©pfifiiditc ha als„her phantastischste der Menschen, der der- rannteste aller Ideologen, keines seiner Werke hat sich gegen die Natur der Tinge zu behaupten vermocht". Denn„die- jenigen, die den ganzen Horizont lediglich als eine Beute betrachten, haben keine weite Uebcrsicht, wie weit auch ihre Gier sein mag. Und das berühnite Zielbewußtsein ihrer Pläne beherrscht nur für einen Augenblick die bewegte weite Wirklichkeit." Diese Sätze, die mit so meisterhaft scharfen Strichen die Grundfehler der mit den Völkern gleich Bauern im Schach umspringenden Machtpolitik und der sie nur als Zählniarkcn in Rechnung stellenden Ersolgspolitik bloßlegen, sind dem letzten großen Buche von Jaurös entnommen, das er„D i e n e u e A r m e e" betitelt hat, ein Buch, das die allseitige radikale Umwälzung des Heerwesens der Republik im Sinne der Demokratie fordert und ihre Notwendigkeit und Zweck- Mäßigkeit politisch wie kriegswissenschaftlich begründet. In Kapiteln, die von seiner großen Geschichtskenntnis und einer außerordentlichen Belesenheit in der Fachliteratur zeugen, weist Jaurös nach, daß die von ihm verlangte Temokrati- sierung des französischen Heerwesens, die insbesondere die Beseitigung der Kasernendressur umschließt, die Wehrkraft Frankreichs auf die denkbar höchste Stufe der Entfaltung steigern würde. Aber— nur im Hinblick auf die V e r- t e i d i g u n g. Nur wenn sie auf diese zugeschnitten sei, sei die vollständige Demokratisierung der Armee möglich, aber auch nur niit der Verteidigung als Leitgedanken sei die Organisation und Erzielung der Wehrkraft der Nation in Einklang zu bringen mit den Grundsätzen wahrer moderner Demokratie. Man sieht, auch hier suchte Iaur�s organische und geistige Einheit herzustellen, wo bisher tiefgehende innere Gegensätze obwalteten. Sein Buch ist in Idee und Aus- führung eine Abrechnung mit dem Dualismus, über den bis setzt noch keiner der vorgeschrittenen Großstaatcn Europas binweggekommen ist, und der in der Gegensätzlichkeit der Verfassung von Heer und Nation besteht. Diesen Dualismus zu beseitigen ist Lebensgebot der europäischen Demokratie, wenn sie nicht ewig Halbheit und Trug sein will. Jaur�s erkannte dies und setzte sein ganzes Können für diese Aufgabe ein. Und sein scharfblickender Geist erkannte ferner die weittragende Bedeutung eines ztoeiten. Was Rudolf G o l d s ch e i d in seiner kurz vor Ausbruch des gegenwärtigen Weltkrieges verfaßten ausgezeichneten Schrift „Da s Verhältnis der äußeren Politik zur innere n" treffend aufzeigt, nämlich daß zwischen der äußeren und der inneren Politik der Staaten heute ein viel verhängnisvolleres Abhängigkeitsverhältnis besteht, als dem großen Publikum zum Bewußtsein kommt, so daß eine stetige Fortenttvickelung zur politischen und sozialen Demokratie eine glatte Unmöglichkeit ist, solange die auswärtige Politik von mehr oder weniger entgegengesetzten Tendenzen beherrscht ist, das sah auch Jaurds und handelte danach. So wenig wie auf den anderen Gebieten konnte er hinsichtlich der aus- wartigen Politik jene doppelte Buchführung, die unter an- derem seinerzeit in Teutschland der Verderb der bürgerlich- demokratischen Parteien gewesen ist und nun auch hier ihre sozialdemokratischen Verkünder findet. Er hat sie stets be- kämpft und einen großen Teil seiner unvergleichlichen schrift- stellerischen und rednerischen Kraft immer wieder