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glänz einer schnellen Beförderung. Denn nicht für Lohn dient er, nicht für äußere Ehre, sondern für jene Ehre, die ihn eben solch niederer Rücksichten überhebt I
Unterstützung Deutscher in Rußland  . DieNorddeutsche Allg. Ztg." schreibt: Einer Pressemeldung auS St. Petersburg   zufolge soll die Deutsche   Regierung der dortigen Amerikanischen   Botschaft mitgeteilt haben, daß sie den für die Zwecke der U n t e r st ü tz u n g deutscher   Reichsangehöriger in Rußland   bewilligten Kredit von nun an einschränken müsse. Diese Meldung entbehrt jeder Grundlage; vielmehr ist die Amerikanische   Botschaft in St. Petersburg   nach wie vor niit der Weisung versehen, die zu hinreichender Unterstützung mittelloser Deutscher in Rußland   erforderlichen Geldmittel jeweils ohne Rück­sicht auf den Betrag bei der Deutschen   Regierung anzufordern. Die Tagung öes französischen  Parteirates. DieBerner Tagwacht" schreibt: TieBerner Tagwacht" hat dank der Poitzensur von ihrem Pariser   Korrespondenten noch keinen Bericht über die Sitzung des Rates der französischen   Sozialdemokratie bekommen. Angesichts dessen veröffentlichen wir den Bericht, der dem russischen, in Paris  erscheinenden ParteiblattNasche S l o w o", zugegangen ist. Es ist der einzige bisher erschienene Bericht, denn die französische  Parteipresse hält in echt demokratischer Weise den Gang der Be- ratungen geheim. Der Bericht lautet: Hinter dem Präsidententisch der Minister Vandervelde  . Neben ihm Branting, der sich auf einer Durchreise in Paris  befindet. Unter den Delegierten beide Minister: G u e s d e, Sembat und der Unterstaatssekretär Albert Thomas  , A. V a r e n n e und andere jetzt offizielle Persönlichkeiten. Um Guesde, Vaillant, Varenne, Herve gruppieren sich die extrem nationalistischen Elemente, denen selbst die bisherigen Beweise des Bruches mit der internationalen Idee nicht genügen. Alte Guesdisten mit Marcel C a ch i n und Lucien Roland an der Spitze, führen sich herausfordernd: sie lassen die Vertreter der Opposition nicht sprechen, unterbrechen sie mit bösen Zwischenrufen, Anwürfen und Beschuldigungen. TieHumanite" sprach dann vombrüderlichen Ton", der in der Debatte herrschte. Nach den offiziellen Berichten begann die Debatte über die politische Situation und die Parteitaktik. Im Namen der Oppo- sition sprach der Abgeordnete Pressemane, Paul Fort  , der Redakteur deSPopulaire du Centre" in Limoges  , Mistral, der Abgeordnete von Jsäre und andere. Die Reden Pressemanes und Forts, in denen der Standpunkt der Haute-Vienne   dargelegt wurde, machten einen großen Eindruck. Sie wurden oft mit Händeklatschen unterbrochen. Als Verteidiger der offiziellen Position traten auf unter anderen Dubreuilh, Gryussie, Herve, Sembat. Groussie appellierte an den Glauben in die Gerechtigkeit der Sache der Alliierten und ihren Sieg. Herve erzählte von dem nahen Eintritt Bulgariens   und Rumäniens   in den Krieg, vom nahen Zusammenbruch des deutschen   Imperialismus, der Befreiung von Elsaß  , Polens  . Finnlands  . Als letzter sprach Sembat, der Hauptredner der Mehrheit. Seine lange Rede stärkte wieder die unter dem Einfluß der oppositionellen Reden geschwächten Reihen. Er führte hauptsächlich aus, die Wiederherstellung der Jnter- nationalen und die Friedensaktion seien unmöglich, da Deutschland  , das schon vor der militärischen Katastrophe stehe, es für Beweise der Schwäche Frankreichs  , der Spaltung der französischen   Nation halten und seinen Widerstand erhöhen würde. Nach den Debatten wurde eine Konimission zur Ausarbeitung der Resolution gewählt. Der Kommission gehörten auch Fort, Pressemane und Morain  , ein der Opposition angehörender Stadt- verordneter von Paris  , an. In der Abendsitzung erklärte Presse- mane im Namen der Minderheit, der Vorentwurf der Resolution mache ihr nicht die geringsten Zugeständnisse; sie sei der Mehrheit so weit entgegengekommen, daß sie sür ihre Resolution