die folgenden Ereignisse nur neue Beweise für seine Richtigkeit erhalten hat. Sowohl der Balkankrieg als anch der jetzige Weltkrieg beweisen, daß nur eine unabhängige Balkanunion, frei von der Vormundschaft welcher Großmacht immer, imstande sein wird, die Freiheit und Integrität der Balkanländer zu sichern.. Die Sozialdemokratie des Balkans ist gegen eine Allianz nach dem Muster jener des Jahres 1912, die nur ein Kriegs- ziel verfolgt und Rußland als Handlanger gedient hat. Die Sozialdemokratie ist aber auch nicht weniger gegen einen Balkanbnnd unter Vormundschaft Deutschlands und Oester- reich-Ungarns . Die militärischen und dynastischen Bündnisse des Balkans haben gedient und dienen nur fremden Jnter- essen. Das Balkanproletariat kämpft für die politische und ökonomische Vereinigung der Balkanvölker auf der Grund- läge breitester nationaler Freiheit— eine Vereinigung, die von den Balkanparlamenten geschlossen werden soll. Die Sozialdemokratie des Balkans kämpft für die f ö d e- rative Balkanrepublik auf Grund der natio- n a l e n Autonomie, welche die Unabhängigkeit der Balkanvölker sichern, ihre Gegensätze ausgleichen, sie durch die föderative Organisation vereinigen und ihnen schließlich in der allgemeinen Volksbewaffnung, die an die Stelle der stehenden Heere treten soll, das sicherste Mittel zur Erhaltung dieser Organisation geben wird." Und zum Schluß faßt das Manifest in Worten, die nicht mißdeutet werden können, die Anschauungen der Balkan - sozialisten über die ihrer harrenden Aufgaben zusammen: „Jeder Eroberungskrieg auf dem Balkan , der neue Feind- seligkeiten und neue Kämpfe um die Hegemonie im Gefolge haben muß, wird der Verwirklichung der Balkanrepublik neue Hemmnisse in den Weg legen. Dies ist für die Sozial- demokratie des Balkans ein Grund mehr, gegen das Eintreten der Balkanvölker in den Krieg zu kämpfen. Eine ehrliche und definitive Neutralität beobachten, ist für die Balkanvölker weit wichtiger als für andere neutrale Länder." Jeder, dem die ungeheure Wichtigkeit der sich im nahen Osten abspielenden Ereignisse für die Zukunft Europas bekannt ist, muß in der gemeinsamen Aktion der Sozialisten des Balkans ein Ereignis sehen, dessen Folgen sich nicht bloß in der Politik des Balkans bemerkbar machen werden. ES ist wahr: die Arbeiterparteien des Balkans sind, gemessen an den Parteien der westeuropäischen Länder, klein und' schwach. Sie besitzen aber, dank ihrer Rührigkeit, dank der fast allgemeinen demokratischen Verfassung der Balkanländer und endlich dank ihrer Ge- schlossenheit, die besonders während des Taumels des Welt- krieges zur Geltung kommt, ein Schwergewicht, das in keinem Verhältnis zu ihrer numerischen Stärke steht. Man ver- gegenwärtige sich nur, was alles schon in den Kriegs- monaten von den Sozialisten in Bukarest und Sofia geleistet worden ist, man denke an den heroischen Kampf, den das kleine Häuflein der serbischen Sozialisten in ihrem Lande führen, und man wird erkennen, daß der gemeinsame Appell der Sozialisten des Balkans an den Friedens- tvillen und den Selbsterhaltungstrieb der von allen Seiten eingeschlossenen Balkanvölker nicht bloß bei den Arbeitern und Bauern Gehör finden, nicht bloß die Regierungen und die herrschenden Parteien der Balkanstaaten beeinflussen, sondern auch eine wichtige Etappe bilden wird auf dem Wege zur föderativen Balkan republik , die unseren Genossen auf dem Balkan als staatliches Ziel vor- schwebt.