darauf ver- wendet, die Vorbedingung einer wahrhaft demokratischen Friedenspolitik Frankreichs zu schaffen: Verständigung mit Deutschland . Unvergessen ist sein kraftvolles Han- deln zur Zeit des ersten großen Marokkokonfliktes von 1905/1906, wo sein parlamentarisches Auftreten den Sturz Telcass4s herbeiführte, dessen Politik zum Krieg zu führen drohte, unvergessen sein eindringendes Ermahnen zur Be- sonnenheit, als im Sommer 1911 der deutsche Panthcrsprung nach Agadir halb Frankreich in Erregung versetzte, unvergessen sein Drang, vor deutschen Arbeitern als Friedensbote zu sprechen, unvergessen sein freudiges Mitwirken auf den beiden deutsch -französischen Verständigungskonferenzen von Bern und Basel und sein Kampf gegen die Steigerung der Friedens- stärke des französischen Heeres durch die Rückkehr zur drei- jährigen Dienstzeit. Unvergessen sei es auch, wie er zur Zeit des Balkankriegcs von 1912/13 iu Erkenntnis der Gefahren, die dieser Krieg für Europa heraufbeschwor, den sieges- berauschten Balkanstaaten in einem seiner eindrucksvollsten Leitartikel warnend zurief- Mäßigt Euch! Und unver- gessen vor allem seine am 29. Juli 1914, als die Kriegsgefahr zum äußersten gediehen war, von der Tribüne der Riesen- Versammlung im Cirgue Royal zu Brüssel namens der Sozial- demokratie Frankreichs der zarischen Regierung zu Peters- bürg und indirekt auch den Kriegspolitikern zu Paris zu- gerufene Drohung, unter keinen Umständen zur Kriegs- erklärung überzugehen:„Wenn ihr den Krieg erklärt, dann erklären wir französischen Sozialisten, wir erkennen nur einen Bündnisvertrag an, den Vertrag, der uns mit der Menschheit verbinde t." Es war ein letzter Versuch, Europa den Frieden zu er- halten, das einzige Friedensmittel, das in jenem Augenblick noch der Sozialdemokratie Frankreichs offenstand. Zu ihm gegriffen zu haben, wird Iaurds zum ewigen Ruhin gereichen. Das Wort aber sei als Synibol seines ganzen Wirkens in unsere Herzen geschrieben. Es konnte nur von einem Men- schen gesprochen werden, dem die Politik nichts hieß, wenn sie nicht erfüllt war und ihre Richtung empfing von dem großen Gedanken der Zusammengehörigkeit der Völker und den aus ihm sich ableitenden Menschheitsidealen. Dieses Grundprinzip seiner Politik in der Anwendung, die er ihm gab und durch die sie zu jeder Zeit Realpolitik und Ideal- Politik in stärkster Verbindung war, das ist das große Erbe, das Jean Jaurds uns hinterlassen hat.
der Vorstoß in Kurland . V. Räumung Kurlands durch die Russen. (Verspätet eingetroffen.) Doblen, 18. Juli 1915. D o b l e n, ein Marktflecken von ungefähr 2090 Einwohnern, liegt 8 Kilometer von der Bahnstation Friedrichshof an der Linie Mitau —Libau . Gestern abend lag der Ort noch zwischen dem Feuer der Kämpfenden, heute, gegen Mittag sind die Verfolgenden ben zurückflutenden Russen bis auf 10 Kilometer vor M i t a u auf den Leib gerückt. An der Ruine eines alten Deutsch- Herrnfitzes vorbei ziehen noch deutsche Truppen auf der Straße, die zür alten kurländischen Residenzstadt führt. Ich sitze vor dem hübschen Landsitz eines Herrn v. d. Recke , im Rücken einen alten, herrlichen Park mit Fisch- und Gondelteich und anschließendem großen Garten, in dem Gemüse, Kern- und Becrenobst in großer Menge der Ernte harren, vor mir die Reste der großen Zwingburg, pon per au» auch einst der Herzog Kettler sein Szepter schwang.
