges vollbracht.
Westlicher Kriegsschauplatz. der französische Tagesbericht. Paris , 22. Juli. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von gestern. In A r t o i s Geschützknmpf, sowie Kampf mit Lufttorpedos und Handgranaten um Souchez. Zu In- fanteriegefechten kam es nicht. An den Osträndcrn der A r g o n n e n gelang es dem Feinde, in dem Schützengraben Fuß zu fassen, der einen Vorsprung vor unseren Linien bildete. Zwischen Maas und Mosel heftiges Geschütz- feuer am Kuhkopf, im Walde von Apremont und im Priester- Walde. Auf St. Diö wurden etwa 20 Granaten abgefeuert. Paris , 22. Juli. (W. T. 33.) Der gestern nachmittag ausgegebene amtliche Bericht lautet: In A r t o i s war die Nacht durch Geschützfeuer um Souchez und Neuville gekennzeichnet. S o i s s o n s wurde in der Nacht beschossen. Im Walde von Apremont griff der Feind unsere Stellung am Kuhkopf und bei Vauxfery an; er wurde voll- ständig zurückgeschlagen. In den V o g e s e n entwickelten sich gestern uachmittag und während der Nacht lebhafte Infanterie- gefechte. Auf den Höhen, die das östliche Fechttal beherrschen, bemächtigten wir uns eines Teiles der deutschen Ver- tcidigungSanlagen. Wir rückten bis auf kurze Entfernung an den Lingegrat heran. 31 Flugzeuge haben gestern den bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt Conflans- cn-Jarnay beschossen. Drei 155-Millimeter-Bombcn und vier 90-Millimeter-Bomben trafen, wie beobachtet wurde, den Bahnhof. Ein Lokomotivschuppen würbe von einer Ibo-Milli- meter-Bombe getroffen. Drei Aviatikflugzeuge wurden durch die Verfolgungsflugzeuge, die das Geschwader begleiteten, in die Flucht geschlagen, eins wurde gezwungen, schleunigst zu landen. Zwei Flugzeuge belegten gestern nachmittag wieder den Bahnhof von K o l m a r mit Bomben. Vier löS-Milli- meter-Bomben und vier LO-Millimeter-Bomben fielen auf die Schienenstränge. Südafrikanische Unterstützung Englands. Prätoria, 22. Juli. (W. T. B.) Reuter meldet amt- l i ch! Die Admiralität und das Kriegsamt hatten der Unionsregierung zu dem F e l d z u g e gegen Deutsch-Südwestafrika eine Anzahl schwerer Geschütze samt einigen Kanonieren zu Verfügung gestellt. Tie britische Regierung teilte jetzt der Union mit, daß diese schwere Artillerie für den europäischen Krieg irnll- kommen wäre. Die Union stellte den südafrikanischen Teilen der Geschützmannschaftcn frei, bei den britischen Truppen in Kapstadt einzutreten.
Gestlicher Kriegsschauplatz. Eine rufsische Ersindung. Berlin , 22. Juli. (W. T. B.) Aus dem Großen Haupt- quartier wird uns geschrieben: Nach einer Mitteilung in den .Basler Nachrichten" entblödet sich der russische Generalstab nicht, folgende Meldung zu verbreiten:.Oesterreichische Soldaten deS VX Korps, die in den ersten Tagen des Juli in der Gegend von Cholm gefangen genommen wurden, versichern, daß die Deut- schen in Rawa-Ruska (nordwestlich Lemberg ) 5000 russische Gefangene füsiliert haben. Sie fügen bei, daß die als Verstärkung eingetroffenen Soldaten einen großen Friedhof gesehen haben, wo alle diese Hin- gerichteten bestattet waren. Es wäre unangebracht, an eine von so niedriger Gesinnung zeugende Veröffentlichung auch nur ein Wort der Widerlegung zu verschwenden. Die Cholera. Wien , 22. Juli. (W. T. B.) Die Reutermeldung aus Verona , noch der in Oesterreich täglich mehrere tausend Cholerafälle vor- kämen, entspricht