der Vorstoß in Kurland . II. Auf Mitau zu. An der Wenta, Mitte Juli. Ve:schiedene Anzeichen deuteten darauf hin, daß die Russen zu einer Offensive in der Richtung Libau sich vorbereiteten. Süd- lich der Wenta zogen sie Kräfte zusammen, Reichswehr, Kavallerie und Schützen. Vor der Wentalinie ließen sich in den letzten Tagen nur schwache Kräfte sehen, die vor den deutschen Patrouillen ge- wohnlich schnell zurückgingen. Auf dem Rückzüge behandelten sie einen Teil der Einwohner wie Feinde und ihr Eigentum wie Frei- gut. Je weiter man östlich von Libau in Kurland vordringt, um so größer der landschaftliche Reiz des Landes; überall macht sich eine üppige Fruchtbarkeit bemerkbar. Das hügelige Gelände ist von herrlichen Wäldern durchzogen. Gutgepflegte Aecker, satte Wiesen zeugen von einer fortgeschrittenen Slgrarkultur auf gutem Boden. Man kommt in das Reich der kurländischen Ritter. Die meisten großen Güter sind verlassen. Die aus- gedehnten Obstgärten und Gemüsekulturen tragen schon die Spuren der Vernachlässigung. Ein Teil der Besitzer deutscher Ab- stammung ist längst geflohen; von denen, die ihre Güter nicht verließen, ist nun eine Anzahl unter der Anschuldigung der Deutsch - Freundlichkeit verhaftet worden. In den Gutshäusern sieht es bei- nahe ebenso böse aus wie in den ostpreußischen Wohnungen nach dem Abzüge der Russen. Ueberall findet man zerbrochene Schränke und Kästen; der nicht mitgenommene Inhalt liegt zerstört, zer- brachen, verschmutzt auf dem Fußboden umher. In allen Räumen vom Keller bis zum Boden dasselbe Bild der Verwüstung! Und von Gefangenen hörte man, daß die abziehenden Russen den zu- rückgebliebenen Einwohnern befohlen hatten, das unreife Ge- treibe abzumähen, damit die Deutschen , falls sie nicht wieder vertrieben würden, es später nicht einernten sollten. War ihre Hoffnung, wieder Herr dieses Gebiets zu werden, bisher schon nicht groß, so dürfte sie jetzt noch erheblich schwächer werden.... Die Russen kamen überhaupt nicht zu einer Offensive, mußten vielmehr vor dem Angriff der Deutschen ihre Stellung an der Wenta aufgeben. Am 14. Juli, morgens 3 Uhr, begann der Vor- stoß der deutschen Truppen auf der ganzen Linie. Den bei Niegranden die Wenta überschreitenden deutschen Kräften leisteten die Russen keinen Widerstand. Kavallerie stürmte auf der Straße nach Kampeln hinter den Flüchtenden her. Hier schienen sie zu- nächst den Nachrückenden standhalten zu wollen, gaben aber dem stärkerwerdenden Druck nach und zogen sich weiter östlich auf Kur- sitten zu fluchtartig zurück.... Obwohl wir um �>3 Uhr herausgetrommelt wurden und schon um 4 Uhr in Meisen anlangten, trafen wir von den zum Vormarsch angesetzten Abteilungen keinen Mann mehr diesseits der Wenta. Die Infanterie hatte einen von den Pionieren im Zeitraum von wenigen Minuten fertiggestellten Laufsteg zum Uebergang benutzt. Tische und Bänke dienten als Brückenträger. Pferde und Wagen kamen durch eine Furt an das andere Ufer. Ich benutzte zwar auch noch den Lauf- steg. Doch hatte die Brückenbauabteilung eine Pontonbrücke nahezu fertiggestellt, über welche die Bagagekolonnen den vorwärts mar- schierenden Truppen schnell folgen konnten. Auch