stimmen wollte, falls der Wunsch ausgesprochen würde, daß der nächste Parteitag sich mit der Frage der Wiederherstellung der Jnter- nationalen befassen solle. Da auch das der Mehrheit abgeschlagen wurde, werde sie sich bei der Abstimmung enthalten. Auf einen Antrag Renaudels wird die Sitzung vertagt und der Kommission empfohlen, noch einmal zu versuchen,«ine Einigung herbeizu. führen. Am nächsten Tag legte die Kommission einen einstimmig an- genommenen Vorentwurf vor, der nicht nur kein Zugeständnis an die Minderheit brachte, sondern in seinem Chauvinismus weiter ging als die Londoner   Resolution. Pressemane und Forts unter. zeichneten die Resolution, die kategorisch den Standpunkt von Haute-Vienne   verurteilt. Wie das zustandekam, wissen wir nicht. Man erzählt, daß die Vertreter der Opposition nachgegeben baben, als man ihnen zusagte, daß zur WicderKerstellung der Jnter- nationalen jemand irgendwo sehr wichtige schritte tun wird. TieHumanite" berichtet, diese Resolution sei daraufhin ein- iiimmig angenommen worden. In Wirklichkeit stimmte dagegen die Genossin Tasse, die Delegierte auS Bordeaux  , die tapfer auf ihrem Posten blieb, trotz der beschämenden Flucht der Opposition.___ Mus öer Partei. Zur Berner Z�rauenkonfereuz. Der Parteivorstand schreib uns: In der..Berner Tagwacht" vom 20. Juli sind über die Vor. bereitung der Berner Internationalen Frauenkonferenz Mit- teilungen auS einem Briefe der Genossin Z i e tz enthalten, durch deren Wiedergabe der Anschein erweckt werden könnte, als ob eS sich um Mitteilungen handelt, die der Partcivorstand der deutschen  Sozialdemokratie an die Redaktion derBerner Tagwacht", die an der Vorbereitung der Bcrner Konferenz beteiligt war", gemacht hätte. Der Parteivorstand hat die Beschickung der Berner Konferenz in einem Briefe an die Genossin Zetkin  , der vom 20. März datiert ist, mit folgenden Gründen abgelehnt: Ter Parteivorstand bleibt bei seiner Auffassung, daß Per- Handlungen Wer die Fragen der internationalen Politik in einer Zeit wie der jetzigen von den Parteivorständen der sozialistischen  Parteien zu führen sind." Diese Auffassung wurde von dem Parteiausschuh später aus- drücklich gebilligt. Die in derBerner Tagwacht" mitgeteilte Stelle stammt aus einem Briefe, den die Genossin Zietz am 23. März an die Genossin Zetkin   geschrieben hat. Weder der Partcivorstand noch die Genossin� Zietz persönlich haben der Redaktion derBcrner Tagwacht" aus diesem Briefe Mitteilungen gemacht. »« * Dazu schreibt uns Genossin Zietz: Daß die beanstandeten Einwände gegen den Entwurf der Friedensresolution nicht dem Parteivorstand, sondern mir persön- lich zur Last fallen, ist bereits in der Vorstandserklärung gesagt. Aber dieBerner Tagwacht" irrt, wenn sie meint, ich schäme mich, sie bekanntzugeben. Ich halte sie auch heute noch voll aufrecht. Eine Friedensresolution, auf deren Wortlaut sich die Genossinnen aller kriegführenden Länder einigen sollen, darf keine Rekrimina-
tionen gegen die eine oder die andere Partei enthalten, wenn sie einigend wirken soll. Die Auseinandersetzungen über die inneren Parteifragen in den einzelnen Ländern gehören vor das Forum der eigene n Partei dieser Länder. Die Friedensresolution darf auch keine Rekriminationen gegen die betreffenden Regierungen und ihre Kriegführung enthalten, wenn man will, daß sie veröffentlicht werden und damit erst wirk- fam werden soll. Bis heute tonnte die Friedensresolution der Berner Frauen- konferenz in Deutschland   und Oesterreich noch nicht veröffentlicht werden, weil meine Einwendungen, die von den österreichischen Ge- iwssinnen unterstrichen, ergänzt und begründet wurden, keine Be- achtung gefunden haben. Daß ich aus Zweckmäßigkeitsgründen meine Einwendungen erhob und mich natürlich nicht grundsätzlich gegen alte allgemein anerkannte sozialistische Postulate wendete, habe ich ausdrücklich in den Sätzen über Belgien   detont, obgleich das unter Genossen cigent- lich überflüssig sein sollte.