Von Osten her dringt Kanonendonner herüber. Nicht Widerstands- los ziehen sich die Russen zurück. Bei Z... rafften sie sich sogar gestern abend zu einem Gegenstoß auf, als den hier nahezu Ein- geschlossenen von Mitau her ziemlich erhebliche Kräfte zu Hilfe kamen. Bis auf 100 Meter drängten sie an die deutsche Artillerie heran, dann brach der Vorstoß in einem heftigen Maschinengewehr- fcuer zusammen. Flüchtend versuchte der hier kämpfende Teil der russischen Truppen über Doblen Mitau zu erreichen. Das die Höhen vor Doblen besetzt haltende Detachement... hielt den Rückstrom auf und zwang den Gegner, südöstlich abzuschlvenken. Gleichzeitig erlitten die bei Alt-Auz in befestigten Stellungen zusammengezogenen rusiischen Kräfte eine Niederlage. Ter vollständigen Vernichtung tonnte sie nur durch ein Ausweichen in südlicher Richtung entgehen. Ungefähr 1500 Gefangene und 6 Kanonen mußten sie dem Sieger überlassen. Ob und in welchem Umfange es dem Reste gelingt, auf weiter östlich liegenden Straßen oder durch Verstecken in den Wäldern dem Tod oder der Ge- fangcnschaft zu entgehen, werden die nächsten Tage zeigen. Während den Ussari-Dragonern großer Schneid und tüchtige Führung nachgerühmt wird, scheint die Infanterie am Ende der Widerstandskraft angelangt zu sein. Gestern morgen z. 23. gaben sich sechs Deutschen , die von Frauenburg die Postsachen ab- holen wollten, 200 vollständig ausgerüstete, mit Gewehren und ausreichender Munition ausgerüstete Russen freiwillig g e- fangen. Sic erhöhten die Zahl der im Kampf gemachten Gc- fangenen an diesem Tage auf rund 2000, allein im Operations- abschnitt des Korps v. S.... Ein Teil der Deutschen hat sich auf der Straße nach... in Bewegung gesetzt, um den Russen schon hier diese Rückzugsstraße abzuschneiden. Vor den aus?llt-Auz herausgedrängten ruffischen Kräften legte sich heute früh Kavallerie und hält sie im Kampfe fest. Tie Operationen sind nun zum Teil in ein ganz eigenartiges Gelände verlegt worden, in das zahl- reicher von Süden her bei Mitau zusammentreffender Wasser- länfe. Ziemlich in der Mitte des Strahlenbündejs von kleinen Flüssen und der dahin sich ergießenden Bäche liegt die große Verkehrsstraße, die von Mitau über Szawl e— Tauroggen bei Laugszargen nach Deutschland hineinführt. Der vor einer Stunde noch deutlich vernehm- bare Artilleriekampf auf der Straße Doblen— Mitau hat aufgehört. Tie Russen ziehen sich weiter zurück. Wie soeben, 1H2 Uhr, ge- nieldet wird, sind die deutschen Truppen bis auf wenige Kilometer an Mitau herangekommen. Abgesehen von den zersprengten, in den Wäldern zerstreuten kleinen Trupps von Russen ist nun der ganze Teil Kurlands bis zum Abschnitt Tukku m— W i n d a ii— M i t a u von gegnerischen Streitkräften frei und in deutschem Besitz. Eine große Fläche dieses fruchtbaren, von der Natur reich gesegneten Gebietes ist mit Ge- treibe und Kartoffeln bebaut. Der Stand der Felder verheißt eine reiche Ernte. Und auf den Weiden sieht man große Herden von Vieh, slber Menschen bekommt man selten zu Gesichte Das ohnehin schon dünn besiedelte Land hat der Krieg fast vollständig entvölkert. Wer wird die der Reife entgegengehende Frucht in die Scheuer bringen? Das oben angegebene Ziel war abends erreicht, Mitau von den rückwärtigen Verbindungen abzuschneiden. Um die vor- geschobenen stark ausgebauten Befestigungen vor Mitau entspann sich gestern abend noch ein heftiger Kampf. Nachdem'Artillerie den Sturm vorbereitet halte, gingen Schützenlinien vor. Ter erste Teil der gestellten?liifgabc ist mit der Sperrung sämtlicher Rück- lvärtsverbindungen für die russischen Kräfte und mit dem Durch- brechen ihrer Verteidigungslinie Szawle— Alt-Auz— Mitau erledigt. Andere Kräfte lösen sie nun ab, denen die?lufgabe gc- stellt wird, Mitau zu nehmen. D ü w e l l, Kriegsberichterstatter.