die südlich von diesem Zentrum vorgehenden deutschen Kräfte stießen nur auf ge- ringe Gegenwehr; mit leichter Mühe, ohne artilleristische Mit- Wirkung, konnten sie die ihnen gegenüberstehenden russischen Truppen aus ihren Stellungen vertreiben. In dem nördlich bis Lenen hinaufreichenden Abschnitt versuchten jedoch starke russische Kräfte den deutschen Angriff abzuwehren. Nachdem hier aber Artillerie eingriff, war der Widerstand gebrochen. Abends hatten die Deutschen K u r j i t t e n besetzt; von hier aus
zog sich die eingenommene Stellung südlich hinab bis Essern. Gleichzeitig gingen von Libau aus deutsche Truppen in Richtung auf Schrunden vor. Sie stießen auf kleine Truppenverbände, Reichswehr, Flüchtende und Versprengte. Dabei machten sie etwa 5(X) Gefangene und erbeuteten 4 Maschinengewehre. Die Zahl der im übrigen Abschnitt erzielten Gefangenen war abends noch nicht bekannt. Als Verlust der Deutschen wurde ein Verwundeter ge- meldet..... Nach der Aussage eines Gefangenen haben die Russen in den letzten Wochen alle Leute im dienstfähigen Alter, wenn sie nicht gerade lahm oder sonstwie absolut unbrauchbar waren, zum Heeresdienst eingezogen. Daher erklärt es sich, daß man außer Frauen und Kindern nur noch Krüppel und alte, nicht mehr standfeste Männer sah. Ob Mangel an Soldaten oder Schikane gegen die Kurländer die harte und unvernünftige Re- krutierung veranlaßt haben, darüber konnte ich nichts Bestimmtes erfahren. D Ü w e l l, Kriegsberichterstatter.
Westlicher Kriegsschauplatz. Der franzosische Tagesbericht. Paris , 26. Juli. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von Sonnteignachmittag. Die Nacht verlief un- gestört. Einige Artilleriekämpfe fanden statt im Artois b e i S o u ch e z und zwischen Aisne und Oise am Plateau von Quennevieres. Im Priest er Walde war die Kano- nade von lebhaftem Gewehrfeuer, aber keinem Infanterie- gefechte begleitet. In den V o g e s e n, bei Bau de Sapt trugen wir einen neuen Erfolg davon. Wir bemächtigten uns gestern abend der sehr starken deutschen Verteidigungsanlage, welche sich zwischen den Höhen von Fontenelle und der Höhe 627 bei dem Dorfe Launois erstreckt. Wir besetzten die Häusergruppe, welche den Südteil des Dorfes bildet. Wir machten über 760 unverwundete Gefangene, welche vier ver- schiedenen Bataillonen und einer Maschinengewehrkompagnie angehören. Das erbeutete Material ist noch nicht gezählt worden. Paris , 26. Juli. (W. T. B.) Amtlicher Bericht von Sonntag abend. Im Artois und zwischen Oise und Aisne Artilleriekämpfe. Auf dem Nordufer der Aisne , im Ge- biet von Troyon sowie in der Champagne auf der Front Perthes— Beausejour wurde der Minenkampf zu unserem Vorteil fortgeführt. Im Südwoevre zeitweilig aussetzende Kanonade. In den Vogesen richteten sich unsere Truppen trotz des Bombardements in den gestern im Ban de Sapt eroberten Stellungen ein. Die Zahl der gefangenen Deutschen erhöht sich auf 1 1 O s f i z i e r e und 825 Mann, unter denen sich nur 76 Verwundete befinden. Zahlreiche Tote blieben in den Schützengräben. Wir hatten unsererseits nur zwei Bataillone eines Linieninfanterie- regiments angesetzt. In den eroberten Schützengräben wurden bereits 6 Maschinengewehre gefunden. ßrenchs Melüung. London, SS. Juli.