nicht den Tatsachen. In der Zeit vom 20. bis 20. Juni wurden 211, bis 8. Juli 80 und bis 20. Juli 200 Fälle gezählt. Auch diese Fälle ereigneten sich hauptsächlich in den von den Russen wie in anderer so auch in sanitärer Hinsicht in jämmerlichem Zustande zurückgelassenen galizischen Gebieten und in den übrigen Kronländern fast aus- schließlich bei vom Kriegsschauplatze kommenden Individuen, ins- besondere bei russischen Kriegsgefangenen. der italienische Krieg. Nelöung öer italienischen Heeresleitung. Rom , 21. Juli. (W.T.B.) Amtlicher Kriegs- b e r i ch t. Während unsere Offensive im C a d o r e, welche in den Hochtälern des Cordevolle, des Boite und des Ansiei unternommen wurde, sich fortgesetzt energisch entwickelte, und während in Kärnten unsere Artillerie mittleren und schweren Kalibers mit wirksamen Ergebnissen fortfährt, die Widerstandskraft der feindlichen Befestigungswerke am I s o n z o zu erschüttern, wird der Kampf immer intensiver. In P l a v a machten wir einige schwer errungene Fort- schritte. Gegen G ö r z wurde ein Teil der Höhenlinie, die auf dem rechten Ufer die Stadt und die Brücken über den Jsonzo deckt, gewonnen. Auf dem Kar st Plateau wurde der Feind aus einigen Schützengräben Vertrieben. Die Aktion nahm auch während der Nacht einer erbitterten und hart- näckigen Fortgang. Außer Maschinengewehren, Gewehren und Munition in bis jetzt noch nicht festgestellter Menge fielen viele weitere Gefangene in unsere Hände. Die Gesamtzahl der in den letzten drei Tagen vom 13. Juli bis zum 20. Juli gemachten Gefangenen beträgt 8478, darunter 78 Offiziere und Aspiranten. Uebereinstimmende Aussagen der Gefangenen bestätigen, daß die Verluste des FeindeS sehr schwer sind. Dies geht auch aus der Menge der in den Schützengräben gefundenen Leichen hervor. Unsere Truppen halten unermüd- lich im Kampfe aus. gez. C a d o r n a. Die franzö'sisch-italienische Verständigung. Paris , 21. Juli. (W.T.B.) Der„Matin" sagt, daß die kürzliche Reise Porros nach Frankreich und seine Unter- redung mit Joffre das erste Ergebnis gezettigt haben, daß ein französisch-italienischer Ausschuß gebildet worden sei. dessen Sitzungen auf der italienischen Botschaft in Paris stattfinden. Die erste Sitzung wurde heute ab- gehalten. Turin , 21. Juli. (W. T. 39.) Wie die„Stampa " er- fährt, wird in Rom die wichtige Tatsache lebhaft besprochen, daß der Untergencralstabschef das Hauptquartier verlassen hat nicht nur, um an der ersten Sitzung des Oberkomitees für die Herstellung von Waffen und Munition teilzunehmen, sondern auch zu dem Zwecke, die V e r a b r e d u n g e n, die mit der französischen und der englischen Regierung getroffen worden sind, auszubauen und zu verwirklichen. Die General P o r r o anvertraute Mission tritt immer beut- licher in die Erscheinung. Sie hat einen politisch- m i l i- t ä r i s ch e n Charakter. Während General Cadorna sich die Oberleitung der militärischen Operationen vorbehält, werden General Porro alle Aufgaben anvertraut, die den fortdauernden und unmittelbaren Kontakt zwischen Regierung und General- stab betreffen. Der Seekrieg. vom U-Dootskrieg. Frankfurt a. M., 22. Juli. (W. T. B.) Nach einer Meldung der.Frankfurter Zeitung " aus London berichtet die „Morning Post", daß 22 Mann des russischen Dampfers „General Radetzky"(2118 Tonnen) in Peterhead an Land gebracht worden sind. Der Dampfer, der durch ein deutsches Unterseeboot bei den Shetlandsinseln in den Grund gebohrt worden ist, gehörte nach Riga und war mit einer Ladung Bauholz von Archangelsk nach London unterivegs. Kopenhagen , 22. Juli. (W. T. B.)