Die französische   Partei im Kriege. Lugano  . 21. Juli. sEig. Ber.) Aus einem Interview, das der Pariser   Korrespondent desAvanli" mit dem Sekretär der französischen   Bruderpartei. Louis Dubreuille. gehabt, entnehmen wir, daß die Partei, die 1013 75 312 und ISIt 90 000 zahlende Mitglieder hatte, in diesem Jahre 24 000 Mitglieder zählt. Zieht man aber alle Verhältnisse in Betracht, das heißt den Umstand, daß etwa 65 Proz. der Parteimitglieder eingerückt sind und daß elf Departements besetzt sind, von denen das Departement du Nord   allein 10000 Mitglieder zählt, wenn man ferner berücksichtigt, daß die Partei jetzt mit der Aufnahme der Mitglieder äußerst vorsichtig und zurückhaltend ist so ist man berechtigt, festzustellen, daß der Rückgang in der Zahl der Parteiangchörigen verhältnismäßig un- bedeutend ist. Auf die Anfrage, wie noch der Beendigung des Krieges sich das Verhältnis unter den verschiedenen Parteien gestalten würde, gab der Parteisekretär eine äußerst optimistische Antwort. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die zukünftigen Parteikämpfe sich viel milder ge- stalten werden, auch ist Genosse Dubreuille überzeugt, daß die Re- aktion in Frankreich   nach Kriegsschluß ihr Haupt nicht erheben wird.
Aus der italienischen Partei. Lugano  , 22. Juli. sEig. Ber.) In einem Rundschreiben, das der Ausschuß des italienischen Parteivorstandes soeben an alle Partetblätter, Organisationen, Gemeinderäte, Abgeordnete versendet, wird hervorgehoben, daß die allgemeine Parteitätigkcit zufrieden- stellend ist. Die Beschlüsse der letzten Porteivorstandssitzung sind unter allgemeiner Zustimmung von den Organisationen und Partei- Vertretern aufgenommen und befolgt worden. Der Ausschuß er- innert die Genossen daran, wie wichtig eS ist, gerade im gegen­wärtigen Augenblick dem Prinzip treu zu bleiben.Die Partei und die Klasse sind alles, die einzelnen Genossen sind nur das Mittel, besten sich Partei und Klasse in ihrem Kampfe bedienen." DaS soll speziell gegenüber den Vertretern der Arbeiterklasse in den Gemeinde- räten und in den verschiedenen Komitees der sozialen Fürsorge für die Opfer des Krieges betont werden. Die sozialistischen   Bürger« meister und Gemeinderäte, hebt dasselbe Rundschreiben hervor. sollen nicht als Vertreter der Wähler, sondern als Ab- geordnete der Partei betrachtet werden. Um die Tätigkeit der Gemeinderäte bekanntlich hält die sozialistische Partei Italiens   800 Gemeinden inne zu diszipli- niercn, fordert der Ausschuß sie auf, Berichte an den Parteivorstand zu senden und in engerer Fühlung mit ihm zu bleiben, Der Partei- auSfchuß fordert die Genossen auf, eine rege Propaganda unter den Arbeitern zu entfalten, um sie dem Sozialismus näher zu bringen, und der Gedächtnisfeier von Jauräs einen nationalen Charakter geben zu wollen, das heißt in allen Ortschaften dem großen Vor- kämpfer deS Sozialismus und des Internationalismus Gedächtnis­reden zu widmen. Was den äußeren Verlauf des Parteilebens betrifft, belegt der Parteiausschuß durch Zahlenangaben das bereits Betonte: der Krieg hat die