Räumung öer tVeichsellinie. London , 30. Juli. (W. T. 23.) Der Petersburger Korrespondent der„Morning Post" weist darauf hin, daß Rußlands Beschluß, die Warschauer Befestigungen und die Weichsellinie zu räumen, um zu verhindern, daß die Deutschen die russische Front durchbrechen, die Billigung der Verbündeten fand, da letztere Möglichkeit alle anderen Erwägungen in den Hintergrund rücke. Englischer Pessimismus. London , 30. Juli. (W. T. B.) Meldung des Reuterschen Bu- reaus.„Times" meldet aus Warschau vom 25. Juli: Die heutigen Nachrichten sind unbefriedigend. Wie verlautet, haben die Deutschen den Narew überschritten und sich eingegraben. Auch im Süden ist der Feind nicht sehr weit entfernt, man sieht den Feuerschein brennender Dörfer. Selbst Optimisten sind der Ansicht, daß die Räumung Warschaus nur mehr eine Frage von Tagen ist. Zu be- tonen ist. daß die Russen aus ihren Stellungen nicht vertrieben werden können, sondern sich lieber zurückziehen, als daß sie eine Schlacht wagen, auf die sie ungenügend vorbereitet sind, so daß daraus eine Niederlage entstehen könnte. Man glaubt nicht, daß es in der Nachbarschaft Warschaus zu Kämpfen kommen wird. Wahr- scheinlich werden zwischen Warschau und der neuen Front Rückzugs- gefechte stattfinden. Die Post ist heute geschlossen worden und die Beamten haben die Stadt verlassen.
Die Drgonnenkämpfe vom 20. Juni bis 2. Juli. II') Aus dem Großen Hauptquartier wird un? ge- schrieben: ZIn der von Binarville nach Vienne le Chöteau führenden Straße ist das Gelände übersichtlich, der Wald ist ziemlich licht und zudem im Laufe der Zeit derartig zerschossen, daß hier die in drei Terrassen übereinanderliegenden französischen Gräben deutlich zu sehen sind. Ter vorderste Graben war etwa 100 Schritt von der deutschen Stellung entfernt. Weiter nach Osten wird der Wald außerordentlich dicht, Torncngcstrüpp und dickes Unterholz bedeckt den Boden, man kann kaum 10 Schritte weit sehen. Die deutsche und französische Kampfstellung war hier durch ein kleines Tal getrennt, dessen Sohle nicht einzusehen war. Auf der ganzen Front dieses Abschnittes hatte» Patrouillen festgestellt, daß die Franzosen im Talgrunde ein 30 Meter breites Hindernis angebracht hatten, bestehend aus einem Gewirr von Stacheldraht, einer Wand aus Drahtmaschcn und einem breiten Wassergraben. Jenseits dieses Hindernisses auf halbem Hang befand sich in dichtem Unter- holz die französische Hauptstellung, mehrere hintereinanderliegende Gräben mit starken Eindeckungen, Blockhäusern und Maschinen- gcwehrständen. Außerdem hatte der Feind diesseits des Draht- Hindernisses in Postenlöchern und einzelnen Sappenköpfen kleinere Abteilungen bis nahe an die deutsche Stellung vorgeschoben. Ruhig und klar bricht der Morgen des 20. Juni an. Hüben und drüben ist heute alles früher munter als sonst: Bei den Deutschen in Erwartung des bevorstehenden Kampfes, bei den Franzosen , weil sich im Morgengrauen gerade die Regimenter 55 und 255 in der vorderen Linie ablösen. Punkt 4 Uhr vormittags eröffnen die deutschen Batterien ihr Feuer. Etwas später beginnt das Schießen der Minenwerfer. Von Stunde zu Stunde steigert sich die Heftigkeit des FeuerS; die Wirkung des Artillerie- und Minenfeuers ist verheerend. Beim Feinde drängt sich alles in den
*1 Siehe Nr. 207 des„Vorwärts".