(Meldung des Ritzauschen Bureaus.) Der dänische Schooner„Charlotte" landete in Frederikshavn die Besatzung der norwegischen Galeasse„N o r d l y s e t", die am Montag bei Kap Lindesnaes durch ein deutsches Unterseeboot in Brand geschossen worden war. Die„Nordlyset" war mit Grubenholz von Arendal nach Granton unterwegs, hatte also Bannware an Bord. Der U-Dsstskrieg und öie Neutralen. London , 22. Juli. (W. T. B.) Unterhaus. Auf eine Frage erklärte Mc. Namara, bis zum 20. Juli seien 95 neu- trale Schiffe durch deutsche Unterseeboote und Minen zerstört worden. Das Schicksal öer„Pommern *. Berlin , 22. Juli. (23. T. 25.) Einer Reuter-Meldung zufolge hat Mac Namara im Unterhause mitgeteilt, daß da» am 2. Juli in der Ostsee von einem englischen Unterseeboot versenkte Linienschiff der Deutschlandklasse das Linienschiff.Pommern" gewesen sei. Hierzu wird uns von zu st ändiger Stelle mitgeteilt, daß in der Ostsee bisher überhaupt kein deutsches Kriegsschiff durch ein feindliches Unterseeboot zum Sinken gebracht worden sei. Die angeführte Meldung des Reuterschen Bureaus lautet: London , 22. Juli. Im Unterhause erklärte Mac Namara, daß nach einer halbamtlichen Mitteilung der russische» Negierung der Komman- dant des britischen Unterseebootes, das am 2. Juli das Schlachtschiff
„Pommern " in der Ostsee torpediert hatte, Commander Max Horton gewesen sei, derselbe Offizier, der sich schon während der früheren KriegSzsit bei Helgoland ausgezeichnet habe. Die amerikanische Antwortnote. Washington , 22. Juli. (W. T. B.) Meldung des Reuterschc» BurcauS. Die Regierung der B e r e i n i g t e n S t a a t e n hat bc- schlössen, Deutschland mitzuteilen, daß c-Z als unfreundlicher A t t angesehen werden würde, wenn neuerdings A merikauer durch einen An g r i f f d e u tf ch e r Unterseeboote ihr L e b e n v r r l ö r e n. In der Note wird mitgeteilt, Deutschland müsse dafür sorgen, daß die Unterserboote im Einklang mit dem Völkerrecht handelte». ES wird Schadenersatz für den Tod der amerikanischen Bürger verlangt, die mit der„ L u s i t a n i a" untergegangen sind. Die Bor - schlage Deutschlands , wonach die amerikanischen Schiffe un- belästigt bleiben würden, wenn sie kein Banngut führten und daß Amerika vier Schiffe für den transatlantischen Berkehr einstellen solle, werden zurückgewiesen. Man erwartet, daß die Note am Freitag nach Berlin geschickt wird. Greps Antwort anföen norwegischen Protest. Kopenhagen , 22. Juli. (T. U.) Die norwegische Regierung er- hielt auf ihren letzten Protest gegen die Verletzung der norwegischen Neutratität durch britische Kriegsschiffe jetzt eine Note Grcys über- reicht, worin dieser mitteilt, er habe bis jetzt nur einen Bericht über den Fall des Dampfers.Pallas" erhalten. In der Note wird der norwegischen Regierung daS tiefste Bedauern der britischen Re- gierung wegen der Verletzung des norwegischen Gebietes ausgedrückt, die ohne Zweifel nur durch Unachtsamkeit geschehen konnte. Die britische Admiralität ersucht alle britischen Schiffe, die in den nordi- schen Gewässern die Aufsicht führen, vor norwegischem Gebiet den größten Respekt zu zeigen.