(W. T. B.) F e l d m a r f ch a l l F r e n ch meldet: Am 21. Juli wiesen wir einen Bombenangriff auf den Krater, der durch eine Minenexplosion westlich von Hooge am 20. d. M. entstanden war. ab. Unsere schwere Artillerie brachte Mörser in den Schützengräben zum Schweigen. Am 22. Juli ließen wir unter dem Vorsprung der deutschen Linie südöstlich von Zillebeke eine Mine springen, durch die ein feindlicher Schützengraben ver- nichtet wurde. Kurz darauf ließ der Feind etwas mehr südlich eine Mine springen, ohne Schaden anzurichten. Seitdem gewannen wir einiges Gelände durch die Besetzung des Kraters einer deutschen Mine, den wir mit unseren Linien in Verbindung brachten. Gestern wiesen wir wieder einen heftigen Bombenangriff auf unsere Schützen- graben rund um den Krater bei Hooge ab. Der türkische Krieg. Zur Seeblockaöe Griechenlanüs. Athen , 26. Juli. (Von dem Sonderberichterstatter des W. T. B.) Die Seeblockade Griechenlands , die, seitdem die englische Admiralität förmlich erklärt hat, sie werde alle griechischen Handels- schiffe anhalten, deren Papiere nicht von englischen Marinebehörden geprüft sind, vollständig geworden ist, greift hier schon störend in das tägliche Leben ein. Es ist soweit gekommen, daß griechische Schiffe nicht ohne die Gefahr, aufgehalten zu werden, sich von einem griechischen Hafen zum anderen begeben können. Viele Wagen mit Postkolli notwendigster Handelsartikel aus Oesterreich und Deutsch- land können aus diesen Gründen nicht nach Athen gebracht werden. Die Aufregung über das rücksichtslose Vorgehen Englands wird immer größer, da man den vollständigen Zusammenbruch eines großen Teiles des griechischen Handels voraussieht, wenn die Engländer nicht ihre Kapertaktik einstellen. Der Seekrieg. Torpedierte Dampfer. Loudon, 26. Juli. (W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Nach einer Meldung aus Capewrath wurde der französische Dampfer„ D a n a e"(1565 Tonnen) nordwestlich von Capewrath versenkt. Die Besatzung wurde nach Storno- way gebracht. Ferner wurde der Dampfer„Firth"(466 Tonnen) aus Aberdeen torpediert. 4 Mann der Besatzung wurden getötet, 6 Mann wurden an Land gebracht. Auch der Fischdampfer„Briton" aus Aberdeen ging verloren. Nach einem Bericht der Admiralität wurde der Kapitän ge- tötet, 5 Mann der Besatzung ertranken. Auch die Lowestofter Fischdampfer„Henry Charles".„Kathleen", „ A c t i V i t y" und„Prosper" fielen deutschen Untersee- booten zum Opfer. Die Besatzungen wurden an Land ge- bracht. Aus Grimsby wird gemeldet, daß der Fischdampfer „Perseus " am Sonnabend in der Nordsee in die Luft geflogen ist. Die Besatzung von 9 Mann wurde gerettet. London , 26. Juli. (W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bureaus. Der englische Dampfer„Grangewood", von Archangelsk nach Havre unterwegs, wurde am 24. Juli in der Nordsee von einem deutschen Unterseeboote versenkt. Die Besatzung ist gerettet. Die französisihe presse über üie amerikanische Note. Paris , 26. Juli. (W. T. B.) In B e s p r e ch u n g der a m e r i- k a n i s ch e ii Note erklären die B l ä t t e r, die Antwort der Negierung in Washington sei klarer und energischer als die vorher-�
I gehenden Noten. Sie stelle In tzlarer Weise die Rechte der Neutralen auf.„Matin" erklärt, trotz des festen Tones der Note werde Deutschland sicherlich in der Note die Möglichkeit finden, neue Aus- flüchte zu suchen, aber die Note vergrößere die Hoffnung der Alliierten, Amerika in der Frage des Unterseebootkrieges intervenieren zu sehen.„Petit Parisien" schreibt, die Note stelle Deutsch - land in aller Form vor die Notwendigkeit, sich klar zu äußern, ohne weitere Ausflüchte zu suchen.„Gaulois" betont, die Hauptsache sei gewesen, daß Amerika aus seiner Passivität herausträte und die Illusionen Deutschlands zerstöre. Dies lue die Note.„Echo de Paris" erklärt, das Wort„unfreundschaftlich" sei eine Bereicherung in der Tonleiter der Proteste. Je mehr man einsehe, daß das Prestige der Vereinigten Staaten auf dem Spiel stehe, desto besser werde man die Nuance in der Bedeutung dieses Wortes erfassen. „Libertö" findet, die Note hinterlasse den Eindruck, daß Amerikas Geduld zu Ende sei und daß Amerika die verschleppende Politik Deutschlands nicht mehr länger ertragen wolle. Der Krieg unö öie Kolomen. Die süüafrikanischen Verluste. Pretoria , 26. Juli. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die Verluste der Uniontruppen in Damaraland betrugen ins- gesamt 849 Mann, davon tot 127 Buren und 127 Engländer, verwundet 296 Buren und 299 Engländer. Die Verluste bei dem Aufstande betragen 469 Mann. Die sozialen Kämpfe in den vereinigten Staaten. Es ist natürlich, daß die Aufmerksamkeit der europäi- scheu Arbeiterschaft fast ausschließlich von dem furchtbaren Krieg in Anspruch genommen ist, der gegenwärtig Europa durchtobt.� Dennoch darf die Arbeiterschaft nicht ganz den Blick verlieren für die wirtschaftlichen Zustände in den nicht vom Kriege überzogenen Ländern und dem sozialen Kriege, der dort ununterbrochen herrscht. Besonders in den Ver- einigten Staaten hat in den letzten Jahren der soziale Kampf Formen angenommen, die durchaus kriegerische genannt werden müssen und Opfer, unerhört, sind gefallen im sozialen Kriege, sind gefallen im direkten Kampfe, sind gefallen von der den Kämpfen nachmähenden Justiz, die sich meist aus- schließlich den amerikanischen Kapitalisten gegen die Arbeiter zur Verfügung stellte. Wir erinnern uns noch der Arbeiter- kämpfe in Westvirginien, in Colorado , in den Minendistrikten des Stahltrustes, da und dort. Die staatliche Miliz ging gegen die Streikenden vor, Privatpolizisten wurden angeworben, um Streiker mit Knüppel, Revolver und Dynamit zu terrorisieren. Man warb„Ganyster"(zu und von allen käufliche Subjekte aus den tiefsten Schichten des Volkes), rüstet„Gunmen" und „Gunwomen" aus, die mit Revolver und Messer Streiker und Streikerinnen bearbeiten sollten. Man organisierte die „nützlichen Subjekte" zum Streikbruch. Kapitalisten legten vorteilhaft ihre Gelder in umfassenden Unternehmen an zur Lieferung von Scabs(Streikbrechern). Es liegt auf der Hand, daß das amerikanische Prole- tariat, das gewerkschaftlich verhältnismäßig gut organisiert ist, leider aber politifch sich zumeist noch in Händen aller mög- lichen politischen Drahtzieher befindet, dem die Geschlossenheit einer politifchen, prnzipiell sozialistischen Organisation fehlt und das daher nicht die politische Erziehung und Disziplin und dadurch nicht den Einfluß in Staat und Gefellschaft hat, der ihm gebührt— es liegt auf der Hand, daß dies»s Proletariat in der Abwehr gegen die An- und Uebergriffe des Unternehmertums zu Mitteln griff, die in