Unterständen und eingedeckten Teilen der vordersten Linie zu- sammen, denn weiter rückwärts legt die deutsche Artillerie mit ihrem rasenden Feuer über die Verbindungslinie eine Sperre, die so leicht kein Mensch lebend durchschreiten kann. In den deutscheir Gräben werden die letzten Vorbereitungen getroffen: Hunderte von Sturmleitern zum Erklimmen der vorderen Grabenwand stehen bereit, die 23ajonette werden aufgepflanzt, jeder legt sich seine Handgranaten zurecht, die Pioniere sind mit Drahtscheren und mit Gerät zum Ueberwinden der Hindernisse ausgerüstet. Alle Uhren sind auf die Sekunde gleichgestellt. Um 8 Uhr 80 Minuten vormittags wird das Artillerie- und Minenfeuer bis zur letzten, größten Heftigkeit gesteigert, und dann— um 8 Uhr 50 Minuten: vormittags— bricht auf der ganzen Front der Sturm los. Fort - gerissen von glühendster Begeisterung und dem todesverachtenden Willen zum Siege stürzen sich die braven Leute auf den vordersten französischen Graben. Ohne selbst zu wissen, wie, durchbrechen sie im Handumdrehen das Drahthindernis. Viele bleiben im Stachel- draht hängen, zerfetzen die Kleider, fallen hin, springen wieder auf, und weiter gchts. den feuerspeienden Blockhäusern entgegen. Zur gleichen Zeit hat die Artillerie ihr Feuer weiter nach rückwärts verlegt. Zu beiden Seiten der Straße nach Vienn« le Chäteau gelingt der Sturm am schnellsten, hier hat das vorbereitende Feuer am furchtbarsten gewirkt, in einem einzigen Anlauf werden die drei französischen Gräben und die Wagenbarrikade drüben auf dem nächsten Höhenrücken genommen, die ersten Offiziere und etwa 100 Mann fallen in den genommenen Gräben und Unter- ständen den Siegern als Gefangene in die Hände. Im dichten Walde geht es langsamer vorwärts: Hier kommt es im vordersten französischen Graben zu einem heißen, erbitterten Nahkampf. Jedes Maschinengewehr, jedes Blockhaus, jede Schietzscharte, jeder Unterstand muß hier einzeln angegriffen und genommen werden. Unsere Leute vollbringen in dem ihnen unbekannten Grabengewirr, mitten zwischen den Hindernissen, im Kampf gegen einen unsicht- baren wohlgedeckten Feind, Heldentaten voll Kaltblütigkeit und Todesmut. Ein Trupp Württemberger mit ihrem tapferen Führer, Leutnant Sommer, erstürmen ein Blockhaus, legen sich trotz des heftigsten von allen Seiten auf sie niederprasselnden Feuers oben auf das Dach und machen mit Revolverschüssen und Handgranaten durch die Schießscharten die Besatzung und ihr Maschinengewehr unschädlich. Von einem Nachbargraben aus, zu Tode getroffen, fällt der heldenhafte junge Offizier. Ein kleine Abteilung stürmt bis weit in die feindlichen rückwärtigen Stellungen hinein, verliert aber die Verbindung mit den Kameraden und wird abgeschnitten. So sind es oft gerade die Tapfersten, die im Drang nach Vorwärts allzu weit vorstürmen und dann dem Feinde in die Hand fallen. An einer anderen Stelle des Labordere-Werkes, an der der Sturm auf ganz besonders starke Hindernisse und Befestigungen stößt, gelingt es Leutnant Walker, mit einer Kompagnie in ein schmales Stück der feindlichen Stellung einzudringen. Von vorne und beiden Seiten durch weit überlegenen Feind eingeschlossen, ohne rückwärtige Verbindung zu seinem Bataillon, hält er sich stunden- lang im rasendsten Feuer. Endlich um 8 Uhr abends brechen aus beiden Flanken neue Kompagnien zu ihren todesmutigen Kameraden durch.?llles, was sich in den Weg stellt, wird niedergemacht oder gefangen genommen. Ebenso heiß und blutig tobt der Nahkampf im östlichen Teil des Labordere-Werkes. Zwei der tapfersten jungen Führer, Leutnant v. Spindler und Fähnrich Kurz vom Infanterie- regiment„Kaiser Wilhelm " Nr. 120, gelingt es, mit wenigen Leuten in den feindlichen Graben hineinzuspringen und ihn nach rechts und links aufzurollen. Beide müssen ihren Heldenmut mit dem Leben bezahlen. Ihr gutes deutsche? Blut ist nicht umsonst ge- flössen. Als eS Abend wird, ist der größte Teil des Labordere. Werkes und die gesamten Stellungen zu beiden Seiten der Straße nach Vienne le Chöteau im Besitz der Württemberger und der preußischen Landwehr . Mehrere heftige Gegenangriffe der Fran- zosen werden abgewiesen. 7 Offiziere, 627 Mann, 6 Maschinen- gewehre, 15 Minenwerfer, mehr als 1000 Gewehre und viel Gerät, Waffen und Munition sind die Beute der Sieger.(W. T. B.)