Das belgische Nationalfest im Kriegsjahr. Brüssel , 22. Juli. (W. T. B.) Wie in den früheren Jahren, so sammelten sich auch diesmal am Vormittag des 21. Juli, des Nationalfesttages, erhebliche Menschenmassen am Brouckereplatz und am Märtyrerplatz an. Als der Menschenandrang so stark wurde, daß der Verkehr stockte, wurden vom Gouvernement an einzelnen Stellen der Gegend zwischen Boulevard Anspach und Nordbahnhof mehrere Kompagnien aufgestellt, die bis um elf Uhr nachts dort verblieben, da der Menschenauflauf, in der Hauptsache Neugierige. Frauen und Kinder, bis in die Abendstunden hinein sehr groß war. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Zu einem Ein- schreiten de» Militärs kam es nirgends. Der Sicherheit halber wurde Anordnung getroffen, daß die öffentlichen Lokale, Theater, Kinematographen usw. um acht Uhr abends geschloffen wurden. Nlanlfest öer Zlämen. Haag, 22. Juli. (23. T. 23.) Eine der belgischen Regierung nahestehende Gruppe von führenden Flamen veröffentlicht ein Manifest, in dem sie bei aller Betonung ihrer Loyalität die völkische Selbständigkeit und Selbstregierung Flanderns fordert. Das Manifest begrüßt die flämische Be- wegung, die auch nach dem Kriegs fortdauern werde. finanzielle Kriegsfolgen. London , 21. Juli. (W. T. B.) Oberhaus. Lord Ribblesdale wies auf die Vernichtung von Kapital und Kredit in ganz Europa durch den Krieg hin, wodurch die finanzielle Stabilität des ganzen Kontinents bedroht werde. Lord Lansdowne sagte, obwohl vielleicht manche Nation mit vergrößertem Landgebiet und vermehrtem Ansehen aus dem Kriege hervorgehen werde, so werde es keine mit ungeschwächten Kräften tun. Die Folgen deS Krieges würden nicht nur den Fortschritt und die Prosperität aushalten, sondern eine Zeit finanziellen Desasters herbei- führen. Lord Cromer verglich die Haltung der Nation den Staatsausgaben gegenüber der eines Spielers, der jeden Maßstab für den Wert des Geldes verlor. Alle Anstrengungen von Parlament und Nation würden sich nach dem Kriegs viele Jahre hindurch auf die Herstellung des finanziellen Gleichgewichts beschränken müssen. Gewisse Beamte schienen zu glauben, daß mit dem Kriege jede Kontrolle über militärische und maritime Staatsausgaben aufgehört habe. Die Deutschen machten es jedenfalls anders, bei ihnen gingen Sparsamkeit und Schlagfertigkeit Hand in Hand. Das Abkommen im Kohlenbergbau. Amsterdam , 22. Juli. (Privattelegramm des„Vor-, wärt s") Die„Daily News" begrüßt das Südwaliser Abkommen, das einen persönlichen Triumph Lloyd Georges darstelle. Die „Times" stellt dasselbe fest mit dem Bedauern, daß da? Muni- tionSgesetz nicht durchgedrungen sei. Die KrisiS sei zwar ver- mieden, aber die Autorität deS Staates nicht gerade verstärkt. Tie Gewerkschaften hätten das Vertrauen auf ihr Zusammenwirken mit der Regierung betrogen. Die Zugeständnisse umfassen eine 50prozentige Erhöhung de» StandardlohneS von 187g und lOprozentig« Minimalzuschläge auf den neuen Standardlohn; ferner die Bezahlung eines Sechstage- lchnes für Fünftagearbeit an alle in Nachtschicht Beschäftigten an Stelle des bisherigen 45prozentigen Zuschlags. In diese Verein- barung sind die Obertagearbeiter und sämtliche VerbandSmit- glieder einbezogen. Die Vereinbarung gilt bis zu einem halben Jahr nach dem Krieg und ist nach dieser Zeit nur vierteljährlich kündbar. Sie sichert vor Strafmaßnahmen, waS tatsächlich nicht nur eine Garantie gegen Mahregelungen, sondern auch die offizielle Nichtanwendung der proklamierten Munitionsbill bedeutet. Der Schlußparagraph der Vereinbarung besagt, daß die Streitteile möglichst« Steigerung der Kohleprodultion in nationaler Notzeit anstreben. Die Vereinbarung stimmt ungefähr mit dem jüngsten Abkommen des britischen Bergleuteverbandes überein. Der Lohn- gewinn beträgt unmittelbar nur 5 Prozent, steigt aber parallel der Preissteigerung. Die Stimme öer freiheit unterörnckt. So klagt Ramsay Macdonald im„Labour Leader" vom 8. Juli. Selbst die Reden der Arbeitervertreter im Par- lament scheinen jetzt nichts anderes zu besagen als:„Unsere einzige Pflicht ist, die Deutschen zu schlagen. Laßt uns unser Land ruinieren, um zu beweisen, daß wir nur dieses eines Sinnes sind." Nur die I. L. P.(unabhängige Arbeiterpartei) dient noch der Freiheit. Sie erkennt noch die Aufgabe, Europa den Willen zu bringen, im Frieden zu leben. So lange das nicht