Europa der Ver- gangenheit angehören. Erbittert durch die Angriffe der Miliz, der Privatpolizisten, der Gunmen, die oft Hunderten von Ar- beitern den Tod brachten oder sie verletzten, kam es zu wahren Schlachten zwischen den Arbeitern und den Söldlingen der Kapitalisten. Dann griff die Justiz ein. Sie scheute dabei nicht zurück vor den offenkundigsten Rechtsbrüchen, wie in den Fällen der Brüder Mac Namara, Haywood und anderen, von den Unternehmern gezahlte Burschen traten als Kronzeugen auf. So kamen viele Anklagen gegen Arbeiterführer und Arbeiter auf Mord, Mordangriff, Erpressung usw. zustande und führten zu den härtesten Verurteilungen. Auch andere Mittel, um die Arbeiterorganisationen zu hindern, für die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage ihrer Mitglieder zu wirken, wurden angewandt. So wurde vor einiger Zeit die Hutmachergewerkschaft vom obersten Bundesgericht als letzter Instanz wegen des Boykotts derjenigen Fabrikanten, die ihren Arbeitern keine angemessenen Löhne und Arbeitsbedingungen bewilligten, zu 256 666 Dollar— über eine Million Mark— Buße verurteilt, zu zahlen— an den Unternehmerverband. Prozesse gegen angeklagte Unternehmer oder deren Helfer endeten meist mit Freisprechung. Jetzt erst, in den letzten Tagen des Mai, endete ein Prozeß gegen Privatpolizisten (Deputies), die wegen der Ermordung eines Streikers bei einem Angriffe auf Ausständige vor dem Middlefex-County- Gericht zu New Brunswick angeklagt waren, mit ihrer Verur- teilung. � Die Verurteilten waren als„Deputies" zum Streik- dienst bei den Düngerfabriken zu Roosevelt vereidigt und von der Harry O'Brien Detektiv-Agentur zu Newark geliefert worden. Das Urteil hat überrascht. Denn es galt allgemein als sicher, daß in jedem Falle die Streiker Unrecht und ihre Gegner selbst in Fällen brutalster Gewaltanwendung Recht haben. Freilich, solange nur die Werkzeuge getroffen werden und nicht jene, die sie bezahlen— die Unternehmer— ist den Arbeitern mit solchen vereinzelten Verurteilungen wenig gedient. Es ist ganz selbstverständlich, daß Zustände, wie die ge- schilderten, selbst ein starkes Staatsleben erschüttern können und müssen. Das sah Präsident Wilson ein und er ernannte sogenannte Jndustrie-Kommissionen, die Untersuchungen über die Beziehungen zwischen Kapital und Arbeit und über die Ursachen der„sozialen Unrast" anstellen sollten. Die Kom- mifsion bestand aus einigen Arbeitern, einigen Unternehmern und anderen Persönlichkeiten, darunter auch eine Frau. Ten Vorsitz führte F. P. Walsh. Die Untersuchungen wurden so vorgenommen, daß Arbeiter, Arbeiterführer, Unternehmer und sonstige Personen über die wirtschaftlichen und sozialen Ver- Hältnisse vernommen würben, und zwar öffentlich. Der Vorsitzende Walsh übte sein Amt ohne Ansehen der Person. Die hervorragendsten Kapitalisten mußten sich bis auf die Nieren prüfen lassen, wie die Arbeiter. Herr Walsh ließ sich weder durch die Pose der Rockefeller, Lincoln und ihrer Manager, noch durch ihre Entrüstung daran hindern, den Schleier von dem kapitalistischen Getriebe hin- wegzuziehen. So stellte er fest, daß die Pullman Car Com- pagnie ihren„Porters" monatlich nur 27,56 Tollars zahle. Ein Hundelolm. Aber die reiche Gesellschaft spekuliert auf die Trinkgelder, du; das reisende Publikum den Porters gibt, Sie