Partei nicht zerrüttet und auch numerisch bis jetzt nicht be- deutend geschwächt. Haben doch bereits 1400 Lokalorganisationen ihren Beitrag an die Zentrale bezahlt, und zwar beträgt die Ge- samtzahl der Mitgliedskarten, die bis dato gelöst worden sind, etwa 39 000; von den beim Kriegsausbruch eingegangenen Parteizeilungen haben vier bereits ihr Erscheinen wieder aufgenommen. Das Rundschreiben hebt hervor, daß die Jugendorganisationen durch ihr mutvolles Benehmen, durch ihre Tätigkeit der Partei ganz besonderen Stolz und Genugtuung verschaffe»; gerade das Organ der Jugendlichen, die in Rom   wöchentlich erscheinende Avanguardia  " wird von der Zensur am meisten verfolgt. Sehr oft erscheinen ganze Seiten in tadelloser weißer Farbe, die Zensur unterdrückt vom ersten bis zum letzten Worte des Textes. Dessen- ungeachtet bemühen sich die italienischen Jugendgenossen, die Ver« breitung des Sozialismus durch ihr Blatt zu fördern, das um so mehr Sympathie und Solidarität unter der jungen Generation des italienischen Proletariats hervorruft, je deutlicher es die Spuren der Zensur trägt, in je größerem Widerspruch die von derAvanguardia  " verkündeten Anschauungen sich mit dem tobenden Nationalismus der anderen Preßorgane befindet.
Gerichtszeitung. Die Justiz im ersten Kriegsjahre. In derNordd. Allgem, Ztg." wird eine Uebersicht über die Geschäfte der preußischen Gerichte im Jahre 1914 gegeben. Danach zeigte sich durchweg ein Rückgang der Geschäfte. Bei den Amts- gerichten fiel die Zahl der Anträge auf Erlaß von Strafbefehlen außer Forstsachen von 203 431 im Jahre 1913 auf 170 874 im letzteren Jahre. Die Privattlagesachen verminderten sich von 116 980 auf 95 518, die Aiiklageiachen wegen Vergehen von 342 389 auf 288 879, wegen Uebertretungen von 178 460 auf 149 931 usw. Bei den Landgerichten waren statt 779 576 nur 664 892 Anzeige- fachen anhängig. Hauptverfahren gab es vor den Schwurgerichien statt 3185 nur 2625, vor den Strafkammern in erster Instanz statt 67 696 nur 59 364, in der Berufungsinstanz statt 78 102 nur 64 751. Bei den Oberlandesgerichten fiel die Zahl der Revisionen gegen Urteile in der Berufungsinstanz von 6348 auf 5513. Ebenso ging die Zahl der bürgerlichen Rechtsstreitigkeilcn zurück. Bei den Amtsgerichten wurden statt 2 282 558 nur 2 021 016 Mahn- fachen gezählt, gewöhnliche Prozeffe statt 1 811 313 nur 1 526 016, Arreste und Einstweilige Verfügungen statt 57 848 nur 47 271. Selbst Zwangsversteigerungen von Grundstücken waren statt 34 533 nur 24 943 anhängig. Auch die Zahl der Konkursver- fahren fiel von 5442 auf 4374. Die freiwillige Gerichtsbarkeit wurde ungefähr im selben Verhältnis weniger in Anspruch ge- nommen. Die Zivilkammern der Landgerichts hatten statt 114 893 nur 98 541 gewöhnliche Prozesse, Prozesse in Ehesachen  statt 13 826 nur 16129. Die Streitsachen vor den Kammern für Handelssachen gingen nur wenig zurück, so bei den gewöhnlichen Prozessen von 24 965 auf 23 033, der Urkundenprozcsse von 23 460 aus 21870. In der Berufungsinstanz fielen die bürgerlichen Streitigkeiten von 73 462 auf 63 740.