der französische Tagesbericht. Paris , 30. Juli.«W. T. B.) Amtlicher Bericht von Donnerstag nachmittag: Im Artois daS übliche Bombardement im Laufe der Nacht. Im Abschnitt Souchez einige Kämpfe mit Handgranaten und Fröschen. In den Ar- gönnen Kämpfe mit Bomben und Lufttorpedos im Gebiete Bagatelle-Courtechausse. Bei St. Hubert sowie im Wald von Malancourt sprengten wir mehrere deutschen Posten mit Minen. In den Vogesen am Lingekopf lasen wir am 22. d. MtZ. in der eroberten Stellung 200 tote Deutsche auf und fanden zwei Maschinengewehre, 200 Gewehre sowie eine große Menge Munition und Ausrüstungsgegenstände. Die deutschen Truppen ließen auf dem Gelände des Barrenkopfes über 400 Tote. Die genaue Zahl der im Laufe der letzten Kämpfe vom 27. und 28. d. Mts. gemachten Gefangenen be- trägt 201. Paris , 30. Juli. (W.T.B.) Amtlicher Bericht von Donnerstagabend. Vom Meer bis zu den Vogesen war der Tag ziemlich ruhig. Stärkere Tätigkeit gab es nur im Abschnitte von Souchez, um Arras , bei Soissons , in den Argonnen bei Marie Therese und vor Fey en Haye. In den Vogesen gelang es uns, bei Ban de Sapt eine neue Häusergruppe im Südwestteil von Naunois zu besetzen. Saint Diö und Thann erhielten einige Granaten. Am Barrenkopf versuchten die Deutschen , die Stellungen wiederzugewinnen, deren wir uns bemächtigt hatten. Ein sehr heftiger Angriff, den sie unternahmen, wurde zurückgeschlagen, alle unsere Gewinne wurden behauptet. Die deutsche Batterie, die den Angriff unterstützte, wurde unter unser Feuer genommen und zerstört. Zrenchs Melüung. London , 30. Juli. (W. T. B.) Meldunz des Reuterschen Bureaus. General F r e n ch meldet, daß auf beiden Seiten leb- hafter Minenkrieg geführt wird mit gelegentlichen Artilleriegefechten ohne Angriffe der Infanterie. Britische Flugzeuge haben östlich von beke eine deutsche Flugmaschine heruntergeschossen. französische flieget über freiburg . Amtlich. Berlin , 30. Juli. (W. T. B.) Heute früh 6 Uhr erschienen drei feindliche Flieger, von Südwesten kommend, über F r e i b u r g. Sie warfen sieben Bomben, durch die eine Zivilperson getötet und sechs zum Teil schwer verwundet wurden. Militärischer und sonstiger Sachschaden ist nicht erheblich. Die englischen Verluste. London , 30. Juli.<W. T. B.) Die letzte Verlustliste zählt 57 Ojsiziere und 933 Mann auf.