Gewerkschaftliches. Ein neues Volkshaus! Aus Dresden   wird uns geschrieben: Während ringsum die Kanonen dröhnen, weihten die organisierten Arbeiter der sächsischen Hauptstadt ihr neues Volkshaus ein. Als vor wenigen Wochen am Schützenplah die Gerüste des Neubaues fielen und sich das neue Haus an der Seite des alten in seiner prächtigen Größe dem Beschauer zeigte, wirkte das wie ein Symbol. Aus Schutt und Asche der niedergeleg- ten Häuser war hinter den Holzbalken ein neues entstanden. das 5 Stock hoch nach oben strebte und dos Aufsteigen der Ar- beiterschaft geradezu figürlich dokumentierte. In einfachen, schmucklosen und gerade darum vornebin wirkenden Linien leuchten in Gelb und Blau die 60 Fenster der harmonischen Vorderseite, die sozusagen goetbisch dasMehr Licht!" ver- wirklichen und den hohen, hellen Räumen einen fonnigheitercn Anstrich geben. Eigentlich ist der sogenannte Neubau janur" ein Au- bau oder, da durchbrochene Wände jetzt beide Volkshäuser in eins vereint haben, ein Erweiterungsbau. Allein viele Orte würden sich glücklich schätzen, wenn sie nur diesenAnbau" ihr eigen nennen könnten! Er gereicht nicht nur dem Mut. der Energie und der Ausdauer und Opferwilligkeit der Tres- dencr Arbeiter zur Ebre, sondern auch dem ehemals so öden und schmucklosen Schützenplatz zur schönsten Zierde. Im neuen Gewände prangt auch der Saal; zur Ent- lastung hat man ihm im neuen Heim einen kleinen �paal zur Seite gegeben. Mögen dort immer nur Eintracht, Brüder- lichkeit und Solidarität herrschen! Im neuen Volkshause haben ihr Heim aufgeschlagen die Geinemdearbeiter, Gärtner, Brauer und Müller, Sattler, Schneider, Tabakarbeiter, die Handlungsgehilfen, die Fabrik- arbeiter und vor allein die Metallarbeiter, denen das Gewand längst zu eng geworden war und die nach Ausdehnung ver- langten. Entsprechend ihrer mächtigen Organisation nehmen die Metallarbeiter auch darin zeigt sich deutlich der riesige Aus- schwung der Gewerkschaften eine ganze Flucht von Räumen in zwei Stockwerken ein. In denkbar praktischer Weise hat man entsprechend der rationellen Arbeitsteilung die Räume eingeteilt, die Expeditionsräumc für sich, die Kassen gesondert, die Beitragszahl- und die An- und Abmeldezimmer getrennt, die Verwaltungszimmer, Konferenzzimmer und alles das, was eine gutgeleitete Organisation zur praktischen Führung ihrer Geschäfte braucht. Natürlich hat man, indes man das neue Haus baute, das alte nicht vergessen, im Gegenteil: Da man es äußerlich wegen seiner übermäßig verzierten Fassade dem Neubau nicht an- passen konnte, hat man im Innern eine Ucbereinstimmung der Farben herbeizuführen gesucht. Und so präsentiert sich denn seit wenigen Tagen die bisherige Restauration an der Ritzenbcrgstraße im völlig neuen Gewände, mit heimeligen Nischen, mit Sophaecken und hellen Decken und Wänden. Und über dem Ganzen ruht ein Hauch von Selbstsicherheit, von Siegesbewußtsein und selbstsicherer Kraft, daß sich's unmerklich auch auf den Besucher überträgt. Ein Symbol auch dies: In- des ein Weltkrieg niederreißt, wird bier aufgebaut, für die Zukunft gesorgt, praktische Friedensarbeit geleistet.
verlin und Umgegend. Die Angestellten des Schuhmacherverbandes und der Streit in der sozialdemokratischen Partei. Am Montag und Dienstag voriger Woche tagte in Frankfurt am Main   eine Konferenz der Angestellten des SchuhmacherverbandeS. um zu verschiedenen den Verband berührenden Fragen Stellung zu nehmen. Unter anderem wurde auch die Frage, wie am besten der gegen- wärtige Streit in der sozialdemokratischen Partei von den Gewcrk- schoflen ferngehalten werden kann, erörtert. Einmütigkeit herrschte bei allen Teilnehmern darüber, daß es für die Gewerkschaften eine große Schädigung sein würde, wenn dieser Streit in die Gewerkschaftsinstitutionen hineingetragen würde. Jedem Versuch, gleichviel von welcher Seite ein solcher unter- nommen würde, soll in entschiedener Weise entgegengewirkt werden. Das Resultat dieser Beratung wurde in nachstehender Em- schließung niedergelegt: Die am 19. Juli in Frankfurt   o. M. tagende Konserenz der Angestellten des Zentralverbandes der Schuhmacher lVorstands-, Bezirks- und OrtSbeamten) hat nach einer ausgiebigen Aussprache insoweit Stellung zu dem in der sozialdemokralischen Partei aus- gebrochenen Konflikt genommen, als sie denselben aufs tieffte beklagt. Ohne sich irgendwie in den Konflikt einzumischen, spricht die Konferenz die Erwartung aus, daß bei allen an den Differenzen Beteiligten die Einsicht die Oberhand gewinnt, daß es ein Unglück sür die Arbeiterklasse sein würde, wenn eine Spaltung oder Zer- splitternng der Partei die Folge dieses Konfliktes wäre. Die Meinungsfreiheit ist ein Palladium der Partei und ge- währt jedem Mitglied die Möglichkeit, seine Anschauungen inner- halb des Rahmens der Partei zum Ausdruck zu bringen. Dieses höchste und heilige Recht soll keinem Mitglied, solange eS auf dem Boden des Programms steht, beschränkt werden. Als Gewerkschafter haben wir ein großes Interesse, daß die Einheit der stärksten Vertretung in den Parlamenten nicht ge- fährdet wird. Vor allem haben wir als Gewerkschafter die Gefahr abzuwehren, daß der Parteistreit auf die Gewerkschaften übergreist. ES wird deshalb allen unseren Ange st eilten undBevoll- 'nächtigten der Zahlstellen zur Pflicht gemacht, jeden Versuch zurückzuweisen, der unseren Verband in diesen Streit verwickeln könnte. Unser Verband hat die Aufgabe, die traurige Lage unserer Mitglieder, wie sie sich durch die Kriegsteuerung entwickelt hat. zu mildern und zu bessern. Da die Reichs- und Landesgesetz- gebung und die Maßnahmen des Bundesrates eine solch enorme Verteuerung aller Nahrungsmittel und unentbehrlichen Äe> brauchsgegcnstände nicht verhindert haben, die eine Unier- ernährung der ärmeren Bolksklassen in sicherem Gefolge hat, erwartet die Konferenz von den Vertretern der Arbeiter im Reiche und in den Landtagen, daß sie daS Elend und die En!- behrungen der Armen scharf beleuchten und dem Verlangen nack Abhilfe Ausdruck geben. Die Regierungen haben sicher die Mittel in Händen, dieser maßlosen Teuerung zu steuern. Es ist nicht an- gängig, daß gewisse Produzentenkreise und Spekulanten aus der Not des Volkes während des Krieges fick horrende Gewinne ver- schaffen. Jw einer Zeit, in welcher da« Volk ungeheure Opfer für die Gesamtheit bringt, ist ein solches Gebühren geradezu ver- brechcrisch."